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January 28, 2018 | Author: Anonymous | Category: Unternehmen, Wirtschaftswissenschaft, Makroökonomie
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Landesbank Baden-Württemberg

Emerging Markets Ist die Luft raus? Uwe Burkert, Chefvolkswirt, Leiter des Bereichs Research Autor: Matthias Krieger, Senior Economist

abgeschlossen: 07.07.2016

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

Seite 2

Agenda

Einleitung…….......…………………………………………………………………………………………………………….....

3

Wachstumsperspektiven der Schwellenländer ..............................................................................................

4

China ...........................................................................................................................................................

9

Protektionismus vs. Öffnung der Märkte ...................................................................................................... 17 „Middle Income Trap“ ..................................................................................................................................

22

Rohstoffpreise …............................................................................................……………………….................

28

Ausländische Portfolioinvestitionen (US-Zinserhöhungen, „Brexit“ etc.)......................................................... 31 Internationale Verschuldung von Emerging Market-Unternehmen................................................................. 35 Internationales Zinsumfeld ..........................................................................................................................

36

Zusammenfassung …...................................................................................................………………….......... 37 Anhang: Swapspreads von USD-Sovereigns aus Schwellenländern ................................................................ 39 Anhang: Währungsentwicklung …................................................................................…………………..........

40

Disclaimer …..……………………………………………………………................................................…….....……... 41 Ansprechpartner …............……………………………………………................................................…….....……... 42

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Einleitung

Einleitung

Das Wachstum der Schwellenländer – ist die Luft raus?

 Die Schwellenländer tragen zwar nach wie vor den Löwenanteil zum Wachstum der Weltwirtschaft bei. Sie weisen aber nun schon seit einigen Jahren im Trend rückläufige BIP-Wachstumsraten auf. Die Ländergruppe leidet u.a. darunter, dass derzeit Wachstumsimpulse fehlen, die unter dem Stichwort „Globalisierung“ lange Zeit einen atemberaubenden Aufholprozess genährt hatten. Die bisherigen Triebfedern dieser Aufholjagd (ausländische Direktinvestitionen, d.h. FDI + „Globalisierung“, Aufstieg Chinas und Rohstoffpreisboom) stottern derzeit, und leider hat man in vielen Ländern versäumt, in den guten Jahren die Grundlagen für eine Zeit nach dem Rohstoffboom und nach dem Outsourcing einfacher industrieller Fertigungen in Billiglohnländer zu schaffen. Der Ausbau einer eigenen Industrie wurde in vielen Rohstoffe exportierenden Ländern nicht energisch genug vorangetrieben, und Staaten, die sich erfolgreich in die internationalen Wertschöpfungsketten integrieren konnten, haben zwar einen deutlich höheren Lebensstandard erreicht, unternahmen oftmals aber zu wenig, um bei steigenden Löhnen die Voraussetzungen zur Fertigung höherwertiger Produkte und zur Entwicklung eigener weltmarktfähiger Erzeugnisse zu schaffen („Middle Income Trap“).  Kurz- bis mittelfristig bleiben die Wachstumsperspektiven der Schwellenländer daher gedämpft. Zwar befinden sich die USA wieder auf einem soliden Wachstumspfad. Die konjunkturelle Dynamik lässt hier aber an Schwung vermissen. Der mit strukturellen Problemen behaftete Euroraum taugt kaum zur Konjunkturlokomotive, die EU insgesamt wird nun auch noch durch den „Brexit“ belastet, die japanische Wirtschaft wächst aufgrund der unzureichenden Strukturreformen seit vielen Jahre nur anämisch, und zuletzt haben auch noch die großen Schwellenländer (BRICS) stark an Strahlkraft verloren, was sich negativ auch auf andere Emerging Markets auswirkt. Das Wachstum in China als weltgrößtem Rohstoffnachfrager schwächt sich ab, Brasilien steckt in einer zumindest teilweise selbstverschuldeten Rezession, Russland leidet unter niedrigen Ölpreisen und den Folgen seiner aggressiven Außenpolitik (EUSanktionen, sinkende FDI), Indien tut sich noch immer sehr schwer, den Investitionsstau im Lande aufzulösen und Südafrika leidet unter Engpässen in der Stromversorgung und wird zunehmend populistisch regiert.

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Kurzfristige Wachstumsperspektiven der Schwellenländer

Wachstumsperspektiven der Schwellenländer

EmMa-BIP mit IWF-Prognose und Lead. Indicator für die „BRIICS“ * in % (* Brasilien, Russland, Indien, Indonesien, China, Südafrika) DATEN & PROGNOSEN in %

 Den Schwellenländern fehlt es derzeit an Dynamik. Der IWF geht hier erst für 2017 von einer leichten Erholung aus.  Der von der OECD erhobene Leading Indicator für die hier als Proxi verwendete „BRIICS“-Staatengruppe bestätigt dies. Der Frühindikator befindet sich weiterhin im Abwärtstrend, hat zuletzt aber ein wenig nach oben gedreht.  Auch der Welthandel wird laut IWF parallel zur Weltwirtschaft nur recht moderat zulegen. Quellen: IWF, Thomson Reuters, LBBW Research

2014

2015 2016 p 2017 p

Anteil 2015 Welt-BIP *

Welt

3,4

3,1

3,2

3,5

Entwickelte Länder

1,8

1,9

1,9

2,0

42,4

- USA - EU - Japan

2,4 1,4 0,0

2,4 2,0 0,5

2,4 1,8 0,5

2,5 1,9 -0,1

15,8 16,9 4,3

Schwellenländer

4,6

4,0

4,1

4,6

57,6

- Mittel-/Osteuropa - Developing Asia - China - Indien - Lateinamerika/Karibik - Brasilien - GUS-Staaten - Russland - Mittl. Osten/Nordafrika - Sub-Sahara Afrika

2,8 6,8 7,3 7,2 1,3 0,1 1,1 0,7 2,6 5,1

3,5 6,6 6,9 7,3 -0,1 -3,8 -2,8 -3,7 2,3 3,4

3,5 6,4 6,5 7,5 -0,5 -3,8 -1,1 -1,8 2,9 3,0

3,3 6,3 6,2 7,5 1,5 0,0 1,3 0,8 3,3 4,0

3,3 30,6 17,1 7,0 8,3 2,8 4,6 3,3 6,7 3,1

Welthandel

3,5

2,8

3,1

3,8

p = Prognose; Quelle = IWF * Basis = Kaufkraftparitäten (PPP)

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Kurzfristige Wachstumsperspektiven der Schwellenländer

Internationale Abhängigkeiten: Auswirkungen eines Wachstumsanstiegs/ -rückgangs in „Schlüsselmärkten“ auf Schwellenländer „ohne BRICS“

