Untitled - Deutsches Theater in Göttingen

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Darstellende Kunst, Theater
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Inhalt

8

Grußworte

16

Spielplan NEU

18

Die Schutzbefohlenen Elfriede Jelinek | 26. September 2015

22

Tigermilch Stefanie de Velasco | 2. Oktober 2015

26

Elektra Hugo von Hofmannsthal | 3. Oktober 2015

30

Terror Ferdinand von Schirach | 17. Oktober 2015

34

Bartleby, der Schreiber Herman Melville | 18. Oktober 2015

38

pas de deux John Birke

42

Die Schneekönigin Hans Christian Andersen | 15. November 2015

46

In der Fremde | Uraufführung Rebekka Kricheldorf | 20. November 2015

2-3

50

Zwei Krawatten Georg Kaiser und Mischa Spolianski 28. November 2015

54

Die Magd Zerline Hermann Broch | 20. Dezember 2015

58

Frankie Boy | Uraufführung 9. Januar 2016

62

Unter der Erde | Europäische Erstaufführung Paco Bezerra | 17. Januar 2016

66

Romulus der Große Friedrich Dürrenmatt | 23. Januar 2016

70

Unser Lehrer ist ein Troll Dennis Kelly | 14. Februar 2016

74

Praxis Dr. Müller-Wohlfühl | Uraufführung Michael Frei

78

Weil sie nicht gestorben sind | Uraufführung Hannah Zufall | 4. März 2016

82

Romeo und Julia William Shakespeare | 5. März 2016

86

Wunsch und Wunder Felicia Zeller | 2. April 2016

90

Falsche Schlange Alan Ayckbourn

94

Netboy Petra Wüllenweber | 22. April 2016

98

Die moderne Welt … | Uraufführung Thomas Dannemann | 23. April 2016

102

Der Untertan Heinrich Mann

106

Bleib doch zum Frühstück Gene Stone und Ray Cooney

110

Die schöne Fremde Klaus Pohl | 4. Juni 2016

114

Die lächerliche Finsternis Wolfram Lotz | 5. Juni 2016

118

Verstehen nicht verstehen | Uraufführung Hanna Hegenscheidt | 19. Juni 2016

4-5

122

Spielplan

150

Spam. Fünfzig Tage Roland Schimmelpfennig

124

Gas – Die Koralle | Gas I | Gas II Georg Kaiser | 7. Oktober 2015

154

Großer Wolf & kleiner Wolf Nadine Brun-Cosme und Olivier Tallec

Biedermann und die Brandstifter Max Frisch | 14. Oktober 2015

158

The Black Rider William S. Burroughs | Tom Waits | Robert Wilson 20. Oktober 2015

Mut | Uraufführung Theo Fransz | Koproduktion mit dem Jungen Theater Göttingen

160

Pizzamann Darlene Craviotto

Fremdes Haus Dea Loher | 21. Oktober 2015

162

Schmeckt’s? Loriot 2.0

Das Ende des Regens Andrew Bovell | 5. November 2015

164

Welche Droge passt zu mir? Kai Hensel

Ephebiphobia – Angst vor Teenagern Tamsin Oglesby

168

Wer kocht, schießt nicht Michael Herl

Erster Kuss | Uraufführung Martin Thamm

172

Theater für alle

180

Theater und Schule

198

Anhang

286

Impressum

126

130

134

136

140

144

146

Grooming | Deutschsprachige Erstaufführung Paco Bezerra

148

Plisch und Plum | Uraufführung nach Wilhelm Busch

6-7

Grußwort

Nach 35 Jahren wieder eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen – was für ein ehrenvolles Präsent zum Jubiläumsjahr des Deutschen Theater Göttingen! Was für ein gefeierter Abschluss der ersten gelungenen Spielzeit unter neuer Leitung und mit neuem Team! Was für ein Glanz bundesweiter Anerkennung für Göttinger Theaterarbeit, der auch in die neue Saison 2015/16 strahlt. Jubiläen, Jubiläen: Das Deutsche Theater Göttingen feiert seine an großen Namen und vielen Höhepunkten reiche Geschichte. Und arbeitet vor allem leidenschaftlich und hart am Bühnengeschehen dieser und künftiger Tage. Heinz Hilpert, Namensgeber und Gründungsintendant des Deutschen Theater Göttingen, wurde vor 125 Jahren geboren. Und wird in Göttingen so schnell nicht vergessen. Das Göttinger Publikum blickt gern ein wenig mit zurück. Und freut sich über ein quicklebendiges Haus am Wall, das so offen ist für viele, vor allem oder auch für jene, die gern früh kommen und spät gehen.

