THEMENSCHWERPUNKT: Fanny Hensel geb. Mendelssohn: 210

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik
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THEMENSCHWERPUNKT: Fanny Hensel geb. Mendelssohn: 210. Geburtstag 2015 Hyunbae Lee – Alte Musik – Olga Magidenko ISSN 1862-5126

18/20141

INHALT EDITORIAL

3 Hyunbae Lee. Ein zukunftweisender Komponist

Liebe Leserin, lieber Leser,

4 Alte Musik im neuen Gewand: Fontana Casselana Italienische Madrigale zum Verlagsjubiläum

„Bessres kenne ich nicht“ schrieb Felix Mendelssohn über die Lieder seiner Schwester Fanny. 2015 jährt sich der Geburtstag Fanny Hensels zum 210. Mal und nichts liegt näher, als sie mit dem Themenschwerpunkt dieser Ausgabe zu ehren. Die Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst geht gleich noch einen Schritt weiter und organisiert eine einjährige Veranstaltungsreihe mit Kompositionswettbewerb, die am 209. Geburtstag der Komponistin beginnt. Elke Mascha Blankenburg, die Musikerin, Dirigentin, Kantorin und Chorleiterin war nicht nur eine der Pionierinnen im Bereich Frauen in der Musik, sondern auch eine der ersten, die die Musik von Fanny Hensel in den 80er Jahren entdeckte, aufführte und herausgab. Leider kann sie das kommende Jubiläum nicht mehr miterleben. Über ihr Leben und Wirken lesen Sie Näheres auf S. 7. Außerdem stellen wir Ihnen die russische Komponistin Olga Magidenko, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert, und den zukunftweisenden Komponisten Hyunbae Lee vor, dem mit seinem preisgekrönten Orchesterwerk RGB ein interessanter Brückenschlag durch die Verbindung traditioneller kompositorischer Techniken des 18. Jahrhunderts mit neuen Klangformen gelungen ist. Noch immer wird Musik aus den Jahrhunderten vor 1800 für das Konzertleben neu entdeckt: Zum einen die aus der Zeit zwischen 1550 und 1630 stammende einzigartige Musikbibliothek, die in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Kassel verwahrt wird und zum anderen das Archiv musikalischer Handschriften aus der Zeit zwischen 1750 und 1800 im Ratzeburger Dom. Aus beiden Sammlungen wurden neue Reihen mit Alter Musik konzipiert, die wir Ihnen präsentieren. „Mund auf statt Klappe zu! Frauenbewegung in lauten Tönen“ war der Titel einer erfolgreichen Konzertreihe der Frauen- und Genderbibliothek CID aus Luxemburg mit Liedern aus der Frauenbewegung in Luxemburg und Deutschland. Daraus entstanden ist eine Notenausgabe in drei Bänden, in denen jeweils auch auf den politischhistorischen Kontext der Lieder eingegangen wird. So bleibt dieses einmalige Chorprojekt nachhaltig dokumentiert und die Lieder werden hoffentlich noch viele Chöre und deren Publikum (frauen-) bewegen. Das 35-jährige Jubiläum des PAN Verlages wird im September in Kassel mit einem Tag der offenen Tür und im November in der Schweiz mit drei großen Aufführungen des Bolivianischen Requiems von Juan Arnez gefeiert. Näheres dazu auf S. 11. Viel Freude beim Lesen und neue Ideen wünscht Ihnen Ihre Redaktion

Besuchen Sie die Verlage im Internet und abonnieren Sie den Newsletter: www.pan-verlag.com www.merseburger.de www.furore-verlag.de Dort können Sie auch Facebook-Freund/in werden.

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THEMENSCHWERPUNKT Fanny Hensel geb. Mendelssohn: 210. Geburtstag 2015 5 „Ich denke es ist die schönste Musik, die ein Mensch auf der Erde machen kann“ 210. Geburtstag von Fanny Hensel geb. Mendelssohn am 14. November 2015 7 „Fanny schaute mir über die Schulter“ – In Gedenken an die Musikerin und Publizistin Elke Mascha Blankenburg 8 „Raum für Fanny Hensel“ Veranstaltungsreihe mit Kompositionswettbewerb 2014/15 an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 10 Musikarchiv des Ratzeburger Doms Neue Editionsreihe im Merseburger Verlag 11 Von Alter Musik bis Weltmusik Das Jubiläumsjahr des PAN Verlags 2014 12 „Lieder wie kleine Diamanten“

Neue CD mit Liedern von Luise Greger 13 „Musik ist letztlich meine wichtigste Sprache!“

Olga Magidenko zum 60. Geburtstag 2014 14 Mund auf statt Klappe zu! Neue Liederbände –

Frauenbewegung in lauten Tönen 15 Ticker

IMPRESSUM Tableau Musical Nr. 2/2014 Verantwortlich: Sabine Kemna, c/o Furore Verlag, Naumburger Str. 40, 34127 Kassel HerausgeberInnen: Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Musikverlage (AUM) Redaktion, wiss. Rubriken und Anzeigenverwaltung: Sabine Kemna MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Christa Brömmel, Andrea Ellmeier, Angelika Horstmann, Annegret Huber, Angelika Klauke, Rainer Köhl, Carina Schillig, Angelika Silberbauer, Astrid Stäber, Felix Werthschulte Redaktionsanschrift: Tableau Musical, Naumburger Str. 40, 34127 Kassel, [email protected] Anzeigen: Es gilt die Anzeigenliste 2/10 Coverdesign und Gestaltung: e-bildwerke Kassel Umschlagabbildung: Fanny Hensel, geb. Mendelssohn, Zeichnung von Wilhelm Hensel Druck: Grafische Werkstatt von 1989, Kassel Verlag: Furore Verlag, Kassel Tableau Musical erscheint zweimal im Jahr im Frühjahr und im Herbst Abonnementpreis im Inland: 9,90 €, im Ausland 15,00 €. Jegliche Form der Vervielfältigung, Speicherung etc. ohne ausdrückliche Genehmigung ist untersagt. © 2014 by Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Musikverlage AUM

Ein zukunftsweisender Komponist

Hyunbae Lee

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ie Musikakademie der Stadt Kassel war der Startpunkt für die Karriere des koreanischen Komponisten Hyunbae Lee. Er wurde 1980 in Busan geboren und kam 2007 nach Deutschland, wo er zunächst Komposition in Berlin bei Helmut Zapf studierte. Anschließend wechselte er an die Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“ zu Frank Gerhardt. Gleich sein erstes hier komponiertes Orchesterwerk RGB – Musik für Orchester­ gruppen wurde mit dem Kompositionspreis des Deutschen Koordinierungsrates zur Woche der Brüderlichkeit 2013 in Kassel ausgezeichnet. In der Begründung der Jury wurde sein zukunftsweisender Kompositionsstil hervorgehoben. Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesell­ schaf­ten für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hatte zum ersten Mal im Rah­ men der Woche der Brüderlichkeit 2013 einen Kompositionswettbewerb für Stu­ die­rende der Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“ ausgelobt. Das Werk des damaligen Studenten Lee erfüllte die Anforderungen der Wettbewerbsausschrei­ bung in besonderer Weise. Nun ist die Notenedition im PAN Verlag erschienen.

Mit diesem Werk ist dem koreanischen Komponisten ein interessanter Brückenschlag durch die Verbindung traditioneller kompo- Hyunbae Lee sitorischer Techniken des 18. Jahrhunderts mit neuen Klangformen gelungen. Der Direktor der Musikakademie Dr. Peter Gries betonte die Wichtigkeit, dass Ereignisse wie diese es gestatten, Studierende über die künstlerischmusikalischen Ausbildungsinhalte hinaus mit Fragen historischer, kultureller und ethischer Bildung zu konfrontieren und auf diese Weise der bürgerschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Dimension des Bildungsauftrags der Musikakademie gerecht zu werden. Dr. Eva Schulz-Jander, Katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, setzte sich im Vorfeld außerordentlich für die Ausschreibung eines Kompositionspreises ein und versprach, dass sie sich bei den über 80 Gesellschaften mit vollem Engagement dafür einsetzen wird, dass das Werk regelmäßig aufgeführt wird. Es wäre doch großartig, wenn das preisgekrönte Werk jedes Jahr an einem anderen

Ort mindestens einmal aufgeführt würde. Derzeit studiert Lee instrumentale Komposition bei Gerhardt Müller-Hornbach und elektronische Komposition bei Orm Finnendahl an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt/Main. Kompositionsaufträge erhielt er u. a. 2010 von den Randfestspielen Zepernick und von den Kasseler Musiktagen 2011. Der Uraufführung seiner für die Musiktage komponierten „Musik für Klarinette mit Elektronik Nr. 1 Fuga“ folgten gleich weitere Aufführungen. 2013 erhielt er einen Kompositionsauftrag von der Klangwerkstatt Berlin. Im kommenden Jahr wird Hyunbae Lee vom Deutschen Koordinierungsrat nach Ludwigshafen eingeladen. Dort findet die Woche der Brüderlichkeit mit dem Thema „Im Gehen entsteht der Weg. Impulse christlich-jüdischer Begegnung“ statt. Astrid Stäber

HYUNBAE LEE RGB - Musik für Orchestergruppen (2013) (7‘) Besetzung: 2.1.2.1.-0.1.2.0., Percussion I/II, Streicher, Klavier, Sopran Reihe: Contempore Heft 90 PAN 390 · ISMN: 979-0-50216-390-7 19,00 € (Partitur) Aufführungsmaterial auf Anfrage Kompositionspreis des Deutschen Koordinierungsrates zur Woche der Brüderlichkeit 2013 Das Werk wagt einen interessanten Brückenschlag durch die Verbindung traditioneller kompositorischer Techniken des 18. Jahrhunderts mit neuen Klangformen. Durch die Teilung des Orchesters in einzelne Ensembles nimmt Lee zudem in aufführungspraktischer Hinsicht Bezug auf die barocke Formenwelt des Concerto grosso/Concertino. Durch diese Gruppenbildung ermöglicht die Komposition eine Multiplikation von Klangfeldern und die Anwendung verschiedener Variationstechniken.

