gesicherte Forderung - Webseiten der Juristischen Fakultät

January 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Universität Augsburg - Juristische Fakultät -

Vorlesung “Einführung in das Bank-, Kapitalmarkt- und Kreditsicherungsrecht“ Wintersemester 2010 / 11

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. (London)

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 6 – Gutgläubigkeit Erwerber » (1) keine positive Kenntnis Erwerber, § 892 I 1 HS 2 Fall 2 BGB » (2) maßgeblicher Zeitpunkt für Gutgläubigkeit (a) Grundsatz: Vollendung Rechtserwerb, § 892 I 1, II BGB (b) Ausnahme 1: Antragstellung, § 892 II HS 1 BGB (c) Ausnahme 2: Einigung, § 892 II HS 2 BGB

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 7 • nochmals zur Verdeutlichung: Zeitpunkt Gutgläubigkeit nach § 892 I 1, II BGB (Zeitpunkt Gutgläubigkeit ist farbig markiert)  Grundsatz: Einigung (§ 873 I BGB) – Eintragungsantrag (§ 13 GBO) – Eintragung im Grundbuch (§ 892 I 1, II BGB)  Ausnahme 1: Einigung (§ 873 I BGB) - Eintragungsantrag (§ 13 GBO) - Eintragung im Grundbuch (§ 892 II HS 1 BGB)  Ausnahme 2: Eintragungsantrag (§ 13 GBO) – Einigung (§ 873 I BGB) – Eintragung im Grundbuch (§ 892 II HS 2 BGB)

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 8 • Problem: über Eintragung hinaus weitere Entstehungsvoraussetzungen (z.B. Briefübergabe)  allgemeine Regel: Zeitpunkt der letzten materiellrechtlichen Entstehungsvoraussetzung vor Eintragung  teleologische Reduktion § 892 II BGB: “nur noch” Eintragung erforderlich – arg.: § 892 BGB will Erwerber vor den Folgen des Eintragungsgrundsatzes (§ 873 BGB) schützen

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 9  Verfügungsmacht: § 892 I 2 BGB – relative gerichtliche oder behördliche Verfügungsverbote (§ 136 BGB, vgl. Wortlaut § 892 I 2 BGB: „zugunsten einer bestimmten Person“): » §§ 829, 857 ZPO (Pfändung von Forderungen und Rechten) » §§ 20 I, 23 ZVG (Grundstücksbeschlagnahme) – nicht: gesetzliche Verfügungsbeschränkungen („absolute Verfügungsverbote“): z.B. §§ 1365, 1369 BGB

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 10  Übergabe des Hypothekenbriefs, §§ 1116 I, 1117 BGB (vor

Briefübergabe Eigentümergrundschuld, § 1163 II, 1177 I 1 BGB (wenn keine Forderung) oder Eigentümerhypothek (§§ 1163 II, 1177 II BGB, wenn Forderung))  §§ 1117 I 1 (= 929 S. 1) BGB  §§ 1117 I 2, 929 S. 2 BGB  §§ 1117 I 2, 930 BGB  §§ 1117 I 2, 931 BGB  Aushändigungsvereinbarung, § 1117 II BGB  Einigsein / Fortbestand der Berechtigung  Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung, § 1113 I BGB • rechtshindernde Einwendungen gegen Hypothek • rechtshindernde Einwendungen gegen gesicherte Forderung  Eigentümergrundschuld gemäß §§ 1163 I 1, 1177 I 1 Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 11 • Fall 20: F ist im Grundbuch zu Unrecht als Grundstückseigentümer eingetragen. Er vereinbart mit G, diesem zur Sicherheit für ein Darlehen eine Buchhypothek zu bestellen. Nach der Einigung über die Hypothekenbestellung, der Auszahlung des Darlehens und dem Eintragungsantrag erfährt G, dass F nicht Eigentümer des Grundstücks ist. Nachdem G eingetragen worden ist, verlangt der wahre Eigentümer E von G die Bewilligung zur Löschung der Hypothek (§ 19 GBO). Zu Recht?

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Zur Fallösung: Grundbuchberichtigungsanspruch, § 894 BGB - 1 • Entstehung  Anwendbarkeit  grds. keine Berichtigung Grundbuch durch Grundbuchamt von Amts wegen – deshalb Berichtigung durch Beeinträchtigten zu betreiben  Recht an einem Grundstück (= Eigentum) / Recht an einem solchen Recht (= beschränkte dingliche Rechte) / relative Verfügungsbeschränkung (§ 894 Fall 3 BGB)  Unrichtigkeit des Grundbuchs = Divergenz zwischen formeller und materieller Rechtslage  formelle Rechtslage („Inhalt des Grundbuchs“)  materielle Rechtslage („wirkliche Rechtslage“) – Prüfung!  Divergenz („nicht im Einklang“) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Zur Fallösung: Grundbuchberichtigungsanspruch, § 894 BGB - 2  Gläubiger (Aktivlegitimation des Anspruchstellers) = materiell

Berechtigter („derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragen oder durch Eintragung einer nicht bestehenden Belastung oder Beschränkung beeinträchtigt ist“)  Schuldner (Passivlegitimation des Anspruchsgegners) = Buchberechtigter („derjenige, dessen Recht durch die Berichtigung betroffen wird“)  keine rechtshindernde Einwendungen gegen § 894 BGB • Erlöschen: rechtsvernichtende Einwendungen  z.B. Erfüllung, § 362 I BGB

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Zur Fallösung: Grundbuchberichtigungsanspruch, § 894 BGB - 3 • Durchsetzbarkeit: rechtshemmende Einwendungen  allgemeines Zurückbehaltungsrecht, § 273 I BGB z.B. wegen Kaufpreisrückzahlungs- oder Schadensersatzanspruch  keine Verjährung, § 214 I, da Berichtigungsanspruch unverjährbar ist, § 898 BGB • Rechtsfolge  Anspruch auf Zustimmung zur Berichtigung des Grundbuchs (= Eintragungsbewilligung/Berichtigungsbewilligung/ Löschungsbewilligung, § 19 GBO; Form: § 29 GBO)  materiellrechtliche Willenserklärung nicht erforderlich, da materielle Rechtslage bereits vorliegt  Zwangsvollstreckung: verfahrensrechtliche Erklärung wird ggfs. durch Urteil ersetzt, § 894 ZPO analog (Fiktion der Abgabe einer Willenserklärung) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 12 Grundbuchberichtigungsanspruch, § 894 BGB Entstehung • Unrichtigkeit des Grundbuchs = Divergenz zwischen formeller und materieller Rechtslage rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113 BGB  Einigung, §§ 873, 1113, 1115 BGB  Eintragung (der Hypothek) im Grundbuch, §§ 873, 1115 BGB  Einigsein

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 13  Berechtigung

 Eigentum (-) – beachte: keine Überwindung anderer Mängel (z.B. Geschäftsunfähigkeit, § 107)  gutgläubiger Erwerb Hypothek, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Grundstücksrechts – Verkehrsgeschäft – Rechtsscheintatbestand: Eintragung im Grundbuch » Unrichtigkeit des Grundbuchs Rechtsangabe (nicht tatsächliche Angabe aus Bestandsverzeichnis) » Legitimation des Verfügenden (Eigentümers) durch die Unrichtigkeit des Grundbuchs Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 14 – keine Zerstörung Rechtsschein, insbesondere kein Widerspruch gegen Richtigkeit Grundbuch im Zeitpunkt Vollendung Rechtserwerb eingetragen, §§ 892 I 1 HS 2 Fall 1, 899 BGB – Gutgläubigkeit Erwerber » keine positive Kenntnis Erwerber » maßgeblicher Zeitpunkt für Gutgläubigkeit Grundsatz: der Vollendung des Rechtserwerbs, § 892 I 1, II BGB (-)

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 15 – Ausnahme 1: der Antragstellung, § 892 II HS 1 BGB (+) – Problem: teleologische Reduktion: zum dinglichen Rechtserwerb „nur noch“ Eintragung erforderlich (+)  Zwischenergebnis: gutgläubiger Erwerb  Ausschluss Hypothekenbrief, § 1116 II BGB  Einigung über Ausschluss Erteilung Hypothekenbriefs, § 1116 II 3 HS 1 BGB  Eintragung Ausschluss Brieferteilung im Grundbuch, § 1116 II 3 HS 1 BGB

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 16  Bestand einer zu sichernden Forderung, § 1113 I BGB

 Rückzahlungsanspruch, § 488 I 2 Fall 2 BGB – Auszahlung [= Valutierung] Darlehen ist Entstehungsvoraussetzung Rückzahlungsanspruch • Ergebnis  G ist Inhaber einer Hypothek  E hat keinen Grundbuchberichtigungsanspruch  E kann nicht Bewilligung der Löschung der Hypothek verlangen

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Zitierweise beim rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten • Vorschlag, wenn von vornherein Prüfung des gutgläubigen Erwerbs: §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB  § 873 BGB ist Grundtatbestand Entstehung Immobiliarrechte  Zitat kann auf § 873 I BGB beschränkt werden  § 1113 BGB bestimmt Inhalt Hypothek  § 1115 BGB bestimmt Inhalt Eintragung  § 1116 BGB bestimmt Entstehungserfordernis Buchhypothek  keine ausdrückliche Vorschrift für Berechtigung (Eigentum/Verfügungsbefugnis)  § 892 BGB regelt gutgläubigen Erwerb  Zitat kann auf § 892 I BGB beschränkt werden • Zitierweise bei Prüfung des gutgläubigen Erwerbs nach Ablehnung des Erwerbs vom Berechtigten: nur § 892 I BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek 1 1. A

Darlehen, § 488 Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1113

Bank (z.B.)

A

Darlehen, § 488

Bank (z.B.)

2. z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677 Gesell., § 705

§§ 873, 1113

E

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Sicherungsvertrag, § 311 I

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek 2 - Überblick dingliches Verwertungsrecht Hypothek (Recht auf Duldung der Zwangsvollstreckung, „Duldungsanspruch“), § 1147 BGB • Entstehung  Problem - Rechtsnatur:  dinglicher Anspruch (Westermann) – aber: Pfandschuldner „schuldet“ nichts  dingliches Verwertungsrecht (Wolff/Raiser)  Hypothek  Erwerb Hypothek (rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Hypothek)  kein Verlust Hypothek – (1) Übertragung Hypothek – (2) Zahlungsfolgen Hypothek (Befriedigung Gläubiger gesicherte Forderung) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek 3 - Überblick  Einwendungen gegen Hypothek

 beachte bei Briefhypothek: Vorlage des Briefes erforderlich, § 1160  Einwendungen gegen gesicherte Forderung  beachte bei Briefhypothek: Vorlage des Briefes erforderlich, §§ 1161, 1160  nicht: Verjährung, § 216 I BGB • Erlöschen: rechtsvernichtende Einwendungen • Durchsetzbarkeit - rechtshemmende Einwendung  keine Verjährung, § 214 I BGB, da Ansprüche aus eingetragenen Rechten nicht Verjährung unterliegen (§ 902 BGB)

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek 4 - Überblick • Rechtsfolge  Klage aufgrund Hypothek verschafft für Zwangsvollstreckung notwendigen Titel in Form eines Urteils  da Klage auf „Duldung Zwangsvollstreckung“ (genauer: Klage auf Feststellung des Befriedigungsrechts) umständlich und langwierig, wird in Praxis Vollstreckungsunterwerfungserklärung nach § 794 I Nr. 5 ZPO gewählt  liefert sofort Titel  zwingt Schuldner in Angreiferrolle (Vollstreckungsabwehrklage, §§ 795, 767 ZPO)

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 5 Einwendungen („mittelbar“ gegenüber § 1147 BGB) Einwendungen gegen Hypothek

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Einwendungen gegen Forderung

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 6 Hypothek rh., rv. Einwendung selbstverständlich (d.h. gesetzlich nicht geregelt) RF: -kein Bestand Hypothek -Unrichtigkeit GB (§ 894)

beachte: kein gutgl. Erwerb, § 892 bei Einwendung

Einrede selbstverständlich (arg. § 1157 S. 1) RF: -Bestand Hypothek, aber Hemmung Rechtsausübung (kein § 894!) -Anspruch auf Verzicht Hypothek bei dauernder Einrede, §§ 1169, 1168 (nicht bei Verjährung; Palandt/Ellenberger, § 216 Rn. 3) -mit Verzicht EGS, §§ 1168 I, 1177 I 1 (wenn keine Forderung) beachte: kein gutgl. einredefreier Erwerb

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 7 Forderung rh., rv. Einwendung selbstverständlich (d.h. gesetzlich nicht geregelt) RF: -rh: EGS, §§ 1163 I 1, 1177 I 1 (kein § 894!) -rv: EGS, §§ 1163 I 2, 1177 I 1 (kein § 894!)

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Einrede -eigene, §§ 1137 I 1 Fall 2, 770 -fremde, §§ 1137 I 1 Fall 1 (aber nicht Verjährung, § 216 I)

RF: -Hemmung Rechtsausübung (kein § 894!) -Anspruch auf Verzicht Hypothek bei dauernder Einrede, §§ 1169, 1168 -mit Verzicht EGS, §§ 1168 I, 1177 I 1

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 8 • Einwendungen gegen Hypothek (eigentümerbezogene Einwendungen aus Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer und Hypothekar/Gläubiger)  rechtshindernde Einwendungen  z.B. Geschäftsunfähigkeit, § 105 I, Sittenwidrigkeit, § 138 I (z.B. anfängliche Übersicherung)  rechtsvernichtende Einwendungen  z.B. Anfechtung, §§ 142 I, 119, 123  Befriedigung aus Grundstück durch Zwangsvollstreckung, § 1181 I

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 9  Aufhebung der Hypothek, §§ 1183, 875, 876  nicht: Verzicht auf Hypothek z.B. wegen Stellung anderer Sicherheit (§ 1168), da – Rechtsfolge: Eigentümergrundschuld, §§ 1168 I, 1177 I 1  rechtshemmende Einwendungen (Einreden)  z.B. Zurückbehaltungsrecht gegen die Hypothek (§ 273 I), Widerspruch gegen Briefhypothek bei Nichtvorlage Hypothekenbrief (§ 1160), Rechtsmissbrauch (§ 242) – Stundung der Hypothek (§ 311 I) wohl Einrede aus Sicherungsvertrag  keine Verjährung, da Hypothek kein Anspruch

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 10 • Einwendungen gegen gesicherte Forderung (schuldnerbezogene Einwendungen aus dem Rechtsverhältnis zwischen Schuldner und Gläubiger)  rechtshindernde Einwendungen  z.B. Fälligkeit gesicherte Forderung, § 271 II, Sittenwidrigkeit, § 138 I  rechtsvernichtende Einwendungen  z.B. Anfechtung, § 142 I

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 11  rechtshemmende Einwendungen (Einreden), § 1137

 eigene Einreden, §§ 1137 I 1 Fall 2, 770 – Anwendbarkeit » soweit Eigentümer nicht persönlicher Schuldner ist – Einrede aus Anfechtungsrecht des persönlichen Schuldners (Anfechtbarkeit), § 770 I – Problem: sonstige Gestaltungsrechte Hauptschuldner (z.B. Rücktrittsrecht), § 770 I, II analog („§ 770 Ia“) – Einrede aus Aufrechnungsrecht des Gläubigers der gesicherten Forderung (Aufrechenbarkeit), § 770 II  sonstige eigene Einreden: Widerspruch gegen Briefhypothek bei Nichtvorlage Hypothekenbrief (§§ 1161, 1160)

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Ersterwerb Hypothek - 12  fremde Einreden, § 1137 I 1 Fall 1 – z.B. § 320 I 1, anfängliche/nachträgliche Stundung der Forderung (§ 311 I), Zurückbehaltungsrecht gegen die gesicherte Forderung (§ 273 I), § 242 – Gegeneinwendung: Verzicht des persönlichen Schuldners? kein Ausschluss Einrede, wenn Schuldner verzichtet hat, § 1137 II – nicht dagegen Verjährung der gesicherten Forderung (vgl. § 216 I) » Verjährung lässt Anspruch nicht erlöschen (§ 214 I)

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek 13 • Fall 21: A hat dem B zur Sicherung offener Rechnungen aus der Lieferung von Maschinen eine Buchhypothek an seinem Grundstück bestellt. Als A die ausstehenden Geldbeträge nicht zahlt, verklagt B ihn auf Duldung der Zwangsvollstreckung in das Grundstück. A verteidigt sich wie folgt: Die Einigung über die Hypothekenbestellung sei wegen arglistiger Täuschung nichtig.

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek 14 Recht auf Duldung der Zwangsvollstreckung, § 1147 BGB Entstehung • Erwerb Hypothek: rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchhypothek, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113, 1115, 1116 BGB  Einigung, §§ 873, 1113, 1115 BGB  Eintragung (der Hypothek) im Grundbuch, §§ 873, 1115 BGB  Berechtigung  Ausschluss des Hypothekenbriefs, § 1116 II BGB  Einigung über den Ausschluss der Erteilung des Hypothekenbriefs, § 1116 II 3 HS 1 BGB  Eintragung des Ausschlusses der Brieferteilung im Grundbuch, § 1116 II 3 HS 1 BGB

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek 15  Bestand einer zu sichernden Forderung

 Kaufpreisansprüche, § 433 II Fall 1 BGB • Einwendungen gegen Hypothek  rechtsvernichtende Einwendung gegen dingliche Einigung: Anfechtung, §§ 142 I, 123 I Fall 1 BGB (+) • Ergebnis  B hat kein Recht auf Duldung der Zwangsvollstreckung  Rechtsfolge der Nichtigkeit der Hypothek: Grundbuch ist unrichtig  A hat Grundbuchberichtigungsanspruch, § 894 BGB  gutgläubiger Erwerb nach § 892 I BGB kommt nicht in Betracht

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Umfang der Hypothekenhaftung 1 • um eine wirtschaftlich sinnvolle Verwertung Grundstück zu ermöglichen, erstreckt sich Haftung nicht nur auf Grundstück selbst • Hypothekenhaftung erfasst zusätzlich folgende Gegenstände:  die wesentlichen (§§ 93, 94 BGB) und die nichtwesentlichen Bestandteile (§ 93 BGB) des Grundstücks  § 1120 Fall 1 BGB verweist nur auf „Bestandteile“ und erfasst deshalb auch nichtwesentliche Bestandteile  insbesondere Gebäude, § 94 BGB  nicht dagegen die Scheinbestandteile (§ 95 BGB)  die Erzeugnisse des Grundstücks (§§ 1120 Fall 1, 99 BGB), sofern sie nicht mit der Trennung nach §§ 954-957 BGB in das Eigentum eines anderen als des Eigentümers fallen

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Umfang der Hypothekenhaftung 2  das dem Eigentümer gehörende Grundstückszubehör (§§ 1120 Fall 2,

97 BGB)  ferner das Anwartschaftsrecht des Eigentümers am Zubehör (z.B. bei Erwerb unter Eigentumsvorbehalt) (analoge Anwendung)  die Miet- und Pachtzinsforderungen (§ 1123 I BGB)  die Versicherungsforderungen hinsichtlich von Gegenständen, auf die sich die Hypothekenhaftung erstreckt (§ 1127 ff. BGB)

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Wirtschaftliche Bedeutung der Grundschuld • Grundschuld ist heute – in Form der Sicherungsgrundschuld – in Praxis gebräuchlichstes Grundpfandrecht

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Formen und gesetzliche Regelung der Grundschuld 1 • Formen Grundschuld  einfache und Sicherungsgrundschuld  einfache Grundschuld – in der Praxis nicht zu finden – nicht auf gesicherte Forderung bezogen » vgl. aber Ulrich Huber, Habil. Sicherungsgrundschuld: Missverständnis des historischen Gesetzgebers; Grundschuld sollte nicht von Forderung vollkommen losgelöst sein – Sicherungsvertrag nur als bloße Rechtsgrundabrede (da nicht zur Sicherung einer Forderung bestellt) » Rechtsgrundabrede, da Grundschuld abstraktes Rechtsgeschäft ist, das Rechtsgrund nicht in sich trägt Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Formen und gesetzliche Regelung der Grundschuld 2  Sicherungsgrundschuld – in Praxis übliche Form der Grundschuld – dinglich normale Grundschuld – über schuldrechtlichen Sicherungsvertrag, § 311 I BGB mit gesicherter Forderung verbunden » Forderungsgebundenheit der Sicherungsgrundschuld, aber keine Akzessorietät – Sicherungsgrundschuld gesetzlich bestätigt durch § 1192 Ia BGB (eingefügt durch Risikobegrenzungsgesetz; wirksam ab 1.3.2009) » außerdem erfasst von § 216 II 1 BGB

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Formen und gesetzliche Regelung der Grundschuld 3  Brief- und Buchgrundschuld

 Briefgrundschuld, §§ 1192 I, 1116 I BGB – Übertragung außerhalb Grundbuch möglich, §§ 1192 I, 1154 I BGB  Buchgrundschuld, §§ 1192 I, 1116 II, III BGB – keine Übertragung außerhalb Grundbuchs

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Formen und gesetzliche Regelung der Grundschuld 4 • gesetzliche Regelung Grundschuld  Vorschriften Hypothekenrecht sind aufgrund gesetzlicher Verweisung (§ 1192 I BGB) „entsprechend“ anwendbar, soweit  in §§ 1191 ff. BGB nichts anderes bestimmt ist  sich nichts anderes daraus ergibt, dass Grundschuld nicht akzessorisch mit gesicherter Forderung verbunden ist  nicht anwendbar sind insbesondere §§ 1113, 1137-1139 (§ 1138!), 1153, 1163 I (wohl aber § 1163 II), 1164-1166, 1177 BGB

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Sicherungsgrundschuld

1. Schuldner / meist Eigentümer

2. Schuldner z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677 Sichererungsgeber / meist Eigentümer Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Darlehen, § 488 Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1191

Darlehen, § 488

Gläubiger Bank (z.B.)