 Das Wachstum der Schwellenländer ohne die „BRICS“-Staaten wird u.a. beeinflusst vom Wachstum in den großen Volkswirtschaften der Welt. Hier sind zum einen die „klassischen“ Industrieländer zu nennen die sich z.B. als „G7-Gruppe“ (USA, Japan, Deutschland, UK, Frankreich, Italien & Kanada) approximieren lassen. Zum anderen spielen aber auch die großen Schwellenländer – „BRICS“-Staaten – eine wichtige Rolle für das Wachstum in anderen Schwellenländern. Insbesondere China als weltgrößter Rohstoffnachfrager und auch Nachfrager sonstiger Erzeugnisse spielt hier eine wichtige Rolle.  Das Wachstum der Schwellenländer ohne die BRICS-Staaten reagiert auf einen Anstieg/Rückgang des BIP-Wachstums in den G7-Staaten recht deutlich, was der engen Verflechtung der Weltwirtschaft und der nach wie vor großen Bedeutung der „klassischen“ Industriestaaten z.B. als Absatzmärkte geschuldet ist. In dem Jahr, in dem sich ein Anstieg/ Rückgang des G7-Wachstums um 1 %-Punkt ereignet, fällt das Wachstum der Schwellenländer „ex BRICS“ in der Regel um geschätzte 0,6 %-Punkte höher/niedriger aus als ohne diesen Anstieg/Rückgang, im Folgejahr dann um rund 1,4 %-Punkte und im nächsten Jahr immer noch um rund 1,1 %-Punkte.  Steigt/fällt das BIP-Wachstum der BRICS um 1 %-Punkt, reagiert das Wachstum der übrigen Schwellenländer analog mit Anstiegen bzw. Rückgängen um 0,4 %-Punkte, 0,9 %-Punkte und 0,7 %-Punkte.

Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, LBBW Research

Auswirkungen eines zusätzlichen BIP-Anstiegs um 1 %-Punkt im Jahr T=0 auf das BIP-Wachstum der Emerging Markets „ex BRICS“ %-Punkte 1,6 1,4 1,4 1,2

1,1

1,0

0,9

0,8 0,6 0,4

0,7 0,6 0,4

0,2 0,0 T=0

T+1 G7 (%-Punkte)

BRICS (%-Punkte)

T+2

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Kurzfristige Wachstumsperspektiven der Schwellenländer

Internationale Abhängigkeiten: Die Investitionsschwäche der Industrieländer belastet auch die Emerging Markets.  Die Investitionstätigkeit in Relation zum BIP hat in den „High-Income-Ländern“ seit 2008 deutlich nachgelassen und beginnt erst allmählich, sich zu erholen. auch die FDI aus diesen Staaten fließen seitdem spärlicher in andere Länder. Beides belastet die Schwellenländer. Hintergrund sind Faktoren wie:

Industrieländer: Investitionen und „Net Outflows“ von Direktinvestitionen (FDI im Ausland) in % des BIP p.a.

23

23

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21

21

20

20

19

 Verunsicherung durch die „Eurokrise“

05

06

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09

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15

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"High-Income Countries": Investitionen (% BIP)

 Bilanzrezession, d.h. Vorrang des Schuldenabbaus vor Neuinvestitionen

8

8

6

6

 Ängste im Zusammenhang mit der US-Zinswende („Tapering“)

4

4

 Furcht vor einer weiteren Abschwächung in China

2

2

 geopolitische Krisenherde (Ukraine, IS, Syrien etc.)  „Brexit“

Quelle: Stratfor.com

0

2006

2008

2010

2012

2014

2016

0

"High-Income Countries": Net Outflows FDI (% BIP) Quelle: Thomson Reuters Datastream

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Kurzfristige Wachstumsperspektiven der Schwellenländer

Internationale Abhängigkeiten: Die „BRICS“ insgesamt taugen derzeit kaum zur Konjunkturlokomotive für Schwellenländer.  Die BRICS galten lange als Synonym für aufstrebende, zu den Industrieländern aufschließende Schwellenländer. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass dies ein Zerrbild ist. Die Länder stellen keine homogene Gruppe dar und in Zeiten stark gefallener Rohstoffpreise stehen Brasilien, Russland und Südafrika unter wirtschaftlichem Druck. Dieser wird aber durch hausgemachte Probleme massiv verschärft. Brasilien z.B. leidet unter einer schweren innenpolitischen Krise („Petrobras-Skadal“), Russland unter der aggressiven Außenpolitik Putins (EUSanktionen) und Südafrika unter einer populistischen ANC-Regierung und Engpässen in der Stromversorgung.  China - mit nachlassender Dynamik - und Indien befinden sich auf Wachstumskurs. Quelle: Stratfor.com

BRICS: BIP-Wachstum mit IWF-Prognose in % ggü. dem Vorjahr

8

8

6

6

4

4

2

2

0

0

-2

-2

-4

-4 2013

2014

2015

2016

2017

Indien: BIP mit IWF-Prognose (%) China Südafrika Russland Brasilien Quelle: Thomson Reuters Datastream

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Kurzfristige Wachstumsperspektiven der Schwellenländer

Internationale Abhängigkeiten: Auswirkungen eines Wachstumsanstiegs/rückgangs in „Schlüsselmärkten“ auf Schwellenländer „ohne BRICS“

 Auf Basis der von der Weltbank ermittelten Auswirkungen einer Beschleunigung/Verlangsamung des Wachstums der Schwellenländer „ohne BRICS“ infolge einer Wachstumsveränderung in den G7- bzw. BRICS-Staaten um einen %-Punkt in einem Jahr auf die Folgejahre lässt sich z.B. auf Grundlage der IWF-Prognosen für das Wachstum der G7- und der BRICS-Staaten ableiten, wie stark das Wachstum der Schwellenländer „ohne BRICS“ mittelfristig von der Wachstumstendenz der G7- bzw. BRICS-Staaten Impulse erhalten sollte. Das Ergebnis ist derzeit eher ernüchternd:  In den kommenden Jahren ist seitens der G7-Staaten kein positiver Effekt auf das Wachstum der übrigen Schwellenländer zu erwarten. 2019-2021 dürfte der Effekt sogar negativ ausfallen.  Seitens der BRICS-Staaten dürfte 2016 kein Impuls, 2017-2019 dann immerhin ein moderater, zunehmend positiver Impuls von bis zu 0,5 %-Punkten p.a. zusätzlichen Wachstums für die übrigen Schwellenländer abfallen. Darüber hinaus nimmt der Impuls dann aber wieder ab, was insbesondere auf die vom IWF prognostizierten längerfristig moderateren BIP-Wachstumsraten in China sowie eine anhaltende Wachstumsschwäche in Brasilien und Russland, aber auch in Südafrika zurückzuführen ist. Die BRICS spielen als Wachstumsmotoren für andere Schwellenländer insofern mittelfristig eine deutlich schwächere Rolle als in früheren Jahren.

Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, Thomson Reuters, IWF, LBBW Research

Impulse für eine Wachstumsbeschleunigung in den Emerging Markets „ex BRICS“ (Basis: IWF-Prognosen für G7 bzw. BRICS) %-Punkte 0,5

0,5

0,5

0,4 0,3 0,2

0,2

0,2 0,1

0,1 0,0

0,0

0,0 0,0

0,0

0,0

-0,1 -0,2

-0,2

-0,2

-0,3 2016

2017

2018

kumul. Impuls "G7"

2019

2020

2021

kumul. Impuls "BRICS"

 Die Gründe für die schwache konjunkturelle Dynamik der G7Länder seit Beginn der internationalen Krise waren Gegenstand zahlloser Untersuchungen.  Was aber steckt hinter der konjunkturellen Schwäche vieler Schwellenländer?