Präsentation der Notenedition in der Musikakademie: Hyunbae Lee, Dr. Eva Schulz-Jander (Katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit), Astrid Stäber (Lektorin), Dr. Peter Gries (Direktor der Musikakademie der Stadt Kassel Louis Spohr). Fotos: Angelika Horstmann

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Italienische Madrigale zum Verlagsjubiläum

Fontana Casselana

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nlässlich seines 35-jährigen Jubiläums präsentiert der PAN Verlag eine neue Editionsreihe: Fontana Casselana. Damit widmet er sich einer unter Fachleuten weltberühmten außergewöhnlichen Notensammlung: Fon­ tana Casselana präsentiert Einzel- und Sammelwerke aus der einzigartigen Musikbibliothek, die in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Kassel verwahrt wird. Sie stammt aus der Zeit zwischen 1550 und 1630 und wurde von den musikbegeisterten Landgrafen Wilhelm IV. und seinem Sohn Moritz

Murhardsche Bibliothek © Universität Kassel Foto: Paavo Blåfield

von Hessen, der darin selbst als Komponist vertreten ist, zusammengetragen. In zwei Serien bietet die neue Reihe Handschriften in Urtextausgaben (Serie A) und deren Bearbeitungen (Serie B), wie bspw. Ausgaben mit ausgesetztem Generalbass, an. Mit der Entscheidung für diese Zweigleisigkeit gibt der Verlag auch jenen Musikliebhabern, die die Technik des Spiels eines bezifferten Basses nicht erlernt haben, die Möglichkeit, Werke der Renaissance und des Frühbarock aufführen zu können. Die lange Tradition der Edition Werke Alter Musik im PAN Verlag mit den bisherigen Reihen Fontana di Musica (Consort) mit 23 und Fontana di Musica (Basso con­

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tinuo) mit 34 Titeln sowie der Bibliothek alter Musik mit 143 Titeln wird damit um einen echten Schatz reicher. Fontana Casselana wird mit der Sammlung La buona et felice mano eröffnet. Hinter dem klangschönen Titel verbergen sich 11 Madrigallieder von Georg Schimmelpfennig (ca.1582–1637), der als Lautenlehrer, Altist und Kammerdiener am Kasseler Hof tätig war. „Die elf Madrigallieder sind ein äußerst ungewöhnliches Dokument für den in dieser Zeit am Kasseler Hof gepflegten Musikstil. Landgraf Moritz war dem venezianischen Stil zugetan ... [Schimmelpfennigs] Lieder tragen deutlich die Handschrift eines Anhängers der Florentiner Schule um Giulio Caccini. Damit scheint er, soweit sich das aus heutiger Sicht beurteilen lässt, am Kasseler Hof allein gewesen zu sein. Es gibt keine Kompositionsbeispiele dafür, dass sich einer seiner Kollegen am Hof derart intensiv mit dem monodischen Stil beschäftigt hätte, der aus damaliger Sicht quasi die Avantgarde der Komposition darstellte“, so der Herausgeber Jochen Faulhammer. Diesen frühen Beispielen monodischer Komposition in Deutschland legte Georg Schimmelpfennig Texte aus einer umfangreichen Sammlung italienischer Madrigale zugrunde, die die älteste Tochter seines Kasseler Dienstherrn Landgraf Moritz, Elisabeth von Hessen, gedichtet hatte. Kunstsinnig und begabt wie ihr Vater, förderte der Landgraf die Ausbildung seiner Tochter in einer für die Zeit ungewöhnlichen Weise. Gemeinsam mit den Söhnen des Adels und des gehobenen Kasseler Bürgertums besuchte Elisabeth die von Moritz gegründete Schule Collegium Mauritianum. Zu ihrer Ausbildung gehörte auch das Erlernen verschiedener Musikinstrumente,

wie der Laute. Georg Schimmelpfen­ nig war einer der Lautenlehrer Elisabeths und ihr offensichtlich seelenverwandt. „Selbst im immensen Bestand an kostbaren Musikalien aus dem Erbe Der Herausgeber der neuen Reihe: Jochen der Casseler HofFaulhammer capelle wird sich nicht leicht ein anderes Werk finden lassen, in dem zwei künstlerisch hochbegabte Menschen aus Kassel auf dem Umweg über Formen italienischer Sprache und Musik zu einem so persönlichen und anrührenden Dialog über Liebe und Abschied zusammengefunden hätten. Es ist auch kein vergleichbares Do­ ku­ ment aus anderen kunstsinnigen Fürstenhöfen bekannt. Die künstlerische und vor allem auch men­schliche Tiefe dieser Begegnung gibt der kleinen Sammlung ihren bleibenden Wert über die Jahrhunderte hinweg auch für unsere Zeit.“ (Jochen Faulhammer im Vorwort) Angelika Horstmann

GEORG SCHIMMELPFENNIG La buona et felice mano Italienische Madrigale 1615 für Singstimme (S/T) und Laute Jochen Faulhammer (Hg.) Reihe: Fontana Casselana Serie A, Urtextausgabe, Heft 1 PAN 1500 ISMN: 979-0-50216-500-0 · 20,00 € Reihe: Fontana Casselana Serie B, Bearbeitungen, Heft 1 PAN 650 ISMN: 979-0-50216-650-2 · 25,00 €

Ich denke es ist die schönste Musik, die jetzt ein Mensch auf der Erde machen kann

THEMENSCHWERPUNKT

210. Geburtstag von Fanny Hensel geb. Mendelssohn am 14. November 2015

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anny Hensel war eine begabte Pianistin und eine kreative Komponistin. Doch die Entwicklungsmöglichkeiten einer internationalen Karriere blieben ihr aufgrund ihres Geschlechtes zeitlebens verschlossen. Trotzdem wirkte sie in dem ihr möglichen Rahmen und hinterließ ein ansehnliches Œeuvre an Klavier- und Kammermusik, drei große Kantaten, eine Ouvertüre und ca. 250 Lieder. Felix Mendelssohn schreibt am 3. Juni 1829 über Fanny Hensels Lieder: „Ich denke es ist die schönste Musik, die jetzt ein Mensch auf der Erde machen kann. ... Das ist die innere, innerste Seele von der Musik; was das für Einfälle sind!... Solche Musik habe ich nie gehört!; auch werde ich in meinem Leben nichts Ähnliches machen.“

Die musikalische Ausbildung Fanny wurde am 14. November 1805 geboren und wuchs in einer wohlsituierten und gebildeten Berliner Familie auf. Wie ihre jüngeren Geschwister erhielt sie eine ausgezeichnete Bildung. Schon früh erkannten der Bankier Abraham Mendelssohn Bartholdy und seine Frau Lea auch Fannys außergewöhnliche musikalische Begabung, so dass Fanny wie ihr Bruder Felix von den besten erreichbaren Lehrern unterrichtet wurde. Während eines mehrmonatigen Parisaufenthaltes im Jahre 1816 erhielten beide Geschwister Klavierunterricht bei der von Haydn und Beethoven geschätzten Pianistin Marie Bigot de Morogues, der in Berlin von Ludwig Berger fortgesetzt wurde. Für die Ausbildung in Musiktheorie und Komposition engagierte Abraham Mendelssohn Carl Friedrich Zelter,

den Leiter der Berliner Singakademie und Freund Goethes. Bald war Fanny im Freundes- und Bekanntenkreis der Mendelssohns nicht nur als hervorragende Pianistin, sondern auch als Komponistin von Liedern und Klavierstücken bekannt. Durch die Anfang der 20er Jahre von ihrem Vater ins Leben gerufenen „Sonntagsmusiken“ konnte sie ihre Werke zumindest einem kleineren Kreis bekannt machen.

Ihre Kompositionen Fanny heiratete im Oktober 1829 den Maler Wilhelm Hensel und fasste im Frühjahr 1831 den Entschluss, die Konzertreihe wieder aufzunehmen. Dort dirigierte und begleitete sie ihren aus ca. 20 Sängern und Sängerinnen bestehenden Chor und führte gemeinsam mit befreundeten Musikern Oratorien, Opernarien und Kammermusik von Bach, Mozart, Beethoven, Weber und Mendelssohn auf einem hohen Niveau auf. Dort fand sie ein Auditorium für ihre eigenen Werke. Ihre Klavierstücke, Lieder, Duette, Chorlieder, die Szene Hero und Leander für Sopran und Klavier bzw. Orchester und die Orchesterouvertüre, zu deren Aufführung sie das Orchester des Königstädter Theaters engagiert hatte, erklangen dort im Laufe der Jahre vor einem immer größer werdenden Publikum. Die Leitung dieser Konzerte wirkte sich auch positiv auf ihre Arbeit als Komponistin aus. Sie komponierte 1831 größere Werke für Solisten, Chor und Orchester, wie die Kantaten Hiob und Lobgesang und das Oratorium nach Bildern der Bibel. 1839/40 erfüllte sich die Familie Hensel

einen langgehegten Wunsch und unternahm eine einjährige Italienreise. Dieses Jahr gehörte für Fanny zu der glücklichsten Zeit ihres Lebens. Dort fand sie endlich die lang ersehnte Anerkennung über den Kreis der Familie hinaus und lernte verschiedene Musiker kennen, die ihre Werke schätzten und ihre Kreativität förderten.

Der Klavierzyklus „Das Jahr“ Zurück in Berlin komponierte Fanny ihr bedeutendstes Klavierwerk, den biographisch geprägten Zyklus Das Jahr (1841). Die Idee, die 12 Monate eines Jahres musikalisch darzustellen, war zu ihren Lebzeiten einmalig. Dieser über weite Strecken ganz offenkundig orchestral gedachte Zyklus wurde nun von dem Berliner Komponisten Martin Torp für Orchester bearbeitet. Am 14. Mai 1847 stirbt Fanny Hensel in Berlin an einem Gehirnschlag. In seinem kurz nach Fannys plötzlichem Tod erschienenen Nachruf schreibt der Berliner Musikkritiker Ludwig Rellstab, sie habe mit ihrem berühmten Bruder auch die ‚Schwesternschaft des Talents‘ geteilt und in der Musik einen Grad der Ausbildung erreicht, dessen sich nicht viele Künstler, denen die Kunst ausschließlicher Lebensberuf ist, rühmen dürfen. Im Jahre 1987 begann der Furore Verlag mit der erstmaligen Veröffentlichung ihrer Klavier- und Kammermusik sowie der Werke mit größerer Besetzung. Seitdem sind mehr als 200 ihrer Werke im Furore Verlag erschienen. Mittlerweile gilt Fanny Hensel als eine der bedeutendsten deutschen Komponist(inn)en der Romantik. Sabine Kemna