Gläubiger Bank (z.B.)

§§ 873, 1191 Sicherungsvertrag, § 311 I

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Prüfungsprogramm Erwerb einer Hypothek / Grundschuld

Erwerbsfall

Zweiterwerb

Ersterwerb

Briefhyp./GS

Ber.

Briefhyp./GS

Buchhyp./GS

NB

Ber.

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

NB

Ber.

NB

Buchhyp./GS

Ber.

NB

nur Hyp.: dingl. nur Hyp.: nur Hyp.: dingl. nur Hyp.: Ford. Recht Doppel- Ford. Recht Doppelmangel mangel 40

Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 1 • Einigung, §§ 873 I, 1191 I BGB (einseitige Erklärung genügt bei Bestellung Eigentümergrundschuld, § 1196 II BGB)  Parteien  Verfügungsgegenstand: Grundstück  Begründung eines dinglichen Verwertungsrechts am Grundstück (Grundpfandrecht)  keine akzessorische Sicherung bestimmter Forderung (aber schuldrechtliche Sicherungsabrede möglich)  Geldsumme der Grundschuld  Zinsen der Grundschuld

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 2 • Eintragung im Grundbuch, §§ 873 I, 1115 BGB  nicht eingetragen werden kann, weil Grundschuld nicht akzessorisch ist, gesicherte Forderung  einzutragen sind aber Geldsumme, die aus Grundstück zu zahlen ist, und Zinssatz • Einigsein  bis Eintragung ist Einigung grds. widerruflich, soweit nicht einer der vier Fälle des § 873 II BGB vorliegt

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 3 • Berechtigung  Eigentum  Verfügungsmacht (beachte § 878 BGB) • Ausschluss des Grundschuldbriefs, §§ 1192 I, 1116 II BGB  Einigung über Ausschluss Erteilung Grundschuldbrief, §§ 1192 I, 1116 II 3 HS 1 BGB  Eintragung Ausschluss Brieferteilung im Grundbuch, §§ 1192 I, 1116 II 3 HS 1 BGB • Einigsein / Fortbestand Berechtigung

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 4 • nicht: Bestand Forderung, § 1191 I BGB (arg. e contrario § 1113 I BGB) • rechtshindernde Einwendungen gegen Grundschuld  Besonderheit bei Sicherungsgrundschuld  zwar kein akzessorisches Recht, bei dem Einwendungen gegen Forderung direkt geltend gemacht werden können  es können aber „Einreden“ aufgrund Sicherungsvertrag als Einreden gegen Grundschuld geltend gemacht werden, § 1192 Ia S. 1 HS 1 BGB

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 5 • Fall 22: E hat für seine Hausbank B eine Grundschuld zur Sicherung eines Kredits in Höhe von € 150.000 bestellt. B ficht den Darlehensvertrag mit Erfolg an. E ist der Meinung, damit sei auch die Grundschuld in sich zusammengefallen und verlangt von B Zustimmung zur Grundbuchberichtigung. Mit Erfolg?

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 6 • Grundbuchberichtigungsanspruch, § 894 BGB Entstehung  Unrichtigkeit des Grundbuchs rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Grundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB …  Bestand der Forderung – Grundschuld als nicht akzessorisches Sicherungsrecht hinsichtlich Bestellung und Bestand vom Bestand gesicherter Forderung unabhängig – E kann damit keine Grundbuchberichtigung verlangen wegen Wegfalls der gesicherten Forderung.

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 7  rechtshindernde Einwendungen gegen Grundschuld – keine rechtshindernden Einwendungen gegen Grundschuld ersichtlich

 aber: es kann aufgrund fiduziarischer Bindung Grundschuld an den Sicherungsvertrag ggfs. (je nach Ausgestaltung der Sicherungsabrede) im Rahmen Verwertungsrecht §§ 1192 I, 1147 BGB eine Einrede gegen Grundschuld aufgrund Sicherungsvertrag geltend gemacht werden  rechtsvernichtende Einwendung im Rahmen Verwertungsrecht: Anfechtung, §§ 142 I, 123 I BGB (+)

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 8

 rechtshemmende Einwendung im Rahmen Verwertungsrecht, § 1192 Ia S. 1 HS 1 BGB: Arglisteinrede, § 242 BGB aus Sicherungsvertrag hat Grundschuldschuldner außerdem Rückgewähranspruch  Bestehen einer Einrede gegen Verwertungsrecht führt aber nicht zur Unrichtigkeit Grundbuch • Ergebnis  Grundbuch ist nicht unrichtig  kein Grundbuchberichtigungsanspruch des E nach § 894  beachte aber Rückgewähranspruch aus Sicherungsvertrag

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 9 • Fall 23: L möchte sich an seinem Grundstück selbst eine Grundschuld bestellen. Kann er das?

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 BGB - 10 Briefgrundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB • Einigung, § 1191 BGB  einseitige Erklärung genügt bei Bestellung einer Eigentümergrundschuld, § 1196 II BGB  Eigentümer kann für sich Eigentümergrundschuld als Brief- oder Buchgrundschuld begründen (§ 1196 I BGB)

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 I, 1117 BGB - 1 • Entstehungsvoraussetzungen  Einigung, § 1191 I BGB  einseitige Erklärung genügt bei Bestellung einer Eigentümergrundschuld, § 1196 II BGB  Eintragung im Grundbuch, §§ 873 I, 1115 BGB  nicht eingetragen werden kann, weil Grundschuld nicht akzessorisch ist, gesicherte Forderung  einzutragen sind aber Geldsumme, die aus Grundstück zu zahlen ist und Zinssatz  Einigsein  bis Eintragung ist Einigung grds. widerruflich, soweit nicht einer der vier Fälle des § 873 II BGB vorliegt

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 I, 1117 BGB - 2  Berechtigung

 Eigentum  Verfügungsmacht  Übergabe des Grundschuldbriefs oder Übergabesurrogat  §§ 1192 I, 1117 I 1 (= 929 S. 1) BGB  §§ 1192 I, 1117 I 2, 929 S. 2 BGB  §§ 1192 I, 1117 I 2, 930 BGB  §§ 1192 I, 1117 I 2, 931 BGB  Aushändigungsvereinbarung, §§ 1192 I, 1117 II BGB

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 I, 1117 BGB - 3  Einigsein / Fortbestand der Berechtigung  nicht: Bestand der Forderung, § 1191 I BGB (arg. e contrario § 1113 I

BGB) • rechtshindernde Einwendungen gegen Grundschuld

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 I, 1117 BGB - 4 • Fall 24: N ist im Grundbuch als Eigentümer eingetragen. Er bestellt seiner Bank zur Sicherung eines bereits gewährten Kredits eine Grundschuld in Höhe von 50.000.- Euro. Den Grundschuldbrief hält er zurück. Ist eine Grundschuld entstanden? • Abwandlung: Ändert sich die Rechtslage, wenn N der Bank den Brief übergibt?

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 I, 1117 BGB - 5 Ausgangsfall rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB … • Übergabe der Grundschuldbriefs oder Übergabesurrogat  §§ 1192 I, 1117 I 1, 929 S. 1 BGB (-)  §§ 1192 I, 1117 I 2, 929 S. 2 BGB (-)  §§ 1192 I, 1117 I 2, 930 BGB (-)  §§ 1192 I, 1117 I 2, 931 BGB (-)  Aushändigungsvereinbarung, §§ 1192 I, 1117 II BGB (-)

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1115, 1116 I, 1117 BGB - 6  Rechtsfolge

 bei Grundschuld ist nach § 1192 I BGB § 1163 II BGB anwendbar (nicht dagegen § 1177 I 1 BGB)  bis zur Briefübergabe liegt Eigentümergrundschuld vor (§ 1192 I, 1163 II BGB entsprechend, d.h. lies „Grundschuld“ für „Hypothek“) Abwandlung • mit der Briefübergabe entsteht eine Fremdgrundschuld

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 1 • Entstehungsvoraussetzungen  Einigung, §§ 873, 1192 I, 1113, 1116 BGB  Eintragung (der Grundschuld) im Grundbuch, §§ 873, 1192 I, 1115 BGB  Berechtigung (-)  Eigentum  gutgläubiger Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB (überwindet nur den Mangel des Eigentums) – rechtsgeschäftlicher Erwerb eines dinglichen Rechts – Verkehrsgeschäft

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 2 – Rechtsscheintatbestand: Eintragung im Grundbuch » Unrichtigkeit des Grundbuchs Rechtsangabe (nicht tatsächliche Angabe aus Bestandsverzeichnis) » Legitimation des Verfügenden (Eigentümers) durch die Unrichtigkeit des Grundbuchs (1) positiv (2) selbst

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 3 – keine Zerstörung Rechtsschein » kein Widerspruch gegen Richtigkeit des Grundbuchs im Zeitpunkt der Vollendung des Rechtserwerbs eingetragen, §§ 892 I 1 HS 2 Fall 2, 899 BGB » Ausschluss §§ 1192 I, 1140 S. 1 BGB: nur soweit Unrichtigkeit des Grundbuchs aus dem Brief hervorgeht » kein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs im Brief, §§ 1192 I, 1140 S. 2 BGB

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 4 – Gutgläubigkeit » keine positive Kenntnis des Erwerbers bzgl. Nichtinhaberschaft Grundschuld » maßgeblicher Zeitpunkt für Gutgläubigkeit: § 892 I, II (1) Grundsatz: der Vollendung des Rechtserwerbs, § 892 I 1, II BGB (2) Ausnahme 1: der Antragstellung, § 892 II HS 1 BGB (3) Ausnahme 2: der Einigung, § 892 II HS 2 BGB (4) Problem: teleologische Reduktion: zum dinglichen Rechtserwerb „nur noch“ Antragstellung erforderlich (grds. Fortbestand des guten Glaubens bis zur Übergabe des Grundschuldbriefs erforderlich)  Verfügungsmacht (§ 892 I 2 BGB; beachte § 878 BGB) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 5  Übergabe des Grundschuldbriefs oder Übergabesurrogat

 §§ 1192 I, 1117 I 1 BGB [nicht i.V.m. § 929 S. 1 BGB!]  §§ 1192 I, 1117 I 2, 929 S. 2 BGB  §§ 1192 I, 1117 I 2, 930 BGB  §§ 1192 I, 1117 I 2, 931 BGB  Aushändigungsvereinbarung, §§ 1192 I, 1117 II BGB  Einigsein / Fortbestand der Berechtigung  nicht: Bestand einer zu sichernden Forderung, § 1191 I BGB (arg. e contrario § 1113 I BGB) • rechtshindernde Einwendungen gegen Grundschuld

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 1 1. A

Darlehen, § 488 Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1191

Bank (z.B.)

A

Darlehen, § 488

Bank (z.B.)

2. z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1191

E

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 2 - Überblick dingliches Verwertungsrecht Sicherungsgrundschuld (Recht auf Duldung der Zwangsvollstreckung, „Duldungsanspruch“), §§ 1192 I, 1147 BGB • Entstehung  Problem - Rechtsnatur:  dinglicher Anspruch (Westermann) – aber: Pfandschuldner „schuldet“ nichts  dingliches Verwertungsrecht (Wolff/Raiser)  Erwerb Grundschuld  Erwerb Grundschuld (rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Grundschuld)  kein Verlust Grundschuld – (1) Übertragung Grundschuld – (2) Zahlungsfolgen Grundschuld (Befriedigung Gläubiger gesicherte Forderung) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 3 - Überblick  Einwendungen gegen Grundschuld – Einwendungen gegen Grundschuld i.e.S. – Einrede gegen Grundschuld aufgrund Sicherungsvertrag wegen der gesicherten Forderung („Einrede des mangelnden Sicherungsfalls“) – sonstige Einreden gegen Grundschuld aus Sicherungsvertrag

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 4 - Überblick • Erlöschen: rechtsvernichtende Einwendungen  auch bei Anspruchsaufbau nicht relevant • Durchsetzbarkeit - rechtshemmende Einwendung  auch bei Anspruchsaufbau nicht relevant  auch bei Anspruchsaufbau keine Verjährung, § 214 I BGB, da Ansprüche aus eingetragenen Rechten nicht der Verjährung unterliegen (§ 902 BGB)

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 5: Übersicht Einwendungen Einwendungen („mittelbar“ gegenüber §§ 1192 I, 1147)

Einwendungen gegen Grundschuld i.e.S.

Einwendungen gegen Forderung nicht möglich!

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Bestand Forderung/ Einwendungen gegen Forderung

Arglisteinrede (Rückgewähranspruch)

Einreden aufgrund/aus Sicherungsvertrag (Einrede des mangelnden Sicherungsfalls)

sonstige Einreden aufgrund/aus Sicherungsvertrag 66

Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 6: Einwendungen gegenüber Ersterwerber Sicherungsgrundschuld

Grundschuld rh., rv. Einwendung selbstverständlich (d.h. gesetzlich nicht geregelt) RF: -kein Bestand GS -Unrichtigkeit GB (§ 894)

beachte: kein gutgläub. Erwerb, § 892 bei Einwendung

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Einrede selbstverständlich (arg. §§ 1192 I, 1157 S. 1)

RF: -Bestand GS, aber Hemmung Rechtsausübung (kein § 894!) -Anspruch auf Verzicht GS bei dauernder Einrede, §§ 1192 I, 1169, 1168 -mit Verzicht EGS, §§ 1192 I, 1168 I (§ 1177 I 1 nicht anwendbar; in § 1168 I wird „Hypothek“ durch „Grundschuld“ ersetzt) beachte: kein gutgl. einredefreier Erwerb

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 7: Einwendungen gegenüber Ersterwerber Sicherungsgrundschuld

Forderung (= SiV!) rh., rv. Einwendung (auch Entstehung Ford. + vorläufige Nichtvalutierung)

SiV

Einrede

(+) § 1192 Ia („auch“) nur fremde Einreden: als Einrede aus (+) als Einrede aus SiV, § 1192 SiV (aber nicht bei Verjährung, § 216 II 1~) Ia („auch“) →Hemmung (kein § 894!) →Hemmung (kein § 894!) zusätzliche RF: -Rückübertragungszusätzliche RF: anspruch aus SiV -Rückübertragungsanspruch aus -auch §§ 1192 I, 1169, 1168, aber nicht SiV bei Verjährung -auch Anspruch auf Verzicht

(+) § 1192 Ia („auch“) Arglisteinrede, § 242 bei Rückübertragungsanspruch bzgl. GS (ausdr. oder konkl.) aus SiV, § 311 I →Hemmung (kein § 894!)

GS, §§ 1192 I, 1169, 1168

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. werden auch zur Einrede aus SiV über Arglisteinrede Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 8: Rückgewähranspruch bei SiGS aus Sicherungsvertrag

• Rechtsgrundlage: Sicherungsvertrag  ausdrücklich  konkludent • Entstehung  Sicherungsvertrag (Sicherungsgrundschuld, § 1192 Ia S. 1 HS 1 BGB)  rechtshindernde Einwendung: „aufschiebenden Bedingung, § 158 I BGB“ des endgültigen Wegfalls des Sicherungsfalls  u.a. auch bei endgültiger Undurchsetzbarkeit (d.h. Einrede) der zugrunde liegenden Forderung  nicht bei Verjährung der gesicherten Forderung, § 216 II 1 BGB

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 9: Rückgewähranspruch bei SiGS aus Sicherungsvertrag

• Erlöschen • Durchsetzbarkeit • Rechtsfolgen  Ansprüche  Rückübertragung Grundschuld auf Eigentümer, §§ 873 I HS 1 Fall 3, 1192 I, 1154 III BGB (BuchGS)/§§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2, 1155 BGB (BriefGS ohne Eintragung) oder nach Wahl des Eigentümers  Verzicht auf die Grundschuld, §§ 1192 I, 1168 BGB (MüKo/Eickmann, § 1191 Rn. 81, § 1169 Rn. 14) oder nach Wahl des Eigentümers  Aufhebung der Grundschuld, §§ 875, 1192 I, 1183 BGB (Baur/Stürner18, § 45 Rn. 28)  Arglisteinrede, § 242 BGB / Zurückbehaltungsrecht, § 273 I BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 10 • Fall 25: Y hat Z eine Grundschuld in Höhe von 50.000.- Euro für ein gewährtes Darlehen bestellt und Z den Grundschuldbrief ausgehändigt. Z verlangt von Y aus der Grundschuld Zahlung von 50.000.- Euro. Y wendet ein: Er selbst habe bei der Bestellung der Grundschuld unter erheblichem Tabletteneinfluss gestanden, so dass er kaum ansprechbar und entscheidungsunfähig gewesen sei.

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 11 Anspruch auf Duldung der Zwangsvollstreckung, §§ 1192 I, 1147 BGB Entstehung • Erwerb Grundschuld rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB …  Einwendungen gegen die Grundschuld rechtshindernde Einwendung: Geschäftsunfähigkeit, § 105 II BGB • Rechtsfolgen  keine Eigentümergrundschuld (§ 1196 I BGB) entstanden, da es bereits an wirksamer Willenserklärung Eigentümer mangelt  Unrichtigkeit Grundbuch; Grundbuchberichtigungsanspruch Y, § 894 BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 12 • Fall 26: Y hat Z eine Grundschuld in Höhe von 50.000.- Euro für ein gewährtes Darlehen bestellt und Z den Grundschuldbrief ausgehändigt. Z verlangt von Y aus der Grundschuld Zahlung von 50.000.- Euro. Y wendet ein: die Darlehensforderung sei verjährt.

