Spielzeitheft 2012.2013 - Staatsschauspiel Dresden

January 29, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Darstellende Kunst, Theater
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Staatsschauspiel Dresden

Weiter im Spielplan: Herr Puntila und sein Knecht Matti

Ines Marie Westernströer, Torsten Ranft, Ahmad Mesgarha

Weiter im Spielplan: Das steinerne Brautbett

Wolfgang Michalek, Annika Schilling

Weiter im Spielplan: Der zerbrochne Krug

Hannelore Koch, Ahmad Mesgarha, Burghart Klaußner, Karina Plachetka, Lars Jung, Sebastian Wendelin

Weiter im Spielplan: Der Kaufmann von Venedig

Philipp Lux, Christian Erdmann, Benjamin Pauquet, Dietrich Zöllner, André Kaczmarczyk, Holger Hübner, Christian Friedel, Christian Clauß

12.13 Wir danken den Förderern und Partnern der Jubiläumsspielzeit für die Zusammenarbeit und für die freundliche Unterstützung unserer Produktionen und Projekte. Förderer und Projektpartner

LANDESBEAUFTRAGTER FÜR DIE UNTERLAGEN DES STAATSSICHERHEITSDIENSTES DER EHEMALIGEN DDR

Medien- und Kooperationspartner

Koproduzenten

Rimini Apparat

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Vorwort

Werte Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Freunde des Staatsschauspiels,

Theater legitimiert sich in seiner Gegenwärtigkeit, im wunderbaren Moment zwischen Zuschauer und Spieler, in der gedanklichen Begegnung einer Stadt mit ihrer Bühne, auf der die Fragen der Gesellschaft verhandelt werden. Kein Medium der Kunst scheint flüchtiger als das Theater. Dennoch: Die Spielzeit, die wir jetzt beginnen, ist die 100. des Staatsschauspiels. 1913 wurde das Schauspielhaus eingeweiht, das Bürgertum der Stadt schuf sich einen Ort der Selbstverständigung und der Repräsentation, einen Ort, der ihm schnell ein eigener und wichtiger wurde. Seitdem spiegelt dieses Haus, diese Institution die politische, die soziale und die individuelle Geschichte wider, erzählt Geschichten und Schicksale, stellt Thesen auf, bemüht sich – oft erfolgreich und die Dinge auf den Punkt bringend, manchmal fragend und zweifelnd –, Gegenwart zu begreifen und begreifbar zu machen. Lebendiger denn je soll das Theater, das immer wieder zu den großen und wichtigen des Landes zählte, in seiner 100. Spielzeit sein; das ist die Verpflichtung, die wir aus dem Jubiläum ableiten. Wir stellen uns den großen literarischen Stoffen – wie „Hamlet“, „Dreigroschenoper“, Sartres „Fliegen“ (eine Bearbeitung der „Orestie“), „Titus Andronicus“, Schillers „Jungfrau von Orleans“ – und lassen sie in unserem Spielplan den neuen Stücken wichtiger Gegenwartsautoren begegnen. René Pollesch arbeitet zum ersten Mal in Dresden, Lutz Hübner hat für die große Bühne geschrieben, der dänische Autor Christian Lollike hat einen „fremden Blick“ auf Dresden geworfen, Ingo Schulze hat uns eine Erzählung mit dem geheimnisvollen Titel „Das Deutschlandgerät“ für ein Theaterprojekt „zugespielt“ und der Stückemarkt des Berliner Theatertreffens prämiert einen jungen Autor, dessen Werk in Dresden realisiert wird. Sich der Geschichte zu stellen heißt auch, an ihren schwierigen Punkten „Lo-

tungen“ vorzunehmen: Christa Wolfs Erzählung „Der geteilte Himmel“ handelt noch einmal von der ddr, ebenso Rimini Protokolls „begehbares Stasi-Hörspiel: 10 Aktenkilometer Dresden“. Darüber hinaus wird es in der 100. Spielzeit eine Vielzahl von Gastspielen renommierter Bühnen geben, von internationalen Sonderprojekten, von Begegnungen mit bekannten Schauspielern, von dokumentarischen, bildnerischen und musikalischen Spurensuchen – all dies und die Partner, die das ermöglichen, werden wir Ihnen ergänzend zum Spielplan in den nächsten Wochen in einer Sonderpublikation vorstellen. Die Geschichte, unser Hier und Jetzt und die Zukunft sollen sich gegenseitig durchdringen, Perspektiven verschieben und neue Schlaglichter setzen. Das Theater hat viele neue Aufgaben dazugewonnen, ist in dieser auseinanderdriftenden Gesellschaft eher „Rastplatz der Reflexion“ (Oskar Negt) und Ort für das Experiment mit gesellschaftlichen und kommunikativen Modellen geworden als Spielplatz bürgerlicher Repräsentanz. Das zeigt der Blick auf die Bühne – und in den Zuschauerraum, in dem sich die Gesellschaftsschichten und die Generationen bunt mischen: offen, neugierig und einander zugewandt. Achtung vor der Geschichte dieses Theaters zu haben heißt, den Versuch zu machen, es ganz in die Gegenwart zu stellen, es so weltoffen und international wie möglich zu zeigen und gemeinsam mit Ihnen über die Zukunft nachzudenken. Wir wünschen Ihnen in der Jubiläumsspielzeit viele festliche, fröhliche, nachdenkliche und berührende Momente in Ihrem Theater. Ihr Wilfried Schulz Intendant Staatsschauspiel Dresden

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100 Jahre Staatsschauspiel Dresden Aus Anlass des 100. Geburtstags des Schauspielhauses haben wir ein umfangreiches Jubiläumsprogramm zusammengestellt, das auf vielfältige Weise den Spielplan durch die 100. Spielzeit begleiten wird. Die wichtigsten deutschsprachigen Theater werden ausgewählte Inszenierungen in Dresden zeigen, hinzu kommen Begegnungen mit Theatern aus Europa und der Welt – von Zagreb bis Uruguay. Prominente Schauspieler werden in Lesungen Jahrhunderttexte präsentieren und so einen literarischen Bogen durch die vergangenen Jahrzehnte schlagen. Ein repräsentativer Jubiläumsband, der die vergangenen 100 Theaterjahre in Text und Bild reflektiert, erscheint im Herbst 2012. Wir zeigen eine Vielzahl von Performances, Installationen und weiteren Projekten aus den Bereichen Architektur, Musik, Fotografie, Journalismus und Bildender Kunst, die sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Theaters befassen. Die Liste unserer Partner ist lang und reicht vom mdr über die Hochschule für Bildende Künste Dresden bis hin zur Dresdner Philharmonie. Das vollständige Sonderprogramm der 100. Spielzeit stellen wir Ihnen ab Juni 2012 ausführlich in einem eigenen Magazin vor, das kostenlos im Theater ausliegen wird. Gerne senden wir Ihnen diese Sonderpublikation auch per Post zu. 12

Inhalt Die Spielzeit 2012.2013

Porträts, Interviews, Essays und Gedanken

Die Bürgerbühne

14 p  Die Saison in der Übersicht

39 p  Rhythm of Change Tobi Müller über Musikalität in Brechts „Dreigroschenoper“ 41 p  Lügen, lügen, lügen Der Dramatiker Lutz Hübner über sein neues Stück 44 p  Reckless II – Lebendige Schatten Das Abenteuer geht weiter! 46 p  Emotionen muss man sich verdienen Ein Porträt des Regisseurs Roger Vontobel von Stefan Keim 49 p  Vergangene Zukünfte Ein Gespräch mit der Verlegerin Maria Sommer und Gerhard Wolf zu „Der geteilte Himmel“ 52 p  Die Freiheit ist dem Menschen zumutbar Ole Georg Graf über den Freiheitsbegriff in Sartres „Die Fliegen“ 54 p  Die Verantwortung der Wissenschaft Bundesministerin Annette Schavan zu Brechts „Leben des Galilei“ 55 p  In Zukunft werden wir klüger sein? Über Drachen, Revolution und politische Sackgassen von Felicitas Zürcher 58 p  Ich will nicht nach Berlin! Felix Ringel sucht nach der Menschlichkeit in Berlin und anderswo 60 p  Wir Kriechsdienstverweigerer Ralf Husmann über Karrieristen, Emporkömmlinge und andere Mollusken 64 p  Der fremde Raum Theater Die Regisseure Clemens Bechtel, Melanie Hinz, Marc Prätsch und Miriam Tscholl über ihre Arbeit 66 p  Punk, Pop und die Zehn Gebote Ein Porträt des polnischen Regisseurs Jan Klata von Roman Pawlowski 69 p  Es ist beneidenswert, eine Geschichte zu haben Der dänische Dramatiker Christian Lollike zu Dänemark und Deutschland 71 p  Vier Jahre nach „Endstation Sehnsucht“ Der Regisseur Nuran David Calis begibt sich auf eine Spuren­suche in New York 72 p Du Taugenichts! Drei junge Autoren über Arbeit, Musik und Reisen 74 p  Von der Sehnsucht, einen Turm zu bauen Maik Novotny über „Baumeister Solness“ 76 p  Weg mit den Meisterwerken, nutzen wir die Gegenwart! Der Autor und Regisseur René Pollesch im Gespräch über seine Arbeitsweise 79 p  Das viele Weiß auf dem Papier Ein Interview mit den jungen Dramatikern des Stückemarkts 2012 80 p  Einer von uns Katja Kullmann über Erich Kästners Roman „Fabian“ 84 p  Brief an einen Museumsdirektor Ein Auszug aus Ingo Schulzes neuer Erzählung „Das Deutschlandgerät“

88 p  Vorwort 89 p  Die Inszenierungen 90 p  Die Clubs 91 p  Weitere Angebote 92 p  Theater und Schule 92 p  Angebote für Schulklassen 93 p  Angebote für Lehrer

Die Premieren im Schauspielhaus

17 p  Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill 17 p  Was tun von Lutz Hübner 18 p  Reckless II – Lebendige Schatten von Cornelia Funke 18 p  Hamlet von William Shakespeare 19 p  Der geteilte Himmel von Christa Wolf 19 p  Die Fliegen von Jean-Paul Sartre 22 p Leben des Galilei von Bertolt Brecht 22 p  Der Drache von Jewgeni Schwarz 23 p  Die Ratten von Gerhart Hauptmann 23 p  Der Parasit von Friedrich Schiller Die Premieren im Kleinen Haus

25 p  Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller 25 p  Titus Andronicus von William Shakespeare 26 p  Das normale Leben oder Körper und Kampfplatz von Christian Lollike 26 p  Ich armer Tor von Miriam Tscholl 27 p  Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams 27 p  Aus dem Leben eines Taugenichts von Joseph von Eichendorff 28 p  Baumeister Solness von Henrik Ibsen 28 p  Kapi Tal der Puppen von René Pollesch 29 p  Ein neues Stück im Auftrag des Stückemarkts 2012 29 p  Fabian von Erich Kästner 32 p  Cash. Das Geldstück von Melanie Hinz 32 p  Meine Akte und ich von Clemens Bechtel 33 p  Das Deutschlandgerät von Ingo Schulze 33 p  Die Nase von Nikolai Gogol Die Premieren anderswo

34 p Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden von Rimini Protokoll 34 p Der Fall aus dem All von Theater Aspik und der Bürgerbühne 35 p  Und außerdem ... 36 p  Zusammenarbeit  /  Service



Informationen

100 p  Ensemble und Mitarbeiter 102 p  Anrechte 107 p  Ermäßigungen und Geschenke 108 p Saalplan und Preise 110 p Freunde und Förderer 111 p Öffnungszeiten 111 p Kartenkauf und Reservierungen Das Dresdner Ensemble im Bild

Cathleen Baumann p 43, Sonja Beißwenger p 86, Thomas Braungardt p 82, Christian Clauß p 16, Thomas Eisen p 73, Rosa Enskat p 62, Christian Erdmann p 82, Christian Friedel p 20, Albrecht Goette p 87, Sascha Göpel p 51, Stefko Hanu­shevsky p 73, Christine Hoppe p 78, Benjamin Höppner p 37, Holger Hübner p 68, Lars Jung p 95, Hannelore Koch p 30, Matthias Luckey p 57, Philipp Lux p 16, Ahmad Mesgarha p 31, Wolfgang Michalek p 83, Anna-Katharina Muck p 94, Benjamin Pauquet p 24, Ina Piontek p 21, Karina Plachetka p 70, Tom Quaas p 82, Torsten Ranft p 56, Matthias Reichwald p 63, Nele Rosetz p 45, Annika Schilling p 45, Antje Trautmann p 77, Sebastian Wendelin p 30, Helga Werner p 51, Ines Marie Westernströer p 38, Schauspiel­ studio Dresden p 48

Großes Eröffnungsfest am 8. September Mit Programm für die Kleinsten, Livemusik, Theaterszenen, Schnitzeljagd, Bühnentechnikshow, der beliebten Saisonvorschau und weiteren Überraschungen. Wir freuen uns auf Sie! 13

Schauspielhaus Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht Musik von Kurt Weill Regie: Friederike Heller Premiere 14. 9. 2012 Was tun von Lutz Hübner Mitarbeit: Sarah Nemitz Regie: Barbara Bürk Uraufführung 6. 10. 2012 Reckless II – Lebendige Schatten Kinder- und Familienstück nach dem Roman von Cornelia Funke Regie: Sandra Strunz Uraufführung 31. 10. 2012 Hamlet von William Shakespeare Regie: Roger Vontobel Premiere 24. 11. 2012 Der geteilte Himmel nach der Erzählung von Christa Wolf Regie: Tilmann Köhler Uraufführung Januar 2013 Die Fliegen von Jean-Paul Sartre Regie: Andreas Kriegenburg Premiere Februar 2013

Kleines Haus Leben des Galilei von Bertolt Brecht Musik von Hanns Eisler Regie: Armin Petras Premiere März 2013 Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin Der Drache von Jewgeni Schwarz Regie: Wolfgang Engel Premiere April 2013 Die Ratten Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann Regie: Susanne Lietzow Premiere Mai 2013 Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen Lustspiel von Friedrich Schiller Regie: Stefan Bachmann Premiere Juni 2013 In Koproduktion mit den 17. Internationalen Schillertagen / Nationaltheater Mannheim

Die Jungfrau von Orleans Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller mit Dresdner Jugendlichen Regie: Marc Prätsch Premiere 16. 9. 2012 Kleines Haus 1 Die Bürgerbühne Titus Andronicus von William Shakespeare Regie: Jan Klata Premiere 28. 9. 2012 Kleines Haus 1 Eine Koproduktion mit dem Teatr Polski Wroclaw ⁄

Das normale Leben oder Körper und Kampfplatz von Christian Lollike Regie: Hauke Meyer Deutschsprachige Erst­ aufführung 19. 10. 2012 Kleines Haus Ich armer Tor nach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männern in der Midlife - Crisis Regie: Miriam Tscholl Uraufführung 10. 11. 2012 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne

Weiterhin im Schauspielhaus: Blütenträume von Lutz Hübner Damen der Gesellschaft von Clare Boothe Luce Das steinerne Brautbett nach dem Roman von Harry Mulisch Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow Der Turm nach dem Roman von Uwe Tellkamp Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Die Räuber von Friedrich Schiller Don Carlos von Friedrich Schiller Familienbande Ein musikalischer Abend unter Verwandten von Franz Wittenbrink und Lutz Hübner Herr Puntila und sein Knecht Matti von Bertolt Brecht Kleiner Mann, was nun? nach dem Roman von Hans Fallada Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe Rheingold Musiktheater nach Richard Wagner Romeo und Julia von William Shakespeare Sein oder Nichtsein von Nick Whitby Viel Lärm um nichts von William Shakespeare Palais im Großen Garten: A Christmas Carol – Ein Weihnachtslied von Gerold Theobalt nach Charles Dickens Unterwegs: Ich will Zeugnis ablegen Aus den Tagebüchern Victor Klemperers 14

Anderswo Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams Regie: Nuran David Calis Premiere 22. 11. 2012 Kleines Haus 1 Aus dem Leben eines Taugenichts nach der Novelle von Joseph von Eichendorff Regie: Jan Gehler Premiere 7. 12. 2012 Kleines Haus Baumeister Solness von Henrik Ibsen Regie: Burghart Klaußner Premiere Januar 2013 Kleines Haus 1 Kapi Tal der Puppen von René Pollesch Regie: René Pollesch Uraufführung Februar 2013 Kleines Haus 1 Ein neues Stück In Zusammenarbeit mit dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2012 Uraufführung Februar 2013 Kleines Haus 3

Cash. Das Geldstück Dresdner spekulieren Regie: Melanie Hinz Uraufführung März 2013 Kleines Haus 3 Die Bürgerbühne Meine Akte und ich Eine Recherche über die Staatssicherheit in Dresden Regie: Clemens Bechtel Uraufführung April 2013 Kleines Haus 3   Die Bürgerbühne In Koproduktion mit dem Inter­ nationalen Theaterfestival Nitra Das Deutschlandgerät von Ingo Schulze Regie: Christoph Frick Uraufführung Juni 2013 Kleines Haus 2

Radioortung – 10 Akten­kilometer Dresden Ein begehbares Stasi-Hörspiel von Rimini Protokoll Uraufführung April 2013 Kleines Haus / Stadtrundgang Ein Format von Deuschlandradio Kultur in Koproduktion mit Rimini Apparat und dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Der Fall aus dem All Ein intergalaktisches Theaterspektakel in der Sächsischen Schweiz Uraufführung Mai 2013 In einem Dorf in der Sächsischen Schweiz Eine Kooperation der mit Bürgerbühne Theater Aspik

Die Nase Ein Musikspiel nach Nikolai Gogol Regie: Miriam Tscholl Musik: Michael Emanuel Bauer Premiere Juni 2013 Kleines Haus 1 Die Bürgerbühne

Fabian. Die Geschichte eines Moralisten von Erich Kästner Regie: Julia Hölscher Premiere März 2013 Kleines Haus 1

Weiterhin im Kleinen Haus: Das Erdbeben in Chili nach der Novelle von Heinrich von Kleist Das halbe Meer von Thomas Freyer Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt Die Firma dankt von Lutz Hübner Die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann Frau Müller muss weg von Lutz Hübner Hedda Gabler von Henrik Ibsen Herrmann’ s Battle von Rimini Protokoll Liliom von Ferenc Molnár Nichts. Was im Leben wichtig ist nach dem Jugendbuch von Janne Teller Nipple Jesus von Nick Hornby Race von David Mamet Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf Vater Mutter Geisterbahn von Martin Heckmanns Woyzeck nach Georg Büchner, von Tom Waits, Kathleen Brennan, Robert Wilson und die Inszenierungen der Bürgerbühne : Andorra von Max Frisch Die Zärtlichkeit der Russen von Dagrun Hintze Diesen Kuss der ganzen Welt Ein Schiller-Projekt Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Ja, ich will! von Lissa Lehmenkühler Jugend ohne Gott nach Ödön von Horváth Legal, illegal, scheißegal von Jessica Glause 15

Philipp Lux und Christian Clauß 100 Torten

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Die Premieren im Schauspielhaus Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht Musik von Kurt Weill Premiere am 14. September 2012 im Schauspielhaus Regie: Friederike Heller p Musikalische Leitung: Thomas Mahn p Bühne: Sabine Kohlstedt

Was tun Schauspiel von Lutz Hübner Mitarbeit: Sarah Nemitz Uraufführung am 6. Oktober 2012 im Schauspielhaus Regie: Barbara Bürk p Bühne: Anke Grot p Kostüm: Irène Favre de Lucascaz

1928 begann am Berliner Schiffbauerdamm die Geschichte eines Welterfolgs: Mackie Messer und seine Verbrecherbande, der korrupte Polizist Tiger Brown, der Bettler­ könig Peachum samt Frau und Tochter, die Bettler, Huren und Gauner gehören seither zu den Berühmtheiten des deutschen Theaters und bringen soziale und wirtschaftliche Missstände des Kapitalismus unterhaltsam und bitterböse aufs Tapet. Zwar basiert der Erfolg des Frühwerks zum Teil auf einem Missverständnis: Eigentlich wollte Bertolt Brecht vorführen, dass „die Ideenwelt und das Gefühlsleben der Straßenbanditen ungemein viel Ähnlichkeit mit der Ideenwelt und dem Gefühlsleben des soliden Bürgers haben“. Es scheint aber, dass das Publikum weniger der Gesellschaftskritik applaudierte als vielmehr den Songs Kurt Weills (die bald schon zu regelrechten Gassenhauern avancierten), der romantischen Handlung und der Liebesgeschichte: Mackie Messer, der Verbrecher mit den Gamaschen, den weißen Glacéhandschuhen und der Narbe am Hals, heiratet Polly Peachum, die Tochter des Bettlerkönigs Jonathan Peachum. Dieser macht das große Geld, indem er die Bettler der Stadt ausstaffiert, um das Mitleid der Bürger zu erregen. Er und seine Frau sehen durch die Heirat Pollys das Fundament ihres Gewerbes bedroht und liefern Mackie ans Messer. Mackie wird von Jenny und den Huren verraten, von denen er aus lieber Gewohnheit nicht lassen mag – und steigt am Ende doch wieder vom Galgen herunter. Der Journalist Tobi Müller über Musikalität in Brechts „Die Dreigroschenoper“ p Seite 39

An einem Abend in unserer Stadt kommt es zu Begegnungen zwischen Fremden und Freunden: Ein Ehepaar lädt Bekannte zum Wein, eine Mäzenin empfängt die Gäste ihrer exklusiven literarischen Soiree und in einem Lokal wird anlässlich eines Pflegeskandals im Altenheim eine Pressekonferenz anberaumt. Man unterhält sich über Hobbys und die aktuelle berufliche Situation, tauscht sich über literarische Vorlieben aus und plant bei einer schnellen Zigarette den Ablauf der bevorstehenden Veranstaltung. Doch diese zunächst völlig alltäglichen Situationen geraten auf die eine oder andere Weise gänzlich aus dem Ruder. Aus Konversation wird plötzlich ein handfester Konflikt, und die Atmosphäre schlägt um. Die Maske routinierter Freundlichkeit fällt und lässt verständnislose Mienen und entsetzte Gesichter zum Vorschein kommen: Die Gastgeberin des weinseligen Abends zu viert stellt auf einmal ihre Ehe infrage, weil das Gespräch über Swingerclubs zu viel Unausgesprochenes offenlegt. Der mittelmäßige Schauspieler, der eben noch auf der Soiree Gedichte rezitierte, wird derart gedemütigt, dass er alles hinter sich lässt, um sich in der nächtlichen Stadt zu verlieren. Die couragierte Altenpflegerin, die einen Skandal an die Öffentlichkeit bringen will, wartet vergeblich auf die Presse und lässt sich schließlich überzeugen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen – mit allen Konsequenzen. Lutz Hübner erzählt von Momenten im Leben, in denen alles schiefläuft und es einfach nicht gelingen will, die Notbremse zu ziehen. So kann die Altenpflegerin nicht verhindern, dass ein aufbrausender Idealist ihren ärgsten Feind k. o. schlägt. Die entrüstete Ehefrau glaubt, ihren Mann mit einer Prostituierten zu ertappen, während der verzweifelte Schauspieler auf eine schöne Fremde trifft, die ihm Trost spendet. Hübners Figuren streiten und trinken, straucheln und träumen in einer Nacht in unserer Stadt. In den Stunden zwischen Tag und Traum begegnen sie einander in immer neuen Konstellationen, aus denen wieder neue Geschichten entstehen. Lutz Hübner macht sich Gedanken zu seinem neuen Stück p Seite 41

Friederike Heller wurde 1974 in Westberlin geboren. Sie studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Schauspiel­ regie bei Jürgen Flimm. Für ihre Inszenierung von Peter Handkes „Untertagblues“ am Wiener Burgtheater wurde sie 2005 von der Fachzeitschrift „Theater heute“ zur Nachwuchsregisseurin des Jahres ernannt. Friederike Heller inszeniert am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Köln, am Schauspiel Stuttgart, am Münchner Residenztheater und an der Schaubühne Berlin. Dort war sie von 2009 bis 2010 als Haus­regisseurin und Dramaturgin engagiert. Am Staatsschauspiel Dresden entstanden unter ihrer Regie bereits Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ sowie Peter Weiss’ „Marat  /  Sade“.

Barbara Bürk studierte Regie an der Theaterakademie in Ulm. Sie arbeitete an Theatern in Hamburg, Hannover und Potsdam, wo sie u. a. Stücke von Ibsen, Strindberg, Vitrac und Hauptmann inszenierte. Zudem verbindet sie eine lange Zusammenarbeit mit dem Autor Lutz Hübner, ihre Inszenierung von „Hotel Paraiso“ wurde beim Berliner Theatertreffen 2005 gezeigt. 2009 wurde ihre Inszenierung von Hübners „Geisterfahrer“ zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte sie bereits die Uraufführung von Hübners „Frau Müller muss weg“, Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ sowie zuletzt Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matti“.

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Reckless II – Lebendige Schatten Kinder- und Familienstück nach dem Roman von Cornelia Funke Uraufführung am 31. Oktober 2012 im Schauspielhaus Regie: Sandra Strunz p Bühne: Volker Hintermeier p Kostüm: Irène Favre de Lucascaz

Hamlet von William Shakespeare Premiere am 24. November 2012 im Schauspielhaus Regie: Roger Vontobel p Bühne: Claudia Rohner p Kostüm: Nadine Grellinger

Nachdem der erste Band der „Reckless“-Reihe von Cornelia In Dänemark ist nichts, wie es war. Die bisherige OrdFunke ein Weltbestseller wurde und auch die Theaterfas- nung gibt es nicht mehr. Dem krisengebeutelten dänisung am Staatsschauspiel Dresden ein großer Publikums- schen Königreich droht der Untergang; etwas ist faul im erfolg war, wird die Fortsetzung von Lesern und Zuschau- Staate. Mittendrin der Königssohn: Hamlet. ern mit Spannung erwartet. „Reckless II“ erscheint im Der taumelt – in sich selbst gefangen und traumatisiert Herbst 2012, und wieder war die Autorin so großzügig, von der übereilten Hochzeit der Mutter mit dem potendem Staatsschauspiel die Uraufführung schon kurz nach ziellen Vatermörder – durchs Leben. Antworten auf die dem Erscheinen des Buches anzuvertrauen. quälenden Fragen seiner Existenz findet er keine. ÜberforLeider ist es zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Ma- dert vom tagespolitischen Geschehen, soll Hamlet die Ingazins nicht gestattet, auch nur die kleinste Information teressen Dänemarks vor dem norwegischen Prinzen über den Fortgang der Geschichte preiszugeben. Doch er- Fortinbras verteidigen, der Gebietsansprüche stellt. Geinnern wir uns an das Ende des ersten Teils: Jacob hat es rade eben hat Hamlet noch seinen Vater zu Grabe getrageschafft, seinen Bruder Will auf die Seite der Menschen gen, da muss er seinen Onkel als neuen Mann der Mutter zurückzuholen, indem er ihn von der Haut aus Jade be- akzeptieren. Und Ophelia, die ihn ausspioniert, soll er freite. Die hatte Will nicht nur äußerlich zu einem Goyl, auch noch lieben. Eine Welt aus Lug und Trug: Woher einem Steinmenschen, werden lassen, nein, auch seine sollte da noch Vertrauen kommen? Hamlet strauchelt. Er Seele war kalt und hart geworden. Die Rettung ist gelun- schwankt. Er will handeln und tut es nicht. Innerlich gen – sie hatte jedoch ihren Preis: Nun liegt der Fluch der zerrissen, will er den Mord an seinem Vater rächen. Muss Dunklen Fee auf Jacob, er muss ein Gegenmittel finden, er? Die Monstrosität der Situation und die Aufgabe, der sonst ist er verloren. In „Reckless II“ gibt es ein Wieder­ er sich stellen muss, sind zu groß. sehen mit der Welt hinter dem Spiegel. Einen abenteuer- „Hamlet ist eine Tragödie der Liebe, der Familie, des Staalichen Wettstreit. Einen vermeintlich guten Freund. Ei- tes, es ist eine philosophische, eschatologische und menen schlecht gelaunten Zwerg. Eine Vielzahl neuer, wun- taphysische Tragödie. Alles, was ihr wollt!“, schreibt der derbarer, skurriler und gruseliger Figuren. Und Fuchs ist Theatertheoretiker und Shakespeare-Spezialist Jan Kott. hoffentlich auch wieder mit dabei! Wie man den „Hamlet“ zeigt, ist geradezu unwichtig. Erste Sätze aus „Reckless II – Lebendige Schatten“ findest du auf „Wichtig ist nur“, so Kott, „dass man durch den Shakesp Seite 44 peareschen Text hindurch zu den Erfahrungen unserer Zeit findet, zu unserer Unruhe und Sensibilität.“ Mit freundlicher Unterstützung unseres Projektpartners Der Regisseur Roger Vontobel im Porträt p Seite 46 Ostsächsische Sparkasse.

Sandra Strunz, geboren 1968 in Hamburg, studierte Regie an der Hochschule der Künste in Hamburg. Sie arbeitete u. a. am Luzerner Theater, am Staatstheater Stuttgart, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Hannover, am Schauspiel Freiburg sowie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte sie in der Spielzeit 2009.2010 die Uraufführung von Dirk Lauckes „Für alle reicht es nicht“, die 2010 zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen wurde. Zuletzt führte sie in Dresden Regie bei Büchners „Woyzeck“ in der musikalischen Bearbeitung von Tom Waits, Kathleen Brennan und Robert Wilson sowie bei der Bürgerbühnenproduktion „Die Zärtlichkeit der Russen“ von Dagrun Hintze.

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Roger Vontobel wurde 1977 in Zürich geboren, studierte Schauspiel in New York und Pasadena sowie Schauspielregie am Institut für Theater, Musiktheater und Film itmf in Hamburg. Nach Inszenierungen in Essen und München wurde Vontobel 2006 in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt. Er arbeitete in den letzten Jahren am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel Bochum. Für seine Inszenierung von Schillers „Don Carlos“ am Staatsschauspiel Dresden wurde Vontobel in der Hauptkategorie „Beste Regie“ mit dem wichtigsten deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Außerdem wurde „Don Carlos“ zum Berliner Theatertreffen 2011, zu den Schillertagen in Mannheim und zu zahlreichen Gastspielen im In- und Ausland eingeladen. In der vergangenen Spielzeit inszenierte Vontobel in Dresden Kleists „Der zerbrochne Krug“.

Der geteilte Himmel nach der Erzählung von Christa Wolf Uraufführung im Januar 2013 im Schauspielhaus Regie: Tilmann Köhler p Bühne: Karoly Risz p Kostüm: Susanne Uhl

Die Fliegen von Jean-Paul Sartre Premiere im Februar 2013 im Schauspielhaus Regie: Andreas Kriegenburg p Bühne: Harald Thor

Es ist das Jahr 1961: Wegen eines Betriebsunfalls liegt Rita Seidel im Koma. Als sie erwacht, kehrt die Vergangenheit wieder und mit ihr die Erinnerung an ihre Liebe zu Manfred Herrfurth. Vor zwei Jahren hat sie das Landleben hinter sich gelassen und sich für ein gemeinsames Leben mit ihm, dem Chemiker, in der Stadt entschieden. Im Rückblick sucht sie verzweifelt nach Anhaltspunkten, die den Ausschlag für die beginnende Entfremdung gegeben haben könnten. Sie martert sich tage- und nächtelang mit Fragen, die unbeantwortet bleiben. „Ich gebe dir Nachricht, wenn du kommen sollst. Ich lebe nur für den Tag, da du wieder bei mir bist.“ Aber Manfred kommt nicht mehr zurück. Er sucht Freiräume und setzt auf seine Karriere; bei einem Chemikerkongress in Westberlin beschließt er, nicht wieder in die ddr zurückzukehren. Rita fühlt sich verraten. Sie muss eine folgenschwere Entscheidung treffen … Christa Wolf steht wie kaum eine andere Autorin für die deutsche Nachkriegsgeschichte. Ihre Erzählung „Der geteilte Himmel“ hat zahlreiche kontroverse Diskussionen in Ost und West ausgelöst. Wolf beschreibt darin die tragische Geschichte eines Paares, dessen Liebe an den politischen Gegensätzen im geteilten Deutschland zugrunde geht, und setzt sich ebenso kritisch mit dem Gesellschaftssystem der brd auseinander wie mit der Krise der ddr, die zum Mauerbau führte. Ihr Buch wurde 1963 mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet und 1964 von Konrad Wolf verfilmt. Ein Gespräch mit Christa Wolfs Ehemann und Arbeitspartner Gerhard Wolf und der Verlegerin Dr. Maria Sommer finden Sie auf p Seite 49

Orest kehrt in seine Geburtsstadt Mykene zurück, in der seine Mutter Klytämnestra und Ägist herrschen – die Mörder seines Vaters Agamemnon. Die Einwohner von Mykene ergehen sich in seltsamen Ritualen der Reue. Angst und schlechtes Gewissen bevölkern die Straßen – und Schmeißfliegen, viele, viele Schmeißfliegen, die bald so groß wie kleine Frösche sein werden. Nur Elektra, Orests Schwester, die die blut- und schweißverkrusteten Gewänder des Königspaares wäscht, wehrt sich gegen die Herrschaft. Jupiter, Gott der Ordnung, dem die kultische Verehrung und die Abbitten der Bevölkerung von Mykene gelten, bewegt sich unter den Menschen und versucht Orest auf dessen Weg durch die Stadt zu leiten: Was könnte Orest den Menschen von Mykene denn schon geben, wenn er Ägist, den Mörder seines Vaters, vom Thron stürzte? Sollte es nicht besser „das schmerzliche Geheimnis der Götter und Könige“ bleiben, „dass die Menschen frei sind“? Jean-Paul Sartres Drama „Die Fliegen“, 1943 direkt vor der Nase der deutschen Besatzer in Paris uraufgeführt, ist eine Neufassung jenes antiken Mythos’, der auch Aischylos’ „Orestie“ zugrunde liegt. „Die Fliegen“ ist keine schicksalhafte Tragödie, sondern „Theater der Freiheit“: Im Gegensatz zu den Ritualen der Reue und der mundfertigen Schuldbekenntnisse ist die Freiheit der offenen Zukunft zugewandt. Einige Gedanken zum Freiheitsbegriff in Sartres „Die Fliegen“ p Seite 52

Tilmann Köhler wurde 1979 in Weimar geboren und studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 2005 wurde er als Hausregisseur an das Deutsche Nationaltheater Weimar engagiert. Hier inszenierte er u. a. Goethes „Faust“, Shakespeares „Othello“ und Bruckners „Krankheit der Jugend“, das 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Weitere Inszenierungen entstanden am Maxim Gorki Theater Berlin und am Schauspiel Hannover. Seit 2009 ist Tilmann Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden sowie Leiter des Schauspielstudios Dresden. In der Saison 2009.2010 inszenierte er Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, wofür er 2009 mit dem Kurt-HübnerPreis für junge Regie ausgezeichnet wurde. In der Spielzeit 2011.2012 führte er Regie bei Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ und Ibsens „Hedda Gabler“ sowie bei der Bearbeitung von Janne Tellers Jugendbuch „Nichts. Was im Leben wichtig ist“. 2012 wird unter seiner Regie in Taiwan im Rahmen des Taipei Arts Festival Schimmelpfennigs „Der goldene Drache“ entstehen. Zudem inszeniert er 2012.2013 seine erste Oper in Frankfurt / M ain.

Andreas Kriegenburg wurde 1963 in Magdeburg geboren. Von 1991 bis 1996 war er Hausregisseur an der Berliner Volksbühne, später am Schauspiel Hannover sowie am Wiener Burgtheater. Am Thalia Theater Hamburg war er von 2000 bis 2009 als Oberspielleiter tätig. Seit 2009 ist er Haus­regisseur am Deutschen Theater Berlin. Kriegenburg gehört zu den renommiertesten deutschen Regisseuren, acht seiner Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Für seine Bearbeitung von Hebbels „Die Nibelungen“ erhielt er 2005 den österreichischen Nestroy-Theaterpreis für die beste deutschsprachige Inszenierung des Jahres sowie den 3satInnovationspreis für seine „zukunftswei­sende Leistung“. 2008 wurde er für seine Uraufführung von Dea Lohers „Das letzte Feuer“ mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. „Die Fliegen“ von Jean-Paul Sartre ist Kriegenburgs erste Arbeit am Staatsschauspiel Dresden. Zurzeit inszeniert er Richard Wagners Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ in der Bayrischen Staatsoper München. 2013 wird der Regisseur gleich zweimal in Dresden arbeiten – an der Semperoper und am Staatsschauspiel.

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Christian Friedel 100 Fans

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Ina Piontek 100 Lockenwickler

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Leben des Galilei von Bertolt Brecht Musik von Hanns Eisler Premiere im März 2013 im Schauspielhaus Regie: Armin Petras p Bühne: Carsten Nicolai p Kostüm: Karoline Bierner

Der Drache von Jewgeni Schwarz Premiere im April 2013 im Schauspielhaus Regie: Wolfgang Engel

„Unser Zusammenleben als Menschen ist in einem ganz neuen Umfang von den Wissenschaften bestimmt“, kommentierte Brecht sein Drama „Leben des Galilei“ – und beschäftigte sich damit über viele Jahre hinweg mit einer der zentralen Fragen auch des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Einerseits formuliert er in „Leben des Galilei“ das Recht auf unabhängige Forschungsarbeit der Naturwissenschaften und warnt vor deren Instrumentalisierung durch tagespolitische Ereignisse. Andererseits zeigt er auf, wie man anhand wissenschaftlicher Untersuchungen zu Wahrheiten gelangen kann. In 15 Bildern beschreibt Brecht, wie Galilei Padua verlässt und in Florenz von der Inquisition unter Haus­a rrest gestellt wird, weil seine Belege des kopernikanischen Weltbildes nicht mit dem kirchlichen vereinbar sind. Seine empirischen Untersuchungen teilt Galilei mit Andrea Sarti, dem Sohn seiner Haushälterin. Um die Forschung voranzutreiben, geht er nach Florenz. Dort wird ihm zwar von oberster Stelle, nämlich von dem Astronomen Clavius aus Rom, die Richtigkeit seiner Überlegungen bestätigt, im selben Atemzug wird Galilei aber mundtot gemacht und ihm wird die Verbreitung der kopernikanischen Lehre aufs Strengste verboten. Öffentlich schweigt er, privat hält er an seiner These fest und schöpft Hoffnung, als sein Gönner, der Kardinal Barberini, neuer Papst werden soll. Doch wieder stößt Galilei in Rom auf Ablehnung; man droht ihm so lange, bis er zu seiner eigenen Lehre auf Abstand geht. Freunde und Wegbegleiter sind empört. Altersschwach fristet Galilei sein Leben auf dem Land – ständig überwacht von seiner Tochter und einem Mönch. Seinem ehemaligen Schüler Andrea jedoch gelingt es, die unveröffentlichten Manuskripte nach draußen zu schmuggeln. Er widersetzt sich dem Verbot und verliest Galileis „Discorsi“ öffentlich. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, denkt über die Verantwortung der Wissenschaft nach p Seite 54

Dieses Jahr ist es Elsa. Morgen soll sie zum Drachen gebracht werden, der alljährlich von der kleinen Stadt eine Jungfrau fordert. Ansonsten hat man sich aneinander gewöhnt, man lebt recht gut unter der Herrschaft des Drachen. Dieser lässt die Bevölkerung in Ruhe, hilft ihr sogar alle 200 Jahre mal, und man hat sich entschieden, nicht an das Jungfrauenopfer zu denken. Das tut auch Elsa nicht, und so freut sich eigentlich niemand, dass Lanzelot auftritt, der Drachentöter, bereit, den Kampf mit dem Untier aufzunehmen. Alle raten ihm ab und wollen ihn vergraulen, und sogar der Drache persönlich erscheint, um ihn einzuschüchtern. Doch Lanzelot lässt sich nicht abwimmeln. Er verliebt sich in die schöne Elsa und gewinnt mit Hilfe verschiedener Tiere und fahrender Händler den Kampf mit dem Drachen – unsichtbar und auf einem Teppich fliegend. Doch kaum sind die Drachenköpfe abgeschlagen, reißen die Staatsoberen die Macht wieder an sich, und es dauert noch einmal ein Jahr, bis sich etwas ändert. Jewgeni Schwarz schrieb die Politparabel über Einschüchterung und Lähmung der Menschen durch ein Regime 1943, nachdem er die zweijährige Blockade Leningrads durch die Nationalsozialisten überlebt hatte. 1944 sollte das Stück bei einem Gastspiel in Moskau gespielt werden, nach zwei öffentlichen Proben wurde es jedoch von Stalin verboten: Auch die Sowjetdiktatur erkannte sich im Märchenstück. Mehr zu Drachen, Revolutionen und politischen Sackgassen auf p Seite 55

Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin.

Armin Petras wurde 1964 in Meschede im Sauerland geboren und wuchs in Ostberlin auf. Er studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. 1988 übersiedelte er in die Bundesrepublik und arbeitete als Regieassistent. Ab 1992 inszenierte er in Frankfurt / Oder, ab 1994 in Chemnitz. Von 1996 bis 1999 war er fester Regisseur am Schauspiel Leipzig und Oberspielleiter am Theater Nordhausen, von 1999 bis 2002 Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. Anschließend war er bis 2006 Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt. Seit 2006 ist er Intendant am Maxim Gorki Theater Berlin. Als Bearbeiter von Film- und Romanstoffen gehört Armin Petras zu den meistgefragten zeitgenössischen Autoren. Mit den unter seinem Pseudonym Fritz Kater erschienenen Stücken „zeit zu lieben zeit zu sterben“ und „we are camera / jasonmaterial“, die er auch selbst inszenierte, war er zweimal in Folge zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Das Staatsschauspiel Dresden und das Maxim Gorki Theater Berlin verbinden bereits zwei Koproduktionen: Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ sowie Kleists „Das Erdbeben in Chili“. 2013 übernimmt Armin Petras die Intendanz des Staatsschauspiels Stuttgart.

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Wolfgang Engel wurde 1943 in Schwerin geboren. In den 1970erJahren arbeitete er als Regisseur an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul und am Jugendtheater in Berlin. Ab 1978 lehrte er an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Von 1980 bis 1991 war er am Staatsschauspiel Dresden tätig, wo ihn seine Inszenierungen zu einem der wichtigsten Regisseure der ddr machten. Ab 1983 reiste Engel auch in den Westen, u. a. an das Wiener Burgtheater, das Zürcher Schauspielhaus, das Berliner Schiller­ theater und das Münchner Residenztheater. 1991 ging er nach Frankfurt / Main und wurde fester Regisseur am dortigen Schauspiel. Von 1995 bis 2008 war Wolfgang Engel Intendant des Schauspielhauses Leipzig. 2010 führte er Regie bei der viel be­ach­teten Uraufführung von Uwe Tellkamps „Der Turm“ am Staatsschauspiel Dresden. In der Spielzeit 2011.2012 inszenierte er hier Bulgakows „Der Meister und Margarita“. Diese beiden Inszenierungen bilden mit der kommen­den von Schwarz’ „Der Drache“ eine Dresdner Trilogie von Wolfgang Engels Auseinandersetzung mit dem Leben der Menschen unter den Bedingungen der Diktatur. 2011 erhielt er den Theater­preis „Der Faust“ für sein Lebenswerk.