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THEMENSCHWERPUNKT WERKE IN AUSWAHL Bücher Cornelia Bartsch Fanny Hensel geb. Mendelssohn – Musik als Korrespondenz 384 Seiten mit vielen Abbildungen und Notenbeispielen fue 9120 ISBN: 978-3-927327-60-3 € 32,00 „Die Darlegung der These von Musik als Korrespondenz, die an sich überaus erhellend ist, ist der Verfasserin rundum gelungen.“ Was heißt hier Autorschaft, was Werk? Wer sich mit dem Leben und Werk von Fanny Hensel befasst, sieht sich rasch mit einer ganzen Reihe von Fragen konfrontiert, auf die die Autorin Cornelia Bartsch überraschende Antworten gefunden hat. Sie zeigt am Beispiel Fanny Hensels früher Lieder und des Streichquartetts, dass ihre Musik Teil verschiedener musikalischer Dialoge ist, und das nicht nur mit dem Bruder. Noten Reihe Klavierstücke von Fanny Hensel in 12 Bänden Erstveröffentlichungen fue 194-196, 206-209, 431, 10104-5, 10148 Klaviermusik – Eine Auswahl fue 2005 · ISMN: 979-0-50012-021-6 € 10,00 Das Jahr (47’) Zwölf Charakterstücke (1841) für das Fortepiano fue 1380 · ISMN:979-0-50012-038-4 (moderner Notensatz) · € 49,00 (zwei Bände) fue 8920 · ISBN: 978-3-927327-44-1 (vierfarbiges Faksimile) · € 88,00 fue 2571 · ISMN: 979-0-50012-473-3 (Orchesterfassung von Martin Torp) · € 89,00 Orgelstücke zur Hochzeit Präludium F-Dur, Postludium G-Dur (E.M. Blankenburg, Barbara Gabler, Hg.) fue 4960 · ISMN: 979-0-50012-996-7 € 10,00 Streichquartett Es-Dur fue 1210 · ISMN: 979-0-50012-203-6 komplett · € 30,00 Ouvertüre C-Dur für Orchester (10’) (1832) (E.M. Blankenburg, Hg.) fue 2507 · ISMN: 979-0-50012-318-7 Partitur · € 43,00

Lieder ohne Namen (1820-1844) 23 ausgewählte Lieder für Singstimme und Klavier Vol. 1: 1820–1827: fue 6670 ISMN: 979-0-50012-667-6 · € 19,00 Vol. 2: 1828–1844: fue 6730 ISMN: 979-0-50012-673-7 · € 19,00 Hero und Leander (1832) Dramatische Szene für eine Singstimme mit Begleitung des Orchesters (12‘) (E.M. Blankenburg, Hg.) fue 5320 · ISMN: 979-0-50012-332-3 Partitur · € 38,00 Duette Gesamtausgabe in fünf Bänden fue 6400-6440 Faust II (12’) Kantate für Solostimme (Sopran), Frauenchor (SSAA) und Klavier (Text: Goethe) fue 5760 · ISMN: 979-0-50012-576-1 Partitur · € 27,00 Bearbeitet für Solostimme (Sopran), Frauenchor (SSAA) und Orchester (Text: Goethe) fue 7580 · ISMN: 979-0-50012-758-1 Partitur · € 39,00 „Einfach bezaubernd und des Bruders berühmter Sommernachtstraum-Musik ebenbürtig.“ Hiob (1831) (15’) Kantate für Alt, Soli ad lib., vierstimmigen gemischten Chor und Orchester fue 5260 · ISMN: 979-0-50012-370-5 Partitur · € 32,00

präsentiert Werke von

Fanny Hensel * 14.11.1805

Traditionelle Rollenverständnisse erlaubten es Fanny Hensel zu Lebzeiten nicht, als Musikerin und Interpretin aus dem Schatten ihres berühmten jüngeren Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy herauszutreten. Erst in den letzten Jahrzehnten wird Fanny Hensel die gebührende Anerkennung als Komponistin zuteil, nicht zuletzt auch durch Erstveröffentlichungen von bislang nicht edierten Werken.

Six Mélodies pour le piano op. 4 und 5 für Klavier RL 19350

13,50€

Weitere Infos über Fanny Hensel siehe www.fannyhensel.de und www.furore-verlag.de

Bereits zu Lebzeiten Fanny Hensels hatte der Verleger Schlesinger, der unmittelbare Vorgänger von Robert Lienau, als einer der ersten einige ihrer Kompositionen ediert. 1847 verlegte er dann erstmals die „Six Mélodies pour le piano“, Opus 4 und Opus 5.

5 Klavierstücke aus der Sammlung "Zwölf Clavierstücke von Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy. Für Felix."

(Erstausgabe) RL 40390 14,50€

Lobgesang (1831) (20’) „Meine Seele ist stille“ Kantate für Sopran, Alt, vierstimmigen gemischten Chor und Orchester fue 5250 · ISMN: 979-0-50012-350-7 Partitur · € 30,00 Oratorium (1831) (45’) nach Bildern der Bibel für Soli, Chor (SATB) und Orchester Auch unter dem Titel: „Cantate für die Toten der Cholera-Epidemie 1831“ bekannt (E.M. Blankenburg, Hg.) fue 5330 · ISMN: 979-0-50012-334-7 Partitur · € 59,00

† 14.05.1847

Diese kritische Ausgabe enthält fünf bisher noch unveröffentlichte Klaviertücke aus einem Album, das Fanny Hensel 1843 für ihren Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy zusammengestellt hatte und von einem Kopisten abschreiben ließ.

Klavierstücke 1843-44 (Erstausgabe) RL 40400 14,50€

5 Klavierstücke aus den Jahren 1843 und 1844, deren lyrische Stimmführung, weite Melodiebögen und sensibler Einsatz der Harmonik komplexe Stimmungsbilder entstehen lassen. Die Ausgabe enthält sowohl ein ausführliches Vorwort als auch einen detaillierten kritischen Bericht.

erhältlich im örtlichen Fachhandel oder unter

www.musikverlag-lienau.de 6

THEMENSCHWERPUNKT

Fanny schaute mir über die Schulter

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ie Musikerin, Dirigentin, Kantorin, Chorleiterin und Gründerin des „Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik“, Elke Mascha Blankenburg, wäre am 15. Dezember diesen Jahres 71 Jahre alt geworden. Blankenburg widmete ihr Leben ihrer größten Passion, der Musik. Sie war es, die das große Potential der Kompositionen von Fanny Hensel geb. Mendelssohn entdeckte, einige von ihnen erstmalig aufführte und der Welt zugänglich gemacht hat. Sie rief den „Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik“ ins Leben, um Werke von Komponistinnen aus Vergangenheit und Gegenwart zu sammeln, zu erforschen und aufzuführen. Als künstlerische Leiterin veranstaltete sie mehrere Komponistinnen Festivals und mit dem Clara Schumann Orchester Köln gründete sie das damals einzige professionelle Frauensymphonieorchester, mit dem sie Werke von Komponistinnen der Klassik, Romantik und der Moderne aufführte.

Ausdauer und Hartnäckigkeit

Die Musik bestimmte früh ihr Leben: Sie wurde am 15. Dezember 1943 in Mindelheim geboren. Bereits mit sechs Jahren erhielt sie Klavierunterricht bei ihrer Mutter Anneliese Feldmeyer. Die Violine kam hinzu. Ihre größte Leidenschaft war allerdings das Ballett. „Eigentlich wollte ich Tänzerin werden. Heute kommt mir das Körpertraining im Ballett beim Dirigieren sehr zugute“, so Mascha Blankenburg. Der Vater, Journalist und Schriftsteller, brachte ihr die Liebe zur Kirchenmusik nahe. Von 1963 bis 1971 studierte sie Kirchenmusik, Chor- und Orchesterleitung an den Musikhochschulen in Heidelberg, Schlüchtern und Köln, sowie bei Hans Swarowsky in Wien. Die Schwierigkeiten für Mascha Blankenburg als Pionierin im Dirigat skizzierte Ingrid Strobl im November 1980 in der Emma: „Als Elke Mascha Blankenburg, Foto: © Dr. Ruth B. Emde Mascha mit 19 Jahren ankam Fanny Hensel Herausgeberin In Gedenken an die Musikerin und und sagte: ,Ich will Dirigentin Für ihre vielfältigen beruflichen und Publizistin Elke Mascha Blankenburg werden‘, reagierte ihr Vater ehrenamtlichen Verdienste bekam nicht eben ermutigend: ,Wenn Elke Mascha Blankenburg 1999 das Bundesverdienstkreuz am du unbedingt unglücklich werden willst, bitte, dann werde Bande durch den Bundespräsidenten Roman Herzog verliehen. Dirigentin‘. ,Er hat das völlig richtig eingeschätzt. Als Frau hast Für den Furore Verlag arbeitete Elke Mascha Blankenburg als du auch keine Chance,‘ so Mascha.“ Nach Abschluss des StuHerausgeberin. Sie initiierte maßgeblich die Veröffentlichung diums als ,hauptamtlicher Kirchenmusiker‘ ging sie nach Köln, bisher unbekannter Werke insbesondere von Fanny Hensel: Hero um ihre Ausbildung zur Dirigentin zu vollenden. Allen Schwieund Leander, eine dramatische Szene für eine Singstimme mit rigkeiten zum Trotz nahm sie an internationalen Meisterkursen Begleitung des Orchesters, und das Oratorium nach Bildern der teil. „Da habe ich gelernt, was Konkurrenz ist, und was es heißt, Bibel, Orgel- und Vokalmusik wie das Prelude in F-Dur für Orgel, Frau und Dirigentin zu sein.“ Dramatischer Höhepunkt war der die Ouvertüre in C-Dur, die Weltlichen A-cappella-Chöre von Besuch eines Meisterkurses als einzige Frau unter 70 Männern. 1846 und auch Barbara Strozzis Il Primo Libro de Madrigali. Mit „Sie tritt ans Pult, dirigiert die ersten Takte, da stürzt der Leiter der Verlegerin Renate Matthei verband sie eine jahrzehntelange des Kurses auf sie zu und zerrt sie vom Pult. Nach dieser DemüFreundschaft. tigung erklärt er ihr: ,Wie können Sie es wagen, hier qualifizierten Die Gründung des Arbeitskreises Frau und Musik initiierte Ma- Männern den Platz wegzunehmen! Sie sind eine Null, sie scha Blankenburg mit einem Aufruf in der Zeitschrift Emma im gehören in die Küche!‘ Jeden Tag stand sie dem Pascha auf der September 1977. Dort erzählte sie von den vielen Komponis- Matte und bestand darauf, die gleiche Chance wie alle anderen tinnen, die sie nach einjähriger intensiver Suche gefunden zu haben. Ende der Geschichte: Sie landete unter den drei hatte, und appellierte an Musikerinnen, Musikwissenschaftle- besten Absolventen des Kurses und dirigierte im Abschlusskonrinnen und Interessierte, doch einmal alle Schätze zusammen- zert. ,Da kannst du sehen, dass Talent allein noch lange nicht zutragen. Daraus entstand der „Internationale Arbeitskreis Frau reicht. Mindestens ebenso wichtig sind Ausdauer und Hartnäund Musik e.V.“, der inzwischen mit institutioneller Förderung ckigkeit.‘ Mascha lernte früh, dass eine Frau dreimal so stark durch das Land Hessen und die Stadt Frankfurt das weltweit sein muss wie ein Mann, um es in diesem Machtberuf zu etwas größte Archiv zum Thema mit mehr als 20.000 Medieneinhei- zu bringen,“ so Ingrid Strobl. ten in Frankfurt unterhält. (www.archiv-frau-musik.de)

