Projektseminar „Freiheit im 21. Jahrhundert“ – Gruppe 3

February 4, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Gesundheitswissenschaften
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Projektseminar „Freiheit im 21. Jahrhundert“ – Gruppe 3  Die Debatte um Einschränkungen individueller Freiheit durch hohen sozialen  Leistungsdruck  Autoren: Daniel Heimerl, David Jung, Ramona Röhner  Ziel der Demokratie ist es, den Menschen durch Freiheit ein selbstbestimmtes Leben zu  ermöglichen. Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und  die Freiheit von Wissenschaft und Kunst sind nur einige der gesetzlich festgeschriebenen  Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung.  Trotz dieser von der Legislative gegebenen Freiheiten ist es nicht allen Menschen möglich,  ein in der Gestaltung und Entwicklung freies Leben zu führen. Unsere These ist, dass  Einschränkungen vor allem durch gesellschaftliche Gepflogenheiten vorgegeben werden.  Wir haben uns die Frage gestellt, ob der Einzelne sein Leben noch in der Art und Weise  gestaltet wie er es sich vorstellt, oder ob Dinge getan werden, „weil man das eben so tut“.  Dem Gefühl einem Druck von außen ausgesetzt zu sein, kann nicht jeder auf Dauer Stand  halten. Folge ist eine dauerhafte psychische Belastung. Doch wie kann sich der Mensch  dieser Veränderung in der Gesellschaft anpassen? Welche Auswirkungen haben  Veränderungen im Bildungswesen und Bildungsniveau, im Konsumverhalten und in der  Lebenshaltung? Haben diese Veränderungen auch Folgen auf den einzelnen Menschen in  Bezug auf seine Freiheit?  Wir wollen auf problematische Entwicklung in der Gesellschaft, die Gefahr der Krankheit  Burnout und ihre Auswirkungen hinweisen. Unser Ziel ist es, die Besucher zum Denken  anzuregen ‐ vor allem in Bezug auf ihre tatsächlich EIGENEN Vorstellungen und ihr eigenes  Leben.  Das Burnout‐Syndrom, welches sich bei Betroffenen häufig durch "O‐Töne" kenntlich  macht, beschränkt die Freiheit des Individuums, innerhalb der Gesellschaft bzw. der  Arbeitswelt, auf eine derartig destruktive Art und Weise, dass es zu teils schweren  psychischen und physischen Beschwerden kommt. Das Burnout‐Syndrom ist eine  ernstzunehmende Erkrankung und sollte auch vom Staat als solche angesehen werden.   Bei einem Blick auf die Historie der Menschheit lässt sich feststellen, dass sich seit dem  Mittelalter sehr viel verändert hat. Zu dieser Zeit waren noch Könige die Herrscher, konnten  in ihrem Einflussbereich als Monarchen über ihr Volk herrschen und waren auch befähigt  Gesetze zu erlassen. Auf diesem Weg war es ihnen möglich ihre Untertanen durch  Vorschriften in ihrer Handlungsfreiheit einzuschränken.   Seit dem hat sich viel verändert. Als Grund für die Weiterentwicklung kann der Wandel von  einer Agrargesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft gesehen werden. Ein solcher  Wandel bringt zwangsläufig auch Veränderungen mit sich. Neben den Freiheiten  entwickelten sich in dieser Zeit jedoch auch Einschränkungen. Durch diese verliert der 

Einzelne letzten Endes seine individuelle Bedeutung für die Gesellschaft oder auch in  seinem Beruf.   „Unter sozialem Wandel wird die Veränderung der Sozialstruktur einer Gesellschaft oder  einzelner ihrer Bereiche in einem bestimmten Zeitraum verstanden.“1  Diese Struktur wird auch durch den Demografischen Wandel beeinflusst. Durch technischen  Fortschritt und Forschung in der Medizin, ist es gelungen, dass der Mensch eine höhere  Lebenserwartung hat als früher.2 Im Zusammenhang mit einer gesunkenen Geburtenrate in  Deutschland ist die Anzahl von älteren zu jüngeren Menschen im Verhältnis deutlich  angestiegen.3   