Die Ratten Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann Premiere im Mai 2013 im Schauspielhaus Regie: Susanne Lietzow p Bühne: Aurel Lenfert

Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen Lustspiel von Friedrich Schiller nach Louis Benoît Picard Premiere im Juni 2013 im Schauspielhaus und bei den Internationalen Schillertagen in Mannheim Regie: Stefan Bachmann

Im Mietshaus Alexanderstraße 10 in Berlin existieren zwei Universen parallel unter einem Dach: Im ärmlichen Untergeschoss lebt Frau John, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, während ihr Mann auf Montage ist. Auf dem Dachboden hingegen lagert der halbseidene ExTheaterdirektor Hassenreuther seinen Kostümfundus und erteilt Schauspielunterricht. Frau John wünscht sich sehnsüchtig ein zweites Kind, ist ihr erster Sohn doch aufgrund der katastrophalen hygienischen Verhältnisse bereits im Säuglingsalter verstorben. Als das polnische Dienstmädchen Pauline Piperkarcka sich das Leben nehmen will, weil sie ein uneheliches Kind erwartet, ergreift Frau John ihre Chance: Für 123 Mark kauft sie der Verzweifelten das ungeborene Baby ab, um es künftig als ihr eigenes auszugeben. Auch ihrem Mann verschweigt Frau John die Wahrheit, sodass sie nur ihren kriminellen Bruder ins Vertrauen ziehen kann, als Pauline es sich anders überlegt. Die leibliche Mutter fordert ihr Kind zurück und wird von Frau Johns gewalttätigem Bruder so massiv eingeschüchtert, dass es zur Katastrophe kommt. Auf dem Dachboden des Hauses ergeht sich derweil der selbstverliebte Hassenreuther in Predigten über den schillerschen Idealismus, die in ihrem „sonoren Bombast“ den Unmut seines Schülers Erich Spitta auf sich ziehen. Denn Spitta vertritt wie Hauptmann selbst eine neue Form des Theaters, in der „ein Barbier oder eine Reinmachefrau ebenso gut ein Objekt der Tragödie sein könnte als Lady Macbeth und König Lear“. Gerhart Hauptmann verwebt in seinem Drama von 1911 den proletarischen mit dem bürgerlichen Handlungsstrang zu einer Tragikomödie ganz im hebbelschen Sinne, „wo auf der einen Seite wohl der kämpfende und untergehende Mensch, auf der anderen jedoch nicht die berechtigte sittliche Macht, sondern ein Sumpf von faulen Verhältnissen vorhanden ist. Man möchte vor Grausen erstarren, doch die Lachmuskeln zucken zugleich.“ Der Sozialanthropologe Felix Ringel überprüft Hauptmanns Tragikomödie auf ihre Menschlichkeit p Seite 58

Der neue Minister hat La Roche entlassen, einen Mitarbeiter seines Vorgängers. Mitgewirkt an diesem Fall hat Selicour, ein Speichellecker und Emporkömmling, ein Hochstapler und Intrigant, der seine Erfolge mit der Arbeit anderer Leute erzielt und seine steile Karriere auf Kosten seiner Kollegen macht. Aber La Roche will seine Entlassung nicht hinnehmen und sucht zwei Verbündete: Vater und Sohn Firmin. Der Vater ebenfalls angestellt beim Minister, ein kluger Kopf und fleißiger Arbeiter, aber zu bescheiden, um die Lorbeeren für seine Arbeit einzuheimsen. Und der Sohn ein junger Dichter, verliebt in die Tochter des neuen Ministers. Doch Selicour beherrscht den Tanz auf dem gesellschaftlichen Parkett: Er hat mit guten Manieren das Herz der Mutter des Ministers gewonnen, macht mit vorbildlichem Eifer beim Minister selbst einen ausgezeichneten Eindruck und wird bald mit der Aussicht auf Beförderung belohnt. Die letzte Hürde scheint er im Flug zu nehmen, als er ein Dossier von Vater Firmin als seine eigene Arbeit ausgibt und mit einem glühenden Gedicht des Sohnes um die Tochter wirbt. Doch schließlich wird der Parasit entlarvt, die Zecke abgestoßen – und der Wirt befreit. Ursprünglich sollte Friedrich Schiller die französische Komödie des Schauspielers und Theaterdirektors Louis Benoît Picard lediglich übersetzen. Aus dieser Beschäftigung wurde eine eigene Bearbeitung des Stücks, und Schiller verzichtete bei der Veröffentlichung sogar auf die Nennung von Picard, sodass „Der Parasit“ heute als ein Werk Schillers gilt. Uraufgeführt wurde das 1791 entstandene Lustspiel über Karrierismus, Mobbing und Korruption 1803 am Hoftheater Weimar – vor mehr als 200 Jahren. Von Kriechern, Karrieristen und anderen Weichtieren erzählt Ralf Husmann auf p Seite 60

Susanne Lietzow, geboren 1968 in Innsbruck, absolvierte eine Modeschule in Wien, studierte Bildhauerei in New York und Schauspiel in Innsbruck. Es folgten Engagements als Schauspie­ lerin am Theater Phönix in Linz und am Deutschen National­ theater in Weimar. An beiden Häusern führte sie auch Regie. 1997 bis 2000 war sie Gastdozentin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. 2006 erhielt sie für „How much, Schatzi?“ nach H. C. Artmann zusammen mit dem Projekttheater Wien /  Vorarlberg den Wiener Theaterpreis „Nestroy“ für die beste Off-Produktion. Sie insze­ nierte u. a. am Schauspielhaus Wien, am Staatstheater Kassel und am Jungen Schauspiel Hannover und arbeitet kontinuierlich mit dem Projekttheater Wien, dessen künstlerische Leitung sie seit 2005 innehat. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte sie die Urauf­führung von Lutz Hübners Stück „Die Firma dankt“, wofür sie eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen 2011 erhielt. Zuletzt ­f ührte sie in Dresden Regie bei Goethes „Reineke Fuchs“.

Stefan Bachmann, geboren 1966 in Zürich, war nach seinem Studium der Germanistik in Zürich und Berlin 1992 Mitbegründer des Berliner Theaters Affekt. Bis 1998 inszenierte er u. a. an der Berliner Volksbühne, am Theater Neumarkt in Zürich und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Von 1998 bis 2003 war Stefan Bachmann Schauspieldirektor am Theater Basel, 1999 wurde das Haus in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum Theater des Jahres gewählt. Seit 2001 ist Stefan Bachmann auch als Opernregisseur tätig. Zuletzt arbeitete er u. a. am Deutschen Theater Berlin, am Thalia Theater Hamburg, an der Staatsoper Unter den Linden und am Maxim Gorki Theater Berlin. Seit 2009 arbeitet er kontinuierlich am Wiener Burgtheater. Er war mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zuletzt 2011 mit seiner Wiener Inszenierung von Kathrin Rögglas „Die Be­teiligten“. In der vergangenen Spielzeit inszenierte Stefan Bachmann am Staatsschauspiel Dresden Harry Mulischs „Das steinerne Brautbett“. 2013 wird er Intendant des Schauspiels Köln.

In Koproduktion mit den 17. Internationalen Schillertagen / Nationaltheater Mannheim.

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Benjamin Pauquet 100 Küsse

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Die Premieren im Kleinen Haus Die Jungfrau von Orleans Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller mit Dresdner Jugendlichen Premiere am 16. September 2012 im Kleinen Haus 1 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Marc Prätsch p Bühne: Philipp Nicolai p Kostüm: Tine Becker p Musik: Sven Kaiser

Titus Andronicus Römische Tragödie von William Shakespeare Premiere in Wrocl⁄aw am 15. September 2012 Premiere in Dresden am 28. September 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Jan Klata p Bühne und Kostüm: Justyna Lagowska ⁄

Jeanne d’Arc ist ein Mädchen vom Land, 13 Jahre alt und Der General Titus Andronicus kehrt von einem erfolgreischüchtern. Eines Tages vernimmt sie Stimmen, die sie chen Feldzug gegen die Goten nach Rom zurück. Als er ermutigen, als Gottes Waffe auf Erden hinaus in die Welt den Sohn der gefangenen Barbarenkönigin Tamora auf zu gehen. Sie nimmt den Auftrag an und führt das fran- dem Grab seiner im Krieg gefallenen Söhne opfert, setzt zösische Heer in die Schlacht gegen die Engländer, die er ein teuflisches Spiel der Rache in Gang. Frankreich schon fast eingenommen haben. Keiner ihrer „Die höchst jammervolle römische Tragödie von Titus AnGegner wird verschont, Jeanne d’Arc verfolgt ihre Mis- dronicus“ war zu William Shakespeares Lebzeiten und sion mit größter Härte, und alle Krieger folgen ihr bedin- noch viele Jahre danach eines seiner erfolgreichsten Stügungslos bis zum Sieg. Man nennt sie nun ehrfurchtsvoll cke. Schon 1620 wurde das Stück, ein Frühwerk Shakes­ „Johanna von Orléans“, und auch König Karl der Siebte peares, auf Deutsch nachgedichtet und -gespielt. Zuvon Frankreich glaubt an ihre göttliche Berufung. Viele gleich wurde die Verfasserschaft Shakespeares bis ins 20. Männer werben um Johanna, jeden weist sie entschieden Jahrhundert immer wieder vehement bestritten.    t. s. zurück. Als sie im Gefecht auf den englischen Feldherrn Eliot befand, es sei „eines der dümmsten und uninspiLionel trifft, besiegt Johanna ihn und schenkt ihm dann riertesten Stücke, die je geschrieben wurden, und es ist das Leben, weil sie sich auf der Stelle in ihn verliebt hat. unglaublich, dass Shakespeare seine Finger dabei im Johanna weiß, dass damit ihr Gelübde vor Gott gebro- Spiel gehabt haben soll“. „Titus Andronicus“ ist Shakeschen ist. Bei der Krönungsfeier Karls wird sie von ihrem peares Stück mit der höchsten „body count“-Rate: 14 eigenen Vater beschuldigt, mit dem Teufel im Bunde zu Morde, davon die Mehrzahl auf offener Bühne (also ca. stehen. Johanna, eben noch wie eine Heilige verehrt, alle 170 Zeilen ein Mord). Spannung durch das Ankündiwird nun verbannt und gerät in englische Gefangen- gen und Erfinden besonders perfider Quälereien. Die überschaft. Als sie dort ein zweites Mal auf Lionel trifft, wi- volle Handlung – Kaiser werden gekrönt, Generäle gedersteht sie der Versuchung und sagt sich von ihrer Liebe stürzt, Ehen werden geschlossen und sogleich wieder auflos. Von wundersamer Kraft ergriffen, sprengt Johanna gelöst – wird vom Irrwitz der Gewalt regiert. „Titus Andihre Ketten und zieht wieder in die Schlacht, die sie zu- ronicus“ ist ein erbarmungslos pessimistisches Stück, gunsten der Franzosen wenden wird: „Hinauf, hinauf, die Hasstirade und Schlachtruf gegen Kultur und Natur des Erde flieht zurück! Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Menschen. Freude!“ Diese Tragödie war immer wieder Anlass und HerausforJeanne d’Arc hat wirklich gelebt. Die Gotteskriegerin mit derung zu spektakulären Bearbeitungen. Nun inszeniert der reinen Seele und dem unerschütterlichen Glauben der polnische Regisseur Jan Klata „Titus Andronicus“ mit war 19 Jahre alt, als sie auf dem Scheiterhaufen starb. Als Schauspielern aus Dresden und Wrocl aw auf Deutsch und Johanna von Orléans scheiterte sie am berechnenden Polnisch: „Spätrömische Dekadenz“ vs. „Neue Barbaren“. Pragmatismus der realen Welt und an ihrer eigenen Ein Porträt des Regisseurs Jan Klata finden Sie auf p Seite 66 Menschlichkeit. Sie hat Geschichte geschrieben und ist selbst zur Legende geworden. Eine Koproduktion mit dem Teatr Polski Wrocl aw. Ein Gespräch mit dem Regisseur Marc Prätsch p Seite 64 ⁄



Marc Prätsch wurde 1971 in Hamburg geboren. Nach einer Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover wurde er 1998 am Schauspiel Hannover engagiert, wo er bis 2003 Ensemblemitglied war. Seither arbeitet Marc Prätsch vorrangig als Regisseur. Er gilt als Spezialist für Theaterprojekte, in denen jugendliche Laien gemeinsam mit professionellen Schauspielern auf der Bühne stehen. Es ent­­standen u. a. Arbeiten am Stadttheater Hildesheim, am Theater Freiburg, am Deutschen Theater Berlin sowie Inszenierungen am Schauspiel Hannover, darunter Shakespeares „Romeo und Julia“, das 2008 zum Theatertreffen der Jugend nach Berlin ein­­geladen wurde. In der Spielzeit 2010.2011 hatte Marc Prätsch die Leitung des Jungen Schauspiel Hannover inne. Am Staatsschauspiel Dresden entstanden unter seiner Regie die Bürgerbühnen-Produktionen „Die Nibelungen“ nach Hebbel sowie „Jugend ohne Gott“ nach Ödön von Horváth.

Jan Klata wurde 1973 in Warschau geboren. Nach seinem Regie­ studium in Warschau und Krakau assistierte er bei renommierten polnischen Regisseuren wie Jerzy Grzegorzewski oder Krystian Lupa. Seine erste Inszenierung, Gogols „Der Revisor“, wurde von den Feuilletons als wichtigstes Debüt des Jahres 2003 gefeiert. Seither gehört er zu den führenden Regisseuren seines Landes und arbeitet an den bedeutendsten Bühnen Polens, u. a. in Warschau, Krakau und Wrocl aw. Seine Inszenierungen wurden zu diversen Festivals im Ausland eingeladen, u. a. zum Festival d’Automne in Paris und zum Internationalen Festival Buenos Aires. 2006 inszenierte Jan Klata mit Shakespeares „Richard III.“ in Graz erstmals eine Arbeit im deutschsprachigen Raum. Die deutsche Erstaufführung von Mark Ravenhills „Shoot / Get Treasure / Repeat“ am Düsseldorfer Schauspielhaus führte ihn 2009 zum ersten Mal nach Deutschland. Zuletzt inszenierte Jan Klata Schillers „Die Räuber“ am Schauspielhaus Bochum. ⁄

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Das normale Leben oder Körper und Kampfplatz von Christian Lollike Deutschsprachige Erstaufführung am 19. Oktober 2012 im Kleinen Haus p Regie: Hauke Meyer

Ich armer Tor nach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männern in der Midlife-Crisis Uraufführung am 10. November 2012 im Kleinen Haus 3 Eine Produktion der Bürgerbühne p Regie: Miriam Tscholl

Nicht vergessen, einen Fahrradhelm zu tragen. Nicht vergessen, Zahnseide zu benutzen. Den Sicherheitsgurt und den amtlich geprüften Kindersitz nicht vergessen. Nicht vergessen, dass radikale Muslime tödlich sind. Nicht vergessen, täglich sechs Stück Obst zu essen. Nicht vergessen! Die Personen a, b und c setzen sich zum Ziel, ein Plädoyer für die Lebensfreude zu verfassen – eine Huldigung an die Selbstentfaltung und die Freiheit des Individuums. Bei ihrer Recherche bemerken sie jedoch, dass sie überall Beobachtung und Überwachung ausgesetzt sind, sei es durch Kameras, Vorschriften oder das eigene Spiegelbild. Statt die Unbeschwertheit des Seins zu feiern, geraten sie in ein Gedankenkarussell aus Verfolgungswahn und Albträumen, in dem prinzipiell alles gefährlich und gesundheitsschädlich erscheint: Denn wer mit Vergnügen isst, wird fett. Wer bei der Arbeit träumt, riskiert, den Job zu verlieren. Und dunkelhäutige Männer mit Bart können fanatische Mörder sein, also Vorsicht! Das Klima der permanenten Angst und des Anspruchs an sich selbst, stets alles richtig zu machen, steigert sich unweigerlich zur Hysterie. Aus diesem Grund existiert – scheinbar jedem von uns an die Seite gestellt – ein Kontrollorgan, die sogenannte „Innere Stasi“. Sie appelliert an grundlegende Eigenschaften wie Gehorsam, Vernunft und Eitelkeit, um den Einzelnen in den vorgeschriebenen Bahnen zu halten. Gesteuert wird sie wiederum von der „Aufsicht für seelische Angelegenheiten“, einer geheimen Organisation, die die gültigen Richtlinien festlegt und somit dem Bürger hilft, einen „Zustand der Normalität“ zu erreichen, der zum Besten aller ist. Christian Lollikes Figuren werden mit verschiedenen Formen der Kontrolle konfrontiert, die sie daran hindern, sich frei zu entfalten und ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Ihre Versuche, sich dieser Kontrolle zu entziehen, haben äußerst komische Folgen. Christian Lollike beantwortet einige Fragen zu Dänemark und Deutschland p Seite 69

Hand aufs Herz: Die besten Jahre sind vorbei. Was soll jetzt noch kommen? Ziehen Sie Bilanz und geben Sie es zu: Das Leben ist endlich, und Sie sind nicht mehr der dynamischste Hecht im Teich. Aber! Sparen Sie sich das Geld für den Therapeuten, schmeißen Sie Ihren Job nicht hin, beenden Sie nicht Ihre Beziehung und gehen Sie nicht in den Swingerclub, sondern lesen Sie auf der Bühne Goethes „Faust“! Denn Sie wissen ja: Jede Krise ist auch eine Chance. Faust hat eine steile Wissenschaftskarriere hinter sich und zieht kritisch Bilanz. Erstens sind seine Forschungsergebnisse nicht wirklich brauchbar und zweitens ist er unfähig, sein Leben zu genießen. Deprimiert und lebensmüde schließt er einen Pakt mit dem Teufel. Durch einen Zaubertrank zurückverwandelt in einen jungen Mann, beginnt er eine Liebschaft mit dem 14-jährigen Gretchen. Er weiß, dass das nicht gut gehen kann. Aber es kommt schlimmer. Wir danken den Ratgeberautoren für die Erfindung der Midlife-Crisis und fragen Goethe und Dresdner Männer: Was ist dran? Ein Gespräch mit der Regisseurin Miriam Tscholl finden Sie auf p Seite 64

Entstanden im Rahmen des Austauschprojekts „Der fremde Blick/Blikket udefra“. Gefördert im Fonds Wanderlust der Kulturstiftung des Bundes. Hauke Meyer wurde 1984 bei Hamburg geboren. Er assistierte am Schauspielhaus Hamburg und am Thalia Theater Hamburg u. a. bei Klaus Schumacher, Stephan Kimmig und Nicolas Stemann. Nach dem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften in Hildesheim absolvierte er ein Gastsemester bei Jim Guedo an der University of Saskatchewan in Kanada. Seine erste eigene Inszenierung, „Das wartende Mädchen für alles“ von Hendrik von Bültzingslöwen, entstand 2009 in der freien Szene in Hamburg. Von 2009 bis 2012 war Hauke Meyer Regieassistent am Staatsschauspiel Dresden, wo er u. a. mit den Regisseuren Simone Blattner, Stefan Bachmann, Barbara Bürk und Simon Solberg zusammenarbeitete.

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Miriam Tscholl wurde 1974 in Freiburg im Breisgau geboren und studierte Architektur in Wiesbaden und Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Am dortigen Institut für Medien und Theater war sie von 2004 bis 2008 als künstlerische Mitarbeiterin tätig. Sie begründete die freie Theatergruppe Werkgruppe 1 mit und inszenierte u. a. in Hildesheim, Leipzig und am Jungen Schauspiel Hannover. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreichen europäischen Festivals gezeigt. Seit der Spielzeit 2009.2010 leitet Miriam Tscholl die Dresdner Bürgerbühne. Hier inszenierte sie u. a. Horváths „Das Magazin des Glücks“, das Schiller-Projekt „Diesen Kuss der ganzen Welt“, Frischs „Andorra“ und zuletzt „Ja, ich will!“, ein Spiel mit Verheirateten.

Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams Premiere am 22. November 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Nuran David Calis p Bühne: Irina Schicketanz

Aus dem Leben eines Taugenichts nach der Novelle von Joseph von Eichendorff Premiere am 7. Dezember 2012 im Kleinen Haus Regie: Jan Gehler p Bühne: Sabrina Rox

Blanche Du Bois musste ihr Elternhaus verlassen. Sie konnte das herrschaftliche Anwesen nicht mehr halten, und so ist „Belle Rêve“ versteigert worden. Vom schönen Traum eines sorglosen Lebens unter ihresgleichen, dem Geldadel der nordamerikanischen Südstaaten, ist Blanche nur ein Koffer voll eleganter Kleider und ihre intellektuelle Attitüde geblieben. Als sie ihren Job als Lehrerin verliert, sucht sie bei ihrer jüngeren Schwester Stella in New Orleans Unterschlupf. Stella lebt in ärmlichen Verhältnissen mit dem polnischen Einwanderer Stanley Kowalski zusammen, einem Arbeiter und Ex-Soldaten. Im Gegensatz zu Blanche verleugnet Stella ihre gute Herkunft, denn für den impulsiven Stanley ist jede Form von „großbürgerlichem Gehabe“ die pure Provokation. Bald kommt es zu Spannungen in dem kleinen Apartment: Blanche gibt sich fortwährend als etwas Besseres aus. Unablässig träumt sie von einer rosigen Zukunft und verschweigt nicht, dass Stanley und seine Saufkumpels in ihren Augen primitive Versager sind. Auch Stanley provoziert Blanche gerne, hat er doch längst die Aussichtslosigkeit ihrer Lage durchschaut. Blanches letzte Hoffnung auf ein bisschen Glück ist die Beziehung mit dem schüchternen Mitch. Als Stanley dunkle Details aus Blanches Vergangenheit enthüllt, zieht Mitch sich zurück und lässt sie mit dem jähzornigen Stanley allein. In Tennessee Williams’ weltberühmtem Stück trifft eine neue Generation eingewanderter Aufsteiger auf die zum Niedergang verurteilte nordamerikanische Oberschicht. Während Williams schrieb, erinnerte er sich an eine in den 1950er-Jahren aufgegebene Straßenbahnlinie in New Orleans, deren Endstation „Desire“ hieß. Nach ihr benannte er sein Drama: „A Streetcar Named Desire“ (Endstation Sehnsucht), das u. a. von Elia Kazan mit Marlon Brando als Stanley und Vivien Leigh als Blanche verfilmt wurde. Der Regisseur Nuran David Calis begibt sich auf eine Spurensuche in New York p Seite 71

Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ ist wohl die bekannteste Novelle der Romantik überhaupt. Unverstanden von der Welt der Erwachsenen, aber voller Sehnsucht und auf der Suche nach Liebe und dem Sinn des Lebens macht sich der Taugenichts auf den Weg. Vom Vater weggejagt, weil er lieber nichts tut, als diesem zur Hand zu gehen, läuft er los, ziellos, und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die meiste Zeit aber träumt er von Aurelie – der scheinbar unerreichbaren Gräfin. Für sie singt und dichtet er Liebeslieder. Allein er findet kein Gehör. Und weil ihm „die Welt zu eng und die Ewigkeit zu kurz ist“, zieht er fort ins sündige Rom, wo er sich von ungezügelten Romanzen, frivolen Verführungen und undurchsichtigen Versteckspielen verlocken lässt. Die Sehnsucht nach Aurelie jedoch bleibt; wo er geht und steht, erscheint ihm ihr Bild. Und als ihn – ganz unverhofft und unerwartet – ein Brief von Aurelie erreicht mit der Bitte, zu ihr zu kommen, zögert er keine Sekunde und tritt augenblicklich die Rückreise an. Es fällt leicht, sich mit Eichendorffs Figur zu identifizieren: Die Reise- und Lebenslust des Taugenichts führt raus aus der Einöde des Alltags. Es gibt kein festes Ziel, das Glück liegt im Reisen, im Müßiggang, im Träumen selbst. Eichendorffs Taugenichts ist der Gegenentwurf zum durchrationalisierten und reglementierten Leben in einer auf Zweck und Funktion gedrillten Welt. Sein Taugenichts ist ein Träumer. Ein Träumer, der uns einlädt, unsere Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Drei junge Autoren erzählen, was Arbeit, Musik und das Reisen in ihrem Leben bedeuten p Seite 72

Nuran David Calis wurde 1976 in Bielefeld geboren. Er studierte Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München und arbeitet als Autor, Theater- und Filmregisseur. Zunächst drehte er Kurzfilme und Videoclips für Hip-Hop-Bands. 2003 wurde sein erstes Theaterstück „Dog Eat Dog“ uraufgeführt, das im selben Jahr im Rahmen der Autorentheatertage am Thalia Theater Hamburg präsentiert wurde. Seine schriftstellerische Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet. Für seine Inszenierung von Schillers „Die Räuber“ wurde er 2006 mit dem Wiener Theaterpreis „Nestroy“ in der Kategorie „Bester Nachwuchsregisseur“ ausgezeichnet. Seine viel beachtete Bearbeitung von Wedekinds „Frühlings Erwachen!“, die 2007 am Schauspiel Hannover uraufgeführt wurde, verfilmte er 2010 für das zdf. 2006 drehte er den Kinofilm „Meine Mutter, mein Bruder und ich“, für den er auch das Drehbuch schrieb. 2011 veröffentlichte er den Roman „Der Mond ist unsere Sonne“. Nuran David Calis arbeitet regelmäßig an Theatern in Bochum, Stuttgart und Berlin. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte er zuletzt 2009 Henrik Ibsens „Peer Gynt“.

Jan Gehler wurde 1983 in Gera geboren. Nach dem Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim war er 2006 Mitbegründer der freien Theatergruppe notschnoi patrul. Seine Regiearbeit „Separatisten“ von Thomas Freyer wurde im selben Jahr zum Körber Studio Junge Regie am Hamburger Thalia Theater eingeladen. Von 2009 bis 2011 war er Regieassistent am Staatsschauspiel Dresden, wo er in der Spielzeit 2010.2011 Robert Walsers „Jakob von Gunten“ inszenierte. 2010 gewann er für seine Bearbei­ tung von „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare den Jurypreis beim Regiefestival versionale. In der vergangenen Spielzeit inszenierte Jan Gehler die Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“, die 2012 zum Theaterfestival Radikal jung nach München und zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen wurde.

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Baumeister Solness von Henrik Ibsen Premiere im Januar 2013 im Kleinen Haus 1 Regie: Burghart Klaußner

Kapi Tal der Puppen von René Pollesch Uraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 1 Regie: René Pollesch p Bühne: Janina Audick

Hoch auf dem Kirchturm hatte es ihn gesehen, vor zehn Die Texte des Autors René Pollesch beschäftigen sich mit Jahren, sehnsüchtig nach eigener bedeutender Zukunft den Phänomenen und Widersprüchen unserer Zeit. Ob ihm zugejubelt: das Mädchen Hilde Wangel. Ihm, der da- zur Krise der Kunst als Instrument der Sozialkritik, dem mals am Beginn einer großen Karriere stand – Halvard drohenden Verlust der Identität in der neuen Arbeitswelt Solness. Ein Königreich hatte er ihm versprochen, dem oder dem Kreativitätsbegriff eines Kunstschaffenden Kind, das ihm damals Siegel für seinen Erfolg war. schlechthin – Pollesch greift die Themen auf, die er selbst Doch zwischen dem Damals und dem Jetzt liegt gelebtes in seinem Alltag wahrnimmt, und entwickelt in seinen Leben. Wieder steht Solness in schwindelerregender Höhe, Inszenierungen eine Theorie, um diese Wahrnehmungen auf dem Gipfelpunkt möglichen Erfolgs. Alle Rivalen hat eindrucksvoll zu beschreiben und zugänglich zu machen. er mit Vehemenz vertrieben. Aber um ihn ist es einsam „Meine Arbeiten“, sagt er, „leben von einer Kompetenz für geworden. Ein Haus mit drei Kinderzimmern hat er sich das, was meine Probleme sind, von meinem Wunsch, gebaut, diese Zimmer aber werden leer bleiben. Die Frau mich zu verorten, meinem Wunsch, mich zu orientieren an seiner Seite ist nach dem Brand des Hauses, in dem und der damit verbundenen Energie.“ Die Stimmen seiihre Söhne umkamen, erstarrt, erstarrt über dem Verlust ner Stücke gehören dabei keineswegs naturalistischen und der eigenen Zukunftslosigkeit. Sie ist ihm zum Spie- Theaterfiguren oder psychologischen Charakteren. Polgel eigener Ängste geworden. Ist nun er an der Reihe, von leschs Schauspieler sind vielmehr Sprach- und Denkmaden Jüngeren, den Zukunftsträgern, von der Erfolgsleiter schinen, die in absurd beschleunigten Turbo­dialogen die gestoßen zu werden? Die Mechanismen, die dazu nötig Verzweiflung und Hysterie des Nachdenkens über eine sind, kennt er ja allzu gut. In dieser Situation taucht absurde Welt zelebrieren. Hilde wieder auf, nun eine lebenshungrige junge Frau, Dabei ist er nicht nur als Autor, sondern auch als Regisund fordert das Einlösen des damaligen Versprechens – seur seiner eigenen Texte maßgeblich beteiligt. Der Auein Schloss für ihr Königreich. Kann Hilde für Solness tor Pollesch nimmt keine klassischen Werkaufträge von die Tür zu einem nochmaligen Beginn aufstoßen? In Theatern an, vielmehr entstehen seine Stücke unmittelmaßloser Überschätzung seiner Kräfte besteigt er das bar in der Arbeit mit einem Schauspielensemble – also Dach seines Hauses, um wie damals auf dem Kirchturm durch den Autor und den Regisseur in Personalunion. Zu für sie einen Richtkranz zu befestigen. Doch heute ist Probenbeginn stellt er den Mitwirkenden eine Materialnicht damals. Baumeister Solness stürzt ab, im freien sammlung theoretischer Texte aus Philosophie und WisFall aus dem Leben. senschaft zur Verfügung, die zunächst vom Regisseur Der Architekturkritiker Maik Novotny erzählt von der Sehn- Pollesch in gleichberechtigter Zusammenarbeit mit dem sucht, einen Turm zu bauen p Seite 74 Ensemble auf ihre Bühnentauglichkeit überprüft werden. Erst dann wird der Autor tätig und formt sein Stück. Schnelles diskursives Denken und Sprechen lässt eine Theorie entstehen, die sich in ihrer Entstehung manchmal selbst zu überholen scheint – radikaler und stimmiger lässt sich eine fragmentierte Hyperwelt wie die unsere vielleicht gar nicht fassen. Ein Gespräch mit René Pollesch über seine Arbeit lesen Sie auf p Seite 76

Burghart Klaußner wurde 1949 in Berlin geboren und studierte Schauspiel an der Max-Reinhardt-Schule Berlin. Es folgten Engagements u. a. an Theatern in Berlin, Köln, Frankfurt / Main, Hamburg und Zürich, wo er mit Regisseuren wie Peter Stein, Wilfried Minks, Jossi Wieler, Karin Beier und Matthias Hartmann zusammenarbeitete. Darüber hinaus ist Burghart Klaußner in zahlreichen Filmund Fernsehproduktionen zu sehen. Für seine Arbeit als Schauspieler wurde er vielfach ausgezeichnet – bereits zweimal erhielt er den Deutschen Filmpreis. Michael Hanekes viel beachteter Film „Das weiße Band“, in dem Klaußner eine der Hauptrollen spielte, war 2011 als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. Als Schauspieler ist Klaußner am Staatsschauspiel Dresden derzeit als König Philipp II. in „Don Carlos“ sowie als Dorfrichter Adam in „Der zerbrochne Krug“ zu sehen. An den Hamburger Kammerspielen gab er 2006 sein Regiedebüt mit der Inszenierung von Edward Albees „Die Ziege oder Wer ist Sylvia?“. Am Schauspielhaus Bochum inszenierte er u. a. die deutsche Erstaufführung von Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“.

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René Pollesch, geboren 1962 in Friedberg / Hessen. Nach seinem Studium der Angewandten Theaterwissenschaften in Gießen entstanden erste Auftragswerke und Inszenierungen am tat in Frankfurt / M ain. 1999 war er Hausautor am Luzerner Theater, danach am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 2001 bis 2007 war er Künstlerischer Leiter des Praters der Volksbühne Berlin. Seine Trilogie „Stadt als Beute“, „Insourcing des Zuhause. Men­schen in Scheißhotels“ und „Sex“ wurde zum Berliner Theatertreffen 2002 eingeladen. Im selben Jahr wählte ihn die Jury der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum Autor des Jahres. Für sein Stück „www-slums“ erhielt er 2001, für „Cappuccetto Rosso“ 2006 den Mülheimer Dramatikerpreis. 2012 wurde René Pollesch mit dem Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis ausgezeichnet. Er inszeniert seine eigenen Stücke u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Wiener Burg­t heater, am Schauspielhaus Hamburg, an den Münchner Kammerspielen, am Zürcher Schauspielhaus, in Warschau sowie an der Volksbühne Berlin. Mit „Kill your darlings! Streets of Berladelphia“, das er an der Berliner Volksbühne herausbrachte, ist Pollesch zum Berliner Theatertreffen 2012 eingeladen.

Ein neues Stück Ein Werkauftrag des tt Stückemarkts 2012 Uraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 3

Der Stückemarkt des Berliner Theatertreffens vergibt seit 2007 einen Werkauftrag, der mit einer Uraufführung an wechselnden Partnertheatern verbunden ist. 2012 hat die Jury fünf Dramatikerinnen und Dramatiker und erstmals auch ein Theaterkollektiv ausgewählt: Pamela Carter, Michel Decar, Magdalena Fertacz, Julia Holewin´ska, Wolfram Höll und das Theaterkollektiv Markus & M arkus. Während des Berliner Theatertreffens werden die Texte in szenischen Lesungen mit prominenten Schauspielern präsentiert. Am 14. Mai 2012 wird die Jury den Gewinnertext bekanntgeben, dessen Uraufführung in dieser Spielzeit am Staatsschauspiel Dresden Premiere feiern wird. Pamela Carters Stück „Skåne“ zeigt Stationen einer gescheiterten Affäre im Rückwärtsgang und führt zugleich die Krise moderner Lebens- und Beziehungsentwürfe vor. Fragmentarisch erzählt Michel Decar in „Jonas Jagow“ von der größenwahnsinnigen Wut, mit der sein Titelheld der Stadt Berlin den Krieg erklärt. Magdalena Fertacz entwirft in ihrer Satire „Kalibans Tod“ ein Szenario der Privatisierung von Immigranten und demaskiert den zynischen Blick eurozentrischer Gönner. In Julia Holewin´skas Stück entpuppen sich ein Mann in Zeiten der Solidarnos´c´Bewegung und eine Frau im heutigen Polen als ein und dieselbe Person – und als „Fremde Körper“ in ihrer Zeit. Aus Kinderaugen beschreibt Wolfram Höll in „Und dann“ „vier Plattenbauten, drei Verlierlinge, zwei Kinder, einen Vater“. Das Theaterkollektiv Markus  & Markus bewegt sich zwischen Dokumentartheater, Lecture-Performance und Punkoper. Als Außerirdische kommen sie auf die Erde, um zu überprüfen, ob die Menschheit dem einseitigen Bild entspricht, das sie von sich im Weltall propagiert. Weitere Informationen zu den jungen Dramatikerinnen und Dramatikern sowie zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2012 finden Sie auf p Seite 79 In Zusammenarbeit mit dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2012. Gefördert durch die Bundeszen­ trale für politische Bildung / bpb.

Fabian. Die Geschichte eines Moralisten nach dem Roman von Erich Kästner Premiere im März 2013 im Kleinen Haus 1 Regie: Julia Hölscher

Jakob Fabian arbeitet zur Zeit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre als Werbetexter in Berlin. Dass er eigentlich auf den „Sieg der Anständigkeit“ wartet, hält Fabian nicht davon ab, das aufregende Berliner Nachtleben in Künstlerateliers und Bordellen zu erkunden, wo er sich in erotische Abenteuer stürzt. In Kneipen trinkt und diskutiert Fabian mit Journalisten und gewinnt dabei Einblick in die manipulative Welt der Medien. Im Kampf der Kommunisten gegen die Nationalsozialisten gerät er zwischen die Fronten und bleibt doch immer der distanzierte Beobachter. Ebenso wie sein Freund Labude spürt er, dass sich das Klima in der Metropole Berlin bedrohlich verändert: „Hinsichtlich der Bewohner gleicht sie längst einem Irrenhaus. Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang.“ Auf seinen nächtlichen Streifzügen lernt Fabian die Juristin Cornelia kennen und verliebt sich in sie. Doch das Glück währt nur kurz: Erst verliert Fabian seine Stellung, dann verlässt ihn Cornelia. Sie hofft auf eine Karriere beim Film und wird die Geliebte eines Filmproduzenten. Kurz darauf erschießt sich Fabians Freund Labude, weil seine Habilitationsschrift abgelehnt worden ist. Als sein Selbstmord sich als „tragischer Witz“ erweist – ein intriganter Kommilitone hat die Ablehnung nur vorgetäuscht –, flieht Fabian aus Berlin nach Hause in die Provinz. Noch 20 Jahre nach Erscheinen des „Fabian“ sah Kästner sich genötigt zu erklären, warum sein Roman kein unmoralisches Buch ist: „Der Roman wollte vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland näherte! Er wollte mit allen Mitteln in letzter Minute Gehör und Besinnung erzwingen. Der Moralist pflegt seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Wenn auch das nicht hilft, hilft überhaupt nichts mehr.“ Die Autorin Katja Kullmann erläutert, warum Kästners „Fabian“ einer von uns ist p Seite 80

Julia Hölscher, geboren 1979 in Stuttgart, studierte zunächst Gesang, bevor sie 2003 für ein Regiestudium an die Theateraka­ demie Hamburg wechselte. Beim Festival Körber Studio Junge Regie wurde ihre Inszenierung von „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach Aki Kaurismäki mit dem Regiepreis 2007 ausgezeichnet. Im selben Jahr inszenierte sie die Uraufführung von Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ am Schauspiel Hannover. Es folgten Inszenierungen am Schauspiel Hannover, am Schauspiel Frankfurt, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Schauspiel Magdeburg. Seit 2009 ist Julia Hölscher Hausregisseurin am Staatsschauspiel Dresden. Hier inszenierte sie bisher u. a. „Adam und Evelyn“ nach dem Roman von Ingo Schulze, Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“ sowie Hauptmanns „Einsame Menschen“ und zuletzt Molnárs „Liliom“.

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Hannelore Koch und Sebastian Wendelin 100 Angeln

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Ahmad Mesgarha 100tausend Ostmark

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Cash. Das Geldstück Dresdner spekulieren Uraufführung im März 2013 im Kleinen Haus 3 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Melanie Hinz

Meine Akte und ich Eine Recherche über die Staatssicherheit in Dresden Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus 3 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Clemens Bechtel

Über Geld redet man nicht. Damit ist jetzt Schluss! „Cash“ Anknüpfend an die Recherche von „Radioortung – 10 Aklegt offen, was bisher als privates Geheimnis gehütet tenkilometer Dresden“ der Performancegruppe Rimini und gehortet wurde. Sparschweine, Goldbarren, Aktien, Protokoll werden Dresdner Bürger, die Erfahrung mit Lohnabrechnungen und das letzte Hemd zeugen von Akten der Staatssicherheit haben, auf die Bühne geladen. Dies geschieht im Rahmen des internationalen Projekts dem, was wir alle brauchen und haben wollen und was uns zugleich seit Jahren in große Krisen und Angst ver- „Parallel Lives“, in welchem Theater aus sechs ehemaligen setzt: Geld. Finanzkrise, Sparpakete, ein bedrohter Euro – Ostblock-Staaten die Geschichte ihrer Geheimdienste das Gespenst des Geldes geht um, legt Börsen lahm, bearbeiten. bringt Banken zu Fall und die Bewegung der 99 % hervor, Die Staatssicherheit der ehemaligen ddr zeichnete sich die die Wall Street besetzt. Angst vor Arbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen Geheimdiensten vor allem und Inflation steht der Undurchschaubarkeit des kapita- durch die Akribie aus, mit der Menschen und ihre Lebensgeschichten beobachtet wurden. 1989 standen im listischen Marktes gegenüber. Eine kleine Gruppe von Bezirk Dresden 3.551 hauptamtliche und 11.424 inoffiziDresdner Pfennigfuchsern, Luxusgöttinnen, Geizhälsen und Finanzmarktspezialisten begibt sich auf eine aben- elle Mitarbeiter im Dienst der Staatssicherheit. Die vorteuerliche Mission, die Magie des Geldes zu entschlüs- handenen Dokumente über ein und dasselbe Ereignis aber unterscheiden sich oft in solchem Maße, dass man seln und dingfest zu machen. In einem Schlaraffenland nicht vermuten würde, dass ein und dieselbe Situation voller Taler betrachtet sie den schönen Schein des Geldes beschrieben wird. Geben diese Dokumente wirklich eine und fragt sich: Welche Träume und Gefahren stecken hinter so banalen kupfernen Metallstücken und papiere- relevante Auskunft über das, was sie beschreiben? Lässt nen Noten? Wie viel davon braucht man für ein genü- sich anhand dieser Protokolle Geschichte rekonstruiegend gutes Leben? Und sie spekuliert. Was ist Luxus? ren? Und warum fällt der Blick von heute auf diese Akten Hans im Glück, Karl Marx, Miss Moneypenny und er- so anders aus als damals? Wie kommt es, dass das, was wir heute als grotesk und menschenverachtend empfinlegte Opfertiere begegnen den Spekulanten ebenso wie den, damals vielen Menschen als normal und notwendig der eigene Traum vom guten Leben. Ein Gespräch mit der Regisseurin Melanie Hinz finden Sie auf   erschien? Ein Gespräch mit dem Regisseur Clemens Bechtel finden Sie p Seite 64 auf  p Seite 64 In Koproduktion mit dem Internationalen Theaterfestival Divadelná Nitra im Rahmen des Projektes „Parallel Lives“.

Melanie Hinz wurde 1980 in Kassel geboren. Seit ihrem Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis an der Universität Hildesheim ist sie Grenzgängerin zwischen Theater und Wissenschaft. Sie arbeitet in unterschiedlichen Projektformen mit Studierenden, nichtprofessionellen Darstellern und im Kollektiv. Seit 2006 lehrt Melanie Hinz am Hildesheimer Institut für Medien und Theater und promoviert derzeit über „Theater und Prostitution“. Sie ist Gründungsmitglied der Performancegruppe Fräulein Wunder ag, die 2008 zum Freischwimmer-Festival von Kampnagel Ham­­burg eingeladen wurde und 2011 den Best-offPreis des Festivals Freier Theater der Stiftung Niedersachsen gewonnen hat. In der Spielzeit 2009.2010 inszenierte Melanie Hinz an der Dresdner Bürgerbühne „fkk. Eine Frauenkörperkomödie“.

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Clemens Bechtel, geboren 1964 in Heidelberg, studierte an der Uni­versität Gießen Angewandte Theaterwissenschaften. Seit 15 Jahren arbeitet er als freier Regisseur. Er inszenierte u. a. in Deutschland, der Schweiz, Ungarn, Rumänien, Dänemark sowie in Mali und Malawi. Seine Inszenierung „Staatssicherheiten“ am Hans Otto Theater in Potsdam, in der 15 ehemalige Häftlinge über die Gefängnisse der Staatssicherheit berichten, wurde mit dem Friedrich-Luft-Preis 2009 als beste Inszenierung in Berlin und Brandenburg ausgezeichnet. Zuletzt inszenierte Clemens Bechtel Verdis „Requiem“ an der Oper Köln und ein Projekt über Entwicklungshilfe am Nanzikambe Theatre in Blantyre, Malawi.

Das Deutschlandgerät nach der Erzählung von Ingo Schulze Uraufführung im Juni 2013 im Kleinen Haus 2 Regie: Christoph Frick

Ingo Schulze hat eine Erzählung geschrieben und sie dem Staatsschauspiel Dresden für eine Inszenierung empfohlen: „Das Deutschlandgerät“. Es ist eine Geschichte über die zufällige Begegnung zweier Autoren und das „Unwahrscheinliche im Alltäglichen“. Ausgangspunkt der in Briefform verfassten Erzählung ist die an einen Autor gerichtete Bitte eines Museums­ direktors, einen Artikel über Reinhard Muchas Kunstwerk „Ein Deutschlandgerät“ zu schreiben. Dieser Text wird zur Chronik der äußerst ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Autor und seinem Schriftstellerkollegen b.c., die mit einem ungeplanten Aufeinandertreffen im ice beginnt und mit dem Tod von b. c. endet. Respektvoll erinnert sich der Schreibende darin an die wenigen, aber eindrücklichen Zusammenkünfte mit dem älteren Freund und insbesondere an einen gemeinsamen Museumsbesuch, bei dem die Aufmerksamkeit der beiden ungleichen Literaten einem einzigen Werk gilt: dem „Deutschlandgerät“. b.c. wird dabei als renommierter Autor vorgestellt, der einst die ddr verließ und dessen Schreiberfolge weit zurückliegen. Bewusst gibt Ingo Schulze dem Leser Rätsel auf, indem er ihn im Unklaren darüber lässt, wer genau es ist, der von dieser Freundschaft erzählt: Ist es der Schriftsteller Ingo Schulze, ist es der Privatmensch oder ist es gar ein Kunstkritiker, der zufällig denselben Namen trägt? Und wer ist eigentlich b. c.? Sensibel und wirkungsvoll verwebt Ingo Schulze die verschiedenen Episoden zu einer Geschichte und wird dabei einmal mehr zum präzise beobachtenden Augenzeugen unserer Gesellschaft. Einen Auszug aus Ingo Schulzes Erzählung „Das Deutschlandgerät“ finden Sie auf  p Seite 84

Christoph Frick wurde 1960 geboren und ist seit 1991 Künstlerischer Leiter der Theatergruppe Klara, die zu den renommiertesten Formationen der freien Szene in der Schweiz gehört. Seit 2002 arbeitet er kontinuierlich am Luzerner Theater, am Schauspiel Köln, an den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel Hannover, wo er u. a. Lessings „Nathan der Weise“, Melvilles „Moby-Dick“ und Schillers „Die Räuber“ inszenierte. Seit der Spielzeit 2006. 2007 ist Christoph Frick Hausregisseur am Theater Freiburg. Am Staatsschauspiel Dresden inszenierte er in der vergangenen Spielzeit Martin Heckmanns „Vater Mutter Geisterbahn“, das zu den Mül­heimer Theatertagen 2012 eingeladen wurde.