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THEMENSCHWERPUNKT Dirigentinnen hatten in den frühen 1980er Jahren keine Chance auf ein Engagement. Folglich gründete Mascha Blankenburg eigene Orchester und Ensembles: die Kölner Kurrende, das bereits erwähnte Clara Schumann Orchester und das Leonarda Ensemble. Ein musikalischer Höhepunkt war am 27. Mai 1984 die Uraufführung des Oratorium nach Bildern der Bibel von Fanny Hensel. Mascha Blankenburg erinnerte sich sehr gut an ihre Vorarbeiten: „Das Bewusstsein, dass ich die Erste bin, die diese Musik nach 153 Jahren hörte und für die Uraufführung vorbereitete, verlieh mir das stolze Gefühl der Einmaligkeit. Ich war mit Fanny allein, ganz eng mit ihr und ihrer innersten Seele verbunden. Es gab nur sie und mich, und wenn es irgendwo im nächtlichen Raum knackte, wagte ich nicht, mich umzudrehen, denn ich befürchtete, ja, ich war mir sicher, dass sie hinter mir stehen und mir über die Schulter schauen würde“. Bei der Uraufführung waren die ersten Kirchenbänke mit Fanny Hensels Nachkommen besetzt, die von überall angereist waren, um ihre Musik zu hören, die ihnen bis dahin völlig unbekannt gewesen war. In den 80er Jahren veranstaltete Mascha Blankenburg in Köln und Bonn als künstlerische Leiterin das erste „Internationale Komponistinnen Festival“ auf deutschem Boden. Weitere Komponistinnenfestivals und ein „Internationales Orgel-Festival“ folgten. Darüber hinaus initiierte sie den „Fanny MendelssohnWettbewerb für Komposition“. 1999 erlitt sie einen Gehörsturz. Der sich einstellende Tinnitus machte es ihr unmöglich, ihren Beruf als Dirigentin weiter

Veranstaltungsreihe mit Kompositionswettbewerb 2014/15 an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

auszuüben. Seither arbeitete sie als Publizistin und veröffentlichte u. a. 2003 das Buch „Dirigentinnen im 20. Jahrhundert“. Seit 2007 lebte Mascha Blankenburg in Berlin, wo sie in ihrer großzügigen Charlottenburger Wohnung Salons veranstaltete.

Pionierin für Frauen in der Musik Blankenburg war eine Pionierin für Frauen in (fast) allen Bereichen der Musik. Sie hinterlässt eine junge Generation von aufstrebenden Dirigentinnen, Komponistinnen, Veranstalterinnen und Musikwissenschaftlerinnen, die deutlich leichter Musikfeste und Hochschulen erobern. Für sie alle hat diese große starke Frau die Wege geebnet. Als die Kirchenmusikerin, Dirigentin und Autorin am 9. März 2013 im Alter von 69 Jahren in Köln verstarb, war es der Verlagsinhaberin Renate Matthei ein großes Anliegen, dieser besonderen Frau zu gedenken. Bewegt durch ihre letzten Begegnungen und Gespräche beschlossen beide, Mascha einen Notenband für Orgelmusik zu widmen. „Die Idee dieses Notenbandes und das gewählte Instrument haben Mascha begeistert“, so Renate Matthei. „für mascha“: Unter diesem Titel wird nun im Furore Verlag im kommenden Jahr eine Edition für Orgel solo in Gedenken an Elke Mascha Blankenburg veröffentlicht. Zeitgenössische Komponistinnen wie Vivienne Olive, Susanne Zargar-Swiridoff oder Sigrid Ernst haben in Gedenken an „Mascha“ für diesen Band Werke komponiert. In dem Sammelband werden darüber hinaus Orgelkompositionen z. B. von Fanny Hensel veröffentlicht, die Blankenburg selbst herausgab. Sabine Kemna

Raum für Fanny Hensel

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ls Ende der 1990er Jahre die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien den Campus am Anton von Webern Platz 1 im dritten Wiener Gemeindebezirk bezog, wurde einer der neuen Konzertsäle der Komponistin Fanny Hensel gewidmet und trug seither den Namen Fanny Hensel-Mendelssohn-Saal. Wer die Biographie Hensels kennt, weiß, dass sie diesen Namen so nie geführt hat: Geboren wurde sie unter dem Namen Fanny Zippora Mendelssohn. Bei der Taufe der Zehnjährigen wurde Zippora durch Cäcilie ersetzt, und die Familie nahm später (zusätzlich zu Mendelssohn) den Nachnamen Bartholdy an. Fanny Cäcilie Mendelssohn Bartholdy führte nach ihrer Hochzeit 1829 mit dem preußischen Hofmaler Wilhelm Hensel dessen Nachnamen. Der 210. Geburtstag der Komponistin am 14.11.2015 bietet die Gelegenheit, ihr ein besonderes Geschenk zu machen: Der bislang als Fanny HenselMendelssohn-Saal bekannte Spielort wird historisch korrekt in Fanny Hensel-Saal umbenannt.

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THEMENSCHWERPUNKT Konzertsaal für Fanny Hensel

des „Liedes ohne Worte“ der Geschwister Fanny und Felix Damit sich dieser Name auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit Mendelssohn Bartholdy gewürdigt. Denn bei genauerer Analyse verstetigt, veranstaltet die Plattform „Gender_mdw“ mit Unterentpuppt sich diese Neuschöpfung als ein Übertragungsversuch, stützung von Vizerektorin Ulrike Sych und dem Arbeitskreis für bei dem mit den Mitteln der Musik versucht wird, in ‚Vers und Gleichbehandlungsfragen eine einjährige Veranstaltungsreihe, die Strophe‘ zu komponieren. Das Gattungspendant des Liedes am 209. Geburtstag der Komponistin beginnt. Ihr Motto „Raum ‚ohne‘ Worte ist damit nicht das Lied ‚mit‘ Worten sondern für Fanny Hensel“ spielt einerseits auf die neue Bezeichnung des das Lied ‚aus‘ Worten – also das lyrische Gedicht. Die Titelwahl Konzertsaales an; andererseits soll dadurch deutlich werden, Fanny Hensels – „Lied für das Pianoforte“ – trägt höchstwahrdass Räume kulturellen Handelns erst dadurch entstehen, wenn scheinlich dem Umstand Rechnung, dass der von Felix MenMenschen mit- und füreinander musizieren oder in anderer Weidelssohn verwendete Titel „Lied ohne Worte“ von Zeitgenossen se dafür sorgen, dass Musik gespielt und gehört werden kann. Die Reihe umfasst insgesamt fünf Veranstaltungen: Zwei moderierte Konzerte zeichnen jene historischen Orte und kulturellen Räume nach, in denen sich Fanny Hensel künstlerisch verwirklichen konnte. Hier sind an erster Stelle der Garten sowie der Gartensaal und die Räumlichkeiten ihrer Mutter Lea Mendelssohn, geborene Salomon, in der Leipzigerstraße 3 in Berlin als Aufführungsorte zu nennen, denen das Konzert am 20. Mai 2015 gewidmet ist: Im Zentrum stehen Fanny Hensels Gartenlieder und ihre „Cantate nach Aufhören der Cholera nach 1831“, die auch als „Oratorium nach Bilder der Bibel“ bekannt wurde. Jene Räume, die durch die künstlerische Zusammenarbeit Fanny Hensels mit ihrem Ehemann, nicht Die Wiener Initiatorinnen der Fanny Hensel Veranstaltungsreihe (vrnl): Ulrike Sych nur in Berlin, sondern auch auf einer einjährigen (Vizerektorin), Angelika Silberbauer (Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen), Andrea Ellmeier (Koordinatorin für Frauenförderung und Gender Studies), Italienreise 1839/40 erschlossen wurden, werden Annegret Huber (Plattform Gender_mdw, Institut für Analyse, Theorie und Geschichte am 14. Januar 2015 zu hören sein. Das selten der Musik) komplett dargebotene „Reise-Album“ (MA Ms. 163) wird bei dieser Gelegenheit ebenso aufgeführt wie die dramatische Szene „Hero und Leander“ nach der und Zeitgenossinnen nicht in gewünschter Weise verstanden, originalen Klavierfassung, die auch im Furore Verlag Kassel im sondern fehlinterpretiert wurde. Aus Hensels Titelformulierung Druck erscheinen wird. Diese beiden Veranstaltungen sollen ergibt sich ganz klar: Das Klavier ‚spricht‘ mit den ihm eigenen Fanny Hensels Wiener Raum mit ihrer Musik füllen. Mitteln in gebundener Rede. Des Weiteren spielt der Bereich Mit dem Konzert am 25. März 2015 wird das Wirken der weibder bildenden Kunst in Hensels künstlerischer Zusammenarbeit lichen Familienmitglieder in Berlin und Wien gewürdigt: Lea mit ihrem Ehemann Wilhelm eine wichtige Rolle. Mendelssohn (geb. Salomon), Fanny Hensels Mutter, stammte Bei den Wettbewerbskompositionen soll es sich jedoch keinesaus einer Familie, in der schon in der Generation ihrer Mutter falls um Stilkopien handeln: Experimente, wie zwischen den Bella Salomon (geb. Itzig) die Musikausbildung der Töchter Künsten komponiert werden könnte, sollen in Tonsprachen des einen hohen Stellenwert besaß; zwei der Tanten Leas – Fanny 21. Jahrhunderts ausformuliert werden. Dass sich gerade das Arnstein und Cäcilie Eskeles – verheirateten sich nach Wien und „Lied ohne Worte“ als Inspiration für Komponistinnen und Komführten hier die familiäre Tradition der Musikpflege fort. An sie ponisten des 20. Jahrhunderts eignete, lässt sich daran ablesen, und ihre in Berlin lebenden Schwestern Sara Levy und Bella dass etwa Arnold Schönberg, Sofia Gubaidulina, Heinz Holliger Salomon, erinnert die renommierte Fanny-Hensel-Forscherin und Michael Jarrell den Titel aufgegriffen und davon ausgehend Cornelia Bartsch (Basel/Hamburg), die das Konzert kuratieren aktuelle kompositorische Problemstellungen entwickelt haben. und moderieren wird. Insgesamt spiegelt sich das zeitgenössische Interesse an intermedialen Kunstformen auch darin, dass sich mittlerweile die Kompositionswettbewerb kulturwissenschaftliche und künstlerische Forschung entspreDen großen Rahmen um diese Konzerte bildet der Fanny Hensel chenden Fragestellungen widmet – erst jüngst etwa im Band Kompositionswettbewerb für Studierende an österreichischen Heterotopien. Perspektiven der intermedialen Ästhetik (2013). Musikuniversitäten unter der Schirmherrschaft der Mendelssohn Der genius loci des ‚Experimentallabors‘ von Fanny Hensel und Gesellschaft e.V. Ausgelobt wird er am 14. November 2014 Felix Mendelssohn Bartholdy in der Leipziger Straße 3 in Berlin im Rahmen eines Festvortrags von Annegret Huber mit Livesoll so sein Echo im Fanny Hensel Saal der mdw in Wien finden. Musikbeispielen. Das Finale der in zwei Runden durchgeführten Andrea Ellmeier, Annegret Huber und Angelika Silberbauer Konkurrenz findet genau ein Jahr später am 210. Geburtstag der Komponistin als Matinee statt. Erwartet werden EinreichunAlle Informationen zu dem Kompositionswettbewerb und der Ver­ gen zum Thema „Experimentelles Komponieren zwischen den anstaltungsreihe stehen unter Künsten“. Damit wird zum einen der experimentelle Charakter www.mdw.ac.at/fanny_hensel.at ab Ende September online.