  Abb. 1: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland4 

Rainer Geißler beschreibt diese Zusammenhänge in seinem Buch „Die Sozialstruktur  Deutschlands“ wie folgt: „Auf einer abstrakt‐formalen Ebene umfasst die Sozialstruktur die  Wirkungszusammenhänge in einer mehrdimensionalen Gliederung der Gesamtgesellschaft  in unterschiedlichen Gruppen nach wichtigen sozial relevanten Merkmalen sowie in den  relativ dauerhaften sozialen Beziehungen dieser Gruppen untereinander.“5  Von der Agrarwirtschaft zur Industrie‐ und Dienstleistungswirtschaft sowie deren Folgen:  Seit Mitte des 19. Jahrhundert hat die Mechanisierung deutlich zugenommen, womit  Materialien und Produkte in Fabriken und Anlagen weiterverarbeitet werden konnten, was  zur Folge hatte, dass es immer weniger Acker‐ und Viehbauern gab. Somit rückte die  Agrarwirtschaft immer weiter in den Hintergrund und die Industriewirtschaft gewann an  Bedeutung.  

1 Betz & Hitzler et al. 2013: 10.  2 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) 2016  3 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) 2016.  4 ebd.   5 Geißler 2006: 18‐19 

Eine höhere Nachfrage an Dienstleistungen ist die Folge. Dies kann den Bereich der Pflege,  Bildung oder den privaten Bereich wie z.B. eine erhöhte Nachfrage nach Tagesmüttern,  Kita‐Betreuung oder Haushaltshilfen. So können Frauen nach der Geburt des Kindes, wieder  schnell in den Beruf einsteigen.   Auch junge Menschen gehen länger zur Schule und beginnen häufiger ein Studium als  früher wozu die Dienstleistung eines Lehrers oder Dozenten vermehrt und auf längere Zeit  nachgefragt wird.   Der Sachverhalt der immer älter werdenden Menschen ruft ebenso eine starke Erhöhung  nach Dienstleistungsberufen wie Ärzte und Pflegepersonal hervor.  

  Abb. 2: Studierende, Studienanfängerinnen und –anfänger‐ in Tausend.6 

Grund für immer weiterbildende Schulwege ist der Fachkräftemangel. Eine Fachkraft setzt  eine gute und solide Ausbildung sowie ein fachbezogenes Studium voraus. Zur Entwicklung  und Produktion der immer weiter entwickelten und verbesserten High‐Tech‐Produkte sind  wegen der Komplexität der Güter immer besser geschulte Fachkräfte notwendig, von  denen ein immer größeres Wissensspektrum erwartet und abgefragt. Förderlich ist hier die  vermehrte Nachfrage nach dieser Technologie.  Für Dienstleistungsgesellschaft im 21. Jahrhundert kann auch der Begriff  Leistungsgesellschaft verwendet werden. Diese Leistungsgesellschaft bringt aber auch ihre  Schattenseiten mit sich. Eine Leistungsgesellschaft wird durch typische  Verhaltensmerkmale geprägt:  ‐ „Status‐ und Prestigestreben,  ‐ Individuelles Verantwortungsbewusstsein, 

6 Statistisches Bundesamt 2013: 80. 

‐ Erfolgsorientierung,  ‐ Streben nach persönlicher Unabhängigkeit,  ‐ Einkommens‐ und Gewinnmaximierung“.7 