Die Nase Ein Musikspiel nach der Novelle von Nikolai Gogol Premiere im Juni 2013 im Kleinen Haus 1 Eine Produktion der Bürgerbühne Regie: Miriam Tscholl p Musik: Michael Emanuel Bauer

Der Barbier Jakowlewitsch findet in seinem Frühstücksbrot eine Nase. Er weiß sofort, wem sie gehört: dem karriere­geilen Kowaljow, den er jeden Mittwoch und Sonntag rasiert. Voller Angst verpackt der Barbier die Nase und wirft sie in den Fluss. Beim Erwachen stellt Kowaljow fest, was jedem von uns passieren kann: Ihm fehlt seine Nase. Als er sich auf den Weg zur Polizei macht, trifft er seine eigene Nase in der Uniform eines Staatsrates. „Aber Sie sind doch meine Nase!“ Doch der Staatsrat sagt: „Sie irren sich, ich bin ich selbst.“ Die verzweifelte Jagd nach der eigenen Nase wird immer verworrener … Aber eines Tages erwacht Kowaljow mit seiner Nase im Gesicht, als ob nichts gewesen wäre. Es bleiben Fragen: Wie kam die Nase in das Brot, und warum gibt es Schriftsteller, die solche Geschichten erzählen? Gogols übermütige Groteske „Die Nase“ erschien 1836. Er schreibt über das Russland seiner Zeit: „Im Volk glänzt keinerlei Geist. Alle schwätzen von ihren Büros und Ministerien, alles ist niedergedrückt, alles festgefahren in sinn- und nutzloser Arbeit.“ Ein Gespräch mit der Regisseurin Miriam Tscholl finden Sie auf  p Seite 64

Miriam Tscholl ist seit der Spielzeit 2009.2010 Leiterin der Dresdner Bürgerbühne. Ausführliche Informationen zu ihrer Biografie finden Sie auf p Seite 26

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Die Premieren anderswo Radioortung – 10 Aktenkilometer Dresden Ein begehbares Stasi-Hörspiel von Rimini Protokoll Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus/Stadtrundgang p Konzept und Regie: Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)

Der Fall aus dem All Ein intergalaktisches Theaterspektakel in der Sächsischen Schweiz Uraufführung im Mai 2013 in einem Dorf in der Sächsischen Schweiz Eine Kooperation der Bürgerbühne mit Theater Aspik p Regie: Uli Jäckle

Im All findet ein intergalaktischer Wettbewerb statt: UnÜber zehn Aktenkilometer – je nach Zählweise – lagern im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde in der ehemali- ser Stern soll schöner leuchten. Seit vier Millionen Jahren belegen die Hemmeroiden regelmäßig den letzten Platz. gen Bezirkshauptsstadt Dresden. Wie wäre es, Protokolle der Observation an den Ort ihres Entstehens zurückzu- Jetzt reicht’s! Die gefrusteten Verlierer fangen die Nachbringen – gelesen und kommentiert von den Observier- barplaneten ein und stopfen sie in ihr schwarzes Loch. Seit vier Millionen Jahren findet auch auf der Erde ein ten? Wie hört es sich heute an, wenn sich ein scheinbarer Wettbewerb statt: Unser Dorf soll schöner werden. Die „Staats- und Klassenfeind“ zu dem äußert, was sich der Bewohner eines Dorfes in der Sächsischen Schweiz beleStaat zu ihm zusammenreimte? Wann wusste er/sie von dem Blick, der ihn/sie begleitete? Wann löst sich das Pro- gen dabei regelmäßig einen der hinteren Plätze. Jetzt tokoll von dem ab, was eigentlich stattfand? Und wie ver- reicht’s! Das galaktische Volk der Tetiker ist auf der Flucht vor hält sich ein ehemaliger im zu seinem Auftrag, was kann den Hemmeroiden und steuert in der Hoffnung auf ein aus seiner/ihrer Perspektive heute erzählt werden? blaues Wunder Dresden an. Sein Raumschiff rammt jeDie Dokumentartheaterspezialisten von Rimini Protokoll doch die Felsen der Sächsischen Schweiz und stürzt in eimachen die damals entstandenen Akten und die heutigen nem kleinen unbekannten Dorf am Rande der Erdscheibe Kommentare und Erinnerungen in einer Art akustischer ab. Mit ihrer Bruchlandung platzen die Tetiker mitten in Ausstellung im Dresdner Stadtraum zugänglich. Die Stadt wird per Mobiltelefon als unsichtbares Museum begehbar, die Vorbereitungen zum Wettbewerb … ein hörbares, höchst subjektives Archiv, das jeden einzel- Komische Science-Fiction, die die Schönheit der Sächsischen Schweiz aufgreift und die lieb gewonnenen Natur­ nen Besucher fordert, sich Geschichte(n) zu erlaufen und phänomene für ein paar Stunden lustvoll aus den Fugen sich selbst zu positionieren: Allein oder in Gruppen, gilt es für die Flaneure, selbst mit der Rolle der Überwa- katapultiert. chungsinstanz umzugehen – in eigenem Auftrag auf der „Der Fall aus dem All“ ist ein Landschaftstheaterprojekt, das in einem realen Dorf in der Sächsischen Schweiz Suche nach den Audiopforten in und unter der Stadt. stattfinden wird. Es spielen die Dorfbewohner gemeinRadioortung ist ein Format von Deutschlandradio Kul- sam mit Schauspielern des Theaters Aspik und des Staatsschauspiels Dresden. tur. Eine Koproduktion mit Rimini Apparat und dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen ddr. Geför- Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes. dert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der sed-Diktatur.

Rimini Protokoll Helgard Haug (*1969), Stefan Kaegi (*1972) und Daniel Wetzel (*1969) haben am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft studiert und arbeiten in unterschiedlichen Konstellationen unter dem Label Rimini Protokoll. Seit 2000 entwickeln sie auf der Bühne und im Stadtraum ihr Experten-Theater, das nicht Laien, sondern Experten des Alltags ins Zentrum stellt. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. 2006 wurde ihr „Wallenstein“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2007 wurden sie mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ und dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. 2011 folgte der Silberne Löwe der 41. Theaterbiennale Venedig für ihr Gesamtwerk. Am Staatsschauspiel Dresden entstanden unter der Regie von Rimini Protokoll bereits die deutsch-tschechische Koproduktion „Vùng biên giói“ sowie zuletzt das Kleist-Projekt „Herrmann’s Battle“.

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Theater Aspik ist ein Theaterkollektiv. Es ist in der Stadt und auf dem Land zu Hause – im Theater genauso wie in Räumen, die erst durch die Inszenierung zum Schauplatz werden. Einerseits ist Theater Aspik ästhetisch im zeitgenössischen Theater verortet und spielt mit performativen und installativen Elementen, anderer­seits ist es Theater „für alle“: volksnah, humorvoll und direkt. Neben Eigen- und Koproduktionen realisiert das Team alljährlich in Zusammenarbeit mit dem Forum für Kunst und Kultur Heersum e. V. ein großes Landschaftstheaterprojekt mit 200 Beteiligten. Der Regisseur des Theaterkollektivs ist Uli Jäckle, der in der Spielzeit 2010.2011 „Eins, zwei, drei und schon vorbei – ein Spiel vom Anfang und Ende der Dinge“ an der Bürgerbühne inszenierte.

Und außerdem … Dresdner Reden Das Atelier des Schwarzmarktes Die vom Staatsschauspiel Dresden mit der Sächsischen Nach dem großen Erfolg des „Schwarzmarktes für nützZeitung veranstaltete Reihe „Dresdner Reden“ besteht seit liches Wissen und Nicht-Wissen“, der im März 2010 meh1992, und bisher haben sich über 70 Künstler, Politiker, rere Tausend wissenshungrige Besucher ins Kleine Haus Schriftsteller, Architekten, Journalisten und Historiker lockte, haben die Künstlerin Hannah Hurtzig und das auf der Bühne des Schauspielhauses zu aktuellen Themen Staatsschauspiel ein Nachfolgeformat entwickelt: das der Zeit- und Kulturgeschichte geäußert. Dabei waren u. a. „Atelier des Schwarzmarktes. Ein offener Arbeitsraum Egon Bahr, Willy Brandt, Joschka Fischer, Hans-Dietrich für alle Freunde der erweiterten Themensuche“. Die AteGenscher, Meinhard von Gerkan, Günter Grass, Elke liers der letzten Spielzeit verhandelten Melancholie, arHeidenreich, Regine Hildebrandt, Alfred Hrdlicka, Walter chitektonische Identitätssuche, das Älterwerden und ArJens, Charlotte Knobloch, György Konrád, Peter Kulka, beitsverweigerung als politischen Widerstand sowie die Daniel Libeskind, Jonathan Meese, Adolf Muschg, Jan Ideen- und Wirkungsgeschichte grandioser Erfindungen Philipp Reemtsma, Rüdiger Safranski, Helmut Schmidt, aus Dresden. Gerhard Schröder, Alice Schwarzer, Peter Sloterdijk, Andres Veiel und Christa Wolf. Im Februar  /  März 2013. Musik zwischen den Welten Wenn die Theater- und Konzertagentur Andreas Grosse internationale Musiker aus den verschiedensten LänZEIT Forum Politik Wichtige gesellschaftliche Themen entwickeln sich in öf- dern und Kulturen einlädt, dann ist das Kleine Haus voll fentlichen Debatten weiter. Aus dieser Überzeugung her- mit begeisterten Musikliebhabern unterschiedlichster aus bringen die Wochenzeitung die zeit und das Staats- Stilrichtungen. Zwischen Tradition und Moderne, Ost schauspiel Dresden regelmäßig Persönlichkeiten aus Po- und West sind die Konzerte der Reihe angesiedelt, und litik, Kultur und Gesellschaft zur Diskussion auf der das Programm ist so vielfältig wie die Weltmusik selbst, Bühne zusammen. Im Rahmen des zeit forums politik mit Einflüssen aus Folk, Jazz, Rock, Pop und Klassik. Die Konzerte finden jeweils sonntags statt. p www.mzdw.de. sprachen zum Beispiel Christoph Hein, Uwe Tellkamp und Thomas Rosenlöcher mit der zeit-Redakteurin Evelyn Finger über das Verhältnis von Ost und West 20 Jahre Dresdner Philharmonie nach der Wiedervereinigung. Eine Podiumsdiskussion Der Kulturpalast wird umgebaut. Daher freuen wir uns, Anfang 2011 war dem Protest gegen die Neonazi-Aufmär- in der Spielzeit 2012.2013 die Dresdner Philharmonie mit sche am 13. Februar gewidmet: Detlef Sittel, Ingo Schulze, einigen Konzerten im Schauspielhaus zu Gast zu haben, Christian Demuth und Gerhart Baum diskutierten über u. a. unter der musikalischen Leitung von Kurt Masur den angemessenen Umgang mit dem Jahrestag der Bom- und Chefdirigent Michael Sanderling. bardierung Dresdens. Mit „Dresden, Hamburg, Halberstadt – Über Mythen und Wahrheiten des Bombenkrieges“ Tangotanztee war im Januar 2012 ein mdr-Figaro-Café in Kooperation Möchten Sie auch mal wieder so richtig Tango Argentino mit der zeit überschrieben, Wibke Bruhns, Matthias tanzen? Ob Sie tanzunkundig sind oder parkettsicher, alNeutzner, Thomas Rosenlöcher und Malte Thießen disku- lein oder zu zweit: Jeder ist willkommen! tierten unter der Moderation von Thomas Bille. Gemeinsam mit Jens Klant und Kathrin Peine, den Profis der Dresdner Tango-Tanzschule „studio24  –  Tango Argentino“, laden wir an ausgewählten Sonntagen AnfänMDR FIGARO Das Kulturradio des Mitteldeutschen Rundfunks, mdr ger und Könner zum Tango Argentino ein. figaro, begleitet das Staatsschauspiel Dresden durch seine 100. Spielzeit. In einer Kooperation von mdr fi- „Creme frech“-Kabarettreihe garo, zeit und Staatsschauspiel Dresden sendet das Kul- In der Reihe „Creme frech“ zeigen Deutschlands renomturradio zu Beginn der Saison live aus dem Schauspiel- mierteste Kabarettisten im Schauspielhaus politisches haus „100 Jahre Staatsschauspiel Dresden  –  Was heißt Kabarett auf höchstem Niveau. In Zusammenarbeit mit Theater heute?“, ein mdr-figaro-Café am Sonntag, dem der Herkuleskeule wird am am 9. September 2012 Bodo 9. September 2012, von 16 bis 17:30 Uhr. Theaterschaffende Wartke zu Gast sein, gefolgt von Mathias Richling am 7. reflektieren das Theater im Wandel der Geschichte. Wei- Oktober und Josef Hader am 18. Oktober. tere mdr-figaro-Cafés sind in Planung. Außerdem entsteht eine Reihe zur Geschichte des Staatsschauspiels so- Piranha Beat Klub – Die Theaterparty im Kleinen Haus wie eine einstündige mdr-figaro-Spezialsendung zu Mittlerweile eine feste Größe in der Dresdner Clubszene: „100 Jahre Staatsschauspiel“. Einmal im Monat wird das Kleine Haus zum Raketenbahnhof für Tanzwillige aus freistaatlicher Hochkultur und feierwütige Neustadt-Partysanis und mischt Gäste Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. „Weiterdenken“ ist eine Einrichtung der politischen Bil- und Musik zwischen Freischütz, Faust und Fatboy Slim. dung für Erwachsene in Sachsen. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Internationale Politik an der tu Dresden 2. Lange Nacht der Dresdner Theater 2013 wurden am Staatsschauspiel Dresden bereits drei große Nach dem Auftakt im Jahr 2012 wird am 6. April 2013 zum Vortragsreihen präsentiert: „Kapitalismus heute – und zweiten Mal die Lange Nacht der Dresdner Theater stattmorgen?“, „Gerecht. Gerechtigkeit als Gegenstand und finden. Von 18 bis 24 Uhr werden über 20 Theater auf mehr Prinzip in Forschung und Politik“ und „Alles inklusive? als 30 Bühnen ein vielfältiges Programm aus Theater, Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft“. Auch Oper, Operette, Tanz, Kabarett und vielem mehr zeigen. in der Spielzeit 2012.2013 werden wir wieder gemeinsam Die 30-minütigen Vorstellungen beginnen im Stundenaktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen. takt. Das Publikum flaniert von Ort zu Ort, ein Shuttleservice mit Bussen und extra eingesetzte Straßenbahnen bringen die Zuschauer zu den entfernteren Spielstätten. Im Anschluss findet eine große Party statt.

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Zusammenarbeit mit ...

Service

Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und Schauspielstudio Dresden Die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig praktiziert in Partnerschaft mit dem Staatsschauspiel Dresden eine besondere Ausbildungsform: Nach einem zweijährigen Grundstudium an der Hochschule werden die Schauspielstudenten im dritten und vierten Studienjahr in einem sogenannten Studio in Dresden weiter unterichtet. Als Teil der Ausbildung wirken die Studenten an Produktionen des Staatsschauspiels mit und erarbeiten eine eigene Studioinszenierung.

Matineen, Einführungen und Publikumsgespräche In regelmäßigen Matineen, Einführungen und Publikumsgesprächen erhalten Sie Einblicke in die aktuellen Produktionen. Die Einführungen werden von den Dramaturgen jeweils eine Dreiviertelstunde vor Vorstellungsbeginn gegeben. Hier erfahren Sie mehr über die Inhalte der Stücke und die konzeptionellen Hintergründe der Inszenierungen. Bei Publikumsgesprächen haben Sie Gelegenheit, mit den Schauspielern und den Dramaturgen ins Gespräch zu kommen und sich unmittelbar nach der Vorstellung mit ihnen auszutauschen. Die genauen Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen.

Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden Jährlich kommen ein bis zwei Inszenierungen der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden im Kleinen Haus zur Aufführung. Am 9. Dezember 2012 kommt mit „Das tapfere Schneiderlein“ von Wolfgang Mitterer eine Oper für Kinder zur Premiere. Die musikalische Leitung hat Franz Brochhagen, es inszeniert Kay Link. Und am 25. Mai 2013 hat „Falstaff“ von Giuseppe Verdi unter der musikalischen Leitung von Eckehard Klemm in der Inszenierung von Andreas Baumann Premiere.

 Hochschule für Bildende Künste Dresden Die Hochschule für Bildende Künste Dresden ist eine langjährige Kooperationspartnerin in der Ausbildung. Viele Studenten der Studiengänge Bühnen- und Kostümbild sowie Theaterausstattung haben ihre ersten praktischen Erfahrungen am Staatsschauspiel Dresden als Ausstattungsassistenten bzw. Praktikanten gesammelt und von hier aus ihre berufliche Karriere gestartet. Palucca Schule Dresden und Palucca Tanz Studio Das Palucca Tanz Studio ist die Kompanie der Palucca Hochschule für Tanz. Studierende des Hauptstudiums sammeln hier im professionellen Rahmen Bühnenerfahrung. In Kooperation mit dem Staatsschauspiel entstehen jährlich neue Choreografien, die vor Ort, aber auch auf natio­nalen und internationalen Gastspielen vorgestellt werden. Dresden School of Culture Masterstudiengang „Kultur + Management“ Die Dresden School of Culture wurde 2008 von der Dresden International University (diu), dem Staatsschauspiel Dresden, den Staatlichen Kunstsammlungen, der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum und der Sächsischen Staatsoper gegründet. Diese Kooperation ermöglicht den Studenten der diu, akademische Lehre und Praxiserfahrung miteinander zu verbinden. Die genannten Kulturbetriebe bieten Studierenden u. a. Praktikumsplätze an. Das zweijährige Masterstudium „Kultur + Management“ an der diu startet wieder am 25. Oktober 2012. Kultur Quartier Dresden Das Kultur Quartier Dresden ist ein Verbund aus Dresdner Kultureinrichtungen mit überregionaler Ausstrahlung sowie gehobener Hotellerie. Ziel ist die Förderung Dresdens als Kulturstadt. Mitglieder sind: Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste, Staatliche Kunstsammlungen, Semperoper, Staatsschauspiel, Frauenkirche, Kreuzkirche, Deutsches Hygiene-Museum, Musikfestspiele, Philharmonie, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Städtische Museen, Gläserne Manufaktur, Dresden Marketing GmbH, Hilton Hotel, Hotel Taschenbergpalais Kempinski, The Westin Bellevue, Steigenberger – Hotel de Saxe, Maritim Hotel Dresden & icc. 36

Führungen Einmal im Monat bieten wir Führungen durch das Schauspielhaus an. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen, auf und unter die Bühne. Der Rundgang eröffnet Einblicke in die Theatertechnik sowie spannende Rückblicke in die Geschichte des Hauses und vermittelt auch einen Eindruck von der Theaterarbeit und den Abläufen von der ersten Probe bis zur Premiere. Wer hat hier eigentlich schon auf der Bühne gestanden? Wie sah das Haus vor dem Umbau aus, wie nach der Flut? Was und wo ist der Theaterwurm? Wo werden die großen Bühnenbilder gelagert, die gerade nicht dran sind? Wie viele Sterne stehen am Bühnenhimmel? Die Termine der Führungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Unter 0351 . 49 13 - 562 vereinbaren wir gerne auch individuelle Termine für Sonder- und Gruppenführungen. Gastronomie Der Dresdner Gastronom Oliver Schlupp und sein Team des Restaurants felix im Schauspielhaus sorgen vor und nach der Theatervorstellung sowie in der Pause für Ihr kulinarisches Wohlbefinden. Ob im Restaurant, in der Lounge oder an der Pausenbar – für ein attraktives gastronomisches Angebot ist gesorgt. Wählen Sie zwischen einem Buffet mit Leckereien für den kleinen Hunger mit Vorspeisen, Suppen und Salaten für 8,00 € pro Person und einem täglich wechselnden Tagesgericht für 9,50 €. felix – Das Restaurant im Schauspielhaus ist an allen Vorstellungstagen ab 17:30 Uhr bzw. spätestens zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn geöffnet. p Telefon: 0351 . 48 19 804 p E-Mail: [email protected], Internet: www.felix-dresden.de Im klara, dem Bistro und der Kantine im Kleinen Haus, heißen Sie René Kuhnt und sein Team herzlich willkommen! Der Speiseplan mit einem umfangreichen Angebot von Speisen, Snacks und Getränken bietet für jeden Geschmack das passende Gericht. Die Küche hat täglich ab 17:30 Uhr bis eine Stunde nach Vorstellungsende geöffnet. Ebenso sind Sie herzlich eingeladen, Ihren Theaterbesuch mit einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Im Foyer, an der Pausenbar und in der loungigen Atmosphäre auf der Terrasse bedient Sie das Team gerne vor und nach der Vorstellung sowie in der Pause. klara – Bistro und Kantine im Kleinen Haus ist von Montag bis Samstag von 9 bis 23 Uhr geöffnet, an Sonnund Feiertagen ab zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn. p Telefon: 0351 . 49 13 - 615 p E-Mail: [email protected]

Benjamin Höppner 100 Wasser

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Ines Marie Westernströer 100 Papierflieger

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Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht, Musik von Kurt Weill Premiere am 14. September 2012 im Schauspielhaus p Regie: Friederike Heller

Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht, Da hab’ ich eben leider recht! Rhythm of Change Gedanken zu Brechts „Dreigroschen­oper“ von Tobi Müller Den berühmtesten Song von Bertolt Brecht und Kurt schrieb ein paar Verse, Weill vertonte über Nacht. Zack. Weill verdanken wir der Eitelkeit eines Schauspielers. „Die Moritat von Mackie Messer“ eröffnete das Stück. Der Kurz vor der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ be- Schauspieler war zufrieden. Und Brecht hatte einen Weltfand der Darsteller des Macheath, seine Figur sei ungenü- hit, 1928 in Berlin, im Theater am Schiffbauerdamm. gend eingeführt. Eine typische Probenkrise. Heutzutage „Und der Haifisch …“: Man hat es sofort im Ohr, dieses Inwürde der Regisseur, wenn er ein alter Meister ist, einen tervall, das dies fordert und nicht ruht (es ist die große Wutanfall kriegen. Ein jüngerer Regisseur hingegen Sexte). Vielleicht hat der Haifisch über die Jahrzehnte ein würde den Schauspieler zur Seite nehmen und verständ- paar Zähne verloren. Vielleicht hat man sich an das ungenisvoll mit ihm reden. Konsequenzen hätte beides keine. wöhnliche Intervall gewöhnt. Vielleicht wurde die „DreiIn beiden Fällen müsste anschließend die Dramaturgin groschenoper“ ein paarmal zu oft von teuer geschmückdem Schauspieler erklären, warum alles beim Alten ten Damen und gerade erst wieder aufgewachten Herren bleibt. Nicht so Brecht, der Praktiker, der immer gerne beklatscht. Wie kann man heute noch etwas von der sozia­ hinhörte, wenn jemand eine gute Idee hatte (wie wir wis- len Energie dieses Werkes vermitteln? 1928, Berlin, ein Prisen, gilt das auch für viele der Ideen seiner „Mitarbeite- vattheater. Ein noch immer junger Stückeschreiber und rin“ Elisabeth Hauptmann, für Verse von François Villon ein Komponist sollen es richten, aber der Komponist ist und vieles mehr). Brecht hörte auch dieses Mal hin, bestenfalls für atonale Musik berühmt, und der Autor p 39

hat wenig in der Hand außer einer Ideenskizze. Eine Schauspielerin wird ständig ohnmächtig bei den Proben, ein anderer springt ab, und Lotte Lenya, Darstellerin der Jenny und auch noch die Frau des Komponisten, wird auf dem Besetzungszettel vergessen. Ein großes Chaos, Erfolg muss man auch zulassen können. Dagegen wirkt der heutige Theaterbetrieb wie eine organisierte Kunstmaßnahme. Ich möchte aber behaupten, dass das möglich ist: etwas von der vergnüglichen wie bösen Energie von 1928 freizusetzen, und zwar gerade mit der „Dreigroschenoper“. Und ich möchte die These vertreten, dass der Königsweg über den Rhythmus führt. Das kann jetzt vieles heißen. Stille, Pausen, Sprache, Musik. Welches Bild schnell inszeniert wird, welches eher langsam, welche Details Raum kriegen – und Brecht war versessen auf Details, auf Requisiten zum Beispiel und den konkreten Umgang mit ihnen, das wird manchmal vergessen. Ich will hier keine eigene Inszenierung entwerfen, das wäre albern. Aber ich kann Ihnen Friederike Heller, welche die „Dreigroschenoper“ in Dresden inszenieren wird, ans Herz legen als eine Regisseurin, die wie kaum eine zweite ihrer Generation die Verzahntheit von Sprache, Rhythmus und Musik kennt. Heller ist eine musikalische Regisseurin, und das heißt nicht, dass alle ständig säuselnd singen oder dass in den Umbaupausen coole Musik läuft. Es heißt, dass sie weiß, was Rhythmuswechsel bedeuten. Das Tempo kann Entscheidungen fällen, die alles umdrehen. Wer die ganze Fabel zu langsam oder zu getragen erzählt, sucht die Tragödie. Wer hindurchhüpft, hält sich am Witz und an den Songs fest und legt die reine Komödie nahe. Wenn man das Stück nach langer Zeit wieder einmal liest (gesehen habe ich es sehr lange nicht mehr), merkt man aber sofort, dass man mit reinen Stilmitteln, die heute viele Regisseure für die Wiedererkennbarkeit ihrer Kunst benutzen, dass man mit einem durchgehenden Tempo hier nicht durchkommt. Aus einem einfachen Grund: weil im Stück bereits so viel gespielt wird. Der Bettlerkönig Peachum verkleidet seine Bettler gegen Geld kunstvoll als Bettler, damit sie mehr Mitleid erregen. Seine Tochter Polly spielt mit dem Verbrecher Mac­ heath eine Kleinbürgerhochzeit im Pferdestall. Und die Huren von Turnbridge evozieren ein „bürgerliches Idyll“, wie es Brechts Regieanweisung will. Es sind also mehrere Geschwindigkeiten am Werk, noch bevor überhaupt jemand zu singen beginnt. Wie macht man das klar, richtig klar? Denn dass diese Gesellschaft gerade auch ganz unten die Zeichen der Obrigkeit annehmen will, ist zentral für den gänzlich unromantischen Brecht. Gibt es vielleicht eine Geschwindigkeit für den Umgang mit der Bühne und den Requisiten, eine für die Sprache und noch mal eine für die Musik? Und gibt es eine Geschwindigkeit für die Komödie? Denn eine Komödie ist die „Dreigroschenoper“ sicher, in dem Sinne, als sie belustigt vorführt, welche Geschichten sich die Menschen erzählen, welche lächerlichen Lügen, so verständlich, bei Brecht geradezu notwendig diese auch sein mögen. Brechts Dramaturgie, wir kennen es auswendig, zielt auf die Veränderung, weshalb er die herrschenden Verhältnisse eine Zeit lang als aussichtslos darstellen muss respektive als derart antagonistisch, dass sich der Zuschauer den Umsturz von allein ausdenkt. Es mag noch so vieles 40

schiefgehen, wir lachen immer über die Einbildungen der Figuren, die uns im Wortsinn vorgeführt werden. Das ist ein Vorgang der Distanzierung (was nicht heißen muss, dass die Schauspieler nicht alles aufbieten, um uns für ihre Figuren einzunehmen). Während die Tragödie das Scheitern auskostet, feiert die Komödie das Gelingen – bei Brecht heißt Gelingen, dass das Publikum die Einbildungen der Figuren erkennt, dass es die sorgsam gemachten Lebenslügen erkennt als Symptom der Verhältnisse. In diesem Sinn ist Brecht ein Komödienautor. Und in diesem Modell hört die Komödie eher auf den Rhythmus der Veränderung, die Tragödie lauscht dagegen der Melodie, die immer auf einer Fermate zur Ruhe kommt. Dass das bisschen Theatertheorie kein Schwarzbrot sein muss, wusste der einigermaßen junge Brecht der „Dreigroschenoper“, und auch der alte hat es wieder gemerkt. Es war das lange Exil dazwischen, das den Stückeschreiber bisweilen grimmig werden ließ. Ohne Praxis hat es die Strenge immer leichter. Die Verspieltheit und die Zitatwut der Verse, die rumpelnde Mischung aus Moderne und Vaudeville in der Musik, die kontrollierte Anarchie im Rhythmus und der Eigensinn der Melodie entscheiden das Spiel, ob eine Inszenierung gelingt, immer wieder von Neuem. So wie Brecht und Weill spürten, dass der eitle Schauspieler vermutlich recht hatte, muss man spüren können, dass dieses kreative, immer ein Stück weit unkontrollierte Loslassenkönnen in der Musik verborgen liegt. Oder zumindest das Versprechen darauf.

Tobi Müller war in der Schweiz Redakteur bei Zeitungen und beim Fernsehen. Mittlerweile lebt er in Berlin, arbeitet frei für verschiedene Medien und moderiert regelmäßig Ver­a nstaltungen zu Pop- und Theaterthemen. „Rhythm of Change“ schrieb er als Original-­ beitrag für dieses Magazin.

Was tun von Lutz Hübner, Mitarbeit: Sarah Nemitz Uraufführung am 6. Oktober 2012 im Schauspielhaus p Regie: Barbara Bürk

Lügen, lügen, lügen Über Momente der Wahrheit im Drama und im echten Leben von Lutz Hübner eins „Es gibt im Leben eine Zeit, wo es sich auffallend verlangsamt, als zögerte es weiterzugehen oder wollte seine Richtung ändern. Es mag sein, dass einem in dieser Zeit leichter ein Unglück zustößt.“ Robert Musil zwei Es gibt Texte oder Textpassagen, die man liest, mit einem Kopfnicken quittiert und dann vergisst. Andere kommen einem irgendwann noch einmal in den Sinn, halb erinnert, „sinngemäß“, wie man so schön sagt, und dann kompostieren sie in dem ganzen Halbwissen und ungenau Gewussten, das man so in sich anhäuft. Einige wenige aber sind so einprägsam, dass man sich genau an sie erinnert oder sie zumindest immer wieder nachschlägt. Texte, um die man kreist, als wären sie ein Lebensmotto oder ein Grundbass, etwa so, wie in alten Zeiten Bibelzitate Wegmarken und Leitplanken des Lebensweges sein konnten. Die obige Passage aus Musils „Drei Frauen“ gehört dazu, weil sie einerseits vollkommen klar ist, andererseits etwas nicht ganz zu Enträtselndes beschreibt, einen Moment, den jeder kennt, den biografischen Punkt, der keine Katastrophe ist, der sie aber als Möglichkeit enthält: An dieser Stelle könnte mein Leben scheitern. Jetzt fehlt

nicht viel und ich kann alles, was mich bisher sicher durchs Leben geführt hat, über Bord werfen, jetzt verliere ich das, was man früher durch das schöne Wort „Seelenheil“ ausgedrückt hat. Letztlich landet alles, was einen als Autor beschäftigt, früher oder später in einem Theaterstück, und so waren Musils Zeilen der Ausgangspunkt für „Was tun“. Es hat mich interessiert, eine Anzahl Geschichten zu erfinden, in denen Menschen den musilschen Moment erleben. drei Der musilsche Moment. Das ist nicht zwangsläufig einer, der mit Geburt, Tod, Krankheit, Untergang oder anderen beliebten Theaterthemen zu tun hat. Die Niederträchtigkeit besteht darin, dass dieser Moment oft banal ist – von außen betrachtet. Bei den „letzten Dingen“ ist man gewappnet, die Seele strafft sich, nimmt Haltung an und weiß, dass sie gleich böse zerzaust wird. Der musilsche Moment ist einer, in dem man sich gerade noch eine Tasse Tee einschenken wollte, und der Hammer des Schicksals haut einem ohne Vorwarnung mit Schmackes in den entspannten Solarplexus. Tage, von denen man später sagt, da ist einfach alles schiefgegangen,  p 41

Sie müssen sich überhaupt keine Sorgen machen

aus dem Ruder gelaufen, Fehler auf Fehler, ganz unange- glück, das auch einen Neuanfang oder eine ungewohnte messen reagiert, die Lage falsch eingeschätzt, das wäre al- Sicht auf das eigene Leben evozieren kann, da das Leben ja les jederzeit noch zu retten gewesen, aber dann schau- „seine Richtung ändern möchte“. kelte sich das so hoch. Und plötzlich steht man allein in der Mitte des Raumes, alle Augen auf einen gerichtet, und sechs Viele Spielorte, ein Reigen, ein Karussell, ein Spiewas man da in den Gesichtern liest, ist Fassungslosigkeit, gelkabinett. Denn der musilsche Moment löst eine Entsetzen, Geringschätzung und Unverständnis. Stille. Fluchtbewegung aus, nur weg hier, weg hier. Was tun, Man denkt: Was zum Teufel mache ich hier? Wie bin ich wenn das Leben bedenklich in den Grundfesten knirscht: hierher geraten? kämpfen oder fliehen? Wann sonst sollte man neue Wege Und dann lösen sich die Gewissheiten auf, dann ver- betreten. Lob der Feigheit. Nein: Lob des strategischen sucht man die letzten Krümel Selbstachtung zusam- Rückzugs, das klingt menschenfreundlicher. menzukehren … Man muss nicht alles aushalten, man kann auch einfach mal abhauen, wenn es nicht mehr geht, und wiederkomvier Keine Geschichte, sondern Geschichten, die inein- men, wenn sich die Lage beruhigt hat, man kann auch mal andergreifen. Figuren, die auf Fremde treffen, deren Ge- den Bettel hinschmeißen und frisch gebadet in Selbstmitschichten vorher erzählt wurden, eine Fülle von Situati- leid durch die Straßen ziehen, trotzige Entschlüsse fassen onen und Begegnungen, die zusammen einen Oberton oder nach jemandem suchen, der einem sagt, dass alles so zum Klingen bringen, etwas über Gesellschaft sagen schlimm nun auch wieder nicht sei. Vielleicht fängt mit (hoffentlich) oder zumindest über die Menschen, die an so einer Begegnung auch etwas Neues an. diesem Abend  –  denn es sind die Geschichten eines „Aber es ist sicher, dass das Gehen und das Suchen und Samstagabends – versuchen, mit ihrem bröckelnden Le- Begegnen zu den Geheimnissen des Eros gehören. Es ist ben klarzukommen, bei sich zu bleiben oder mit den Er- sicher, dass wir auf unserem gewundenen Wege nicht kenntnissen zu leben, die der musilsche Moment in ih- bloß von unseren Taten nach vorwärts gestoßen werden, nen ausgelöst hat. sondern immer gelockt von etwas, das scheinbar immer irgendwo auf uns wartet und immer verhüllt ist.“ Hugo fünf Einer Altenpflegerin wurde fristlos gekündigt, von Hofmannsthal weil sie die unzumutbaren Lebensbedingungen im Heim kritisiert hatte. Nun wartet sie zusammen mit einem alt- sieben Ein weiteres Bauprinzip des Stückes: Jede Figur gedienten Gewerkschafter bei einer Pressekonferenz auf lügt irgendwann einmal, und diese kleinen Lügen brin- Lutz Hübner wurde 1964 in die Journalisten, die aber nicht kommen, weil die Einla- gen Dinge wieder ins Lot, sorgen dafür, dass der musil- Heilbronn geboren. Er ist sche Moment (zumindest für die meisten Figuren) vorbei- einer der meistgespielten dungen nicht rechtzeitig verschickt wurden. deutschen GegenwartsdramaOder ein Ehepaar, das bei einem befreundeten Paar raus- geht, dass ihr Leben wieder an Fahrt gewinnt und ein fritiker. Bevor er 1994 begann, fliegt, weil das Gespräch über Swingerclubs und Toleranz scher Wind aufkommt. Lob der kleinen Lügen. Das ist Stücke zu schreiben, arbeitete eine unheilvolle Wendung ins allzu Private genommen hat. nicht unbedingt ein Grundsatz, mit dem man seine Kin- er als Schauspieler. InzwiEin ausgebrannter Schauspieler, der auf einer literari- der erziehen sollte, aber einer, der manchmal hilfreich ist. schen sind über 30 Dramen von ihm erschienen und auf schen Soiree von einer überambitionierten Gastgeberin Es gibt viele wichtige und gute Stücke, die unbarmherzig zahlreichen Bühnen im Indie Verlogenheit des Menschen und der Gesellschaft an- und Ausland zur Aufführung zur Gedichtrezitation genötigt wird und sich blamiert. Aus den Startgeschichten ergeben sich neue Geschichten. prangern, aber es ist vielleicht auch einmal nötig, dass gekommen. Am StaatsschauMänner, die nicht wissen, wie man sich eine Prostitu- der Pranger leer bleibt. Die Strafe bleibt aus, es ist kein spiel Dresden sind neben Thomas Birkmeirs Inszenieierte aufs Hotelzimmer bestellt. Söhne, die zur Selbstjus- Wetter für eine Hinrichtung, man ist völlig unverdient rung von „Blütenträume“, tiz greifen, und Fremde, die zu Beichtvätern werden, de- davongekommen, kocht sich eine Tasse Tee und wirft ei- einem Stück über das Leben nen man sein Leben erzählt in der Hoffnung auf ein Wort nen kurzen Blick zurück in den Abgrund, und dann geht und Lieben im Alter, bereits der Erlösung oder des Trostes. „The kindness of stran- das Leben weiter. Die Fähigkeit des Durchschnitts- drei Uraufführungen von Hübner zu sehen: Die Klassengers“ war ein erster Arbeitstitel. Im Deutschen klingt das menschen, große Momente zu ertragen, ist begrenzt, und zimmerkomödie „Frau Müller nicht, aber darum geht es auch, um Freundlichkeit und auch darum geht es in dem Stück. Auch wer die ganze muss weg“ (Regie: Barbara darum, dass manchmal nur eine fremde Umgebung, ein Nacht seinen Schöpfer verflucht hat, möchte morgens ein Bürk), „Die Firma dankt“ über fremder Blick auf das eigene Leben hilft, die Spur wieder- Frühstück. Oder mit einem Zitat von Willy Millowitsch die neue Arbeitswelt (Regie: Susanne Lietzow) und der zufinden. Oder eine neue Spur. Eine Ent-Täuschung im gesprochen: „Irgendwann kommt für jeden der Moment musikalische Abend Wortsinn, von einer Täuschung befreit werden. Denn auch der Wahrheit, und dann heißt es lügen, lügen, lügen.“ „Familien­bande“, inszeniert das steckt in Musils finsterem Wort vom Unglück. Das Unvon Franz Wittenbrink. 42

Cathleen Baumann 100 Volt

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Reckless II – Lebendige Schatten nach dem Roman von Cornelia Funke p Kinder- und Familienstück Uraufführung am 31. Oktober 2012 im Schauspielhaus p Regie: Sandra Strunz

Er knöpfte das Hemd auf. „Ich hab nach einer Medizin gesucht.“ Der rote Saum, der die Motte umgab, sah aus, als hätte jemand sie mit frischem Blut umrahmt. Fuchs holte tief Luft. „Was bedeutet das?“ Ihre Stimme klang noch heiserer als sonst. Sie las ihm die Antwort vom Gesicht ab. „Also das war der Preis.“ Sie gab sich Mühe, gefasst zu klingen. „Ich wusste, dass dein Bruder seine Haut nicht umsonst zurückbekommen hat.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Augen der Füchsin, braun wie angelaufenes Gold ... Mehr aus „Reckless II“ von Cornelia Funke wird noch nicht verraten! 44

Annika Schilling und Nele Rosetz 2 x 50 Sommersprossen

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Hamlet von William Shakespeare Premiere am 24. November 2012 im Schauspielhaus p Regie: Roger Vontobel

Schmach und

Emotionen muss man sich verdienen Roger Vontobel liebt die Klassiker und inszeniert in Dresden Shakespeares „Hamlet“ von Stefan Keim Roger Vontobel liebt die großen Stoffe. Und rückt ganz nahe an sie heran, durchdringt und befragt sie beharrlich. Bis aus Mythen Menschen werden und sich heutige Geschichten herauskristallisieren, die den riesigen Resonanzraum des Klassikers behalten. Viele Inszenierungen Vontobels beginnen mit überraschenden Bildern. Kleists „Penthesilea“ in Hamburg zum Beispiel, da kommen die Schauspieler in Abendgarderobe auf die Bühne und präsentieren erst mal ein Hörspiel. Bis die Form zerbricht und die Körper, die Leidenschaft, das Gefühlschaos die Herrschaft übernehmen. Oder „Was ihr wollt“ in Bochum, da tafelt zunächst eine Festgesellschaft scheinbar privat, bis die Bühne mit Hochdruckspritzern geflutet wird. Diese Anfangs­ sequenzen brechen Erwartungshaltungen, schütteln die Rezeptionsgeschichten ab, machen den Kopf frei für die eigentlichen Geschichten. 46

Um Persönlichkeiten zu verstehen, entwirft Vontobel Biografien. Er will herausfinden, warum die Menschen so geworden sind, wie sie nun im Stück auftreten. Eine typisch amerikanische Theatertechnik, zweieinhalb Jahre hat Vontobel in New York und Los Angeles Schauspielerei studiert. Er diskutiert mit den Schauspielern über die Vorgeschichten von Don Carlos und anderen Charakteren Schillers, oft finden solche Rückgriffe auch Platz in den Aufführungen. Damit auch die Zuschauer verstehen, wie sich die Charaktere entwickelt haben. Vontobel liebt Projekte, in denen er große Bögen spannen kann. Am Schauspielhaus Bochum, wo er als Hausregisseur arbeitet, hat er die Tragödien „König Ödipus“ und „Antigone“ von Sophokles mit „Sieben gegen Theben“ von Aischylos und den „Phönizierinnen“ von Euripides zu einer großen Erzählung zusammengefügt. „Die Labdakiden“ heißt sie und bietet die gesamte Geschichte einer der wichtigsten

Gram

Herrscherfamilien des antiken Theaters. Durch diese Kombination entfallen die oft langatmigen Monologe, in denen die Vorgeschichten rekapituliert werden. Plötzlich versteht man erst eine Figur wie Kreon, der Antigone untersagt, ihren Bruder zu beerdigen. Aus ihm spricht nicht nur eine kalte Staatsräson, sondern ein zutiefst verletzter Vater, der seinen Sohn verloren hat und im Gesetz Halt sucht, um nicht in der Verzweiflung zu versinken. Ähnlich will Vontobel in Bochum „Richard III.“ angehen. Es ist das letzte Stück einer Reihe von Königsdramen, der bucklige, blutrünstige Richard ist nicht nur das Sinnbild eines durch die Machtgeilheit deformierten Charakters, sondern auch ein Mensch, der eine Vorgeschichte hat, in diesem Fall die der Rosenkriege. Vontobels Arbeitsweise erinnert an die anspruchsvollen amerikanischen Fernsehserien, die in den vergangenen Jahren dem Kino fast den Rang abgelaufen haben. „Boardwalk Empire“, „The Sopranos“ und viele andere Reihen werfen einen groß dimensionierten Blick auf Charaktere, entwickeln einen langen dramaturgischen Atem. Sie sind die Romane des Medienzeitalters. Den Geist dieses Erzählens überträgt Vontobel auf die Bühne. Theater war für den 1977 geborenen Vontobel zunächst ein Hobby während seiner Jugendjahre in Südafrika, wo der Vater eine Hotelfachschule aufbaute. Zur damaligen Leiterin der Theater-AG hat Vontobel heute noch Kontakt. Als er dann in Zürich Physik und Mathematik studierte, merkte er: „Irgendwas stimmt nicht.“ Er stieg aus, reiste in einem alten VW-Bus durch Europa, ging immer wieder ins Theater. „Ich habe Kevin Spacey in London auf der Bühne gesehen“, erzählt Vontobel. „Da klingelte ein Handy. Und Spacey sagte zum Zuschauer: ‚Tell them we’re busy.‘ Das war ein unglaublich direkter Moment. Und ich hab mich gefragt: Was berührt einen so? Die Unmittelbarkeit?“ Vontobel wollte das herausfinden, wurde selbst Schauspieler, lernte in New York, ging nach Los Angeles, machte 30 Castings pro Tag, „für Soaps und Zahnwerbespots, alles“. Dann war in einer freien Gruppe der Regisseur abgesprungen. Vontobel übernahm aus dem Stand, inszenierte in einem 25-Zuschauer-Theater Gorkis „Sommergäste“ und hatte seine Berufung gefunden: „Ich bin kein Gefäß.“ Zurück in Deutschland, begann Vontobel eine Regieausbildung. Und inszenierte ein Solostück, das sofort zu einem internationalen Festivalerfolg wurde. „fi:lotas“ basiert auf Lessings wenig bekannter Tragödie „Philotas“, kombiniert mit der Geschichte eines amerikanischen Taliban. Dargestellt von Jana Schulz, die zu einer zentralen Schauspielerin für Vontobel wurde. Vontobel geht mit klaren Konzepten in die Proben, die er dann gemeinsam mit dem Ensemble erforscht. „Dafür brauche ich ex­ treme Spieler“, sagt er, „die sich nicht auf eine Form zurückziehen. Wir müssen die ehrlichen Momente finden. Und selbst wenn das niemals klappt, müssen wir eben immer weitersuchen.“ Das kann sehr anstrengend sein, Regisseur und Schauspieler in heftige Krisen treiben.

