Matthias Gütschow Architektur - Grüne Fraktion
February 17, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Short Description
Download Matthias Gütschow Architektur - Grüne Fraktion...
Description
Baugemeinschaften – Chancen für Bürger und Kommunen? Matthias Gütschow
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Matthias Gütschow Architektur | Projektmanagement, Tübingen Planung als Architekt für Baugemeinschaften (seit 1999) Projektsteuerung von Baugemeinschaftsprojekten (seit 2004) Bewohner eines Baugemeinschaftsprojektes (seit 2005) Fortbildungen zum Tätigkeitsfeld Baugemeinschaften für verschiedene Landesarchitektenkammern (seit 2009) Beratung von Kommunen bezüglich Baugemeinschaftsprozessen (seit 2010) Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Baugemeinschaften – Chancen für Bürger und Kommunen Was ist eine Baugemeinschaft? Projektbeispiele – vom Gebäude zum Quartier
Fazit und Übertragbarkeit auf Friedrichshafen
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Definition Baugemeinschaft Eine Baugemeinschaft ist eine Gruppe von Menschen, die zusammen ein Haus nach ihren eigenen Vorstellungen und Ideen eigenverantwortlich planen, bauen und bewohnen.
Von einer Baugemeinschaft kann gesprochen werden, wenn folgende Eigenschaften erfüllt sind: • Die Entscheidungshoheit bei der Planung, beim Bauen und allen Verträgen liegt bei der Gemeinschaft. • Alle Verträge werden nur mit der gesamten Baugemeinschaft geschlossen.
• Die Gemeinschaft trägt alle Bauherrenrisiken: Kosten, Termine und Qualitäten. Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Definition Baugemeinschaft Ein gewerblicher Bauträger entwickelt und realisiert ein Gebäude mit dem Ziel, alle Einheiten kostendeckend zu verkaufen.
• Baukosten werden zu Lasten von Unterhaltskosten reduziert. • Risikoreduzierung > „Übliches“ wird realisiert. • Gestehungskosten zuzüglich Wagnis, Gewinn und Vertrieb.
Die Hausgemeinschaft wird beliebig zusammengesetzt.
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Vorteile • Planung individueller Grundrisse für Wohnund Gewerbenutzung
• Ausstattung nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen • Möglichkeit und Anrechnung von Eigenleistungen
• Mitentscheidung bei Gestaltungsthemen • Integration attraktiver Gemeinschaftseinrichtungen wie z.B. Gästezimmer, Partyraum, Werkstatt, Sauna
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Vorteile • kostentransparentes und kostensparendes Bauen; keine Wagnis- und Gewinnkosten an Dritte • Weg um zu Wohneigentum zu kommen, auch mit geringem Eigenkapital
• Mitbauende lernen sich während des Planungs- und Bauprozesses kennen. So wachsen Nachbar- und Hausgemeinschaften bereits vor dem Einzug
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Vorteile • Realisierung zukunftsweisender Hauskonzepte wie Nullenergiehaus, Generationenwohnen, Seniorenwohnen • hohe Identifikation der Eigentümer mit dem Gebäude und dem Ort
• Mitgestaltung gemeinschaftlicher Außenräume wie hauseigener Garten, Innenhof und Quartiersumgebung • Baugemeinschaften haben sich vielfach bewährt und sind rechtlich klar geregelt
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Nachteile • höherer zeitlicher Aufwand (je nach Organisationsstruktur sehr unterschiedlich) • Kosten- und Terminrisiko • es kann nichts Fertiges angesehen werden
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? Organisation
Interessengemeinschaft • lose Gemeinschaft, Mitgliedschaft unverbindlich • sammelt Wünsche und erarbeitet Projektkonzeption
• Festlegung Zielrichtung der Gruppe, individuelle Wohnvorstellungen, ökologischer Standard, grober Kostenrahmen • Werbung weiterer Interessenten Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? Organisation
