Kopf-Hals-Tumorzentrum

February 1, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Gesundheitswissenschaften, Onkologie
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Universitäres Cancer Center Hamburg

Kopf-Hals-Tumorzentrum Patienteninformation

 

Editorial Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Angehörige, die Diagnose Krebs ist häufig ein dramatischer Einschnitt im Leben, die Sie vor scheinbar unüberwindbare Hürden stellt. Wir vom Kopf-Hals-Tumorzentrum als Teil des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH) haben uns der Aufgabe verschrieben, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Dabei steht neben der medizinischen Exzellenz vor allem der Transfer von verständlich aufbereiteten Informationen für uns im Vordergrund. Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen die Inhalte unserer klinischen und wissenschaftlichen Ausrichtung in der komplexen Therapie der Kopf-Hals-Tumore darstellen. Diese zielen vor allem auf die Verbesserung der Therapie, Lebensqualität und Prognose von KopfHals-Tumorpatienten ab. Solche Fortschritte können in multimodalen Therapiekonzepten besonders durch eine Personalisierung der jeweiligen Therapie erreicht werden.

forschung in die Klinik (Translationsforschung) und durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Abteilungen. Diese Patientenbroschüre vermittelt Ihnen somit die Grundlagen einer Krebserkrankung sowie auch die einzelnen Therapiemöglichkeiten, die Sie hier im UKE erhalten können. Sie haben so die Möglichkeit, sich schon im Vorfeld der Behandlung ein umfassendes Bild aller medizinischen Einrichtungen zu machen. Die Broschüre kann natürlich nicht das persönliche Gespräch mit Ihrem Arzt ersetzen, aber die notwendigen Informationen für Sie vertiefen und erweitern. Am Ende der Broschüre finden Sie darüber hinaus einen Service-Teil, der Ihnen den Zugang zu den einzelnen Fachdisziplinien sowie zu den kooperierenden Selbsthilfegruppen erleichtern soll. Wir wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen alles Gute auf Ihrem Behandlungsweg.

Durch molekulare und klinische Charakterisierung der Tumore arbeiten wir an der Identifikation von Markern, die eine individuellere Therapieplanung ermöglichen. In Zukunft möchten wir durch eine prätherapeutische Selektion sowohl die Wirksamkeit optimieren als auch Nebenwirkungen sowie Toxizitäten reduzieren und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Diese Ziele verfolgen wir durch eine konsequente Übertragung unserer Ergebnisse der Grundlagen-

Prof. Dr. Rainald Knecht Leiter des Kopf-HalsTumorzentrums

Prof. Dr. Carsten Bokemeyer Direktor des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH)

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Inhaltsverzeichnis



Begrüßung

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Kopf-Hals-Tumor - was ist das?

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Risikofaktoren für Kopf-Hals-Tumoren

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Vom Verdachtsfall zur Diagnose



Die Bildgebung

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Endoskopie und Biopsie

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Tumorklassifikation

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Experten im Tumorboard

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Der Tumor ist heilbar

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Neue Methoden in der Chirurgie

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Strahlentherapie

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Rekonstruktion

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Wenn der Tumor nicht mehr heilbar ist

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Ihre Behandlung



Aktuelle Forschung



Begleitangebote

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Psychoonkologie

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Survivorship

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Alle Adressen und Kontakte im Überblick

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Impressum

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Kopf-Hals-Tumor - was ist das? Wenn man von Kopf-Hals-Tumoren spricht, sind eine Vielzahl verschiedener Krebsarten gemeint, die im Kopf-Hals Bereich angesiedelt sind. Dazu zählen bösartige Tumoren • • • • • •

der Nase, der Nasennebenhöhlen, der Mundhöhle, d.h. Tumoren von Lippen, Zunge, Mundboden, Gaumen, des Rachens (Pharynxkarzinom), des Kehlkopfes (Larynxkarzinom), des äußeren Halses, insbesondere der Schilddrüse und der Speicheldrüsen.

Ein wichtiges Tumormerkmal ist aber nicht nur die Lage, sondern auch die Erscheinung des Gewebes unter dem Mikroskop (histologisch), welches von einem Pathologen festgestellt wird.