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Neue Editionsreihe im Merseburger Verlag

Musikarchiv des Ratzeburger Doms

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ach wie vor sind Kirchen und ihre Archive Fundstätten musikalischer Raritäten. Hierzu gehört auch eine Sammlung von musikalischen Handschriften im Ratzeburger Dom aus der Zeit zwischen 1750 und 1800, die der Musikwissenschaftler Professor Neithard Bethke in ihrem Wert erkannte und dem Merseburger Verlag nun für eine neue Editionsreihe anbot. Der frühere Leiter der Lübecker Musikbibliothek, Dr. Georg Karstädt, hatte bereits eine grobe Bestandsaufnahme der Sammlung vorgenommen. Sie war unvollständig und zum Teil fehlerhaft, weil ihm nicht alle Quellen zugänglich waren. Neithard Bethke machte sich nach seiner Ernennung zum Domorganisten und Kapellmeister am Ratzeburger Dom an die langwierige Arbeit, diese Handschriften zu sichten, zu ordnen und systematisch zu katalogisieren. Die so wieder zu einer übersichtlichen Sammlung gewordene Bibliothek umfasst Manuskripte von Kirchenkantaten, deren Komponisten zu ihrer Zeit bekannt oder sogar berühmt waren. Dazu gehörten Johann Christoph Altnikol, Johann Adolph Hasse, Georg Philipp Telemann, Johann Trier, Gottfried Heinrich Stölzel, Christian Gotthilf Tag und Johann Christian Stössiger. Begeistert von diesem Fundus entschloss sich Bethke, die Kantaten dem Vergessen zu entreißen und sie nach und nach in der von ihm gegründeten Reihe der alljährlichen Ratzeburger Dommusiken aufzuführen. Über die Entstehungsgeschichte der Sammlung lässt sich nur mutmaßen. Allerdings war es in der Zeit zwischen 1750 und 1850 nicht unüblich, dass Fürstenhäuser, Gemeinden großer Hauptkirchen, leistungsfähige Chöre und Kantoreien zu besonderen Anlässen bei den zeitgenössischen Komponisten eigens Werke bestellten. Bleistifteintragungen auf den Deckblättern der Kantaten, wie „aufgeführet am Pfingstsonntag 1801“ oder „Triinitas 1802“, verdeutlichen, dass die Kantaten zum überwiegenden Teil für den gottesdienstlichen Rahmen

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bestimmt waren. Die vielen Unika von Kantaten, zu denen bislang nirgendwo weitere Abschriften oder Vorlagen auffindbar sind, weisen darauf hin, dass sie bei ihrem Komponisten ganz direkt zu einem bestimmten Tag für die Kirchenmusik am Ratzeburger Dom bestellt wurden. Ein bereits in dieser Zeit übliches Finanzierungsmodell für Editionen war die Subskription. Die Subskribenten erhielten vom Komponisten ein Exemplar von jedem neuen Werk. Der Ratzeburger Dom hatte in den Jahren zwischen 1750 und 1810 zwei aktive und fähige Kantoren, die auch als Musiklehrer an der Domschule angestellt waren. Der Chor der Domschule war gleichzeitig der Domchor. Auch ein Orchester wurde aus dem Kreis Schüler gestellt. Offensichtlich stand ein umfangreiches Instrumentarium zur Verfügung, wie sich aus der oft anspruchsvollen Besetzung der Kantaten für Flöten, Oboen, Fagotte, Hörner, Trompeten, Pauken, Orgel und Streicher

schließen lässt. Damals wie heute wurden die gottesdienstlichen Aufführungen mit eigenen Kräften realisiert. Folglich hat es in den angegebenen ca. 50 Jahren eine niveauvolle und vielfältige Dommusik in Ratzeburg gegeben, die in ihrer ganz außerordentlichen Qualität ohne Beispiel in der Region gewesen ist. Diese im besten Sinne Gebrauchsmusiken bieten eine lebendige und fruchtbare Bereicherung des bisherigen Repertoires gerade der Kirchenmusik aus der Zeit zwischen Barock und Romantik. Sie eignen sich insbesondere für Laienchöre, da sie leicht zu singen sind. Ihre Frische und musikalische Aussagekraft können von Hörerenden wie Ausführenden gleichermaßen unmittelbar verstanden werden. „Darum ‚Singet dem Herrn erneut ein Lied mit alten Tönen‘, denn diese haben, obwohl lange im Dom vergraben, verstaubt und vergessen, nichts von ihrer zupackenden Unmittelbarkeit und Ausdruckskraft verloren.“ (Bethke) Angelika Horstmann

Band 1: JOHANN TRIER (1716–1790) Götter Gott, erhabnes Wesen (33‘) Götter Gott, erhabnes Wesen Dank-Kantate für S, T, Chor (SATB), 2 Trp, 2 Fl, 2 Ob, Pauken und Streicher Reihe: Musikarchiv des Ratzeburger Doms - Band 1, Neithard Bethke (Hg.) Partitur: EM 996 Part. · ISMN: 979-0-2007-3284-9 · 45,00 € Klavierauszug: EM 996 Klav. · ISMN: 979-0-2007-3363-1 · 19,50 € Chorpartitur: EM 996 Chorp. · ISMN: 979-0-2007-3285-6 · 3,50* € Die Dank-Kantate „Götter Gott, erhabenes Wesen“ von Johann Trier, welcher als Schüler Bachs gilt und Organist an der Johanniskirche Zittau war, eröffnet die Editionsreihe Musikarchiv des Ratzeburger Doms. Die Kantaten dieser Sammlung bieten eine lebendige und fruchtbare Bereicherung des bisherigen Repertoires gerade der Kirchenmusik aus der Zeit zwischen Barock und Romantik. Die aparte Instrumentierung, ein strahlender Eingangschor und kunstvoll verzierte Solopartien verschmelzen zu einem großartigen Klangerlebnis. Das Werk kann auch von Laienchören und -orchestern gut bewältigt werden. Kirchen und ihre Musik im Merseburger Verlag

Neithard Bethke Ludi Organi – Ein Musikalisches Reisetagebuch

Neithard Bethke

Ludi Organi – Ein musikalisches Reisetagebuch

Musikarchiv des Ratzeburger Doms Band 1 Neithard Bethke

Band II: Gesänge durch das Kirchenjahr, Zehn Choralbearbeitungen für Orgel, Heft 2, op. 57 , Nr. 6–10. Fünf Choralbearbeitungen mit anschließendem Kantionalsatz. Sie beruhen auf der sonntäglichen Praxis aus Bethkes Zeit als Domorganist und Kapellmeister am Ratzeburger Dom.

Band II: Gesänge durch das Kirchenjahr

Zehn Choralbearbeitungen für Orgel, Heft 2, op. 57, Nr. 6–10

ISMN: 979-0-2007-1679-5 EM 1881

Edition Merseburger 1881

Ratzeburger Dom

Rudolf Mauersberger Motette vom Frieden

Johann Trier 1716–1790

Motette nach biblischen Texten.

ISMN: 979-0-2007-0393-1, EM 275 Wie liegt die Stadt so wüst

Die Motette wurde von Mauersberger am 4. August 1945 in der ausgebrannten Kreuzkirche in Dresden uraufgeführt. Das a-cappella-Werk entstand am Karfreitag und -samstag 1945. Hintergrund sind die belastenden Erlebnisse während des Krieges und der vernichtenden Angriff auf Dresden.

ISMN: 979-0-2007-0517-1, EM 418

Kreuzkirche Dresden

Michael Töpel

Michael Töpel

Alle, welche dich suchen, versuchen dich Motette für gemischten Chor und Horn Motet for mixed choir and horn

Alle, welche dich suchen, versuchen dich

Motette für gemischten Chor und Horn Für dieses Werk erhielt der Komponist den Klaus-Martin-Ziegler-Preis in Verbindung mit der Musik an St. Martin. Es entstand 2011 für einen Gedenkgottesdienst in der Kasseler St. Martins-Kirche, der der Zerstörung Kassels 1943 gedachte.

Dank-Kantate für zwei Soli, gemischten Chor und Orchester

ISMN: 979-0-2007-3273-3 EM 599

Edition Merseburger 599

Martinskirche, Kassel

Wolfgang Köhler

Praeludium und Fuge in C

Köhler versuchte in dem 1941 entstandenen Werk die Schulfuge zu überwinden. Mit jedem Themeneinsatz vollziehen sich unmerkliche Intervallveränderungen. Vorangestellt ist ein kontrastreiches Präludium. Köhler wirkte lange Jahre als Organist an der Auferstehungskirche in Kassel.

ISMN: 979-0-2007-1698-6 EM 1898

Auferstehungskirche, Kassel

Kirchen und ihre Musik im Merseburger Verlag

Neithard Bethke Ludi Organi – Ein Musikalisches Reisetagebuch

Jean Sevriens

Neithard Bethke

Ludi Organi – Ein musikalisches Reisetagebuch

Band II: Gesänge durch das Kirchenjahr, Zehn Choralbearbeitungen für Orgel, Heft 2, op. 57 , Nr. 6–10. Fünf Choralbearbeitungen mit anschließendem Kantionalsatz. Sie beruhen auf der sonntäglichen Praxis aus Bethkes Zeit als Domorganist und Kapellmeister am Ratzeburger Dom.