Ich wünsche dem Deutschen Theater Göttingen, seiner Leitung und seinem ganzen Ensemble, allen, die mit ihrer Köpfe oder Hände Arbeit Theater überhaupt erst richtig möglich machen, eine erfüllende, spannende und in jeder Hinsicht erfolgreiche neue Spielzeit. Und ich wünsche den Göttingerinnen und Göttingern und den vielen Gästen aus nahen und fernen Regionen, die einmal mehr, einmal weniger häufig unser Theater besuchen, eine Saison voller atemberaubender, mitreißender, anregender und meinetwegen auch aufregender Theaterabende.

Stadt Göttingen

Rolf-Georg Köhler Oberbürgermeister

8-9

Grußwort Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag. Bertolt Brecht

Das Deutsche Theater Göttingen wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Die große Tradition des Schauspielbetriebs in diesem Haus stellt auch eine besondere Herausforderung für die Zukunft dar. Nach einer aktuellen Publikumsbefragung in Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität Göttingen gelingt es dem Deutschen Theater Göttingen außerordentlich gut, auch junge Besucher|-innen zu erreichen. So spricht das Deutsche Theater Göttingen heute zu mehr als der Hälfte ein jüngeres Publikum unter 31 Jahren an. Dies ist auch das Verdienst des anerkennenswerten AStA-Kulturtickets. Heute bietet das 1890 eröffnete und 1984 erweiterte Schauspielhaus auf drei Bühnen ein breitgefächertes Programm aus Ensembleproduktionen für alle Altersklassen mit klassischer und zeitgenössischer Dramatik. Das Deutsche Theater Göttingen besitzt als reines

Sprechtheater eines der größten Schauspielensembles in Deutschland. Die Bedeutung des Deutschen Theater Göttingen wird zunehmend auch wieder überregional sichtbar. Die erste Inszenierung des neuen Intendanten Erich Sidler, die Uraufführung von Rebekka Kricheldorfs »Homo Empathicus«, in der alle 26 Ensemblemitglieder spielen, fand in der Fachwelt große Beachtung. Auch in dieser Spielzeit stellt das Deutsche Theater Göttingen die Fragen der Zeit. Es gibt eine Verbindung zwischen dem Thema der politischen Korrektheit der vergangenen Spielzeit mit der heute zentralen gesellschaftlichen Herausforderung der Flüchtlingsfrage. So liefert das Deutsche Theater Göttingen seinen künstlerischen Beitrag zur moralischen Reflexion der aktuellen Flüchtlingspolitik, die auch das Gefüge unserer Stadtgesellschaft verändert. Stadt Göttingen

Dr. phil. Dagmar Schlapeit-Beck Kulturdezernentin der Stadt Göttingen

10-11

Liebes Publikum,

»Die Freiheit macht die Leute gedankenlos. Das ist ja auch ein Glück«, schreibt die Autorin Herta Müller. Menschrechte und Demokratie sind Errungenschaften der Zivilisation. Um sie zu erhalten, müssen wir ihnen stetige Aufmerksamkeit schenken. Das Theater ist Initiator, Forum und gleichzeitig Idee dieser Auseinandersetzung. Colin Powell erklärte 2003 als US-amerikanischer Außenminister vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, dass Saddam Hussein mobile Biowaffenlabore unterhalte und damit gegen die über ihn verhängte UN Resolution verstoße. Powell genoss höchstes Ansehen und galt als integer und aufrichtig. Das war der Startschuss für eine Intervention der Supermacht am Golf. Schließlich litt der Irak wie auch die ganze Region unter dem Diktator. Und es gibt da Öl. Alles erfunden, wie sich bald herausstellen sollte. Powell bezeichnet diese Rede heute als seinen größten Fehler.

Sergei Wiktorowitsch Lawrow wird im März 2014 nach den Soldaten befragt, die ohne Kennzeichnung und Zugehörigkeit das Parlament auf der Krim besetzt haben. Empört wies der russische Außenminister darauf hin, dass es sich nicht um eine russische Aggression handelt, sondern es Teile der ukrainischen Bevölkerung wären, die sich gegen Kiew formierten. Die Vorwürfe seien eine Verdrehung der Tatsachen und drückten die antirussische Haltung Europas aus. Kaum ein Jahr später erklärt Vladimir Putin stolz im russischen Staatsfernsehen, dass die Annexion der Krim natürlich von ihm persönlich geplant war und er sie stets gelenkt und geführt habe. Die Gefühle von Ehre und das Bewusstsein von Tradition soll seine Motivation gewesen sein. Vor der Halbinsel liegen große noch nicht ausgebeutete Öl- und Gasreserven. Doch was bleibt mir? Entsetzen über die fehlerhafte oder gar manipulierte Recherche der Amerikaner? Mitleid mit Powell, der sich in amerikanisch-christlicher Mea-culpa-Tradition öffentlich geißelt? Irritation über die dreiste Lüge Lawrows oder Wut über Putins saloppes Zugeständnis des Völkerrechtsbruches auf europäischen Territorium? 12-13

Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin und deutschstämmige Aussiedlerin, die in Rumänien aufgewachsen ist, sagte unlängst in einem Interview auf die Frage nach Vladimir Putin: »Seine Politik macht mich krank. Er verursacht ein Gefühl der persönlichen Entwürdigung. Er beleidigt meinen Verstand.«

Und schließlich folgt in der Eröffnungsrunde der neuen Spielzeit Ferdinand von Schirachs Stück »Terror«. Als brillanter Autor und Jurist stellt er Fragen nach dem Wert des Lebens in einer demokratischen Kultur, die sich der Verunsicherung durch Fundamentalismus und Gewaltbereitschaft stellen muss.

Herta Müller lässt sich treffen. Sie kann nicht wegschauen. Wut und Ohnmacht wühlen sie auf und werden im Schreiben verarbeitet. Natürlich ist es einfacher für uns alle, nicht jeden Tag an der Manipulation, der Lüge und des Verrates der Mächtigen zu leiden. Aber genauso wichtig ist es, nicht abzustumpfen. Die Sensibilisierung für eine kritische Haltung ist der mir einzige denkbare Garant für eine lebendige Demokratie

Ich lade Sie herzlich ein, die Freiheit zu schätzen, die Wachheit zu schärfen, dem Gedanken Raum und dem Glück eine Chance zu geben. Auf bald im Deutschen Theater Göttingen

Mit der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelineks starten wir in die zweite Spielzeit. »Die Schutzbefohlenen« stellt die europäische Menschrechtstradition und den Humanismus gegen diffuse Gefühle der Angst und Abschottung. Jelineks Text ist ein flammendes Manifest für die europäischen Werte, denen wir verpflichtet sind, die aber in der Gefahr sind verraten zu werden. In »Elektra«, dem zweiten Teil unserer Eröffnung, wird der Schritt von der Selbstjustiz zur Rechtstaatlichkeit vollzogen und der Grundstein der Zivilisation gelegt.

Ihr

Erich Sidler Intendant

15-15

Premieren

18

Spiel– plan

1

Die Schutzbefohlenen

Premiere 26. September 2015

Von Elfriede Jelinek Im Dezember 2012 besetzten Flüchtlinge die Wiener Votivkirche. Vielen von ihnen drohte die Abschiebung und damit Lebensgefahr beim Wiederbetreten ihrer Heimatländer, andere wiederum waren illegal nach Österreich gekommen, um dort Armut und Perspektivlosigkeit zu entgehen. Die Okkupierung der zweitgrößten Kirche Wiens entfachte eine heftige Kontroverse zwischen rechtem und linkem politischen Lager, in die sich Elfriede Jelinek mit »Die Schutzbefohlenen« vehement einmischte. Egal, ob Flüchtlinge aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen, sie folgen damit der wichtigsten Verheißung des Alten Kontinents: Leben in Freiheit und Wohlstand. Beide sind untrennbar mit den politischen Utopien verbunden, die Europa groß gemacht haben und zumindest der europäische Wohlstand wurde, und wird noch immer, auf dem Rücken außereuropäischer Länder erwirtschaftet. Schon vor 2.500 Jahren hat Aischylos, auf dessen Tragödie »Die Schutzflehenden« sich Elfriede Jelinek in ihrem Text bezieht, aufgezeigt, dass die Fähigkeit zum Mitleid der Kern einer humanen Gesellschaft ist. 18-19

Im 21. Jahrhundert stellt Jelinek klar, dass es für Europa gilt, Verantwortung zu übernehmen für die Flüchtlingsscharen, die über seine Grenzen fluten, wenn es nicht seine ideellen Fundamente zerstören will. Dem Schicksal der »Schutzbefohlenen« stellt sie die Welt des österreichischen Industriemagnaten Frank Stronach gegenüber, der durch seine geplante Übernahme von Opel bekannt wurde, und der mit seiner Partei »Team Stronach« eine extrem neoliberale Politik vertritt. In dieser aber ist kein Platz für Mitleid mit denen, die anderen Orts zu Opfern geworden sind, willkommen ist nur, wer ökonomischen Nutzen bringt.