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Definition von Krebs

Bei Krebs ist das natürliche Gleichgewicht zwischen Zellwachstum und Zelltod gestört. Die Zellen wachsen unkontrolliert, da v.a. durch Mutationen hervorgerufene Signale zur Wachstumshemmung nicht erkannt werden. Dabei kann der wachsende Zellhaufen in benachbarte Gewebe eindringen und sich durch die Blut- oder Lymphbahnen im Körper zur weiteren Ansiedlung verbreiten (Metastasen).

Die Mehrzahl der Kopf-Hals-Tumore sind Plattenepithelkarzinome und stammen somit von der Schleimhaut ab. Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer histologischer Diagnosen. Ausgehend vom Ursprung des Gewebes können dies Tumoren • des Speichel- und Drüsengewebes (Adenome, adenoidzystische Karzinome, Adenokarzinome), • des Knochen-, Muskel- und Fettgewebes (Sarkome), • der Haut (Plattenepithelkarzinom) oder • des Lymphsystems (Lymphome) sein.

Risikofaktoren für Kopf-Hals-Tumoren Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Lebensgewohnheiten eine Auswirkung auf die Entstehung von Krebs haben. Solche Risikofaktoren ließen sich auch für den Kopf-Hals Bereich bestimmen. Diese Tumoren treten häufig bei Menschen auf, die regelmäßig rauchen oder regelmäßig Alkohol trinken. Vor allem die Kombination von beiden Gewohnheiten erhöht das Risiko für die Entstehung eines Kopf-Hals-Tumors deutlich. Weitere Risikofaktoren können z. B. chronisch wunde Stellen im Bereich der Mundschleimhaut aufgrund scharfer Zahn- oder Prothesenkanten, aber auch eine schlechte Mund-Hygiene sein. Mitunter werden Tumore im Mund auch durch eine Infektion von bestimmten Typen des Humanen Papillomavirus (HPV) ausgelöst, welche beim Geschlechtsverkehr übertragen werden kann.

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Bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt aufsuchen

Sollten folgende Beschwerden länger als 2 Wochen auftreten, suchen Sie bitte einen Arzt auf: • Schluckbeschwerden • Heiserkeit • Weiße Stellen im Mund • Verhärtungen • Schwellungen am Hals • Wiederkehrendes Nasenbluten • Blutiger Speichel (Auswurf) • Sprechbehinderung

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Vom Verdachtsfall zur Diagnose - Die Bildgebung Um bei Verdacht auf einen unklaren Prozess zusätzliche, wichtige Informationen zu gewinnen, ist es notwendig, eine entsprechende Bildgebung vom Hals, den Lungen und dem Oberbauch durchzuführen. Hierzu zählen neben einer Sonographie (Untersuchung mittels Ultraschall) zur ersten Orientierung vor allem die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT). Die beiden letzteren Verfahren ermöglichen durch hochauflösende Schichtbilddarstellung die Einschätzung des Ausmaßes der Erkrankung und sind unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Therapieplanung.

Durch die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der Radiologie können wir eine hohe patientenorientierte Qualität gewährleisten. Sollte bei Ihnen schon eine Bildgebung vorliegen, verwenden wir selbstverständlich diese für die Beurteilung der Raumforderung und deren Therapieplanung.

Vom Verdachtsfall zur Diagnose - Endoskopie und Biopsie Zur vollständigen klinischen Untersuchung eines jeden Patienten gehört die endoskopische Untersuchung der Nase, des Nasenrachens, des tiefer gelegenen Rachenabschnittes und des Kehlkopfes. Hierfür stehen im ambulanten Bereich sowohl starre als auch flexible Endoskope zur Verfügung. Diese werden im Falle der starren Optiken über den Mund bzw. im Falle der flexiblen Optik über die Nase zur Betrachtung des gewünschten Areals eingesetzt. Die Optiken ermöglichen durch Verwendung bzw. Einstellung verschiedenster Winkel die Betrachtung des kompletten Rachenraumes und erlauben eine eingehende Inspektion. Hierbei können Anomalien, Raumforderungen und funktionelle Störungen beurteilt werden. Insbesondere in der ambulanten Tumorfrüherkennung sowie im Rahmen der Tumornachsorge ist die Endoskopie eines der wichtigsten Hilfsmittel. Sichtbare Veränderungen erfordern eine weitere Abklärung. Hierzu bedarf es der Probengewinnung, der sogenannten Biopsie. Diese wird im Rahmen eines kurzen operativen Eingriffes, der sogenannten Panendoskopie, gewonnen. Eine Panendoskopie ist ein stationärer Eingriff unter Vollnarkose und beschreibt die intraoperative Beurteilung des Nasenrachens, des tieferen Rachens, der Mundhöhle, der Speiseröhre, der Luftröhre und des Kehlkopfes. Auffällige Veränderungen werden mittels feiner Spezialinstrumente gefasst, Gewebeproben gewonnen und zur histologischen Begutachtung in unsere Pathologie eingeschickt.