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China

China: Nachlassende Wachstumsdynamik

China: BIP mit IWF-Prognose und Potenzialwachstum in % p.a.

China: BIP pro Kopf und Importe 1.000 USD/Kopf und Jahr / in Mrd. USD/Monat (MAV 12M)

 Die Wachstumsraten des BIP in China geben seit einigen Jahren im Trend nach. Für 2016 und 2017 rechnet der IWF hier mit einer Abschwächung auf rund 6 % p.a. Da China wichtiger Absatzmarkt für andere Schwellenländer ist – die Volksrepublik steht z.B. in manchen Sektoren für über 40 % der weltweiten Nachfrage nach Rohstoffen -, belastet dies auch andere Emerging Markets.

 Die Einfuhren Chinas nehmen mit steigendem BIP/Kopf zwar i.d.R. zu, d.h. Exporteure aus anderen (Schwellen-) Ländern profitieren vom steigenden Einkommen in China. Zuletzt gaben die Importe trotz anhaltendem – moderaterem - Wachstum aber deutlich nach, was das Wachstum der nach China exportierenden Staaten dämpft. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben dem schwächeren CNY und niedrigeren USD-Preisen für Rohstoffe reflektiert diese Entwicklung auch die gegenwärtige Konsolidierung der zuvor eher „überschäumenden“ chinesischen Volkswirtschaft.

Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

Seite 10

China

China: Trendwachstumsrate fällt

Trendwachstumsrate Chinas und Beiträge zum BIP in % ggü. Vorjahr bzw. in %-Punkten  Die Trendwachstumsrate Chinas („Potenzialwachstumsrate“) befindet sich im Abwärtstrend und liegt laut Deutscher Bundesbank gegenwärtig bei rund 7% p.a. Schätzungen der OECD bestätigen diesen Wert.  Vor allem das gefallene Wachstum der Arbeitsproduktivität wirkt sich hier negativ aus. Die Gründe dafür sind u.a.:  die Integration wenig produktiver Landarbeiter in den industriellen Fertigungsprozess stößt an Grenzen  es fand ein kräftiger Lohnanstieg statt  es herrscht Fachkräftemangel  Effekte früherer Reformen laufen aus (z.B. WTO-Beitritt 2001, Privatisierungen)  es bestehen Überkapazitäten in einigen Sektoren (z.B. Stahl- und Zementindustrie)  die Verschuldung im Unternehmenssektor (vor allem staatseigene Unternehmen) ist recht hoch (rund 145 % des BIP laut IWF)  allmählich kippt die Demographie.

Quellen: Deutsche Bundesbank 07/2015 , LBBW Research

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China

China: Investitionsboom spiegelt sich auch im Schuldenstand wider – Tragfähigkeit ist fraglich.  Chinas investitionsgetriebenes Wachstum auf „Pump“ hat zu einem deutlichen Anstieg der Schulden geführt. Den größten Anteil daran haben die Unternehmen (lt. IWF rd. 145% des BIP). Mehr als die Hälfte davon geht auf das Konto staatseigener Betriebe. Deren Schuldentragfähigkeit dürfte angesichts zahlreicher unrentabler Projekte, Überkapazitäten und eines schwächeren Wachstums abgenommen haben.  Die offizielle NPL-Quote von 1,7 % dürfte nur zustande kommen, weil Banken Kredite ohne abermalige Bonitätskontrolle verlängern.  Früher oder später wird der chinesische Staat wohl einen Großteil der Schulden von Staatsunternehmen übernehmen müssen.

Quelle: FRB, Haver Analytics, DB, LBBW Research

Schulden nach Sektoren (in % des BIP 2014)

Landesbank Baden-Württemberg | 07.06.2016 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

Seite 12

China

China: Das Problem der hohen Unternehmensverschuldung, mögliche Lösungen des Problems und der Weg, den die Regierung wohl gehen wird. Das Problem

Die beste Lösung (laut IMF „Lessons from history“)

Unternehmensverschuldung 145-160% des BIP 55% davon bei Staatsunternehmen ausfallbedrohte Kredite 1.300 Mrd. US-Dollar 15,5% der Unternehmenskredite 12% des BIP

schnell und effizient

Banken Schuldner

Corporate Governance

•Leistungsgestörte Kredite können zu systemischer Krise führen  deutlich niedrigere BIP-Wachstumsraten und/oder Bankenkrise •Bereinigung der Bankbilanzen / Rekapitalisierung nur eine Hälfte der Lösung •unprofitable Firmen müssen auch restrukturiert oder liquidiert werden •Regeln und Anreize bei Kreditvergabe und Risikomanagement müssen überarbeitet werden, sonst droht eine Wiederholung. •Verflechtung von Partei/Staatsbanken/Staatsunternehmen auflösen

potenzielle Verluste 600 Mrd. US-Dollar 7% der Unternehmenskredite 6% des BIP

Instrument

Folge

Debt-to-Debt Swap

Staat nimmt Schulden auf und rekapitalisiert die Banken  Schulden wandern zum Staat

Debt-to-Equity Swap

Aus Schulden werden Aktien  Banken halten Anteile an (teilweise) unprofitablen Unternehmen

Verbriefung

Schulden werden weitergereicht  wahrscheinlich an Schattenbanken mit geringer Transparenz

Liquidierung von Staatsunternehmen

Bereinigung  Banken schreiben Kredite ab, erleiden aber Verluste

Quelle: Debt-Equity Conversions and NPL Securitization in China—Some Initial Considerations (IMF August 2016), IMF „Global Financial Stability Report“, LBBW Research

sinnvoll

/ ?

wahrscheinlich

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Seite 13

China

China: Was beunruhigt die Märkte noch?

China: Finanzierungen in % des BIP

China: Devisenreserven und USDCNY in Mrd. USD bzw. CNY für einen USD

 Fortschritte erzielte China aber hinsichtlich der Eindämmung des unkontrollierten Bereichs der „Schattenbanken“. Der Anteil der „alternativen Finanzierungen“ hat sich seit 2013 im Trend deutlich zugunsten des Anteils regulärer Bankkredite reduziert.

 Auch der starke Abfluss von Devisen ist nicht unbedingt ein Problem für die chinesische Wirtschaft. Der Rückgang der FXReserven korrespondiert mit dem Schwenk der Notenbank hin zu einer tendenziellen Abwertung des CNY zum USD. Wegen der damit einher gehenden Abwertungserwartung lassen z.B. chinesische Unternehmen im Ausland erwirtschaftete Devisen gleich im Ausland und tauschen eher CNY bei der Notenbank gegen USD ein, die dann wiederum im Ausland angelegt werden. Der FX-Abfluss reduziert so die FX-Reserven, Finanzierungen sind dadurch aber nicht gefährdet, so dass der FX-Abfluss das BIP-Wachstum in China nicht dämpft.

Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

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Seite 14

China

China: Neuausrichtung kommt langsam voran

China: Wachstum nach Sektoren in % p.a.

China: Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punkten p.a.

 Als einen der Wachstumsmotoren der Welt abschreiben sollte man die chinesische Wirtschaft nicht. Der begonnene Umbau braucht Zeit, kann aber schon auf gewisse Erfolge verweisen. Wurde das BIP-Wachstum früher weitestgehend von der Industrie getragen, so nimmt die Bedeutung des Dienstleistungssektor inzwischen zu.

 Zudem ist der Beitrag des Konsums zum BIP-Wachstum auch über die letzten Jahre recht konstant geblieben und hat inzwischen den der Investitionen überholt. Auch der Beitrag der Netto-Exporte verliert an Bedeutung. Chinas Wirtschaft entwickelt sich also allmählich von einer export- und investitionsgetriebenen Wirtschaft hin zu einer stärker vom Konsum getragenen.

Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, Thomson Reuters, LBBW Research

 China ist damit nicht nur internationaler „Konkurrent“ und Fertigungsstandort, sondern entwickelt sich auch zunehmend zum attraktiven Markt u.a. für Konsumgüter.

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Seite 15

China

China: Die VR wird trotz allem Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft bleiben

China: BIP-Wachstum in % und in Mrd. USD mit IWF-Prognosen in % bzw. Mrd. USD und in Mrd. USD bei fiktivem Wachstum 6,5 %

China: Pkw-Verkäufe in 1.000 Einheiten pro Monat

 Grundsätzlich hat China inzwischen eine Größe erreicht, bei der auch niedrigere BIP-Wachstumsraten in absoluten Größen (Mrd. USD) gerechnet ein beträchtliches jährliches Wachstum bedeuten.

 Der längerfristige Trend beim privaten Konsum in China weist klar nach oben, d.h. mit steigendem Einkommen wird hier auch mehr konsumiert – u.a. höherwertige Konsumgüter, die zu einem großen Teil auch aus anderen Staaten (Industrie- und Schwellenländern) importiert werden.

 Ein reales Wachstum von 6,5 % p.a. ist in USD gerechnet heute mehr als ein zweistelliges Wachstum vor 10 Jahren.

 China dürfte vor diesem Hintergrund ein Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft bleiben, auch wenn das Wachstum und die Einfuhren hier derzeit zur Schwäche neigen. Quellen: IWF, Thomson Reuters, LBBW Research

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Seite 16

China

China: Längerfristig wird die demographische Entwicklung aber das Wachstum Chinas deutlich belasten. Chinas Bevölkerungsentwicklung  Die Demographie spricht in China allerdings gegen eine Rückkehr zur Wachstumsdynamik früherer Jahre. Zwar bringt das Ende der Ein-KindPolitik Entlastung. Die Alterung schreitet aber voran, und die Anzahl der Chinesen im arbeits-fähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren wird im Trend weiter deutlich abnehmen.  Ohne starkes Produktivitätswachstum - und daran fehlt es momentan - wird somit auch das Potenzialwachstum der Volksrepublik (derzeit ca. 7 % p.a.) weiter fallen.

Quelle: Thomson Reuters, Schätzungen von Oxfort Economics

alternde Bevölkerung

Rückgang wird das Potenzialwachstum nachhaltig senken

Ende der Ein-Kind-Politik

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Protektionismus versus Öffnung der Märkte

Protektionistische Tendenzen haben seit 2009 wieder zugenommen

Welthandelsvolumen indexiert

EmMa: Handelsmaßnahmen von 2009 bis 2015  In den Jahren 2009 und 2015 überstieg in den Emerging Markets die Anzahl diskriminierend wirkender handelspolitischer Maßnahmen die Zahl eher marktöffnend wirkender um das Dreifache.

Längerfr. Ausw. einer Senkung von Zöllen & Handelsbarrieren um 50 % in % des BIP (Schätzung: Weltbank)  Die Emerging Markets kämpfen derzeit aber noch mit anderen Belastungsfaktoren. Der Wachstumspfad des Welthandels hat sich schon vor dem Importrückgang in China abgeflacht, was u.a. auf eine sich im Zuge der internationalen Krise ab 2008/9 etablierende deutlich stärker protektionistische Tendenz vieler Schwellenländer zurückzuführen ist. Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, LBBW Research

(EMDEs = Emerging Markets and Developing Economies)

 Dabei profitieren gerade Schwellenländer i.d.R. langfristig von Liberalisierungen des Handels.  Die Schaffung neuer großer Freihandelszonen (ASEAN Economic Community, Trans Pacific Partnership, RCEP, TTIP) könnte hier mittel- bis längerfristig für neuen Schwung sorgen, allerdings um den Preis des Verlusts nationaler Souveränitätsrechte.

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus? Protektionismus versus Öffnung der Märkte

Die „Trans Pacific Partnership“: Eine Freihandelszone größer als die (alte) EU.

Trans Pacific Partnership (TPP) unterzeichnet  Nach langen Verhandlungen wurde Anfang 2016 die Trans Pacific Partnership zwischen zwölf Mitgliedsstaaten durch Unterschrift besiegelt, wenngleich noch diverse Ratifizierungen ausstehen. Dies kann bis zu zwei Jahren dauern.  Die TPP wäre dann die größte Freihandelszone der Welt, d.h. größer als die EU. Die TPPStaaten stehen für rund 800 Mio. Menschen und repräsentieren derzeit 40 % des Welt-BIP und 25 % des Welthandels.  Durch die TPP sollen u.a. rund 18.000 Zollvorschriften verschwinden, was im Falle einer konsequenten Umsetzung den wirtschaftlichen Austausch innerhalb der größten Wachstumsregion der Welt erheblich intensivieren könnte. Quelle: Spiegel Online, LBBW Research

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Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

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Protektionismus versus Öffnung der Märkte

Die „Trans Pacific Partnership“: Erwartete Effekte bis 2030.

Positive Effekte für alle TPP-Mitglieder geschätzt  Die Weltbank erwartet bis 2030 signifikant positive wirtschaftliche Auswirkungen bei planmäßiger Ratifizierung der TPP: Demzufolge dürften vor allem Vietnam und Malaysia einen recht beachtlichen TPP-induzierten Wachstumsschub verzeichnen können. Aber auch die schon sehr hoch entwickelten Volkswirtschaften Neuseeland, Singapur und Japan werden deutlich profitieren. Für die USA hält sich der Effekt in Grenzen, ist aber ebenfalls positiv.  Bei den Exporten wären vor allem Vietnam, Malaysia und Japan die Hauptprofiteure. Grundsätzlich sollten aber alle TPP-Mitglieder einen TPP-induzierten Exportzuwachs verzeichnen können.  Die Nicht-TPP-Mitglieder in der Region Asien-Pazifik werden laut Weltbank marginal verringerte BIP-Zuwächse durch TPP erleiden. Am stärksten negativ dürfte Thailand betroffen sein. Mit einem im Jahr 2030 um knapp 1 % niedriger liegenden BIP als ohne TPP sind die Rückwirkungen aber auch hier sehr moderat.  Die TPP ist eine offene Gruppe, d.h. andere Länder können jederzeit beitreten, sofern sie die Bedingungen des inhaltlich sehr weit reichenden Freihandelsabkommens akzeptieren. Potenziell haben bereits u.a. Indonesien, Kolumbien, Korea, Taiwan, Thailand und die Philippinen Interesse bekundet.