Planungsgemeinschaft • Gründung meist nach Erhalt Grundstücksoption • Gesellschaftsvertrag, Eintrittsgeld • Beauftragung von Projektpartnern
• Entwurfs-, Genehmigungsplanung und Festlegung einer Baubeschreibung • individuelle Finanzierungen der Mitglieder
• weitere Interessentenwerbung Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? Organisation
Baugemeinschaft • Gründung mit Grundstückskauf • Beurkundung Teilungserklärung • Fertigstellung der Ausführungsplanung und Beauftragung der Baufirmen
• Bau des Gebäudes • Verteilung Sonderwünsche und Abrechnung Eigenleistungen • Auswahl und Beauftragung der Hausverwaltung Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? Organisation
Eigentümergemeinschaft • nach Wohnungseigentumsgesetz (WEG) • gleicher Status wie beim Kauf vom Bauträger
• Wohnungsverkauf oder -vermietung individuell möglich • Anteile und Besitzverhältnisse nach notariell beurkundeter Teilungserklärung Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was ist eine Baugemeinschaft? - Projektpartner
Aus: „planen – bauen – leben“, Hrsg. Architektenkammer Baden-Württemberg, Kammergruppe Tübingen, 2. Auflage; Tübingen 2011 Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Eine Baugemeinschaft braucht nur wenige Eckpunkte, um erfolgreich zu starten:
• eine Idee und Menschen, die daraus ein gemeinsames Konzept formen. • ein geeignetes Grundstück mit einem aufgeschlossenen Eigentümer. • Architekten und Projektsteuerer, die planen, moderieren, koordinieren und offen und flexibel sind.
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Projektbeispiele – vom Gebäude zum Quartier
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Baugemeinschaft Mobile, Tübingen
Idee kostengünstiges Gebäude mit verschiedenen Wohnungen • pragmatischer Ansatz, zunächst ohne hohen Anspruch an das gemeinsame Wohnen • sehr individuelle Ausstattung • schnelle Planung und Realisierung
• es entstand eine sehr gute, ungezwungen Hausgemeinschaft Baugemeinschaft Mobile Tübingen
Architektur Ruoff + Wied, Projektsteuerung Weiß
21 Wohnungen, 3 Gewerbeeinheiten 1.940 m² Wohn- und Gewerbefläche Herbst 2003 Planungsgemeinschaft Sommer 2005 Fertigstellung
Baugemeinschaft 45+, Tübingen
Idee gemeinsam Älter werden: „in Gemeinschaft frei aber nicht allein zu sein“
• Einschränkungen hinsichtlich Verkauf oder Vermietung • Finanzierung Gemeinschaftsraum und Appartement nur durch ein Teil der Eigentümer • gemeinschaftliche Gartennutzung • Sicherung der Konzeption in der Teilungserklärung
Baugemeinschaft 45+ Tübingen
Architektur Plathe-Schlierf-Sonnenmoser, Projektsteuerung Gauggel
7 Wohnungen 575 m² Wohnfläche November 2006 Planungsgemeinschaft Herbst 2008 Fertigstellung
FOTO
Baugemeinschaft Prisma, Tübingen (journalfoto.de)
Idee hohe Architekturqualität • die Architekten mit ihrem gestalterischen Anspruch waren bewusst gewählt (z.B. Sichtbeton und Balkone mit Glasboden)
• kostengünstige Realisierung und Energiestandard sind zweitrangig
(journalfoto.de)
Baugemeinschaft Prisma Tübingen
Architektur Noenen Albus, Projektsteuerung Baugemeinschaft
11 Wohnungen, 2 Gewerbeeinheiten 1.125 m² Wohn- und Gewerbefläche Herbst 2002 Planungsgemeinschaft Frühjahr 2005 Fertigstellung
Baugemeinschaft stadt.raum, Tübingen (Foto: Falkner, Stuttgart)
Idee Integration von Menschen mit Behinderung Frau R. zog vom Heim in eine ambulant betreute Wohnung:
„Man kann leben wie man will und wie ein normaler Mensch. Ich wollte immer leben wie eine Nichtbehinderte und das habe ich nun geschafft.“ • postpoint = Schnittstelle zum Quartier • kein Sozialprojekt!