Hier erfolgt die Unterscheidung zwischen Gut- und Bösartigkeit der Raumforderung. Neben der Probengewinnung dient die Panendoskopie weiterhin der Ausdehnungsbestimmung einer sichtbaren Raumforderung, welche zur Beurteilung des sogenannten Stagings (siehe Seite 9) und für eine weitere Therapieentscheidung von Bedeutung ist. Im Rahmen der nachstationären Kontrolle erfolgen dann die Besprechung des Befundes der Gewebeprobe sowie die Planung Ihrer weiteren Behandlung. Weitere Details hierzu erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

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Vom Verdachtsfall zur Diagnose - Tumorklassifikation Bevor die für Sie individuell angepasste Therapie beginnen kann, muss eine Stadieneinteilung der Tumorerkrankung erfolgen. Die behandelnden Ärzte sprechen hierbei vom „Staging“. Das Stadium wird mit der sogenannten TNM-Klassifikation beschrieben. Die international gültige Klassifikation der Welt-gesundheitsorganisation (WHO) besteht aus genau definierten Buchstaben und Ziffern.

Zum Staging gehört die Erfassung der Ausdehnung des Primärtumors (T), der Größe, Anzahl und Lage der befallenen regionalen Lymphknoten (N) und der Fernmetastasen (M). Je größer die hinten anstehende Ziffer ist, desto schwerer ist der Befall. Vor der Therapie wird die Ausdehnung des Krebsbefalls klinisch erfasst.

Dies geschieht wie vorher beschrieben über die klinische Untersuchung (z.B. Endoskopie) und die bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Röntgen, CT, MRT). Gekennzeichnet wird dies mit einem kleinen „c“ vor den Großbuchstaben (z.B. cT2). Ist der Tumor entfernt, kann der Pathologe das Gewebe mikroskopisch betrachten. Die Klassifikation wird gegebenenfalls vom Pathologen angepasst. Dies wird mit einem kleinen „p“ gekennzeichnet (z.B. pT1). Das Klassifizieren eines Tumors erlaubt den Ärzten, sich ein genaues Bild über die Krebserkrankung eines Patienten zu machen. Das Staging ist ein essentieller Schritt zur Planung der angemessenen Therapie. Anhand des Stadiums können die Ärzte die Wahrscheinlichkeit abschätzen, ob ein Tumor schon gestreut hat oder streuen könnte. So kommt es beispielsweise zustande, dass nach einer erfolgreichen Operation von den Ärzten auch noch eine Bestrahlung oder Chemotherapie empfohlen wird, obwohl in der Bildgebung kein weiterer Befall zu sehen ist.

Ihre Behandlung - Experten im Tumorboard Wenn alle Informationen des Stagings zu der Tumorerkrankung vorliegen, findet die Vorstellung des Patienten im Tumorboard statt. Es werden dazu alle relevanten Informationen zum Tumor selbst als auch zum einzelnen Patienten vorgestellt und zur Entscheidungsfindung einer bestmöglichen Therapie genutzt. Die Größe oder Ausdehnung des Tumors sind dabei ebenso wichtig wie die Nebenerkrankungen und die psychische Gesundheit eines Patienten, da viele Faktoren einen Einfluss auf die Heilungschancen haben. Im interdisziplinären Tumorboard werden alle relevanten Punkte zur Sprache gebracht und ausgiebig diskutiert. Fachliche Gesichtspunkte spielen ebenso eine Rolle wie die Meinung des Patienten. Interdisziplinär bedeutet, dass jede Fachabteilung ihre Einschätzung zum individuellen Fall abgibt und dabei die Expertise aller Fachabteilungen in die Therapieempfehlung einfließen kann. Dieser Aspekt stellt einen besonderen Vorteil eines Universitätskrankenhauses dar, da alle Fach-

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abteilungen unter einem Dach vereint sind und eng zusammenarbeiten. Ziel des Tumorboards ist es, dem Patienten eine Therapieempfehlung an die Hand zu geben, die neben der bestmöglichen Chance auf eine Heilung die individuellen Unterschiede eines jeden Patienten einbezieht und somit nach Möglichkeit gut verträglich ist. Anhand dieser Empfehlung treffen Sie als Patient, gemeinsam mit dem Ärzteteam und den Angehörigen, die Entscheidung zur weiteren Therapie.