Quelle: Weltbank 11/2015 - Potential Macroeconomic Implications of the TPP, LBBW Research

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Protektionismus versus Öffnung der Märkte

Die ASEAN Economic Community: ASEAN-Staaten schaffen gemeinsamen Binnenmarkt. ASEAN-Staaten: Gesamter Handel in Mrd. USD p.a.

ASEAN-Staaten: Handel mit Elektro- und Elektronikbauteilen in Mrd. USD

 Ende 2015 trat der Binnenmarkt der ASEAN-Staaten in Kraft. Wenngleich längere Übergangsfristen für Zölle und gemeinsame Handelsund Industriestandards gelten, könnte der zuletzt stagnierende Handel der ASEAN-Staaten dadurch neue Impulse erhalten.

 Insbesondere im wichtigen Segment der Elektro- und Elektronikbauteile stagnierte der intra-ASEAN-Handel zuletzt. Hier erhofft man sich innerhalb der Staatengruppe frischen Wind und eine Vertiefung der Wertschöpfungsketten.

Quelle: ASEAN Integration Report 11/2015, LBBW Research

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Protektionismus versus Öffnung der Märkte

Die ASEAN Economic Community: Offenheit stärkt FDI.

ASEAN-Staaten: Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen (FDI) in % des BIP 2001-2007 und 2008-2014

 FDI-Zuflüsse spielten vor und nach der internationalen Krise ab 2007/08 für viele ASEAN-Staaten eine wichtige Rolle für das BIPWachstum, ...

Quelle: ASEAN Integration Report 11/2015, LBBW Research

ASEAN-Staaten: Grad der Offenheit für FDI versus FDI-Zuflüsse Index von 0 (= „offen“) bis 1 bzw. FDI-Zuflüsse in % d. BIP

 ... und der von der OECD ermittelte „Regulatory Restrictiveness Index“ für FDI zeigt, dass auch in den ASEAN-Staaten der Zufluss an FDI (in % des BIP) mit zunehmendem Grad an Offenheit für FDI signifikant zunimmt.  Hierzu soll der gemeinsame Binnenmarkt der ASEAN-Staaten beitragen. Mehr Offenheit im Inneren der Staatengemeinschaft erhöht auch die Attraktivität jedes einzelnen nach außen.

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus? „Middle Income Trap“

„Middle Income Trap“: Produktivitätswachstum

 Das derzeit weltweit schwache bzw. nachlassende Wachstum der Produktivität ist ein Grund für das global schwache BIPWachstum.  Während das Wachstum der Bevölkerung vor allem in den Emerging Markets, aber auch in den USA, für ein moderates BIP-Wachstum sorgt, hat der Beitrag der Produktivitätssteigerung zum BIP-Wachstum vor allem in den Schwellenländern stark nachgelassen.

Quellen: US Conference Board, LBBW Research

Beiträge von Arbeitsproduktivität und Beschäftigungswachstum zum BIP-Wachstum (2000-2016) in %-Punkten p.a.

Seite 22

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

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„Middle Income Trap“

„Middle Income Trap“: Produktivitätswachstum

Trendwachstum der Arbeitsproduktivität (Output p.P.; 1971-2015) in % p.a.

Netto-Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in % des BIP; MAV 3Y

 Das US Conference Board hat ermittelt, dass sich das Wachstum der Arbeitsproduktivität generell, aber vor allem auch in den Emerging Markets, zyklisch im Abwärtstrend befindet. Eine Bodenbildung ist derzeit nicht absehbar.

 Offenbar dämpfen die hohe Risikoaversion (z.B. „Brexit“, Eurokrise, geopolitische Konflikte, Abschwächung in China, stark gefallene Rohstoffpreise, US-Tapering), gestiegene Kosten (Löhne) und eine erhöhte Bereitschaft zu protektionistischen Maßnahmen derzeit die Bereitschaft zu Direktinvestitionen in den entwickelteren Schwellenländern, was hier einen Rückgang der Produktivitätssteigerungen zur Folge hat.

 Hintergrund ist die Zurückhaltung der Unternehmen in den Industrie- und Schwellenländern mit Investitionen.

 Eine Ausnahme bilden die „Low Income Countries“. Quellen: US Conference Board, Thomson Reuters, LBBW Research

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„Middle Income Trap“

„Middle Income Trap“: Mangelnde Diversifizierung in wichtigen Rohstoffländern

 Wurden die während des Rohstoffbooms hohen Exporteinnahmen nur unzureichend oder gar nicht für den Auf- und Ausbau des Verarbeitenden Gewerbes und der Infrastruktur verwendet, rächt sich dies nun in Form einer ausgeprägten Wachstumsschwäche.  Aber auch hausgemachte Faktoren jenseits des Rohstoffsektors belasten derzeit wichtige Schwellenländer:  In Brasilien wirken sich vor allem die politische Krise, die Reformen blockiert und Investoren abschreckt, sowie relativ hohe Kosten für Unternehmen negativ auf die Industrie des Landes aus.  In Russland blockieren neben anderen Faktoren nun auch noch westliche Sanktionen infolge der aggressiven Außenpolitik Putins eine Modernisierung und Diversifizierung der Wirtschaft.  In Südafrika verunsichern wilde Streiks und ein zunehmend populistischer Kurs der Regierung in- und ausländische Investoren.  In Indonesien fehlt nach wie vor eine industrielle Basis zur Verarbeitung der reichen Rohstoffvorkommen. Die neue Regierung versucht hier nun immerhin, dies zu ändern und auch die Infrastruktur durch ein großangelegtes Investitionsprogramm zu verbessern.

Quellen: IIF, LBBW Research

Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der Wirtschaftsleistung in % des BIP

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„Middle Income Trap“

„Middle Income Trap“: Produktivitätswachstum

BIP pro Kopf und Jahr auf USD-Basis indexiert

„High-Income“-Länder vs. Emerging Markets: F&E-Ausgaben in % des BIP

 Ihre Hausaufgaben müssen die Schwellenländer selbst erledigen. Denn der starke Anstieg des Nationaleinkommens pro Kopf ist zwar positiv. Der damit einhergehende Anstieg der Löhne muss für die Unternehmen aber auch tragbar sein. Um sich ein dauerhaft ansteigendes Lohnniveau leisten zu können, müssen auch die Schwellenländer innovationsfähig sein. Nur so können hier auch höherwertige weltmarktfähige Produkte produziert werden.

