Universität Leipzig

January 18, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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Universität Leipzig Institut für Germanistik Seminar: Wortbildung und Orthographie Thema: GZS: Adjektiv- Verb- Verbindungen Dozent: Prof. Öhlschläger Referenten: Antje Abicht, Claudia Dietsch, Elisa Jentsch, Juliane Dittrich, Sophia Brockhoff Sommersemester 2009

GZS: Adjektiv- Verb- Verbindungen 1. Problemstellung - Sind Adjektiv-Verb-Verbindungen wie gar kochen und krankschreiben Wörter oder Syntagmen? - Übliche Beziehungen zwischen Adjektiv und Verb 1) Adjektiv = Adverbial zum Verb 2) Adjektiv = Ergänzung zum Verb - Fragliche Fälle: schwarz arbeiten oder schwarzarbeiten? blau streichen oder blaustreichen? ultramarinblau streichen oder ultramarinblaustreichen? lieb haben oder liebhaben? klein schneiden oder kleinschneiden? - Bei zu betrachteten Fällen gehen Adjektiv und Verb eine engere Verbindung ein – können daraus eine Valenz entwickeln - dieser Zusammenhang zw. Adjektiv und Verb spricht für die Interpretation als Wort - Ermittlung von Eigenschaften für Wörter und Syntagmen sind notwendig! 2. Wortbildungsanalyse ( siehe Tabelle ) Kriterium 21: „Je weniger frei das Verb mit anderen Adjektiven kombinierbar ist, desto eher ist die zu untersuchende A- V- V. ein Wort.“ Kriterium 72: „Sind die Einheiten wirklich frei, sollte es keinen Unterschied geben, an welcher Stelle sie stehen. Für völlig durchsichtige Resultativkonstruktionen ist Vorfeldstellung möglich, ansonsten nicht. - Rückbildung ist das wahrscheinlichste Wortbildungsprodukt bei A- V- Verbindungen, Bsp.: fernsehen, schwarzarbeiten - Laut Fuhrhop kann Univerbierung als Wortbildungsprozess bei intransitiven Verben angenommen werden. Bsp.: weichkochen - Inkorporation ist jedoch laut Fuhrhop zu überdenken, da das Adjektiv in den vorliegenden Fällen keine Ergänzung zum Verb ist.

1 Vgl. Fuhrhop, Nanna (2007) Zwischen Wort und Syntagma. Niemeyer Verlag 2 Vgl. Fuhrhop, Nanna (2007) Zwischen Wort und Syntagma. Niemeyer Verlag

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3. Konsequenzen der WB-Analyse für Schreibung (einschließlich Berücksichtigung orthographischer/ orthographietheoretischer Aspekt) Inkorporation von Adjektiven: - Adjektive nehmen oft die Funktion als Objektprädikativ zu transitiven Verben ein - Adjektiv prädiziert das vom direkten Objekt Bezeichnete - Adjektiv hat dabei dieselbe Stellung wie Verbpartikel Helga streicht ihr Fahrrad grün/an. Ödipus schlägt seinen Vater tot/nieder. Karl kocht die Kartoffeln weich/ab. - Das einfache transitive Verb bezeichnet einen Vorgang, der das vom direkten Objekt Bezeichnete affiziert (Eigenschaft die es sonst nicht hätte). -> wird es als Partikel analysiert erfolgt eine Zusammenschreibung -> wird es als Syntagma analysiert erfolgt die Getrenntschreibung Subjekts-/ Objektprädikative nach Eisenberg: Wir haben uns satt gegessen.(Subjekt) Das Glas geht kaputt. (Subjekt) Ich werde den Zaun grün streichen o. Grünstreichen. (Objekt) Er putzt seine Zähne blank. (Objekt) - Adjektive beziehen sich darauf. - Adjektive werden wie Verbpartikel betont. Problem: Sind Adjektive Bestandteil des Verbs und können zusammengeschrieben werden? a) Er streicht das Fenster grün. (Verb bedeutet ohne A. im Wesentlichen das Selbe.) b) Sie trinkt den Becher leer. (Hier muss das A. stehen, damit die Bedeutung klar wird.) -> Bei b) muss zusammengeschrieben werden, da man es als ein Wort sehen muss! -> Steigert man das A., ist es getrennt zu schreiben. A) schwarzarbeiten, fernsehen, hochstapeln, wahrsagen B) fehlschlagen, feilbieten, weismachen ->Die Verben bei A) sind Rückbildungen oder Konversionen aus Substantiven und werden zusammengeschrieben. -> Die Verben unter B) werden zusammengeschrieben. Der erste Teil ist adjektivisch, die Adjektive kommen nicht mehr als Wörter vor. Adjektiv-Verb-Verbindungen mit Ähnlichkeiten zur Resultativkonstruktion nach Dieter Wunderlich: Karl kocht die Kartoffeln weich. (Wenn man Kartoffeln kocht werden sie automatisch weich-> Resultat) - Adjektiv ist hier ein Adverbial und es ist fakultativ, was hier zur Getrenntschreibung führt. - Es gibt neben Resultativkonstruktionen auch Reihenbildungen oder Univerbindungen. (Diese sind 2

syntaxnäher und als Wortbildungen schwach.) Lediglich, wenn das Relationsprinzip greift, wird getrennt geschrieben. 4. Amtliche Regelung § 34 (2) (2.1) das Adjektiv bezeichnet Eigenschaft eines resultativen Verbs -> blaustreichen/ blau streichen ->Getrennt- und Zusammenschreibung möglich (2.2) eine neue idiomatische Bedeutung entsteht -> dichthalten (nicht weitersagen) -> Zusammenschreibung in der Regel (2.3) das Adjektiv ist morphologisch komplex oder erweitert -> ultramarinblau streichen -> Getrenntschreibung 5. Die alte Rechtschreibung: R 205/ 206 R205 neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinanderstellung nicht ausdrückt -> freihalten (besetzen), sitzen bleiben (nicht versetzt werden) ->Zusammenschreibung -> Ausnahmen: Getrenntschreibung am Satzanfang (außer Infinitiv, Partizip) Fest steht, dass.... R 206 beide Wörter haben noch eine eigene Bedeutung ->frei halten (eine Rede ohne Notizen) ->Getrenntschreibung ->Ausnahme: Zusammenschreibung bei herkömmlich zusammengeschriebenen Wörtern ohne neue Bedeutung z.B. sauberhalten, kennenlernen

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