Denn der offene, fröhliche, unglaublich sympathische Vontobel ist auf Proben manchmal nervend, beharrlich und stur. Wenn er noch nicht am Ziel ist. Auf den „fi:lotas“ folgten Arbeiten in der freien Szene und in kleineren Spielstätten. Im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg zeigte er Henrik Ibsens selten gespieltes Wikingerdrama „Helden auf Helgeland“ als virtuelles Second-Life-Spiel, das im Laufe des Abends die Spielenden immer stärker beeinflusste. Bis sie die Rollen ihrer Figuren übernahmen und die Grenze zwischen erstem und zweitem Leben, zwischen Sein und Online verschwand. Heute ist Vontobel längst an den großen und größten Häusern angekommen, in Dresden, Bochum, Hamburg. In Paris hat er gerade Brechts „Im Dickicht der Städte“ inszeniert, bald folgt die erste Oper. Warum Vontobel so erfolgreich ist? Er verbindet die intellektuelle Auseinandersetzung mit Stoffen im Stile des heutigen Regietheaters mit genauer Menschenbeobachtung und großem Respekt. Niemals geht er leichtfertig mit Texten und Personen um. Ein Leitspruch lautet: „Extreme Emotionen muss man sich verdienen.“ Nun kommt in Dresden eine der größten Herausforderungen für jeden Regisseur, Shakespeares „Hamlet“. Auch hier stellt Vontobel ganz konkrete Fragen. „Hamlet hat an seinen Vater nur ganz nebulöse Erinnerungen“, sagt er. „Was im Stück über das Verhältnis der beiden steht, sind verklärte Idealisierungen. Worauf nimmt der eigentlich Bezug?“ Vontobel kommt zu dem Schluss, dass Gut und Böse längst nicht so klar sind, wie es eine konventionelle Lesart des Stückes nahelegt. „Hamlet hat eine fixe Idee, die drückt er so lange in die Realität hinein, bis sie passt.“ Vielleicht haben Claudius und Gertrud den alten König gar nicht ermordet, um die Macht zu übernehmen. Und alles passiert nur in Hamlets Kopf. Hamlet gerät immer mehr außer Kontrolle, bis er wirklich aus dem Verkehr gezogen werden soll. Mit „Realitätsverschiebungen“ will sich Vontobel hier beschäftigen. „Natürlich ist ‚Hamlet‘ belastet mit Millionen von Meinungen und Erwartungen“, sagt der Regisseur. Aber davon muss er sich befreien, seinen Gedanken entwickeln, „egal ob der schon da war oder nicht“. Roger Vontobel muss nicht originell sein. „Ich will nicht die Welt neu erfinden“, sagt er, „sondern mich darin finden.“ Was vielleicht der richtige Ansatz ist, um jemanden wie Hamlet zu verstehen. Nicht als Mythos, sondern als Mensch.

Stefan Keim ist freier Kul­t urjournalist, Moderator und Entertainer. Er arbeitet regelmäßig für Deutschlandradio Kultur, den wdr, „Die Welt“ und die „Frankfurter Rundschau“. 47

Christine-Marie Günther, Andreas Hammer, Robert Höller, Julia Keiling, Thomas Kitsche, Gregor Knop, Jonas Friedrich Leonhardi, Lea Ruckpaul 100 Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden

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Der geteilte Himmel nach der Erzählung von Christa Wolf Uraufführung im Januar 2013 im Schauspielhaus p Regie: Tilmann Köhler

Vergangene Zukünfte – Ein Gespräch Im Januar 2013 wird das Staatsschauspiel Dresden eine Bühnenadaption von Christa Wolfs Erzählung „Der geteilte Himmel“ zur Uraufführung bringen. Maria Sommer, die langjährige Verlegerin Christa Wolfs, lud die Dramaturgie des Staatsschauspiels Dresden zu einem Mittagessen (Pellkartoffeln mit Quark) ein und zum Gespräch mit Gerhard Wolf, selbst viele Jahre Dramaturg, Autor, Verleger – und Ehemann von Christa Wolf. Frau Dr. Sommer, wie ist es zur Verbindung zwischen Ihrem Verlag – dem Kiepenheuer Bühnenvertrieb – und Christa Wolf gekommen? Maria Sommer: Wir haben damals den LuchterhandVerlag in Nonprint-Angelegenheiten vertreten, und Christa Wolf hatte in der brd ihre Bücher in diesem Verlag. Gerhard Wolf: Während einer Sitzung der Akademie der Künste, Christa war ja auch Mitglied der West-Akademie, haben wir uns kennengelernt und sind danach in ein Lokal gegangen. Maria Sommer: Ja, stimmt, Uwe Johnson war dabei.  – Das Erste, was ich von Christa Wolf gelesen habe, war „Kindheitsmuster“. Das hat mich schon umgehauen, hat mich absolut betroffen gemacht. Dann „Kassandra“. Das war in Budapest. Ich erinnere mich genau an das kalte Hotelzimmer, in dem ich bei einer Funzelbirne gesessen und gelesen habe, „Kassandra“ gelesen habe … Herr Wolf, wie war der Weg zur Veröffentlichung des „Geteilten Himmels“? Gerhard Wolf: Der Lektorin des Luchterhand-Verlags erschien diese Erzählung literarisch nicht gut genug. Im Westen kam das Buch zunächst in einem ganz kleinen Westberliner Verlag heraus und landete dann über Rowohlt schließlich bei dtv. In der ddr erschien „Der geteilte Himmel“ als Vorabdruck in der Zeitschrift „Forum“. Alles lief gut, bis Horst Sindermann, damals Erster Sekretär der sed-Bezirksleitung Halle, eine Kritik schrieb, in der er von Trauer über die deutsche Teilung und von Dekadenz sprach. Zu betont sei die deutsche Teilung – eine Liebe, die daran zerbricht! Es war ein überraschender und heftiger Angriff, der aber keine Rolle mehr spielte, als Konrad Wolf die Erzählung verfilmen wollte. Sindermann lud uns in seine Villa ein, der Film wurde gedreht und alles war gut. Das konnte nur Konrad Wolf erreichen, mit dem wir eng befreundet waren. Bei seinen Filmen „Ich war 19“ und „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ habe ich als Dramaturg gearbeitet. Dramaturgen waren in der ddr ja auch ein wenig ideologische Aufpasser. Sehr absurd, ich als Aufpasser für Konrad Wolf. Das Interesse am „Geteilten Himmel“ entstand über unsere Bekanntschaft. Für einen Film ist die Struktur der Erzählung – alles geschieht in Rückblenden – recht schwierig. Wie sind Sie damit umgegangen? Gerhard Wolf: Ja, schwierig. Rückblenden, innere Monologe, Begegnungen, die in der Erinnerung stattfinden,

statt des strikten Durcherzählens. Das war ungewöhnlich und bislang im defa-Film nicht gemacht worden. Die Schauspielerin Renate Blume, die die Rolle der Rita spielt, sieht Ihrer Frau ähnlich. Gerhard Wolf: Finden Sie? Vom Typ vielleicht irgendwie. Für mich ist Manfred, den Eberhard Esche spielt, die bleibendere Figur. Er ist ein skeptischer Mensch. Man hat damals gesagt, er ähnelt mir. Mit dem Typ sympathisiere ich schon sehr. Rita und Manfred. Ein eigenartiges Paar. Rita ist vom Land, ist naiv. Dann kommt dieser Mann. Wie sehen Sie diese Beziehung? Gerhard Wolf: Er liebt gerade das Naive an ihr, und sie bewundert seinen Intellekt. Er als Wissenschaftler will eigene Versuche machen und wird daran gehindert. So kommt es zum Grundkonflikt. Für Rita, die vor dem Studium in eine Brigade im Waggonbau geht – eine Brigade in Halle, in der auch wir waren –, gab es eine Vorbildfigur. Dieses Mädchen findet eine Beziehung zu den Arbeitern, zu dem, was sie machen. Zu Meternagel zum Beispiel. Arbeiter wie er wollten – trotz großer Materialschwierigkeiten – gute Arbeit leisten. Es gab unter dem, was man so Diktatur nennt, eine Art sozialistisches Bewusstsein. Wir waren nur ein Jahr in dieser Brigade. Anfang 1962 sind wir, auch ausgelöst durch die Konflikte mit dem „Geteilten Himmel“, aus Halle weggegangen. Erst später ist mir klar geworden, dass in der Brigade die Ereignisse um den 17. Juni 1953 nicht zur Sprache kamen. Wir hatten Arbeiter kennengelernt, die eine Art individuellen Sozialismus lebten. Trotz aller Schwierigkeiten. In der Figur des Manfred kulminieren alle diese Konflikte. Er ist nicht mehr bereit, sich den Kopf einzurennen, und hofft auf Selbstverwirklichung im anderen Teil Deutschlands. Also trotz allem noch die Möglichkeit der Hoffnung im Osten. Frau Dr. Sommer, wie sah für Sie diese Zeit aus der Westperspektive aus? Maria Sommer: Wir hatten das Gefühl, dass uns die furchtbare Zeit des Faschismus nicht mehr so angelastet wurde – dass wir wieder eine Zukunft hatten. Ich weiß, dass wir damals glücklich waren, wenn wir ins Ausland fahren durften und konnten. 1951 oder 1952 stand ich in London vor der Downing Street 10. Und mir sind die Tränen heruntergelaufen. Dann kamen mit dem Mauerbau die innerdeutschen Grenzkontrollen. Autos wurden durchsucht. Der Kofferraum. Die Sitze. Unter dem Auto. Das konnte doch   p 49

alles nicht sein innerhalb eines Landes. Eines Volkes. Häufig bin ich deshalb nicht in Ostberlin ins Theater gegangen, ich habe es nicht ertragen. Die Uraufführung der „Mutter Courage“ aber habe ich gesehen. Das muss man sich mal vorstellen. Herr Wolf, haben Ihre Frau und Sie je daran gedacht, die DDR zu verlassen? Gerhard Wolf: Ja, in der Zeit der Biermann-Ausbürgerung und bei den Problemen um Christas Poetik-Vorlesungen. Diese Texte waren sehr direkt, Sprengstoff, sodass die Kritik inhaltlich gar nicht auf die zugleich veröffentlichten Erzählungen einging. Anfang der 1960er- Jahre war es ja so, dass Menschen die ddr verließen, weil sie bessere Arbeitsbedingungen, bessere Angebote erhielten. Für eine kurze Zeit dachten wir, dass mit dem Mauerbau endlich die Zeit für freiere Auseinandersetzung gekommen wäre. Für eine sehr kurze Zeit. Der Sekretär von Walter Ulbricht aber beendete diese Illusion sehr schnell mit der Aussage: „Wer jetzt nicht für die Diktatur des Proletariats ist, den können wir an der Mauer zerquetschen.“ Vielleicht ist es bei literarischen Figuren überhaupt nicht zulässig, dennoch möchten wir Sie bitten, zu fantasieren, wie die Geschichte von Rita und Manfred bis in die Gegenwart weitergegangen wäre. Gerhard Wolf: Manfred macht sicher Karriere, vielleicht eine gute, vielleicht eine schlechte. Rita wird studieren. Was danach aus ihr wird, ist völlig offen. Vielleicht wird sie eine Maxie Wander. Billigen Sie Manfred wirklich eine große Karriere zu? Maria Sommer: Eine, mit der er zufrieden ist. Gerhard Wolf: Bei Rita ist eine Phase zu Ende. Aus dem Vollen leben, wie es in „Der geteilte Himmel“ heißt, das würde Manfred, selbst wenn er Karriere macht, nie als Wunsch akzeptieren können. Dazu ist er viel zu skeptisch.

Was ist von heute aus gesehen für Sie der zentrale Aspekt der Erzählung „Der geteilte Himmel“? Gerhard Wolf: Dass die deutsche Teilung zum ersten Mal relativ gültig – da muss man vorsichtig sein – thematisiert wurde. Ohne den ganzen Humbug, der heute immer in den Vordergrund gestellt wird. „Der geteilte Himmel“ erzählt über die ddr, wie sie wirklich war – mit allen Hoffnungen und Enttäuschungen. Wie man aber das Gültige der Geschichte, die natürlich historisch sehr bedingt ist, herauskristallisieren und auf dem Theater umsetzen kann, das weiß ich auch nicht. Hoffnung und Enttäuschung werden ein Ansatz für unsere Annäherung an den „Geteilten Himmel“ sein, die Frage nach der richtigen Gesellschaft. Ist es die Trennung wert, dass Rita erst nach Monaten in der Klinik weiß, dass und warum sie bleiben will? In welchem System aber kann man leben, aus dem Vollen leben? Maria Sommer: Für meine Generation war dies schon nach dem Krieg eine Frage. Wir dachten damals, dass nun alles anders werden muss. Und dennoch bewegte mich immer das Thema des nicht vorhandenen dritten Weges zwischen den Systemen. Die Trennung von Familien oder Paaren durch Systeme ist auch heute noch, in einer Zeit der Globalisierung, ein sehr bewegendes Thema. Wo kann, wo will man leben? Gerhard Wolf: Ja, heute steht das Ökonomische im Vordergrund. Der eine bekommt irgendwo anders Arbeit. Ein neues Beziehungsfeld entsteht. Vielleicht ist der andere gebunden an Heimat, an ein Milieu. Wenn solch eine Ebene in die theatralische Erzählung hineinzubekommen wäre, fände ich das sehr gut. Aus dem Vollen leben wollen, aber aus dem Vollen nicht leben können – wenn man davon etwas in die Atmosphäre des Abends bringen könnte: Rita empfindet am Schluss des Buches ihr Dasein als neue Freiheit. Sie ist selbstständig geworden – ohne Manfred.

Der Mensch ist gut, man muss ihm nur eine Möglichkeit dazu geben. 50

Sascha Göpel, Helga Werner und Oda 100 Jahre

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Die Fliegen von Jean-Paul Sartre Premiere im Februar 2013 im Schauspielhaus p Regie: Andreas Kriegenburg

Die Freiheit ist dem Menschen zumutbar Jean-Paul Sartres „Die Fliegen“ wurde 1943 im besetzten Paris uraufgeführt. Gleichzeitig zu seinem ersten Stück schrieb Sartre sein philosophisches Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“. In Parallelgeschichten denkt der Dramaturg Ole Georg Graf über den Freiheitsbegriff in „Die Fliegen“ nach. Ein Jazzstandard von Shelton Brooks: „Some of these unser Gesellschaftssystem als „den ersten Fall eines days, / You’ll miss me, honey. / Some of these days, / You’ll nicht entsühnenden, sondern verschuldenden Kultus“ feel so lonely.“ beschrieben, eines Kultus, der Schuld universal macht. Im April 1941 kehrt ein 35-jähriger Mann in das von den Diese Religion nannte er Kapitalismus. Deutschen besetzte Paris zurück. Mit gefälschten Entlassungspapieren ist er der Kriegsgefangenschaft, die er zur *** Lektüre Heideggers genutzt hat, entkommen. Zurück in Sartre ist als Schriftsteller einer, der mögliche Biografien Paris, nimmt er seine Lehrtätigkeit im Fach Philosophie parallel zu seiner eigenen entwirft. Es sind Lebensentan einem Gymnasium wieder auf und macht sich daran, würfe auf Probe. „Der Ekel“ erzählt von einem Historiker eine Widerstandsgruppe zu gründen, die hauptsächlich in der Provinz – geschrieben während Sartres Zeit als Flugblätter verfasst. Philosophielehrer in der Provinz. „Die Kindheit eines Die Einbindung der Gruppe in den bewaffneten Wider- Chefs“ gleicht Sartres Kindheit bis aufs Haar – nur dass stand der Résistance scheitert am Misstrauen der Kom- dort das Kind zu einem Antisemiten und Mörder munistischen Partei Frankreichs. Der Mann sei von den heranwächst. Deutschen freigelassen worden, um sich in Widerstands- 1961, im Rückblick, beschreibt Sartre den Widerstandskreise einzuschleichen und diese zu bespitzeln. Im Mai kämpfer, der gefangen genommen und gefoltert wurde, 1942 wird Yvonne Picard, ein Mitglied der Gruppe, von als einen Mythos, obwohl es diese Widerstandskämpfer den Deutschen verhaftet. Yvonne Picard wird 1943 in tatsächlich gegeben hat. Für Sartre sind sie ein persönliAuschwitz ermordet. Die Gruppe löst sich auf. cher Mythos, die Erfahrung des Heldentums. Allerdings Der Mann unterrichtet Philosophie. Wie vor dem Krieg nicht seines eigenen Heldentums. Er habe nur einige schreibt er – Reportagen; erzählende Prosa; Abhandlun- Koffer getragen. gen; auch sein philosophisches Hauptwerk entsteht in dieser Zeit; und ein Theaterstück, das unter den Augen *** der deutschen Besatzer im Sommer 1943 uraufgeführt Das Theater schaffe „seinem Wesen nach Mythen“, sagt wird. Der Mann heißt Jean-Paul Sartre. Das Theaterstück Sartre. Es habe keinen Wert als Dokument. „Der Dramaheißt „Die Fliegen“. tiker hält den Menschen das eidos ihrer Alltagsexistenz vor Augen.“ Eidos, ein Begriff aus Husserls Phänomeno*** logie, meint zunächst nichts anderes als das „zu SeIn Griechenland der Antike kommt Orest zurück in hende“. Der Dramatiker „zeigt den Menschen ihr eigenes seine Geburtsstadt Mykene. Die mythische Geschichte Leben so, als sähen sie es von außen“. Wie sieht das eigene Griechenlands ist im Wesentlichen eine Helden- und Leben von außen aus? Familien­ geschichte und außerdem äußerst schicksalhaft. Aischylos hat den Stoff in seiner „Orestie“ behan- *** delt, der einzigen tragischen Trilogie der griechischen 1943 hat die Philosophie Orest übel mitgespielt. Er wiegt Antike, die vollständig überliefert ist. nicht mehr als ein Spinnenfaden und lebt in der Luft. Jupiter, der Gott der neuen Ordnung, versucht Orest dazu *** zu bringen, Mykene einfach wieder den Rücken zu kehIm Théâtre Sarah Bernhardt (das „arisiert“ worden war ren, alles ganz so zu lassen, wie es ist. und damals Théâtre de la Cité hieß) steigt 1943 nicht der Orests Schwester Elektra, die den Rächer sehnsüchtig ergriechische Gott Zeus zur Erde herab, sondern sein römi- wartet hat, erkennt ihren Bruder erst nicht, weil er so unsches Pendant Jupiter. Schmeißfliegen, „bald so groß wie schuldig wirkt, und will ihn dann nicht erkennen. kleine Frösche“, finden in den Straßen von Mykene fette Der Mörder seines Vaters, König Ägist, glaubt nur in Nahrung. Die Menschen gehen seltsamen Ritualen der schwachen Momenten an die Rituale der Macht und der öffentlichen Reue nach, liefern sich einen Wettstreit, wer Religion in seinem Stadtstaat, die er selbst eingeführt mehr Schuld auf sich geladen habe und wer mehr Angst hat – er weiß so gut wie Jupiter um das schmerzliche Gehabe vor den Toten, die einmal im Jahr für eine Nacht in heimnis der Könige und Götter: dass die Menschen frei die Stadt zurückkehren – jedenfalls glauben die Men- sind. Was ist bloß mit der Tragödie los? schen das, oder wollen es glauben, denn „nur durch *** Angst wird man ein anständiger Mensch“. In seinem philosophischen Hauptwerk „Das Sein und *** das Nichts“ entwickelt Sartre den Begriff der Freiheit aus Kurz nach dem Ersten Weltkrieg hat Walter Benjamin dem Erleben der Furcht und der Angst heraus. Was bringt 52

Menschliches Leben beginnt jenseits der Verzweiflung.

jemanden dazu, die Welt nicht einfach so hinzunehmen, wie sie ist? Wie ist es überhaupt möglich, dem, was ist, etwas entgegenzustellen, was nicht ist – sich etwas vorzustellen? Die Furcht, dass einem etwas physisch passiere, die Furcht vor der Welt, zwingt zur Reflexion darüber, was man anderes tun könnte. Wenn man reflektiert, dass es möglich ist, etwas anderes zu tun als das, was man tut, durchbricht man die Kausalkette, die bloße Notwendigkeit. Die Furcht führt durch Reflexion der Möglichkeiten in eine unbestimmte Zukunft. Die Welt kann nicht länger einfach hingenommen werden, wie sie ist – da es andere Möglichkeiten gibt. Die Möglichkeiten machen Angst – Angst vor der Indeterminiertheit der Handlungen, Angst vor einem selbst. Wozu handle ich so und nicht anders? Motive sind keine Ursachen. Durch Furcht und Angst gleitet man aus der Identität mit sich selbst hinaus. Es ist die Nichtidentität mit sich selbst, die die Notwendigkeit der Wahl aufwirft. Es ist die Nichtidentität mit sich selbst, die über Furcht und Angst zur Freiheit führt. Freiheit durch das Erleben von Furcht und Angst – aber nicht durch Schuld und Reue. Schuld und Reue sind passiv, „Blick in die Vergangenheit, daraus lässt sich nichts gewinnen“. Freiheit ist „jene kleine Bewegung, die aus einem völlig bedingten Wesen einen Menschen macht, der nicht in allem das darstellt, was von seinem Bedingtsein herrührt.“ *** Unter der Überschrift „Ein Spaziergänger im aufständischen Paris“ beschreibt Sartre im „Combat“ den 22. August 1944: „Wie ein Fest fängt es an, und noch heute wahrt der boulevard Saint-Germain einen Hauch tragischer Feierlichkeit. Die Menge ist schweigsam und dicht; von den gespannten Gesichtern ist eine Mischung aus Angst, Erwartung und Freude abzulesen. Viele verspüren das Er-

habene an dieser Stunde so tief, dass sie instinktiv ihre schönsten Sachen angezogen haben. Und reglos bleiben sie auf der Straße, an der Ecke zur rue de Seine werden alle zwei Stunden Zivilisten getötet. Von meinem Fenster aus habe ich gesehen, wie die Deutschen in dichter Formation auf den Boulevard einbogen und den Gehsteig mit ihren Maschinengewehren bestrichen. Sobald sie verschwunden sind, tragen die Sanitäter die Leichen weg, und wie durch Zauberkraft ersteht die Menge wieder auf. Zum einen: Man muss ja nun einmal essen, und viele Frauen müssen vor den Türen der Bäckereien Schlange stehen, und zum anderen: Wer möchte schon allein in seinem Zimmer bleiben, wenn Paris um seine Freiheit kämpft.“ *** Nach der Erfahrung des Heldentums, nach dem Krieg kam für Sartre die Erfahrung der Gesellschaft, wie er es nannte. Elektra versucht Orest anfangs einen guten Rat zu geben: „Die Leute werden dich anflehen, sie zu verurteilen. Aber achte darauf, dass du nur über die Vergehen richtest, die man eingesteht. Die anderen gehen niemanden etwas an.“ Und Jupiter fragt Orest, was er denn den Menschen von Mykene schon geben könne: „Gute Verdauung, den öden Frieden der Provinzen und die tägliche Langeweile des Glücks“? *** Freiheit nicht als Glücksversprechen. Freiheit nicht als Identitätsversprechen. Freiheit als Nichtidentitätsversprechen. Eine zerrissene, unhaltbare Situation. Der „Republik im Tageslicht“ hat Sartre eine „Republik des Schweigens und der Nacht“ zugesellt. Über die Wahrheit hat Ingeborg Bachmann, die auch Heidegger gelesen hat, einmal gesagt, jene sei dem Menschen „zumutbar“. Freiheit ist eine Zumutung. Wie die Schönheit und die Wahrheit. „Some of these days, / You’ll miss me, honey. / Some of these days …“ 53

Leben des Galilei von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler Premiere im März 2013 im Schauspielhaus Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin p Regie: Armin Petras

Die Verantwortung der Wissenschaft Gedanken zu Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ von Annette Schavan Das Theater ist seit je auch ein Ort der Politik. Seit Jahr­ tausenden versammelt es Menschen zu öffentlichen Veranstaltungen, in denen es um das Dasein in der Gemeinschaft geht. Sei das Stück von Sophokles, Shakespeare oder Sartre, sei es eine Tragödie, eine Komödie oder eine Farce: Stets demonstrieren die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne, was es heißt, ein Mensch zu sein, und unter welchen politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Umständen jemand so wurde, wie sie oder er ist. Unter den Dramatikerinnen und Dramatikern hat kaum jemand der Bühne eine so große politische Kraft zugetraut wie Bertolt Brecht. Zutiefst war er davon überzeugt, dass die Welt nur (um-)gestalten kann, wer ihre Gesetzmäßigkeit versteht. Im „Kleinen Organon für das Theater“, Brechts zentraler kritischer Schrift, zeigt sich seine Kreativität als Vordenker in besonderer Weise. Er verknüpft Didaktik und Unterhaltung und verdeutlicht seine Absicht, im Theater „mit Lehren oder Forschen zu vergnügen“. Denn: „Unser Zusammenleben als Menschen – und das heißt: unser Leben – ist in einem ganz neuen Umfang von den Wissenschaften bestimmt.“ Für Brecht ist das Theater ein wissenschaftliches Labor, in dem das Publikum an einem Forschungsexperiment teilnimmt. Während dieses Experiments wird der Zuschauer – höchst modern!  –  zum wahrlich Aktiven, zum „Ko-Fabulierer“. Brechts häufig provozierend-ungefälliges Theater gefällt, weil es in Erstaunen versetzen will und zum Fragen herausfordert. Es bietet keine fertigen Antworten, sondern versucht das eigene Denken anzuregen. Nicht Erlebnisse stehen im Vordergrund, sondern Erkenntnisse. Bei Brecht dürfen es sich die Zuschauer nicht im Theatersessel bequem machen, weil andere für sie handeln; sie sollen erfahren, dass es vor allem auf das eigene Tun ankommt, zumal jenseits des Bühnenhauses. In wenigen Brecht-Dramen sind diese Absichten so spürbar wie in seinem Meisterwerk „Leben des Galilei“. Der Autor möchte ein Einfühlen verhindern, indem er die Gedanken und das Wirken des genialen italienischen Wissenschaftlers als widersprüchlich vor Augen führt: Mit seinen Entdeckungen begründet Galilei eine neue Wahrheit – bevor er sie verrät. Selten hat ein Schriftsteller dabei das Wesen eines Protagonisten derart passend in die Form des Dialogs umgemünzt. Der mit wissenschaftlichen Disputen vertraute Galilei zieht das Streitgespräch vor, um sich zu rechtfertigen, andere zu widerlegen, sich zu retten. Die Gespräche führen zu einer Frage, die heute aktueller denn je ist: Worin liegt die Verantwortung der Wissenschaft in einer Welt, die durch Innovationen auch bedroht sein kann? So wie Brecht unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sein Stück reformulierte, haben uns ebenfalls Ereignisse in Japan – im Frühjahr 2011 – erneut auf einen essenziellen Diskussionsgegenstand gestoßen. Im Dienste seiner Verantwortung tut Brechts Galilei manch Vorbildliches: Er argumentiert anschaulich und allgemein verständlich, kooperiert mit Kollegen, will seine Forschungen jedermann zugänglich machen. Und sein Ziel ist es, „die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern“. Gleichwohl wird es in der zukünftigen Wissenschaft 54

und Forschung noch auf etwas anderes ankommen: Wir müssen den Mut zur Grenze haben. Fortschritt ist nachhaltig und zukunftsfähig, wenn er ein menschliches Antlitz hat. Deswegen setzen wir etwa auf erneuerbare Energien und fördern weiterhin die Grundlagen- und die anwendungsnahe Forschung, die dafür sorgen, dass erneuerbare Energien den Markt erobern. Nur im offenen, gleichberechtigten, persönlichen Gespräch von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft finden wir menschliche Antworten. Nur so halten wir Maß und Mitte und geben Orientierung. Ob es um die unzähligen Angebote im Internet geht, um schnelle Reisen an entlegene Orte, die ständige Berieselung durch Musik oder die permanente Erreichbarkeit: Wir brauchen den Mut zur Grenze. Erst dann können wir Neuerungen als bereichernd erleben. Erst dann sind wir auch mental zukunftsfähig: Denn erst dann können wir in die Zukunft hineinhören, um sie in unserem Sinne zu beeinflussen, ja vorbildlich zu gestalten. Brechts umtriebiger Galilei ist kein leuchtendes Exempel, weder als Mensch noch als Forscher. Er, der den Freuden des Lebens allzu sehr zusagt, ignoriert die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Bedingungen, unter denen er arbeitet. Sein wissenschaftlicher Eifer verleitet ihn dazu, nicht nur felsenfest, sondern auch arg idealistisch an den Sieg der Vernunft zu glauben. Und als Galilei erfährt, dass der Mathematiker Barberini bald Papst wird, triumphiert er: „Barberini im Aufstieg! Das Wissen wird eine Leidenschaft sein und die Forschung eine Wollust.“ Doch Galileis Hoffnung ist unberechtigt. Er schafft es zwar, seinem ehemaligen Schüler Andrea seine wissenschaftlichen Resultate, die „Discorsi“, mitzugeben, ohne dass es jemandem auffällt. Aber als er selbst in Gefahr gerät und man ihm empfiehlt zu fliehen, schätzt er seine Lage falsch ein und verfängt sich in den Fallstricken der Inquisition. Galilei hat in seinem Metier ein gesundes Misstrauen, in politischen Dingen ist er jedoch recht naiv. Auch symbolische Bedeutung hat es daher, dass der Forscher im Laufe des Stücks erblindet; seine Entdeckungen treibt er gleichwohl voran, während er das nicht erkennt, was für alle sichtbar ist. Schon allein angesichts dieser Vielschichtigkeit des modernen Klassikers „Leben des Galilei“ und seiner brennenden Aktualität freue ich mich sehr, dass Armin Petras das Stück im Frühjahr 2013 am Staatsschauspiel Dresden inszenieren wird. Der Stoff und seine Umsetzung werden, da bin ich sicher, eine Bereicherung für öffentliche Debatten in der Wissenschaftsregion Dresden sein. Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg und danke dafür, dass sie dazu beitragen, dass das Theater ein politischer Ort bleibt.

Annette Schavan ist Bundesministerin für Bildung und Forschung und Mitglied des Deutschen Bundestages. Ihr Text entstand auf Einladung des Staatsschauspiels Dresden für diese Saisonvorschau.

Der Drache von Jewgeni Schwarz Premiere im April 2013 im Schauspielhaus p Regie: Wolfgang Engel

In Zukunft werden wir klüger sein? Über Drachen, Revolutionen und politische Sackgassen von Felicitas Zürcher Sie sind riesig, haben Schuppen, mehrere Köpfe, rote Za- Händlern, die ihn mit einem fliegenden Teppich, einem cken auf dem Rücken und Tatzen mit mächtigen Krallen. Tarnhelm und Waffen ausstatten. Sie speien Feuer und haben einen giftigen Atem, wohnen Das Interessanteste im Stück ist aber nicht der Kampf, versteckt in Höhlen oder unter Wasser in tiefen Seen. Sie sondern der Moment nach der Drachentötung. Die Köpfe fordern täglich zwei Schafe oder einmal im Jahr eine sind abgeschlagen und der schwer verletzte Lanzelot Jungfrau – wahlweise auch einen Jüngling –, liegen 1000 wird in einer Höhle versteckt, wo er aufgepäppelt wird. Jahre schon auf Schätzen, sind uralt und schier unbesieg- In der Stadt aber passiert Unglaubliches: Statt zu jubeln bar. Ihre Bezwinger heißen Marduk, Tristan, Herakles, und ein neues Zeitalter auszurufen, lässt sich die BevölSiegfried oder Sankt Georg, sie sind Ritter, Helden, Halb- kerung weiter knechten. Wie geschieht das? Warum lasgötter oder Heilige. sen sich die Menschen das gefallen? Warum bestehen sie Es gibt zahllose Drachenmythen aus den verschiedensten nicht auf ihrer neu gewonnenen Freiheit, warum verteiLändern und Kulturen. Der Sieg des Helden über das Unge- digen sie den Sieg Lanzelots und ihr neues Leben nicht? heuer verkörpert viele verschiedene Prinzipien und kann „Ich habe ihre Seelen verkrüppelt“, sagt der Drache vor je nach Blickwinkel auch unterschiedlich gedeutet wer- dem Kampf zu Lanzelot, und wenn er kurz darauf tot auf den: als Erneuerung der kosmischen Ordnung und Sieg den Marktplatz fällt, erkennt der Bürgermeister sofort: von Verstand und Logos über das Chaos; als Sieg des männ- „Der Verstorbene hat die Stadt so abgerichtet, dass sie jelichen Prinzips über das weibliche: der Ritter in Stahl und dem gehorcht, der die Zügel straff in die Hand nimmt.“ Eisen gegen die weiche, ungeformte Natur, die unbe- Es dauert ein weiteres Jahr, bis Lanzelot genesen ist und herrschte Sexualität; als Symbol für die Schwierigkeiten die Stadt wirklich befreit. beim Erreichen von hohen Zielen; als Sieg des Ich über das Jewgeni Schwarz hat das Stück 1943 unter dem Eindruck Unbewusste; als Sieg des göttlichen Prinzips über das von Hitlers Schreckensherrschaft geschrieben. Doch das Böse, den Teufel. Märchen lässt sich leicht auf andere Epochen und ihr Ende Jewgeni Schwarz, der russische Märchendichter, benutzt beziehen: Die Drachentöter vom Tahrir-Platz sind tot den Mythos für eine politische Botschaft. Sein Drache ist oder mundtot gemacht worden, der demokratische Proganz nach klassischen Vorbildern gestaltet: Er hat Kral- zess in der arabischen Welt ist ins Stocken geraten, Mililen, drei Köpfe, kann fliegen und speit Feuer, und jedes tärregierungen agieren repressiv und Islamisten gewinJahr fordert er eine Jungfrau. Er erscheint in verschiede- nen an Macht. Und aus der kurzen Zeit der Hoffnung, die nerlei Gestalt und wohnt in der Nähe einer Stadt, die er auf das Ende der ddr folgte, als die Akteure der friedlikomplett in seiner Gewalt hat. Man hat sich arrangiert chen Revolution dachten, sie würden einen neuen Weg und die Bedingungen des Drachen akzeptiert, von dem finden, ist der Anschluss an die brd geworden. man ja auch Gegenleistungen erhält: Der Drache hält Auch heute muss man sich fragen, wer eigentlich unsere Feinde fern und hat vor einigen Jahrhunderten die Drachen sind, was uns so lähmt, dass es nicht möglich Cholera­epidemie abgewendet, indem er das Wasser des scheint, den gesellschaftlichen Entwicklungen etwas Sees abgekocht hat. Deswegen – und hier beginnt die entgegenzusetzen: der immer weiter geöffneten Schere Umdeutung der klassischen Mythen durch Jewgeni zwischen Arm und Reich, dem Abbau des Sozial- und GeSchwarz – kommt niemandem so recht gelegen, dass der sundheitssystems, der Privatisierung von Bildung, der Drachentöter Lanzelot in den Ort kommt: Angst regiert, Einschränkung der für die öffentliche Hand aufgewenund jeglicher Widerstand ist eingeschlafen. Niemand deten Mittel, der Gier von Bankern und der Verschuldung will ein Risiko eingehen, denn erstens glaubt man nicht, von Staaten etc. – die Fakten sind bekannt. Und ohne viel dass Dra-Dra, wie das Ungeheuer liebevoll genannt wird, Hoffnung muss man sich fragen: Wer wird unser Drabesiegt werden kann, und zweitens: Wer weiß, ob einen chentöter sein? Wer wird ihm Tarnhelm und einen fliedie neue Zeit ebenso ungeschoren davonkommen lässt. genden Teppich schenken? Wie lange wollen wir noch Doch Lanzelot bleibt seinem Auftrag, den er sich selbst auf ihn warten? Und wie oft wird er uns befreien gegeben hat, treu. Er zieht in den Kampf und tötet den müssen? Drachen – mithilfe von einigen Tieren und fahrenden Felicitas Zürcher ist Dramaturgin am Staatsschauspiel Dresden. 55

Torsten Ranft 100 km / h

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Matthias Luckey 100 Dinosaurier

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Die Ratten Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann Premiere im Mai 2013 im Schauspielhaus p Regie: Susanne Lietzow

Ich will nicht nach Berlin! Der Sozialanthropologe Felix Ringel liest Hauptmanns „Die Ratten“ auf ihre Menschlichkeit Hauptmanns Theaterdirektor ermahnt uns: „Möge das nicht in Deutschland, nicht einmal in Berlin. In Zeiten Schicksal jeden davor bewahren, sich eines Tages mittel- eines unerwarteten Aufschwungs mag man derlei soziale los in die Subura Berlins geschleudert zu finden, um mit Schaudergeschichten eh nicht gerne hören. Man ist andern Verzweifelten, Brust an Brust, in unterirdischen schließlich weder in Somalia – noch in Griechenland. Löchern und Röhren um das nackte Leben für sich und Trotzdem ist die postindustrielle Revolution genauso die Seinen zu ringen.“ Irgendwo in Berlin gibt es also Rat- unaufhaltsam im Gange wie ihre Vorgängerin. Zwar ist ten. Irgendwo in Berlin wird man also zur Ratte. Viel- die Arbeiterfrage beantwortet (denn „den Arbeiter“ gibt leicht in Marzahn, vielleicht in Neukölln. „Was hier an es so anscheinend gar nicht mehr), doch schrumpfen Not, Hunger, Elend existiert und an lasterhaftem Lebens­ Städte (nein, nicht Dresden!) ähnlich drastisch, wie sie wandel geleistet wird, das ist auf keine Kuhhaut zu damals expandierten, und in neuen Spannungsfeldern schreiben.“ In Dresden ist das anders. Da geht man ins neoliberaler Wirtschaftspolitik geht unter den Augen Theater. Oder wo machen Armut und Unmoral geogra- der demokratisch-interessierten Bevölkerung die befisch und sozial Halt? rühmte Schere zwischen Arm und Reich stetig weiter „Die Ratten“ versetzt uns in eine Zeit nach einer anderen auseinander. Will der reiche globale Norden die Frage deutschen Vereinigung, eine Zeit, die ähnlich geprägt ist von Hunger und Armut nicht nur weiterhin auf den Süvon stetem Auf-, Ab- und Umschwung wie die unsere. den der Erde projizieren, so muss er sein Augenmerk Die industrielle Revolution war gerade im Deutschen hierzulande vom Proletariat zum Prekariat lenken. Wer Kaiserreich so richtig angekommen: Gründerzeit, Grün- hätte das gedacht im steten „Höher, schneller, weiter“ derboom, Gründerkrise. Die Landschaften sollten da- entfesselter Marktwirtschaft? Und darum jetzt also die mals nicht blühen; eher sollten die Städte wachsen. Aber thea­trale Rückbesinnung auf die sozial-moralischen darin lag auch das Problem: Das Weltbild des 19. Jahrhun- Probleme von Verstädterung und Bevölkerungsexploderts kam umso näher an seine moralischen Grenzen, je sion Ende des 19. Jahrhunderts? mehr diese Städte geografisch explodierten. Die zuneh- Im hauptmannschen Sinne ist Moral natürlich kein mend kapitalistische Moderne hatte nicht nur Wachs- Hartz-IV-Problem. Ob man aber dem Direktor glauben tum und Fortschritt gebracht, sondern stellte auch mit will, dass „Tragik nich’ an Stände gebunden“ ist? Denn aller Konsequenz die sogenannte Arbeiterfrage. Bei aller Tragik macht Moral zwingend – auf der Bühne und im soerhoffter Veränderung fielen – wie man heutzutage gerne genannten wahren Leben. Des Direktors zukünftiger euphemistisch sagt – nicht wenige durch die sozialen Schwiegersohn hat sich dementsprechend „niemals einMaschen: das aus Polen eingewanderte Fräulein; die al- gebildet, dass das sogenannte Mittelalter eine überwunlein gelassene Frau des Berufspendlers; die vom sozialen dene Sache ist“. Auch der Maurerpolier John bemerkt: Abstieg betroffene Großfamilie. Das Stück hinterlässt „Horchen Se ma, wie det knackt, wie Putz hinter de Tapete dann auch zwei tote Mütter und ein totes Kind. Ein weite- runterjeschoddert kommt! Allens is hier morsch! Allens res starb schon vor Jahren im Kindbett; das Leben eines faulet Holz! Allens unterminiert, von Unjeziefer, von Ratdritten Kindes ist im Stück gerade mal 123 Mark wert. ten und Mäuse zerfressen! Allens kann jeden Oojen­blick Heute werden keine Kinder mehr verkauft, wenigstens bis in Keller durchbrechen.“ Tatsächlich, „Wohlanstän58

Felix Ringel hat an der Universität von Cambridge  seine Doktorarbeit zur Zukunft und zum Schrumpfen der Stadt Hoyerswerda eingereicht. Der Sozialanthropologe be­­t rieb dafür anderthalb Jahre Feldforschung in Deutschlands am schnellsten schrump­fender Stadt und lebte in dieser Zeit für jeweils mehrere Monate bei Gastfa­m ilien. Er publizierte regelmäßig zum Thema demografischer Wandel und leitete eine Hoyers­­werdaer Jugendtheatergruppe.

digkeit“ ist nicht garantiert, doch das ist sie weder in den Mietskasernen oder Plattenbauten der Metropolen noch im goldenen Westen Straßburgs, wohin es den von der Tragik freudig versehrten Theaterdirektor samt Familie verschlägt. Trotzdem bleibt Tragik ungleich verteilt zwischen Menschen, denen es gut geht, und Menschen, die täglich um ihr soziales, kulturelles oder ökonomisches Überleben kämpfen müssen. Wie viele echt „tragische“ Situationen, in denen Menschen an Mord, Selbstmord (Pauline: „Ick spring im Landwehrkanal und versaufe!“) oder Kindesmord als Ausweg denken, kann eine Gesellschaft willentlich ertragen? Wie viel soziale Ungleichheit hält sie bei diesem neuerlichen Epochenbruch aus? Wie viel Unglück kann ein „reines Gewissen“ erleiden? Der Fokus auf Mord und Totschlag ist dabei irreführend. Das Stück ist eher voller kleiner menschlicher Tiefpunkte und Tragödien: die schwere Kindheit, die unerwiderte Liebe, das kinderlose Ehepaar, die verstoßene Tochter und (wie so weitverbreitet im Osten der Repu­blik) die Abwesenheit des Partners, weil dieser gezwungen ist, die Woche über anderswo Geld zu verdienen; dazu Verwahrlosung, Hunger, keine Bleibe über dem Kopf, kein Geld. Erst all das zusammen macht es möglich, dass ein Kind verkauft wird und ein anderes stirbt. Hier geht es also nicht um Brechts „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“. In den „Ratten“ geht es um gefühlte Ausweglosigkeit und soziale Entfremdung (Pauline: „Wat du ick denn, dass man mir so verachtet und von die Leute ausstoßen muss?“), um gebrochene Herzen, unerfüllte Hoffnungen und enttäuschte Erwartungen. Menschliche Konstanten. Systembrüche und unterschwellige Revolutionen erzeugen derlei Kollateralschäden in größeren Maßen. Man kann sie hinnehmen oder bekämpfen. Schuld ist dabei nicht „an Stände gebunden“, Tragik jedoch ist es. Wo sind sie heute also, die Ratten, die in des Direktors „Garten der deutschen Kunst die Wurzeln des Baumes des Idealismus“ abfressen? In Sarrazins vermeintlicher Migrantenwelt? In der angeblich braunen ostdeutschen Provinz? Im billig sanierten sozialen Wohnungsbau? In Mainhattans Hochhäusern? In Kraftklubs neuem Berlin der Möchtegern-Metropoliten? Oder im wulffschen kleinbürgerlichen Eigenheim? Wie steht es mit der Moral in unseren Tagen? Hauptmann hat das Problem der Moral den repräsentativen Konventionen seiner Zeit entsprechend im Kontext der überfüllten Arbeiterbezirke der Großstädte präsentiert. Das war natürlich damals schon nur begrenzt gerechtfertigt. Anthropologisch sind eher die oft unerwartet ausdauernden Formen menschlicher Kreativität, die überraschend vielfältigen sozialen Ressourcen und die facettenreiche, kontinuierliche Aushandlung von komplexer Realität interessant. Allerdings bleibt trotz Hauptmanns engagierter Sozialkritik der Mensch, vor allem der prekäre (anteilig rechtmäßig, wie gesagt), Opfer seiner Verhältnisse. Nur am Rande streift der Autor Formen gelebter Solidarität: gemeinsame Kinderbetreuung, geteilte Mahlzeiten, Arbeiterstolz und Arbeitertugenden. Gerade das damals rote Sachsen kann als einst am stärks-

Det kleene Wurm soll es madich jut haben, wie et besser keen jeborener Prinz haben tut. ten industrialisiertes Land Deutschlands und mit seiner jüngeren Vergangenheit als Teil eines anfänglich stolzen Arbeiter- und Bauernstaates ein Lied davon singen, dass sich entgegen Schönbohms Äußerungen der späten 1990er-Jahre (Sie erinnern sich?) Proletariat und Moral nicht ausschließen müssen. Gilt das auch für das heutige Prekariat? Für die junge Mutter mit zwei oder drei Jobs oder eben überhaupt keinem, die in aller Öffentlichkeit lautstark ihre rotzfrechen Gören anschreit; für den Langzeitarbeitslosen, der schon mit einem Bein auf der Straße steht und sich nicht mehr dazugehörig fühlt; oder für den Alki vom nächstbesten Stehimbiss, dessen Selbstwertgefühl nur noch in Relation zum Alkoholspiegel steigt? Diese Menschen von vornherein moralisch zu degradieren steht keinem zu. Auf (moralischer) Augenhöhe nur kann man den vermeintlichen Ratten begegnen; nicht mit paternalistischentmündigendem oder wohlwollend-ängstlichem Blick, sondern mit Verständnis, Selbstkritik und der Einsicht in die weitaus komplexeren Zusammenhänge, in denen soziales Elend entsteht und wirkt. Heutige moralische Diskurse stellen deswegen auch ganz andere Fragen: nach erkauften oder erschlichenen Doktortiteln, verlorener Finanzmoral und fehlender politischer Anständigkeit, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und wenn es nach den Worten des künftigen Schwiegersohns stimmt, dass „vor der Kunst wie vor dem Gesetz alle Menschen gleich“ sind (und das darf gewiss bezweifelt werden), dann sollte man im Sinne Hauptmanns auch entsprechend wohlständiger Personen (potenzielle) Tragik und (unwohlanständige) Moral hinterfragen. Tragik wieder­um kann man in den gedachten Konträrwelten „Arm“ und „Reich“ gesellschaftlich über Regeln, Solidarität und Sicherheit eindämmen; oder, besser gesagt, man sollte dies gerade aus moralischen Gründen tun. Dazu muss man dann doch leider ab und zu mal nach Berlin gehen, zu den Ratten. Oder als Anfang auch erst einmal in Dresden ins Theater.