Baugemeinschaft stadt.raum Tübingen
Architektur Wied mit Nassal + Wiehl, Projektsteuerung w5
34 Wohnungen, 6 Gewerbeeinheiten 3.130 m² Wohn- und Gewerbefläche Winter 2006/2007 Planungsgemeinschaft Frühjahr 2008 Fertigstellung
Baugemeinschaft Elementar, Tübingen
Idee Null-Energie-Haus: „die Antwort auf unsere Energiefrage liegt acht Lichtminuten entfernt“ Warmwasser-Kollektor Photovoltaik-Fläche (Fassade und Dach) Photovoltaik-Leistung
54 m² 165 m² 21 kWp
Primärenergiebedarf 50.800 Primärenergieeinsparung 51.400 in kWh/Jahr
Baugemeinschaft elementar Tübingen
Architektur Plathe-Schlierf-Sonnenmoser, Projektsteuerung Gauggel
10 Wohnungen 850 m² Wohnfläche November 2006 Planungsgemeinschaft Frühjahr 2009 Fertigstellung
Französisches Viertel Tübingen Tübingen
Städtebau Lehen drei
10 Hektar 2.400 Einwohner Bauzeit 1996 -2008
Grundstücksvergabe nach Bebauungskonzept
• Grundstücke werden zum Festpreis entsprechend des Verkehrswerts angeboten • keine vorgegebenen Grundstücke – Zuschnitt erfolgt nach Konzept • Wettbewerb der Konzepte: Was trägt das Einzelprojekt zur Qualität und Vielfalt des gesamten Viertels bei? Tübingen hat neben dem Französischem Viertel fünf weitere Quartiere nach ähnlichem Konzept realisiert, ein siebtes ist in Bau.
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
urbane Stadtstruktur Blockrandbebauung – hohe Dichte – Freiräume
Französisches Viertel (Lothar Scheidig)
öffentlicher Raum
Foto: Armin Scharf
gemeinschaftlicher Innenhof
Foto: Armin Scharf
kleinteilige Parzellierung und Nutzungsmischung Foto: Sascha Luippold
Foto: Daniel Fuhrhop
Foto: Armin Scharf
öffentlicher Raum und Verkehrskonzept
Foto: Daniel Fuhrhop
Foto: Lothar Scheidig
Foto: Günther Thöne
Fazit Durch Baugemeinschaften wird der Geschosswohnungsbau für viele Zielgruppen attraktiv:
• für Familien • für die Kombination von Arbeiten und Wohnen • für ältere Menschen Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Baugemeinschaften Passiv+ und Regenbogen, Tübingen
Fazit Durch die partizipativen, bedarfsgerechten Planungen kann hohe Qualität bei geringen Resourcen- und Flächeneinsatz erzeugt werden: • auf Projektebene (z.B. individuelle Wohnungsplanung, Gemeinschaftsflächen und zukunftsfähige Hauskonzepte) • auf Quartiersebene (z.B. hohe Dichte) Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Quartiersentwicklung mit Baugemeinschaften im Französischem Viertel, Tübingen
Fazit Bauen in Baugemeinschaften ist mit Aufwand verbunden, der sich lohnt:
• finanzielle Einsparungen zwischen 15 -25 % • sie erzeugen funktionierende Nachbarschaften
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was kann auf Friedrichshafen übertragen werden? Baugemeinschaften einigen sich • zur Herstellung von preisgünstigem Wohnraum • zur Erweiterung des Wohnangebots • als städtebauliches Werkzeug zur Quartiersentwicklung
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Was kann auf Friedrichshafen übertragen werden? Baugemeinschaften brauchen • einen politischen Beschluss, dass Grundstücke für sie zur Verfügung gestellt werden • eine Stadtverwaltung und Architekten, die neue Wege gehen möchten
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
Baugemeinschaften – Chancen für Bürger und Kommunen? Vielen Dank!
Matthias Gütschow
Architektur | Projektmanagement
Tübingen
19.07.2017
View more...
Comments