Multiresistente Acinetobacter und andere Erreger
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Multiresistente Acinetobacter und andere Erreger Institut für Hygiene und Umweltmedizin Elisabeth Engelmann, Renate Wettstein und Sabine Metzke
Acinetobacter - Eigenschaften • Gramnegatives Stäbchenbakterium • Ca. 20 verschiedene Arten • Vorkommen: Umwelt, Mensch (Haut) • sehr umweltresistent: lange Überlebenszeit • Nosokomial am häufigsten A. baumannii
Überlebensverhalten Trockenheit Feuchtigkeit MRSA + VRE + Enterobacter spp. + E. coli + K. pneumoniae + Acinetobacter spp. + + P. aeruginosa +
Acinetobacter - Bedeutung• Erreger von nosokomialen Infektionen wie: Atemweginfektion, Wundinfektion, Sepsis Meningitis u.a. • Übertragung: Kontakt- und Schmierinfektion • immer häufiger multiresistent
Antibiotika - Angriffspunkte - Resistenzmechanismen -
Betalaktamantibiotika
Aktivität gegenüber gramnegativen Stäbchenbakterien • (Penicillin) • Ampicillin /Mezlocillin /Piperacillin • Cefuroxim, Cefotiam, Cefpodoxim • Cefotaxim, Ceftriaxon • Aztreonam • Ceftazidime • Cefepime • Carbapeneme
Resistenzmechanismen bei Bakterien • Enzyme spalten die Antibiotika bevor sie aktiv werden können (ß-Lactamasen; ESBL) • Pumpmechanismen der Zelle verhindern das Eindringen der Antibiotika in die Zelle oder werfen die Antibiotika sofort wieder heraus • Poren der Zellwand werden geschlossen für Antibiotika. • Verhinderung der Antibiotikabindung durch Veränderung der Zielstruktur am Bakterium (z.B. MRSA)
Definition der Multiresistenz • keine einheitliche Festlegung
• Resistenz gegenüber mindestens 2 der üblicherweise wirksamen Antibiotikagruppen Erreger Antibiotikum (Auswahl) Acinetobacter spp. / Piperacillin / Tazobactam P. aeruginosa Ceftazidim Imipinem
CID 2006: 43 (Suppl 2)
Zu erfassende Resistenzen nach § 23 des Infektionsschutzgesetzes Erregerspezies
Resistenz gegen folgende Substanzen
S.aureus
Vancomycin, Oxacillin, Gentamicin, Chinolon Gr. IV, Teicoplanin, Quinupristin/Dalfopristin Vancomycin, Penicillin, (Oxacillin 1µg), Cefotaxim, Erythromycin, Chinolon Gr. IV Vancomycin, Gentamicin (high level), Teicoplanin E.faecium: zusätzlich Quinupristin/Dalfopristin Imipenem/Meropenem, Chinolon Gr. II, Amikain, Ceftazidim, Piperacillin/Tazobactam, Cefotaxim Imipenem/Meropenem, Chinolon Gr. II, Amikain
S.pneumoniae E.faecalis+faecium E.coli, Klebsiella spp. E.cloacae, Citrobacter spp. S. marcescens P.aeruginosa, A.baumannii S.maltophilia Candida spp.*
Imipenem/Meropenem, Chinolon Gr. II, Amikacin, Ceftazidim, Piperacillin/Tazobactam Chinolon Gr. II, Amikain, Ceftazidim, Piperacillin/Tazobactam, Cotrimoxazol Fluconazol
Antibiogramm aus der Klinik Untersuchungsmaterial: Urin R = resistent I = intermediär S = sensibel
Risikofaktoren / Interventionsmaßnahmen bei multiresistenten Erregern (MRE) I Ursache für Auftreten
Risikofaktoren
Präventionsmaßnahmen
Mutation, Transfer von genetischem Material
Reservoire mit hoher Erregerzahl (z.B. Abszess): erhöhte Chance für zufällige Mutationen oder Transfer
sorgfältiger Umgang mit Instrumenten, Flüssigkeiten, selektive Dekontamination
Auftauchen, Selektion
Selektionsdruck durch AntibiotikaAnwendung
Reduzierte und indikationsgerichtete Antibiotika-Anwendung
Risikofaktoren / Interventionsmaßnahmen bei multiresistenten Erregern (MRE) II Ursache für Auftreten
Risikofaktoren
Präventionsmaßnahmen
Import
Übernahme eines Patienten mit MRE von anderer Station bzw. Krankenhaus
Surveillance bei Verdacht – Screening – Kennzeichnung (Akte) – Isolierung
Ausbreitung auf der Station
Ungenügende Distanzierungsmaßnahmen: Mangel an Aufmerksamkeit bezüglich Übertragung (Hände!)
Distanzierungsmaßnahmen: gesteigerte Aufmerksamkeit bezüglich Übertragung
Wichtigste Hygienemaßnahme
Hygienische Händedesinfektion
30 sec. Einwirkzeit mit einem alkoholischen Präparat
So ist es richtig:
1
Handfläche auf Handfläche
2
3
Handfläche auf Handrücken
mit gespreizten Fingern
So ist es richtig:
4
mit verschränkten Fingern
6
5
Daumen
Finger auf Handfläche
Hygieneleitfaden 5.5 Andere MRE (multiresistente Erreger außer MRSA, VRE, ESBL) Präventionsmaßnahmen: • gute Compliance der hyg. Standardmaßnahmen • im Einzelfall (z.B. Häufung, bestimmte Bereiche) ggf. weitere Maßnahmen erforderlich → Absprache mit Hygieneinstitut
Maßnahmen bei MRE Häufung • • • • • • •
Möglichst Einzelzimmer- oder Kohorten-Isolierung Kittelpflege bei direktem Kontakt Patientenbezogene Pflegeutensilien Wäsche- und Müllentsorgung im Zimmer Abstriche nach Rücksprache mit Hygieneinstitut Täglich laufende Desinfektion Aufhebung der Isolierung nach Rücksprache mit Hygieneinstitut • Schlussdesinfektion durch geschultes Reinigungspersonal oder Desinfektor
Beispiel für exogene Infektion • Unzureichende Aufbereitung von Medizinprodukten kann zur Übertragung führen. • Fallbeispiel zur Kontamination von Atemgasbefeuchtern mit Acinetobacter baumannii (Wendt et al. Hyg Med 1993) ¾
Häufung von schweren Atemweginfektionen mit A. baumannii bei beatmeten Patienten auf einer Intensivstation
¾
Nachweis von A. baumannii bei 7,3 % der Atemgasbefeuchter (Wasserbehälter zur Anfeuchtung der Atemluft mit Heizelement und Temperatursonde)
¾
Umstellung der Aufbereitung auf korrektes Verfahren → keine weiteren exogenen Infektionen 23
Ausbruchaufklärung Molekularbiologische Untersuchungen
Beispiel der Typisierung von 5 Acinetobacter baumanni Isolaten mittels PCR
AA AB A
Fazit: Acinetobacter-Häufung • Problem: langes Überleben im feuchten und trockenen Milieu • Infektionsquelle daher neben dem infizierten Patienten ggf. auch die Umwelt • Einhaltung der Standardmaßnahmen äußerst wichtig • Zusätzlich verschärfte Maßnahmen wie Isolierung, streng patientenbezogene Pflegeutensilien, kontinuierliche Desinfektion
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