Elfriede Jelinek Die österreichische Autorin wurde 2004 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, den sie für »den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen« erhielt. Mit analytischem Blick und virtuoser Sprache legt sie die Auswüchse der spätkapitalistischen Gesellschaft frei. Regie Erich Sidler Bühne Tim Zumbuch Kostüme Bettina Latscha Choreografie Valentí Rocamora i Torà Die Schutzbefohlenen

20-21

2

Tigermilch

Premiere 2. Oktober 2015

Von Stefanie de Velasco Ein Schluck Schulmilch, Maracujasaft und Mariacron. Fertig ist die Tigermilch. So nennen Nini und Jameelah das Getränk, das sie sich auf der Schultoilette mixen. Und los geht es in die Stadt. Sie sind 14, finden sich eigentlich erwachsen, weil sie sich an ihre Kindheit erinnern können, und haben möglicherweise ihren letzten gemeinsamen Sommer vor sich, weil es ein könnte, dass Jameelah in den Irak abgeschoben wird. Cool und pomade reisen sie durch den Sommer, spielen Wörterknacken und aus Luft wird Lust, aus Nacht nackt, Lustballons, Nacktschicht, Lustschutzkeller mit Nacktschicht. Sie gehen ins Freibad Pommes essen und treffen Leute aus der Schule, arbeiten am Projekt Entjungferung, feiern Bahnpartys, rauchen Ott in Telefonzellen, hängen mit den anderen aus der Siedlung am Planet ab, versuchen in der Nachbarschaft die Konflikte nicht eskalieren zu lassen. Sie fühlen sich frei und unverwundbar. Sie teilen alles und vertrauen sich. Sie können spielen und gegen die Welt zusammenhalten. Zickereien, Streit, Schwärmereien und Liebeskummer eingeschlossen. Doch gegen den soll ein Liebeszauber helfen und als Nini und Jameelah auf dem Spielplatz mit im Tierpark gesammelten Rosenblättern zaubern, werden sie Zeuge 22-23

eines Ehrenmordes an einer Siedlungsnachbarin. Und mit einem Mal ist nichts mehr cool und pomade und ihre Freundschaft steht auf dem Spiel. Poetisch und rau erzählt »Tigermilch« einen Mädchensommer – »Tschick« on Speed.

Stefanie de Velasco 1978 geboren, wuchs Stefanie de Velasco im Rheinland als Kind spanischer Einwanderer auf. Sie studierte Europäische Ethnologie und Politikwissenschaften und war Schriftstellerstipendiatin verschiedener Institutionen. »Tigermilch« ist ihr 2013 erschienener Debütroman, über den Verena Auffermann im Deutschlandradio sagte: »Der Erzählton ist vereinnahmend und eindringlich. ›Tigermilch‹, die Geschichte aus der Zone zwischen Realität und Fiktion, ist zeitanalytische Erkenntnis. Nah an der realen städtischen Gegenwart und ihren Problemen, ein gelungener literarischer Wurf.«

l o o c z e n d Ga poma d n u Regie Jakob Weiss

Tigermilch

24-25 116-25

1

Elektra

Premiere 3. Oktober 2015

Von Hugo von Hofmannsthal Elektra sitzt an der Rückseite des Palastes. Sie ist die Tochter des mykenischen Königs Agamemnon und hat sich selbst aus der Herrscherfamilie ausgeschlossen. Denn Ungeheuerliches hat sie erlebt: Ihre Schwester Iphigenie wurde ermordet, den Vater hat die Mutter Klytämnestra gemeinsam mit ihrem Geliebten Ägisth getötet, der nun an die Stelle des Vaters getreten ist und Elektras Bruder Orest ist verbannt und wird für tot gehalten. Rache ist der einzige Gedanke Elektras. Sie ist von Hass erfüllt und lebt nur noch für die Vergeltung – darum kreist alles in ihrem Kopf. Den Ermahnungen der Mutter bleibt sie verschlossen. Und auch der liebevoll gemeinte Zuspruch ihrer Schwester Chrysothemis, die sich nach einem liebenden Ehemann, Kindern und Ruhe sehnt, kann sie nicht erreichen. Rege im Denken und gelähmt im Handeln harrt sie vor den Palastmauern. Bis eines Tages der tot geglaubte Orest zurückkehrt, der seine Schwester Elektra nicht mehr erkennt, weil sich der Hass so sehr in sie eingegraben hat. Er tut schließlich das, was Elektra sich ersehnt, aber nicht vollzogen hat: Rache zu üben, indem Klytämnestra und Ägisth ermordet werden. 26-27

Hugo von Hofmannsthal hat in seiner Version des Elektra-Stoffes anders als in der griechischen Vorlage des Sophokles nicht die Geschichte des Orest, sondern die inneren Nöte Elektras ins Zentrum seiner Tragödie gerückt. Ihr Rachebegehren, die Gedankenkreise in ihrem Kopf und ihre Lähmung sind das Epizentrum des Geschehens.