Interdisziplinäre Sprechstunde

In den interdisziplinären Sprechstunden werden Patienten von Ärzten aller beteiligten Fachdisziplinen des Kopf-HalsTumorzentrums gemeinsam gesehen und beraten. Dies ermöglicht eine frühzeitige Festlegung auf ein interdisziplinär abgestimmtes Behandlungskonzept und vermeidet somit eine mehrfache Vorstellung in den verschiedenen Fachabteilungen.

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Ihre Behandlung - Der Tumor ist heilbar Für die Behandlung von bösartigen Tumoren im KopfHals Bereich stehen grundsätzlich chirurgische Verfahren, die Strahlentherapie oder die medikamentöse Tumortherapie (Chemotherapie) zur Verfügung. Dabei werden die einzelnen Therapieformen in der Regel miteinander kombiniert. Neben der Tumorentfernung sollte Ziel eines jeden primären Behandlungskonzeptes der Organ- und Funktionserhalt bzw. deren Wiederherstellung nach abgeschlossener Therapie sein. Die chirurgische Therapie bösartiger Tumore im KopfHals Bereich basiert auf einer vollständigen Tumorentfernung einschließlich vorhandener Lymphknotenmetastasen am Hals. Durch rekonstruktive Verfahren (Gewebetransplantate) lassen sich größere Gewebedefekte mit funktioneller Beeinträchtigung nach ausgedehnter Tumorentfernung wiederherstellen. Verschiedenste modernste chirurgische Verfahren wie die roboterassistierte Chirurgie oder die 3D-OP Planung im Rahmen der Wiederherstellungschirurgie stehen uns dabei zur Verfügung. Chirurgisch entfernbare Tumoren werden in der Regel in Abhängigkeit des Ursprungortes zunächst operiert und im Anschluss an die Operation bestrahlt. Alternativ kann eine primäre alleinige Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie) erwogen werden.

Ist der Tumor aufgrund seiner Ausdehnung unter Erhalt wichtiger körpereigener Funktionen (Schlucken, Sprechen, Atmen) und Organerhalt (Kehlkopferhalt) nicht operabel, so erfolgt im Allgemeinen eine organerhaltende alleinige Radiochemotherapie oder Induktionschemotherapie.

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Personalisierte Therapie

Im Vordergrund steht die individuell angepasste Therapie für den jeweiligen Patienten möglichst unter Erhalt des betroffenen Organs und dessen Funktion. Das erreichen wir durch eine auf den Patienten abgestimmte Therapieform, die versucht, die Nebenwirkungen der einzelnen Therapien maximal zu reduzieren und dabei möglichst alle ihre Vorteile zu nutzen. Wir versuchen in bestimmten Fällen, durch unterstützende Therapien die Operation zu vermeiden bzw. das Ausmaß der Operation zu verkleinern. So kann z.B. nach gutem Ansprechen des Tumors nach 3 Zyklen einer Induktionschermotherapie mit T (Taxan), P (Cisplatin), F (5-Fluorouracil) die Therapie durch eine Radiochemotherapie komplettiert und so die Organfunktion bewahrt werden. Sollte bei Nichtansprechen der Therapie oder aus individuellen Gründen das chirurgische Vorgehen im Vordergrund stehen, wird auch in diesem Fall durch minimal invasive Verfahren der Erhalt des Organs / der Funktion angestrebt.

Ihre Behandlung - Neue Methoden in der Chirurgie Die chirurgische Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren hat sich in den letzten Jahren verändert und stetig weiter entwickelt. Durch die Untersuchung neuer minimalinvasiver Operationsverfahren möchten wir fortschrittliche Techniken in der Tumorbehandlung etablieren, um somit die Risiken und Nebenwirkungen einer chirurgischen Therapie für Sie zu minimieren. Dabei steht das Ziel der Erhaltung der Organfunktionen sowie der Verkürzung der Therapie- und Heilungsphase im Vordergrund unserer Arbeit.