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 13 Befriedigungsrecht, §§ 1192 I, 1147 BGB Entstehung Erwerb Grundschuld rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Briefgrundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB … • Einwendungen gegen Grundschuld  Einrede aufgrund des Sicherungsvertrags wegen Forderung  es kann aufgrund fiduziarischer Bindung Sicherungsgrundschuld an den Sicherungsvertrag ggfs. (je nach Ausgestaltung der Sicherungsabrede) eine Einrede gegen Grundschuld aufgrund Sicherungsvertrags geltend gemacht werden

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 14  Verjährung der Forderung, § 214 I BGB – Anspruch, § 194 I BGB – Verjährungsdauer: regelmäßige Verjährungsfrist von 3 Jahren, § 195 BGB – Gegeneinwendung: § 216 I BGB » Verjährungseinrede gegen gesicherte Forderung bei Hypothek steht Gegeneinwendung aus § 216 I BGB entgegen » § 216 I BGB bezieht sich nur auf akzessorische Sicherungsrechte

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 15 – Gegeneinwendung § 216 II 1 BGB » § 216 II 1 BGB auf Sicherungsgrundschulden anwendbar („Verschaffung eines Rechts“) » allerdings nur „Rückübertragung“ der Sicherungsgrundschuld ausgeschlossen – Gegeneinwendung § 216 II 1 BGB analog » auf Geltendmachung Verjährungseinrede kann § 216 II 1 BGB aber analog angewandt werden mit argumentum a fortiori, wenn schon bei der akzessorischen Hypothek die Verjährung Forderung Geltendmachung der Hypothek nicht hindert, dann erst recht nicht Verjährung der Forderung bei der nicht akzessorischen Sicherungsgrundschuld

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 16  sonstige Einrede aus Sicherungsvertrag

 Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est“) bei Gegenanspruch – Rückübertragungsanspruch bzgl. Grundschuld, ausdrücklich bzw. konkludent aus Sicherungsvertrag dieser Anspruch steht unter der „aufschiebenden Bedingung, § 158 I BGB“ des endgültigen Wegfalls des Sicherungsfalls – hier: Verjährung der gesicherten Forderung, § 214 I BGB » aber: Rückübertragung Sicherungsgrundschuld kann nicht aufgrund Verjährung gefordert werden, § 216 II 1 BGB – Rechtsfolge: kein Rückübertragungsanspruch GS Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld 17 – Exkurs: u.a. Anspruch auf Verzicht auf Grundschuld, §§ 1192 I, 1169, 1168 BGB bei dauernder Einrede (hier: dauernde Einrede gegen Grundschuld)? » nein; § 216 II 1 BGB geht §§ 1192 I, 1169 BGB vor (Palandt/Ellenberger, § 216 Rn. 3)

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Wirtschaftliche Bedeutung des Pfandrechts an Rechten 1 • nur noch geringe Bedeutung • Pfandrecht an einer Forderung weitgehend durch Sicherungsabtretung verdrängt • weiterhin Bedeutung für  Pfandrecht an „Konto“ (= Verpfändung Kontoguthaben)  bei Guthaben auf Girokonto Verpfändung des Anspruchs auf Rückzahlung aus §§ 700 I 1 Fall 1, 488 I 2 Fall 2 BGB (unregelmäßige Verwahrung) – trenne von Girovertrag, §§ 675, 611 BGB

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Wirtschaftliche Bedeutung des Pfandrechts an Rechten 2  bei Sparvertrag Verpfändung des Anspruchs auf Rückzahlung § 488 I 2 Fall 2 BGB  Pfandrecht an (GmbH-)Gesellschaftsanteil • außerdem Pfandrecht der Banken an Wertpapieren, Sachen und Ansprüchen (insbesondere Kontoguthaben) nach Nr. 14 I AGB Banken

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Rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einem Recht, §§ 1274 I 1 BGB + Übertragungsregeln des Rechts 1 • Entstehungsvoraussetzungen  Einigung  Parteien  Verfügungsgegenstand: übertragbares Recht  Begründung eines dinglichen Verwertungsrechts an einem Recht  zu sichernde Forderung Bestimmbarkeit  akzessorische Sicherung bestimmter Forderung  rechtshindernde Einwendung: Übertragbarkeit, § 1274 II BGB

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Rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einem Recht, §§ 1274 I 1 BGB + Übertragungsregeln des Rechts 2  Übertragungsregeln des Rechts, § 1274 I 1 BGB, z.B. Übergabe

 ist zur Übertragung Recht (z.B. Briefhypothek) Übergabe einer Sache erforderlich (z.B. Hypothekenbrief), so muss Pfandrechtsgläubiger Besitz an der Sache nach §§ 1205, 1206 BGB erlangen (§ 1274 I 2 BGB)  Einigsein  Berechtigung  Inhaber Recht – Entstehungsvoraussetzungen  Verfügungsbefugnis

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Rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einem Recht, §§ 1274 I 1 BGB + Übertragungsregeln des Rechts 3  Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung (strenge

Akzessorietät), §§ 1273 II, 1204 I BGB  künftige und aufschiebend bedingte Forderung, §§ 1273 II, 1204 II BGB • rechtshindernde Einwendungen gegen Pfandrecht • rechtshindernde Einwendungen gegen gesicherte Forderung

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Rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer Forderung, §§ 1274 I 1, 398 S. 1, 1279 ff. (1280) BGB - 1 • Entstehungsvoraussetzungen  Belastungsgegenstand: Forderung, §§ 1274 I 1, 1279 BGB  rechtshindernde Einwendung: Übertragbarkeit, § 1274 II BGB  Einigung  Anzeige an den Drittschuldner durch Gläubiger (Pfandanzeige,

§§ 1279, 1280 BGB)  zusätzlich ist bei Verpfändung einer Forderung nach § 1280 BGB Anzeige an Schuldner (Drittschuldner) erforderlich  Einigsein

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Rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer Forderung, §§ 1274 I 1, 398 S. 1, 1279 ff. (1280) BGB - 2  Berechtigung

 Inhaber Recht – Entstehungsvoraussetzungen  Verfügungsbefugnis  Bestand (Entstehung) einer zu sichernden Forderung (vgl. §§ 1273 II, 1204 I BGB; strenge Akzessorietät)  künftige und aufschiebend bedingte Forderung, §§ 1273 II, 1204 II BGB • rechtshindernde Einwendungen gegen Pfandrecht • rechtshindernde Einwendungen gegen gesicherte Forderung

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Rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einem Recht vom Nichtberechtigten • gutgläubiger Erwerb eines Pfandrechts an einem Recht vom Nichtinhaber des Rechts ist nur möglich, wenn das verpfändete Recht selbst gutgläubig erworben werden kann, insbesondere nach §§ 892, 1138, 1155, 2366 BGB oder nach Wertpapierrecht  ein gutgläubiger Erwerb eines Pfandrechts an einer Forderung scheidet damit regelmäßig aus • Erwerb vom Nichtberechtigten ist im Übrigen nur aufgrund einer Verfügungsermächtigung nach § 185 I BGB möglich

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Wirtschaftliche Bedeutung der Sicherungsabtretung • Sicherungsabtretung hat Pfandrecht an einer Forderung in Praxis fast vollständig verdrängt  genauso wie Sicherungsübertragung, §§ 413, 398 BGB Pfandrecht an sonstigen Rechten

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Einfache Sicherungsabtretung 1.

Darlehen, § 488 Sicherungsvertrag, § 311 I K Bank (z.B.) § 398 (§ 158 II) Einziehungsermächtigung, §§ 185 I, 362 II analog

§ 433

§ 929

V 2.

Schuldner der gesicherten Forderung und Sicherungsgeber können auch verschiedene Personen sein

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Rechtsgrundlage der Sicherungsabtretung • Sicherungsabtretung beruht auf Gewohnheitsrecht mit derogatorischer Wirkung, vgl. Art. 2 EGBGB • direkte gesetzliche Anerkennung (§ 51 Nr. 1 Fall 2 InsO [sonstige Absonderungsberechtigte]); außerdem vorausgesetzt in § 216 II 1 BGB • Anzeigeprinzip Pfandrecht an Forderung in moderner Wirtschaftspraxis evidentermaßen unzulänglich  weiterhin teilweise kumulative Einziehungsbefugnis von Gläubiger und Pfandgläubiger vor Pfandreife (§ 1281 BGB) als schädlich angesehen

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 1 • Abtretungsvoraussetzungen  Abtretungsgegenstand  Spezialitätsgrundsatz – Singularsicherheit – Globalsicherheit (Globalzession)  Einigung  Parteien  Verfügungsgegenstand: Forderung – Bezug der Einigung » bestehende Forderungen, § 398 BGB direkt

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 1 » künftige Forderungen (insbesondere bei Globalzession): antizipierte Einigung (auf den Zeitpunkt, in dem der Abtretende Forderungsinhaber wird), § 398 BGB analog arg. § 185 II 1 Fall 2 BGB allerdings: bei zukünftigen Forderungen gibt es Auseinanderfallen von Abschlusstatbestand (Verfügungstatbestand ohne Berechtigung beendet) und Wirksamkeitstatbestand – Bestimmtheit bzw. Bestimmbarkeit » bei Forderungsabtretung genügt Bestimmbarkeit der abgetretenen Forderung; Bestimmtheit braucht erst vorzuliegen, wenn die Zession durch die Entstehung der Forderung wirksam wird (§ 185 II 1 Fall 2 BGB)

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 2  Übertragung der Forderung  keine akzessorische Sicherung bestimmter Forderung (aber schuldrechtliche Sicherungsabrede)  Abtretbarkeit der Forderung  Rechtsnatur: Abtretungvoraussetzung, nicht rechtshindernde Einwendung  gesetzliche Abtretungsverbote – Übertragbarkeit, § 399 HS 1 BGB: Änderung des Leistungsinhalts durch Abtretung

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 3  rechtsgeschäftliches Abtretungsverbot: – § 399 HS 2 BGB (pactum de non cedendo) – Gegeneinwendung: § 354a HGB » Geldforderung » beiderseitiges Handelsgeschäft » Rechtsfolge: Schuldner kann mit befreiender Wirkung an alten Gläubiger leisten (§ 354a S. 2 HGB) auch bei Kenntnis von Abtretung (≠ § 407 BGB) alter Gläubiger muss Geld gem. § 816 II BGB an neuen Gläubiger herausgeben alter Gläubiger kann Leistung vom Schuldner nicht mehr verlangen

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 4  Berechtigung

 Inhaber der abgetretenen Forderung – künftige Forderung: antizipierte Einigung (auf den Zeitpunkt, in dem der Abtretende Forderungsinhaber wird), § 398 BGB analog allerdings: bei zukünftigen Forderungen gibt es Auseinanderfallen von Abschlusstatbestand (Verfügungstatbestand ohne Berechtigung beendet) und Wirksamkeitstatbestand  Verfügungsmacht

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 5  nicht: Anzeige Abtretung an Schuldner der Forderung

 offene Abtretung: Mitteilung Abtretung der Forderungen durch Zessionar und Aufforderung an Drittschuldner, ausstehende Forderungen unmittelbar an ihn zu begleichen  stille (verdeckte) Abtretung: keine Mitteilung Abtretung der Forderung – in Praxis verbunden mit Einziehungsermächtigung, §§ 185 I, 362 II, analog  nicht: Bestand gesicherte Forderung  Sicherungsabtretung ist nicht akzessorisch zur gesicherten Forderung  nicht: Bestand Sicherungsvertrag  abstraktes Geschäft und Abstraktionsprinzip; aber § 812 I 1 BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 6 • rechtshindernde Einwendungen gegen Forderungsabtretung  Unwirksamkeitsgründe bei Sicherungsübertragung (s.o.)  u.a. Nichtigkeit wegen anfänglicher Übersicherung, § 138 I BGB (s.o.) • rechtshindernde Einwendungen gegen abgetretene Forderung

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 6 • Problem: Durchgangs- oder Direkterwerb bei Abtretung künftiger Forderungen  Rechtsprechung (BGHZ 32, 367), h.L.: Direkterwerb des Abtretungsempfängers  Vorauszession ist mit dinglicher (nicht sachenrechtlicher, sondern absoluter) Bindung belegt – nach Vorauszession kann Zedent über Forderung nicht mehr verfügen – Gläubiger des Zedenten können in Forderung keine Zwangsvollstreckung betreiben – künftige Forderung ist Zessionar schon mit Abtretung zugeordnet

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB - 7  Minderheitsmeinung: Durchgangserwerb des Abtretenden

 dingliche Wirkung wird bestritten  Forderung gehört für logische Sekunde zum Vermögen Zedent  vermittelnde Meinung:  Direkterwerb, wenn Rechtsgrundlage Forderung bei Abtretung schon und bei Entstehung Forderung noch vorhanden ist – so bei aufschiebend bedingter Forderung  in anderen Fällen Durchgangserwerb

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 1 • deutsches Zivilrecht kennt grundsätzlich keinen gutgläubigen Erwerb von Forderungen • eng begrenzte Ausnahmen finden sich nur in  § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung) und  § 2366 BGB (öffentlicher Glaube des Erbscheins)  Wertpapierrecht (insbesondere Wechselrecht, Art. 16 II WG)

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 2 • eine weitere Ausnahme stellt der fingierte Forderungserwerb nach §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB beim gutgläubigen Zweiterwerb einer Hypothek bei Mangel Forderung dar  Forderung nur zum Zwecke Hypothekenerwerb fingiert  Forderung selbst wird nicht erworben  fraglich ist allerdings, ob in gewissen Konstellationen ein sogenannter „Mitlauf der Forderung“ dazu führt, dass gegen Schuldner der Forderung vorgegangen werden kann

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 3 • Fall 27: Rudolf Arauner (A) betreibt einen Großhandel mit Küchengeräten, die er bei verschiedenen Herstellern bezieht und an Installationsunternehmen weiterveräußert. Am 15. Februar erwarb er bei dem Haushaltsgerätehersteller V zehn Herde; dabei wurde vereinbart, dass die Lieferung unter Vorbehalt des Eigentums erfolge, A aber zur Weiterveräußerung gegen Abtretung der Forderungen aus Weiterveräußerung befugt sei. Am 20. Februar nahm V bei der Bank „Schneller Euro AG“ (B) einen Geschäftskredit u.a. zum Kauf neuer Ware auf. Zur Sicherung trat er der Bank alle Forderungen ab, die ihm gegenwärtig gegen die Installationsfirmen zustehen oder bis zum 15. März entstehen werden. Am 25. Februar veräußert A die zehn am 15. Februar erworbenen Herde an das Installationsunternehmen „Schöne Küche“ (S). V und B wollen aus ihren jeweiligen Sicherungsabtretungen gegen S vorgehen. Wer hat Ansprüche gegen S?

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 4 V 1 § 433 §§ 929, § 185 I SiV, § 398 EinzErm, § 311 I (§ 158 §§ 362 II, 158 I, II) 185 I 449 I analog § 433

A 2

3

S

§ 929

§ 488 SiV, § 398 EinzErm, § 311 I (§ 158 II) §§ 362 II, 185 I analog

B Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 5 Zahlungsanspruch V gegen S, §§ 398, 433 II Fall 1 BGB • Abtretungsvertrag zwischen A und V • Abtretbarkeit der Forderung  Übertragbarkeit, § 399 HS 1 BGB: Änderung des Leistungsinhalts durch Abtretung (-)  gesetzliche Abtretungsverbote (-)  rechtsgeschäftliches Abtretungsverbot, § 399 HS 2 BGB (pactum de non cedendo) (-)

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 6 • Berechtigung  Inhaber abgetretene Forderung  ursprünglich: Anspruch auf Kaufpreiszahlung von A gegenüber S, § 433 II Fall 1 BGB  kein Verlust Forderung: Erwerb der Forderung von A durch B, §§ 398 S. 1, 433 II Fall 1 BGB – Abtretungsvertrag zwischen A und B – Abtretbarkeit der Forderung – Berechtigung

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 7 – Inhaber abgetretene Forderung – Problem: A hat künftige Forderung gegenüber S zweimal abgetreten (15.2. an V, 20.02. an B) » Prioritätsprinzip: auch bei Abtretung künftiger Forderungen ist Zeitpunkt Abtretungsvereinbarung für Berechtigung entscheidend zeitlich frühere Verfügung ist wirksam spätere kann nur im Wege gutgläubigen Erwerbs Wirkung entfalten; bei Forderungsabtretung weitgehend ausgeschlossen

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Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Nichtberechtigten, § 398 BGB - 8 » selbes Ergebnis bei analoger Anwendung § 161 I 1 BGB Analogie, weil Entstehen der Forderung keine Geschäftsbedingung, sondern eine Rechtsbedingung  gutgläubiger Erwerb durch B vom Nichtberechtigten – § 405 BGB (-)  Ergebnis  V ist Inhaber Kaufpreisforderung gegen S aus dem am 25.2. getätigten Kauf geworden

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Verteidigung des Schuldners 1 - 1 1.

Darlehen, § 488 Sicherungsvertrag, § 311 I K Bank (z.B.) § 398 (§ 158 II) Einziehungsermächtigung, §§ 362 II, 185 I analog

§ 929

§ 433

V 2.

Schuldner der gesicherten Forderung und Sicherungsgeber können auch verschiedene Personen sein

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Verteidigung des Schuldners 2 - Übersicht • Forderungsabtretung • kein Verlust der Forderung beim Zessionar  nur durch zweite Abtretung zwischen Zessionar und Drittem  kein gutgläubiger Erwerb vom Zedenten möglich • Einwendungen gegen Forderungsabtretung  rechtshindernde Einwendungen  z.B. §§ 105 I, 125 S. 1, 134, 138 I, II, 271 II BGB  rechtsvernichtende Einwendungen  z.B. § 142 I BGB  rechtshemmenden Einwendungen (Einreden)

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Verteidigung des Schuldners 3 - Übersicht • Einwendungen gegen abgetretene Forderung, § 404 BGB  nach § 404 BGB kann Schuldner neuen Gläubiger der abgetretenen Forderung sämtliche Einwendungen entgegensetzen  rechtshindernde Einwendungen (z.B. §§ 105 I, 125 S. 1, 134, 138 I, II BGB)  rechtsvernichtende Einwendungen (z.B. §§ 142 I, 362 I, 389 BGB)  rechtshemmende Einwendungen (Einreden)  z.B. §§ 214 I, 320 I 1, 2 BGB  Zurückbehaltungsrecht, §§ 273 I, 274 BGB (wegen Rückübertragungsanspruch): Erfüllung nur Zug um Zug gegen Rückübertragung und

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Verteidigung des Schuldners 4  kein Ausschluss Einwendungen bei Forderungsabtretung

 Zeitpunkt: Einwendung zum Zeitpunkt Abtretung „begründet“, § 404 BGB  kein (sonstiger) Ausschluss Einwendung § 405 BGB – Abtretung unter Urkundenvorlegung bei §§ 117 I, 399 Fall 1 BGB  Einwendungen nach Forderungsabtretung, §§ 406, 407 BGB  Aufrechnung (§§ 406, 397 I BGB)  Erfüllung (§§ 407, 362 I BGB)

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Verteidigung des Schuldners 5 • Einrede gegen Forderungsabtretung aus Sicherungsvertrag?  Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est“) bei Gegenanspruch (Pflicht zur alsbaldigen Rückgewähr)  Rückübertragungsanspruch bzgl. abgetretener Forderung, ausdrücklich bzw. konkludent aus Sicherungsvertrag Anspruch steht unter der „aufschiebenden Bedingung, § 158 I BGB“ des endgültigen Wegfalls des Sicherungsfalls (u.a. auch bei endgültiger Undurchsetzbarkeit der zugrunde liegenden Forderung) – Undurchsetzbarkeit nicht bei Verjährung gesicherter Forderung, § 216 II 1 BGB

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Verteidigung des Schuldners 6 • Fall 28: A hat eine Kaufpreisforderung von 10.000.- Euro gegenüber B an C abgetreten. C verlangt von B Zahlung. B macht gegenüber C geltend, dass er bei Abschluss des Kaufvertrags arglistig getäuscht wurde.

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Verteidigung des Schuldners 7 Anspruch auf Kaufpreiszahlung von C ggü. B, §§ 433 II Fall 1 BGB, 398 BGB Erwerb einer Forderung sicherungshalber vom Berechtigten, § 398 BGB • Einigung (+) • Abtretbarkeit der Forderung (+) • Berechtigung - Inhaber der Forderung  Anspruch auf Kaufpreiszahlung, § 433 II Fall 1 BGB

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Verteidigung des Schuldners 8 • Einwendungen gegen abgetretene Forderung, § 404 BGB  rechtsvernichtende Einwendungen: Anfechtung, §§ 404, 142 I, 123 I Fall 1 BGB  kein Ausschluss Einwendung bei Forderungsabtretung:  Begründung der Einwendung zum Zeitpunkt der Abtretung, § 404 BGB (+)  Gegeneinwendung: gutgläubiger Erwerb Forderung (-) • Ergebnis  C kann gegenüber B den Kaufpreisanspruch nicht geltend machen

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Verteidigung des Schuldners 9 • Fall 29: A hat eine Kaufpreisforderung von 10.000.- Euro gegenüber B an C abgetreten. C verlangt von B Zahlung. B macht gegenüber C geltend, dass er die Forderung nach Abtretung erfüllt habe.

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115

Verteidigung des Schuldners 10 Anspruch auf Kaufpreiszahlung von C ggü. B, §§ 433 II Fall 1 BGB, 398 BGB Erwerb einer Forderung vom Berechtigten, § 398 BGB • Einigung (+) • Abtretbarkeit der Forderung (+) • Berechtigung - Inhaber der Forderung  Anspruch auf Kaufpreiszahlung, § 433 II Fall 1 BGB • Einwendungen gegen abgetretene Forderung, § 404 BGB rechtsvernichtende Einwendungen: Erfüllung, § 362 I BGB  Leistung (+)

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Verteidigung des Schuldners 11  an Gläubiger

 zwar keine Leistung ggü. C  Leistung ggü. A könnte aber ausreichen, wenn Vermutung der Forderungszuständigkeit nach § 407 I BGB (ähnlich § 25 I 2 HGB) – Abtretung (+) – Leistung an bisherigen Gläubiger (+) – nach Abtretung (+)

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Verteidigung des Schuldners 12 – keine Kenntnis Schuldner von Abtretung  hier erfolgte Erfüllung nach Forderungsabtretung; diese kann von B gegenüber C geltend gemacht werden, wenn B keine Kenntnis von der Abtretung hatte • Ergebnis  C kann gegenüber B den Kaufpreisanspruch nicht geltend machen, wenn B keine Kenntnis von der Abtretung hatte

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Teil 2: Kreditsicherungsrecht § 5 Einführung in das Kreditsicherungsrecht § 6 Entstehung von Kreditsicherheiten § 7 Übertragung von Kreditsicherheiten 7.1 Abtretung des Bürgschaftsanspruchs 7.2 Pfandrecht an einer beweglichen Sache 7.3 Eigentumsvorbehalt 7.4 Hypothek 7.5 Sicherungsgrundschuld

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Erwerb des Bürgschaftsanspruchs, §§ 398 S. 1, 401 I BGB - 1

z.B. § 433

Hauptschuldner z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Darlehen, § 488 MM.: Sicherungsvertrag, § 311 I

Bank (z.B.)