 Hier hapert es noch bei vielen EmMa. Gelingt der „technologische Quantensprung“ nicht, bleiben diese in der „Middle-Income-Trap“ stecken. Das Wachstum flaut ab, weil zu hohe Löhne die Fertigung einfacher Industriegüter unrentabel macht und für eine höherwertige Produktion die Voraussetzungen fehlen (qualifizierte Arbeitskräfte, Infrastruktur etc.).

Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

 Im Ggs. zu vielen anderen EmMa holt China technologisch auf. Die F&E-Ausgaben in % des BIP liegen hier schon annähernd auf dem Niveau entwickelter Länder, und China legt viel Wert auf Förderung, Ansiedlung und „Adaption“ technologisch hochwertiger Produktion.

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus? „Middle Income Trap“

„Middle Income Trap“: Die Emerging Markets sind kein geschlossener Club.

 Die sog. „Middle Income Trap“ belastet vor allem Länder mit bereits relativ hohem Einkommensniveau und (zu) geringer Innovationskraft. Dafür entstehen nun Chancen für andere Länder mit junger Bevölkerung und günstigen Arbeitskosten.  Inwiefern und inwieweit sich hier markierte Staaten in internationale Wertschöpfungsketten werden einbinden können, muss sich erst noch zeigen.  Aber immerhin: Mit insgesamt 1,15 Mrd. Menschen haben diese 16 Länder die Gemeinsamkeit, dass sich einfache industrielle Produktion bereits von China dorthin verlagert hat.  Die Emerging Markets sind jedenfalls kein geschlossener Club. Bisher wenig entwickelte Staaten können aufschließen. Quelle: Stratfor.com

Wachstumsmärkte der Zukunft?

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„Middle Income Trap“

„Middle Income Trap“: China als wichtigstes Schwellenland hat gute Chancen, der „Middle Income Trap“ zu entrinnen Umfrage zur Wahrnehmung chinesischer Unternehmen als Konkurrenten auf dem Weltmarkt (%) auf USD-Basis indexiert

Stärke des Wettbewerbs nach Preissegment in %

 Ein sich z.B. verschärfender deutsch-chinesischer Wettbewerbs im Unternehmenssektor wird u.a. von einer Befragung bestätigt, die von den Deutschen Industrie- und Handelskammern (DIHK) zusammen mit den Außenhandelskammern (AHK) unter 239 auslandsaktiven deutschen Unternehmen durchgeführt wurde. Inzwischen rechnen schon 27 % der befragten Firmen chinesische Unternehmen zu den fünf wichtigsten Wettbewerbern auf Drittmärkten, und insgesamt 62% erwarten für die nächsten fünf Jahre eine zunehmende Intensivität im deutsch-chinesischen Wettbewerb.

 Insgesamt gilt für deutsche Unternehmen zwar derzeit noch: je höher die Preisschiene, desto schwächer die Konkurrenz aus China, und demzufolge besteht die Gefahr aus deutscher Sicht vor allem in einer sich abzeichnenden Situation, in der höhere Preise nicht mehr durch Qualitätsvorsprünge gerechtfertigt werden können.

Quellen: DIHK + AHK, LBBW Research

 Die Entwicklung bestätigt aber klar, dass chinesische Unternehmen technologisch aufholen. Die Volksrepublik dürfte daher eines der Schwellenländer sein, die nicht in der „Middle-Income-Trap“ stecken bleiben, sondern im Zeitablauf auch den Sprung zu den „HighIncome-Ländern“ schaffen dürften.

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Rohstoffpreise

Rohstoffpreise und Abhängigkeit von Rohstoffen

Rohstoffpreise: „ex“ Energy und Ölpreise (Brent) indexiert

Beitrag der Rohstoffe zum BIP in % des BIP

 Die Rohstoffpreise sind in den vergangenen Jahren deutlich gefallen. Dies gilt sowohl für Energierohstoffe (z.B. Öl) als auch für andere Rohstoffe (Industriemetalle, Agrarrohstoffe).

 Die Region Mittlerer Osten & Nordafrika ist extrem abhängig vom Rohstoffexport. Rund 25 % des BIP hängen hier am Rohstoffsektor.  Auch in der Region Osteuropa & Zentralasien und in Lateinamerika spielen Rohstoffe eine wichtige Rolle. Über 5 % des BIP gehen hier auf das Konto des Rohstoffsektors.  Weniger abhängig von Rohstoffexporten ist die Region Asien & Pazifik. Hier profitiert man eher von niedrigen Rohstoffpreisen.

Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

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Rohstoffpreise

Abhängigkeit von Rohstoffen nach Ländern

Anteil der Rohstoffexporte an den gesamten Auslandseinnahmen in % p.a.  In Lateinamerika zählen fast alle der wirtschaftlich bedeutenderen Staaten zu den Ländern, die stark abhängig sind von Rohstoffexporten. Ausnahme ist hier Mexiko.  In Afrika bzw. im Nahen Osten sind nicht nur die bekannten Ölexporteure, sondern auch die Republik Südafrika stark exponiert in Sachen Rohstoffexporte.  In Osteuropa gilt dies für Russland.  Im Ostasien sind von den wirtschaftlich bedeutenderen Staaten nur Indonesien und Malaysia große Exporteure von Rohstoffen.

100

92,5

90 80 70

65,0

60 48,5

50

44,3

40

32,2

30 20 10

51,4 53,3

9,9 5,7

10,5

20,1 17,7 18,1 18,7 19,0 14,2 15,8

22,6

5,8

0

Einnahmen aus Rohstoffexporten 2015 (% d. Auslandseinnahmen; Quelle: Fitch)

Quellen: Fitch, LBBW Research

67,4

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Rohstoffpreise

Rohstoffexporteure unter Druck

MENA: Fiskalischer Break-Even-Ölpreis in USD/Fass

Beiträge zum Wachstum der Schwellenländer mit Prognose in %-Punkten p.a.

 Die Ölpreise liegen bei den meisten der großen Ölexporteure unter dem sog. „fiskalischen break-even-Punkt“, d.h. die Staaten müssen ihre Ausgaben einschränken, sich verschulden oder auf ihre Reservefonds zurückgreifen, weil die Staatseinnahmen unter den budgetierten Ausgaben liegen.

 Vor allem der Beitrag der Rohstoffexporteure – selbst ohne die sich in einer Rezession befindenden Schwergewichte Brasilien und Russland - zum BIP-Wachstum der Schwellenländer ist vor dem Hintergrund niedriger Rohstoffpreise zuletzt deutlich gefallen.

 Dies dämpft das BIP-Wachstum, sofern Ausgaben gekürzt werden..

 Die Beiträge der Rohstoffimporteure (ohne China) blieben dagegen recht konstant.

Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, LBBW Research

 Das schwächere Wachstum Chinas wirkte ebenfalls dämpfend auf das Wachstum der Schwellenländer, war aber keineswegs der dominierende negative Einflussfaktor.

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Ausländische Portfolioinvestitionen

Ausländische Portfolioinvestitionen: Netto-Kapitalabfluss zuletzt gestoppt

 In den zurückliegenden 12 Monaten haben netto die Zuflüsse von Portfolioinvestitionen in die Emerging Markets im Trend abgenommen bzw. waren über einen längeren Zeitraum sogar negativ.  Zuletzt flossen hier nun aber wieder größere Beträge zu. Insbesondere Asien ist dies zugutegekommen, während Osteuropa eher noch unter einem Kapitalabzug leidet.