Transaxilläre Roboterassistierte Chirurgie (TARS): Die transaxilläre roboterassistierte Chirurgie ermöglicht den Zugang zu den Halsweichteilen ohne die Entstehung einer sichtbaren Narbe am Hals. Durch einen Schnitt in der Achselhöhle („transaxillär“) kann sowohl eine Schilddrüsenoperation (Thyreoidektomie) als auch eine Lymphknotenentfernung (Neck Dissection) durchgeführt werden.

Transorale Roboterassistierte Chirurgie (TORS): Die transorale („durch den Mund“) roboterassistierte Operation von Tumoren des Mundrachenraums (Oropharynx) und des oberen Kehlkopfanteils (Supraglottis) wird seit vielen Jahren in den USA erfolgreich durchgeführt. Als eines der ersten Zentren Deutschlands wenden wir diese Technik erfolgreich bei unseren Patienten an und setzen damit Maßstäbe in der minimal invasiven Chirurgie von Kopf-Hals-Tumoren. Die Vorteile der roboterassistierten Operation sind die exzellente Visualisierung mit Hilfe der 3D-HD Kameratechnik sowie die verbesserte Exposition des zu operierenden Tumors durch Anwendung schmaler und hoch beweglicher Instrumente.

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Ihre Behandlung - Strahlentherapie Die Strahlentherapie ist ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren. Sie kann nach einer Operation oder aber auch alleinig in Kombination mit einer Chemotherapie gegeben werden. Die Strahlentherapie des UKE verfügt über modernste Technologien, die eine präzise Behandlung unter bestmöglicher Schonung des gesunden Gewebes ermöglichen. Präzise • Der hochenergetische Röntgenstrahl passt sich kontinuierlich der Form und Lage des Zielvolumens an und wird so mit der von Ihrem Strahlentherapeuten verordneten Dosis präzise bestrahlt. • Das umliegende gesunde Gewebe und die Organe werden optimal geschont. Kleinste Bewegungen im zu bestrahlenden Volumen werden berücksichtigt, so dass die Bestrahlung stets sicher und exakt erfolgt. • Unsere Therapiegeräte ermöglichen durch eine hohe Dosisleistung kurze Bestrahlungszeiten von wenigen Minuten. Effektiv • Die tägliche Gesamtbehandlung einschließlich der Lagerungskontrolle dauert durchschnittlich 10 bis 15 Minuten. • Eine Therapieserie für Patienten mit Kopf-HalsTumoren dauert zwischen 6 bis 7 Wochen mit täglichen Bestrahlungen von Montag bis Freitag.

Schonend • Durch regelmäßige ärztliche Visiten unserer Patienten werden Nebenwirkungen engmaschig erfasst und behandelt. • Im Bedarfsfall ist eine stationäre Aufnahme zur Optimierung der Begleittherapie und Fortführung der Bestrahlung möglich.

Ihre Behandlung - Rekonstruktion Neben der Möglichkeit in einer Operation den Tumor zu behandeln und zeitgleich den Defekt durch körpereigene Transplantate auf höchstem Niveau zu rekonstruieren, wird die Regenerationszeit für Sie als Patient bis zur Aufnahme einer möglicherweise Folgetherapie deutlich verkürzt. Mittlerweile können wir durch eine dreidimensionale Bildgebung des Tumorareals und der in Frage kommenden Spenderregion in einer virtuellen Planungssitzung bereits vor der Operation diese derart vorbereiten, dass während der Operation durch vorgefertigte Schablonen ein optimales Ergebnis in deutlich verkürzter Operationszeit erzielt werden kann. Zudem ist es uns besonders wichtig, bei knöchernen Rekonstruktionen des Ober- oder Unterkiefers, diese auch zügig wieder mit dentalen Implantaten zu versorgen, um den Patienten die Schluck- und Sprechfunktion und damit die entsprechende Lebensqualität zurückgeben zu können.

Hierbei interessieren uns neue Werkstoffe, die den möglicherweise nötigen Bestrahlungsprozess nicht beeinträchtigen und auch Artefakte in der bildgebenden Tumornachsorge minimieren.