§§ 398, 488

C

grds. § 401

§ 765

Bürge

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Erwerb des Bürgschaftsanspruchs, §§ 398 S. 1, 401 I BGB - 2 • Forderungsabtretung der gesicherten Forderung, § 398 S. 1 BGB  Abtretungsvertrag  Abtretbarkeit der Forderung  Berechtigung: Inhaber der gesicherten Forderung (nicht Bürgschaft) • Einwendungen gegen Forderungsabtretung • Einwendungen gegen abgetretene Forderung, § 404 BGB  nach § 404 BGB kann Schuldner neuen Gläubiger der abgetretenen Forderung sämtliche Einwendungen entgegensetzen

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Erwerb des Bürgschaftsanspruchs, §§ 398 S. 1, 401 I BGB - 3  kein Ausschluss Einwendungen bei Forderungsabtretung

 Zeitpunkt: Einwendung zum Zeitpunkt Abtretung „begründet“, § 404 BGB  kein (sonstiger) Ausschluss Einwendung § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung)  Einwendungen nach Forderungsabtretung, §§ 406, 407 BGB  Aufrechnung (§§ 406, 397 I BGB)  Erfüllung (§§ 407, 362 I BGB) – gesicherte Forderung: § 362 I BGB » Bürgschaft: § 767 I BGB

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Erwerb des Bürgschaftsanspruchs, §§ 398 S. 1, 401 I BGB - 4 • gesetzlicher Übergang, § 401 I BGB  kein Ausschluss Übergang Bürgschaft, § 311 I BGB (Einwendung gegenüber Bürgschaft)  § 401 BGB ist dispositiv für Bürgschaft  (zuvor) Bestand Bürgschaft =  Bürgschaftsvertrag

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Erwerb des Bürgschaftsanspruchs, §§ 398 S. 1, 401 I BGB - 5  Einwendungen Bürgschaft, §§ 412, 404 BGB – kein Ausschluss Einwendungen bei Forderungsabtretung, §§ 412, 404 BGB (nicht § 405 BGB) – Einwendungen nach Forderungsabtretung, §§ 412, 406 f. BGB  nicht: Bestand der Hauptschuld, §§ 765 I, 767 I 1 BGB – bereits oben geprüft

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Erwerb des Bürgschaftsanspruchs, §§ 398 S. 1, 401 I BGB - 6  Einwendungen Hauptschuld – nur eigene Einreden Bürge, §§ 771 S. 1, 770 BGB – nicht: fremde (schuldnerbezogene) Einreden Bürge, § 768 I 1 BGB, da bereits oben behandelt

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Prüfungsaufbau bei Übertragung von dinglichen Kreditsicherheiten und anderen dinglichen Rechten • Lösungsalternativen:  historischer Aufbau jedenfalls bei mehr als einmaliger Übertragung  um verschachtelten Prüfungsaufbau zu vermeiden  inzidenter Aufbau möglich bei einmaliger Übertragung; Ersterwerb Recht wird  im Rahmen gesetzlichen Rechtsübergangs (akzessorische Rechte) oder  im Rahmen Berechtigung für Übertragung (nicht akzessorische Rechte) geprüft

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Grundmodell Zweiterwerb dinglicher, akzessorischer Sicherungsrechte • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  Einigung (§ 398 BGB – Abtretung der Forderung)  Abtretbarkeit der Forderung  ggfs. Vollzugsmoment (z.B. § 1154 BGB)  Berechtigung • gesetzlicher Übergang, § 401 I BGB (zwingend bei dinglichen Rechten! vgl. §§ 1250, 1153) Voraussetzung: rechtsgeschäftlicher Ersterwerb

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Zweiterwerb des Pfandrechts an beweglichen Sachen 1.

z.B. § 433

Darlehen, § 488

A

Sicherungsvertrag, § 311 I

Bank (z.B.)

§§ 398, 488 § 1250

§ 1204

2.

C

z.B. § 433

A z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Darlehen, § 488

Bank (z.B.)

§§ 398, 488

C

§ 1250 Sicherungsvertrag, § 311 I § 1204

E

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128

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1250 I 1 BGB (= § 401 I BGB) - 1 • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  Anwendbarkeit: § 1250 I 1 BGB  Einigung (§ 398 BGB – Abtretung Forderung)  Abtretbarkeit Forderung  Berechtigung  Inhaber Forderung  Verfügungsmacht

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129

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1250 I 1 BGB (= § 401 I BGB) - 2  nicht: Übergabe Pfandsache oder Übergabesurrogat  nicht: Anzeige Abtretung an Schuldner Forderung

 offene Abtretung: Mitteilung Abtretung der Forderungen durch Zessionar und Aufforderung an Drittschuldner, ausstehende Forderungen unmittelbar an ihn zu begleichen  stille (verdeckte) Abtretung: keine Mitteilung Abtretung der Forderung

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1250 I 1 BGB (= § 401 I BGB) - 3 • gesetzlicher Übergang Pfandrecht, § 1250 I 1 BGB  kein Ausschluss Pfandrechtsübertragung, § 1250 II BGB (Einwendung gegenüber Pfandrecht)  (zuvor) Bestand eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache = rechtsgeschäftlicher Ersterwerb eines Pfandrecht an beweglicher Sache, § 1205 I 1 BGB […]

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 1 • Nichtbestehen gesicherte Forderung  Pfandrecht kann ebenfalls nicht erworben werden  Gesetz kennt in §§ 398 ff. BGB grundsätzlich keinen gutgläubigen Erwerb einer Forderung  eng begrenzte Ausnahmen finden sich nur in – § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung) und – § 2366 BGB (öffentlicher Glaube des Erbscheins) – Wertpapierrecht (insbesondere Wechselrecht, Art. 16 II WG)  weitere Ausnahme stellt fingierte Forderungserwerb nach §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB beim gutgläubigen Zweiterwerb einer Hypothek bei Mangel Forderung dar

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 2 • Nichtbestehen Pfandrecht  herrschende Meinung: gutgläubiger Erwerb eines nicht bestehenden Pfandrechts durch Zessionar auch dann nicht möglich, wenn nur Forderung, nicht aber Pfandrecht besteht  § 1257 spricht von „kraft Gesetz entstandenem Pfandrecht“, setzt also voraus, das Pfandrecht tatsächlich entstanden ist  Folge: Zessionar erwirbt zwar Forderung, nicht aber Pfandrecht

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133

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 3  Minderheitsmeinung: gutgläubiger Zweiterwerb möglich bei

ausreichendem Rechtsscheintatbestand, z.B. Übergabe Pfandsache (und Vorliegen übrigen Entstehungsvoraussetzungen), §§ 1257, 1207, 932 ff. BGB analog  „mittelbar rechtsgeschäftlicher Erwerb“  wegen Systemvergleich mit §§ 1153, 892 BGB (Hypothek) und §§ 401, 892, 883 BGB (Vormerkung; h.M.) – Gegenargument: keine § 1138 Fall 1 BGB entsprechende Vorschrift beim Pfandrecht » § 1138 Fall 1 BGB zeigt, dass gutgläubige Zweiterwerb Hypothek möglich sein soll

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134

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 4 • Fall 30: K hat O zur Sicherung einer Forderung ein Bild verpfändet. O, der seinerseits bei L ein Darlehen aufgenommen hat, tritt zur Tilgung seiner Forderung dem L seinen Anspruch gegen K ab und händigt ihm auch das Bild aus. Nunmehr ficht K dem O gegenüber die Pfandrechtsbestellung wegen arglistiger Täuschung an. K verlangt von L das Bild heraus. Mit Recht?

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135

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 5 Herausgabeanspruch, § 985 BGB Entstehung • Anwendbarkeit nicht §§ 1227, 985 BGB, da nicht Herausgabeanspruch des Pfandgläubigers, sondern des ursprünglichen Verpfänders; deshalb § 985 BGB ohne entsprechende Anwendung über § 1227 BGB • Eigentum K • Besitz L • rechtshindernde Einwendungen: Besitzrecht aufgrund Pfandrecht des L, § 986 I 1 Fall 1 BGB

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 6  rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache durch L von O, §§ 398 S. 1, 1250 I BGB (= § 401 BGB)  Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB – Anwendbarkeit: 1250 I 1 BGB – Einigung (§ 398 BGB – Abtretung der Forderung) – Abtretbarkeit der Forderung – Berechtigung - Inhaber der Forderung » Forderung zwischen K und O (+)

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 7  gesetzlicher Pfandrechtsübergang, § 1250 I 1 BGB

(zuvor) Bestand eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache rechtsgeschäftlicher Ersterwerb eines Pfandrecht an einer beweglichen Sache durch O von K, § 1205 I 1 BGB  Einigung zwischen Eigentümer (Verpfänder) und Pfandgläubiger darüber, dass diesem ein Pfandrecht zustehen soll (§ 1205 I BGB)  Übergabe oder Übergabeersatz – Übergabe der beweglichen Sache im Sinne von § 854 BGB (§ 1205 I 1 BGB)  Berechtigung

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138

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 8  Bestand einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 BGB; Akzessorietät)  Einwendungen gegen Pfandrecht – rechtsvernichtende Einwendung gegenüber Einigung Pfandrecht: Anfechtung, §§ 142 I, 123 I Fall 1 BGB (+)  Zwischenergebnis: Pfandrecht ist durch Anfechtung erloschen; L konnte nicht vom Berechtigen erwerben

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139

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten 9  Problem: rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache vom Nichtberechtigten (Nichtberechtigung ist hier Nichtinhaberschaft eines Pfandrechts) – h.L.: scheidet aus, da §§ 1207, 932 ff. BGB rechtsgeschäftlichen Erwerb voraussetzen – Minderheitsmeinung: möglich bei ausreichendem Rechtsscheintatbestand (und Vorliegen der übrigen Entstehungsvoraussetzungen), §§ 1207, 932 ff. BGB analog » hier wurde Bild an L übergeben, womit ausreichender Rechtsscheintatbestand vorliegt » Gutgläubigkeit

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140

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb Anwartschaftsrecht an beweglichen Sachen vom Berechtigten 929 S. 1 analog

929 S. 2 analog

Auch: 930 analog

931 analog

Verfügungsgegenstand: Übereignungsfähige bewegliche Sache (beachte wesentliche Bestandteile, 93, 94)

Einigung über Übertragung AR (145 ff.) ggfs. als Minus in Einigung über die Eigentumsübertragung enthalten (Auslegung) Übergabeersatz: bereits Besitz erlangt

Übergabe

Übergabeersatz: Mittelb. Besitz, 868 - Vereinbarung (antizipiertes) BMV - Herausgabeanspruch („auf Zeit“) - Besitzmittlungswille („als“)

Übergabeersatz: Abtretung des Herausgabeanspruchs aus dem BMV, 870, 398

Einigsein bei Übergabe oder Übergabesurrogat, 929 S. 1 analog („einig sein“) Zeitpunkt: Vollendung des AR-Erwerbs = Übergabe oder Surrogat (↔KP-Zahlung)

Berechtigung = Eigentum + Verfügungsmacht Möglichkeit des Bedingungseintritts = bei 449 I: wirksamer Kaufvertrag zw. Verkäufer und Ersterwerber des AR, der nicht erloschen ist (d.h. keine rh. oder rv. Einw.) bei Erwerb vom Berechtigten immer (+), da sonst kein AR bestünde Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Erstarken zum Vollrecht?

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb Anwartschaftsrecht an beweglichen Sachen vom Nichtberechtigten 1 wenn Eigentum (-), ist unter “Berechtigung” zusätzlich zu prüfen • analoge Anwendung Gutgläubigensvorschriften auf AR • Verkehrsgeschäft • Rechtsschein (Rechtsschein des Besitzes wird auf das AR bezogen)  Besitz, § 932 I 1, 2 BGB analog oder  Übergabe vom Veräußerer, § 933 BGB analog oder  Abtretung des Herausgabeanspruchs, § 934 Fall 1 BGB analog oder  Besitzverschaffung von Drittem des § 934 Fall 2 BGB analog

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142

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb Anwartschaftsrecht an beweglichen Sachen vom Nichtberechtigten 2  z.T.: Rechtsschein zerstört, weil Erwerber fehlendes Eigentum kennt

• keine Bösgläubigkeit, § 932 II BGB analog  Zeitpunkt Erwerb des AR = Übergabe (oder Surrogat i.S.v. §§ 930, 931 BGB) • kein Abhandenkommen, § 935 I BGB analog  unfreiwilliger Besitzverlust beim Berechtigten (ohne, nicht notwendig gegen seinen Willen) = Eigentümer • ein AR muss aber tatsächlich bestehen = Möglichkeit des Bedingungseintritts

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Zweiterwerb der Hypothek

1.

z.B. § 433

Darlehen, § 488

A

Sicherungsvertrag, § 311 I

Bank (z.B.)

§§ 398, 488, 1154 § 1153

§§ 873, 1113

2.

C

z.B. § 433

A

Darlehen, § 488

Bank (z.B.)

§§ 398, 488, 1154

C

§ 1153

z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1113

E

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 1 • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  Anwendbarkeit: § 1153 I BGB  Einigung (§ 398 BGB – Abtretung der Forderung)  Abtretbarkeit der Forderung

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 2  Vollzugsmoment, § 1154 BGB

 Rechtsnatur: nicht Formvorschrift (also kein § 125 S. 1)  bei Abtretung der durch Buchhypothek gesicherten Forderung: Eintragung Abtretung im Grundbuch (§§ 1154 III, 873 I Fall 3, 1115 BGB)  bei Abtretung einer durch Briefhypothek gesicherten Forderung – Abtretungserklärung Zedent erfolgt schriftlich (§§ 1154 I, 125 S. 1 BGB) oder Abtretung im Grundbuch eingetragen (§§ 1154 II, 873 I Fall 3 BGB) und – Übergabe Hypothekenbrief (§§ 1154 I 1, 1117 I, II BGB; nicht § 1117 III BGB) » vgl. zu den Übertragungsarten Übersicht in MüKo/Eickmann, § 1154 Rn. 25  Einigsein Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 3  Berechtigung

 Inhaber Forderung = Entstehung der Forderung  Verfügungsmacht • gesetzlicher Übergang Hypothek, § 1153 I BGB (zuvor) Bestand Hypothek = rechtsgeschäftlicher Ersterwerb (Brief-)Hypothek, § 873 I HS 1 Fall 2, 1113 BGB […]

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 4 • Rechtsfolgen Abtretung der gesicherten Forderung  Forderungsabtretung, § 398 S. 2 BGB  Zweiterwerb Hypothek, § 1153 I BGB (= § 401 I BGB)  gesetzlicher Eigentumserwerb bzgl. Hypothekenbrief, § 952 II BGB

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 5 • Fall 31: E hat B für eine Darlehensforderung in Höhe von 100.000.- Euro eine Hypothek an seinem Grundstück bestellt. B möchte ausschließlich die Darlehensforderung an Z abtreten, die Hypothek aber behalten. Ist dies möglich?

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 6 rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer (Brief-) Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1153 I (= § 401), 1154 BGB • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB • gesetzlicher Übergang der Hypothek, § 1153 I BGB • Ausschluss des Hypothekenübergangs?  vgl. Pfandrecht an beweglichen Sachen, § 1250 II BGB  Ausschluss des Hypothekenübergangs ist nicht möglich wegen Nichtigkeit der isolierten Abtretung, §§ 1153 II Fall 1, 134 BGB/Fehlen der Privatautonomie  Forderung und Hypothek können nicht voneinander getrennt werden (§ 1153 II BGB)  isolierte Abtretung der Forderung ohne die Hypothek ist nichtig

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150

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 7 • Fall 32: Kann B im vorigen Fall ausschließlich die Hypothek an Z abtreten, die Darlehensforderung aber behalten?

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151

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Berechtigten, §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I) BGB - 8 Übertragung der Hypothek, §§ 413, 398 S. 1 BGB • Abtretbarkeit der Hypothek  nicht: der Forderung; § 399 entsprechend anwendbar auf Hypothek aufgrund von § 413 BGB • gesetzliche Abtretungsverbote: Nichtigkeit der isolierten Hypothekenübertragung, §§ 1153 II Fall 2, 134 BGB/Fehlen der Privatautonomie  Forderung und Hypothek können nicht voneinander getrennt werden (§ 1153 II BGB)  isolierte Übertragung der Hypothek ohne die Forderung ist nichtig  isoliert können nach § 1159 BGB nur Ansprüche auf rückständige Zinsen und andere Nebenleistungen abgetreten werden, und zwar formlos nach § 398 S. 1 BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Nichtberechtigten: Fallgruppen Mangel des dinglichen Rechts (Forderung besteht)

Mangel der Forderung (Forderung besteht nicht, aber dingliches Recht [als Eigentümergrundschuld])

Doppelmangel

Forderung

./.

§§ 1138 Fall 1, 892 I 1 §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2, 1140 BGB HS 1 Fall 2, 1140 BGB (nicht § 1155 BGB!) (nicht § 1155 BGB!)

dingliches Recht

§§ 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog, 1155, 1140 BGB

Problem: § 892 I 1 HS 1 §§ 892 I 1 HS 1 Fall 2 Fall 2 analog analog, 1155, 1140 BGB nach h.L. entbehrlich, wenn dingliches Recht [Eigentümergrundschuld] bestand

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog - 1 • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  Anwendbarkeit: § 1153 BGB  Einigung (§ 398 BGB – Abtretung Forderung)  Abtretbarkeit Forderung  Vollzugsmoment, § 1154 BGB  Buchhypothek: Eintragung Abtretung im Grundbuch (§§ 1154 III, 873 I Fall 3 BGB)

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154

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog - 2  Einigsein  Berechtigung

 Inhaber Forderung  Verfügungsmacht • gesetzlicher Übergang Hypothek, § 1153 I BGB (zuvor) Bestand Hypothek =  rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Buchhypothek, § 873 I HS 1 Fall 2, 1113 BGB (-)  mit Ausnahme eines Mangels Forderung; s. dazu unten

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog - 3  Problem: gutgläubiger Erwerb

 rechtsgeschäftlicher Erwerb eines dinglichen Rechts – § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB direkt (-), da gesetzlicher Zweiterwerb nach § 1153 I 1 BGB (= § 401 I BGB) – Problem: § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog bei Hypothek h.L.: (+), da „mittelbar rechtsgeschäftlicher Erwerb“; gutgläubiger Zessionar erwirbt Hypothek nach §§ 398, 1154, 1153 (= § 401), 892 BGB

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog - 4 arg.: § 1138 Fall 1 BGB zeigt, dass gutgläubiger Zweiterwerb Hypothek möglich sein soll » wenn schon bei Mangel gesicherter Forderung, dann erst recht bei Mangel dinglichen Rechts  Rechtsscheintatbestand: Eintragung im Grundbuch – Unrichtigkeit Grundbuch hinsichtlich der Hypothek – Legitimation des Abtretenden, § 891  keine Zerstörung Rechtsschein  Gutgläubigkeit Erwerber – keine Kenntnis Erwerber bzgl. Nichtbestehens Hypothek

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel der Forderung), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 1 • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  Anwendbarkeit: § 1153 BGB  Einigung (§ 398 BGB – Abtretung der Forderung)  Abtretbarkeit Forderung  Vollzugsmoment, § 1154 BGB  Buchhypothek: Eintragung Abtretung im Grundbuch erforderlich (§§ 1154 III, 873 I Fall 3 BGB)  Einigsein  Berechtigung  Inhaber der Forderung (-)

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel der Forderung), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 2  gutgläubiger Erwerb Forderung, §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – Anwendbarkeit § 892 I 1 BGB  Grundsatz: kein gutgläubiger Erwerb von Forderungen  Ausnahme: §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB (fingierter Forderungserwerb für Hypothek)  Gegenausnahme: Sicherungshypothek (§ 1185 II) – rechtsgeschäftlicher Erwerb Forderung

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel der Forderung), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 3 – Rechtsscheintatbestand: Eintragung im Grundbuch » Eintragung im Grundbuch, § 892 BGB Unrichtigkeit des Grundbuchs hinsichtlich der Hypothek Legitimation des Abtretenden – keine Zerstörung Rechtsschein – Gutgläubigkeit Erwerber (keine Kenntnis des Erwerbers bzgl. Nichtstehens der gesicherten Forderung) – Rechtsfolge: fingierter Forderungserwerb für Zweck Hypothekenerwerb » Forderung selbst wird nicht gutgläubig erworben  Verfügungsmacht

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel der Forderung), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB - 4 • gesetzlicher Übergang Hypothek, § 1153 I BGB (zuvor) Bestand Hypothek = rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Buchhypothek, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113 BGB […] Problem: Bestand Forderung zusätzliche Prüfung § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog entbehrlich, wenn dingliches Recht (Eigentümergrundschuld) besteht; arg. § 1138 Fall 1 BGB

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog, 1155 BGB - 1 • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  Einigung (§ 398 BGB – Abtretung der Forderung)  Abtretbarkeit Forderung  Vollzugsmoment, § 1154 BGB  zur Abtretung einer durch eine Briefhypothek gesicherten Forderung ist erforderlich, dass – Abtretungserklärung Zedent schriftlich erfolgt (§§ 125 S. 1, 1154 I 1 BGB) oder die Abtretung im Grundbuch eingetragen (§§ 1154 II, 873 I Fall 3 BGB) und – Übergabe Hypothekenbrief (§§ 1154 I 1, 1117 BGB)

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog, 1155 BGB - 2  Einigsein  Berechtigung

 Inhaber Forderung  Verfügungsmacht • gesetzlicher Übergang Hypothek, § 1153 I BGB (zuvor) Bestand Hypothek =  rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Briefhypothek, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1113 BGB (-)

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel des dinglichen Rechts), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog, 1155 BGB - 3  Problem: gutgläubiger Erwerb

 rechtsgeschäftlicher Erwerb eines dinglichen Rechts: (-) Analogie  Verkehrsgeschäft  Rechtsscheintatbestand – Eintragung im Grundbuch, § 892 BGB » Unrichtigkeit des Grundbuchs hinsichtlich der Hypothek » Legitimation des Abtretenden oder – zusammenhängende Reihe von öffentlich beglaubigten Abtretungserklärungen, §§ 1155 S. 1, 892, 129 BGB  keine Zerstörung Rechtsschein  Gutgläubigkeit Erwerber (keine Kenntnis des Erwerbers bzgl. Nichtbestehens der Hypothek) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel der Forderung), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog BGB - 1 • Forderungsabtretung, § 398 S. 1 BGB  …  Berechtigung  Inhaber der Forderung (-)  gutgläubiger Erwerb Forderung, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – rechtsgeschäftlicher Erwerb eines dinglichen Rechts: (-) Analogie – Rechtsscheintatbestand » Eintragung im Grundbuch, § 892 BGB (1) Unrichtigkeit Grundbuch hinsichtlich der Forderung (z.B. Eintragung einer Darlehenshypothek) (2) Legitimation des Abtretenden, § 891 oder Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefhypothek vom Nichtberechtigten (Mangel der Forderung), §§ 398 S. 1, 1154, 1153 I (= § 401 I), 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog BGB - 2 » zusammenhängende Reihe von öffentlich beglaubigten Abtretungserklärungen, §§ 1155 S. 1, 892, 129 BGB (auch wenn keine ausdrückliche Verweisung auf § 1138 Fall 1 BGB; aber „Gläubigerrecht“ in § 1155 BGB) Unrichtigkeit der Abtretungserklärungen hinsichtlich der Forderung – Gutgläubigkeit Erwerber (keine Kenntnis des Erwerbers bzgl. Nichtbestehens der Forderung)

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Nichtberechtigten 1 • Fall 33: Der F hat sich von dem H 20.000.- Euro „geliehen“. Im Anschluss daran erkrankt der F an einer Psychose und wird geschäftsunfähig. Nach der Erkrankung lässt sich H von dem F für sein Darlehen eine Briefhypothek an dem Grundstück des F bestellen. Die Hypothek wird ins Grundbuch eingetragen. Im Anschluss daran tritt der H die Darlehensforderung schriftlich und unter Übergabe des Hypothekenbriefs an N ab. Welche Rechte hat N erworben?