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Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen Lustspiel von Friedrich Schiller Premiere im Juni 2013 im Schauspielhaus In Koproduktion mit den 17. Internationalen Schillertagen / Nationaltheater Mannheim p Regie: Stefan Bachmann

Mittelmäßigkei Wir Kriechsdienstverweigerer Über Friedrich Schiller und den Modernen Fünfkampf im Büro von Ralf Husmann Kriechend kommt man schneller nach oben. Was klingt wie der Wahlspruch einer Schnecke, könnte auch das Motto von manchem Angestellten sein. Jeder, der seinen Lebensunterhalt in einem Büro verdient, kennt die Aspiranten auf die goldene Kniescheibe aus dem eigenen Umfeld. Wobei die Besten beim Kriechen auch noch treten, schubsen, klammern und zerren. Das sind die Disziplinen des Modernen Fünfkampfs im Büro. Natürlich werden alle auf das Freundlichste ausgetragen, schließlich sind wir zivilisiert. Die Büroschnecken tun sogar so, als wären sie Rudeltiere, dabei hat das Schneckenhaus nur Platz für einen. Jeder kriecht für sich allein. Aber wie in der Natur gewinnt auch in der Büroevolution nicht immer der Stärkere, sondern der, der sich am besten anpasst. Dabei helfen Smartphones, Inter- und Intranet, Hausmitteilungen und vor allem Meetings. Damit kann man wesentlich mehr heiße Luft erzeugen als ein Heißluftballon, und der will ja auch nach oben. So wie der Kriecher. Angestellte sind eine einzigartige Spezies. Beim Gewinnen und erst recht beim Versagen. Der untalentierte Bauer wird nichts ernten, der schlechte Bäcker kein Brot verkaufen, und zu einem Friseur mit zwei linken Händen gehen wir nur einmal. Schlechte Handwerker können nicht hochstapeln. Sie müssen umschulen, eine Kneipe eröffnen oder gehen irgendwann pleite. Inkompetente Angestellte gehen einfach weiter zur Arbeit. Sie schreiben Mails, beantragen Fortbildungen und bestellen Büromaterial. Sie müssen ihr Handwerk nicht beherrschen, denn sie haben ja keins. Beherrschen müssen sie nur das mit dem Kriechen, Treten, Schubsen, Klammern und Zerren. Sie können sich nach oben hochstapeln. Oder so zumindest ihren Job behalten. Das ist das Tolle am Büro. Vorgeblich geht es um Versicherungen, Hypotheken, Werbung, Politik oder sonst was. In Wahrheit ist das alles zweitrangig. In Wahrheit geht es darum, irgendwie durchzukommen, ohne erwischt zu werden. Was der Schnecke ihr Haus, ist dem Angestellten das Büro. Wenn er es hat, kann er daraus nicht mehr vertrieben werden. Ein Büro funktioniert also ganz ähnlich wie eine Demokratie. Man darf mitmachen, ohne wirklich etwas dafür tun zu müssen. Man kann sich natürlich engagieren, muss aber nicht. Man bleibt, solange man sich nichts Gravierendes zuschulden kommen gelassen hat. Das ist der Vorteil. Der Nachteil ist: Jeder kann es bis ganz nach oben schaffen. Christian Wulff zum Beispiel, aber auch 60

der Minister Narbonne in Schillers Lustspiel. Oder Sie und ich. Sofern Sie eben nicht Bäcker, Bauer oder Friseur sind. In Büro und Demokratie wird man zur Schnecke gemacht, darf sich aber trotzdem für einen Adler halten, siehe Wahlspruch oben. Und hinter Wulff, Narbonne oder Ihnen steht oft genug jemand, der so tut, als wäre er ganz auf Ihrer Seite. Dabei ist er einfach nur eine weitere Schnecke, die mit heißer Luft noch höher hinaus kriechen will. Ein modernes Phänomen, würde man denken. Dann sieht man bei Schiller, dass es damals auch nicht anders war. Früher war eben doch nicht alles besser. Vermutlich lief schon König David durchs Alte Testament und beklagte sich über all die schleimigen Intriganten in Jerusalem. Kriecher gibt es, seit es Büros gibt. Sie sind eine lästige, aber offenbar unvermeidliche Begleiterscheinung von Büros. So wie Gummibäume. Gut, bei Schiller muss der Kriecher auch noch dichterisch punkten. Selicour täuscht nicht nur berufliche Kompetenz vor, sondern auch noch Interesse an Kultur. Das müssen heute nur noch Politiker in Bayreuth. Oder Provinzler mit Theaterabo. Dichtung ist nun wirklich von gestern. Heute gibt man natürlich keine fremden Gedichte als eigene aus, sondern Doktorarbeiten. Die aktuellen Selicours bieten auch eher Urlaub an als Reime. Die Abendgesellschaft bei Madame Belmont ist heute ein Golfclub. Aber sonst hat sich nicht viel verändert. Na klar, wenn Sie ganz weit vorne sind, machen Sie jetzt Home­office, konferieren über Skype und Video und simplifyen ihr life, dass es nur so kracht. Aber das macht keinen Unterschied. Es bleibt beim Alten. Auch Kafka hat in einem Büro gearbeitet. Das erklärt alles. Sowohl über Kafka als auch über Büros. Sein Gregor Samsa hätte heute einfach Burn-out. Man kann sich der angestellten Schnecke aber auch mit Humor nähern. Humor im Büro ist so was wie Wellness. Oder Alkohol. Es hilft, mit dem Wahnsinn fertig zu werden. Deswegen haben wir Spaß daran, wenn im Theater, im Kino oder auch nur im Witz ein Kriecher enttarnt wird, wenn ein Blender auffliegt, wenn den Aufgeblasenen die Luft abgelassen wird. Wir lachen, wenn Intrigen nicht aufgehen und die Grubengräber selbst reinfallen. Danach können wir uns wieder an den Schreibtisch setzen und die Ungerechtigkeit des modernen Bürolebens bis zum nächsten Freitag aushalten. Wir freuen uns natürlich auch, weil wir froh sind, dass es uns nicht getroffen hat. Das ist meine ganz private

it kommt weiter Theatertheorie: Komödie ist, wenn anderen das passiert, was ein Drama wäre, sobald es mir selbst geschähe. Deswegen lachen wir auch in der Geisterbahn. Die Bedrohung ist nicht echt. Uns kann nichts passieren. Gott sei Dank! Es ist ein befreiendes Lachen. Wir Angestellten fühlen uns alle wie Kriechsdienstverweigerer, wir sind alle selbstverständlich rechtschaffene Firmins. Aber die beiden sind die erfundensten Figuren im Stück. Die gibt’s so nur im Theater. Wir sind alle eher Selicours. Uns sitzt die Angst im Nacken, dass uns einer auf die Schliche kommt. Das neue Abrechnungssystem haben wir nicht wirklich verstanden, würden das aber nie zugeben und mogeln uns mit ein paar Schlagwörtern durch, die wir aufgeschnappt haben; einen unlustigen Witz finden wir gleich viel komischer, wenn der Chef ihn erzählt; die Azubine hatte eine gute Idee, die, wenn wir länger drüber nachdenken, im Prinzip von uns ist. Wenn fremde Federn rumliegen, dann immer her damit, solange uns die Dinger schmücken. Wir waren zwar mit der eigenen Frau essen, aber auf dem Bewirtungsbeleg steht ein Geschäftsessen. Im Arbeitszimmer, das wir seit Jahren von der Steuer absetzen, steht nicht mal ein Schreibtisch. Klar, das machen doch alle, und die richtig großen Dinger trauen wir uns eh nicht. Wir haben eine Vermutung, wer die dreht, und wir fühlen uns gleich viel besser, wenn einer von denen auffliegt. Ob in der Presse, im Internet oder im Theater. Das ist nur gerecht. Und ein gutes Gefühl. So wie an Polizisten vorbeigehen, wenn man nichts Verbotenes gemacht hat. Kurz vorher sind wir noch bei Rot über die Ampel gegangen, aber das haben die nicht gesehen. Wir reiben uns innerlich die Hände. Ralf Husmann ist Schriftsteller und Produzent und lebt in Und haben noch größeren Spaß, wenn jetzt ein anderer Köln. Er ist als Drehbuchautor ein Strafmandat kassiert. der TV-Serien „Stromberg“, Es hat schon seinen Grund, dass es ausgerechnet die „Dr. Psycho“ und „Der kleine deutschen Begriffe „Schadenfreude“ und „Angst“ auch Mann“ sowie als Kolumnist für „Kulturspiegel“ und „Playins englische Wörterbuch geschafft haben. Die beiden boy“ tätig. Ralf Husmann hängen eng zusammen und sind Exportschlager, wie Au- wurde mehrfach mit dem Deuttos oder Techno. schen Comedypreis, dem Nur die Schnecken haben wir nicht erfunden, die gab Deutschen Fernsehpreis sowie dem Grimme-Preis ausgezeichund gibt es überall. Gekrochen wurde und wird auf der net. 2008 erschien sein Romanganzen Welt, zu allen Zeiten. Und wer hoch kriecht, kann debüt „Nicht mein Tag“, 2010 auch tief fallen. Der Kriecher auf dem Weg nach oben ist sein zweiter Roman „Vorsicht wie die herumliegende Bananenschale. Das hilft uns, ge- vor Leuten“, und im Juni 2012 folgt „Die Kiste der Beziehung“. rade in Zeiten, in denen wir sonst nicht so viel zu lachen „Wir Kriechsdienstverweigerer“ haben. Manche gehen zum Lachen in den Keller. Warum ist ein Originalbeitrag für gehen wir nicht stattdessen einfach mal ins Büro? dieses Heft. 61

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Die Inszenierungen der Bürgerbühne 2012.2013 Die Jungfrau von Orleans Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller mit Dresdner Jugendlichen Premiere am 16. September 2012 im Kleinen Haus 1 P Regie: Marc Prätsch Ich armer Tor nach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männern in der Midlife-Crisis Uraufführung am 10. November 2012 im Kleinen Haus 3 P Regie: Miriam Tscholl Cash. Das Geldstück Dresdner spekulieren Uraufführung im März 2013 im Kleinen Haus 3 P Regie: Melanie Hinz Meine Akte und ich Eine Recherche über die Staatssicherheit in Dresden Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus 3 P Regie: Clemens Bechtel  P In Koproduktion mit dem Internationalen Theaterfestival Nitra Die Nase Ein Musikspiel nach Nikolai Gogol Premiere im Juni 2013 im Kleinen Haus 1  P Regie: Miriam Tscholl P Musik: Michael Emanuel Bauer

Der fremde Raum Theater Die Regisseure Clemens Bechtel, Melanie Hinz, Marc Prätsch und Miriam Tscholl reflektieren die Arbeit der Dresdner Bürgerbühne und ihren persönlichen künstlerischen Ansatz Die Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden geht in ihre vierte Spielzeit. Zeit, über Ästhetiken und Zugänge, Unterschiede und Übereinstimmungen zu diskutieren. Denn die Qualität der Bürgerbühne liegt in ihrer künstlerischen und konzeptionellen Vielfalt. Der Dramaturg Ole Georg Graf hat mit vier Regisseuren, die in der kommenden Spielzeit an der Bürgerbühne inszenieren werden, über ihre Arbeit diskutiert. Ole Georg Graf: Wie sind Sie zum Theater gekommen? Und wie kommt es dazu, dass man selber Projekte inszeniert? Clemens Bechtel: Ich hatte eigentlich nie viel mit Theater zu tun. Nach dem Abitur wollte ich Journalist werden. Die Eingebung, Regisseur werden zu wollen, hing sicherlich – so würde ich es jedenfalls heute sagen – mit einer Lust am Spielraum zusammen und mit der Lust, Menschen auf eine Weise kennenzulernen, wie man sie in anderen Feldern nicht kennenlernen kann. Das zu organisieren und zu strukturieren und sehend zu erleben, ist ein Punkt, der mir in diesem Beruf sehr wichtig ist. Melanie Hinz: Bei mir gab es ein markantes Ereignis: Beim Schultheater habe ich nie die Rolle bekommen, die ich wollte. Da kam die Idee auf, mit anderen selber ein Stück zu machen. Der Theaterlehrer war nie da, nur kurz vor der Premiere, und da hat er uns beschimpft, dass das alles große Scheiße wäre. Hinterher hatte das Stück großen Erfolg, und ich dachte: Mensch, ich brauch gar keinen Theaterlehrer, ich mach das einfach selber. Also habe ich mit 16 eine eigene Gruppe gegründet, selber auch Texte geschrieben und gespielt. Ich arbeite immer noch meistens im Kollektiv. Ich will die Macht über das, was man erzählen will, nicht aufteilen in Regie, Dramaturgie, Autorin, Darstellerin. Aber in einer kollektiven Arbeit macht man auch Kompromisse. Ausschließlich Regie führe ich nur am Staatsschauspiel Dresden. Besonders finde ich, dass ich ein Thema und einen Begegnungsraum stiften kann. Mein Theaterkontext ist extrem offen, und in der Arbeit werde ich dann mit den eigenen Wirklichkeiten von Menschen konfrontiert – das finde ich ein spannendes Feld, das ich in der Bürgerbühne installieren kann. In unserem Kollektiv sind wir dagegen auch eine Art geschlossener Zirkel. Außerdem finde ich es interessant, für verschiedene Publikumsgruppen zu arbeiten. Marc Prätsch, Sie sind Schauspieler und Regisseur und arbeiten mit professionellen Schauspielern und jugendlichen Laien. Wie sind Sie vom Schauspiel zur Regie gekommen? Marc Prätsch: Als Schauspieler habe ich mich unterfor64

dert gefühlt. Ich wollte mehr mitbestimmen – wie man arbeitet, wie man miteinander umgeht, bis hin zu künstlerischen Fragen. Irgendwann musst du konsequent sein und nicht immer nur rumnörgeln. Irgendwann wurde mir klar, dass ich den Schritt vollziehen muss, Regie zu führen. Ich bin als Schauspieler vielleicht auch gar nicht so geeignet. Ich möchte gar nicht mehr jeden Tag auf der Bühne stehen. Die Arbeiten als Schauspieler mit den Regisseuren Johann Kresnik und Armin Petras waren für mich schließlich Impulsgeber, um zu sagen, ich will auch machen, was die machen. Miriam Tscholl: Ich komme aus einem Dorf im Schwarzwald. Dort habe ich immer Dinge erfunden, die es noch nicht gab, weil es dort nichts gab. Und das exzessiv. Thea­ terstücke. Konzerte. Nach der Schule habe ich das ad acta gelegt und beschlossen, einen richtigen Beruf zu erlernen. Nach sechs Semestern Architektur musste ich mir eingestehen: Das kann ich nicht. Ich bin schlecht. Ich interessiere mich nicht für Häuser, sondern für Menschen und die Gesellschaft. Daraufhin habe ich angefangen, Angewandte Theaterwissenschaft und ästhetische Praxis in Hildesheim zu studieren, ohne zu wissen, was das werden könnte. In der praktischen Arbeit dort habe ich gemerkt: Ich möchte das in die Hand nehmen, gestalten, meine Ideen reinbringen – und dort, beim Regieführen, hat sich vieles, was ich bis dahin gemacht habe, zusammengefügt. Was macht einen professionellen Künstler aus? Und was ist der Vorteil eines Nichtprofis in der künstlerischen Arbeit? Clemens Bechtel: Was ich toll finde an der Arbeit mit Nichtschauspielern, ist die Art, wie Menschen den ihnen fremden Raum Theater betreten – das hat etwas zu tun mit dem Impuls, den auch ich anfangs hatte. Und jenseits der Frage „professioneller Künstler“ oder „nichtprofessioneller Künstler“ bewege ich mich nach 15 Jahren im Beruf über das dokumentarische Theater, das ich auch mache, plötzlich auch außerhalb des Theaters. Auf einmal bewege ich mich aus dem Probebühnen- und Kantinenkontext hinaus. Auf einmal sitze ich während einer Recherche im Bundestag oder bei Leuten zu Hause. Ich komme woandershin – und es freut mich, diese Menschen, diese Themen und diese Welt umgekehrt wieder in das Theater einzuladen. Melanie Hinz: Ich bringe in die Arbeit mit Laien die Professionalität ein, wie man etwas rahmen kann. Dieser Schutzraum, in dem eine Darstellung überhaupt funktio­n ieren kann, den setze ich. Aber der Prozess ist von meinem Interesse an den Darstellerinnen und Dar-

Spielen! stellern geleitet. Und die wiederum haben unter Umständen ein ganz anderes Verständnis davon, was Theater ist, als ich. Miriam Tscholl: Es ist ein anstrengender und schwieriger Prozess. Denn man steht am Anfang mit leeren Händen da. In der Arbeit mit Nichtprofis ist von uns Regisseuren Beobachtung, aber auch Empathie gefragt. Theater entwickeln heißt eben auch Leben entdecken und Menschen erforschen. Marc Prätsch, was unterscheidet die Arbeit mit Theaterprofis von der mit Nichtschauspielern? Marc Prätsch: Ich wünsche mir, immer weniger in den Kategorien von Schauspieler und Nichtschauspieler zu denken. Es gibt schlechte Produktionen mit Profis und schlechte Produktionen mit Laien. Als Schauspieler weiß ich, dass es ein Handwerk gibt. Aber das Erste ist für mich immer ein Blick auf Menschen – und ich begegne 20-, 30-mal am Tag Menschen, bei denen ich denke, mit dem oder der würde ich gerne ein Stück machen. Das hat etwas mit meiner Kunstauffassung zu tun. Bei professionellen Schauspielern ist es kein anderes Herangehen. Das Theatersystem ist eine Art Clubsystem. Und die Bürgerbühne ist eine Art, den Club zu erweitern. Wenn ich zu einer Schauspielschule gehe, bekomme ich so etwas wie einen Clubausweis. Wie beim Golfen … Marc Prätsch: … und da bin ich als Regisseur aus künstlerischen Gründen dagegen. Ich will die Freiheit haben, mit jedem zu arbeiten, den ich sehe und der mich für das Thema, das ich auf die Bühne bringen will, interessiert. Melanie Hinz: Von dort aus, wo ich herkomme, würde ich sagen: Ich bin ja selber Spezialistin für das Nichtprofessionelle. Ich will etwas wissen, was ich noch nicht weiß. In der Arbeit an Projekten entwickle ich eine Frage, die uns alle betrifft. Miriam Tscholl: Es geht bei der Arbeit an den Projekten

als Darsteller darum, Möglichkeiten zu entdecken, die Clemens Bechtel, geboren 1964 in Heidelberg, arbeitet seit man vorher nicht hatte – sich loszulösen von dem, was 15 Jahren als Regisseur. Eine man ist, sich zu emanzipieren –, aber auch auf der Bühne ausführliche Biografie finden Dinge zu tun, die man zwar innerhalb seiner Erfahrun- Sie auf p Seite 32 gen und Möglichkeiten hat, aber sonst nicht praktiziert. Marc Prätsch: Es geht ums Spielen – alles andere ist wie- Melanie Hinz inszenierte der nur eine Frage des Clubausweises. Ich sehe mich als ei- 2009.2010 an der Bürgerbühne „FKK. Eine Frauenkörper­ ner, der unter dem Tresen den Ausweis weiterreicht. Das komödie“. Weitere InformatioZiel der Bürgerbühne muss doch sein, dass es die Bürger- nen zu ihrem Werdegang p bühne in fünf Jahren nicht mehr gibt, weil das ganze Thea- Seite 32 ter von der Bürgerbühne übernommen wird. Es geht doch Unter der Regie von Marc um eine Erweiterung des Kunstbegriffs, um eine erwei- Prätsch entstanden die terte Teilhabe und um eine Infragestellung des Kunstbe- Bürgerbühnen-Produktionen „Die Nibelungen“ nach Hebbel griffs. Im Kern geht es um ein anderes Kunstverständnis. Diese Spielzeit ist die 100. Spielzeit des Staatsschauspiels Dresden. Wie sehen Sie die Zukunft der Theaterform, wie Sie sie betreiben, jedenfalls mittelfristig? Clemens Bechtel: Theater muss sich seine Existenzberechtigung immer wieder neu erarbeiten, und das Theater als Spielraum für seine Bürger, wie hier in der Bürgerbühne, wird ein wichtiges Feld dieser Erarbeitung sein. Die Benennung ist am Schluss vielleicht gar nicht so interessant. Inhaltlich-ästhetisch muss die Arbeit weitergehen. Wie geht es weiter? Ich fände es toll, wenn das Beispiel Dresden an vielen Häusern Schule machen würde. Miriam Tscholl: In allen Bereichen der Gesellschaft und der Kunst wird man sich mit der Arbeit, wie sie hier an der Bürgerbühne stattfindet, ernsthaft auseinandersetzen müssen. Es braucht einen Diskurs. Die Arbeit muss im Journalismus reflektiert, in Regieschulen unterrichtet, in der Schauspielausbildung thematisiert werden. Noch fehlen allzu oft die Gesprächspartner über diese Theaterarbeit. Es muss nicht jeder alles können oder machen, aber die Skills und die Möglichkeiten müssen wachsen. Dafür müssen Räume entstehen, auch Freiräume – in der Ausbildung und in den Theatern.

sowie „Jugend ohne Gott“ nach Horváth. Weitere biografische Informationen p Seite 25

Miriam Tscholl ist seit 2009 Leiterin der Dresdner Bürgerbühne, wo sie zuletzt „Ja, ich will!“, ein Spiel mit Verheirateten, inszenierte. Ihre Biografie p Seite 26

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Titus Andronicus von William Shakespeare Premiere am 28. September 2012 im Kleinen Haus 1 Eine Koproduktion mit dem Teatr Polski Wrocl aw p Regie: Jan Klata ⁄

Ich wünschte, ich wäre ein Teufel, um im immerwährenden Feuer leben und brennen zu können.

Punk, Pop und die Zehn Gebote Das theaterbegeisterte Polen macht seine Theatermacher zu Stars, die auf der Straße erkannt werden. Der Theaterkritiker Roman Pawl owski, der für die größte Tageszeitung des Landes schreibt, porträtiert einen von ihnen und zeigt, warum das Theater des Regisseurs Jan Klata zwischen Pop, Poesie und Politik für Aufregung weit über den Zuschauerraum hinaus sorgt. ⁄

Linker Katholik, konservativer Rebell, klassikaffiner Punk – nicht nur Talent und eine bildmächtige Fantasie, auch seine widersprüchliche Persönlichkeit machen Jan Klata zu einem der interessantesten Regisseure des europäischen Gegenwartstheaters. Klata ist das Kind einer von Paradoxien geprägten Zeit. Seine Generation sah bekennende Marxisten mit Michael Gorbatschow an der Spitze den Kommunismus zu Grabe tragen. Sie erlebte mit, wie einstige Parteigenossen und ehemalige Dissidenten Hand in Hand ein neues System unter marktliberalen Vorzeichen errichteten. Und sie debütierte zu einem Zeitpunkt, an dem islamistische Fanatiker die Geschichte, die 1989 zum Stillstand gekommen schien, wieder ins Rollen brachten. Wer wie Klata in einem Schmelztiegel widersprüchlicher Ideen, Traditionen und Ideologien aufwuchs, ist 66

meist vor allem eines: kritisch. Er traut weder den Sympathisanten des Ancien Régime noch den Propheten der schönen neuen Welt. Er steht den Sozialutopien des vergangenen Jahrhunderts ebenso skeptisch gegenüber wie den liberalen und neoliberalen Dogmen des neuen. Er sucht eigene Wege durch eine von Spannungen und Konflikten geprägte globalisierte Welt  –  auf eigene Faust und auf eigenes Risiko. Genau so ist auch Jan Klatas Theater. Schon mit seinem Regiedebüt stellte er den polnischen Status quo infrage, Roman Pawlowski ist Theader auf Abmachungen zwischen Vertretern der einstigen terkritiker und Redakteur der Opposition und zu Postkommunisten gewendeten Re- „Gazeta Wyborcza“, der größten präsentanten der alten volksrepublikanischen Nomen- überregionalen Tageszeitung Polens. Das Porträt des Regisklatura beruhte. In Wal brzych, einer abgewirtschafteten seurs Jan Klata entstand aus Bergbaustadt in der niederschlesischen Provinz, ver- Anlass seiner Arbeit am setzte er 2003 Gogols „Revisor“ ins kommunistische Po- Schauspielhaus Bochum. ⁄

tionäre aber in Kostümen des 18. Jahrhunderts auftreten. len der 1970er-Jahre. Die nach dem damaligen Premier Gierek benannte Epoche, eine Zeit des wirtschaftlichen Zwischen Hütten aus Pappe und Wellblech wirkte Robeund gesellschaftlichen Fortschritts und der Öffnung spierres und Dantons verbissenes Ringen um die Führernach Westen, aber auch der Korruption und des politi- schaft grotesk, die Revolution wurde zur Farce. Eindrücklicher lässt sich ein Abgesang auf die Ideale der Französischen Zynismus, diente Klata als Zerrspiegel für das von politischen Affären, Arbeitslosigkeit und Korruption ge- schen Revolution kaum gestalten. Klata entwickelt seine Kapitalismus- und Utopiekritik plagte Polen. Spätere Inszenierungen führten die radikale Kritik an den aus der Position des bekennenden und engagierten Katholiken heraus. Sein Danziger Hamlet zog auf Polonius’ Verhältnissen im postkommunistischen Polen fort. Seine Frage „Was leset Ihr, mein Prinz?“ ein Gotteslob aus der schlicht „H.“ betitelte Hamlet-Version in der Danziger Werft 2004 war eine Abrechnung mit den politischen Eli- Tasche und zitierte aus den Zehn Geboten. Als gläubiger Katholik – einer von sehr wenigen in der gegenwärtigen ten des Landes, denen nach 1989 im Kampf um Macht und Pfründe das Ethos der gesellschaftlichen Solidarität ab- Theaterlandschaft – steht er gleichwohl dem in Polen weitverbreiteten religiösen Fanatismus äußerst kritisch handen gekommen war. Schon der Spielort symbolisierte den Verfall: eine heruntergekommene Halle in der ehema- gegenüber. Das zeigte seine Adaption von André Gides Roman „Die Verliese des Vatikan“, in der er religiösen ligen Lenin-Werft, der Wiege der Solidarnos´c´ und einem Fanatismus und westlichen Nihilismus miteinander der ersten Opfer der kapitalistischen Marktwirtschaft. konfrontierte. Auf der einen Seite standen die Hörer des Den Regisseur Jan Klata interessiert aber keineswegs nur ultrakatholischen Senders Radio Maryja, die sich in eidie Gegenwart, er setzt sich auch mit der Vergangenheit ner Festung der Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit auseinander. In seiner Fassung von Stanisl aw Ignacy Witkiewiczs „Fizdejkos Tochter“ legte er die latenten, an- verschanzten, auf der anderen Seite Jugendliche, die lässlich des polnischen eu-Beitritts wieder aufgebroche- durch Popkultur und antikirchliche Einstellungen genen Ängste und Psychosen von Polen und Deutschen of- prägt waren. Klata ließ sie ihren Streit musikalisch austragen: Die einen sangen ein Madonnenlied, die anderen fen. Die Deutschen zeigte Klata als Technokraten, denen immer noch die Gespenster von Auschwitz nachspuken. antworteten mit „Sympathy for the Devil“ von den RolDie Polen wiederum präsentierte er dem deutschen Ste- ling Stones. Der politischen Radikalität Klatas entspricht die Radikareotyp entsprechend als betrunkene Arbeitslose, die ihre Habseligkeiten in Plastiktüten mit sich herumschleppen. lität seiner Theatersprache. Jan Klata ist ein dj auf dem „Transfer!“, eine auf Erzählungen polnischer und deut- Regiestuhl: Er scratcht Inszenierungen, indem er klassischer Opfer der Vertreibungen um 1945 basierende Thea- schen Stücken Gossensprache untermischt, er loopt Repliken, um den Effekt stillstehender Zeit zu erreichen, er terdokumentation, zeigte dagegen die Perspektive einer sampelt die unterschiedlichsten Texte und lässt etwas Versöhnung auf, in der das Leid des anderen anerkannt Neues daraus entstehen. Eine Schlüsselrolle in seinen Inwird, ohne die historischen Fakten und die Differenz der szenierungen spielen Musikzitate: In „Die Sache Danton“ Erfahrungen zu leugnen. sind „Revolution No. 9“ von den Beatles und „Talkin’ bout Mit der Zeit erweiterte Klata die Kampfzone und wandte a Revolution“ von Tracy Chapman zu hören. In „Schuster. sich globalen Themen zu. Er befasste sich mit dem Krieg gegen den Terrorismus und den Mechanismen der Erzeu- am.Tor“ der Song „London Calling“ von The Clash und in gung von Furcht, er kritisierte die Mediendemokratie, in „Das gelobte Land“ Phil Collins’ Ballade „In the Air Tonight“. Die symbolische Bedeutung dieser und anderer der Medien und Meinungsforschungsinstitute die Macht übernommen haben, er fragte nach dem Sinn von Revo- Zitate ist von einem popkulturell sozialisierten Publilutionen in einer postpolitischen Welt, die keine Klas- kum leicht zu erfassen. Manchen Zuschauer irritiert die Brutalität von Klatas Inszenierungen, die direkt und plasenkonflikte mehr kennt. Und mitten in der Finanzkrise kativ daherkommen wie Parolen an Häuserwänden. Wer analysierte er 2009 in „Das gelobte Land“ die kranke nur einen angenehmen Abend im Theater verbringen „Geiz ist geil“-Mentalität des neoliberalen Kapitalismus. möchte, für den sind sie nichts. Doch genau so muss Das treffendste Bild der postmodernen Welt zeichnete Klata in seiner Inszenierung von Stanisl awa Przybys- Thea­ter sein: unbequem und beunruhigend. Nur so lebt es. Nur so hat es einen Sinn. zewskas epischem Drama „Die Sache Danton“. Er verlegte die Handlung in einen Slum unserer Zeit, ließ die Revolu- Übersetzung aus dem Polnischen: Bernhard Hartmann. ⁄



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Holger Hübner 100 Buttons

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Das normale Leben oder Körper und Kampfplatz von Christian Lollike Deutschsprachige Erstaufführung am 19. Oktober 2012 im Kleinen Haus p Regie: Hauke Meyer

Es ist beneidenswert, eine Geschichte zu haben Deutsche Fragen an einen dänischen Autor Im Jahr 2011 vereinbarte das Staatsschauspiel Dresden eine künstlerische Partnerschaft mit dem Königlichen Schauspielhaus in Kopenhagen. Durch den Austausch von Gastspielen, Stücken und Autoren sollte der Blick auf die eigene Heimat und die jeweilige Arbeitsweise geschärft werden sowie ein Impuls gegeben werden, die eigene Arbeit auch immer wieder konstruktiv infrage zu stellen. Mit zwei Premieren erreicht das Partnerschafts­ projekt, das den Titel „Der fremde Blick“ trägt, seinen Höhepunkt in der Jubiläumsspielzeit des Staatsschauspiels. Wir hatten den dänischen Dramatiker Christian Lollike eingeladen, im Jahr 2011 einige Zeit in Dresden zu verbringen und Eindrücke zu sammeln. Gleiches taten die Dänen mit dem deutschen Dramatiker Martin Heckmanns in Kopenhagen. Aus diesen Gastaufenthalten sind Stücke entstanden, die sich auf diese Erfahrungen beziehen. Es hält wach, sich selbst mit anderen Augen betrachtet zu wissen. Es verunsichert, weil man ahnt, dass der fremde Blick notwendigerweise auch kritisch sein wird. Neidisch ebenso, und hoffentlich manchmal liebevoll. Das Stück von Martin Heckmanns wird in dänischer Übersetzung in Kopenhagen uraufgeführt. Christian Lollikes Stück wird auf Deutsch im Kleinen Haus zur Aufführung kommen. Nach seinem Gastaufenthalt in Dresden stellten wir dem Autor einige Fragen zu seinen Eindrücken. Mein erster Eindruck von Dresden ist ... dass die Gebäude viel größer sind, als ich es erwartet hatte. Mein letzter ... Das ist eine Stadt, die mit ihrer eigenen Identität kämpft. Etwas typisch Deutsches ... sehr darauf zu achten, wie man sich mit der Geschichte der Nation beschäftigt (und zugleich die Geschichte als nationales Markenzeichen zu haben). Etwas typisch Dänisches ... nicht darauf zu achten, wie man sich mit Geschichte überhaupt beschäftigt. Für uns waren wir die Helden. Wie wir das geworden sind, ist nicht Gegenstand der Diskussion. Ein Tabu in Dresden ... über die grausame Ironie zu lachen, dass ein Fußballstadion in Deutschland GlücksgasArena heißt. Der deprimierendste Moment in Dresden ... Der verrückteste Moment für mich war, zusammen mit Neona-

zis bei ihrem jährlichen Aufmarsch zu stehen und dann über große Lautsprecher Beethoven zu hören. Es war sehr kompliziert, etwas so Schönes zu hören und dabei diese Menschen zu beobachten. Das war so, als ob Ton und Bild nicht übereinstimmten. Es war Kunst. Ein anderer seltsamer Moment – am selben Tag – war, verwirrt zu sein, wer die Neonazis waren und wer die Linksradikalen. Ich beneide die Deutschen um ... Manchmal kann ich die Deutschen darum beneiden, eine Geschichte zu haben, die einen zwingt, noch einmal nachzudenken, wenn es zu kriegerischen Handlungen in anderen Ländern kommt. Über Deutschland zu schreiben ist ... schwierig, weil sich die Deutschen mit ihrer Identität und ihrer Geschichte schon seit dem Kriegsende beschäftigen. Nein danke, ich würde niemals ... Was? Es gibt viele Dinge, die ich niemals. Aber ich habe ein enges Verhältnis zu Dresden, und ich bin glücklich, dass ich während meines Aufenthalts gezwungen war, über mein Verhältnis zur Geschichte nachzudenken. Deutsches Theater ist ... das Beste auf der Welt. Dänisches Theater ist ... eine starke Komödientradition Christian Lollike wurde 1973 in Dänemark geboren. Er zu haben. studierte Szenisches SchreiIch weiß, wo meine Ideen herkommen ... Sie kommen ben am Theater Aarhus. Neben aus vielen verschiedenen Orten. Das Stück „Das normale Hörspielen und Drehbüchern Leben oder Körper und Kampfplatz“ kommt aus dem schreibt er Theaterstücke, die normalen Leben; dem Gefühl, beobachtet zu werden; er zum Teil selbst inszeniert. dem Gerede über Freiheit und zugleich daher, zu sehen, Die Hörspielproduktion seines Stücks „Das Wunderwerk oder dass sich die Leute um mich (und ich selber) nicht so frei die RE-Mohammed-TY Show“ fühlen, wie wir sagen, dass wir es wären. „Das normale Le- wurde 2006 mit dem Prix Europa in der Kategorie ben“ versucht, das zu analysieren. Das ist wichtig, weil wir in Mustern gefangen sind; verschiedenen Arten von „Bestes europäisches Hörspiel des Jahres 2006“ ausgezeichÜberwachungssystemen, die uns im Weg stehen, unsere net. Bereits mehrere seiner Möglichkeiten zu verwirklichen. Stücke wurden in Deutschland Gedanken über Europa ... Scheiße, wir führen die Krise an. uraufgeführt, darunter 2005 Ich wäre gerne in ... Kuba. Um herauszufinden, was sie „Dogville“ am Staatstheater Stuttgart und „Cosmic Fear“, verloren haben, als sie den Kommunismus aufgaben. das 2008 als Auftragswerk für Dänen sind ... Oje, ich mag Dänen, wenn man über die das Maxim Gorki Theater Fremdenfeindlichkeit hinwegsieht. Aber wir leiden da­ Berlin entstand. Von 2005 bis runter und unter der Idee, dass wir alle unsere Angst vor 2010 arbeitete er als Hausautor und Regisseur am Theater den Muslimen herausschreien sollten und … Aarhus. Seit 2010 ist er KünstIch bin ... Ich versuche, ich selber zu sein, aber das ist lerischer Leiter des CaféTeaharte Arbeit. tret in Kopenhagen. 69

Karina Plachetka 100 Tiere

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Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams Premiere am 22. November 2012 im Kleinen Haus 1 p Regie: Nuran David Calis

Vier Jahre nach „Endstation Sehnsucht“ Eine Spurensuche im Hotel Astoria, New York von Nuran David Calis

21. Mai 1949

Blanche Du Bois. Die ältere Schwester von Stella, die mit dem polnischen Arbeiter Stanley Kowalski verheiratet ist. Lebt jetzt in New York. Jetzt sind es vier Jahre. Vier lange Jahre. Keine Worte. Keine Blicke. Keine Zeichen. Eigentlich wollte Blanche nicht schreiben. Zwar tut ihr alles leid, was sie getan hat. Die Lebenslügen. Ihr offener Hass gegen Stan. Ihr Hass gegen alles und jeden, der nicht gut genug für sie war. In ihrer Wut gegenüber dem Underdog aus Polen und seinen Freunden begrub sie im Grunde ihr eigenes Scheitern. Wut und Hass gegenüber Menschen, die nicht ihrem Lebensstandard entsprachen, lenkten sie nur davon ab, sich mit ihrem eigenen beschissenen Leben auseinanderzusetzen … Sie, die Upper-ClassBombe, plötzlich gefangen im Netz von Stans Armut. Aber der Gedanke kam Blanche nicht, aus dem Trümmerfeld ihres Lebens mit eigener Kraft wieder etwas aufzubauen. Ihren sozialen Abstieg zu bremsen. Ja, reich waren sie mal. Aber dann. Mit nix stand sie auf einmal da. In der Wohnung von Stan und ihrer Schwester Stella. Das Erbe hatte sie verloren. Die Männer hatte sie verschlissen. Keine neuen Ideen. Kein Talent. Keine Begabung, die sie vor dem sozialen Abstieg hätte retten können. Keine fetten Pool-Partys. Kein Tennis. Kaviar und Champagner aus. Der Kühlschrank leer. Wie füllt man den wieder auf? Und vor allem wer? Wo geht man jetzt einkaufen? Wer macht das Licht aus, wenn die Party vorbei ist? Ja, Blanche wurde allein gelassen. Und deshalb müssen jetzt die anderen dafür büßen. Ihre Jugend ist weg. Ihr Gesicht hängt langsam runter. Die Haare fallen ihr ein wenig aus. Und ihre Schwester, die noch über Jugend, Kraft und Schönheit verfügt, gibt sich ab mit einem abgefuckten Migranten. Er ist noch nicht einmal ein waschechter Amerikaner, kein Südstaatler. Nein, aus Polen kommt er. Essen sie dort nicht Hunde? Oder ist das in China? Egal, Blanche hasst ihn. Hassen ist einfacher als lieben, weil man sich in der Liebe auf den anderen einlassen muss. Weil man etwas von sich abgeben muss, damit man etwas anderes annehmen kann. Stan kann noch nicht einmal lesen! Nein, ihr Hass gegen Stan kam genau richtig, weil er sie ablenkte, sie daran hinderte, in ihren eigenen Abgrund zu schauen. Ihre eigenen Leichen zu zählen. Dabei hätte Stella doch alles haben können. Die dumme Kuh. Wenn sie nicht ihre Schwester gewesen wäre. Ja, sie hätte alles haben können. Aber die Liebe? Die Liebe kennt kein Schwarz oder Weiß, kennt kein Arm oder Reich. Für die Liebe ist das alles gleich; nämlich wertlos. Stan hat es geschafft, in Amerika Fuß zu fassen. Auf seine Art. Nicht auf die Art, die Blanche sich gewünscht hätte. Oh, wie sie ihn gehasst hat. Seine toughe Art, die er nicht ablegen kann. Seinen Schweiß. Seine Muskeln. Seinen Akzent. Aber jetzt? Es tut ihr alles leid. Ja, sogar dankbar ist sie Stan, weil sie durch ihn erkannt hat, was in ihrem Leben schiefgegangen ist. Nein, Freunde werden die beiden nicht mehr. Aber sie lassen sich gegenseitig leben.

Blanche will nicht darüber nachdenken, was war, und ihrer Schwester auch nicht erzählen, wie sie hier in New York gelandet ist. Nur so viel: Sie habe angefangen zu arbeiten, ja. Sie werde jetzt lachen. Aber es sei die Wahrheit. Seit zwei Jahren arbeite sie an der Rezeption des Hotels Astoria und verdiene ihr eigenes Geld. Hier steigen viele kultivierte Menschen ab, und sie könne alle ihre Qualitäten zur Geltung bringen. Mal spreche sie französisch, mal spanisch. Die Gäste kommen aus aller Welt. Und: Sie sind so kultiviert wie sie. Sie arbeite direkt am Central Park. Sie habe lange gebraucht bis zu dieser Erkenntnis, aber: Arbeit macht wach. Arbeit ist Leben. Arbeit ist Hoffnung. Wie gut, dass sie jetzt Arbeit habe. Wenn keine Arbeit da ist, dann mache sie sich Arbeit. Sie sortiere Karteikarten. Lege Stifte ordentlich neben­ einander. Poliere den Rezeptionstisch, bis er blitzblank ist. Sogar zu Hause mache sie jetzt selber sauber. Keine Angestellten. Sie wohne direkt in Soho. In Manhattan. Zwei kleine Zimmer. Nicht sehr hübsch. Aber ihre eigenen vier Wände. Hier säßen viele Künstler. Letztens habe sie sich von einem gewissen Jackson Pollock zu einem Drink einladen lassen. Ein totaler Trinker. Ein Trottel. Er meinte die ganze Zeit, dass er das Malen revolutionieren wolle. Ein hoffnungsloser Fall von Selbstüberschätzung. Sie habe verstanden, was Stan gemeint hat. Jetzt hoffe sie, dass er wenigstens das Lesen und Schreiben lernt. Denn Poesie kann einem das Leben nicht retten, aber es erträglicher machen, das solle Stella doch ihrem Stan noch sagen. Stella meint, dass sie Sehnsucht nach Blanche habe, ja, Sehnsucht. Sehnsucht. Sehnsucht. Wie lange habe Blanche dieses Wort nicht mehr gehört. Hier oben. In ihr. Sehnsucht. Das sei nicht nur ein Wort. Sehnsucht. Das sei nicht nur ein Gefühl. Sehnsucht. Sehnsucht. Sehnsucht. Das ist nichts, was einfach kommt und geht. Blanche will die Sehnsucht nach den Dingen, die sie einst hatte und vielleicht nie mehr haben wird, nicht verlieren. Deshalb dürfen Stella und Stan sie auch nie mehr sehen. Sie dürfen niemals hierher kommen. Niemals. Schreiben, das ja. Man könne ihr alles nehmen, Geld, Liebe, alles, nur eins nicht: die sehnsucht nach all dem, was sie nicht bekommen kann in ihrem Leben. Es ist so wie mit der Poesie; die Sehnsucht macht das Leben nicht leichter, nur erträglicher ...