Diese typischen Leistungsmerkmale bilden das Verlangen nach Wohlstand und  Gesellschaftlicher Anerkennung ab. Unverkennbar sind hier allerdings die negativen Folgen.  Im 21. Jahrhundert ist Burnout eine zunehmende Erkrankung geworden. Die Betroffenen  fühlen sich überlastet, ausgebrannt und am Ende ihrer Kräfte. Symptome wie  Bluthochdruck, Konzentrationsschwierigkeiten, Störungen des Herz‐Kreislaufsystems und  muskuläre Beschwerden sind die Folge aus Leistungsdruck, der bei der Erzielung der  Leistungsmerkmale entstehen kann.  Medizinischer Hintergrund des Burnout‐Syndroms aus dem Buch ‚Arbeitsmedizin,  Handbuch für Theorie und Praxis‘: Das Burnout‐Syndrom beschreibt den Zustand eines  Menschen, welcher durch psychische bzw. physische Belastung an seine Grenzen kommt  und somit nicht mehr in der Lage ist seinem Beruf nachzugehen. Das Zusammenspiel  mehrerer Faktoren(z.B. Leistungsdruck, Angst vor Arbeitslosigkeit, etc.) kann zu solch einer  Erkrankungserscheinung führen. "Der Begriff 'Burnout' (aus dem Englischen wörtlich  übersetzt mit 'ausgebrannt'), mittlerweile integraler Bestandteil auch der deutschen  Umgangssprache, wurde vor mehr als 30 Jahren in den USA geprägt. So publizierte der  Psychoanalytiker Freudenberger (1974) eine der ersten wissenschaftlichen  Umschreibungen des Burnout‐Syndroms als Energieverlust mit multiplen psychischen und  physischen Beschwerden, erhöhtem Krankenstand und vorzeitigem Berufsausstieg."8   Im Allgemeinen hat das Krankheitsbild Burnout in den letzten Jahrzehnten stark an  Verbreitung gewonnen, jedoch ist hier eine differenzierte Betrachtung von Nöten. Die  öffentliche Meinung und das wissenschaftlich gesicherte Wissen stimmen oftmals nicht  überein. Da Burnout eine zentrale Problematik in der heutigen leistungsorientierten  Gesellschaft darstellt, befassen sich mittlerweile mehrere Teilgebiete (z.B. Psychologie,  Psychosomatik, Arbeitsmedizin) der Wissenschaft mit dieser Thematik. Des Weiteren  gewinnt Burnout auch dadurch an Bedeutung, da es durch Berufskrankheiten im  Allgemeinen, vermehrt zu betriebs‐/volkswirtschaftlichen Schäden kommt, welche durch  Wirtschaft und Gesellschaft kompensiert werden müssen.  Schwerwiegend kommt hierbei hinzu, dass die jeweiligen Fachdisziplinen sich nicht auf eine  einheitliche verbindliche Definition einigen konnten. Die meist verwendete Definition  stammt von den Wissenschaftlern Maslach und Shirom und stellt auf drei grundlegende  Elemente ab, welche das Burnout‐Syndrom charakterisieren.   Diese sind:   ‐ "emotionale Erschöpfung(Gefühl von Überforderung, Frustration, Erschöpfung und Angst 

vor dem nächsten Arbeitstag),   7 Marx & Penk et al. 2009: 425.  8 Weber 2011: 425. 

‐ Depersonalisation (gefühllose, zynische oder gleichgültige Einstellung gegenüber 

Klienten, Kunden, Patienten oder Kollegen),   ‐ verminderte Leistungszufriedenheit (negative Einschätzung der persönlichen Kompetenz 