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Nichtberechtigten 2 • Fall 34: Der F hat sich vom H 20.000.- Euro „geliehen“. Zum Zeitpunkt der Darlehensaufnahme litt der F an einer Psychose und war geschäftsunfähig. H ließ sich von dem F für sein Darlehen eine Hypothek an dem Grundstück des F bestellen. Zum Zeitpunkt der Hypothekenbestellung war F von seiner Psychose geheilt und wieder geschäftsfähig. Die Hypothek wird ins Grundbuch eingetragen. Im Anschluss daran tritt der H die Darlehensforderung schriftlich und unter Übergabe des Hypothekenbriefs an N ab. Kann N von dem F Duldung der Zwangsvollstreckung verlangen? Kann der H aus der Forderung gegen F vorgehen?

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Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Nichtberechtigten 3 • Fall 35: E hat dem H im Jahr 2000 zur Sicherung einer Darlehensforderung an seinem Grundstück eine Briefhypothek bestellt. Seit Februar 2001 ist H auf Grund von Altersdemenz geschäftsunfähig. 2003 tritt er die Darlehensforderung in einer notariell beglaubigten Abtretungserklärung an Z ab und übergibt ihm den Brief. Z tritt die Darlehensforderung seinerseits schriftlich an K ab und übergibt ihm den Brief. K möchte gegen E aus der Darlehensforderung vorgehen. Darlehen, § 488

E

Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1113

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z.B. § 433

H

§§ 398, 488, 1154 1153

z.B. § 433

Z

§§ 398, 488, 1154

K

1153

169

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Hypothek vom Nichtberechtigten 4 • Fall 36: E hat M zur Sicherung eines Darlehens eine Hypothek in Höhe von 50.000.- Euro bestellt. Auf dem Hypothekenbrief ist eine teilweise Rückzahlung des Darlehens in Höhe von 10.000.- Euro vermerkt. Im Vertrauen auf den Grundbuchinhalt – dort war immer noch eine Hypothek in Höhe von 50.000.- Euro eingetragen – lässt sich Z von M die Darlehensforderung abtreten. In welcher Höhe hat Z die Hypothek erworben?

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170

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 1.

z.B. § 433

Darlehen, § 488

A

Sicherungsvertrag, § 311 I

Bank (z.B.)

§§ 398, 488, 1154 § 1153

§§ 873, 1113

2.

C

z.B. § 433

A

Darlehen, § 488

Bank (z.B.)

§§ 398, 488, 1154

C

§ 1153

z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Sicherungsvertrag, § 311 I §§ 873, 1113

E

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171

Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Hypothek: Prüfungsstufen Einwendungen Grundpfandrechte bei Zweiterwerb

Rechtsgrundlage für Einwendung (Geltendmachung), z.B. „selbstverständlich“ oder §§ 1137, 1156 S. 1, 1192 Ia HS 1 Bestimmung Rechtsverhältnis, Einwendung und Art der (rhin., rvern., rhem.) Einwendung sowie Prüfung der Einwendung Ausschluss Einw. bei Zweiterwerb, z.B. § 1157 S. 1 („Zustehen“), 1156 S. 1

Gegeneinwendung: gutgläubiger Zweiterwerb, § 892/§§ 1138 Fall 1, 892/gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1157 S. 2, 892/§§ 1138 Fall 2, 892 • ggfs. Ausschluss des gutgläubig einredefreien Zweiterwerbs (§§ 1185 II, 1192 Ia!) Rechtsfolge Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Einwendungen gegenüber Zweiterwerber Hypothek („mittelbar“ gegenüber § 1147) 1 Hypothek* rh., rv. Einwendung

Einrede

selbstverständlich

§ 1157 S. 1

RF: -kein Bestand Hypothek -Unrichtigkeit GB (§ 894)

RF: -Bestand Hypothek, aber Hemmung Rechtsausübung (kein § 894!) -Anspruch auf Verzicht Hypothek bei dauernder Einrede, §§ 1169, 1168 -mit Verzicht EGS, §§ 1168 I, 1177 I 1

Gegeneinwendung: gutgl. Zweiterwerb vom NB (§ 892 I 1 HS 1 Fall 2 analog)

Gegeneinwendung: gutgl. einredefreier Zweiterwerb, §§ 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 *bezieht sich auf Einwendungen gegen Hypothek aus Ersterwerb, die ggü. Zweiterwerb erhoben werden Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Einwendungen gegenüber Zweiterwerber Hypothek („mittelbar“ gegenüber § 1147) 2 Forderung* rh., rv. Einwendung § 404 RF: -rh: EGS, §§ 1163 I 1, 1177 I 1 (kein § 894!) -rv: EGS, §§ 1163 I 2, 1177 I 1 (kein § 894!) Gegeneinwendung: gutgl. Erwerb, 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 (A: SiHyp, 1185 II)

§§

*bezieht sich auf Einwendungen gegen Forderung aus Ersterwerb, die ggü. Zweiterwerb erhoben werden Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Einrede -eigene, §§ 1137 I 1 Fall 2, 770 -fremde, § 1137 I 1 Fall 1 (aber nicht bei Verjährung, § 216 I) RF: -Bestand Hypothek aber Hemmung Rechtsausübung (kein § 894!) -Anspruch auf Verzicht Hypothek bei dauernder Einrede, §§ 1169, 1168 (nicht bei Verjährung; Palandt/Ellenberger, § 216 Rn. 3) -mit Verzicht EGS, §§ 1168 I, 1177 I 1 Gegeneinwendung: gutgl. einredefreier Erwerb, §§ 1138 Fall 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 (A: SiHyp, 1185 II)

174

Einwendungen gegenüber Zweiterwerber Hypothek („mittelbar“ gegenüber § 1147) 3 kein Ausschluss Einwendungen bei Forderungsabtretung, § 404 Einwendung "steht zu" im Zeitpunkt Abtretung (beachte dagegen § 404: „begründet“)

kein Ausschluss Einreden, § 1157 S. 1 1. Zeitpunkt: rechtshemmende Einwendung (Einrede) „steht“ zum Zeitpunkt Abtretung „zu“ (beachte dagegen § 404: „begründet“) wg. Rechtsgedanke § 1157 S. 1 2. kein (sonstiger) Ausschluss Einwendung § 405 (Abtretung unter Urkundenvorlegung) gemäß § 1156 S. 1 keine Anwendung §§ 406-408 auf Einwendungen nach Forderungsabtretung: keine Aufrechnung (§§ 406, 397 I), Erfüllung (§§ 407, 362 I) nach Forderungsabtretung (d.h. Erwerb Hypothek) A: SiHyp, 1185 II Exkurs: auf gesicherte Forderung selbst bezieht sich § 1156 nicht • erlischt sie nach §§ 406-408, so behält Erwerber Hypothek wegen Fortbestehensfiktion § 1156 S. 1 als forderungslose Hypothek • aus Forderung kann dagegen nicht geklagt werden (ähnlich zu § 1138)

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 1 - Überblick Recht auf Duldung der Zwangsvollstreckung (“Duldungsanspruch“), § 1147 BGB • Entstehung  Problem - Rechtsnatur:  dinglicher Anspruch (Westermann) – aber: Pfandschuldner „schuldet“ nichts  dingliches Verwertungsrecht (Wolff/Raiser)

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176

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 2 - Überblick  Hypothek

 rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb Hypothek – Forderungsabtretung – sonstige Einwendungen gegen Forderungsabtretung – Einwendungen gegen abgetretene Forderung, § 404 BGB » Prüfung im Rahmen Forderungsabtretung oder im Rahmen Einwendungen gegen gesicherte Forderung

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177

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 3 - Überblick » kein Ausschluss Einwendungen bei Forderungsabtretung §§ 404, 405 BGB » gem. § 1156 S. 1 BGB keine Anwendung §§ 406-408 BGB auf Einwendungen nach Forderungsabtretung » Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1138 Fall 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB (aber nicht bei Sicherungshypothek (§ 1185 II))

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178

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 4 - Überblick – gesetzlicher Übergang der Hypothek rechtsgeschäftlicher Ersterwerb einer Hypothek » Entstehungsvoraussetzungen » Einwendungen gegen Hypothek (grds. zum Ztpkt. Geltendmachung) Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB » Einwendungen gegen gesicherte Forderung (grds. zum Ztpkt. Geltendmachung), § 404 BGB vgl. bereits oben

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 5 - Überblick  kein Verlust Hypothek

• Erlöschen: rechtsvernichtende Einwendungen  auch bei Anspruchsaufbau nicht relevant • Durchsetzbarkeit - rechtshemmende Einwendung  auch bei Anspruchsaufbau nicht relevant  keine Verjährung, § 214 I BGB, da Ansprüche aus eingetragenen Rechten nicht der Verjährung unterliegen (§ 902 BGB)

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 6 • Einwendungen gegen Hypothek (eigentümerbezogene Einwendungen aus dem Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer und Hypothekar/Gläubiger)  rechtshindernde Einwendungen  z.B. Geschäftsunfähigkeit, § 105 I BGB, Sittenwidrigkeit, § 138 I BGB  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb Fremdhypothek, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog (Mangel des dinglichen Rechts)

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181

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 7  rechtsvernichtende Einwendungen

 z.B. Anfechtung, §§ 142 I, 119, 123 BGB, Befriedigung aus dem Grundstück, § 1181 I BGB  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb Fremdhypothek, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB analog (Mangel des dinglichen Rechts)

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182

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 8  rechtshemmende Einwendungen (Einreden), § 1157 S. 1 BGB

 Einreden – z.B. Rechtsmißbrauch (§ 242 BGB), Bereicherungseinrede (§ 821 BGB), Briefhypothek (§ 1160 I HS 1, HS 2) – Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est“) bei Gegenanspruch (Pflicht zur alsbaldigen Rückgewähr) » Anspruch auf Verzicht auf Hypothek, § 1169 BGB bei dauernder Einrede (hier: dauernde Einrede gegen Hypothek) – keine Verjährung, da kein Anspruch  kein Ausschluss Einwendungen – Zeitpunkt: Einwendung „steht“ zum Zeitpunkt Abtretung „zu“ (beachte dagegen § 404 BGB: „begründet“) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 9  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer und Gläubiger, § 1157 S. 1 » nicht bei gesetzlicher Einwendung (z.B. § 1160) – Rechtsscheintatbestand: keine Eintragung Einrede im Grundbuch – keine Zerstörung Rechtsschein: kein Widerspruch gegen Richtigkeit des Grundbuchs im Zeitpunkt der Vollendung des Rechtserwerbs eingetragen, §§ 1157 S. 2, 892 I 1 HS 2 Fall 1, 899 BGB

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184

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 10 – Gutgläubigkeit des Erwerbers: keine Kenntnis von Einrede – Rechtsfolge: Einreden können Hypothek nicht entgegengehalten werden » Einreden können aber Forderung weiterhin entgegengehalten werden

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185

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 11 • Einwendungen gegen gesicherte Forderung (schuldnerbezogene Einwendungen aus Rechtsverhältnis zwischen Schuldner und Gläubiger) (Akzessorietät!), § 404 BGB  rechtshindernde Einwendungen  z.B. Fälligkeit, § 271 II BGB, Sittenwidrigkeit, § 138 I BGB  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb Fremdhypothek, §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB (Mangel Forderung), aber nicht bei Sicherungshypothek (§ 1185 II)  rechtsvernichtende Einwendungen  z.B. Anfechtung, § 142 I BGB  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb Fremdhypothek, §§ 1138 Fall 1, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB (Mangel Forderung), aber nicht bei Sicherungshypothek (§ 1185 II) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

186

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 12  rechtshemmende Einwendungen (Einreden), § 1137 BGB

 eigene Einreden, §§ 1137 I 1 Fall 2, 770 BGB – Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1138 Fall 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB » Anwendbarkeit: nicht bei Sicherungshypothek (§ 1185 II) » Rechtsscheintatbestand: keine Eintragung Einrede im Grundbuch » keine Zerstörung Rechtsschein: kein Widerspruch gegen Richtigkeit des Grundbuchs im Zeitpunkt der Vollendung des Rechtserwerbs eingetragen, §§ 1138 Fall 2, 892 I 1 HS 2 Fall 1 BGB

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187

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 13 » Gutgläubigkeit des Erwerbers: keine Kenntnis von Einrede » Rechtsfolge: Einreden können Hypothek nicht entgegengehalten werden Einreden können aber Forderung weiterhin entgegengehalten werden

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188

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 14  fremde Einreden, § 1137 I 1 Fall 1 BGB – u.a. Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est“) bei Gegenanspruch (Pflicht zur alsbaldigen Rückgewähr) » Anspruch auf Verzicht auf Hypothek, § 1169 BGB bei dauernder Einrede (hier dauernde Einrede aus gesicherter Forderung gem. § 1137 BGB) » nicht dagegen Verjährung der gesicherten Forderung (vgl. § 216 I) Verjährung lässt Anspruch nicht erlöschen (§ 214 I)

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189

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 15 – Gegeneinwendung: Verzicht persönlicher Schuldner? kein Ausschluss Einrede, wenn Schuldner verzichtet hat, § 1137 II BGB – Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1138 Fall 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB » Rechtsfolge: Einreden können Hypothek nicht entgegengehalten werden Einreden können aber Forderung weiterhin entgegengehalten werden

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190

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 16  kein Ausschluss Einwendungen bei Forderungsabtretung

 Zeitpunkt: Einwendung „steht“ zum Zeitpunkt Abtretung „zu“, § 1137 I 1 BGB (beachte dagegen § 404 BGB: „begründet“) – arg.: Rechtsgedanke § 1157 S. 1 BGB  kein (sonstiger) Ausschluss Einwendung § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung)

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191

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 17  gem. § 1156 S. 1 BGB keine Anwendung §§ 406-408 BGB auf

Einwendungen nach Forderungsabtretung, aber nicht bei Sicherungshypothek (§ 1185 II)  keine Aufrechnung (§§ 406, 397 I BGB), Erfüllung (§§ 407, 362 I BGB) nach Forderungsabtretung (d.h. Erwerb Hypothek)  beachte: auf gesicherte Forderung selbst bezieht sich § 1156 BGB nicht – erlischt Forderung nach §§ 406-408 BGB, so behält Erwerber Hypothek wegen Fortbestehensfiktion als forderungslose Hypothek – aus Forderung kann dagegen nicht geklagt werden (ähnlich zu § 1138 Fall 1 BGB)

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192

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 18 • Fall 37: A hat dem B zur Sicherung offener Rechnung aus der Lieferung

von Maschinen eine Hypothek an seinem Grundstück bestellt. B hat die Hypothek schriftlich an C abgetreten und diesem den Hypothekenbrief übergeben. Als A die ausstehenden Geldbeträge nicht zahlt, verklagt C ihn auf Duldung der Zwangsvollstreckung in das Grundstück. A verteidigt sich wie folgt: Die Einigung über die Hypothekenbestellung sei wegen arglistiger Täuschung nichtig. Hat die Verteidigung des A in diesem Fall Erfolg?

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

193

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 19 • Fall 38: A hat dem B zur Sicherung offener Rechnung aus der Lieferung von Maschinen eine Hypothek an seinem Grundstück bestellt. B hat die Hypothek schriftlich an C abgetreten und diesem den Hypothekenbrief übergeben. Als A die ausstehenden Geldbeträge nicht zahlt, verklagt C ihn auf Duldung der Zwangsvollstreckung in das Grundstück. A verteidigt sich wie folgt: B habe ihm die Hypothek für noch zwei Jahre gestundet. Hat die Verteidigung des A in diesem Fall Erfolg?

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194

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 20 • Fall 39: A hat dem B zur Sicherung offener Rechnung aus der Lieferung

von Maschinen eine Hypothek an seinem Grundstück bestellt. B hat die Hypothek schriftlich an C abgetreten und diesem den Hypothekenbrief übergeben. Als A die ausstehenden Geldbeträge nicht zahlt, verklagt C ihn auf Duldung der Zwangsvollstreckung in das Grundstück. A verteidigt sich wie folgt: wegen eigener Gegenansprüche aus der ständigen Geschäftsbeziehung zu B stehe ihm ein Zurückbehaltungsrecht zu. Hat die Verteidigung des A in diesem Fall Erfolg?

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

195

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Hypothek bei Zweiterwerb 21 • Fall 40: A hat sich von B 100.000.- Euro „geliehen“ und diesem eine Buchhypothek bestellt. Da B seinerseits Geld benötigt, tritt er die Hypothek an C ab. Danach zahlt A an B die 100.000.- Euro zurück. C verlangt von A die Duldung der Zwangsvollstreckung. Zu Recht?

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196

Erst- und Zweiterwerb der Grundschuld Ersterwerb

BriefGS, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I, 1192 I, 1116 I, 1117

BuchGS, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I , 1192 I, 1116

Zweiterwerb

BriefGS §§ 413, 398, 1192 I, 1154 I, II

BuchGS, §§ 873 I HS 1 Fall 3, 1192 I, 1154 III

Ausschluss Abtretbarkeit, §§ 413, 399, 877 (Eintragung!) NB:

§ 892 I 1 HS 1 Fall 2 (kein Eigentum)

§ 892 I 1 HS 1 Fall 2 (kein GSInhaber)

Literatur: Neuner, Sachenrecht, 3. Aufl., Rn. 608; Wolf/Wellenhofer, Sachenrecht, 24. Aufl., § 29 Rn. 9 f. Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

197

Zweiterwerb der Grundschuld z.B. § 433

1.