Emerging Markets: Netto-Zuflüsse von Portfolioinvestitionen (Aktien/Anleihen) in Mrd. USD 40

30 20 10 0 -10 -20 -30

Emerging Asia (bn. USD)

Quellen: IIF, LBBW Research

Latin America (bn. USD)

Emerging Europe (bn. USD)

Africa & Middle East (bn. USD)

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Ausländische Portfolioinvestitionen

Ausländische Portfolioinvestitionen: „Sudden-Stop-Gefahr“

 Im Falle z.B. einer starken Zunahme der Risikoaversion an den Kapitalmärkten wären zunächst Länder mit hohen Leistungsbilanzdefiziten negativ von einem Abzug ausländischer Portfolioinvestitionen betroffen, die dieses Defizit nicht durch „robuste“ FDI finanzieren, sondern durch „flüchtige“ ausländische Portfolioinvestitionen. Diese Länder könnten aufgrund von Kapitalabflüssen einen Teil ihrer Investitionen nicht mehr finanzieren. Hier würde dann zuerst ein wirtschaftlicher Abschwung drohen.  Negative Werte in der Grafik geben eine Indikation, wie hoch der Anteil durch „flüchtige“ ausländische Portfolioinvestitionen finanzierter Investitionen in einem Land ist.

Quellen: IIF, LBBW Research

Zufluss „robuster“ ausländischer Direktinvestitionen + Leistungsbilanzsaldo (% BIP) in % des BIP (Mittelwert der letzten 3 Jahre) 6% 5% 4% 3% 2% 1%

Risikobereich

0% -1% -2% -3% -4% -5% -6%

Mittelwert 3 Jahre: FDI (netto) + Leistungsbilanzsaldo (% BIP)

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 LBBW Länderkompass Ausländische Portfolioinvestitionen

Auswirkungen einer US-Zinserhöhung auf die Schwellenländer

Fall 1:  Einer Untersuchung des DIW zufolge wirkt sich eine gut kommunizierte US-Zinserhöhung nur marginal und in der Dauer kurzfristig negativ auf BIP-Wachstum, Investitionen und Konsum in den Emerging Markets aus, wenn die Zinserhöhung Folge einer sich verbessernden US-Konjunktur ist. Ein US-Aufschwung stützt i.d.R. die Konjunktur in den Schwellenländern.  Die derzeitige Lage in den USA dürfte unter diese Rubik fallen. Fall 2:  Anders bei einem „Finanzschock“, der zu einer starken Zunahme der Risikoaversion führt und über einen Abzug von Portfolioinvestitionen das Wachstum in den Emerging Markets durchaus schwer in Mitleidenschaft ziehen kann. Quellen: DIW Wochenbericht 14/2016, LBBW Research

Emerging Markets: Auswirkungen eine gut kommunizierten Zinswende in den USA in %-Punkten nach X Quartalen

Emerging Markets: Auswirkungen eines „Finanzschocks“ – z.B. ausgehend von den USA in %-Punkten nach X Quartalen

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Ausländische Portfolioinvestitionen

Auswirkungen eines „Brexit“ auf die Risikoaversion

 Die Risikoaversion an den Finanzmärkten kann durch viele unerwartete Faktoren stark erhöht werden und so einen Kapitalabzug aus den Emerging Markets auslösen. Eine denkbare Ursache wäre auch der „Brexit“.  Gemessen am VIX war der Anstieg der Risikoaversion durch das Referendum aber nur kurzfristig signifikant und hat sich rasch wieder gelegt.  Auch z.B. der Südafrikanische Rand (ZAR) - für Südafrika ist die EU ein besonders wichtiger Partner - hat seine jüngste Erholung zum USD im Trend fortgesetzt, also nicht signifikant negativ auf den „Brexit“ reagiert.  Es bleibt zwar abzuwarten, ob es nicht doch noch zu Verwerfungen infolge dessen kommen wird. Politische Börsen haben i.d.R. aber kurze Beine. Quellen: DIW Wochenbericht 14/2016, LBBW Research

Risikoaversion an den Finanzmärkten: VIX und USDZAR in % p.a. bzw. indexiert auf 100 (r.S.) Referendum UK

Referendum UK

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Internationale Verschuldung von Emerging Markets-Unternehmen

Internationale Verschuldung von Emerging Market-Unternehmen

EmMa: Emissionen internationaler Corporate Bonds in Mrd. USD

 Die Neuemission internationaler Corporate Bonds aus den EmMa erreichte 2013 ihren vorläufigen Hochpunkt. Vor allem Unternehmen aus dem Rohstoffsektor (vor allem Öl & Gas) emittierten gerne internationale Bonds, d.h. verschuldeten sich in Fremdwährung. Da aber auch deren Einnahmen aus dem Rohstoffverkauf i.d.R. auf Fremdwährung lauten, ist die Gefahr eines „currency mismatchs“ aus dieser Verschuldung nicht allzu hoch. Seit Ende des Rohstoffpreisbooms 2014 ist hier ein deutlicher Rückgang der Emissionstätigkeit zu verzeichnen. Bei den „Industrials“ war das Emissionsvolumen ohnehin überschaubar. Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, LBBW Research

EmMa: Verschuldung privater „Non-Financials in % des BIP  Durch Emissionen vor allem im Rohstoffsektor stieg die Verschuldung der „Non-Financials“ aus Rohstoffländern deutlich an, liegt aber noch unter der bei den Rohstoffimporteuren (ex China). Bei Letzteren flachte sich der Anstieg ab, so dass hier keine generelle Überschuldung zu konstatieren ist. Bei Einzeladressen kann dies aber durchaus der Fall sein. Rückkauf intern. Corp. & Prognose in Mrd. USD  Der Rückgang der InvestitionP en im Rohstoffsektor reduziert den Bedarf an Kapital. Vor diesem Hintergrund kaufen die Emittenten verstärkt Bonds zurück. Die Weltbank schätzt, dass in den nächsten Jahren die Rückkäufe deutlich steigen werden, was die FX-Verschuldung der EmMa-Unternehmen tendenziell verringern sollte.

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Internationales Zinsumfeld

„G3“-Leitzinsen und Liquiditätszufuhr

Leitzinsen der „G3“: US Fed, EZB, BoJ in % p.a.

Bilanzsumme der „G3“-Notenbanken: US Fed, EZB, BoJ in Mrd. USD

 Die großen Notenbanken fahren nach wie vor einen extrem akkommodierenden geldpolitischen Kurs. Die Leitzinsen im Euroraum und in Japan liegen auf (vorläufig?) historischen Tiefstständen. Die US Fed hat dagegen zuletzt die Zinswende vollzogen und die Fed Funds Target Rate auf 0,50 % angehoben.

 Die Bilanzsumme der Fed tendiert auf hohem Niveau seitwärts. Liquidität aus fällig werdenden Papieren wird derzeit reinvestiert. Eine Abschöpfung der in Umlauf gebrachten immensen Liquidität findet somit nicht statt.