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Wenn der Tumor nicht mehr heilbar ist Wenn die Tumorerkrankung bei Diagnose bereits ein Stadium erreicht hat, welches nicht komplett heilbar ist, wird die Situation als palliativ bezeichnet. Dies ist in der Regel häufiger der Fall bei Wiederauftreten eines bereits therapierten Tumors (Rezidiv) oder bei einer Fernmetastasierung. In dieser Situation versucht man, den Tumor möglichst lange unter Kontrolle zu halten. Dies kann unter bestimmten Umständen durch eine Operation, einer Bestrahlung oder einer medikamentösen Therapie erfolgen. Diese besteht zumeist aus einer Chemo- oder einer Target-Therapie (spezialisierte molekulare Substanzen, die zielgerichtet den Tumor angreifen). Die Operation und die Bestrahlung werden oft bei Fernmetastasen eingesetzt, die lokal begrenzt sind und ggf. dem Patienten Beschwerden bereiten. Als Beispiel hierfür können einzelne Metastasen der Leber, Lunge oder auch Knochenmetastasen genannt werden.

Alternativ dazu gibt es verschiedene Therapiekonzepte, die auch häufig im Rahmen von klinischen Studien angewandt werden. In der Palliativsituation ist neben den oben genannten Behandlungsmöglichkeiten eine Leidensminderung für Sie als Patient das primäre Ziel. Dies sollte stets ein holistischer Ansatz sein, der die physischen, psychosozialen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse des Patienten und der Angehörigen respektiert.

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Aktuelle Studien am UCCH

Falls Sie als Patient an einer klinischen Studie teilnehmen möchten, informieren Sie sich auf www.ucch.de unter Klinische Studien im Trial Finder über die derzeit durchgeführten Studien.

Medikamentöse Therapie

Palliative Therapie Chirurgie

Die medikamentöse Tumortherapie wird in Abhängigkeit des Allgemeinzustands des Patienten geplant. Bei guter Verträglichkeit fängt man in der Regel mit einer Kombination aus verschiedenen Chemound Targettherapeutika an.

Strahlentherapie

Aktuelle Forschung im Kopf-Hals-Tumorzentrum Onkologische Forschung Unter dem Dach des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH) wird am UKE onkologische Spitzenforschung für viele Krebsarten, darunter auch für Kopf-Hals-Tumore betrieben. Ärzte und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen arbeiten hier Hand in Hand an den Therapien der Zukunft. Nachfolgend sind drei Beispiele aktueller Forschung aufgeführt. Gewebearray Am UKE wurde in den vergangenen Jahren von den betroffenen Kliniken und dem Institut für Pathologie einer von Europas größten so genannten Tissue Micro Arrays (TMA) entwickelt. Hierbei werden kleine Proben von Tumorgeweben vieler Patienten in einem Array vereint, so dass die Charakteristika vieler Tumoren gleichzeitig analysiert und ganz direkt miteinander verglichen werden können. So lassen sich in der Forschung Zusammenhänge zwischen der Expression tumorspezifischer Proteine und z.B. dem Ansprechen auf eine bestimmte Therapie erkennen. Mit bislang 450 gut dokumentierten Tumorproben ist der Hamburger TMA bereits einer der größten in Europa. Ein weiterer TMA mit ebenfalls ca. 450 Proben befindet sich derzeit im Aufbau. Strahlenempfindlichkeit Die Strahlentherapie ist ein essentieller Bestandteil der Behandlung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. Daher ist auch die Reaktion von Tumorzellen auf thera-

peutische Röntgenstrahlung von größter Wichtigkeit. Hierzu arbeiten Ärzte der Kliniken und Wissenschaftler im Labor für Strahlenbiologie eng zusammen. Aktuelle Arbeiten konnten z.B. zeigen, dass HPV-positive Kopf-Hals-Tumoren schon auf dem Niveau der einzelnen Zellen besonders empfindlich auf Bestrahlung reagieren und dass HPV-negative Kopf-Hals-Tumorzellen nach gezielter Hemmung zellulärer Signalmoleküle, so genannten Phosphotyrosinkinasen, deutlich sensibler auf die Bestrahlung reagieren.