Darlehen, § 488

A

Sicherungsvertrag, § 311 I

i.d.R. §§ 398, 488

Bank (z.B.) i.d.R. §§ 398, 311 I (SiV) C

§§ 413, 398 (BriefGS), 1192, 1154

§§ 873, 1191

z.B. § 433

2.

i.d.R. §§ 398, 488

A z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Darlehen, § 488

Sicherungsvertrag, § 311 I

Bank (z.B.)

i.d.R. §§ 398, 311 I (SiV)

C

§§ 413, 398 (BriefGS), 1192, 1154

§§ 873, 1191

E

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198

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154 BGB - 1 • Abtretung der Grundschuld, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154 BGB  Einigung (§§ 413, 398 BGB – Abtretung der Grundschuld) • Abtretbarkeit Grundschuld, §§ 413, 399 BGB  Inhaltsänderung, die im Grundbuch eingetragen werden muss, § 877 BGB • Vollzugsmoment, §§ 1192 I, 1154 BGB zur Abtretung Briefgrundschuld erforderlich  schriftliche Abtretungserklärung Zedent (§§ 125 S. 1, 1192 I, 1154 I 1 BGB) oder  Abtretung im Grundbuch eingetragen (§§ 1192 I, 1154 II, 873 I Fall 3 BGB) und  Grundschuldbrief übergeben (§§ 1192 I, 1154 I 1, 1117 I, II BGB; nicht § 1117 III BGB) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

199

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefgrundschuld vom Berechtigten, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154 BGB - 2 • Einigsein • Berechtigung  Rechtsinhaber rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Briefgrundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB […]  Verfügungsmacht

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200

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Buchgrundschuld vom Berechtigten, §§ 873 I HS 1 Fall 3, 1191 I, 1192 I, 1154 III BGB • Einigung über Übertragung Grundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 3 BGB • Abtretbarkeit Grundschuld, §§ 413, 399 BGB  Inhaltsänderung, die im Grundbuch eingetragen werden muss, § 877 • Vollzugsmoment, § 1154  Buchhypothek: Eintragung Abtretung im Grundbuch erforderlich (§§ 1192 I, 1154 III, 873 I Fall 3) • Einigsein • Berechtigung  Rechtsinhaber rechtsgeschäftlicher Ersterwerb Buchgrundschuld, §§ 873 I HS 1 Fall 2, 1191 I BGB […]  Verfügungsmacht Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

201

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154 I, 892 I 1 HS 1 Fall 2, 1155 BGB - 1 • Abtretung (Übertragung) Grundschuld, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154 BGB  Einigung (§§ 413, 398 BGB – Abtretung Grundschuld)  Abtretbarkeit Grundschuld, §§ 413, 399 BGB  Inhaltsänderung, die im Grundbuch eingetragen werden muss, § 877 BGB  Vollzugsmoment, §§ 1192 I, 1154 BGB  Rechtsnatur: nicht Formvorschrift (also kein § 125 S. 1 BGB)  zur Abtretung Briefgrundschuld erforderlich, dass – Abtretungserklärung Zedent erfolgt schriftlich (§§ 125 S. 1, 1192 I, 1154 I 1 BGB) oder – Abtretung im Grundbuch eingetragen (§§ 1192 I, 1154 II, 873 I Fall 3 BGB)

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202

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154, 892 I 1 HS 1 Fall 2, 1155 BGB - 2 und – Grundschuldbrief übergeben (§§ 1192 I, 1154 I 1, 1117 I, II BGB; nicht § 1117 III BGB)  Einigsein  Berechtigung  Rechtsinhaber (-)  gutgläubiger Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – Anwendbarkeit § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – rechtsgeschäftlicher Erwerb eines dinglichen Rechts – Grundschuldabtretung = Verkehrsgeschäft

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203

Rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Briefgrundschuld vom Nichtberechtigten, §§ 413, 398 S. 1, 1192 I, 1154, 892 I 1 HS 1 Fall 2, 1155 BGB - 3 – Rechtsscheintatbestand: Eintragung im Grundbuch » Eintragung im Grundbuch, § 892 BGB oder » zusammenhängende Reihe von öffentlich beglaubigten Abtretungserklärungen, §§ 1192 I, 1155 S. 1, 892, 129 BGB – keine Zerstörung Rechtsschein – Gutgläubigkeit des Erwerbers » keine Kenntnis Erwerber bzgl. Nichtbestehens Grundschuld  Verfügungsmacht (§ 892 I 2 BGB; beachte § 878 BGB)

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204

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb z.B. § 433

1.

Darlehen, § 488

A

Sicherungsvertrag, § 311 I

i.d.R. §§ 398, 488

Bank (z.B.) i.d.R. §§ 398, 311 I (SiV) C

§§ 413, 398 (BriefGS), 1192, 1154

§§ 873, 1191

z.B. § 433

2.

i.d.R. §§ 398, 488

A z.B. Auftrag, § 662 GeBes., § 675 GoA, § 677

Darlehen, § 488

Sicherungsvertrag, § 311 I

Bank (z.B.)

i.d.R. §§ 398, 311 I (SiV)

C

§§ 413, 398 (BriefGS), 1192, 1154

§§ 873, 1191

E

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205

Übersicht Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Grundschuld bei Erst-/Zweiterwerb Einwendungen Einwendungen gegen Grundschuld i.e.S.

Einwendungen gegen Forderung nicht möglich!

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Bestand Forderung/ Einwendungen gegen Forderung

Arglisteinrede (Rückgewähranspruch)

Einreden aufgrund/aus Sicherungsvertrag (Einrede des mangelnden Sicherungsfalls)

sonstige Einreden aufgrund/aus Sicherungsvertrag 206

Verteidigung des Eigentümers gegen Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld: Prüfungsstufen Einwendungen Grundpfandrechte bei Zweiterwerb

Rechtsgrundlage für Einwendung (Geltendmachung), z.B. „selbstverständlich“ oder §§ 1137, 1156 S. 1, 1192 Ia HS 1 Bestimmung Rechtsverhältnis, Einwendung und Art der (rhin., rvern., rhem.) Einwendung sowie Prüfung der Einwendung Ausschluss Einw. bei Zweiterwerb, z.B. § 1157 S. 1 („Zustehen“), 1156 S. 1

Gegeneinwendung: gutgläubiger Zweiterwerb, § 892/§§ 1138 Fall 1, 892/gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1157 S. 2, 892/§§ 1138 Fall 2, 892 • ggfs. Ausschluss des gutgläubig einredefreien Zweiterwerbs (§§ 1185 II, 1192 Ia!) Rechtsfolge Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

207

Einwendungen gegenüber Zweiterwerber Sicherungsgrundschuld 1 Grundschuld*

rh., rv. Einwendung

Einrede

selbstverständlich

§§ 1192 I, 1157 S. 1

RF: -kein Bestand GS -Unrichtigkeit GB (§ 894)

RF: -Hemmung Rechtsausübung (kein § 894!) -Anspruch auf Verzicht GS bei dauernder Einrede, §§ 1192 I, 1169, 1168 -mit Verzicht EGS, §§ 1192 I, 1168 I (§ 1177 I 1 nicht anwendbar; in § 1168 I wird „Hypothek“ durch „Grundschuld“ ersetzt)

Gegeneinwendung: gutgl. Zweiterwerb GS vom NB (§ 892 I 1 HS 1 Fall 2)

*bezieht sich auf Einwendungen gegen GS aus Ersterwerb, die ggü. Zweiterwerb erhoben werden Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Gegeneinwendung: gutgl. einredefreier Zweiterwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2

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Einwendungen gegenüber Zweiterwerber Sicherungsgrundschuld 2 *bezieht sich auf Einwendungen gegen GS aus Ersterwerb, die ggü. Zweiterwerb erhoben werden

rh., rv. Einwendung (+) als Einrede aus SiV, § 1192 Ia HS 1 RF: -Hemmung (kein § 894!) -Rückübertragungsanspruch aus SiV -auch Anspruch auf Verzicht GS, §§ 1192 I, 1169, 1168) Gegeneinwendung: gutgl. einredefreier Erwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2? (-) wg. § 1192 Ia

Forderung (= SiV!)*

SiV

Einrede (+) § 1192 Ia HS 1 (+) § 1192 Ia HS 1 nur fremde Einreden: Arglisteinrede (§ 242), bei als Einrede aus SiV, Rückübertragungsanspruch (aber nicht bei bzgl. GS (ausdr. oder konkl.) Verjährung, § 216 II 1~) aus SiV, § 311 I RF: -Hemmung (kein § 894!) -RückübertragungsGegeneinwendung: gutgl. anspruch aus SiV einredefreier Erwerb, -auch §§ 1192 I, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 1169, 1168, aber nicht HS 1 Fall 2? bei Verjährung Gegeneinwendung: gutgl. (-) wg. § 1192 Ia einredefreier Erwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2? (-) wg. § 1192 Ia

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. werden auch zur Einrede aus SiV über Arglisteinrede Einführung 2010 / 11

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Einwendungen gegenüber Zweiterwerber Sicherungsgrundschuld 3 Einwendungen Grundschuld

Einreden SiV wegen gesicherter Forderung

Einreden aus SiV

Kein Ausschluss Einreden, §§ 1192 I, 1157 S. 1 Einrede "steht zu" im Zeitpunkt Abtretung (beachte dagegen § 404: „begründet“)

Kein Ausschluss Einreden, §§ 404, 405, 1192 I, 1157 S. 1/ 1192 Ia Nicht erforderlich Zustehen im Zeitpunkt Abtretung Grundschuld, §§ 1157 S. 1 wegen § 1192 Ia („aus Sicherungsvertrag ergeben“) (beachte dagegen § 404: „begründet“)

Kein Ausschluss Einreden Nicht erforderlich Zustehen im Zeitpunkt Abtretung Grundschuld, §§ 1192 I , 1157 S. 1 wegen § 1192 Ia („aus Sicherungsvertrag ergeben“)

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Prinzipien des Erwerberschutzes bei Zweiterwerb (Einwendungen aus der Forderung) Forderungsabtretung

Verkehrshypothek

Sicherungsgrundschuld

Schuldnerschutz, §§ 404 ff.

Schutz des Hypothekenerwerbers,

Schutz des Grundstückseigentümers, § 1192 Ia HS 1, HS 2

Zustehen bei Abtretung, § 1157 S. 1

Zustehen bei Abtretung, §§ 1192 I, 1157 S. 1/§ 1192 Ia HS 1 auch nach Abtretung, § 1192 Ia HS 1 („ergeben“) (nicht §§ 1192 I, 1156 S. 1) kein § 1138 Fall 1, 892/ § 1138 Fall 2, 892 da GS; kein §§ 1192 I, 1157 S 2, 892 I 211 wg. § 1192 Ia S. 1

bei Abtrenach Abtung, §§ 404 f. tretung, („begründet“) §§ 406-408

nicht nach Abtretung, § 1156 S. 1 aber: §§ 1138 Fall 1, 892/§ 1138 Fall 2, 892

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 1 - Überblick Recht auf Duldung der Zwangsvollstreckung (“Duldungsanspruch“), §§ 1192 I, 1147 BGB • Entstehung  Grundschuld  Abtretung Grundschuld (rechtsgeschäftlicher Zweiterwerb einer Grundschuld)  kein Verlust Grundschuld  Einwendungen gegen Abtretung Grundschuld

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 2 - Überblick  Einwendungen gegen Grundschuld

 Einwendungen gegen Grundschuld i.e.S. – Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB  Einrede gegen Grundschuld aufgrund Sicherungsvertrag wegen der gesicherten Forderung („Einrede des mangelnden Sicherungsfalls“)  sonstige Einreden gegen Grundschuld aus Sicherungsvertrag

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 3 - Überblick • Erlöschen: rechtsvernichtende Einwendungen • Durchsetzbarkeit: rechtshemmende Einwendungen  keine Verjährung, § 214 I BGB, da Ansprüche aus eingetragenen Rechten nicht Verjährung unterliegen (§ 902 BGB)

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 4 - Details • Einwendungen gegen Grundschuld i.e.S.  eigentümerbezogene Einwendungen aus Rechtsverhältnis zwischen ihm als Eigentümer und Grundschuldgläubiger  rechtshindernde Einwendungen  z.B. Geschäftsunfähigkeit, § 105 I BGB  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB  rechtsvernichtende Einwendungen  z.B. Anfechtung, § 142 I BGB  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubiger Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 5 - Details  rechtshemmende Einwendungen (Einreden), §§ 1192 I, 1157 S. 1

BGB  z.B. Stundung Grundschuld, § 311 I BGB  Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est“) bei Gegenanspruch – Anspruch auf Verzicht auf Grundschuld, § 1192 I, 1169 BGB bei dauernder Einrede (hier: dauernde Einrede gegen Grundschuld)  keine Verjährung, da kein Anspruch  Gegeneinwendung: ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – nicht § 1192 Ia S. 2, da keine Einreden auf Grund Sicherungsvertrags oder aus Sicherungsvertrag Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 6 - Details • Einrede gegen Grundschuld aufgrund Sicherungsvertrag (wegen gesicherter Forderung)  schuldnerbezogene Einwendungen aus Rechtsverhältnis zwischen

Schuldner und Gläubiger (!), §§ 1192 I, 1157 S. 1 BGB  Systematik  Grundschuld nicht akzessorisches Sicherungsrecht; Einwendungen und Einreden gegen gesicherte Forderung berühren nur diese, §§ 1137, 1163 I BGB finden auf Grundschuld keine Anwendung  führen diese Einwendungen und Einreden gegen gesicherte Forderung aber zu Einreden aufgrund Sicherungsvertrag, können sie gegenüber §§ 1192 I, 1147 BGB geltend gemacht werden

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 7 - Details  aufgrund Sicherungsvertrag kann sich nämlich ausdrücklich oder konkludent ergeben, dass Grundschuld nur „im Rahmen und nach Maßgabe“ der zugrunde liegenden Forderung verwertet werden kann („Einrede des mangelnden Sicherungsfalls“) – es handelt sich entweder um vorübergehende (dilatorische) oder um dauernde (peremptorische) Einrede, je nachdem ob nicht feststeht oder feststeht, das Forderung nicht mehr entstehen wird oder erloschen ist  dies gilt auch, wenn Sicherungsvertrag nicht abgetreten wird (isolierte Grundschuldabtretung), da es sich um Einreden gegen Grundschuld handelt!

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 8 - Details  Einwendungen und Einreden gegen Forderung, die Einreden aufgrund

Sicherungsvertrags darstellen, §§ 1192 I, 1157 S. 1 BGB/§ 1192 Ia S. 1 HS 1 BGB  gesicherte Forderung  rechtshindernde Einwendungen gegen gesicherte Forderung  rechtsvernichtende Einwendungen gegen gesicherte Forderung  rechtshemmende Einwendungen (Einreden) gegen gesicherte Forderung

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 9 - Details  kein Ausschluss Einwendungen bei Grundschuldabtretung, §§ 413, 404, 405, 1157 S. 1/1192 Ia BGB – Zeitpunkt: Einwendung „steht“ zum Zeitpunkt Abtretung „zu“ (beachte dagegen § 404 BGB: „begründet“) » Einwendung muss in allen Tatbestandsmerkmalen erfüllt sein (§§ 1192 I, 1192 Ia (ab 1.3.2009), 1157 S. 1 BGB) – kein (sonstiger) Ausschluss Einwendung § 405 BGB (Abtretung unter Urkundenvorlegung)

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 10 - Details  bislang: Gegeneinwendung gegenüber Einwendungen bei Grundschuldabtretung - ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB – Maßstab für die Bösgläubigkeit war positive Kenntnis; nach h.M. war erforderlich, dass Erwerber weiß, dass » es sich um Sicherungsgrundschuld handelt und » Einrede besteht

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

221

Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 11 - Details  ab 1.3.2009 (Risikobegrenzungsgesetz): § 1157 S. 2 BGB aufgrund von § 1192 Ia BGB insoweit unanwendbar  gem. § 1192 Ia HS 1 („aus Sicherungsvertrag ergeben“) auch Einwendungen nach Grundschuldabtretung – Einreden aufgrund SiV (somit indirekt auch Einwendungen gegen gesicherte Forderung) können nach §§ 1192 I, 1157 S. 1 BGB (durch § 1192 Ia S. 2 BGB bestätigt) geltend gemacht werden, und zwar auch bei isolierter Grundschuldabtretung (d.h. ohne gesicherte Forderung) – aber: bei isolierter Grundschuldabtretung keine Anwendung §§ 406-408 BGB auf Forderung, da keine Abtretung

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 12 - Details  früher dagegen § 1192 I (!), 1156 S. 1 BGB: keine Anwendung §§ 406-408 BGB auf Einwendungen nach Grundschuldabtretung – Anwendbarkeit § 1156 S. 1 BGB: Gleichstellung mit Verkehrshypothek – keine Aufrechnung (§§ 406, 397 I BGB), Erfüllung (§§ 407, 362 I BGB) nach Grundschuldübertragung (d.h. Erwerb Grundschuld) – beachte: nicht bei isolierter Grundschuldabtretung, weil § 1156 S. 1 sich auf „die Übertragung der Forderung“ bezieht

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 13 - Details – beachte: auf gesicherte Forderung selbst bezogen sich §§ 1192 I, 1156 S. 1 BGB nicht » erlosch Forderung nach §§ 406-408 BGB, so konnte aus Forderung nicht geklagt werden

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 14 - Details • sonstige Einreden gegen Grundschuld aus Sicherungsvertrag, §§ 1192 I, 1157 S. 1 BGB  eigentümerbezogene Einwendungen aus Rechtsverhältnis zwischen ihm als Eigentümer und Grundschuldgläubiger  Arglisteinrede, § 242 BGB („dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est“) bei Gegenanspruch (Pflicht zur alsbaldigen Rückgewähr)  Rückübertragungsanspruch bzgl. Grundschuld, ausdrücklich bzw. konkludent aus Sicherungsvertrag dieser Anspruch steht unter aufschiebender Bedingung, § 158 I BGB des endgültigen Wegfalls des Sicherungsfalls – nicht bei Verjährung gesicherter Forderung, § 216 II 1 BGB analog

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Sicherungsgrundschuld bei Zweiterwerb 15 - Details  Anspruch auf Verzicht auf Grundschuld, §§ 1192 I, 1169 BGB bei dauernder Einrede (hier: dauernde Einrede des mangelnden Sicherungsfalls aus Sicherungsvertrag)  kein Ausschluss Einwendungen bei Grundschuldabtretung Zustehen im Zeitpunkt Abtretung Grundschuld, §§ 1192 I , 1157 S. 1/§ 1192 Ia S. 1  bislang: Gegeneinwendung - ggfs. gutgläubig einredefreier Erwerb, §§ 1192 I, 1157 S. 2, 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB  ab 1.3.2009: § 1157 S. 2 aufgrund von § 1192 Ia S. 2 BGB insoweit unanwendbar

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Verteidigung des Eigentümers gegen eine Inanspruchnahme aus der Grundschuld bei Zweiterwerb 16 • Fall 41: B hat E einen Kredit in Höhe von 100.000.- Euro und sich zur Absicherung eine Grundschuld in dieser Höhe bestellen lassen. Um selbst Kredit zu erhalten, hat er die Grundschuld an die erfahrene Großbank G abgetreten. In diesem Zeitpunkt war die Kreditsumme noch nicht ausgezahlt. Als G gegen E aus der Grundschuld vorgeht, weigert sich dieser zu zahlen, weil die Grundschuld bei der Abtretung nicht valutiert gewesen sei. Mit Recht?

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Teil 2: Kreditsicherungsrecht § 5 Einführung in das Kreditsicherungsrecht § 6 Entstehung von Kreditsicherheiten § 7 Übertragung von Kreditsicherheiten § 8 Kollision von Kreditsicherheiten Abschnitt 1: Überblick 8.1 Kollisionsarten Abschnitt 2: Kollision gleichartiger Sicherheiten 8.2 Lösungsmodelle für Kollision gleichartiger Sicherheiten 8.3 Kollision von Pfandrechten an beweglichen Sachen 8.4 Kollision von Verarbeitungsklauseln 8.5 Kollision von Grundpfandrechten

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Abschnitt 3: Kollision ungleichartiger Sicherheiten 8.6 Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 8.7 Kollision von Hypothek und Bürgschaft 8.8 Kollision von Grundschuld und Bürgschaft

Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Kollisionsarten 1 • Kollision von gleichartigen Sicherheiten  Kollision von Bürgschaften  Kollision von Pfandrechten an einer beweglichen Sache  Kollision von Sicherungsübereignungen  Kollision von Grundpfandrechten (Hypothek,

Sicherungsgrundschuld)  Kollision von Sicherungsabtretungen  Sonderproblem: Kollision Sicherungsabtretung künftiger Forderung und Sicherungsabtretung des verlängerten Eigentumsvorbehalts  Kollision mehrerer Verarbeitungsklauseln (z.B. bei verlängerter Sicherungsübereignung, verlängertem Eigentumsvorbehalt)

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Kollisionsarten 2 • Kollision von ungleichartigen Sicherheiten, z.B.  Kollision von Pfandrecht an einer beweglichen Sache und

Sicherungsübereignung  Kollision von Pfandrecht an einer beweglichen Sache und Bürgschaft  Kollision von Grundpfandrecht und Bürgschaft

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Lösungsmodelle für Kollision gleichartiger Sicherheiten Lösungsmodelle Vollrecht (Eigentum/ Inhaberschaft)

G: Priorität

A: gutgläubiger Erwerb Vollrecht (AA: grds. nicht bei Forderungen) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Sonderfälle 1. mehrere Sicherungsabtretungen (Kollision verl. Eigentumsvorbehalt und Sicherungsabtretung): Vorgehen des Warenlieferanten nach Rspr. 2. mehrere Verarbeitungsklauseln (mehrere Eigentümer) Miteigentum Lieferanten, § 947 I BGB

beschränkte dingliche Sicherungsrechte G: Rang A: gutgläubiger Erwerb Rang

G = Grundsatz, A = Ausnahme, AA = Ausnahme von der Ausnahme

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Kollision von Pfandrechten an beweglichen Sachen • Rang des Pfandrechts

• Grundsatz: § 1209 BGB – Zeitpunkt Bestellung  Prinzip des gleitenden Rangs: erlischt ein Recht, so rücken die anderen auf • Ausnahme:  § 1208 BGB (gutgläubiger Erwerb Rang) • Rechtsfolge Rang  Befriedigung nach Rangverhältnis, § 1247 BGB  beachte: Rangfolge schließt nicht aus, dass nachrangiger Gläubiger mit fälliger Forderung vollstreckt, wenn vorrangiger Gläubiger keine fällige Forderung hat  aber keine Verpflichtung des vorrangigen Pfandgläubigers, die Pfandsache auszuhändigen, § 1232 S. 1 BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Kollision von Grundpfandrechten 1 • Rang des Grundpfandrechts • Grundsatz:  materiellrechtliche Rangbestimmung durch Beteiligte, § 879 III BGB  Einigung über Rangverhältnis (zwischen Eigentümer, Erwerber des Grundpfandrechts und sonstigen Betroffenen)  Eintragung im Grundbuch  unterscheide dagegen verfahrensrechtliche Rangbestimmung § 45 III GBO

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Kollision von Grundpfandrechten 2  gesetzliche Rangfolge, § 879 I, II BGB

 Rechte in der selben Abteilung des Grundbuchs, § 879 I 1 BGB  Reihenfolge Eintragungen (Alterspriorität) – Prinzip des gleitenden Rangs: erlischt ein Recht, so rücken die anderen auf • Ausnahme:  § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB (gutgläubiger Erwerb Rang) • Rechtsfolge Rang  Befriedigung nach Rangverhältnis, § 11 I ZVG  beachte: Rangfolge schließt nicht aus, dass nachrangiger Gläubiger mit fälliger Forderung vollstreckt, wenn vorrangiger Gläubiger keine fällige Forderung hat

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Kollision von Grundpfandrechten 3 • Löschungsanspruch, § 1179a I 1 BGB / §§ 1192 I, 1179a I 1 BGB  Sinn und Zweck:  Interesse nachrangig Berechtiger an Verbesserung ihrer Rechtsstellung  Vereinbarung eines Löschungs- (Aufhebungs-)anspruchs für den Fall Entstehen einer Eigentümergrundschuld  Vermeidung von Sicherung Löschungsanspruch durch Löschungsvormerkungen im Grundbuch, § 883 BGB – früher jährlich ca. 1 Mio. Löschungsvormerkungen (!)