ISMN: 979-0-2007-1679-5 EM 1881

Band II: Gesänge durch das Kirchenjahr

Zehn Choralbearbeitungen für Orgel, Heft 2, op. 57, Nr. 6–10

Edition Merseburger 1881

Ratzeburger Dom

Rudolf Mauersberger Motette vom Frieden

Loblied – Song of praise für gemischten Chor und Orgel for mixed choir and organ

Motette nach biblischen Texten.

ISMN: 979-0-2007-0393-1, EM 275 Wie liegt die Stadt so wüst

Die Motette wurde von Mauersberger am 4. August 1945 in der ausgebrannten Kreuzkirche in Dresden uraufgeführt. Das a-cappella-Werk entstand am Karfreitag und -samstag 1945. Hintergrund sind die belastenden Erlebnisse während des Krieges und der vernichtenden Angriff auf Dresden.

ISMN: 979-0-2007-0517-1, EM 418

Motette für gemischten Chor und Horn Motet for mixed choir and horn

Alle, welche dich suchen, versuchen dich

Motette für gemischten Chor und Horn Für dieses Werk erhielt der Komponist den Klaus-Martin-Ziegler-Preis in Verbindung mit der Musik an St. Martin. Es entstand 2011 für einen Gedenkgottesdienst in der Kasseler St. Martins-Kirche, der der Zerstörung Kassels 1943 gedachte.

ISMN: 979-0-2007-3273-3 EM 599

Edition Merseburger 599

Martinskirche, Kassel

Wolfgang Köhler

Praeludium und Fuge in C

Köhler versuchte in dem 1941 entstandenen Werk die Schulfuge zu überwinden. Mit jedem Themeneinsatz vollziehen sich unmerkliche Intervallveränderungen. Vorangestellt ist ein kontrastreiches Präludium. Köhler wirkte lange Jahre als Organist an der Auferstehungskirche in Kassel.

ISMN: 979-0-2007-1698-6 EM 1898

Auferstehungskirche, Kassel

Loblied – Song of praise

für gemischten Chor und Orgel In diesem knapp 15-minütigen Werk musizieren Chor und Orgel in einem gleichwertigen Dialog. Sevriens interpretiert den theologischen Inhalt in dieser anspruchsvollen Komposition auf lebendige und kirchlich unabhängige Weise.

Kreuzkirche Dresden

Michael Töpel

Michael Töpel

Alle, welche dich suchen, versuchen dich

Jean Sevriens

Partitur / Score

Neithard Bethke

Wöhrdener Orgelbuch

Band I: Sonate F-Dur für Orgel op. 1 Diese Sonate nach Adventsliedern ist sowohl geschlossen im Konzert aufführbar, als auch einzeln als Choralvorpiele. Sie geht auf Improvisationen während Bethkes Amtszeit an der St.-Nicolai-Kirche in Wöhrden zurück.

ISMN: 979-0-2007-1633-7 EM 1834

ISMN: 979-0-2007-3058-6 EM 598

Partitur

St.-Nicolai-Kirche, Wöhrden

Merseburger Verlag

Naumburger Straße 40 · 34127 Kassel Tel. +49-(0)-561-789809-11 · Fax +49-(0)561-789809-16 [email protected] · www.merseburger.de

Edition Merseburger 598

Evangelische Kirche Rothenditmold, Kassel

Merseburger Verlag

Naumburger Straße 40 · 34127 Kassel [email protected] · www.merseburger.de

Edition Merseburger 996

Band 2: CHRISTIAN GOTTHILF TAG (1735-1811) Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis Kantate zum Weihnachtsfest für Soli (SATB), 4st gem Chor, 2 Ob, 2 Trp in D, Pk, Vl 1+2, Va, Fondamento (Vc, Fag) (Orgel/Cembalo) Reihe: Musikarchiv des Ratzeburger Doms - Band 2, Neithard Bethke (Hg.) Partitur: EM 997 · ISMN 979-0-2007-3287-0 (in Vorbereitung) Aufführungsmaterial in Vorbereitung

Das Jubiläumsjahr des PAN Verlags 2014

Von Alter Musik bis Weltmusik

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it Schwung startete der PAN Verlag in das Jahr 2014, das Jahr seines 35-jährigen Verlagsbestehens. Diese für ein Jubiläum ungewöhnlich erscheinende Jahreszahl ist nicht ohne Grund gewählt. Während überall viele renommierte Verlage aufgekauft werden oder still und heimlich vom Markt verschwinden, hat sich der PAN Verlag nach einer schwierigen Phase vor ca. 10 Jahren neu aufgestellt und ist wieder zu einem Begriff in der Verlagslandschaft geworden. Ein Grund, mit Stolz ein solches Jubiläum zu feiern.

Werkes ist wertvoll und anregend. Unter der Leitung von Stefan Ruppen wird es am Sonntag, den 23. November, in der Kollegiumskirche Brig, am Mittwoch, den 26. November in Trogen und schließlich am Donnerstag, den 27. November in der Französischen Kirche in Bern aufgeführt.

Höhepunkt des Jubiläums Der Höhepunkt des Jubiläums in der Schweiz sind drei Aufführungen des „Bolivianischen Requiems“ von Juan Arnez, in dem viel südamerikanisches Musikempfinden steckt und das die Ausbeutung der Minenarbeiter in Bolivien ins Bewusstsein rückt. Komponist und Textverfasser Juan Arnez hat den traditionellen Wortlaut des gregorianischen Requiems mit starken kritischen, auch poetischen und berührenden Texten und Kommentaren in die harte Wirklichkeit des Alltags übersetzt. Die musikalische und sozialkritische Botschaft dieses bewegenden

Der Konzertsaal in der PAN-Lagerhalle, Foto: Denis Lange

Tag der Offenen Tür In Deutschland wird das Jubiläum am 21. September in Kassel gefeiert. Die große Lagerhalle des deutschen Büros des PAN Verlags in der Philippistraße 17 wird um 12 Uhr geöffnet. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, in einer kleinen Notenausstellung zu stöbern, sich beraten zu lassen, mit allerlei Leckereien zu stärken und an der Musik zu erfreuen, die u. a. von Martin Forciniti und Schwester Helga Mantels aus dem Verlagsprogramm vorgetragen wird. Zudem gibt es die einmalige Gelegenheit, AutorInnen persönlich kennenzulernen.

Zur Verlagshistorie

Messestand des PAN Verlages auf der Leipziger Buchmesse

1979 gründete Walter Keller-Löwy (1933–1998) in Zürich den Verlag und gab ihm den Namen der mythischen Figur Pan. Vom arkadischen Gott der Hirten und Jäger – zur Hälfte Mensch und zur anderen Hälfte Ziegenbock – wurde behauptet, er habe die Panflöte erfunden. Der Name ist Programm, da der Verlag sich den verschiedenen Flöteninstrumenten stets besonders verbunden fühlte. Das

zweite traditionelle Standbein ist das Angebot von Editionen zur Musik der Renaissance und des Frühbarock. Sie sind zu finden in den beiden Reihen Fontana di Musica sowie der Bibliothek alter Musik. Das Jubiläumsjahr war Anlass, eine diese Tradition aufgreifende neue Editionsreihe zu gründen: Fontana Casselana (siehe gesonderter Artikel in diesem Magazin). Zu dem umfangreichen Repertoire an Folklorewerken, Noten und Büchern zum Thema Tanz kommen in jüngerer Zeit Werke aus dem jüdischen Kulturkreis (Reihen: Spiel, Klezmer, spiel und Aus Sy­ nagoge und Schtetl). Angeboten werden mit großem Erfolg Kompositionen für kleine bis mittlere Instrumentalensembles sowie Vokalwerke für kleinbesetzte Chöre. Der Verlag präsentierte sich mit einem breiten Programmangebot auf der Leipziger Buchmesse 2014, die in diesem Jahr die Schweiz zum Thema hatte. Viele Messebesucher waren hocherfreut, diesen alten Bekannten taufrisch wiederzusehen. Der auf der gleichzeitig stattfindenden Internationalen Musikmesse in Frankfurt veranstaltete Empfang anlässlich des Jubiläums war ein großer Erfolg. Die Erweiterung des Verlagsprogramms fand allgemein großen Anklang. Einige Autoren der ersten Stunde wie Frédéric Bolli, John Wolf Brennan, Roland Fink, Rudolf Jaggi, Francois Lilienfeld, Reto Parolari trafen sich mit der Lektorin Dr. Angelika Horstmann in Bern zu einem Umtrunk anlässlich der SUISA Generalversammlung. Hauptgesprächsthema waren Perspektiven für die Zukunft. Alle hatten inspirierende Ideen, die sich im Verlagsprogramm der nächsten Jahre wiederfinden werden. Auch in Zukunft wird sich der Verlag seine Grundeinstellung bewahren und sich allem Neuen mit der gleichen Intensität widmen, wie der Pflege von Tradition. Damit wird ein anregendes und wachsendes Musikprogramm garantiert. Angelika Klauke

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Musikakademie

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Neue CD mit Liedern von Luise Greger

Lieder wie kleine Diamanten

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Musik verleiht Flügel?

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Kaum ein Musiker würde wohl dieser Aussage widersprechen. In dem malerischen Städtchen Staufen in Breisgau jedoch will die Musik selbst hoch hinaus. In exponierter Lage, vis à vis der Ruine der Stauferburg und mit herrlichem Blick auf die Rheinebene und das Markgräflerland hat die Musik in der BDB-Musikakademie ein exzellentes Zuhause gefunden. Und dass die Akademie in der Tat ein „Haus voll Musik“ ist, unterstreicht nachdrücklich ein Blick in das umfangreiche Kursprogramm. In mehr als 60 Kursen unterrichten rund 80 Dozenten, darunter so renommierte wie der Hornist Peter Arnold, der Klarinetten-Virtuose Michael Heitzler oder mit Øystein Baadsvik einer der weltbesten Tubisten. In ihren Kursen finden alle Musiker vom Amateur bis zum Profi ein breites fachliches und überfachliches Angebot an Fort- und Weiterbildungen. Hier können Musiker ihre Fähigkeiten auf dem Instrument verbessern, sich zum Dirigenten ausbilden lassen oder sich als Kulturschaffender Qualifikationen im Bereich Management und Marketing aneignen. Hier finden Orchester und Ensembles, Chöre, Musik- und Hochschulklassen aber auch ideale Bedingungen für Proben und zur Konzertvorbereitung. Ein großer, nach akustischen Gesichtspunkten, mit einem Flügel und modernster Technik bestens ausgestatteter Orchestersaal bietet dazu ebenso ideale Bedingungen, wie sieben weitere Hörsäle und Seminarräume. Und für Wohlfühlatmosphäre ist ohnehin gesorgt. Dazu trägt die idyllische Landschaft mit ihren zahlreichen Freizeitmöglichkeiten, das malerische Stadtbild mit seinen pittoresken Ecken, verwinkelten Gassen und schönen Plätzen genauso bei wie die gemütlichen Einzel-, Doppelund Familienzimmer, die ausgezeichnete Küche, die Gastlichkeit und familiäre Atmosphäre des Hauses. Bund Deutscher Blasmusikverbände e. V. Bund Deutscher Blasmusik e. V. Musikakademie Musikakademie Alois-Schnorr Str. 10, 79219 Staufen Alois-Schnorr Str. (0) 10,7633 79219 Staufen Telefon: +49 9 23 13 - 0 Telefon: +49Fax: (0) 7633 92313 0, Fax: +49 (0) 7633 9 23 13 -- 24 24 [email protected] [email protected] www.bdb-musikakademie.de www.bdb-musikakademie.de