Metastasierung Der Nachweis und die Charakterisierung einzelner bereits in die Blutbahn oder andere Organe gelangter Tumorzellen wird für andere Krebsarten, z.B. Brust- oder Prostatatumore bereits genutzt, um frühzeitig eine weiterführende Therapie zu beginnen oder das Ansprechen einer Chemotherapie durch eine Blutentnahme feststellen zu können. Diese neuartige Methodik soll in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tumorbiologie auch für die Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches etabliert werden. So sollen die Ausbreitungsprozesse dieser Tumoren besser verstanden und mögliche Zielstrukturen identifiziert werden, die zur Verhinderung einer Metastasierung gehemmt werden müssen.

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Begleitangebote - Psychoonkologie Psychoonkologie Für Patienten, die an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankt sind, bieten wir – ebenso wie für die Angehörigen – psychoonkologische Unterstützung an. Unser Angebot zielt darauf ab, die Belastungen zu lindern, die durch Krankheit und Therapie entstehen. Dafür kommen erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die über spezielle Ausbildungen verfügen, zu Ihnen auf die Station. Wir besprechen direkt vor Ort, was Ihnen und Ihren Angehörigen in der Auseinandersetzung mit Ihrer Situation hilft. Zuweilen zeigen wir Ihnen auch psychologische Übungen, die Ihnen Entlastung und Entspannung bringen können. Auch hinsichtlich der besonderen psychischen Belastungen, die durch sichtbare Tumoren im Kopf-HalsBereich und deren zuweilen eingreifende Behandlung entstehen können, bieten wir Ihnen gezielte Hilfen an.

Wenn Sie die Station verlassen haben, können Sie sich an unsere Psychoonkologische Ambulanz wenden. Dort haben wir eine Vielzahl von psychologischen Angeboten: Einzel-, Paar- und Familiengespräche, Kunstund Musiktherapie sowie verschiedenen entlastende Gruppenangebote. Bei Interesse wenden Sie sich an Ärzte oder Pflegepersonal auf Ihrer Station oder melden Sie sich direkt telefonisch.

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Selbsthilfegruppen

Das Kopf-Hals-Tumorzentrum kooperiert eng mit einigen Selbsthilfegruppen, die Ihnen eine Plattform zum Erfahrungs- und Informationsaustausch bieten. Alle Adressen und Ansprechpartner finden Sie unter Kontakte und Adressen.

Begleitangebote - Survivorship Suvivorship / Spezialsprechstunde L.O.T.S.E. (Leben ohne Tumor – Strategie und Edukation) Gegenwärtig wird die Zahl der „Krebsüberlebenden“ auf weltweit 28 Mio. geschätzt. In den kommenden Jahren ist mit einer Zunahme dieser Zahl zu rechnen. Multimodale Therapieverfahren, wie im Kopf-Hals-Tumorzentrum angewendet, verbessern die Chancen auf ein langes Überleben erheblich. Nicht selten kämpfen ehemalige Patienten noch Jahre nach der Krebserkrankung mit körperlichen und psychosozialen Spätfolgen, welche durch die Tumorerkrankung selbst oder deren Therapie bedingt sind.

Darüber hinaus erstellen wir mit Ihnen einen auf Sie persönlich zugeschnittenen Nachsorgeplan und besprechen ggf. die Anbindung an die Allgemeinmedizin des UKEs für eine strukturierte Nachsorge. Wir gehen gemeinsam die zukünftige Vorsorge an unter Berücksichtigung Ihrer Lebensgewohnheiten und unterstützen Sie mit Informationen über psychosoziale Interventionsangebote wie z. B. Sport und Bewegung, Ernährungsberatung und Sozialberatung.

Daher möchten wir Sie im Rahmen unserer Sprechstunde in dieser sensiblen Phase unterstützen und „lotsen“. Die L.O.T.S.E. Sprechstunde wendet sich an Patientinnen und Patienten, die sich gerade in der Nachsorge befinden oder deren Therapie schon längere Zeit abgeschlossen ist, aber infolge der Erkrankung oder Therapie körperliche oder psychosoziale Unterstützung benötigen. Im Rahmen der Sprechstunde beraten wir Sie bzgl. der möglichen Spätfolgen der Erkrankung oder der erfolgten Therapie.