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Kollision von Grundpfandrechten 4  Entstehung

 vorrangige oder gleichrangige Hypothek / Grundschuld 1  Hypothek / Grundschuld 2  Aktivlegitimation (Gläubiger): jeweiliger Gläubiger Hypothek / Grundschuld 2

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Kollision von Grundpfandrechten 5  Vereinigung der Hypothek / Grundschuld 1 mit dem Eigentum in einer Person (Eigentümergrundschuld) – zum Zeitpunkt Eintragung Hypothek / Grundschuld 2 des Gläubigers oder später – Einzelfälle: » Hypothek: §§ 1143, 1163 I 1, 2, 1168 BGB » Fremdgrundschuld: §§ 1192 I, 1168 BGB  Passivlegitimation (Schuldner): Eigentümer

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Kollision von Grundpfandrechten 6  rechtshindernde Einwendung - Ausnahmen vom Vereinigungsfall: – Hypothek: Nochnichtentstehen der Forderung, §§ 1179a II 1, 1163 I 1 BGB – Hypothek / Grundschuld: Nochnichtübergabe des Briefs, § 1179a II 2, 1163 II BGB – Grundschuld: Eigentümergrundschuld, § 1196 III BGB

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239

Kollision von Grundpfandrechten 7  rechtshindernde Einwendung: Ausschluss, § 1179a V BGB  Rechtsfolge: „Löschung“, d.h. Aufhebung, § 875 BGB – Erklärung – Löschung im Grundbuch – Berechtigung  Erlöschen  Durchsetzbarkeit  keine Verjährung, § 214 I BGB, da Ansprüche aus eingetragenen Rechten nicht Verjährung unterliegen (§ 902 BGB)

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 1 • Kollision: Kollision zweier Sicherungsabtretungen künftiger Forderungen (§ 398 BGB analog)  müsste grundsätzlich nach Prioritätsgrundsatz gelöst werden  wirtschaftlich aber Konflikt von Waren- und Geldkreditgeber • Lösungsmodelle:  Vertragsbruchtheorie (Rspr.):  Prioritätsgrundsatz (der sich aus der Regel des „nemo plus iure transferre potest quam ipse habet“ ableiten lässt) – damit grundsätzlich Geldkreditgeber bevorzugt, da seine Forderungsabtretung meist zeitlich früher

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 2  Sittenwidrigkeit (§ 138 I BGB) der Sicherungs-(global-)zession: – objektive Sittenwidrigkeit » soweit auch Forderungen erfasst werden, die Schuldner seinen Warenlieferanten auf Grund des mit ihnen vereinbarten verlängerten Eigentumsvorbehalts abtreten muss und abtritt

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242

Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 3 » Argument: Verleitung zum Vertragsbruch - eine Bank darf sich berechtigten Belangen ihres Kreditnehmers nicht verschließen, die zur Aufrechterhaltung seines Geschäfts erforderlichen Waren zu beziehen, ohne Vertragsverletzungen gegenüber Warenlieferanten zu begehen - von Werner Flume entwickelter Gedanke – subjektive Sittenwidrigkeit: » Grundsatz: Kenntnis Tatumstände oder vor Kenntnis bewusst verschlossen (h.L., Rspr.) » Ausnahme bei Verleitung zum Vertragsbruch durch Globalzession: objektive Branchenüblichkeit

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 4  Vermeidung in Praxis (d.h. Ausschluss der objektiven Sittenwidrigkeit): – dingliche Verzichtsklausel: Wirksamkeit Vorausabtretung auf Zeitpunkt Erlöschen Eigentumsvorbehalt verschoben » somit Abtretung unter aufschiebender Bedingung, § 158 I BGB » vgl. in diesem Sinne auch Formular Nr. 10 – dort Nr. 6 – schuldrechtliche Verzichtsklausel: Bank verpflichtet sich, Forderung an Lieferanten abzutreten » beseitigt Sittenwidrigkeit Globalzession nicht » Lieferant trägt Insolvenzrisiko der Bank

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 5  Surrogationstheorie (Rühl): Vorrang verlängerter Eigentumsvorbehalt

des Lieferanten; Globalzession geht ins Leere (damit Zurückdrängen Prioritätsprinzip)  Argumente: – Weiterverkaufsforderung ist rechtliches Surrogat der Eigentumsvorbehaltsware und tritt an deren Stelle – Lieferant steht Forderung näher als Geldgeber (= wirtschaftliche Surrogation)

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 6  aber: kein gesetzlicher Anhaltspunkt; aus dem BGB lässt sich kein einheitliches Prinzip der dinglichen Surrogation ableiten, so dass rechtliche Surrogation in die Weiterverkaufsforderung nicht begründbar ist – Beispiel: § 1247 S. 2 BGB  Teilungstheorie (Walter Erman): abgetretene Forderung wird aufgeteilt zwischen Bank und Lieferanten; und zwar nach Werten, die in Forderung eingeflossen sind  aber: wenig praktikable Lösung, da sich Wertverhältnisse durch Rückzahlungen oder weitere Teillieferungen laufend verändern können  kein gesetzlicher Anhaltspunkt

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 7 • Fall 42: Rudolf Arauner (A) betreibt einen Großhandel mit Küchengeräten, die er bei verschiedenen Herstellern bezieht und an Installationsunternehmen weiterveräußert. Am 20. Februar nahm A bei der Bank „Schneller Euro AG“ (B) einen Geschäftskredit u.a. zum Kauf neuer Ware auf. Zur Sicherung trat er der Bank alle Forderungen ab, die ihm gegenwärtig gegen die Installationsfirmen zustehen oder bis zum 15. März entstehen werden. Am 22. Februar erwarb A bei dem Haushaltsgerätehersteller V zehn Herde; dabei wurde vereinbart, dass die Lieferung unter Vorbehalt des Eigentums erfolge, A aber zur Weiterveräußerung gegen Abtretung der Forderungen aus Weiterveräußerung befugt sei. Am 1. März veräußert A die zehn am 22. Februar erworbenen Herde an das Installationsunternehmen „Schöne Küche“ (S). Hat die Bank B Ansprüche gegen S aufgrund der Abtretung vom 20. Februar?

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 8 2 1

B

V

§ 433

§ 488 SiV, § 311 I

A

§ 398

3

§ 433 4

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§§ 929, SiV, §§ 362 II, 158 I, § 185 I§ 311 I / 185 I 499 I § 398 analog

§§ 398, 433

§ 929

S

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Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 9 • Lösungsskizze: Zahlungsanspruch B gegen S, §§ 398, 433 II Fall 1 BGB  Einigung Abtretungsvertrag A und B (+)  Abtretbarkeit der Forderung  Berechtigung = Inhaber abgetretene Forderung = Entstehung der Forderung  Anspruch auf Kaufpreiszahlung A ggü. S, § 433 II Fall 1 BGB  Problem: Forderung bestand nicht im Zeitpunkt Abschluss Abtretungsvertrags – bei zukünftigen Forderungen gibt es Auseinanderfallen von Abschlusstatbestand (Verfügungstatbestand beendet) und Wirksamkeitstatbestand

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249

Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 10  Problem: Forderung zweimal abgetreten – G: Prioriätsgrundsatz – Problem: Abtretung künftiger Forderungen » Prioritätsprinzip bezieht sich auch bei Abtretung künftiger Forderungen auf Zeitpunkt Vereinbarung Abtretung » § 161 I BGB analog - analog, weil Entstehen der Forderung keine Geschäftsbedingung, sondern Rechtsbedingung - Bedingung (Entstehen der Forderung beim Schuldner) eingetreten; abweichende Zwischenverfügung (die zweite Abtretung) würde Wirkung der ersten Vorauszession vereiteln und ist unwirksam Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

250

Kollision von verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungs-(global-)zession 11  (sonstige) Einwendungen gegen Forderungsabtretung

Problem: Kollision von Sicherungsabtretungen im Zusammenhang mit einem verlängertem Eigentumsvorbehalt und Sicherungsglobalzession  Meinung 1: Surrogationstheorie  Meinung 2: Teilungstheorie  Meinung 3 - Vertragsbruchtheorie: rechtshindernde Einwendung – Sittenwidrigkeit, § 138 I BGB – objektive Sittenwidrigkeit (+) – subjektive Sittenwidrigkeit (+)  Ergebnis  B nicht Inhaber Kaufpreisforderung gegen S aus dem am 01.03. getätigten Kauf geworden Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

251

Kollision von Verarbeitungsklauseln (§ 950 I 1 BGB) 1 • Kollision:  Lieferung mehrerer Stoffe durch Lieferanten  unter verlängertem Eigentumsvorbehalt (mit Verarbeitungsklausel)

• Lösungsmodelle:  h.L.: Miteigentümer im Wertverhältnis ihrer Stofflieferungen, § 947 I BGB  anwendbar, da § 950 BGB durch vertragliche Vereinbarung ausgeschlossen (schwach!)  Alleineigentum bei Hauptsache, § 947 II BGB

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252

Kollision von Verarbeitungsklauseln (§ 950 I 1 BGB) 2  Klauseln sind nichtig, § 138 I BGB, wenn ein Lieferant

Alleineigentum beansprucht, obwohl wesentliche andere Waren in das Endprodukt eingehen  gleiche Argumentation wie bei Vertragsbruchstheorie im Verhältnis Globalzession – Vorausabtretung  dann Miteigentümer im Wertverhältnis ihrer Stofflieferungen, 947 I BGB

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253

Kollision von Verarbeitungsklauseln (§ 950 I 1 BGB) 3 • Vermeidung in der Praxis:  Vereinbarung eines Miteigentumsanteils nach dem Wert der gelieferten Ware im Verhältnis der mitverarbeiteten Waren im Zeitpunkt der Verarbeitung (Wertmassstab des § 947 BGB)  sämtliche Lieferanten werden Miteigentümer im Wertverhältnis ihrer Stofflieferungen  unbedenklich

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254

Kollision von Hypothek, Pfandrecht und Bürgschaft 1 • Kollision:  Sicherungsgeber muss für Schuldner einstehen, den Gläubiger zuerst in Anspruch nimmt („Wettlauf der Sicherungsgeber“)  Zahlungsfolgen  Befriedigung durch Bürgen – Erwerb Forderung nach § 774 I 1 – Erwerb der Hypothek nach § 1153 I 1 (= §§ 412, 401 BGB)

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255

Kollision von Hypothek, Pfandrecht und Bürgschaft 2  Befriedigung durch Eigentümer (dinglicher Sicherungsgeber) – Erwerb Forderung nach » Hypothek: § 1143 I 1 BGB » Pfandrecht: § 1225 BGB – Erwerb der Bürgschaft nach §§ 412, 401 BGB  Bürge kann Eigentümer in Regress nehmen, andererseits kann Bürge Eigentümer in Regress nehmen – „teleologische Kollisionslücke“ (Canaris)

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256

Kollision von Hypothek, Pfandrecht und Bürgschaft 3 • Lösungsmodelle:  Lösung nach gesetzlicher Regelung (Priorität)  zunächst in Anspruch Genommener hat keinen Regressanspruch  Vorzug des Bürgen  arg.: § 776 BGB  c.arg.: Bürge soll nach § 776 BGB überhaupt auf dingliche Sicherheiten zugreifen können; es ist in § 776 BGB nicht geregelt, dass er dies in voller Höhe seiner Leistung tun kann

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257

Kollision von Hypothek, Pfandrecht und Bürgschaft 4  h.L.: keine vorrangige Haftung eines Sicherungsgebers, sondern

anteilige Haftung, §§ 774 II, 426 I 1 BGB analog  Lücke (+)  Ähnlichkeit – arg.: » Verweis auf § 426 I 1 BGB in § 774 II BGB » Ähnlichkeit zwischen persönlicher und dinglicher Einstandspflicht

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258

Kollision von Grundschuld und Bürgschaft 1 • Kollision:  der Sicherungsgeber muss für Schuldner einstehen, den Gläubiger zuerst in Anspruch nimmt  Zahlungsfolgen  Befriedigung durch Bürgen – Erwerb Forderung nach § 774 I 1 – Erwerb der Grundschuld: (-) (§§ 412, 401 BGB nicht anwendbar)

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259

Kollision von Grundschuld und Bürgschaft 2  Befriedigung durch Eigentümer durch Zahlung auf die Grundschuld – nicht Erwerb Forderung, da § 1143 I 1 BGB (gesicherte Forderung) und §§ 412, 401 BGB (Grundschuld) bei Grundschuld nicht anwendbar sind – dementsprechend nicht Erwerb Bürgschaft nach §§ 412, 401 BGB

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260

Kollision von Grundschuld und Bürgschaft 3 – allerdings Erwerb Eigentümergrundschuld durch zahlenden Eigentümer, §§ 1142, 1143 I BGB analog / § 1163 I 2 BGB analog / §§ 1168, 1170 BGB analog  Verhältnis Bürge-Sicherungsgeber wirtschaftlich gleichwertig, so dass anteiliger Ausgleich zwischen den Sicherungsgebern geboten • Lösungsmodell:  Rspr.: keine vorrangige Haftung eines Sicherungsgebers, sondern anteilige Haftung, §§ 774 II, 426 I 1 BGB analog

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261

Teil 2: Kreditsicherungsrecht § 5 Einführung in das Kreditsicherungsrecht § 6 Entstehung von Kreditsicherheiten § 7 Übertragung von Kreditsicherheiten § 8 Kollision von Kreditsicherheiten § 9 Verwertung von Kreditsicherheiten außerhalb der Zwangsvollstreckung § 10 Beendigung von Kreditsicherheiten 10.1 Bürgschaft 10.2 Pfandrecht an einer beweglichen Sache 10.3 Sicherungsübereignung 10.4 Eigentumsvorbehalt 10.5 Hypothek 10.6 Sicherungsgrundschuld 10.7 Sicherungsabtretung

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262

Befriedigung des Gläubigers bei Sicherungsrechten – Systemfragen 1 • wer zahlt?  Schuldner  Sicherungsgeber  Dritter • worauf kann er zahlen?  gesicherte Forderung  Sicherungsrecht

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263

Befriedigung des Gläubigers bei Sicherungsrechten – Systemfragen 2 • worauf zahlt er bei Bürgschaft und Grundschuld?  gesicherte Forderung  Sicherungsrecht • Rechtsfolgen  für gesicherte Forderung  für Sicherungsrecht  nach gesicherter Forderung prüfen bei akzessorischen Sicherungsrechten

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264

Erlöschen der Bürgschaft 1 • Zahlung durch den Hauptschuldner  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB  Bürgschaft – rechtsvernichtende Einwendung: Erlöschen, § 767 I BGB (Akzessorietät)

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265

Erlöschen der Bürgschaft 2 • Zahlung durch den Bürgen  Tilgungswirkung  bei Leistung auf Hauptschuld (z.B. § 433 I BGB) – Hauptschuld - rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB – Bürgschaft – rechtsvernichtende Einwendung: Erlöschen der Hauptschuld, § 767 I BGB (Akzessorietät)

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266

Erlöschen der Bürgschaft 3  bei Leistung auf Bürgschaft – Hauptschuld: Legalzession, § 774 I 1, 412 BGB („Befriedigung des Gläubigers“ bedeutet Erfüllung der Bürgenschuld) – Bürgschaft – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I Bürge

Bürgschaft, § 765

§ 774 I 1

Bank

z.B. § 488

Schuldner

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Erlöschen der Bürgschaft 4  Ausgleichswirkung (Rückgriff)

 Ausgleich ggü. Hauptschuldner – Legalzession gesicherte Forderung, §§ 433 II, 774 I 1, 412 BGB (s.o.) – Aufwendungsersatzanspruch » Auftrag, § 670 BGB oder » Geschäftsbesorgung, §§ 675, 670 BGB oder » GoA, §§ 683 S. 1, 684 S. 2, 670 BGB

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268

Erlöschen der Bürgschaft 5  Ausgleich ggü. Mitbürgen – Ausgleichsanspruch, §§ 774 II, 426 I 1 BGB  Ausgleich ggü. anderen Sicherungsgebern (Interzedenten) – h.M. Ausgleichsanspruch, § 426 I 1 BGB analog bei Kollision mit Pfandrecht, Hypothek oder Grundschuld

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269

Erlöschen der Bürgschaft 6 • Fall 43 (Köhler/Lorenz PdW SR II Nr. 178): Betz hatte sich auf Bitten des Springer, der dem Glotz € 1.000.- aus Kaufvertrag schuldete, selbstschuldnerisch verbürgt. Nach einigen Jahren wurde er aus der Bürgschaft in Anspruch genommen. Er zahlte und wollte anschließend bei Springer Rückgriff nehmen. Dieser wendet ein, Betz hätte gar nicht mehr leisten müssen, da die Kaufpreisforderung mittlerweile verjährt sei. Muss Betz, der davon nichts wusste, dies gegen sich gelten lassen?

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270

Erlöschen der Bürgschaft 7 • Rückgriff B gegenüber S aus gesetzlich übergegangenen Kaufpreisanspruch, §§ 433 II Fall 2, 774 I 1, 412, 398 S. 1 BGB gesetzlicher Forderungsübergang, §§ 774 I 1, 412, 398 S. 1 BGB  Befriedigung des Gläubigers (G) durch den Bürgen (B)  Bestehen Forderung Kaufpreisforderung, § 433 II Fall 2 BGB  Einwendungen gegenüber Forderung, §§ 412, 404 BGB rechtshemmende Einwendung: Verjährung, § 214 I BGB (+) beachte: § 216 I BGB ist auf Bürgschaft nicht anwendbar  Ergebnis: S kann die Einrede der Verjährung entgegenhalten

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271

Erlöschen der Bürgschaft 8 • Rückgriff B gegenüber G aus Innenverhältnis aus Anspruch auf Aufwendungsersatz, § 670 BGB Entstehung  Auftragsvertrag  Aufwendungen  den Umständen nach für erforderlich halten durfte fraglich ist, ob B Einrede gem. § 768 BGB hätte geltend machen; dies ist abzulehnen; es wäre Sache des S gewesen, B nach Empfang Mitteilung, dass er von G in Anspruch genommen werde, über Lauf Verjährungsfrist aufzuklären und ihm gegebenenfalls eine Weisung zu erteilen (BGHZ 95, 375, 388 f.)  Ergebnis: B kann nach § 670 Erstattung der von ihm geleisteten Summe verlangen Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

272

Übersicht dingliches Verwertungsrechte Pfandrecht, § 1204 I, 1228 I BGB bzw. Hypothek/Grundschuld, §§ 1147/1192 I, 1147 BGB - 1 • Problem - Rechtsnatur:  dinglicher Anspruch (Westermann)  Aber: Pfandschuldner „schuldet“ nichts  dingliches Verwertungsrecht (Wolff/Raiser) • Pfandrecht  Erwerb Grundpfandrecht  kein Verlust Pfandrecht  (1) Übertragung Pfandrecht/Hypothek/GS  (2) Zahlungsfolgen Pfandrecht/Hypothek/GS  Einwendungen  Einwendungen gegen Pfandrecht  Hypothek: Einwendungen gegen gesicherte Forderung Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

273

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 1 • Zahlung durch Schuldner (der auch Verpfänder ist)  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB  Pfandrecht: Erlöschen, § 1252 I BGB (Akzessorietät)  eine Leistung auf das Pfandrecht ist nicht möglich

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274

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 2 • Fall 44: X hatte Y ein Darlehen gewährt. Zur Sicherung der Darlehensforderung hat Y dem X einen Teppich verpfändet und diesem übergeben. Die Parteien haben vereinbart, dass X berechtigt ist, sich aus dem Pfand zu befriedigen, ohne dass dem Y seinerseits die Möglichkeit eingeräumt wird, dieses Pfandrecht durch Tilgung der Schuld zum Erlöschen zu bringen. Hat X ein Pfandrecht an dem Teppich erworben?