 Vor dem Hintergrund des geringen Preisdrucks und des „Brexit“ dürften EZB und BoJ ihre Leitzinsen b.a.w. kaum erhöhen. Die Fed könnte ihren Leitzins Anfang 2017 erneut anheben. Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

 Der Anstieg der Bilanzsumme von EZB und BoJ zeigt dagegen, dass diese weiterhin Anleihen in großen Volumina ankaufen, d.h. beträchtliche Mengen zusätzlicher Liquidität in die Märkte pumpen.  Von einer weltweiten Verknappung an Liquidität, die sich negativ auf die EmMa auswirken könnte, kann derzeit also keine Rede sein.

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Zusammenfassung

Kurzfristige Wachstumsperspektiven der Schwellenländer „zweigeteilt“

 Die Wachstumsperspektiven der Schwellenländer sind derzeit „zweigeteilt“:

BIP-Wachstumsraten mit Prognosen der Weltbank in % p.a.

 Die Perspektiven der vor allem Rohstoffe exportierenden Staaten werden stark belastet durch die niedrigen Rohstoffpreise und die oft mangelnde Diversifizierung der Wirtschaft.  Das Wachstum der Rohstoffe importierenden Länder liegt etwas unter dem Niveau des langfristigen Durchschnitts, weist aber nach wie vor relativ hohe Werte auf.  Die „Entwickelten Volkswirtschaften“ wachsen weiterhin unter ihrem langfristigen Durchschnitt und liefern den Schwellenländern somit kaum zusätzliche Wachstumsimpulse.  Während sowohl die Schwellen- als auch die „entwickelten“ Länder weiterhin unter ihrem längerfristigen Durchschnitt wachsen, bleiben die Emerging Markets insgesamt aber die Haupttreiber des Wachstums der Weltwirtschaft insgesamt.

EMDEs = “Emerging Markets and Developing Economies”

Quellen: Weltbank – Global Economic Prospects Juni 2016, LBBW Research

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Zusammenfassung

Fazit  Einige alte „Leuchttürme“ unter den Emerging Markets (Brasilien, Russland, Südafrika) haben im Universum der Schwellenländer im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Dynamik inzwischen eher die „rote Laterne“ übernommen. Neben gefallenen Rohstoffpreisen wirken sich hier auch viele hausgemachte Faktoren negativ aus. In den „guten“ Zeiten wurde bei einigen z.B. zu wenig unternommen, um die Abhängigkeit von den Rohstoffexporten zu reduzieren und eine eigene zukunftsfähige Industrie aufzubauen. Eine ausbaufähige industrielle Basis wäre zwar oftmals vorhanden und könnte mit Hilfe ausländischer Direktinvestitionen vorangetrieben werden. Dazu muss allerdings auch das sonstige Umfeld stimmen, wozu nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen zählen.  China durchlebt derzeit eine Konsolidierungsphase, hat u.E. längerfristig aber gute Chancen, der „Middle Income Trap“ zu entkommen und weiterhin mit relativ hohen Wachstumsraten (allerdings < 6 % p.a.) aufwarten zu können.  Viele nicht-Rohstoffexporteure müssen an sich arbeiten, um nach erfolgreicher Integration in die internationalen Wertschöpfungsketten wettbewerbsfähig zu bleiben und das erreichte relativ hohe Lohnniveau durch qualitativ höherwertige Produktion halten und in den Bereich der „High Income Länder“ aufsteigen zu können. Hier könnte die Schaffung asiatisch-pazifischer Freihandelszonen (ASEAN Econ. Community, TPP, RCEP) neue Impulse geben.  Länder, die ihre Hausaufgaben unzureichend erledigen, d.h. für einfache industrielle Fertigungen zu teuer geworden sind, die Rahmenbedingungen für höherwertige Produkte aber (noch) nicht geschaffen haben, sehen sich zunehmend der Konkurrenz anderer Staaten ausgesetzt, die mit einer jungen Bevölkerung und günstigeren Lohnkosten an deren Stelle zu treten versuchen, indem sie ausländische Direktinvestitionen anziehen.  Auf dem erreichten Entwicklungsstand sind Chancen und Risiken der derzeitigen „Länder an der Schwelle“ länderspezifischer geworden. Neben Belastungsfaktoren gibt es hier derzeit auch durchaus positive Perspektiven. „DIE Emerging Markets“ ist u.E. ein Begriff, der den damit bezeichneten Staaten nur unzureichend gerecht wird.  Nicht absehbar ist, wie sich neuere Trends („Industrie 4.0“) auf die globale Fertigung von Industriegütern auswirken werden. Je höher aber die Qualität der Ausbildung und der Infrastruktur, umso besser sollten auch die Chancen von Ländern mit bereits höherem Lohnniveau sein, von diesen Entwicklungen nicht überrollt zu werden.

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

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Anhang: Swapspreads von USD-Sovereigns aus Schwellenländern

Anhang: Swapspreads auf USD lautender Emerging Market Sovereigns

Swapspread 10Y JPM EMBIG Div. USD vs. G4-Interbank, LEAD 12M in BP bzw. in % p.a.

Swapspread 10Y JPM EMBIG Div. USD versus VIX in BP bzw. in % p.a.

 Sich für Schwellenländer-Anleihen seit Mitte 2014 eher wieder verschlechternde Rahmenbedingungen haben auch die Swapspreads bei USD-Sovereigns aus Schwellenländern ansteigen lassen.

 Durch den „Brexit“ könnte nun die Volatilität an den internationalen Finanzmärkten - gemessen am VIX - aber wieder ansteigen, was das Potenzial für Spreadeinengungen reduzieren und auch hier zu einer erhöhten Volatilität führen könnte. Ob dies der Fall sein wird, bleibt aber abzuwarten.

 Vor dem Hintergrund der Bodenbildung bei den Rohstoffpreisen lassen die wohl noch längere Zeit extrem niedrigen Zinsen (und Renditen) in den „Hartwährungsländern“ die Swapspreads bei USDStaatsanleihen aus Schwellenländern guter Bonität inzwischen wieder durchaus attraktiv erscheinen. Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

Landesbank Baden-Württemberg | 07.07.2016 | Emerging Markets – ist die Luft raus?

Seite 40

Anhang: Währungsentwicklung

Anhang: Emerging Markets-Währungen zum USD

USD ggü. Währungen aus EmMa und Rohstoffpreise (r.S.) indexiert auf 100  Die Abschwächung der Weltkonjunktur und damit einher gehend der Rückgang der Rohstoffpreise haben seit 2014 zu einer deutlichen Abwertung vieler Emerging Market Währungen gegenüber dem USD geführt.  Zuletzt scheint der Trend vor dem Hintergrund der Trendwende bei den Rohstoffpreisen und einer sich abzeichnenden Bodenbildung bei der konjunkturellen Entwicklung der Emerging Markets aber gedreht zu haben.  Wie sich hier nun der „Brexit“ auf mittlere Sicht auswirken wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

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