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itte der 1930er Jahre lobte die Presse in Kassel die Komponistin in höchsten Tönen: Luise Greger gehöre zu den „bekanntesten lyrischen Tondichterinnen“ der Nation. Nach ihrer Heirat mit dem Kurarzt Ludwig Greger war sie von Berlin hierhergekommen. 1944 starb sie in Bad Emstal und geriet lange in Vergessenheit. Als hervorragend ausgebildete Tochter aus gutem Haus orientierte sich Greger vorwiegend am künstlerischen Kanon des 19. Jahrhunderts. Mit der neuen Einspielung der Sopranistin Traudl Schmaderer, des Baritons Tomasz Wija und der Pianistin Vera Weht lässt sich dies nun auch in größerem Umfang klingend nachvollziehen. Erst als zweite CD überhaupt widmet sich das Album einer Auswahl aus Gregers über 100 Lieder zählendem Schaffen. Viele der Stücke für Sopran, vor allem aber diejenigen für Bariton (die Greger vermutlich für ihren Sohn Helmuth komponierte) und Klavier liegen nun als Ersteinspielung vor. Anklänge an Schumann, Mendelssohn und Brahms vermischen sich mit spätromantischen Klangkaskaden à la Richard Strauss. Während die gut gestalteten Gesangslinien von Schmaderer und Wija oft im Rahmen des Kunstlieds bleiben, hat die Pianistin einen mitunter fast orchestralen („Ich wollt‘, ich wär des Sturmes Weib“) oder höchstes Fingerspitzengefühl fordernden Part zu bewältigen („Glücksvögelein“) – was exzellent gelingt. Die Aufnahme mit den bisher unbekannten Liedern zeigt einen guten Querschnitt durch Gregers Liederwelt. Thematisch reicht diese von Kinderliedern und Märchenhaftem über den Ausdruck von romantischer Sehnsucht („Auf den Schwingen der Nacht“) und Naturverklärung bis zur schlichten, aber tief melancholischen Abschiedsweise („Schließe mir die Augen beide“). Beeindruckend.

Felix Werthschulte

Traudl Schmaderer, Vera Weth und Tomasz Wija. Foto: Mario Zgoll

WERKAUSWAHL CD Luise Greger: Lieder SAL 7021 € 18,90 Traudl Schmaderer: Sopran, Tomasz Wija: Bariton, Vera Weht: Klavier NOTENEDITIONEN (Auswahl) Lieder Album für Singstimme und Klavier fue 6790 · ISMN: 979-0-50012-679-9 · € 15,00 Malönchen für Sopran und Klavier fue 15021 · ISMN: 979-0-50182-821-0 · € 18,00

Musik ist letztlich meine wichtigste Sprache!

Olga Magidenko zum 60. Geburtstag WERKAUSWAHL Bauernhof op. 88 für Klavier fue 10069 · ISMN: 979-0-50182-069-6 € 10,00 Capriccio op. 48 für Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug (Timpani, 3 Templeblocks, 3 Bongos, 3 Tom-toms, Gran Cassa, 2 Gongs, Tam-tam) (35’) Fue 3390 · ISMN: 979-0-50012-839-7 € 39,00

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lga Magidenko stammt aus einer Musikerfamilie, wurde am 9. Mai 1954 in Moskau geboren, studierte am dortigen Konservatorium Klavier bei Lew Wlasenko und Komposition bei Aram Chatschaturjan. Beides absolvierte sie mit Auszeichnung. Als Pianistin konzertierte sie mit klassischem und zeitgenössischem Repertoire in Russland, Polen, England und den USA. 1991 war sie als Komponistin „Artist in Residence“ der Stetson University Deland, Florida. Im gleichen Jahr kam sie nach Heidelberg, wo sie mit ihren Werken bei dem Internationalen Festival für Neue Musik „Gegenwelten“ zum ersten Mal in der BRD vorgestellt wurde. Seit 1994 lebt die Komponistin in Heidelberg. Im Mai 1994 nahm sie am Internationalen Festival für Neue Musik „Momentopnamen“ in Holland teil, wo sie mit Aufführungen in Amsterdam, Utrecht und Arnheim vertreten war. Konzerte mit Auftrags-Werken gab es in Heidelberg, während des Internationalen Festivals für Neue Musik „Gegenwelten“: 1995, 1996, 1997, 1998 und 1999. Weitere Aufführungen in Koblenz, Weimar (Cluster neuklang Festival) 1998 und beim Neue-Musik-Festival „Schreiahn Herbst“ im gleichen Jahr. 1999 war sie Stipendiatin der Kulturstiftung RheinNeckar-Kreis. Das Œuvre von Olga Magidenko umfasst die verschiedensten Gattungen: Bislang schrieb sie sieben Sinfonien, wovon zwei in Moskau uraufgeführt wurden, eine Kammeroper „Medea“ (2000), eine Kinderoper „Der gestohlene Buchstabe“, solistische und chorische Vokalwerke, Solowerke für Klavier, Orgel, Akkorde-

Olga Magidenko, Foto: Rainer Köhl

on, Streichinstrumente, Harfe, sowie Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen, Klaviertrios und Streichquartette. Mit ihrer Examensarbeit, der 1. Sinfonie „Ostinato“, gewann sie 1980 den Kompositionswettbewerb der Sowjetrepubliken. Daneben wurde sie mit dem Heidelberger Komponistinnenpreis ausgezeichnet. Klangliche Sinnlichkeit und eine tiefe Mystik sind kennzeichnend für ihren Stil, der gefangen nimmt durch sein stark ausgeprägtes psychologisches Feingespür. Zum einen sind es gerade die Konzentration des Materials und die konzisen Formstrukturen, die der Musik jene große Offenheit und Transparenz geben. Zum anderen ist es ein teils spielerischer, teils von emotionaler Tiefe geprägter Umgang mit Anklängen an russische Folklore, der innerhalb eines dramatischen bis hochemotionalen Kontextes ihrer Musik unerhörte Räume öffnet. Daneben ist die Vorliebe für lange Ostinatofelder und repetitive Rhythmen prägend, deren aufgebaute Energie einen Ausbruch geradezu herausfordern. Sensitives findet sich gleichfalls immer in Magidenkos Musik ein, Naturtonklänge, sich verlierende Echos und Magisches. Großen Klangzauber entwickelt ihre Musik immer wieder durch Flageoletts, Glissandolinien, Arabesken und Tremolos, was dem Elementaren und Naturhaften sehr viel Fantasie und Energie abgewinnt. Gesänge der Einsamkeit stimmt die Komponistin oft in ihren Vokalwerken an. Gesänge, die sich aus tiefer Archaik erheben und daraus ihre starke Expression gewinnen. Rainer Köhl

Romantic Trio op. 17 für Klarinette, Viola und Klavier (9,5’) fue 2030 · ISMN: 979-0-50012-103-9 € 23,50 Schamanische Musik op. 32 (1991/2008) Für Orgel und Percussion (Vibraphon, Marimba, Gong und Tamtam) (30‘) fue 2410 · ISMN: 979-0-50012-141-1 € 32,00 Wind im Neckartal op. 63 (1999/2008) für Schlagzeug und Klavier (20’) fue 10041 · ISMN: 979-0-50182-041-2 € 19,00 Der gestohlene Buchstabe op. 27 (2007) (95’) Musiktheater für Kinder Libretto: Michail Raskatow Übertragung ins Deutsche: Renata Savor und Rainer Köhl für Fl, 2 Klar, Sax, Fg, Trpt, Pos, Pk, Schlzg, Vib, Org, E-Git, E-Bass, 2 Vl, Vla, Vc, Kb, Ch; Soli fue 25667 · ISMN: 979-0-50012-381-1 Klavierauszug · € 95,00 Ins Märchenland der Buchstaben verweht es zwei Erstklässler, die spannende Abenteuer erleben mit dem Buchstaben Z. Der wird von Krakelschrift und den drei Klecksen entführt so dass ihn keiner mehr aussprechen kann. Im Land der Paragraphenreiter und ihrem Chef Para Graf gehen die turbulenten Abenteuer vergnüglich weiter. Olga Magidenkos Musiktheaterstück für Kinder „Der gestohlene Buchstabe“ vertont das Geschehen ebenso musicalhaft-eingängig wie gewitzt. Symphonie Nr. 5 Wellen (Poseidon) op. 90 für Orchester: 2(Picc).2.2.2.-2.1.1.1., Timp, Perc, E-Piano, Str (40’) fue 2577 · ISMN: 979-0-50012-479-5 Aufführungsmaterial auf Anfrage

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Neue Liederbände – Frauenbewegung in lauten Tönen

Mund auf statt Klappe zu!