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275

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 3 Lösungsskizze • rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, § 1205 I 1 BGB  Einigung, § 1205 I BGB  Übergabe, § 1205 I 1 BGB (+)  Berechtigung

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276

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 4  Bestand einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 BGB)

 Anspruch auf Darlehensrückzahlung, § 488 I 2 Fall 2 BGB  Einwendungen gegen Pfandrecht - rechtshindernde Einwendung: Nichtigkeit Pfandrecht aufgrund des Fehlens der Privatautonomie, Art. 2 I GG (Typenfixierung)  Ausschluß § 1252 I BGB (Akzessorietät)  „Forderung“ dient nur dazu, Umfang Haftung des Pfandes zu bestimmen  Ergebnis  X hat kein Pfandrecht an dem Teppich erworben

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277

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 5 • Zahlung durch Schuldner (der nicht Verpfänder ist)  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB  Pfandrecht: Erlöschen, § 1252 I BGB (Akzessorietät)  Leistung auf Pfandrecht ist nicht möglich

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278

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 6 • Zahlung durch Verpfänder (der nicht Schuldner ist)  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung  gesicherte Forderung: Legalzession gesicherte Forderung, §§ 1225 S. 1, 412 BGB  Pfandrecht: gesetzlicher Rechtsübergang, § 1250 I 1 BGB (Akzessorietät) – aber Erlöschen Pfandrecht, wenn Verpfänder Eigentümer ist, § 1256 I 1 BGB Verpfänder

Pfandrecht, § 1204

Bank

G: § 1250 I 1, A: § 1256 § 1225

z.B. § 488

Schuldner

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279

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 7  Leistung auf Pfandrecht ist – anders als bei der Grundschuld – nicht

möglich  Ausgleichswirkung (Rückgriff)  Ausgleich ggü. Schuldner – Legalzession gesicherte Forderung, §§ 433 II, 1225 S. 1, 412 BGB – Pfandrecht, § 1250 I 1 BGB – Aufwendungsersatzanspruch » Auftrag, § 670 BGB oder » Geschäftsbesorgung, §§ 675, 670 BGB oder » GoA, §§ 683 S. 1, 684 S. 2, 670 BGB

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280

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 8 • Fall 45: E hat zur Sicherung der Schuld seines Freundes S bei G seine goldene Uhr an H verpfändet. Später tilgt E die Schuld des S. Wem stehen jetzt die Forderung und das Pfandrecht zu?

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281

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 9 Lösungsskizze • gesicherte Forderung Legalzession, §§ 1225 S. 1, 412 BGB  Pfandrecht an beweglicher Sache rechtsgeschäftlicher Erwerb eines Pfandrechts an einer beweglichen Sache, § 1205 I 1 BGB  Einigung, § 1205 I BGB  Übergabe, § 1205 I 1 BGB (+)  Berechtigung  Bestand einer zu sichernden Forderung (vgl. § 1204 I BGB) – Anspruch auf Darlehensrückzahlung, § 488 I 2 Fall 2 BGB

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282

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 10  Befriedigung des Pfandgläubigers durch den Verpfänder, der nicht

persönlicher Schuldner ist (+)  Bestand Forderung: s.o.  Ergebnis: Legalzession gesicherte Forderung von G an E

• Pfandrecht an der beweglichen Sache gesetzlicher Rechtsübergang, § 1250 I 1 BGB (Akzessorietät)  Pfandrecht an beweglicher Sache: s.o.  Übertragung gesicherte Forderung s.o.  kein Erlöschen Pfandrecht nach § 1256 I 1 BGB  Verpfänder ist Eigentümer (-)  Ergebnis: gesetzlicher Übergang Pfandrecht von G an E

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283

Beendigung des Pfandrechts an beweglichen Sachen 11 • weitere Beendigungsgründe (Auswahl)  gutgläubig lastenfreier Erwerb, § 936 BGB  einseitige Aufgabeerklärung, § 1255 I BGB  Rückgabe der Pfandsache, § 1253 I BGB • nach Erlöschen des Pfandrechts  hat Verpfänder Recht, vom Pfandgläubiger Pfandsache zurückzuverlangen (§ 1223 I BGB)  gleiche Recht steht Eigentümer zu (§ 985 BGB)  Wegfallen Recht zum Besitz, § 986 BGB

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284

Beendigung der einfachen Sicherungsübereignung • Rückübereignung, §§ 929 ff. BGB  schuldrechtlich abgesichert durch Rückübertragungsanspruch • Eintritt einer auflösenden Bedingung, § 158 II BGB • Weiterveräußerung Sicherungsgut an einen Dritten mit Einwilligung (§ 183 BGB) oder Genehmigung (§ 184 BGB) des Sicherungseigentümers  aber: verlängerte Sicherungsübereignung • gutgläubiger Erwerb Eigentum durch einen Dritten, §§ 932 ff. BGB • Verbindung, Vermischung oder Verarbeitung Sicherungsgut, §§ 946 ff. BGB  beachte aber Verarbeitungsklausel, § 950 I 1 BGB

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285

Beendigung des einfachen Eigentumsvorbehalts • Zahlung letzte Kaufpreisrate (Eintritt der aufschiebenden Bedingung), § 158 I BGB • Weiterveräußerung Vorbehaltssache an Dritten mit Einwilligung (§ 183 BGB) oder Genehmigung (§ 184 BGB) Vorbehaltsverkäufer  aber: verlängerter Eigentumsvorbehalt • gutgläubiger Erwerb Eigentum durch Dritten, §§ 932 ff. BGB • Verbindung, Vermischung oder Verarbeitung Vorbehaltsware, §§ 946 ff. BGB  beachte aber Verarbeitungsklausel, § 950 I 1 BGB • Verzicht Vorbehaltsverkäufer auf Eigentumsvorbehalt

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286

Zahlungsfolgen bei der Hypothek

Zahlung persönlicher Schuldner = Eigentümer

Zahlung persönlicher Schuldner ≠ Eigentümer

Zahlung ablösungsberechtigter Dritten

Zahlung Eigentümer ≠ persönlicher Schuldner

Zahlung nicht ablösungsberechtigter Dritten

P § 1113 Rn. 22-25; N Rn. 559-561

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287

Beendigung der Hypothek 1 • Zahlung durch Eigentümer = „persönlicher“ Schuldner  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)

gesicherte Forderung

rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB

Hypothek

Eigentümergrundschuld, §§ 1163 I 2, 1177 I 1 BGB (Akzessorietät)

 Zahlung auf Hypothek scheidet aus (Akzessorietät) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

288

Beendigung der Hypothek 2 • Zahlung durch „persönlichen“ Schuldner ≠ Eigentümer  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB  Hypothek: Entstehung Eigentümergrundschuld, §§ 1163 I 2, 1177 I 1 BGB – nachrangig gegenüber Fremdhypothek, § 1176 BGB – es sei denn gesetzlicher Übergang Hypothek auf den Schuldner, soweit ein Ersatzanspruch gegen den Eigentümer besteht, § 1164 I 1 (gesetzliche Forderungsauswechslung: Sicherung Regressforderung)  Leistung auf Hypothek ist – wie bei Pfandrecht – nicht möglich (da Schuldner nicht Partei des Hypothekenbestellungsvertrags und Akzessorietät) 289

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Beendigung der Hypothek 3 • Zahlung durch Eigentümer ≠ „persönlicher“ Schuldner  Voraussetzung: § 1142 BGB  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung  gesetzlicher Übergang Forderung auf Eigentümer, § 1143 I 1 bei Gläubigerbefriedigung  Hypothek: Entstehen Eigentümerhypothek, §§ 1153 I (= §§ 412, 401), 1177 II (Akzessorietät) Hypothekenschuldner

Hypothek, § 1113 Eigentümerhypothek, § 1153 I, 1177 II

§ 1143 I 1

Bank

z.B. § 488

Schuldner Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

290

Beendigung der Hypothek 4 – Ausnahme: Erlöschen Hypothek, soweit sie für Rückstände von Zinsen und anderen Nebenleistungen und Kosten bestellt wurde, § 1178 I 1 BGB (Palandt/Bassenge § 1143 Rn. 3) » Gegenausnahme: § 1178 I 2 BGB – Ausnahme: Erlöschen Hypothek, soweit (Pallandt/Bassenge § 1181 Rn. 3) Befriedigung aus Grundstück durch Zwangsvollstreckung, § 1181 I BGB (Palandt/Bassenge § 1143 Rn. 3)  Leistung auf Hypothek ist – wie bei Pfandrecht – nicht möglich (Akzessorietät)

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291

Beendigung der Hypothek 5 Schuldner nicht identisch mit Eigentümer Schuldner zahlt

Eigentümer zahlt

gesicherte Forderung

rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB

Übergang auf Eigentümer, § 1143 I 1 BGB

Hypothek Eigentümergrundschuld, §§ 1163 I 2, 1177 I 1 BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Eigentümerhypothek, §§ 1153, 1177 II BGB 292

Beendigung der Hypothek 6  Ausgleichswirkung (Rückgriff)

 Ausgleich ggü. dem Schuldner – Legalzession gesicherte Forderung, §§ 433 II, 1143 I 1, 412 BGB » kein Ausgleich über Eigentümerhypothek, § 1153 I BGB – Aufwendungsersatzanspruch » Auftrag, § 670 BGB oder » Geschäftsbesorgung, §§ 675, 670 BGB oder » GoA, §§ 683 S. 1, 684 S. 2, 670 BGB

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293

Beendigung der Hypothek 7 • Zahlung durch Dritten (Palandt/Bassenge § 1113 Rn. 22-25)  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung  gesicherte Forderung: – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, §§ 267, 362 I BGB – Ausnahme: Übergang auf ablösungsberechtigten Dritten, §§ 268, 1150, 426 II, 774 I 2 BGB  Hypothek: bei Erlöschen Forderung Entstehung Eigentümergrundschuld, §§ 1163 I 2, 1177 I 1 BGB – Ausnahme: bei Übergang Forderung Übergang Hypothek (§ 1153 I; nicht auch § 1177 II, da Dritter nicht = Eigentümer)  Leistung auf Hypothek ist – wie bei Pfandrecht – nicht möglich (Akzessorietät) Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

294

Beendigung der Hypothek 8 • weitere Beendigungsgründe  Aufhebungserklärung und Löschung im Grundbuch, § 875 BGB  gutgläubig lastenfreier Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB  Befriedigung aufgrund Zwangsvollstreckung aus dem Grundstück, § 1181 I BGB  Hypothek erlischt nach § 1181 I  gesicherte Forderung erlischt nach § 362 I, wenn der Eigentümer auch persönlicher Schuldner war; Palandt/Bassenge, § 1181 Rn. 3

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295

Zahlungsfolgen bei der Sicherungsgrundschuld

Zahlung persönlicher Schuldner = Eigentümer

Zahlung persönlicher Schuldner ≠ Eigentümer

Zahlung ablösungsberechtigter Dritten

Zahlung Eigentümer ≠ persönlicher Schuldner

Zahlung nicht ablösungsberechtigter Dritten

N Rn. 592-595

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296

Beendigung der Sicherungsgrundschuld 1 • Zahlung durch persönlicher Schuldner = Eigentümer  entscheidend, ob Zahlung auf persönliche Schuld oder Zahlung auf das dingliche Recht oder beides  bei Bankkredit i.d.R. Klausel, dass Zahlung auf persönliche Schuld  bei Tilgungsleistungen nach h.L. Zahlung auf Forderung und GS  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB) gesicherte Forderung rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Grundschuld Gläubiger bleibt Inhaber Fremdgrundschuld (ggfs. schuldrechtlicher Rückübertragungsanspruch aus Sicherungsabrede) 297

Beendigung der Sicherungsgrundschuld 2  Tilgungswirkung bei Leistung nur auf Grundschuld

 gesicherte Forderung: nach Sinn und Zweck Sicherungsabrede Erlöschen Forderung  Grundschuld: nach h.L. Eigentümergrundschuld, §§ 1142, 1143 I BGB analog / § 1163 I 2 BGB analog / §§ 1168, 1170 BGB analog / Gesamtanalogie – aber: Löschungsanspruch nachrangiger GSGläubiger, §§ 1192 I, 1179a

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298

Beendigung der Sicherungsgrundschuld 3  Tilgungswirkung bei Leistung auf Forderung und Grundschuld

 gesicherte Forderung - rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB  Grundschuld: nach h.L. Eigentümergrundschuld, §§ 1142, 1143 I BGB analog / § 1163 I 2 BGB analog / §§ 1168, 1170 BGB analog / Gesamtanalogie – aber: Löschungsanspruch nachrangiger GSGläubiger, §§ 1192 I, 1179a

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 4 • Fall 46: E schuldet dem G € 40.000 und bestellt dem G an seinem Grundstück eine erstrangige Grundschuld zur Sicherung der Forderung. Er zahlt monatlich € 1.000 zurück. Nach Zahlung der letzten Rate verlangt der nachrangige Grundschuldgläubiger H von E die Löschung der Grundschuld gem. § 1179a BGB. E weigert sich. Er möchte die Grundschuld anderweitig zu Sicherungszwecken einsetzen. Hat H gegen E einen Anspruch auf Löschung der für G eingetragenen Grundschuld? 1

§ 488

3

§ 362 I

E

G § 1191

2

§ 1191 § 1179a

§ 488

4 H

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 5 Lösungsskizze • Löschungsanspruch, § 1179a BGB Entstehung  Grundschuld 1 Gläubiger (H) (+)  Grundschuld 2 (G) (+)

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 6  Vereinigung der Grundschuld 2 mit dem Eigentum in einer

Person (Eigentümergrundschuld)  zum Zeitpunkt Eintragung Grundschuld 1 des Gläubigers oder später  hier: Zahlung Eigentümer (= Schuldner) – Vereinbarung Sicherungsvertrag auf welches Recht (-) – Wille des Zahlenden, § 366 I BGB (-) – nach h.L. zahlt Eigentümer auf Forderung und Grundschuld – bei Ratenzahlung Zahlung nur auf Forderung

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 7  Tilgungswirkung – gesicherte Forderung - rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB – Grundschuld: Gläubiger bleibt Inhaber Fremdgrundschuld  Ergebnis:  keine Vereinigung von Eigentum und Grundschuld in Person E  § 1179a BGB (-)  schuldrechtlicher Rückübertragungsanspruch E ggü. G aus Sicherungsabrede

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 8 • Zahlung durch persönlichen Schuldner ≠ Eigentümer  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB  Grundschuld: bleibt als Fremdgrundschuld bestehen – ggfs. schuldrechtlicher Rückübertragungsanspruch aus Sicherungsabrede – beachte: Unanwendbarkeit von § 1164 BGB (kein Übergang Grundschuld mit Befriedigung Gläubiger), da Folge der Akzessorietät Hypothek  Leistung auf Grundschuld ist nicht möglich

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 9 • Zahlung durch Eigentümer ≠ persönlicher Schuldner  bei konkreter Forderung i.d.R. Zahlung auf die GS  aber Anspruch auf Abtretung gegen den Sicherungsnehmer  Tilgungswirkung bei Leistung auf gesicherte Forderung (z.B. § 433 I BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, §§ 362 I, 267 BGB (Palandt/Bassenge § 1191 Rn. 36)  Grundschuld – bleibt als Fremdgrundschuld bestehen – ggfs. schuldrechtlicher Rückübertragungsanspruch aus Sicherungsabrede

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 10  Tilgungswirkung bei Leistung nur auf Grundschuld

 gesicherte Forderung: – Rspr.: Forderung bleibt bestehen » a.A.: erlischt (arg. §§ 364 II, 788 BGB) – Eigentümer hat ggü. Gläubiger Anspruch auf Abtretung Forderung aus Sicherungsvertrag » beachte: Forderungsübergang §§ 1192 I, 1143 I BGB nach h.M. (-) (Palandt/Bassenge § 1143 Rn. 7); auch keine analoge Anwendung § 1143 I BGB  Grundschuld: Erwerb als Eigentümergrundschuld, §§ 1142, 1143 I BGB analog / § 1163 I 2 BGB analog / §§ 1168, 1170, 1171 BGB analog / Gesamtanalogie – aber: Löschungsanspruch nachrangiger GSGläubiger, §§ 1192 I, 1179a Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 11 Schuldner ≠ Eigentümer Schuldner zahlt auf Forderung

Eigentümer zahlt auf GS

gesicherte Forderung Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB

h.L.: Forderung bleibt bestehen Eigentümer Anspruch auf Abtretung Forderung aus SiV

Grundschuld Gläubiger bleibt Inhaber Fremdgrundschuld Eigentümer Anspruch Rückübertragung GS aus Sicherungsvertrag Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

Eigentümergrundschuld, § 1163 I 2 BGB analog / §§ 1168, 1170 BGB analog / §§ 1142, 1143 I BGB analog / GAnal. 307

Beendigung der Sicherungsgrundschuld 12 • Rechtsgrundlage Eigentümergrundschuld bei Zahlung Eigentümer auf Grundschuld  § 1163 I 2 BGB analog  aber § 1163 BGB setzt Bestehen einer gesicherten Forderung voraus, was bei nicht akzessorischer Grundschuld nicht passt  §§ 1168, 1170, 1171 BGB analog  Ausnahmevorschrift Hypothekenrecht passt nicht für Ableitung einer Regelfolge im Grundschuldrecht  §§ 1142, 1143 I BGB analog  setzt Identität von persönlichem Schuldner und Eigentümer voraus und passt daher nicht auf alle Fälle  Gesamtanalogie zu sämtlichen Vorschriften

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 13 • Zahlung durch ablösungsberechtigten Dritten (Palandt/Bassenge § 1191 Rn. 38)  Ablösungsrecht (§ 268) bzgl. Forderung  Tilgungswirkung bei Leistung auf Forderung – gesicherte Forderung – Erwerb gesicherte Forderung, § 268 III 1 BGB – Grundschuld: kein Erwerb GS » beachte: § 1153 I BGB nicht anwendbar, da Folge der Akzessorietät Hypothek (Palandtd/Bassenge § 1191 Rn. 38)  Leistung auf GS nicht möglich  Ablösungsrecht (§§ 1192 I, 1150, 268 BGB) bzgl. GS  Tilgungswirkung bei Leistung auf Grundschuld – gesicherte Forderung: Forderung bleibt bestehen (nicht Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB) – Grundschuld: Umwandlung GS, § 1192 I, 1150, 268 III 1 BGB  Leistung auf Forderung ist nicht möglich 309

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 14 • Zahlung durch nicht ablösungsberechtigten Dritten (Palandt/Bassenge § 1191 Rn. 38)  Tilgungswirkung bei Leistung auf Forderung (§ 267 BGB)  gesicherte Forderung – rechtsvernichtende Einwendung: Erfüllung an Gläubiger, §§ 362 I, 267 BGB  Grundschuld: bleibt als Fremdgrundschuld bestehen – ggfs. schuldrechtlicher Rückübertragungsanspruch aus Sicherungsabrede  Tilgungswirkung bei Leistung nur auf Grundschuld (§ 267 BGB analog)  gesicherte Forderung: Forderung bleibt bestehen (nicht Erfüllung an Gläubiger, § 362 I BGB) » a.A.: erlischt (arg. § 364 II BGB)  Grundschuld: Umwandlung EigentümerGS, § 1163 I 2 analog / §§ 1168, 1170 analog / §§ 1142, 1143 I analog / GAnal. Prof. Dr. Dr. Jan-Hendrik Röver, LL.M. Einführung 2010 / 11

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Beendigung der Sicherungsgrundschuld 15 • weitere Beendigungsgründe  Aufhebungserklärung und Löschung im Grundbuch, § 875 BGB  gutgläubig lastenfreier Erwerb, § 892 I 1 HS 1 Fall 2 BGB  Befriedigung aufgrund Zwangsvollstreckung aus Grundstück, §§ 1192 I, 1181 BGB

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Beendigung der Sicherungsabtretung • Rückabtretung, § 398 BGB  schuldrechtlich abgesichert durch Rückübertragungsanspruch aus

Sicherungsvertrag  Rückübertragungsanspruch  allerdings nicht aufgrund Verjährung der gesicherten Forderung, § 216 II 1 BGB • Eintritt einer auflösenden Bedingung, § 158 II BGB • Weiterabtretung Sicherungsgut an einen Dritten mit Einwilligung (§ 183 BGB) oder Genehmigung (§ 184 BGB) des Sicherungszessionars • grds. nicht gutgläubiger Erwerb der Forderung

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