und beruflichen Leistungsfähigkeit)."9   Die hier aufgeführten Faktoren bilden eine Art Grundgerüst der Burnout‐Erkrankung,  jedoch sollte jedem bewusst sein, dass eine jede Erkrankung einer gewissen Individualität  unterliegt und somit auch eine Vielzahl von äußeren bzw. inneren Einflüssen dafür  verantwortlich sind.  Zudem ist zu beobachten, dass eine kontinuierliche Ausbreitung von Burnout über mehrere  Branchen hinweg erfolgt, und nicht wie angenommen, sich auf soziale Berufe, in denen teils  ein hohes Maß an Engagement und Idealismus vorhanden ist, beschränkt. In der  Arbeitsmedizin sind Wissenschaftler zunehmend der Auffassung, dass die Ursache für diese  enorme Verbreitung eine Folge des strukturellen Wandels innerhalb der Arbeitswelt und  gesellschaftlicher Rahmenbedingungen ist, und nicht wie teilweise angenommen ein  Scheitern des jeweiligen Individuums darstellt.  Die gesellschaftliche Umstrukturierung hin zu einer durch und durch leistungsorientierten  Gesellschaft, könnte für die Entstehung sowie die Verbreitung von Burnout verantwortlich  sein. Über grundlegende ätiologische bzw. pathogenetische Aspekte werden derweil  kontroverse Diskussionen geführt. Für die international renommierten Burnout‐Forscher  Leiter und Maslach (2007) sind insbesondere sechs Schlüsselpositionen des Berufslebens  für die Entstehung und Verhinderung eines Burnout‐Syndroms wesentlich.   Im Einzelnen sind dies:   ‐ "Arbeitsbelastung (u. a. zu große Menge, Zeitmangel, permanente Verfügbarkeit),  ‐ Kontrolle(u. a. enge Handlungsspielräume, Fremdbestimmung, Kontrollverlust),  ‐ Belohnung (u. a. zu geringe Entlohnung oder Anerkennung, unbefriedigende Arbeit),  ‐ Gemeinschaft (u. a. schlechte Kommunikation, Konflikte, Mobbing, Entfremdung),  ‐ Fairness ( u.a. empfundene Ungerechtigkeit, Intransparenz von Entscheidungen),  ‐ Werte (u.a. Sinnhaftigkeit der Arbeit, Integrität des Unternehmens, ethische Aspekte)."10  

Diese Fragen wirken sich auch unmittelbar auf die Freiheit aus, die wir im 21. Jahrhundert  haben.   

9 ebd.: 426.  10 ebd.: 427 – 428. 

Quellenverzeichnis  Betz Christine & Hitzler Anita et al. (2013): Gesellschaft im 21. Jahrhundert, Entwicklung  und Herausforderungen, Bamberg: C.C. Buchners Verlag  Geißler, Reiner (2006): Die Sozialstruktur Deutschland, Zur gesellschaftlichen Entwicklung  mit einer Bilanz zur Vereinigung. 4. Überarbeitete und aktualisierte Auflage, Wiesbaden: Vs  Verlag für Sozialwissenschaften/ GWV Fachverlage GmbH, 19.   Marx, Peter & Penk Andreas et al. (2009): Volkskrankheiten im Wandel der gesellschaftlichen  Entwicklung Medizinische und pharmazeutische Forschung im Übergang von der Industrie  zur Wissensgesellschaft. Verfügbar unter  [http://www.kas.de/upload/dokumente/verlagspublikationen/Volkskrankheiten/Volkskrank heiten_penk‐marx.pdf (Zugriff am 01.06.2016)].   Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.) (2011): Bevölkerungs‐ und  Haushaltsentwicklung in Bund und Ländern. Verfügbar unter [http://www.statistik‐ portal.de/Statistik‐Portal/demografischer_wandel_heft1.pdf (Zugriff am 21.06.2016)].  Statistisches Bundesamt (Destatis) & Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)  et al (Hrsg.) (2013): Datenreport 2013.Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland.  Verfügbar unter  [https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Datenreport/Downloads/Datenreport2013.pdf? __blob=publicationFile (Zugriff am 14.06.2016)], 80.   Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2016): Anzahl der Geburten in Deutschland von 1991 bis  2014. In: statista.com von 2016. Verfügbar unter  [http://de.statista.com/statistik/daten/studie/235/umfrage/anzahl‐der‐geburten‐seit‐1993/  (Zugriff am 22.06.2016)]  Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2016): Entwicklung der Lebenserwartung bei Geburten in  Deutschland nach Geschlecht in den Jahren von 1950 bis 2060 (in Jahren). In: statista.com  von 2016. Verfügbar unter  [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/273406/umfrage/entwicklung‐der‐ lebenserwartung‐bei‐geburt‐‐in‐deutschland‐nach‐geschlecht/]   Weber, Andreas (2011): Burnout und Mobbing. Burnout‐Syndrom, Ätiopathogenese. In:  Kentner, Michael & Schiele, Rainer et al. (Hrsg.): Arbeitsmedizin. Handbuch für Theorie und  Praxis. 3. Auflage. Verlag, Stuttgart, S. 426‐428.     

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