Nuran David Calis arbeitet als Autor, Theater- und Film­ regisseur. Sein Text für dieses Magazin entstand im Rahmen seiner Inszenierungsvorbereitung. Eine Biografie finden Sie auf p Seite 27

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Aus dem Leben eines Taugenichts nach der Novelle von Joseph von Eichendorff Premiere am 7. Dezember 2012 im Kleinen Haus p Regie: Jan Gehler

Du Taugenichts! Bepackt mit ganz eigenen Vorstellungen und Träumen zieht ein junger Mann ins Leben. Arbeit ist ihm nur mäßig wichtig, lieber reist und musiziert er. 1826 hat Joseph von Eichendorff seine Novelle vom „Taugenichts“ geschrieben. Über 180 Jahre später ziehen die drei Spiesser-Autoren Peter, Christina und Gustav Parallelen und erzählen ganz persönlich „aus dem Leben eines Taugenichts“. Erwirb dir selber dein Brot Ich find dich scheiße – Mit meiner Freundin Jenny saß ich oft auf der Seilbahn des Kinderspielplatzes, dem wir Schluss mit „Melde dich, wenn du was sagen willst“! längst entwachsen waren, und rappte Tic Tac Toes „Ich Für Peter war das Abi ein Befreiungsschlag. Bis er der find dich scheiße“. Mit jeder Zeile grenzte ich mich weiter Frage begegnete: Wie geht’s weiter? Die Vorstellung, als 18-Jähriger sofort an die Uni zu ge- von meinen Eltern ab, auch wenn der Text nicht auf sie hen, fand ich lächerlich. Folgende Alternativen hatte ich gemünzt war. mir überlegt: 1. „Mama, darf ich ein Jahr lang nachts den Ich bin dagegen, ich bin nicht so wie ihr – Durch die wüKühlschrank leerfuttern und tagsüber schlafen?“ 2. Ich tend-verzweifelten Stunden meiner Pubertät half mir könnte eine Weile durch die Weltgeschichte gondeln. mein Ghettoblaster mit Basslautsprechern. Die Ärzte sanNur: mit welchem Geld? „Mama?“ Nein. Sollte ich es gen in „Rebell“ genau das, was ich in mir wahrnahm: Waetwa mit Arbeit versuchen? rum war die Welt auf einmal so kompliziert, und warum Arbeit. Das ist doch diese Krankheit, deretwegen man wollte keiner einsehen, dass ich recht hatte? mitten in der Nacht schlecht gelaunt aufwacht, sich has- Manhattan Skyline – Wenn ich Ruhe suche, hilft noch tig ein Frühstück reinzieht und verschwindet, um dann heute nichts so gut, wie selbst zu musizieren. Dann spiele kurz vor Sonnenuntergang nach Hause zu schlurfen und ich „Manhattan Skyline“ von Jürgen Moser auf dem Klatodmüde ins Bett zu fallen. Ein bisschen überspitzt? Ja. vier. Meine Finger finden den Weg über die Tasten von alMeinen Eltern würde es trotzdem nicht schaden, weniger lein, und all die Gedanken, die vorher in meinem Kopf zu arbeiten. Wenn man fünf Tage pro Woche fast kom- hin und her wirbelten, sinken in die Tiefe. Zumindest für plett im Büro verbringt, dann sollte es dort echt gut sein. einen Moment. Musik füllt diesen Moment. Macht es Als frischgebackener Abiturient kommst du ohne „Vita- mich zum Taugenichts, diese Gelassenheit zu lieben? min B“ oder einen Flaschengeist nur an wenig erfüllende Arbeitsplätze. Auf Monotonie hatte ich nach zwölf Jah- Flucht ins Leben ren Frontalunterricht keine Lust. Ich wollte „in die Welt Der Taugenichts nutzt den Rausschmiss zum Weltentgehen und mein Glück machen“ – wie der Taugenichts. decken – das will Gustav auch. So landete ich beim Freiwilligendienst in Ghana. In einer „Aufgrund spielender Kinder auf den Gleisen wird unser Privatschule. Wo ich gleich am ersten Tag zu den einge- Zug umgeleitet. Die Ankunft in Pirna verzögert sich um staubten Büchern in die Bibliothek verdammt wurde. In- etwa 20 Minuten.“ Scheißlaune in allen Abteilen. Warum zwischen ist der Staub raus, ein System drin, und ich su- krallt sich niemand die Eltern? „Die machen gerade eine che mir sinnvollere Aufgaben. Beim Unterrichten muss Fahrradtour auf der Autobahn“, tönt es von hinten. Reiich mich in der Klasse durchsetzen, ohne wie die Lehrer sen ist anstrengend, ermüdend – aber immer witzig. hier einen Stock zu benutzen. Sobald jemand beim Vorle- Je häufiger man „woanders“ ist, umso größer ist die sen dazwischenredet oder lacht, nehme ich das Buch und Chance, neue Dinge zu erleben. Wie den Taugenichts zieht gehe – meine Art von Autorität. Dass meine Schüler mich es mich in die Ferne. Ich habe nichts gegen Heimat, sehe auch so respektieren, ist ein wunderbares Gefühl. es aber als meine Aufgabe, die Flucht vor ihr zu ergreifen. 13 Jahre Schule haben gesessen, nach dem Abi kommt der Aufbruch. Der Taugenichts sucht Zuflucht in einer neuen Raus aus der Monotonie! Umgebung, die ihm mehr Nutzen bringen mag. Meine Christinas Leben besteht die meiste Zeit aus Sorge um nächste Zuflucht heißt Dresden. Bei der Jugendzeitschrift sich selbst, aus Gott, Arbeit – und Musik. Spiesser lasse ich mich zum Journalisten ausbilden. „Wenn Worte aufhören, beginnt die Musik“ – da gebe ich Der Taugenichts erlebt mit wenig Absicht viel. Das will Heinrich Heine recht. Musik vermag zu trösten, mich in ich auch: schauen, was kommt, und offen dafür sein. Wie Liebe dahinschmelzen zu lassen, eine unbändige Wut in mir zu wecken. Jeder hat seinen „Soundtrack des Lebens“, im Urlaub, wenn ich in unserem Wohnwagen selbst meine Süppchen koche. Ich bin unter Menschen, untermeiner geht so: Der Kobold mit dem roten Haar – Immer wenn meine El- wegs und schlafe doch immer im eigenen Bett. Und es macht Spaß, den Eltern beim Scheitern zuzuschauen, tern in der Küche noch den Abwasch machten und sich unterhielten, wäre ich gerne dabei gewesen – doch für wenn sie das Vorzelt aufzubauen versuchen. mich war Bettgehzeit. Also sangen mich der Kobold mit Frei sein und überall dabei sein – muss man Taugenichts sein, um das toll zu finden? dem roten Haar und sein Meister Eder in den Schlaf. 72

Peter Unbehaun, 18, hat Dresden nach dem Abi den Rücken gekehrt, um in einer ghanaischen Schule die Bibliothek zu leiten. Das Rückflugticket ist gebucht, ob’s dann nach Rom weitergeht? Mal sehen. Christina Ponader, 26, ist Sozialpädagogin B.A. und zum Masterstudium nach Dresden gekommen. Für ein Musikstudium war sie immer zu faul – all das Üben hat sie abgeschreckt. Gustav Beyer, 19, findet beim Spiesser in Dresden ein neues Zuhause – auf Zeit. Danach wartet der restliche Planet auf einen Besuch. Spiesser Peter, Christina und Gustav sind drei von 350 jungen Autoren der Jugendzeitschrift Spiesser. Der Spiesser kommt aus Dresden und ist in ganz Deutschland an Schulen und Hochschulen kostenlos erhältlich. Das Besondere: Junge Menschen produzieren hier – unterstützt von Redakteuren  – alles selbst.

Thomas Eisen und Stefko Hanushevsky 100 Koffer

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Baumeister Solness von Henrik Ibsen Premiere im Januar 2013 im Kleinen Haus 1 p Regie: Burghart Klaußner

Aber bis zur S

Von der Sehnsucht, einen Turm zu bauen Was den Baumeister Solness antreibt von Maik Novotny Der Baumeister Halvard Solness kommt uns bekannt vor. Ein Archetyp unter Architekten: der getriebene Egomane, der seinen Mitmenschen zwar Wohnungen baut, aber, sind wir ehrlich, sich letztendlich doch nur selbst verwirklichen will. Und hinter seinem Drang in die Höhe, seiner Turmsehnsucht, ahnen wir jahrelang gärende Komplexe, wenn nicht gar ein handfestes Trauma. Ja, unsere durch Bücher, Filme, Vorabendserien und die kopfschüttelnde Anschauung überdimensionierter Beton- und Stahlgebilde in unseren Städten genährten Vorurteile werden von „Baumeister Solness“ voll und ganz bestätigt. Wir kennen den Typen, und wir wollen ihn auch gar nicht anders, denn die Baumeister, die sich der babylonischen Hybris eines Turmbaus verschreiben, sind allemal faszinierender als jene, die sich zwischen din-Normen und Polystyrol-Wärmedämmplatten verschleißen, die in überstundenreichen Nächten die 14. Wohnzimmervariante ihrer entscheidungsschwachen Kunden aufzeichnen. Baumeister Solness ist so ein Einzelgänger. Wie so viele Architekten, die weltweit Hochhäuser mit mehr oder weniger deutlichem phallischem Gestus entwerfen, gilt für ihn das eruptive „Es muss so sein!“ mehr als das 74

zaghafte Abwägen. Ein solcher Architekt wird sich der Anhimmelung der völlig auf ihn hin gepolten Frauen sicher sein, Solness inmitten des Dreiecks von Aline, Kaja und Hilde, genauso wie der archetypische, potenzstrotzende Wolkenkratzerarchitekt Howard Roark rund 50 Jahre später in Ayn Rands antikommunistischem Geniekultwälzer „The Fountainhead“. Denn so altruistisch der Wohnungsbau für die Mitmenschen auch sein mag, die drängende Unruhe in Solness kann diese Tätigkeit nicht befriedigen. „Könnten Sie nicht auch über den Heimstätten da so’n wenig – so Kirchtürme machen?“, fragt ihn die kecke Hilde. „Merkwürdig genug, dass Sie das sagen. Denn das ist’s ja eben, was ich am allerliebsten möchte.“ Die Sehnsucht, einen Turm zu bauen, ist unstillbar.

Spitze kam er Wir glauben die Figur zu kennen, den Selfmademan in der gründerzeitlichen Aufbruchstimmung am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Zeit des neureichen Historismus, als in der Architektur alles ging, solange es mit opulenten Verweisen auf die Vergangenheit bestückt war. Ein Türmchen hier und ein Erker da konnten nie schaden, egal ob an einem Wohnhaus, einer Kirche oder einer Fabrik. Eine Zeit, in der das Gesetz von Leistung und Besitz erstmals stärker war als das von Herkunft und Renommee. Ein Gesetz jedoch, das sich auch ein Baumeister wie Solness immer wieder von Neuem erkämpfen muss. Er muss dranbleiben, darf keine Schwäche zeigen, kann sich auf Respekt und Dankbarkeit von anderen nie verlassen und spürt die Konkurrenz immer im Nacken. Nur in einer solchen Zeit ist es möglich, dass Solness’ ehemaliger Lehrmeister und Chef Knut Brovik wieder zum Hilfszeichner degradiert und von seinem ehemaligen Angestellten erniedrigt und zugrunde gerichtet wird. Die Dynamik von Fortschritt und Kapital ist entfesselt, das Neue wird sich durchsetzen. Solness weiß das, er hat es selbst erlebt, als der alte Familiensitz seiner Frau niederbrannte, Platz machte und seiner Karriere Grund und Boden bereitete. Doch er ahnt, dass sich nach demselben Gesetz auch die Ideen des jungen, ehrgeizigen Ragnar Brovik – „nicht so altmodisch wie meine!“ – durchsetzen müssen. Und wie Solness für den alten Brovik, so hat auch Ragnar für ihn nur Verachtung übrig, als der Baumeister am Ende im kritischen Augenblick Schwäche zeigt. Wir erinnern uns im Moment seines Fallens an die Geschichten von Architekten, die an ihrem Werk zugrunde gingen, die aus tragischen Verwicklungen oder unglücklichen Zufällen heraus die Erfüllung ihres Traums vom Bauen nicht mehr erlebten. Wie Eduard van der Nüll, der den Spott der Wiener Gesellschaft, die seine Staatsoper als „versunkene Kiste“ verhöhnte, nicht verwinden konnte und sich noch vor deren Fertigstellung erhängte. Wie John A. Roebling, der das technische Weltwunder der Brooklyn Bridge entwarf und an einer Blutvergiftung starb, die er sich auf der Baustelle zugezogen hatte. Baumeister Halvard Solness kommt seinem Ziel näher als diese beiden, sein Haus ist so gut wie fertig, die Menge applaudiert ihm schon, es fehlt nur noch der Kranz auf dem Turm als letzte symbolische Geste der Einweihung, dann schlägt das Schicksal auch hier zu. Und ein Hauch von Genugtuung mischt sich beim Zuschauer ins Mitleid über dieses tragische Scheitern – muss nicht der, der den Schöpfer auf eigenem Terrain herausfordert, am Ende dafür büßen und geopfert werden?

Solness ahnt dies wohl selbst, denn er hat sich einst mit dem Schöpfer unterhalten, als er auf dem Kirchturm stand, den er ihm erbaut hatte: „Jetzt höre mich an, du Mächtiger! Von heute an will ich auch freier Baumeister sein. Auf meinem Gebiet. Wie du auf dem deinigen. Nie mehr will ich Kirchen für dich bauen. Nur Heimstätten für Menschen.“ Ein trockener Realist würde sagen: ein vernünftiger Karriereschritt, die Erweiterung des Portfolios hin zum Siedlungsbau in einer Zeit, da gottloser Kapitalismus en vogue war und Massenquartiere dringender benötigt wurden als Gotteshäuser. Doch wir, mit all unserem Wissen von den Archetypen, ahnen: Der Schritt wird sich noch rächen. Denn am selben Tag, an dem er die einseitige Abmachung mit Gott besiegelte, ohne dessen Antwort abzuwarten, hat Solness einen zweiten Pakt geschlossen und der kleinen Hilde leichthin versprochen, ihr in zehn Jahren ein Schloss zu bauen. Wie jeder mit gesunder Menschenkenntnis gesegnete Mensch weiß auch Solness, dass kein kleines Mädchen auf der Welt zehn Jahre lang in erstarrter Vorfreude warten würde, um ein solch leichtfertig gegebenes Versprechen wörtlich einzufordern. Dass Hilde das trotzdem tut, liegt daran, dass sie eben nicht einfach ein verträumter Backfisch ist, sondern tatsächlich das „Teufelsmädchen“, als das Solness sie bezeichnet. Ein zurückgekehrter Girlie-Mephistopheles, der den alternden Macho lockt, antreibt, provoziert, die Einlösung des Versprechens fordert: „Dass mein Baumeister sich nicht getraut – nicht so hoch steigen kann, wie er selber baut?“ Die verlockende Jugend in Gestalt von Hilde vor Augen, die ehrgeizige Jugend – den aufstrebenden Architekten Ragnar – im Nacken, in die Ecke getrieben wie ein müdes Tier, sucht der Baumeister in Hilde die Erlösung von all diesem Druck aus Karriere, Turmbau, Wohnungsbau und Schuldgefühlen aus familiärer Tragödie. Ein Luftschloss zu bauen, „das Herrlichste auf Erden“, soll der Herr ihm noch gewähren, für ihn und sein Teufelsmädchen. Und in diesem Moment, am Ende, ist der Baumeister Solness kein Typ mehr, den wir zu kennen glauben und dem wir die Vergeltung wünschen, die ihm nach den Gesetzen des Schicksals zusteht, kein anmaßender, egoistischer Wolkenkratzerhengst, sondern ein müder Mann, der zurück will zu den Anfängen, den reinen Ideen und Idealen, von irdischer Last befreit, jung, unsterblich. Ein Turmbauer mit Höhenangst. In diesem Moment ist Halvard Solness kein Archetyp mehr, jetzt wechseln wir auf seine Seite, doch er ist uns schon entwischt, und aus der hilflosen Distanz sehen wir ihn fallen.

Maik Novotny studierte Architektur in Stuttgart und Delft. Er lebt seit 2000 in Wien und schreibt dort u. a. für die Tageszeitung „Der Standard“ und die Wochen­ zeitung „Falter“. Maik Novotny hat Höhenangst und meidet daher Türme.

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Kapi Tal der Puppen von René Pollesch Uraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 1 p Regie: René Pollesch

Weg mit den Meisterwerken, nutzen wir die Gegenwart! Ein Gespräch mit dem Autor und Regisseur René Pollesch über die Entstehung seiner Stücke Man weiß nach zehn Jahren starker öffentlicher Wahrnehmung Ihrer Theaterarbeit relativ viel über Sie als Regisseur oder als Gesamtverantwortlicher Ihrer Abende. Weniger weiß man über Sie als „Nur-Autor“. Wie sind Sie, wenn wir nicht dabei sind? Wenn Sie allein schreiben? Denken Sie als Autor die Bühnensituation und die Schauspieler immer schon mit? Schreiben Sie auch, ohne den Regisseur zu beliefern? René Pollesch: Das ist unterschiedlich. Ich schreibe ja schon, bevor ich bei der ersten Probe antanze. Da schreibe ich ohne die Schauspieler im Kopf, die ich oft auch noch nicht wirklich kenne, und versuche, erst einmal ein Thema zu installieren. Dann suchen Sie ein gemeinsames Leseerlebnis auf der Probe … Ja, da können die Schauspieler ihre Bedürfnisse zu diesem vorgeschlagenen Text äußern. Die Schauspieler bringen eigene Beispiele ein, damit man das Theoretische, das im Text ja erst einmal sehr unkonkret erscheint, versteht und konkret machen kann. Darum bemühe ich mich dann wiederum auch als Autor, wenn ich zwischen den Proben weiterschreibe und ändere: konkrete Geschichten zu erzählen, kleine Geschichten, die als Beispiele für die theoretischen Texte dienen könnten. Ich reagiere tatsächlich erst einmal darauf, was auf den Proben passiert, und versuche herauszufinden, ob ein Gedanke überhaupt eine Chance hat und interessant sein könnte. Man könnte ja theoretisch auch direkt auf der Probe reagieren und dort schreiben, aber Sie schreiben ja literarische Texte, übernehmen Vorlagen nicht wortwörtlich, sondern überschreiben, kommentieren, brechen sie … Ich versuche, eine Theorie, die ich gut finde und die mir helfen kann, in meinen Alltag reinzuschreiben. Entsprechend dem Vorschlag Donna Haraways, ihre philosophischen Texte als „Sehhilfen für die Wirklichkeit“ zu verstehen, oder Michel Foucaults Idee, seine Texte als Operationsmesser zu nutzen, die nach Gebrauch zerfallen wie Feuerwerkskörper. Das versuche ich zu realisieren. Deshalb wehre ich mich auch gegen den Begriff der Literatur. Es geht nämlich nicht darum, etwas zu produzieren, das bleibt und immer wieder aktualisiert werden kann, sondern darum, etwas zu erzeugen, das man benutzen kann. Haraways und Foucaults Texte kann ich aber in der Form, in der sie sind, für das Theater nicht benutzen. Und da ich nun mal Theatermensch bin und Theater machen will und nicht Vorlesungen kuratieren, möchte ich eben das Verwickeltsein der Schauspielerkörper in das Thema zeigen. Im Theater müssen wir uns um das kümmern, was in unserer Nähe ist. Denn alles andere ist nur Spekulation. Spielen Sie als Autor mit Ihrer Technik, Themen zu setzen und zu verschneiden, nicht auch vorsätzlich mit den Erwartungshaltungen von Zuschauern? Die theoretischen Texte werden ja immer wieder durch boulevardeske Aktionen gebrochen und umgekehrt. Das ist vor allem für die Schauspieler wichtig. Dieses ständige Abbrechen und Springen hält die Schauspieler 76

von einer Komplettierung ab, es hält uns die Situation vom Hintern weg. Als Autor vermeiden Sie dadurch auch ein Zuviel an Bedeutung. Ist das der Grund für das radikale Hakenschlagen in Ihren Texten? Das kann sein. Wir wollen die Leute nicht unterweisen, nicht autoritär sein. Die Texte sollen auch nicht hierarchisiert oder orchestriert werden oder zu meiner Interpretation werden. Das Unterlaufen der Bedeutung zielt also auf einen gewollten Verlust von Autorität? Ja genau, ich will mich auch von der Autorität distanzieren, die mit einem bestimmten Literaturbegriff einhergeht. Diese Distanzierung nicht zu wagen war jedenfalls lange mein Problem. Ich habe sehr früh angefangen zu schreiben, aber eigentlich habe ich 20 Jahre geschrieben, ohne zu schreiben. Ich bin 20 Jahre lang einer bestimmten Vorstellung davon, was Literatur ist, hinterhergerannt, habe meine Sachen zum Verlag geschickt und beurteilen lassen. Dieser autoritäre Literaturbegriff, der am Theater als Primat installiert ist, war ja auch immer schon ein Thema, das wollten schon viele loswerden: Weg mit den Meisterwerken, nutzen wir die Gegenwart! Geht es bei diesem Autoritätsabbau auch um das Verschwinden des Autors? Wollen Sie als Autorensubjekt vielleicht gar nicht erkannt werden? Wenn ich nur schreiben würde, wäre ich in Gefahr, mich dafür zu interessieren, was ich da eigentlich mache. Aber ich interessiere mich nur für die geeigneten Instrumente und dafür, dass man den Text an dem Abend hört. Ich entlaste mich quasi dadurch, dass ich gleichzeitig auch als Regisseur unterwegs sein kann. Das ist vielleicht der eigentliche Trick bei diesem Autor-und-Regisseur-gleichzeitig-Sein, dass man immer entwischen kann. Wenn man mich als Regisseur anspricht, sage ich, nein, ich schreibe, und wenn man mich als Autor anspricht, sage ich, nein, ich bin Regisseur. Das ist wie eine Art Reflex. Vielleicht ist es eben etwas Drittes, was man da macht. Ist Schreiben denn nicht eine Abfolge von Einzel­­ entscheidungen? Natürlich werden dauernd Entscheidungen getroffen, aber die sind nicht pro Literatur, sondern sie sind vor allem politischer Natur, weil sie immer die Praxis betreffen. Ich will als Regisseur auch nichts Bestimmtes sehen, sondern ich möchte, dass die Schauspieler ins Spielen kommen, um sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Oder man kehrt wieder auf die Stühle zurück, wenn einem nichts einfällt. Ich werde niemals einen Schauspieler zwingen, etwas zu üben, bis es gelingt, nur weil ich denke, es muss gelingen. Regisseure müssen sich immer legitimieren, warum sie in ihrer Position sind, und haben Angst vor jedem Einfall der Schauspieler. Davon bin ich relativ befreit. Sie haben nur Angst vor Regisseuren, die Ihre Texte inszenieren wollen … (Lacht) Ich muss dann mal los.

René Pollesch arbeitet als Autor und Regisseur und wurde vielfach für seine Texte und Inszenierungen ausgezeichnet. „Kapi Tal der Puppen“ ist seine erste Arbeit am Staatsschauspiel Dresden. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus einem Gespräch, das der Dramaturg Roland Koberg mit René Pollesch in Zürich geführt hat. Eine ausführliche Biografie von René Pollesch finden Sie auf p Seite 28

Antje Trautmann 100 Lippenstifte

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Christine Hoppe 100 Hüte

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Ein neues Stück In Zusammenarbeit mit dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2012, Uraufführung im Februar 2013 im Kleinen Haus 3

Das viele Weiß auf dem Papier Die Autorinnen und Autoren des Stückemarkts 2012 im Gespräch mit Yvonne Büdenhölzer (Leiterin des Berliner Theatertreffens) und Christina Zintl (Leiterin des Stückemarkts) In diesem Jahr sind zum ersten Mal in der 34-jährigen Geschichte des Stückemarkts nicht fünf einzelne Autorinnen und Autoren, sondern auch ein Theaterkollektiv ausgewählt worden: Neben Pamela Carter, Michel Decar, Magdalena Fertacz, Julia Holewin´ska und Wolfram Höll präsentieren die Stückentwickler Markus & Markus ihr Projekt. Die Auswahl des Stückemarkts 2012 zeigt, was das heutige szenische Schreiben generell ausmacht: große Vielseitigkeit und Widersprüchlichkeit im Ergebnis und in der Generierung der Texte. Es gibt wenig Übereinstimmung in der Produktionspraxis, den sprachlichen Mitteln und der Zielsetzung dieser Autoren und ihrer Texte. Die einzelnen Stimmen stehen zu lassen und zu fördern ist Aufgabe des Stückemarkts. Liebe Autorinnen und Autoren 2012: Was interessiert euch am Stückeschreiben? Wolfram Höll: Das viele Weiß auf dem Papier. Pamela Carter: Mein Interesse am Stückeschreiben ist voyeuristisch und parasitär, aber auch mitfühlend, hoffe ich. Ich möchte aufrichtig erkennen, was meine Figuren fähig sind, zueinander zu sagen, und was sie fähig sind, über sich selbst zu sagen. Ich will mich weder langweilen noch langweilig sein. Magdalena Fertacz: Am Anfang steht die Inspiration. Das kann eine scheinbar bedeutungslose Begebenheit sein, eine Pressemeldung, eine Reportage. Die Inspiration muss immer von außen kommen. Dann beginnt eine Recherche zu dem Thema. Erst nachdem ich das Themenfeld ausführlich dokumentiert habe, fange ich an, mir Gedanken über die Form zu machen. Die Form diktiert dann die Geschichte. Die letzte Etappe dauert am kürzesten, aber auch sie ist eine Phase voller Überraschungen. Vermutungen vom Anfang lösen sich ein oder auch nicht. Die Figuren fangen an, ihr eigenes Leben an zu leben, sie setzen ihre Rechte durch – das ist verrückt, aber auch sehr spannend. Markus & Markus: Uns interessiert der Umgang mit realen Anlässen. Der Zusammenstoß dieser Realitäten mit Fiktion und Theaterräumen. Die daraus entstehende Unkontrollierbarkeit. Und die daraus entstehende Kraft, über die Mauern des Theaters in die Gesellschaft hinein wirken zu können. Julia Holewin´ska : Mich interessieren Strategien, mit denen ich den Zuschauer zum Nachdenken zwinge, berühre, verändern kann und in eine unbequeme Situation bringe. Das ist meine Auffassung von „politischem Theater“. Denn nur politisches Theater, das es schafft, Unbequemes, Verdrängtes oder sogar Beängstigendes zu zeigen, ist interessantes Theater. Was verbindet ihr mit Dresden? Wolfram Höll: Die Sächsische Schweiz. Magdalena Fertacz: Ich bin noch nie in Dresden gewesen. Das erste Bild, das mir dazu in den Sinn kommt? Berechenbar: Als die Alliierten 1945 Dresden bombar-

dierten. Die Tagebücher von Victor Klemperer, Kommunismus, die ddr, die wunderschöne moderne Synagoge. Der polnische Akzent – polnische Emigranten nach dem Novemberaufstand 1830. Pamela Carter: Es tut mir so leid … Ich muss ehrlich sagen, das sind die Bombenangriffe der Alliierten auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg. Ich stelle fest, dass ich mein Wissen über die Stadt erweitern muss. Das war eine entsetzliche Gewalttat, eine, die wir in Großbritannien, weil es uns gelegen kommt, beginnen, kollektiv zu vergessen. Julia Holewin´ska: Ostdeutschland, Paläste im Rokokostil, Kunst, Kurt Vonnegut, Volkswagen und den polnischen Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski. Michel Decar: Wenn ich mich recht entsinne, gibt es dort dieses hervorragende Sprechtheater. Was wäre der ideale Stückauftrag ? Markus & Markus: Wir wollen Dresden einer gründlichen Kosten-Nutzen-Analyse unterziehen. Magdalena Fertacz: Ich möchte sehr gerne einmal ein Libretto über Abtreibung verfassen. Vielleicht ist das keine große Enthüllung, doch in Polen gibt es zu diesem Thema noch immer eine heftige Kontroverse. Wolfram Höll: Ein Stück zur Eiszeit zu schreiben. Pamela Carter: Ein Auftrag als „unsichtbare Hausautorin“ beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos wäre großartig. Michel Decar: Liebe, Tod, Weltraum. Julia Holewin´ska: Diejenigen, die an einer Inszenierung arbeiten, sollten immer einen triftigen Grund dafür haben – sie sollten für oder gegen etwas kämpfen. Deshalb würde ich anstelle eines Auftrags lieber eine Bestätigung dafür bekommen, dass mein Gegenüber bereit ist, für etwas einzustehen. Was ist eure Utopie von Theater? Wolfram Höll: Ein Theater, in dem jede Sprache und jedes Ding auf der Bühne sein Potenzial voll entfalten kann. Michel Decar: Furcht und Schrecken (statt Angst und Mitleid). Magda Fertacz: Utopie im Theater hilft, die Realität besser darzustellen. Markus & Markus: Unser Ziel ist es, dass jeder Zuschauer den Theaterraum als ein anderer Mensch verlässt. Pamela Carter: Vielleicht sieht eine utopische Aufführung aus wie die Aussicht vom Gipfel eines schottischen Berges mit einer göttlichen Ausstrahlung wie eine Bill Viola-Installation. Aber sie kann trotzdem eine schmutzige Pornoästhetik haben und düster aussehen wie der Kanal vor meinem Haus. Sie wäre fröhlich und geistreich wie die Neons von Bruce Nauman und flauschig wie ein Chinchilla. Aber auch sexy und sportlich wie eine Show von Michael Clark. Ich stelle mir einen überfüllten Saal voller begeisterter, bewegter, verwirrter, völlig ausgeflippter Zuschauer vor … Klingt das mehr nach Hölle als nach Utopie? Übersetzung aus dem Englischen: Hannes Becker

Pamela Carter (*1970) ist Autorin, Regisseurin und Dramaturgin und lebt in London. Michel Decar (*1987) studierte Germa­n istik und Geschichte an der lmu München und seit 2010 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin bei John von Düffel. Magdalena Fertacz (*1975) studierte an der Journalistischen Fakultät der Universität Warschau sowie an der Hochschule für Kommunikation und Soziale Medien Warschau. Julia Holewin ´ska (*1983) ist Dramatikerin, Essayistin und Dramaturgin. Sie studierte Theaterwissenschaften an der Theaterakademie in Warschau, wo sie derzeit promoviert. Wolfram Höll (*1986) studier­te am Schweizerischen Literaturinstitut Biel. Bald schließt er einen Master in Scenic Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern ab. Markus Schäfer (*1983) studiert Szenische Künste an der Universität Hildesheim. Markus Wenzel (*1988) arbei­ tete als Theaterpädagoge am Landestheater Altenburg und als Regieassistent am Schauspielhaus Leipzig. Seit 2009 studiert er Szenische Künste an der Universität Hildesheim. Der Stückemarkt des Berliner Theatertreffens vergibt seit 2007 einen Werkauftrag, gestiftet von der Bundeszen­ trale für politische Bildung. Dieser ist mit einer Uraufführung an wechselnden Partnertheatern verbunden, 2012 am Staatsschauspiel Dresden. Der Preis wird am 14. Mai 2012 während des Theatertreffens verliehen. Weitere Informationen p Seite 29

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Fabian. Die Geschichte eines Moralisten von Erich Kästner Premiere im März 2013 im Kleinen Haus 1 p Regie: Julia Hölscher

Einer von uns Über Erich Kästners „Fabian“ von Katja Kullmann Heute ist es ja so: Man kann Sexpartner und Seebestat- albern, wie sehr das alles nervt. Aber wir sind dabei. Weil: tungen im Internet bestellen, Schafe, Katzen und Kunst- was sonst? „Hör auf, den Notausgang zu suchen, du Nerd!“ turner klonen, mit Mülleimern sprechen, Ausflüge ins Tolle Frauen! Beinahe-Models an jeder Bushaltestelle, in Weltall buchen, jederzeit via Gesichtserkennung über- jedem Hausflur ein Casting. Hier darf geraucht werden. führt werden und etwaige psychologische Probleme mit Wir lieben das Wort „Prolet“. Gut, dass der liebe Gott das einer App lösen. Das Reisen durch die Zeit ist nur noch Augenzwinkern erfunden hat. Loch im Bauch, Schwamm eine Frage der Zeit. Eigentlich muss man es gar nicht drüber. Wir stellen das Heer der immer wachen Aufziehmehr erfinden, denn zumindest das Gestern ist ja längst figürchen und spielen am liebsten mit uns selbst. „Nein! Nein! Nein!“ „Huch? Hast du was gesagt?“ Wer kann schon wieder da. Wir sind so schnell gelaufen, haben uns denn stichhaltig beweisen, dass es knallen wird? Frauen so beeilt, dass wir gar nicht bemerkt haben, wie es uns knutschen Frauen. Männer haben Liebeskummer. Transüberholt hat. Stellen wir uns einfach vor, die Gegenwart wäre ein ru- zendenz und Tempo. Ein bisschen radikaler wäre man ckelndes Youtube-Video, das irgendwer irgendwann mal schon gern. Das wäre es doch: Auf den Putz hauen, aber hochgeladen hat. Ein mittelprächtiges Filmchen in leicht ernsthaft. „Komm mir bloß nicht mit der Sinnfrage, du trostloser Gutmensch!“ verschrobenem Retrostil. Es spielt in einer Großstadt, die einem automatisch bekannt vorkommt. Die Hauptfigur Die Nachrichtenlage voll im Blick. Jedes Krisendetail abist ein gut aussehender, cleverer Typ Anfang 30 mit zeit- gespeichert in deinem Unruheherd von Gehirn. Deine los-modischem Namen: Fabian. Das Voice-over-Script für Augenringe stehen dir. Das hat so was Authentisches, irden Trailer wäre wild zusammengesampelt aus allerlei gendwie. Über 30. Ist ja praktisch schon 50. Und noch imSlogans und Gedankensplittern. Eine promovierte, aber mer ist nichts passiert, an dem du dich festhalten kannst. unbezahlte Praktikantin aus dem Baltikum hätte es in ei- „Worauf wartest du eigentlich?“ Sie schlagen jetzt die Hanem Hinterhofbüro voller dänischer Möbel eilig tran- cken zusammen. Sie schlagen jetzt auch Leute zusammen. Oder war das schon immer so? „Hey, lass uns ein skribiert. Es läse sich ungefähr so: Kunstmagazin gründen, das ,Vertrauen‘ heißt!“ Schleiertänze, Minuskurven, Hass. Und du ganz persönlich bist --- Alles ist vergiftet. Aber es sieht super aus. Wie alles schimmert und glimmert, wie es vor Bedeutung fast ex- ja genauso umzingelt, du bist ja auch total abgebrannt und schon ganz dumm vor lauter Klugheit, da geht’s dir plodiert. Kunst, Körper, News! Kontakte, Kontakte – und nicht anders als dem Globus, stimmt’s? Sind wir eigentüberall Symbole! Neue Waren, neue Techniken, jede Menge schwer erklärlicher Dienstleistungen, ein paar De- lich in Berlin? Ist das Paris? „Mann, mach’ dich locker!“ Eine Topzeit für Topleute, so viel, was man intelligent mos und Krawalle, wahnsinnig viel Musik und überall kommentieren kann. Hilfe: Die Werbung ist auch nicht Chancen. Hier eine bunte Bar, da drüben ein Bettler. Wie 80

mehr das, was sie mal war! Resterampenära. Alles, wirklich alles gibt es woanders stets noch billiger. Man müsste … man sollte … aerodynamischer sein. Wir brauchen definitiv mehr Gleitgel. „Aber ich, ich, ich – ich begehre auf! Also: innerlich!“ Dabei wissen Hinz und Kunz und alle anderen doch ganz genau: Selbstschutz ist noch immer das beste Styling. --Nach dieser intensiven Sound-Bild-Collage kämen noch ein paar Sekunden Filmcredits zu „Gegenwart – the movie“ – und schließlich das Copyrightjahr: 1931. „Fabian“ ist der erste und einzige Erwachsenenroman, den Erich Kästner (1899 – 1974) je geschrieben hat. Seinen Protagonisten Jakob Fabian, 32, Journalist und Werbetexter, jagt er durch ein aufgeheiztes, schrill-modernes Berlin. Hochintelligent und prekär entlohnt, ist Fabian immer auf der Suche nach Liebe, Arbeit, Sinn. Aber nichts davon erfüllt sich. Stattdessen ballen sich die Enttäuschungen, wachsen Ungeduld und Unbehagen – mit sich selbst, den anderen, der Welt. „Seelische Bequemlichkeit“ und „Trägheit der Herzen“: Fabian sieht viel, fühlt viel, analysiert viel – und weiß nicht, wie er angemessen reagieren soll. Finanzkollaps und Attentate, Dekadenz und Armut, Wollust und Unsicherheit, Eile und Hass: Sehr genau erspürte Erich Kästner die Krankheiten seiner Zeit, der späten Weimarer Republik. Als „zarten Ironiker“ und „Fachmann für Planlosigkeit“ bezeichnet Fabian sich selbst. Es klingt wie die Selbstbeschreibung eines gewieften Facebook-Users. Immer wieder trifft man im Roman auf Figuren, die einem bekannt vorkommen: eilfertige Streber und eitle Bohemiens, zynische Medienmacher und erschöpfte Verlierer, korrupte Patriarchen und zweifelnde Romantiker. Und dann ist da noch dieser „neue Modetyp, die intelligente deutsche Frau“ – die Fabian zwar mehr begehrt als alle Partymädchen, die er zugleich aber fürchtet, weil sie ihm kalt und berechnend vorkommt. „Wir leben provisorisch, die Krise nimmt kein Ende“, sagt Fabian. Er wartet „auf den Sieg der Anständigkeit“ – und gibt ein Heidengeld für billige Vergnügungen aus. Er nennt sich „Moralist“ – und vögelt sich quer durch die Stadt. Nach heutigen Maßstäben müsste man ihn als „Empörten“ mit Borderlinesyndrom beschreiben – also als einen von uns. Ganz klar registriert Fabian nicht nur Ausbeutung und Antisemitismus, sondern auch sein eigenes Versagen: „Ich kann vieles und will nichts. Wozu soll ich vorwärtskommen? Wofür und wogegen?“ Während sein bester Freund, der Jungakademiker Labude, sich in einer linken politischen Gruppe engagiert – vergeblich, wie er ahnt – und während die Agenturkollegen zu den Nazis überlaufen, verharrt er in einer seltsam unentschiedenen, mal weinerlichen, mal sarkastischen Beobachterposition. Er muss sehen, wie er durchkommt; da geht es ihm nicht anders als den hungerschlanken Dienstmädchen, denen er gierig hinterherschaut. Ansonsten trinkt, raucht und redet er viel. Als „Demokratie ohne Demokraten“ haben Historiker die Weimarer Republik bezeichnet – als wankelmütiges, zweifelhaftes politisches System. Heute sprechen Politikwissenschaftler von der „Postdemokratie“ – und meinen damit unsere Gegenwart, in der „Finanzinspektoren“ ohne politische Legitimation in wackelnde Währungszonen entsandt werden, in der das Prinzip „Erbe“ eine wichtigere Rolle spielt als das Prinzip „Leistung“ und in der die Überlebensressource „Bildung“ nicht für jeden in vollem Umfang zugänglich ist. Die einen fürchten sich vor „Parallelgesellschaften“, die anderen vor „national befreiten Zonen“. Unterdessen steppt in Berlin der Armaber-sexy-Bär und tanzt der Welt ein supersympathisches Deutschland vor, das sich immer wieder neu erfindet.

Und jetzt sitzen wir wieder im Wartesaal! Und wieder wissen wir nicht, was geschehen wird.

Katja Kullmann (*1970) ist Fabians ärgste Feinde sind nicht die dumpfen braunen Schläger. Die gefährlichsten Leute im Roman tragen Up- Schriftstellerin und Journa­ listin, verbrachte die Nullerto-date-Anzüge und sauber gescheiteltes Haar. Es sind jahre in Berlin und lebt heute eilfertige Technokraten, die an „die Planwirtschaft des in Hamburg. In ihren Essays, reinen Eigennutzes“ glauben. Quartalseifrige Speichelle- Erzählungen und Sachbücker, fügsame Erfolgsmenschen, übereifrige Jasager, chern beschäftigt sie sich mit Geschlechterfragen und Leute, die sich nach einem großen, allumfassenden Auf- Gentrifizierung – und vor räumen sehnen – damit es endlich weitergehen kann mit allem mit der neuen, prekären dem Fortschritt. „Runden Sie Ihre Persönlichkeit ab!“: So Arbeitswelt. Zuletzt erschien herrscht der Redakteur einer schmierigen rechtsnatio- ihr Sachbuch „Echtleben. Warum es heute so komplinalen Zeitung den arbeitslosen Fabian an – und stellt ziert ist, eine Haltung zu ihm eine bescheidene Festanstellung in Aussicht. „Ar- haben“, außerdem die us-­ Reportage „Rasende Ruinen. beiten Sie an Ihrer Performance“: So klänge der Befehl heute. Aber Fabian lehnt ab. Lieber lebt er vom bescheide- Wie Detroit sich neu erfindet“. „Einer von uns“ ist ein nen Taschengeld der Mama. ­O riginalbeitrag für diese Ganz in Mamas Nähe geht Fabians wirres Glücksritterle- Saison­vorschau. ben dann auch zu Ende: Auf dem Fußweg nach Hause sieht er, wie ein Junge in einen Fluss stürzt. Ohne nachzudenken springt er hinterher. Dabei schafft der kleine kerngesunde deutsche Bub es locker ganz allein ans Ufer. Von Fabian sieht man indes nichts mehr. Der letzte Satz des Romans lautet: „Er konnte leider nicht schwimmen.“ Zwei Jahre nachdem das Buch erschienen ist, deklarieren die Nazis es als „entartete Literatur“ und verbrennen es. Es folgt der schlimmste Terror, den der „Wartesaal Europa“ je erlebt hat. Hätte Fabian vielleicht doch etwas dagegen tun können? Das ist die Frage, die das unheimlich und unablässig plätschernde Wasser uns stellt, der schlammige deutsche Strom, in dem Fabian untergegangen ist – mit einem hübsch anzusehenden Erstaunen im Gesicht und etwas albern vor sich hin blubbernd.