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ede Revolution hatte ihren eigenen „Sound“. Schon die Französische Revolution brachte zahlreiche populäre Melodien hervor, anhand derer man die Gesinnung desjenigen, der sie pfiff, schon von weitem erkannte. Auch die Frauenbewegung griff auf Musik und Lieder zurück, um ihre Anliegen mitzuteilen und die politische und kulturelle Identität der Frauen zu stärken.1 Kreative Umformungen, textliche und musikalische Neuschöpfungen oder der „anarchistische“ Rückgriff auf populäre Melodien führten zu einem vielfältigen Repertoire, das aber in Lieder- oder Schulbüchern wenig Niederschlag fand und unsichtbar blieb – wie vieles andere in der Frauensozialgeschichte.2 Leistungen von Frauen aufzuzeigen, Frauengeschichte lebendig zu halten und erfahrbar zu machen, frauenpolitisches Engagement heute zu fördern – dies

alles gehört zu den Zielsetzungen der Frauen- und Genderbibliothek CID aus Luxemburg. Darüber hinaus hat sich CID zur Aufgabe gemacht die Werke Luxemburgischer Komponistinnen zu archivieren. Im Rahmen des 20-jährigen CID-Bestehens entstand das Chorprojekt mit dem frechen Titel „Mund auf statt Klappe zu! Frauen­ bewegung in lauten Tönen“. Aus der Vielzahl der Frauenlieder unterschiedlicher Länder und Epochen wurde eine Auswahl getroffen, die neu für dreistimmigen Frauenchor arrangiert und dann vom Luxemburger INECC-Chor sowie dem Gemischten Saarbrücker Damenchor und dem Frauenchor Polyhymnia Trier einstudiert wurden. Mit einer zeitgenössisch vertonten Neukomposition, für die Frauen aus den drei Chören die Textvorlage erarbeiteten, konnte der Bogen gespannt werden vom Beginn

Frauenmusikforum Euterpe in der Frauen- und Genderbibliothek CID Fraen an Gender Vor mehr als zwanzig Jahren rief CID | Fraen an Gender (damals noch: Cid-femmes) das Frauenmusikförderprojekt Euterpe ins Leben, dessen Hauptziele darin bestehen, Komponistinnen zu fördern, Komponistinnen einem breiteren Publikum zu präsentieren und an der Forschung im Bereich Gender und Musik teilzunehmen. Zudem führt das Cid | Fraen an Gender die Archive der Luxemburger Komponistinnen Helen Buchholtz und Lou Koster. Im Aufbau befinden sich derzeit auch Archive zeitgenössischer Komponistinnen aus dem Raum Luxemburg. Das Frauenmusikarchiv umfasst rund 4.500 CDs, über 3.000 Partituren sowie 800 Bücher zum Thema Gender und Musik. Der Bücherbestand ist unter www.a-z.lu einsehbar, CDs und Partituren sowie weitere Informationen zu den musikalischen Projekten unter www.cid-fg.lu. Adresse: 14, rue Beck, Luxemburg, Tel.: 00352 241095-1, www.cid-fg.lu

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des 20. Jahrhunderts bis heute, von streikenden Textilarbeiterinnen in Amerika zu den mit Doppel- und Dreifachbelastung kämpfenden Frauen im deutsch-luxemburgischen Grenzraum. Es bot sich den Sängerinnen die Möglichkeit, die Lieder der internationalen Frauenbewegungen in ihrem historisch-politischen Kontext (wieder) zu entdecken und gleichzeitig ihrer eigenen „rebellischen Stimme“ Ausdruck zu verleihen. Durch die Bearbeitung entstand ein musikalisch abwechslungsreiches Repertoire, mit einem nicht zu hohen Schwierigkeitsgrad. Manche Lieder werden a cappella gesungen, andere vom Akkordeon begleitet, wieder andere verlangen geradezu nach einer Inszenierung, wodurch die Interpretation eine zusätzliche Note erhält, kurz: die Lieder eignen sich durchaus für die Straße und bewahren auch den Charakter des politischen Protestlieds. Die Erstaufführung von „Mund auf statt Klappe zu!“ am 11. November 2012 in Luxemburg3 und die nachfolgenden Konzerte im März 2013 in Trier und Saarbrücken waren bewegende und mitreißende Momente für die Sängerinnen und das Publikum. In den Kasseler Musikverlagen Furore und PAN wird nun eine Notenausgabe in drei Bänden realisiert, in denen jeweils kurz auf den politisch-historischen Kontext der Lieder eingegangen wird. So bleibt dieses einmalige Chorprojekt nachhaltig erhalten und die Lieder werden hoffentlich viele Chöre und deren Publikum (frauen-) bewegen! Christa Brömmel S. Meine, N. Noeske (Hg.): Musik und Popularität. Aspekte zu einer Kulturgeschichte zwischen 1500 und heute. Waxmann, 2011, 2 Inge Latz (Hrsg.): Frauen-Lieder. Fischer TB, Frankfurt/ Main 1979, 3 Von diesem Konzert gibt es einen Audiomitschnitt im Archiv des CID 1

Mund auf statt Klappe zu! Frauenbewegung in lauten Tönen hrsg. von CID | Fraen an Gender Band 1: Lieder für Frauenchor a cappella fue 15050 · ISMN: 979-0-50182-850-0 · € 10,00 Band 2: Lieder für Frauenchor mit Klavier- oder Akkordeonbegleitung fue 15051 · ISMN: 979-0-50182-851-7 Band 3: Lieder für Frauenchor mit Begleitung PAN 1028 · ISMN: 979-0-50216-028-9

Ticker

Bolivianisches Requiem Zum 35-jährigen PAN-Verlagsjubiläum wird das Bolivianische Requiem, ein umfangreiches Chorwerk von Juan Arnez (PAN 1203), in der Schweiz zu hören sein. Für den Herbst sind drei Aufführungen geplant: 23.11.14 Brig, 26.11.14 Trogen, 27.11.14 Französische Kirche Bern. Die Leitung hat Stefan Ruppen.

Honorarprofessur für Vivienne Olive Am 20. März 2014 wurde Vivienne Olive zur  Honorarprofessorin der Hochschule für Musik Nürnberg ernannt. Die erfolgreiche Komponistin und Pädagogin  wurde 1950 in London geboren. Ihre Klavier-, Cembalo-, Orgel- und Musiktheoriestudien am Trinity College of Music in London schloss sie bereits 1968 mit dem Lehrdiplom ab. Seit 1979 ist Vivienne Olive Dozentin für Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik Nürnberg.

Internationales Komponistentreffen in Chile mit Florentine Mulsant Anfang August fand das VI. Internationale Komponistentreffen in Santiago de Chile statt. Dieses Jahr war Florentine Mulsant dort zu Gast. Im Rahmen des Treffens wurden unter anderem Kompositionsworkshops, Vorträge, Konzerte, Plenen und Partitur-Lektürekurse angeboten, welche sich nicht nur an Studierende und junge Komponisten aus Santiago, sondern auch an Interessierte aus anderen Regionen Chiles und aus dem Ausland richteten.

Neue taiwanesische Komponistin im Furore Verlag Neu bei Furore: Die Komponistin, Pianistin und Bambusflötenspielerin Meng-Chia Lin. Ihre Werke werden in Deutschland, Frank­ reich, Österreich, China, Taiwan und in den USA aufgeführt, u. a. bei Festivals in Donau­

eschingen, Witten, Berlin MärzMusik, ZKM Karlsruhe und Acht Brücken Köln. Ihr vielseitiges Œuvre zeichnet sich durch Kompositionen in den Bereichen Elektroakustische Musik, Filmmusik, Tanztheater, Hörspiel und Musiktheater aus. Zur Zeit lebt sie als freischaffende Künstlerin in Köln.

Großer Erfolg: Uraufführung von Michael Töpel in Lübeck Michael Töpel schrieb zu den Hansetagen eine neue Lübeck-Kantate, die am 24. Mai 2014 in St. Aegiden zu Lübeck vom Lübecker BachChor unter der Leitung von Eckhard Bürger mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Das Werk für Sopran-Solo, gemischten Chor und Streichorchester lässt den Hörer assoziative Stichworte und Anspielungen in unterschiedlichen Jahreszeiten erleben. In seiner moderat modernen Tonsprache bedient Töpel sich vielerlei lautmalerischer Effekte wie dem Flirren der Streicher oder Sprechgesang von Chor und Solistin. Neue Musik in NRW „Neue Musik in Nordrhein-Westfalen. Die neun Gesellschaften für Neue Musik zwischen Aachen und Lippe“ heißt der neue Band 176 der Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte. Der Herausgeber Robert von Zahn hat einen informativen Bericht mit vielen Abbildungen über die Tagung der AG für Rheinische Musikgeschichte und des Landesmusikrats NRW, die am 15. Juni 2012 in Köln stattfand, zusammengestellt mit namhaften Autoren wie Rainer Nonnenmann, Gordon Kampe und Jörg Peter Mittmann. ROBERT VON ZAHN . NEUE MUSIK IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Foto: Felix Broede

Wo Kanonen donnern, schweigt die Muse Am 15. Oktober 2014, 19.30 Uhr veranstaltet der Kammerchor der Universität Kassel „Cantiamo Piccolo“ und das Rascher Saxophon Quartett unter der Gesamtleitung von Andreas Cessak mit Unterstützung des Merseburger Verlages ein Konzert mit dem Titel „Wo Kanonen donnern, schweigt die Muse (inter arma silent musae)“. In der Kasseler Rosenkranzkirche wird u. a. die Motette „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger (1889-1971) (EM 418) aufgeführt.

EM 3206 ISBN 978-3-87537-342-4 www.merseburger.de

ROBERT VON ZAHN

(HRSG.)

NEUE MUSIK IN NORDRHEIN-WESTFALEN Die neun Gesellschaften für Neue Musik zwischen Aachen und Lippe

MERSEBURGER

Ein Stern in Kassel Die kammeroper kassel e.V. veranstaltet in Kooperation mit dem Furore Verlag am 2. Oktober 2014 um 20 Uhr in der Kasseler Kreuzkirche ein Gesprächskonzert mit der preisgekrönten niederländisch-französischen Komponistin Camille van Lunen. Bei diesem Konzert haben Sie die Möglichkeit, die Komponistin kennenzulernen, in die Welt der zeitgenössischen Musik einzutauchen und exklusive Einblicke in ihr musikalisches Schaffen zu erhalten. Neben anderen Stücken werden kleinere Ausschnitte des szenischen Oratoriums „Star over Amsterdam“ vorgestellt. Interpretationspreis für Yuè-Quartett Auf der diesjährigen wissenschaftlichen „Summer School“ isaScience der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in Reichenau hatte der Furore Verlag in Zusammenarbeit mit Prof. Annegret Huber einen Preis für die beste Interpretation eines Werks einer Komponistin ausgelobt. Gewonnen hat ihn das junge YuèQuartett aus Shanghai mit Jin Zhou (Vl I), Wenting Zhang (Vl II), Hanru Li (Va) und Zhenqi Li (Vc). Der Workshop mit einleitendem Vortrag von Prof. Huber stand unter dem Thema: Imagining a Woman’s Music.

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Bochumer Symphoniker Steven Sloane hr-Sinfonieorchester Philippe Herreweghe Patricia Kopatchinskaja Kolja Blacher Özgür Aydin Hyeyoon Park Florian Uhlig Armida Quartett Orchester St. Martin Kantorei St. Martin Marietta Zumbült Anja Maria Luidl Markus Butter Gregor Hollmann Sylvie Kraus Viviane Hagner Nicole Hagner Corinne Chapelle Shani Diluka Tianwa Yang Nicholas Rimmer Kammerorchester Louis Spohr Katalin Hercegh Bayerische Kammerphilharmonie Reinhard Goebel Mirijam Contzen

Termine, Infos und Tickets unter:

WWW.KASSELER-MUSIKTAGE.DE oder telefonisch unter 0561 316 450-0 16

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