Bei Interesse an unseren Begleitangeboten fragen Sie bitte Ihren behandelnden Arzt. 18

Kontakte und Adressen Unter folgenden Kontaktdaten sind unsere Ansprechpartner für Sie erreichbar: Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Leitung: Prof. Dr. Rainald Knecht Information und Terminvereinbarung unter Telefon: 040 - 7410-52380

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Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Leitung: Prof. Dr. Dr. Max Heiland Information und Terminvereinbarung unter Telefon: 040 - 7410-53259

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Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Leitung: Prof. Dr. Cordula Petersen Information und Terminvereinbarung unter Telefon: 040 - 7410-53832 Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg II. Medizinische Klinik und Poliklinik für Onkologie und Hämatologie Leitung: Prof. Dr. Carsten Bokemeyer Information und Terminvereinbarung unter Telefon: 040 - 7410-53980

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Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg

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Kopf-Hals-Tumorzentrum

Das Kopf-Hals-Tumorzentrum ist Mitglied des Universitären Cancer Centers Hamburg (UCCH), welches als eines der onkologischen Spitzenzentren in Deutschland durch die Deutsche Krebshilfe ausgezeichnet und durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert ist. Zum Kopf-Hals-Tumorzentrum gehören die Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, die Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, die II. Medizinische Klinik (Hämato-, Onkologie und Knochenmarkstransplantation), die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, das Institut für Pathologie und die Abteilung Psychoonkologie des Instituts für Medizinische Psychologie.

Benötigen Sie weitere Hilfen oder Informationen? Folgende Adressen können Ihnen sicherlich weiterhelfen. Selbsthilfegruppen Bundesverband der Kehlkopfoperierten e.V. Haus der Krebsselbsthilfe, Thomas Mann Str. 40, 53111 Bonn Telefon: 02 28 / 3 38 89-3 00, Fax: 02 28 / 3 38 89-310 E-Mail: [email protected] Internet: www.kehlkopfoperiert-bv.de

Allgemeine Informationen zu Krebsthemen Deutsche Krebshilfe e.V. Beratungsdienst, Buschstraße 32, 53113 Bonn Telefon: 0228 / 729 90 95 (Mo. - Fr. 08:00 - 17:00 Uhr) E-Mail: [email protected] Internet: www.krebshilfe.de

KHTS - Kopf-Hals-Tumorstiftung Wachtelstr. 83, 22305 Hamburg Internet: www.kopf-hals-tumorstiftung.org, www.khts.org

Krebsinformationsdienst (KID) Deutsches Krebsforschungszentrum, Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg Telefon: 0800 / 420 3040 (tgl. von 08:00 - 20:00 Uhr) E-Mail. [email protected] Internet: www.krebsinformationsdienst.de

Zungenkarzinom Hamburg Telefon: 040 / 695 80 26 E-Mail: [email protected] Tulpe e.V. Verein zur Betreuung und Hilfe für Gesichtsversehrte Karl-Marx-Str. 7 39240 Calbe E-Mail: [email protected] Internet INKA - Informationsnetz für Krebspatienten und Angehörige e.V. Internet: www.inkanet.de Krebs-Kompass Forum der Carl Oehlrich Gesellschaft e.V. zu verschiedenen Fachgebieten Internet: www.oehlrich.org

Deutsche Krebsgesellschaft e.V. TiergartenTower, Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Belrin Telefon: 030 / 322 93 29 00, Fax: 030 / 322 93 29 66 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebsgesellschaft.de Hamburger Krebsgesellschaft e.V. Geschäftsstelle und Krebsberatungsdienst Butenfeld 18 22529 Hamburg Telefon: 040 / 460 42 22 Telefax: 040 / 460 42 32 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebshamburg.de

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Impressum Redaktion: Dr. Chia-Jung Busch Avin Hell Mitarbeiter des Kopf-Hals-Tumorzentrums Verantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr. Rainald Knecht Prof. Dr. Max Heiland Prof. Dr. Cordula Petersen Prof. Dr. Carsten Bokemeyer Herausgeber: Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistr. 52 20246 Hamburg Gestaltung: Avin Hell Fotos: Anja Meyer, UKE Bilddatenbank UKE Fotolia: © VILevi, © bunyos, © bigpa, - Fotolia.com Titelbild: © Sebastian Kaulitzki, - Fotolia.com © Hubertus Wald Tumorzentrum - Universitäres Cancer Center Hamburg 2014, alle Rechte vorbehalten



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