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Thomas Braungardt, Tom Quaas und Christian Erdmann 100 Grad

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Wolfgang Michalek 100 Glühbirnen

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Das Deutschlandgerät von Ingo Schulze Uraufführung im Juni 2013 im Kleinen Haus 2 p Regie: Christoph Frick

Das Un im Allt

Brief an einen Museumsdirektor Die neue Erzählung von Ingo Schulze Den Schriftsteller Ingo Schulze und das Staatsschauspiel verbindet seit Jahren eine Arbeitsfreundschaft. Sein Roman „Adam und Evelyn” wurde hier vor drei Jahren uraufgeführt. Und als Schulze im Frühjahr 2012 eine Dresdner Rede hielt, in der er hellsichtig und mit klaren Worten die gegenwärtige politische und gesellschaftliche Lage kritisierte, applaudierte ihm ein ausverkaufter Saal im Stehen. Nun wird ein weiteres Werk von Schulze seinen Weg auf die Dresdner Bühne finden. „Das Deutschlandgerät“ ist die Erzählung einer Künstlerfreundschaft und ein Nachdenken über unsere Zeit. Ingo Schulze, selbst von Haus aus Theatermann, empfahl dem Staatsschauspiel diesen Text zur Inszenierung. Wir veröffentlichen den Beginn der Erzählung. 84

nwahrscheinliche täglichen Lieber ***,

es tut mir leid, dass ich Sie in die unangenehme Situation gebracht habe, mich mahnen zu müssen. Unsere Abmachung habe ich keineswegs vergessen. Ich muss Ihnen sogar gestehen, vorsätzlich gehandelt, also das Niederschreiben dieser Zeilen hinausgezögert zu haben. Es waren nicht nur andere Arbeiten (oder Faulheit oder Angst, der Sache nicht gewachsen zu sein), die mich an der Erfüllung meines Versprechens hinderten. Bevor ich zu unserer Sache komme, muss ich Ihnen aber noch eine Episode erzählen, die Ihnen lediglich ein Gefühl für den Zufall geben soll und damit für das Unwahrscheinliche im Alltäglichen, das Ihre Bitte, etwas über „Das Deutschlandgerät“ zu schreiben, für mich bedeutet. Anfang März, es war ein Sonntagnachmittag, fuhr ich von Mainz nach Berlin. Ich hatte vormittags im Theater bei einer Matinee zu Ehren von Georg Forster gesprochen und war nun froh, einen Zug erreicht zu haben, mit dem ich kurz nach sieben in Berlin ankommen würde, sodass ich die Kinder noch ins Bett bringen könnte. Wir hatten Hanau hinter uns gelassen und fuhren gerade an einer Talsperre vorbei, als ich ein merkwürdiges Geräusch hörte, etwas zwischen Würgen und Röcheln. Ich erhob mich und sah schräg gegenüber in das Gesicht eines Mannes, der die Augen verdrehte und dessen Kopf im nächsten Moment zur Seite fiel – genau so, wie man in Filmen den Tod eines Menschen darstellt. Aus seiner Nase rann rötlicher Schleim. Eine Frau stürzte an mir vorbei, während ein Mann dem Bewusstlosen auf die Wangen schlug und laut „Hallo, können Sie mich hören? Geht es Ihnen nicht gut?“ rief. Im Nachhinein bewundere ich diesen Mann. In jenem Augenblick aber kam mir seine wiederholte Frage, ob es ihm nicht gut ginge, nur lachhaft absurd vor. Doch das Wunder geschah. Der, den ich schon für tot gehalten hatte, erwachte und bat ruhig und gefasst, als hätte er die ganze Aufregung um ihn genau verfolgt, um ein Taschentuch. Gewissenhaft wischte er sich den roten Schleim vom Mund und von seiner weißen Hemdbrust. „Das war mein Dessert“, sagte er bedauernd, „mein Dessert“. Offenbar hatte er sich im Schlaf übergeben müssen, das Erbrochene verschluckt und dabei keine Luft mehr bekommen. Auf das Drängen des Schaffners hin – wenn wir erst auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Kassel und Göttingen wären, gäbe es keine Hilfe, da ließe sich der Zug nirgendwo mehr anhalten – und eines Arztes, der sich unter den Fahrgästen gefunden hatte, stiegen in Fulda Notarzt und Sanitäter ein. Sie geleiteten den Dessertmann, der sich als völlig

gesund und in Ordnung bezeichnete und tatsächlich auch diesen Eindruck erweckte, aus dem Zug, schnallten ihn auf eine Trage und rollten ihn über den Bahnsteig in Richtung Ausgang. Eine Sanitäterin zog den kleinen Rollkoffer des Patienten hinter sich her, in der anderen Hand eine große schwarze Tüte mit der weißen Aufschrift „Ermenegildo Zegna“. Alle im Wagen waren erleichtert, diesen unsicheren Kandidaten los zu sein. Nun könnten wir uns ohne Bedenken auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke begeben. Unser Zug war bereits fünf Minuten überfällig. Bald jedoch wurden es zehn, dann 15, schließlich mehr als 20 Minuten. Endlich erschien der Schaffner und bat uns auszusteigen, der Zug sei defekt, nicht einmal die Lautsprecher funktionierten noch, wir sollten andere Züge benutzen. Ich harrte, wie die meisten, gut eine Stunde auf dem kalten Bahnsteig aus, um keine Ansage zu verpassen. Der nächste Zug nach Berlin traf mit Verspätung ein und wurde von uns, einer Horde Durchgefrorener, deren Platzkarten nichts mehr wert waren, regelrecht gestürmt. Vor mir drängte sich jemand mit einer schwarzen Zegna-Tüte hinein. Da ich froh war, überhaupt einen Platz zu finden, nahm ich es in Kauf, ihm gegenüber zu sitzen, mit dem Rücken in Fahrtrichtung. Er versuchte das Revers seines Jacketts über die rotfleckige Hemdbrust zu ziehen, sah auf die Uhr und verzog den Mund. Er hatte wohl nicht die leiseste Ahnung davon, dass seine früheren Mitreisenden, die ihn alle hinausgewünscht hatten, nun wieder gemeinsam mit ihm im Zug saßen. Was für die einen ein defekter Zug war, war für ihn eine unnötige und peinliche Unterbrechung seiner Reise. Für mich wiederum war es eine Koinzidenz, die zu vielfachen Spekulationen Anlass bot. Ein Freund, dem ich davon berichtete, meinte lachend, er sähe darin wieder einen Beleg für die Anteilnahme der unbelebten Natur am Menschen. Für ihn, den Physiker, war das ein Kommunizieren der Materie auf der Ebene ihrer Atome … Aber das gehört schon nicht mehr hierher. Als ich Ihren Brief zu lesen begann, in dem Sie mich einluden, etwas über „Das Deutschlandgerät“ zu schreiben, war ich mir sicher, dass dies auf Anregung von B. C. geschehe. Mir fiel erst gar nicht auf, dass Sie ihn mit keinem Wort erwähnten. Als Sie mir dann am Telefon gestanden, ihn nicht persönlich, ja eigentlich nur dem Namen nach zu kennen, hegte ich sogar einen gewissen Groll gegen Sie, weil Sie nichts von Ihrem besten Museumsbesucher wussten (ein lächerlicher Vorwurf, ich weiß) und seine Bücher nicht gelesen hatten – auch das lässt sich ja niemandem vorwerfen. Anders gesagt, ich war enttäuscht, dass alles nur ein Zufall sein sollte.

Ingo Schulze, geboren 1962 in Dresden, studierte Klassische Philologie und Germanistik an der Universität Jena. Anschließend war er für zwei Jahre als Schauspieldramaturg am Landestheater Altenburg tätig, das er verließ, um als Journalist zu arbeiten. 1990 gründete er das „Altenburger Wochenblatt“, das bis Herbst 1991 erschien, sowie den „Anzeiger“. Seit 1993 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Berliner Literaturpreis mit der Johannes-BobrowskiMedaille, den Peter-WeissPreis, 2007 den Preis der Leipziger Buchmesse und 2012 den Preis des Freien Deutschen Autorenverbandes. 2010 wurde er zum Direktor der Sektion Literatur der Akademie der Künste Berlin ernannt. Bekannt wurde er mit seinem Erzählband „Simple Storys. Ein Roman aus der ostdeutschen Provinz“. In den letzten Jahren folgten neben essayistischen Texten und Erzählungen seine Bücher „Neue Leben“, „Handy – Dreizehn Geschichten in alter Manier“, „Adam und Evelyn“.

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Sonja Beißwenger 100 Fotos

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Albrecht Goette 100 Textmarker

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Die Bürgerbühne Laiendarsteller sind aus dem Staatsschauspiel Dresden nicht mehr wegzudenken. In einer Gesellschaft, in der nach Formen der Mitbestimmung und Bürgerbeteiligung gesucht wird, ist die Öffnung der Bühne für Bürger dieser Stadt ein konsequenter und fast zwingender Schritt. Was bedeutet dies für die Kunst? Welche Themen wollen behandelt werden, und welche Formen entwickeln sich im Theater mit „echten Menschen“? Worin liegen die Chancen und worin die Schwächen dieses Genres? In der Kunst kann es niemals feste Qualitätsmaßstäbe und Gesetze geben, aber es gibt subjektive Beobachtungen, die sich beschreiben lassen: Wenn Dresdner Bürger auf der Bühne sind, prägt dies die Sichtweise des Zuschauers. Die Frage, wer ist dieser Mensch, was bewegt ihn und was lebt er für ein Leben, spielt für den Betrachter eine Rolle, auch wenn sie nicht beantwortet wird. Dieses Wechselspiel zwischen Person und Rolle gilt es vom Regisseur intelligent und spannungsreich zu inszenieren. Viele Laiendarsteller sind keine virtuosen Verwandlungskünstler und müssen es auch gar nicht sein. In jeden Menschen hat sich genug Rolle hineingeschrieben, dass er Teile davon auf der Bühne einsetzen kann. Dabei ist es nicht einzig ausschlaggebend, ob er autobiografische oder erfundene Texte spricht, es ist der Körper, in den sich gelebte Biografie, Alter, Beruf, Geschlecht, Milieu und Herkunft eingeschrieben haben und der ein interessantes Wechselspiel mit einer Rolle ergibt. Oft haben Spieler zu Beginn der Proben das Bedürfnis, „eine richtige Rolle“ zu spielen, die möglichst wenig mit dem eigenen Leben zu tun hat. Im Verlauf der Proben entdecken sie, wie sie gerade durch das Einbringen eigener Erfahrungen souverän werden. Denn die Bühne bietet die Möglichkeit, Eigenes einzubringen, aber damit spielerisch und frei umzugehen. Sein eigenes Spezialistentum aufzugreifen, ohne sich zu beschränken. Gelebtes auf den Kopf zu stellen und dadurch frei zu sein, damit zu jonglieren. Die Inszenierungen leben von der Nähe der Zuschauer zu den Spielern, gerade wenn sich Laien weniger hinter einer Rolle verstecken. Zuschauer und Akteure begegnen sich im Bühnenraum und kommen sich nahe: Alte und Junge, Deutsche und Fremde, Banker und Punks und viele mehr. Jeder Regisseur, der mit nichtprofessionellen Darstellern arbeitet, steht vor ähnlichen Fragen: Welche Themen haben mit den Spielern zu tun, was ist das Wechselspiel zwischen realem Leben und Spiel und – vor allem – was ist die Stärke jedes einzelnen Darstellers? Jeder Regisseur wird die Fragen anders und neu beantworten und wieder infrage stellen. Und das ist auch gut so. Denn Kunst lebt vom immer wieder neuen Blick. Miriam Tscholl Die Bürgerbühne wird geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit der Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt und Christiane Lehmann. Informationen zu allen hier vorgestellten Produktionen der Bürgerbühne erhalten Sie im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de p Telefon: 0351 . 49 13 - 849 p E-Mail: buergerbuehne@ staatsschauspiel-dresden.de Wenn Sie den Newsletter der Bürgerbühne erhalten möchten, können Sie ihn per E-Mail bestellen: Einmal im Monat bekommen Sie alle aktuellen Informationen zu den Aufführungen, Veranstaltungen und Ausschreibungen der Bürgerbühne per E-Mail zugeschickt.

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Die Inszenierungen der Bürgerbühne Die Jungfrau von Orleans Eine romantische Tragödie von Friedrich Schiller mit Dresdner Jugendlichen Premiere am 16. September 2012 im Kleinen Haus 1 Regie: Marc Prätsch Gesucht werden junge Dresdner zwischen 14 und 24 Jahren, die Lust haben, Schillers Tragödie der jugendlichen Kriegerin neu zu erzählen. Falls jemand ein Instrument spielt oder tanzen kann, sind wir begeistert! Ein Infotreffen findet am 11. Mai 2012 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Mai bis September 2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 25

Ich armer Tor nach Goethes „Faust“ mit Dresdner Männern in der Midlife-Crisis Uraufführung am 10. November 2012 im Kleinen Haus 3 Regie: Miriam Tscholl Gesucht werden Dresdner Männer zwischen 40 und 60 Jahren, die eine gute Zeit haben wollen und Lust haben, sich mit Goethes „Faust“ und ihrer eigenen Lebensmitte auseinanderzusetzen. Ein Infotreffen findet am 27. Juni 2012 um 18 Uh r im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von August bis November 2012. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 26

Cash. Das Geldstück Dresdner spekulieren Uraufführung im März 2013 im Kleinen Haus 3 Regie: Melanie Hinz Gesucht werden Dresdner zwischen 16 und 80 Jahren, in deren Leben Geld (k)eine Rolle spielt und die Lust haben, etwas darüber auf der Bühne zu erzählen: Arbeiterinnen, Finanzberater, Arbeitslose, Erbinnen, Testamentsvollstrecker, Kinder mit Sparschweinen, Professoren für Volkswirtschaftslehre, Obdachlose, Lotto-Gewinner ... Ein Infotreffen findet am 25. Oktober 2012 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von November 2012 bis April 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 32

Meine Akte und ich Eine Recherche über die Staatssicherheit in Dresden Uraufführung im April 2013 im Kleinen Haus 3 In Koproduktion mit dem Internationalen Theaterfestival Nitra im Rahmen des Projekts „Parallel Lives“ p Regie: Clemens Bechtel Gesucht werden Dresdner Bürger, die bereit sind, auf der Bühne von den Erfahrungen mit „ihrer Akte“ zu erzählen, und solche, die anderweitig mit Stasi-Akten oder der Staatssicherheit zu tun hatten. Ein Infotreffen findet am 7. September 2012 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Dezember 2012 bis April 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 32

Der Fall aus dem All Ein intergalaktisches Theaterspektakel in der Sächsischen Schweiz Uraufführung im Mai 2013 in einem Dorf in der Sächsischen Schweiz Eine Kooperation der Bürgerbühne mit Theater Aspik p Regie: Uli Jäckle

Gesucht werden Darsteller aus einem Dorf in der Sächsischen Schweiz, die zwischen 5 und 99 Jahre alt sind und die Lust haben, bei einem großen Landschaftstheater mitzuwirken. Geprobt wird von Februar bis Mai 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 34

Die Nase Ein Musikspiel nach Nikolai Gogol Premiere im Juni 2013 im Kleinen Haus 1 Regie: Miriam Tscholl p Musik: Michael Emanuel Bauer Gesucht werden Musiker zwischen 9 und 80 Jahren, die Lust haben, Musik und Theater zu spielen. Gute und schlechte Musiker, Hobbymusiker, passionierte oder pensionierte Musiker. Ein Infotreffen findet am 25. Januar 2013 um 18 Uhr im Kleinen Haus Mitte statt. Geprobt wird von Februar bis Juni 2013. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Ausführliche Informationen zum Stück p Seite 33

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Die Clubs der Bürgerbühne In unseren Theaterclubs kann sich jeder ins Spiel bringen, mit anderen Theater spielen oder einfach mal alles aufs Spiel setzen. Und das garantiert ohne Verlierer! Alles ist möglich: vom Liebesdrama bis zum Auftritt in den eigenen vier Wänden, von der Reise in vergangene Bilderwelten bis zum gemeinsamen Kampf gegen die Furcht. Unsere Clubs finden einmal wöchentlich statt und sind offen für alle Altersstufen. Die Ergebnisse werden in Werkstattaufführungen präsentiert! Ein Infotreffen für alle Clubs findet am 10. September 2012 um 17:30 Uhr im Kleinen Haus statt. Anmeldungen sind bis zum 14. September 2012 möglich. p E-Mail: [email protected] p Telefon: 0351 . 49 13 - 740 Club der wohnenden Bürger von 18 bis 80 Jahren In diesem Club wird der Wohnraum zur Bühne, denn wir wollen zu Ihnen nach Hause! Wir statten uns gegenseitig Hausbesuche ab, suchen unterm Sofa und hinterm Schrank nach Geschichten und Aktionen rund ums Wohnen und die Wohnung und entwickeln daraus eine Privatraumbespielung! Was wollte man schon immer bei sich zu Hause veranstalten? Ein Wohnprojekt für Mieter, Vermieter, Besitzer und Besetzer, Nachbarn und wgs, die auch mal Zuschauer zu sich reinlassen würden. Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) p Termine: September 2012 bis Juni 2013, donnerstags 18 – 21 Uhr Club der ängstlichen Bürger von 16 bis 60 Jahren Angst hat jeder: das mulmige Gefühl im Magen, wenn der Fahrstuhl verdächtig ruckelt, oder die Gänsehaut im Kino, wenn der Mörder heranschleicht. Wenn sie wohldosiert auftritt, schützt uns die Angst: In einem Bruchteil von Sekunden entscheiden wir uns instinktiv zur Flucht oder zum Kampf. Im Club der ängstlichen Bürger begeben wir uns gemeinsam in ein Gruselkabinett und lassen unsere eigenen und fremde Ängste auf der Bühne lebendig werden. Entstehen soll ein Spiel mit der Furcht. Am Ende wird wie im Flugzeug nach der sicheren Landung geklatscht! Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin) p Termine: September 2012 bis April 2013, mittwochs 18 – 21 Uhr Club der fruchtbaren Bürger von 0 bis 60 Jahren Dresden ist „Geburtenhauptstadt“ Deutschlands! In diesen Club laden wir deshalb alle frischgebackenen Eltern ein, um aus Improvisationen, Gesprächen und Interviews ein Stück zu entwickeln über das, was eigentlich so normal ist, aber wohl eine der größten Herausforderungen im Leben darstellt. Wie findet man sich in seiner neuen Rolle als Mutter oder Vater zurecht? Welche Hoffnungen, welche Ängste sind damit verbunden? Und wann kommt man endlich mal wieder zum Duschen? Für alle Mamas und Papas – allein, zu zweit oder mit Kind. Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) p Termine: September 2012 bis April 2013, samstags 15 – 17 Uhr Club der anders begabten Bürger 4 von 9 bis 99 Jahren Manchem mag es nicht normal vorkommen – für uns ist es lieb gewonnene Normalität geworden: Menschen mit sogenannter „geistiger Behinderung“ spielen auf der Bürgerbühne Theater – und das tun sie mit absoluter Be90

geisterung! Bereits zum vierten Mal werden die Spieler dieses Clubs bei uns die Bühne erobern. Auch in der neuen Spielzeit ist der Club offen für neue Mitstreiter. Leitung: Jacqueline Hamann (Theaterpädagogin), Silke Schmidt (Theaterpädagogin) p Termine: September 2012 bis Juni 2013, montags 16 – 19 Uhr Club der neuen alten Meister von 18 bis 30 Jahren Bilder erzählen ganze Geschichten. Wir wollen der Gemäldegalerie „Alte Meister“ einen Besuch abstatten und unsere eigenen Geschichten finden. Wir folgen unserer Fantasie und erforschen, was die Bilder mit uns heute zu tun haben: Was würde das Schokoladenmädchen erzählen? Was unternehmen die Raffael-Engel der „Sixtinischen Madonna“ eigentlich gegen ihre Ellenbogenschmerzen? Aus selbst geschriebenen Szenen und Texten wollen wir einen Abend über die geheime Welt hinter der Leinwand machen. Eine Zusammenarbeit mit den „Jungen Freunden der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“. Leitung: Philipp Lux (Schauspieler), Norman Schaefer (Regieassistent) p Termine: September 2012 bis Juni 2013, dienstags 16 – 18 Uhr Club der verliebten Bürger von 14 bis 24 Jahren Wir wollen die ganz große Liebe auf der Bühne! Wir wollen schmachten, uns verzehren, zerfließen und verzweifeln, Herzklopfen haben und vor Sehnsucht vergehen. Gemeinsam plündern wir den unermesslichen Schatz aufgeschriebener, verfilmter, vertonter und selbst erlebter Liebesmomente, um auf der Bühne von der wohl stärksten Emotion des Menschen zu erzählen. Ein Club für alle, die an die Kraft der Liebe glauben. Termine: September 2012 bis Juni 2013 p Genaue Termine werden noch bekannt gegeben. Club der dramatischen Bürger von 14 bis 24 Jahren Was können uns Shakespeare, Brecht oder Kästner heute noch sagen? Haben Hamlet, Galileo Galilei oder Mackie Messer irgendwas mit uns zu tun? In diesem Spielclub suchen wir gemeinsam eine Inszenierung aus dem Spielplan aus und klopfen sie darauf ab, was uns im Hier und Heute berührt. Daraus basteln wir dann unser ganz eigenes Stück – ob Gangsta-Epos, Weltraumsaga, Geistergeschichte oder die ultimative Abhandlung über die großen Menschheitsfragen. Termine: September 2012 bis Juni 2013 p Genaue Termine werden noch bekannt gegeben. Club der leidenschaftlichen Bürger von 14 bis 80 Jahren Bist du ein leidenschaftlicher Mensch? Brennst du für etwas? Hast du eine Passion? Der große Philosoph Immanuel Kant war der Meinung, der Mensch müsse seine Leidenschaften beherrschen. Das sehen wir anders! In diesem Club wollen wir das Phänomen der Leidenschaft ungezügelt auf die Bühne bringen, ausleben und hinterfragen. Was verführt uns, und wie weit gehst du dafür? Leitung: René Rothe (Regieassistent) p Termine: September bis Dezember 2012, freitags 16 – 19 Uhr, sowie zusätzliche Wochenendblöcke

Weitere Clubs sind in Vorbereitung. Auf unserer Website und in unserem Bürgerbühnen-Newsletter werden Sie rechtzeitig darüber informiert.

Weitere Angebote der Bürgerbühne Culture-Clash – Das Bürgerdinner Am großen Esstisch treffen sich Dresdner Bürger, von denen wir glauben, dass sie mal miteinander essen sollten. Und alle können mitreden und mitessen, wenn sich Hebammen mit Bestattern, Jäger mit Sammlern und Polizisten mit Nudisten treffen. Das Bürgerdinner ist ein „Gesellschaftsspiel“, eine Plattform für Begegnungen in sinnlicher Atmosphäre und eine Möglichkeit, gemeinsam in einen spielerischen Dialog zu treten. Essen ist lecker, macht Spaß und zwingt zu ungezwungenen Gesprächen. Leitung und Moderation: Ulrich Reinhardt und Miriam Tscholl p Die Termine werden im Monatsspielplan bekannt gegeben. Grüne Experimente von 14 bis 24 Jahren Zurück zur Natur! Im schönen Wonnemonat Mai ziehen wir hinaus ins Grüne. Zusammen suchen wir in Dresden einen spannenden „Natur-Ort“, ob an der Elbe, in der Heide, im Kletterpark Bühlau oder in der Flutrinne, und erobern uns diesen im Spiel. Wie benutzt man eine Wiese, einen Baum oder ein Feld als Bühne? Wovon willst du in der Natur erzählen? Und würdest du fürs Theaterspielen auch mal ins Wasser springen oder dich in den nächstbesten Busch werfen? Wir finden und erfinden gemeinsam Bilder, Aktionen und Momente, die so nur hier möglich sind oder gerade hier ihre ganz besondere Wirkung entfalten. Und ob’s regnet oder nicht: Am Ende steht die Präsentation vor Publikum. Leitung: Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) p Termine: Mai bis Juni 2013, genaue Termine werden noch bekannt gegeben. p Anmeldung: [email protected]

Let’s talk about sex Ein Theaterprojekt für Schüler von 13 bis 19 Jahren Wir wissen alles, wir sind aufgeklärt und unverkrampft. Aber mal ganz ehrlich: Wissen wir eigentlich, wo wir gezeugt wurden? Was erzählt unsere Herkunft über unseren Umgang mit dem eigenen und dem anderen Geschlecht? Reden wir mit unseren Eltern über unsere sexuellen Erfahrungen? Und würden wir uns auf eine Bühne stellen und offen von unseren erotischen Fantasien berichten? Das Projekt zum Thema Sex öffnet die Bühne für Schüler aus verschiedenen kulturellen Kontexten, denn erst in der Begegnung wird der unterschiedliche Umgang mit dem Thema Sexualität erfahrbar. Wir wollen das auf die Bühne bringen, worüber sonst keiner spricht … Wer traut sich? Leitung: Christiane Lehmann p Termine: Genaue Termine werden noch bekannt gegeben. p Anmeldung: [email protected] Spielwut am Samstag von 14 bis 24 Jahren Verschwendet euer Wochenende mit uns, denn wir wollen mit euch spielen! Wir laden euch an drei Samstagen zur „Spielwut“-Session in unser Probebühnenzentrum ein. Dort wollen wir nach Herzenslust improvisieren und deklamieren, tanzen und toben, flüstern und schreien, singen und schweigen – eben all das tun, was man auf einer Bühne tun kann. Jeder darf sich hier ausprobieren und seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Denn im Spiel erkennt man, was in einem steckt. Im Anschluss an jede Session geht es dann zusammen zum gemeinsamen Besuch der Abendvorstellung ins Theater. Die Karten dazu bekommt ihr für nur 3,50 €. Leitung: Christiane Lehmann (Theaterpädagogin), Ulrich Reinhardt (Theaterpädagoge) p Termine: 29. September 2012, 19. Januar 2013, 4. Mai 2013 p Anmeldung: ulrich. [email protected]

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Theater und Schule Wir finden: Theater gehört in die Schule, und Schule gehört ins Theater! Mit unseren Angeboten möchten wir Schülern und Lehrern Theater näherbringen – sei es durch das eigene spielerische Ausprobieren in Vorbereitung auf einen Inszenierungsbesuch, durch das Gespräch mit Thea­termachern vor oder nach einer Vorstellung oder durch einen Blick hinter die Kulissen. Wir freuen uns auf Sie! Die Theaterpädagogik und Die Bürgerbühne werden geleitet von der Regisseurin Miriam Tscholl unter Mitarbeit der Theaterpädagogen Ulrich Reinhardt und Christiane Lehmann. Die Theaterpädagogin Maike Döschner wird nicht mehr fest an unserem Haus arbeiten. Wir freuen uns, dass sie sich bereit erklärt hat, den Lehrerclub weiterhin zu leiten. In elf Spielzeiten hat sie Schülern Theater näher gebracht. Wir danken ihr für ihre Arbeit! Bitte richten Sie Ihre Anfragen an Ulrich Reinhardt p Telefon: 0351 . 49 13 - 742 oder - 740 p E-Mail: [email protected]

Angebote für Schulklassen Vor Spiel  /  Nach Spiel Im VorSpiel bieten wir Schulklassen vor einem Theaterbesuch spielerische Einführungen zur jeweiligen Inszenierung an, die wir entweder direkt in der Schule oder bei uns im Theater durchführen. Durch die praktische Auseinandersetzung mit dem Inszenierungsstoff möchten wir Brücken zwischen der Aufführung und den eigenen Lebenswelten der Schüler schlagen, Fantasie, Vorstellungsvermögen und natürlich Neugier auf den Theaterbesuch wecken. Im NachSpiel verbinden wir diese praktischen Übungen mit einem Austausch über das Gesehene. Termine: nach Absprache p Dauer: 90 Minuten Blick Dahinter Bei Führungen durch das Haus können Schulklassen das Theater einmal nicht „nur“ vom Zuschauerraum aus erleben. Angebunden an einen Vorstellungsbesuch ermöglichen wir Blicke hinter die Kulissen. Führungen, die nicht mit einem Vorstellungsbesuch verbunden sind, kosten 1,50 € pro Person. Termine: wochentags 8:30 Uhr oder ab 14 Uhr, nach Absprache p Dauer: ca. 60 Minuten p Ort: Schauspielhaus Viertel Vor  /  Viertel Nach Einführungen und Nachgespräche bieten wir auf Anfrage zu allen Stücken des Spielplans an. Termine: nach Absprache p Dauer: 45 – 60 Minuten Groß Vor Haben: Das Spielplanprojekt Wir bieten schulische Projekttage mit intensiven Übungen und Improvisationen rund um einen Vorstellungsbesuch für einige unserer Inszenierungen an. Mit den Mitteln des Theaters, in Gesprächen und spielerischen Übungen entwickeln wir eigene Gedanken, Haltungen und Ideen zum Thema des Stücks. Einführungen und Nachgespräche runden das Programm ab. Termine und Dauer: nach Absprache

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Vor Schlag Beratung für Ihre Theater-AG bieten wir jederzeit gerne an. Wir helfen bei der Suche nach passenden Stücken und unterstützen Sie bei der praktischen Umsetzung der ausgewählten Stoffe. Termine: nach Absprache Vor Geschmack Einführungen in die Besonderheiten neuerer Theatertexte und zeitgenössischer Umsetzungsformen auf der Bühne erleichtern den Zugang zu noch unbekannten Theaterformen. Wir bieten Schulklassen sowohl Vorgespräche als auch spielpraktische Einführungen an, um vor dem Besuch einer Vorstellung an unserem Haus die jeweiligen Text- und Inszenierungsformen besser kennenzulernen. Für Sekundarstufen I und II p Dauer: eine Doppelstunde plus Vorstellungsbesuch p Ort: Schule und Theater Unterschiedliche Vor Stellungen Für Leistungskurse und Grundkurse Deutsch, Klasse 11. Im Rahmen der Behandlung von „Theaterkonzepten“ im Unterricht bieten wir einen Workshop speziell zum Thema „Unterschiedliche Theaterkonzepte und Dramentheorien“ an und setzen Brechts oder Aristoteles’ Theorien praktisch um! Die Schüler besuchen dazu außerdem eine Inszenierung an unserem Haus. Termine: nach Absprache p Dauer: eine Doppelstunde plus Vorstellungsbesuch Das erste Mal … im Theater! Sie waren mit Ihren Schülern noch nie im Theater? Dann wird es höchste Zeit für Das erste Mal! Wir möchten Ihnen diesen Schritt erleichtern und bieten deshalb in der Spielzeit 2012.2013 ausgewählte Vorstellungstermine an, zu denen Sie und Ihre Schüler Eintrittskarten für nur 3,00 € pro Person erwerben können. Der Theaterbesuch wird nach Absprache theaterpädagogisch begleitet. Die genauen Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn der Spielzeit 2012.2013 an unseren Theaterkassen, im Internet oder über die Theaterpädagogik!

Angebot für Schüler VorPrescher Für junge Theaterfreaks und -fans von 14 bis 24 Jahren. In regelmäßigen gemeinsamen Treffen erfahren die VorPrescher, wie Theater gemacht wird und wie Inszenierungen entstehen. Sie kommen ins Gespräch mit Machern der verschiedenen Produktionen, besuchen Proben, können hinter die Kulissen unseres Theaters schauen und erhalten Einblicke in die unterschiedlichen Tätigkeiten vieler Theaterberufe. Gemeinsam entwickelt die Gruppe Ideen, wie sie mit ihrer Schule oder in der Uni andere für das Theater gewinnen kann. Die Eintrittskarten zu allen Veranstaltungen des Staatsschauspiels Dresden bekommen die VorPrescher für nur 3,50 €.

Angebote für Lehrer Vor Wissen Einen Brief mit den neuesten Informationen, Aktionen und dem Monatsspielplan schicken wir monatlich an alle interessierten Lehrer, Kursleiter und Dozenten. Anmeldung:[email protected] Vor Bereitung Zu unseren Inszenierungen bieten wir kostenlose Materialmappen mit Informationen zum Stück und praktischen Anregungen zur Arbeit mit der Klasse an. An welchem Stück sind Sie interessiert? Bitte fragen Sie nach! Wir schicken Ihnen unsere Mappen gerne zu. Vor Schau Vergünstigte Karten für Lehrer und jeweils eine Begleitung bieten wir für die jeweils zweite Abendvorstellung einer Inszenierung an, um ein Stück für die Klasse „vorzukosten“. Lehrer, die mit ihrer Klasse einen Vorstellungsbesuch planen, haben so die Möglichkeit, sich vorab zu informieren. Anmeldung über die Theaterpädagogik p Preis: 7,00 ¤ p. P. Lehrerworkshop zu „Reckless II – Lebendige Schatten“ Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden Sie möchten mit Ihrer Klasse unser neues Kinder- und Familienstück „Reckless II“ besuchen? Wir bieten interessierten Lehrern einen Workshop an, in dem Sie zahlreiche Anregungen von uns erhalten, wie Sie den Vorstellungsbesuch mit Ihren Schülern spielerisch vorbereiten können. Termin: Oktober 2012 Pädagogischer Tag Ihre Schule plant einen pädagogischen Tag fürs Lehrerkollegium? Wie wäre es mit einer Theaterfortbildung für die Lehrer einzelner Fachbereiche? Gerne bieten wir an unserem Haus Einführungen in die spielpraktische Auseinandersetzung mit Dramenstoffen oder auch fachbezogene Fortbildungen zu Stücken unseres Spielplans an.

Tagesfortbildung für Lehrer Einführungen in die szenische Interpretation anhand von Shakespeares „Hamlet“ und Kästners „Fabian“ Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden Innerhalb dieser Tagesfortbildungen wollen wir uns jeweils mit einer der genannten Inszenierungen am Staatsschauspiel Dresden und ihrem künstlerischen Ansatz beschäftigen. Das Kennenlernen verschiedener Methoden der szenischen Interpretation und die Übertragung auf den Unterricht stehen hierbei im Mittelpunkt. Eigenes Ausprobieren soll ermöglichen, den Schülern auf kreative Art und Weise den Zugang zu dem dramatischen Werk zu erleichtern. Leitung: Ulrich Reinhardt, Christiane Lehmann p Termine: „Hamlet“ Januar 2013, „Fabian“ Februar 2013 Lehrerclub für Lehrerinnen und Lehrer, die das künstlerische Profil an Gymnasien oder Neigungskurse Theater an Mittelschulen unterrichten Geplant in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Dresden Einmal nicht Anleiter sein, sondern selbst auf der Bühne spielen … Im Lehrerclub können sich Lehrer durch eigene praktische Erfahrung im darstellenden Spiel fortbilden. Dabei werden nicht nur Anregungen für Aufwärm- und Spielübungen gegeben, sondern es soll auch ausgehend von einem literarischen Text einzeln und in Gruppen improvisiert werden. Modellhaft kann man so an der Entstehung einer Inszenierung mitwirken. Das Ziel ist die Erarbeitung einer Szenencollage und eine Werkstattpräsentation am Ende der Fortbildung. Eigene Interessen, Wünsche und Anliegen – auch in Bezug auf die entsprechenden Lehrpläne – werden hierbei gerne berücksichtigt. Leitung: Maike Döschner p Termin: mittwochs 14-tägig 18 – 20 Uhr, erstes Treffen am 12. September 2012 p Infos zur Anmeldung: [email protected]

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Désirée Nick präsentiert: Der Carneval in Rom · Operette von Johann Strauss

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Pariser Leben · Operette von Jacques Offenbach

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Prinz Methusalem · Operette von Johann Strauss

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Alfons präsentiert: Die Großherzogin von Gerolstein · Operette von J. Offenbach

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Wir erreichen den Fluss 13. September 2012

Junge choreograFen 19. Januar 2013 Georg Friedrich Händel

orlando 27. Januar 2013 Giacomo Puccini

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Hans Werner Henze

2. März 2013

el cimarrón 29. September 2012

Stijn Celis

romeo und Julia

Ernst Křenek

das geheime Königreich 20. Oktober 2012

22. März 2013 Johannes Wulff-Woesten

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Ensemble und Mitarbeiter 2012.2013 Schauspieler p  Ensemble: Cathleen Baumann, Sonja Beißwenger, Thomas Braungardt, Christian Clauß, Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann, Christian Friedel, Albrecht Goette, Sascha Göpel, Stefko Hanushevsky, Christine Hoppe, Benjamin Höppner, Holger Hübner, Lars Jung, Hannelore Koch, Matthias Luckey, Philipp Lux, Ahmad Mesgarha, Wolfgang Michalek, Anna-Katharina Muck, Benjamin Pauquet, Ina Piontek, Karina Plachetka, Tom Quaas, Torsten Ranft, Matthias Reichwald, Nele Rosetz, Annika Schilling, Antje Trautmann, Sebastian Wendelin, Ines Marie Westernströer, Helga Werner p Studentinnen und Studenten des Schauspielstudios Dresden: Christine-Marie Günther, Andreas Hammer, Robert Höller, Julia Keiling, Thomas Kitsche, Gregor Knop, Jonas Friedrich Leonhardi, Lea Ruckpaul p Gastschauspieler: Annedore Bauer, Mathias Bleier, Larissa Aimée Breidbach, Mila Dargies, Regina Felber, Anya Fischer, Fabian Gerhardt, Olivia Grigolli, Picco von Groote, Jürgen Haase, Gerhard Hähndel, Olaf Hais, Christoph Homberger, Max Hopp, Vera Irrgang, Susanne Jansen, Berit Jentzsch, André Kaczmarczyk, Cornelia Kempers, Burghart Klaußner, Annett Krause, Matti Krause, Peter Kurth, Yelena Kuljic, Günter Kurze, Bernd Lange, Andreas Leupold, Jan Maak, Jacqueline Macaulay, Iris Stefanie Maier, Dieter Mann, Henner Momann, Anne Müller, Robert Niemann, Philipp Otto, Oda Pretzschner, Felix Räuber, Werner Rehm, Dominik Schiefner, Paul Schröder, Falilou Seck, Lore Stefanek, Gunnar Teuber, Sabine Waibel, Hanns-Jörn Weber, Yuka Yanagihara sowie Schauspielerinnen und Schauspieler des Teatr Wrocl aw ⁄

Regie Stefan Bachmann, Sebastian Baumgarten, Clemens Bechtel, Thomas Birkmeir, Simone Blattner, Barbara Bürk, Wolfgang Engel, Holk Freytag, Christoph Frick, Jan Gehler, Fabian Gerhardt, Jessica Glause, Helgard Haug, Friederike Heller, Melanie Hinz, Julia Hölscher (Hausregisseurin), Uli Jäckle, Jan Klata, Burghart Klaußner, Tilmann Köhler (Hausregisseur), Burkhard C. Kosminski, Andreas Kriegenburg, David Lenard, Susanne Lietzow, David Marton, Hauke Meyer, Armin Petras, René Pollesch, Marc Prätsch, Stephan Reher, Simon Solberg, Sandra Strunz, Miriam Tscholl, Roger Vontobel, Daniel Wetzel, Franz Wittenbrink Bühnenbildner und Kostümbildner Olaf Altmann, Janina Audick, Tine Becker, Julia Elisabeth Beyer, Esther Bialas, Karoline Bierner, Su Bühler, Rebekka Dornhege-Reyes, Barbara Drosihn, Barbara Ehnes, Florian Etti, Dagmar Fabisch, Irène Favre de Lucascaz, Maren Greinke, Nadine Grellinger, Anke Grot, Katrin Hieronimus, Sabine Hilscher, Volker Hintermeier, Ellen Hofmann, Cornelia Kahlert, Judith Kästner, Roman Keller, Irmgard Kersting, Jörg Kiefel, Sabine Kohlstedt, Alissa Kolbusch, Justyna Lagowska, Aurel Lenfert, Marie Luise Lichtenthal, Ute Lindenberg, Pascale Martin, Simeon Meier, Ines Nadler, Carsten Nicolai, Philipp Nicolai, Adriana Braga Peretzki, Alain Rappaport, Karoly Risz, Claudia Rohner, Sabrina Rox, Anika Schmitz, Christoph Schubiger, Nini von Selzam, Michael Sieberock-Serafimowitsch, Ulli Smid, Natascha von Steiger, Katja Strohschneider, Nina Thielen, Harald Thor, Susanne Uhl, Magda Willi, Alexander Wolf p  Video: Sami Bill, Stefan Bischoff, Immanuel Heidrich, Christoph Menzi, Niklas Ritter, Valérie-Françoise Vogt, Petra Zöpnek ⁄

Musik p  Musikalische Leitung: Michael E. Bauer, Hans-Jörn Brandenburg, Jan Czajkowski, Klaus-David Erharter, Gilbert Handler, Thomas Hertel, Christoph Homberger, Sven Kaiser, Roman Keller, Thomas Kürstner, Thomas Mahn, Jan Maihorn, Hans Platzgumer, Max Renne, Stefan Schneider, Ingo Schröder, Martin Schütz, Tobias Vethake, Sebastian Vogel, Jörg-Martin Wagner, Michael Weishaupt, Franz Wittenbrink p Bühnenmusiker: Marc Dennewitz, Sonnhild Fiebach, Dieter Fischer, Tom Götze, Christoph Hermann, Heiko Jung, Rafael Klitzing, Hans-Richard Ludewig, Thomas Mahn (Ensemble), Florian Mayer, Peter Pichler, Markus Reschtnefki, Benjamin Rietz, Christian Rien, Friedemann Seidlitz, Dietmar Trebeljahr, Georg Wieland Wagner, Viroumania, Dietrich Zöllner p Sprecherziehung: Sabine Haupt p  Choreografie: Berit Jentzsch, Mac´ko Prusak

Intendanz Intendant: Wilfried Schulz p Mitarbeit und Sekretariat: Jeanette Seeger p P  ersönlicher Referent des Intendanten und Künstlerischer Produktionsleiter (Koproduktionen, Gastspiele, Sonderveranstaltungen): Christof Belka p  Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet p Sekretariat und Mitarbeit: Felicitas Brendel, Jaquelin Grumbt Dramaturgie Chefdramaturg: Robert Koall p  M itarbeit und Sekretariat: Sophie Püschel p  Dramaturgie: Beret Evensen, Ole Georg Graf, Karla Kochta, Julia Weinreich, Felicitas Zürcher p Archiv: Katrin Riedel Die Bürgerbühne und Theaterpädagogik   Leitung: Miriam Tscholl p Theaterpädagogik: Ulrich Reinhardt, Christiane Lehmann Schauspielstudio Dresden der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig  Leitung: Tilmann Köhler, Felicitas Zürcher p  M itarbeit: Simone Wiemer Künstlerisches Betriebsbüro Künstlerischer Betriebsdirektor: Jürgen Reitzler p Leitung Künstlerisches Betriebsbüro: Ralf Schindler p  M it­ arbeit: David Eberhard, Simone Wiemer p  Regieassistenz: Julia Palus, Malte Schiller p  Inspizienz: Michael Fleischer, Andreas Lötzsch (Leitung Statisterie), Detlef Müller, Matthias Tetzlaff p Souffleusen: Viola BarkleitSchlese, Uta Erler, Christina Loose, Deborah Ziegler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Martina Aschmies p  Mit­ arbeit: Birgit Bräuer, Angela Rümmler p Grafik und Konzept: Johannes Erler, Johanna Höflich, Nils Thomsen (BureauErlerSkibbe) p Grafikerin: Andrea Ørsted p Gestalterin für visuelles Marketing: Monika Brock p Mitarbeit: Kerstin Theurich p Mitarbeit Video: Martina Andrä p Fotografen: Matthias Horn (Konzept), David Baltzer, Philipp Baumgarten, Daniel Koch

Technische Direktion Technischer Direktor: Christian Voß p   Technischer Leiter und Stellvertretender Technischer Direktor: Bernd Mahnert p  Technischer Leiter Kleines Haus und Stellvertretender Technischer Direktor: Bodo Garske p   Technisches Betriebsbüro: Simone Krause, Antje Lindner, Gisela Reinhard p  Technischer Produktionsleiter: Magnus Freudling p  Konstruktionsabteilung: Hansi Borchers, Jörg Kittel, Michael Rethberg, André Thomas p  Bühnenbildassistenz: Julia Elisabeth Beyer, Markus Pötter, Katja Turtl p  Künstlerische Produktionsleitung Kostüm: Irène Favre de Lucascaz p  Kostümbildassistenz: Marcel Lunkwitz, Julia Pommer Die Bühnenbilder und Kostüme werden in den gemeinsamen Werkstätten von Semperoper und Staatsschauspiel gefertigt. Technischer Dienst und Gebäudemanagement Leitung: Roland Oertel p  Haus- und Betriebstechnik: Frank Ruder (Leitung) p Mitarbeiter Hausbetriebstechnik: Nico Baumgart, Andreas Beyer, Frank Braune, Olaf Teller (Vorarbeiter), Michael Tutz (Maschinenmeister) p Hausinspektion: Wolf Richter p  Haus- und Betriebshandwerker: Thomas Giersemehl (Tischler), Peter Mende, Manfred Nixdorf, Detlef Richter, Daniel Weise p  Pforte: Frank Schmidt Bühnentechnik Theaterobermeister: Franz Dextor p   Theatermeister: André Dietze, Jens Kelm, Klaus-Peter Klunker, Frank Scheibner, Helge Wittig p  Vorarbeiter Maschinentechnik: Frank Beate p  Seiten- bzw. Schnürmeister: Steffen Büttner, Pan Langhammer, Ronald Matthes, Gerd Müller, Udo Nitzsche, Jens Ørsted, Daniel Oertel, Michael Pohle, Steffen Riegel, Thomas Schubert, Georg Weber p  Maschinisten: Frank Adam, Mario Dietrich, Lutz Ebert, Christoph Lößner, Rainer Piontkowsky, Bernd Schulz p  Bühnentechniker: Andreas Arnold, Heiko Barth, Uwe Becker, Volker Blümel, Torsten Bruhn, Andreas Dähner, Frank Domel, Gerd Eichhorn, Lutz Feilotter, André Felsner, Wolfgang Franke, Ralf Gaitzsch, Thomas Glaß, Matthias Glauche, Jürgen Hage, Lutz Hänsel, Herbert Herzmann, Andreas Kallenbach, Matthias Kannenberg, Bernhard Klesse, Stefan Küchler, Axel Ladwig, Ingo Lenk, Rüdiger Liebthal, Ralph Löwe, Jens Lüttich, Daniel Meinl, Manuel Meinl, Holger Mende, Mario Niese, Frank Pohle, Michael Pöritz, Wilfried Richter, Frank Ruhland, Ronald Sämann, Rolf Socka, Henry Sorms, Sebastian Stefek, Michaela Thiel, Hannes Tuppak, Andreas Weiß, Jörg Zeidler Veranstaltungstechnik Veranstaltungstechniker: Matthias Hübner, Felix Langner p Auszubildende: Franz Fröde, Daniel Reppe Beleuchtung Leitung: Michael Gööck p  Stellv. Leitung Schauspielhaus: Andreas Barkleit p  Stellv. Leitung und Leitung Kleines Haus: Björn Gerum p   Beleuchtungsmeister: Jürgen Borsdorf, Rolf Pazek, Olaf Rumberg p  Stellwerksbeleuchter: Jens Clausnitzer, Carola Dregely, Henry Hillig, Robert Irrgang, Henryk Wecker, Thomas Wildenhain p  Beleuchter: Achim Frank, Eric Frederich, Harald Götz, Oliver Goy, Andreas Hanisch, Peter Köhler, Andreas Kunert, Jens Leopold, Petra Pazek, Christian Pöge, Elke Rosenkranz, Andreas Rösler, Sven Schade p  Videotechniker: Thomas Schenkel

Ankleider Leitung: Cornelia Walter p  Kostüm-, Änderungsschneiderin, Ankleiderin: Katrin Richter p  A nkleider: Heike Burmester, Gerd Geppert, Daniela Kral, Beatrice Kubis, Regina Schroth, Susanne Steffens Verwaltung Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet p  Leitung der Abteilung Personal und Zentrale Dienste: Uwe Behnisch p  M itarbeit Personalsachbearbeitung: Ulrike Bauer p  it-Personalassistent : Marcel Hein p  Betriebsärztin: Dr. med. Kathrin Rüllich, Fachärztin für Betriebs- und Allgemeinmedizin / Psychotherapie p  Post-, Botenund Kopierzentrale: Carmen Socka p  edv-Administrator: Peter Zabelt p  Leitung Rechnungswesen: Sven Peschel p  Debitoren, Kreditoren, Anlagebuchhaltung: Claudia Domine, Annett Jeschke p  Reisekosten, Gastspielabrechnungen, Kostenrechnungen: Bärbel Müller p  Hauptkassiererin: Martina Oehme p  Gästehonorarabrechnung: Jürgen Thürmann Besucherservice und Vertrieb Leitung: Angelika Heine p  Stellv. Leitung: Susann Boisly p  Mitarbeit: Angela Bauer, Birgit Kaltenhäuser, Ulrike Ladwig, Birgit Mehlig, Silke Rehwald p  Vorderhauspersonal: Firma Power GmbH Fahrer Jürgen Hamann Personalrat Vorsitzender: Georg Weber p  Stellvertreter: Tilo Ebert p  Mitglieder: Ulrike Ladwig, Stefko Hanushevsky, Holger Hübner, Andreas Lötzsch, Jens Ørsted p  Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: Angela Rümmler p  Suchtbeauftragter: Hannes Tuppak p Schwerbehindertenvertretung: Detlef Richter p Sekretariat: Gisela Merbitz Verwaltungsrat Vorsitzender: Dr. Henry Hasenpflug (Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) p  Stellv. Vorsitzender: Thomas Früh (Abteilungsleiter Kunst im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) p  Mitglieder: Ulf Bandiko (Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen), Petra von Crailsheim (Generalbevollmächtigte der Ostsächsischen Sparkasse Dresden), Prof. Dr. phil. habil. Wolfgang Donsbach (Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden), Anne Frank (Geschäftsführerin tms Messen-Kongresse-Ausstellungen GmbH), Alexandra Gerlach (Freie Journalistin), Frank Ruder (Leitung Haus- und Betriebstechnik am Staatsschauspiel Dresden), Dr. Wilhelm Zörgiebel (Geschäftsführender Gesellschafter der Grundbesitz Hellerau GmbH) Ehrenmitglieder Prof. Karl von Appen, Charlotte Basté, Reinhold Bauer, Erich Baumgart, Marie Bayer-Bürck, Emil Devrient, Antonia Dietrich, Prof. Wolfgang Engel, Charlotte Friedrich, Prof. Dr. Dieter Görne, Friedrich Haase, Prof. Martin Hellberg, Peter Herden, Georg Kiesau, Klaus Dieter Kirst, Friedrich Lindner, Franz Lommatzsch, Frank Ostwald, Paul Paulsen, Erich Ponto, Prof. Dr. Alfred Reucker, Traute Richter, Max Rothenberger, Clara Salbach, Hermann Stövesand, Prof. Pauline Ulrich, Paul Wiecke, Albert Willi, Gerhard Wolfram

Ton Leitung: Manja Schreyer p  Stellv. Leitung und Tonmeister: Torsten Staub p   Tonmeister: Martin Schmitz p   Tontechniker: Ulrich Berg, Hernán Ferrari, Peter Franke, Uwe Lahmann, Marion Reiz Maske Chefmaskenbildnerin: Gabriele Recknagel p  Erste Maskenbildnerin: Marika Hinkel p  Maskenbildnerinnen: Kerstin Bähr, Jana Dittrich, Barbi Mederacke, Ines Pfitzner, Tatjana Richter, Silvia Siegert, Cornelia Ulrich, Lisa Warnecke, Ulrike Weise, Ellen Wittich Requisite Leitung: Heike Jordan p  Requisiteure: Heike Böhme, Steffie Engelmann, Christiane Findeisen, Kathrin Friedrich, Susanne Glauche, Heike Lieberum, Matthias Schulz, Ines Taggesell, Mareile Weller p  Spezial­ effekte Bühne, Waffenkammer: Tilo Ebert, Ramon Stage

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Liebes Publikum, verehrte Gäste,

in der vergangenen Saison haben sich mehr Zuschauer als je zuvor für einen Besuch im Schauspielhaus oder im Kleinen Haus entschieden. Wir danken Ihnen für Ihr stetes Interesse, Ihren engagierten Zuspruch und Ihre konstruktive Stellungnahme! Unser erweitertes Angebot, darunter die Erstsemesteraktionen, „Das erste Mal … im Theater“ für Schulklassen und das Anrecht „Neue Blicke / Neue Stücke“, findet Ihren Zuspruch. Auch die „Schnullertage“ erfreuen sich großer Beliebtheit, und wir sind froh, jungen Eltern in der oftmals „kulturarmen“ Zeit, die vielfach mit der Betreuung kleinerer Kinder einhergeht, dieses in der Region bisher einmalige Angebot machen zu können. Seit dem vergangenen Herbst haben viele Eltern den Besuch bei uns genossen, und auch die Kinder hatten offensichtlich ihren Spaß! Es hat sich bewährt, Ihnen ein breites Angebot an Inhalten, ästhetischen Formaten und Preisgestaltungen zu unterbreiten. So findet jeder das richtige Stück zum richtigen Preis. Auch in der letzten Spielzeit hat sich eine zunehmende Zahl von Besuchern für eine der vielen Anrechtsvarianten entschieden, was uns sehr freut. Legen Sie sich fest – Sie profitieren davon! Aber auch Kurzentschlossene und Neugierige sind jederzeit willkommen: Halten Sie die Augen offen! Bei uns können Sie zur Weihnachtszeit „Tannenbäume“ und zur Osterzeit „Ostereier“ im Monatsspielplan finden. Die so gekennzeichneten Aktionstage (im übrigen Jahr die „Blauen Tage“) bieten wir Ihnen auch weiterhin gerne an; Sie finden sie regelmäßig in unserer Monatsübersicht. Außerdem zahlen Sie an allen Tagen des Montagsanrechts für die Eintrittskarte nur 8,00 €. Allgemeine Preissteigerungen und Erhöhungen der Personalkosten wirken sich auch im Theater aus. Um das Programm in gewohnt hoher Qualität anbieten zu können, müssen wir um Ihr Verständnis bitten, dass moderate Preiserhöhungen um durchschnittlich 1,00 € pro Karte unvermeidlich sind. In der Preisgruppe 4 haben wir die Preise beibehalten. Erfreulich ist, dass wir Schülern und Studenten weiterhin in allen Spielstätten zu allen Vorstellungen Karten für 6,50 € anbieten können. Es ist uns wichtig, dass auch künftig jeder Besucher – unabhängig von Alter und Einkommen – seinen Weg ins Theater finden kann. Dafür bieten wir Ihnen ab der kommenden Spielzeit einen verbesserten Service beim Kauf von Karten und Anrechten. Wie Sie in den vergangenen Monaten sehen konnten, haben wir den Bereich der ehemaligen Königsvorfahrt unterhalb des großen Balkons zu einer komfortablen Theaterkasse umgebaut. Nehmen Sie sich also Zeit zu lesen. Das Staatsschauspiel Dresden ist ein Haus mit vielen Türen. Durchstöbern Sie die nachfolgenden Seiten und finden Sie Ihren persönlichen Eingang ins Theater zu den Stücken, die Sie interessieren, und den Darstellern, die Sie kennen und schätzen. Welchen Weg auch immer Sie nehmen, wir freuen uns auf Sie! Ihr Staatsschauspiel Dresden Prämienaktion: Empfehlen Sie uns weiter! Wer bis zum 31. Oktober 2012 einen neuen Anrechtsinhaber für das Staatsschauspiel wirbt, kann zwischen vier Prämien wählen: p  Eine Jahreskarte für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden p Büffet und Begrüßungssekt für zwei Personen im Felix – Restaurant im Schauspielhaus p  Ein Büchergutschein für die Buchhandlung im Kunsthof p  Eine Flasche Schloss Wackerbarth 2008er Riesling Sekt brut plus die CD „Bachs Suiten für Violoncello solo“ von Jan Vogler Weitere Infos im Anrechtsbüro unter 0351 . 49 13 - 567 Bitte beachten Sie: p Bedingt durch Inszenierung und Bühnenbild kann es vorkommen, dass die von Ihnen reservierten Plätze nicht zur Verfügung stehen oder Ihre Sicht auf die Bühne leicht eingeschränkt ist. In diesem Fall bieten wir Ihnen selbstverständlich vergleichbare Ersatzkarten an. p  Natürlich bemühen wir uns stets um Zuverlässigkeit und Termingenauigkeit. Gegen Erkrankungen und technische Pannen sind aber auch wir nicht gefeit. Sollte es deshalb ausnahmsweise zu Verschiebungen kommen, bitten wir Sie um Nachsicht. p  Da häufig nach einem Jahresspielplan gefragt wird, werden wir alle bereits langfristig vorliegenden Spieltermine in einer kleinen Übersicht veröffentlichen. 102

Die Schauspielanrechte Gönnen Sie sich die Vorteile eines Schauspielanrechts! Sie bestimmen den Wochentag, an dem Sie ins Theater gehen möchten, und Ihren Sitzplatz. p Wenn Ihnen ein Termin Ihres Anrechts nicht zusagt, können Sie diesen kostenfrei gegen eine andere Vorstellung eintauschen. p N   utzen Sie den Preisvorteil von bis zu 60 % gegenüber dem Normalpreis. p  Darüber hinaus erhalten Sie 10 % Ermäßigung beim Kauf von weiteren Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen. p Auf Wunsch senden wir Ihnen unsere Monatsspielpläne zu, sodass Sie frühzeitig über anstehende Premi­eren, Zusatzveranstaltungen und die Vorstellungstermine informiert sind. p Sie erhalten druckfrisch das Spielzeitheft mit ausführlichen Informationen über das Programm der kommenden Saison. p  Schauen Sie doch einmal hinter die Kulissen. Führungen durch das Schauspielhaus mit spannenden Informationen über das Staatsschauspiel, verblüffenden Einblicken in die Bühnentechnik, einem Besuch auf der Probebühne und vielem mehr sind für die Anrechtsinhaber kostenfrei. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Die Premierenanrechte Erleben Sie die besondere Atmosphäre eines Premierenabends! Wir freuen uns darauf, im Anschluss an die Vorstellung mit Ihnen anzustoßen, uns mit Ihnen auszutauschen und mit Ihnen zu feiern. Das Premierenanrecht bietet gegenüber dem Kassenpreis bis zu 20 % Ermäßigung. Das Programmheft erhalten Sie am Abend kostenfrei! Sie sehen vom Saisonstart an wahlweise acht Premieren im Schauspielhaus oder sieben Premieren im Kleinen Haus oder insgesamt sechs Premieren in beiden Spielstätten. Premierenanrecht 8 x Schauspielhaus Fr 14.09.2012 Die Dreigroschenoper Sa 06.10.2012 Was tun Sa 24.11.2012 Hamlet Fr 18.01.2013 Der geteilte Himmel Fr 08.02.2013 Die Fliegen Sa 09.03.2013 Leben des Galilei Fr 05.04.2013 Der Drache Fr 10.05.2013 Die Ratten

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Premierenanrecht 7 x Kleines Haus Fr 28.09.2012 Titus Andronicus Fr 19.10.2012 Das normale Leben Do 22.11.2012 Endstation Sehnsucht Sa 12.01.2013 Baumeister Solness Fr 15.02.2013 Kapi Tal der Puppen Fr 15.03.2013 Fabian Fr 07.06.2013 Das Deutschlandgerät

Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus Kleines Haus

Premierenanrecht 3 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus Fr 14.09.2012 Die Dreigroschenoper Do 22.11.2012 Endstation Sehnsucht Sa 12.01.2013 Baumeister Solness Fr 08.02.2013 Die Fliegen Fr 15.03.2013 Fabian Fr 10.05.2013 Die Ratten

Schauspielhaus Kleines Haus Kleines Haus Schauspielhaus Kleines Haus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe  1: 168 ,00 ¤ Preisgruppe 2: 148 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 124 ,00 ¤

Preise Einheitspreis: 112,00 ¤

Preise Preisgruppe  1: 111 ,00 ¤ Preisgruppe  2: 103 ,50 ¤ Preisgruppe  3: 93 ,00 ¤

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Die Tagesanrechte Der Klassiker unter den Anrechten: Wählen Sie Ihren Lieblingswochentag, suchen Sie sich eine feste Preisgruppe aus und erleben Sie fünf Inszenierungen der neuen Spielzeit im Schauspielhaus. Sie sparen bis zu 60 % auf den regulären Kassenpreis. Zusätzlich dürfen Sie sich eine Vorstellung im Kleinen Haus aussuchen, hierfür erhalten Sie einen Gutschein. Entscheiden Sie einmal – und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Reise durch den Spielplan! Montag I Mo 15.10.2012 Mo 26.11.2012 Mo 11.02.2013 Mo 08.04.2013 Mo 13.05.2013

Die Dreigroschenoper Hamlet Die Fliegen Der Drache Die Ratten

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Montag II Mo 17.09.2012 Mo 12.11.2012 Mo 21.01.2013 Mo 11.03.2013 Mo 20.05.2013

Damen der Gesellschaft Reckless II – Lebendige Schatten Der geteilte Himmel Leben des Galilei Was tun

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Dienstag Di 30.10.2012 Di 11.12.2012 Di 19.02.2013 Di 16.04.2013 Di 28.05.2013

Was tun Die Dreigroschenoper Hamlet Der Drache Der geteilte Himmel

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 79 ,00 ¤ Preisgruppe  2: 69 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 59 ,00 ¤ p  in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus

Mittwoch Mi 26.09.2012 Mi 07.11.2012 Mi 09.01.2013 Mi 27.02.2013 Mi 17.04.2013

Damen der Gesellschaft Die Dreigroschenoper Hamlet Die Fliegen Was tun

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 79 ,00 ¤ Preisgruppe  2: 69 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 59 ,00 ¤ p  in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus

Donnerstag Do 20.09.2012 Do 25.10.2012 Do 06.12.2012 Do 07.02.2013 Do 25.04.2013

Die Dreigroschenoper Was tun Hamlet Der geteilte Himmel Der Drache

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 69 ,00 ¤ Preisgruppe 2: 59 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 54 ,00 ¤ p  in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus

Freitag Fr 28.09.2012 Fr 09.11.2012 Fr 25.01.2013 Fr 01.03.2013 Fr 26.04.2013

Die Dreigroschenoper Damen der Gesellschaft Was tun Hamlet Der geteilte Himmel

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 89 ,00 ¤ Preisgruppe 2: 79 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 69 ,00 ¤ p  in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus

Samstag Sa 20.10.2012 Sa 15.12.2012 Sa 26.01.2013 Sa 02.03.2013 Sa 18.05.2013

Blütenträume Reckless II – Lebendige Schatten Hamlet Der geteilte Himmel Leben des Galilei

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 89 ,00 ¤ Preisgruppe 2: 79 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 69 ,00 ¤ p  in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus

Sonntag (Beginn 19:00) So 30.09.2012 So 28.10.2012 So 30.12.2012 So 10.03.2013 So 05.05.2013

Blütenträume Die Dreigroschenoper Hamlet Der geteilte Himmel Der Drache

Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 79 ,00 ¤ Preisgruppe  2: 69 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 59 ,00 ¤ p  in jeder Preisgruppe erhalten Sie zusätzlich einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus

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Preise auf allen Plätzen 49 ,00 ¤ p  zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus p  beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich

Preise auf allen Plätzen 49 ,00 ¤ p  zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein für eine Vorstellung Ihrer Wahl im Kleinen Haus p  beim Montagsanrecht ist kein Vorstellungstausch möglich

Die Sonntagnachmittags-Anrechte Das Sonntagnachmittags-Anrecht ist ein Angebot für Jung und Alt! Es ist besonders geeignet für Familien, die gerne gemeinsam spannende Sonntagnachmittage im Theater verbringen wollen, oder für ältere Menschen, denen der Vorstellungsbesuch am Abend oft zu spät ist. Beginn ist jeweils 16 Uhr – abends sind Sie wieder zu Hause. Die Sonntagnachmittags-Anrechte sind außerdem besonders günstig: Sie sparen bis zu 50 % auf den regulären Kassenpreis! Sonntagnachmittags-Anrecht 5 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus (Beginn 16:00) So 21.10.2012 Meister und Margarita Schauspielhaus So 02.12.2012 Reckless II – Lebendige Schatten Schauspielhaus So 13.01.2013 Was tun Schauspielhaus So 03.02.2013 Hamlet Schauspielhaus So 17.03.2013 Liliom Kleines Haus So 19.05.2013 Der Drache Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 69,00 ¤ Preisgruppe 2: 59,00 ¤ Preisgruppe 3: 54,00 ¤

Sonntagnachmittags-Anrecht 4 x Schauspielhaus (Beginn 16:00) So 21.10.2012 Meister und Margarita Schauspielhaus So 02.12.2012 Reckless II – Lebendige Schatten Schauspielhaus So 03.02.2013 Hamlet Schauspielhaus So 19.05.2013 Der Drache Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 46,00 ¤ Preisgruppe 2: 40,00 ¤ Preisgruppe 3: 36,00 ¤

Neue Blicke / Neue Stücke – 5 x gegenwärtiges Theater! Dieses Angebot wendet sich an alle, die Lust haben, sich mit neuer Dramatik und zeitgenössischen Stoffen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig beinhaltet es Inszenierungen von Regisseuren, die eine neue, heutige, oft ungewöhnliche und überraschende Art finden, sich einem klassischen Text zu nähern. Neue Blicke / Neue Stücke-Anrecht 2 x Schauspielhaus, 3 x Kleines Haus Sa 06.10.2012 Titus Andronicus Kleines Haus Fr 16.11.2012 Das normale Leben Kleines Haus Do 21.02.2013 KapiTal der Puppen Kleines Haus Mi 17.04.2013 Was tun Schauspielhaus Di 28.05.2013 Der geteilte Himmel Schauspielhaus

Preise Preisgruppe 1: 55,00 ¤ Preisgruppe 2: 51,00 ¤ Preisgruppe 3: 47,00 ¤

6 Richtige: Das Wahlanrecht 6 x haben Sie die Wahl p  6 x Theater an Ihren Wunschterminen p  6 x alleine, zu zweit oder mit Freunden p  6 Gutscheine für 6 spannende Theaterabende. Einfacher geht es nicht. Hier haben Sie alles selbst in der Hand. Sie erwerben sechs Gutscheine (für eine Preisgruppe) für das Schauspielhaus, sechs Gutscheine für das Kleine Haus oder wählen vier und zwei Gutscheine für beide Häuser. Sie wählen die Inszenierungen aus, die Sie am meisten interessieren. Sie wählen auch die Termine. Jetzt müssen Sie die Gutscheine nur noch im Vorverkauf oder an der Abendkasse in Eintrittskarten für die Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire tauschen. Sie erhalten die besten noch verfügbaren Plätze! Seien Sie spontan! Sie können bereits für 17, 00 ¤ im Schauspielhaus in der ersten Reihe sitzen. Eine der günstigsten Möglichkeiten, ins Theater zu kommen! Sie können wählen 6 Gutscheine für das Schauspielhaus

102,00 ¤ (Preisgruppe 1)

6 Gutscheine für das Kleine Haus

54,00 ¤ (Einheitspreis)

4 Gutscheine für das Schauspielhaus  und 2 Gutscheine für das Kleine Haus

86,00 ¤ (Preisgruppe 1)

6 Gutscheine für das Schauspielhaus / K leine Haus für alle bis 26 Jahre

36,00 ¤ (Einheitspreis)

84,00 ¤ (Preisgruppe 2)

72,00 ¤ (Preisgruppe 3)

74,00 ¤ (Preisgruppe 2)

66,00 ¤ (Preisgruppe 3)

p Gilt nicht für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Für Premieren wird ein Kontingent hinterlegt. 105

Gemischte Anrechte 3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Das Staatsschauspiel und Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste setzen ihre Zusammenarbeit auch in dieser Spielzeit fort und bieten erneut ein gemeinsames Anrecht an. Ein Angebot für Leute, die sich für Zeitgenössisches in den Sparten Theater, Tanz und Musik interessieren, für interdisziplinäre Arbeiten und innovative Regiehandschriften. 3 x Staatsschauspiel, 3 x Festspielhaus Hellerau

Sa 06.10. 2012 Fr 19.10. 2012 Fr 16.11. 2012 Do 21.02. 2013 Fr 29.03. 2013 Mi 01.05. 2013

Für die Vögel (John Cage, Dresdner Philharmonie, Musik) Open for Everything (Constanza Macras / Dorky Park, Tanz) Das normale Leben KapiTal der Puppen Leben des Galilei Sadeh21 (Batsheva Dance Company, Tanz)

Hellerau Hellerau

Preise Preisgruppe 1: 93 ,00 ¤ Preisgruppe 2: 87 ,00 ¤ Preisgruppe 3: 81 ,00 ¤

Kleines Haus Kleines Haus Schauspielhaus Hellerau

Das Schauspiel-Operetten-Anrecht 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette Kombinieren Sie drei Vorstellungen aus dem Schauspielrepertoire mit drei Vorstellungen der Staatsoperette (Operette, Spieloper und Musical). Die Termine und Stückinfos können Sie der aktuellen Broschüre entnehmen, die im Mai 2012 erscheint. Preise Preisgruppe 1: Preisgruppe 2: Preisgruppe 3:

Mo – Do 90,75 ¤ 78,75 ¤ 63,00 ¤

Fr – So 108,75 ¤ 90,00 ¤ 81,00 ¤

Das Dreieranrecht 3 x Staatsschauspiel ( 2 x Schauspielhaus, 1 x Kleines Haus), 2 x Herkuleskeule und 2 x Theaterkahn. Die Kombination von Staatsschauspiel, Herkuleskeule und Theaterkahn ist eine gute Gelegenheit, preiswert hochkarätiges Kabarett und Schauspiel zu erleben. Die Termine werden Ihnen ca. sechs Wochen vor den jeweiligen Vorstellungen mitgeteilt. Preise Preisgruppe 1: 94,00 ¤ Preisgruppe 2: 86,00 ¤ Preisgruppe 3: 82,00 ¤

Anrecht mit Fahrservice 3 x Schauspielhaus und 3 x Operette Der Theaterbus oder der Theaterchauffeur fährt die Musik- und Theaterfreunde, die außerhalb wohnen oder denen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schwerfällt, direkt von Tür zur Tür. Auf den Normalpreis der Eintrittskarten erhalten Sie ca. 40 % Rabatt. Der Fahrpreis wird je nach Entfernung berechnet. So kommen alle Menschen aus dem Umkreis ohne Mühe ins Theater. Die Termine und Stückinfos erhalten Sie nach Abschluss des Anrechts per Post. Preise Preisgruppe 1: 90,75 ¤* Preisgruppe 2: 78,75 ¤* Preisgruppe 3: 63,00 ¤*

123,75 ¤** 111,75 ¤** 99,00 ¤**

* Der Theaterbus für das Dresdner Umland – zuzüglich Fahrpreis entsprechend der Entfernung ** Der Theaterchauffeur für Ältere und Behinderte in Dresden – inklusive Taxi

Dresdner Anrecht Staatsschauspiel Dresden, Sächsische Staatsoper Dresden, Staatsoperette Dresden. Die drei traditionsreichsten Dresdner Theater in einem Anrecht. Das einzigartige Dresdner Anrecht bietet vielfältige Möglichkeiten und Kombinationen für spannende Theaterabende. Die genauen Termine und Vorstellungen entnehmen Sie bitte der aktuellen Dresdner-Anrechts-Broschüre, die im Mai 2012 erscheint. Oder schauen Sie in den Anrechtsbereich im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de. 106

Ermäßigungen und Geschenke Blaue Tage Mindestens einmal im Monat können Sie zu einem Sonderpreis von 10,00 ¤ ausgewählte Vorstellungen besuchen. Die Termine entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Schüler, Studenten, Auszubildende zahlen nur 6,50 ¤ Junge Menschen in der Ausbildung – Schüler, Studenten u. a. – zahlen 6,50 ¤ auch im Vorverkauf (im Schauspielhaus in der Regel ab Preisgruppe 2, Reihe 12). An der Abendkasse gibt es 6,50 ¤-Karten eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung je nach Verfügbarkeit in allen Preiskategorien. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Schulklassen zahlen pro Schüler 5,00 ¤ für alle Vorstellungen im Schauspielhaus sowie im Kleinen Haus auf allen Plätzen. Dies gilt bereits für den Vorverkauf. Wir behalten uns vor, die Kontingente zu begrenzen. Reservieren Sie rechtzeitig! Studentinnen und Studenten im 1. Semester zahlen nur 3,00 ¤ Bitte als Nachweis die Immatrikulationsbescheinigung vorlegen. Das erste Mal … im Theater! Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schulklassen noch nie im Theater waren, erhalten beim ersten Besuch Eintrittskarten für 3,00 ¤ pro Person. Zusätzlich erhalten die Schüler vor der jeweiligen Aufführung eine Stückeinführung im Theater und nach Absprache eine theaterpädagogische Vor- und Nachbereitung. Inhaber des Dresdner Sozialpasses und Arbeitslose zahlen ebenfalls nur 6,50 ¤, auch im Vorverkauf. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Karten für Hartz-IV-Empfänger Berechtigte erhalten gegen entsprechende Nachweise Karten für 1,00 ¤ an der Abendkasse. Ausgenommen sind Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Senioren und Schwerbehinderte erhalten nach Vorlage eines entsprechenden Ausweises eine Ermäßigung von bis zu 45 % im Schauspielhaus und bis zu 20 % im Kleinen Haus. Die Theatercard Das Angebot für Stammgäste: Sie erhalten die Theatercard kostenlos an den Vorverkaufskassen im Schauspielhaus. Unsere Kassenmitarbeiter tragen jeden Theaterbesuch auf der Karte ein. Ab dem fünften Besuch erhalten Sie für jede weitere Eintrittskarte ca. 30 % Ermäßigung. Ab dem neunten Besuch steigert sich diese Ermäßigung auf ca. 50 %. Die Theatercard gilt nur für den Einzelverkauf und für die Dauer eines Jahres ab dem ersten Vorstellungsbesuch. Anrechtsinhaber Alle Inhaber eines Dresdner Anrechts oder eines Schauspielanrechts erhalten ca. 10 % Ermäßigung auf jede weitere Eintrittskarte bei Repertoirevorstellungen. Gruppenermäßigungen für Gruppen ab 20 Personen auf Anfrage. Theatergutscheine Verschenken Sie Theater mit Theatergutscheinen im Wert von 10, 20, 30, 40, 50 oder 100 ¤. Die Beschenkten lösen den Gutschein dann im Laufe eines Jahres in eine Eintrittskarte für eine Vorstellung nach eigener Wahl ein. Dieser Service ist auch im Internet buchbar. Schnullertag! – Kostenlose Kinderbetreuung im Theater Im Kleinen Haus bieten wir ausgewählte Vorstellungen sonntagnachmittags an. Sie geben Ihre Kinder im Theater in die Obhut ausgebildeter Pädagoginnen, die die Kleinen liebevoll beaufsichtigen und mit ihnen spielen, während Sie zwei ungestörte Theaterstunden erleben. Die Kinderbetreuung kostet nichts extra, Sie bezahlen lediglich Ihre Theaterkarten. Die Termine der Schnullertage entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. Wir bitten um vorherige Anmeldung.

p Grundsätzlich ist eine Addition von Ermäßigungen nicht möglich. Wir behalten uns vor, die Ausweise, die zu einer Ermäßigung berechtigen, beim Einlass zu kontrollieren. 107

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21 22 23 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

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9 10

Parkett

3

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5

Stehplätze

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2. Rang

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Loge 2

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Loge 4

3

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2 3

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3 Loge 1

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Loge 2

2

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Loge 3

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30 29 8 2 31 27 26 30 4 25 2 9 2 28 22 23 8 27 7 2 2 26 26 4 25 25 22 23 2 4 2 23 1 22 2 0 21 18 19 2 3 2 1 4

1. Rang

15

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11 5

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2

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10 4 2

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16 17 1 8 19 20 21 1 5 8 16 17 1 9 8 10 19 20 21 11 12 1 13 1 4 15 2 16 17 3 1 2 4

7

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1 1

Loge 4

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28 29 30 31 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 27 28 29 30 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

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13

7

Stehplätze

R

4

Preise Schauspielhaus

Fr – Sa / Premiere 25 ,00 ¤ 21 ,50 ¤ 18 ,00 ¤ 14 ,00 ¤

So – Do 23 ,00 ¤ 19 ,50 ¤ 16 ,00 ¤ 10 ,00 ¤

Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Preisgruppe 4

Kleines Haus Kleines Haus 1 p großer Saal, bis maximal 400 Plätze Kleines Haus 2 p  h inter dem Eisernen, bis maximal 150 Plätze Kleines Haus 3 p  u nter dem Dach, bis maximal 100 Plätze





So – Do 17 ,00 ¤ 15 ,00 ¤ 9 ,00 ¤



Fr, Sa / Premiere  19 ,00 ¤ 17 ,00 ¤ 11 ,00 ¤

Schüler, Studenten und andere Ermäßigungsberechtigte zahlen in allen Spielstätten und für alle Vorstellungen nur 6,50 ¤. p Senioren erhalten eine Ermäßigung von bis zu 45 % auf den Kartenpreis im Schauspielhaus und bis zu 20 % im Kleinen Haus. p Abweichende Preise bei Gastspielen und Sonderveranstaltungen entnehmen Sie bitte den Monatsspielplänen. p  Bei ausgewählten Vorstellungen bieten wir zusätzlich Stehplätze an. Schauspielanrechte Die Premierenanrechte Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3

8 x Schauspielhaus 168 ,00 ¤ 148 ,00 ¤ 124 ,00 ¤

6 x gemischt 111 ,00 ¤ 103 ,50 ¤ 93 ,00 ¤

7 x Kleines Haus 112,00 ¤ (Einheitspreis)

Die Tagesanrechte Schauspielhaus

Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3

5 x Schauspielhaus und ein Gutschein für das Kleine Haus Di, Mi, So Fr, Sa Do 79 ,00 ¤ 89 ,00 ¤ 69 ,00 ¤ 79 ,00 ¤ 59 ,00 ¤ 69 ,00 ¤ 59 ,00 ¤ 69 ,00 ¤ 54 ,00 ¤

Mo 49,00 ¤ auf allen Plätzen

Die Sonntagnachmittags-Anrechte

Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3

5 x Schauspielhaus  1 x Kleines Haus 69 ,00 ¤ 59 ,00 ¤ 54 ,00 ¤

4 x Schauspielhaus 46 ,00 ¤ 40 ,00 ¤ 36 ,00 ¤

Das Wahlanrecht 6 x Schauspielhaus Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3

102 ,00 ¤ 84 ,00 ¤ 72 ,00 ¤

4 x Schauspielhaus  2 x Kleines Haus 86 ,00 ¤ 74 ,00 ¤ 66 ,00 ¤

6 x Kleines Haus

6 x Schauspielhaus / Kleines Haus

54,00 ¤ (Einheitspreis)

36,00 ¤ (für alle bis 26 Jahre)

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Freunde und Förderer des Staatsschauspiels Dresden Förderverein Staatsschauspiel Dresden Mit der Gründung des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v. entstand 1995 eine Gemeinschaft von Freunden und Förderern unseres The­aters, die sich als eine kommunikative Brücke zwischen Theater und Publikum versteht. Der Förderverein fühlt sich dem Staatsschauspiel nicht nur ideell nahe und verfolgt dessen Arbeit mit aktivem Interesse, sondern er leistet mit den Mitgliedsbeiträgen und zusätzlich eingeworbenen Spenden auch finanzielle Unterstützung. Die Bandbreite der Aktivitäten erstreckt sich dabei von der Realisierung ungewöhnlicher Projekte über die Mitfinanzierung von Gastspielen und Sonderveranstaltungen bis hin zur Förderung des Engagements namhafter Künstler. Alle zwei Jahre vergibt der Förderverein den mittlerweile weit über die Landesgrenzen hin­aus bekannten und in erster Linie der Nachwuchsförderung dienenden Erich-Ponto-Preis für herausragende darstellerische Leistungen an ein Mitglied des Ensembles. Die Mitglieder des Fördervereins werden regelmäßig über das Geschehen vor, auf und hinter der Bühne informiert und erhalten bevorzugt Kaufkarten für Premieren, Gastspiele oder Sonderveranstaltungen. Exklusiv können sie das Staatsschauspiel Dresden bei verschiedenen Veranstaltungen auch „hinter den Kulissen“ erleben: p Treffpunkt premiere – Der Premierenempfang mit dem Intendanten! p Treffpunkt probe – Als stiller Beobachter bei Arbeitsproben dabei sein! p Treffpunkt spielzeitvorschau – Wissen, was die neue Spielzeit bringt! p Treffpunkt zur person – Theaterleute hautnah erleben! p Treffpunkt theaterfahrt – Andere Theater kennenlernen! Präsident des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden ist der ehemalige Geschäftsführer des Geschäftsbereiches Bildung der ihk Dresden und jetzige Präsident des Europäischen Instituts für postgraduale Bildung an der Technischen Universität Dresden Dr.-Ing. Werner Mankel. Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr beträgt für Mitglieder 50,00 ¤, für fördernde Mitglieder 255,00 ¤, für Firmenmitglieder 800,00 ¤. Neue Mitglieder erhalten einen Willkommensgruß bestehend aus zwei Theatergutscheinen und einer Sonderpublikation. Der Verein dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar. Kontakt: Geschäftsstelle des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e.v., c / 0 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Staatsschauspiels Dres­den, Theaterstraße 2, 01067 Dresden p Telefon:  0351 . 49 13 - 755 p Fax:  0351 . 49 13 - 760 p E-Mail:   foerderverein@staatsschauspiel -dresden.de

Interessengemeinschaft Schauspiel Dresden e.V. – IG Schauspiel Liebe Dresdner! Liebe Gäste der Stadt! Liebe Theaterfreunde! Seien Sie neugierig und gewinnen Sie mit der ig Schauspiel dem Theater noch mehr ab! Wie das geht? Mit uns erhalten Sie tiefere Einblicke in das Theatergeschehen. Wir bieten regelmäßige kommunikative Foren an, mit Gesprächen über das Geschehen auf und hinter der Bühne, oder den Besuch einer der ersten Vorstellungen einer Neuinszenierung mit anschließendem Gespräch in Anwesenheit von Mitgliedern des künstlerischen Produktionsteams und des Ensembles. Für diese Vorstellungen erhalten ig-Mitglieder ein vergünstigtes Theateranrecht mit ca. 30 bis 50 % Ermäßigung auf den regulären Kassenpreis. p Die Reihe „Vorgestellt“ präsentiert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters, deren Tätigkeiten und Arbeitsplätze nicht im Rampenlicht stehen (von a wie Ankleider bis z wie Zentrale Haustechnik). p In den Podiumsgesprächen der Reihe „Das Porträt“ geben Mitglieder des Ensembles Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse. p Im 57. Jahrgang der Reihe „Dichterwort – Sprache der Welt“ führen Stefan Welz, Wolfgang Erhardt Heinold, Hans-Jürgen Sarfert, Elisabeth Leeker und Sigrid Schneider (in Fortführung der Arbeit ihres Mannes Dr. Hannsjörg Schneider) durch die sechs Doppelveranstaltungen, die im Gemeindesaal der ChristusKirchgemeinde Dresden-Strehlen stattfinden. In bewährter Weise geben Helga Werner, Nicole Haase, Anna-Katharina Muck, Lars Jung und Thomas Stecher den Texten ihre Stimme. Kontakt: Gundula Voigt, Telefon: 0351 . 84 84 344. Die Interessengemeinschaft Schauspiel ist dem Staatsschauspiel Dresden in ihrem über 25-jährigen Bestehen als unmittelbare Begleiterin und kritische Partnerin eng verbunden. Sie pflegt darüber hinaus Kontakte zu anderen Bühnen im Großraum Dresden und organisiert für ihre Mitglieder Fahrten zu Aufführungen in andere Städte. Der jährlich zu entrichtende Mitgliedsbeitrag ist nach Einkommen gestaffelt. Schon ab 10,00 € im Jahr ist es möglich, das vielseitige Angebot der ig Schauspiel zu nutzen. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Kontakt: Karin und Horst Mattern, Döbelner Straße 112, 01129 Dresden p Telefon und Fax: 0351 . 85 80 - 447 p E-Mail: [email protected]

Impressum p Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden, Intendant: Wilfried Schulz, Kaufmännischer Geschäftsführer: Christian Krentel-Seremet, Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit p Redaktionsschluss: 10. 4. 2012 p Gestaltung: BureauErlerSkibbe p Ensemblefotos: Matthias Horn, Produktion: Luise Mundhenke, Fotomontage (S. 48): Claudia Zimmermann-Pielenz p Inszenierungsfotos: Matthias Horn, David Baltzer p Illustration: Patrick Klose p Druck: Druckhaus Dresden GmbH p Alle Autorenbeiträge entstanden im Auftrag des Staatsschauspiels Dresden für dieses Magazin. Ausgenommen das Interview mit René Pollesch, das dem Programmheft zur Inszenierung „Fahrende Frauen“ am Schauspielhaus Zürich entnommen wurde sowie das Porträt von Jan Klata, das erstmals in der Saisonvorschau 2010.2011 des Schauspielhauses Bochum erschien. Herzlichen Dank für die großzügige Unterstützung unserer Fotoserie p AngelSpezi Dresden, Blumen-Trache, Buchhandlung im Kunsthof, Bullyland GmbH, buttendorf handgefertigtes, Dresdner Klassiker Handel, Georg-Arnhold-Bad Dresden, geoeff.net – shirt manufaktur, Hotel Kempinski Taschenbergpalais, Maria Hundert, Hutkunst Atelier Peevski, Juwelier Leicht im Taschenbergpalais, Michael Roth Tierpräparation, Nordbad Dresden, Dirk Rossmann GmbH, Stiftung Frauenkirche Dresden, Sukuma arts e.V., Swarovski Boutique in der Altmarktgalerie Dresden, The Spot, Verkehrsmuseum Dresden, Wohnzimmer Dresden 110

Öffnungszeiten Anrechtsbüro und Besucherservice Das Anrechtsbüro im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. p  Während der Theaterferien hat das Anrechtsbüro in der Zeit von 9. 7. bis 27. 7. 2012 montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von 28. 7. bis 12. 8. 2012 ist das Anrechtsbüro geschlossen. Ab dem 13. 8. 2012 gelten die regulären Öffnungszeiten. p   Grundsätzlich können Sie im Anrechtsbüro immer – also auch während der Öffnungszeiten in den Theaterferien – Karten für das Staatsschauspiel kaufen. p   Telefon: 0351 .  49 13 - 567, Fax: 0351 .  49 13 - 967 Vorverkaufskassen p  Die Vorverkaufskasse im Schauspielhaus ist montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. p   Die Vorverkaufskasse im Kleinen Haus ist montags   uch hier können Karten für alle Veranstaltungen des Staatsbis freitags von 14 bis 18:30 Uhr geöffnet. p A schauspiels gekauft werden. p   In den Theaterferien läuft der Kartenvorverkauf für die neue Saison zu den angegebenen Öffnungszeiten im Anrechtsbüro. p  Zusätzlich sind an vielen Dresdner Vorverkaufskassen Eintrittskarten für Repertoirevorstellungen des Staatsschauspiels erhältlich. p  Die Abendkassen öffnen eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir ab diesem Zeitpunkt den Vorverkauf nur eingeschränkt leisten können und die Abendkasse Vorrang hat. Kartenkauf und Kartenreservierungen Gebührenfreier Kartenservice Telefon: 0800 . 49 13 - 500 (Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr) Telefoni­scher Kartenverkauf Telefon: 0351 . 49 13 - 555 Gruppenreservierungen Telefon: 0351 . 49 13 - 567 Schriftliche Reservierungen per Post: Staatsschauspiel Dresden, Besucherservice, Theaterstraße 2, 01067 Dresden p   per E-Mail: [email protected] p   per Fax: 0351 . 49 13 - 967 Kartenkauf im Internet www.staatsschauspiel-dresden.de p   Unser Service: Die Vorverkaufsgebühr entfällt. Sie zahlen den gleichen Preis wie an unseren Kassen, die Karten liegen an der Abendkasse für Sie bereit. Es fällt lediglich eine Versandgebühr an, falls Sie sich die Karten zuschicken lassen wollen. Spielplanauskunft Telefon: 0351 . 49 13 - 570 Weitere Informationen Wenn Sie kontinuierlich an unserem Spielplan interessiert sind, schicken wir Ihnen auch gerne den Monatsleporello per Post oder den digitalen Newsletter zu, für den Sie sich unter www.staatsschauspiel-dresden.de anmelden können. Behindertenservice Sowohl das Schauspielhaus als auch das Kleine Haus verfügen über Aufzüge, Rollstuhlplätze in den Sälen und Toiletten für Rollstuhlfahrer. p   Hörschleifen für eingeschränkt hörende Besucher mit dafür geeigneten Hörgeräten sind ebenfalls vorhanden. Funkempfänger sind beim Abendpersonal erhältlich. Besucher sollten ihre diesbezüglichen Wünsche bereits bei der Kartenreservierung angeben, da in beiden Häusern nur eine begrenzte Zahl an Rollstuhlplätzen und Funkempfängern zur Verfügung steht.

Adressen p Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 Dresden (Zuschauereingang Ostra-Allee) p  K leines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden p  Telefon Zentrale: 0351 . 49 13 - 50 p Intendanz: 0351 . 49 13 - 912 p  Kaufmännische Geschäftsführung: 0351 . 49 13 - 927 p Dramaturgie: 0351 . 49 13 - 963 p  Künstlerisches Be­t riebs­büro: 0351 . 49 13 - 922 p  P resse- und Öffentlichkeitsarbeit: 0351 . 49 13 - 755 p  Theaterpädagogik: 0351 . 49 13 - 742 / - 740 p  Die Bürgerbühne: 0351 . 49 13 - 849 p ig Schauspiel: 0351 . 85 80 - 447 p  Förderverein: 0351 . 49 13 - 755 E-Mail Kartenreservierung: [email protected] p  A nrechtsservice: [email protected] p Allgemein: info@ staatsschauspiel-dresden.de p  I ntendanz: [email protected] p  Kaufmännische Geschäftsführung: [email protected] p Dramaturgie: [email protected] p  Künstlerisches Betriebsbüro: [email protected] p  Presseund Öffentlichkeitsarbeit: [email protected] p  Theaterpädagogik: [email protected] p Die Bürgerbühne: [email protected] p ig Schauspiel Dresden: ig-schauspiel-dresden @ t-online.de p Förderverein: foerderverein @staatsschauspiel-dresden.de Internet www.staatsschauspiel-dresden.de 111

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