Hugo von Hofmannsthal Der 1874 geborene und 1929 gestorbene Österreicher Hugo von Hofmannsthal ist einer der wichtigsten Vertreter des deutschsprachigen Fin de Siècle und der Wiener Moderne im Umkreis von Arthur Schnitzler und Stefan George. Er war Lyriker, Dramatiker und Librettist, den eine lange Zusammenarbeit mit Richard Strauss verband. Für ihn schrieb er unter anderem die Libretti zu »Der Rosenkavalier« oder »Ariadne auf Naxos«. Sein »Jedermann« ist bis heute auf dem Spielplan der Salzburger Festspiele.

a h d h e dlic t s h n c e i h d Un eh dic en! s terb d n u s

Regie und Bühne Ben Baur Kostüme Uta Meenen Musik Michael Frei Elektra

28-29

1

Terror

Premiere 17. Oktober 2015

Von Ferdinand von Schirach Darf man Leben gegen Leben aufwiegen? Dürfen unschuldige Menschen zur Rettung anderer unschuldiger Menschen getötet werden? Entscheidet die Zahl der möglichen Opfer oder ist der Wert des einzelnen Lebens wie in der Verfassung als unendlich groß anzusehen und damit ein Abwägen zwischen Leben nicht möglich? Diese Fragen diskutiert Ferdinand von Schirach im Rahmen einer Gerichtsverhandlung: Lars Koch, ein Major der Luftwaffe, ist des Abschusses einer Lufthansa-Maschine, die von Terroristen in ihre Gewalt gebracht wurde, und damit des Mordes an 164 Passagieren angeklagt. Als Kampfjet-Pilot war Koch im Einsatz, als der entführte Airbus – nach verweigertem Abschussbefehl des Verteidigungsministers – in die vollbesetzte Allianz Arena zu stürzen drohte und damit der Letzte, der noch eingreifen konnte: Er hat in dieser Situation entschieden, 164 Leben zu opfern, um 70.000 Leben zu retten. Juristisch detailliert und unter Einbeziehung verschiedener moralphilosophischer Positionen fächert von Schirach diesen Fall auf und stellt das Publikum – wie in einer Vorlesung des US-amerikanischen Philosophen Michael J. Sandel – vor die Frage nach der Würde des 30-31

Menschen. Als Schöffengericht sind die Zuschauer in die Pflicht genommen, selbst eine Position zu beziehen und zu entscheiden, welche Rolle die Verfassung für uns in Ausnahmesituationen der Terror-Gefahr haben sollte und haben muss.

Ferdinand von Schirach Der auf Strafrecht spezialisierte Rechts- und so genannte »Prominenten-Anwalt« Ferdinand von Schirach arbeitet als Strafverteidiger und Schriftsteller in Berlin. Seine beiden Romane »Der Fall Collini« und »Tabu« sowie die beiden Erzählbände »Verbrechen« und »Schuld« sind internationale Bestseller. Einige der Kurzgeschichten aus »Verbrechen« und »Schuld« wurden vom ZDF zudem als Mini-Serie verfilmt, letztere mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle. »Terror« ist von Schirachs erstes Theaterstück, das nur kurz vor der Göttinger Premiere, am 3. Oktober am Schauspiel Frankfurt zur Uraufführung kommen wird.

n hlen e b e L n Za , s a D ht i rden c e i . n w t k n n r kanemesseein Ma g ist k es Regie Katharina Ramser Bühne und Kostüme Elisa Alessi Musik Bernd Schumann

Terror

32-33

2

Bartleby, der Schreiber

Premiere 18. Oktober 2015

Eine Geschichte aus der Wall-Street von Herman Melville Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Jürgen Krug »Ich möchte lieber nicht«, entgegnet der zurückhaltende und im Anfertigen von Abschriften sehr versierte Schreiber Bartleby, als er an seinem dritten Arbeitstag aufgefordert wird, eine Kopie zur Korrektur gegenzulesen. Diese höfliche Verweigerung löst bei seinem Chef, einem Notar für Grundbesitzübertragungen, Irritation aus. Doch negative Konsequenzen oder eine Abmahnung bleiben aus. Stattdessen müssen Bartlebys Kollegen die Korrekturarbeiten für ihn übernehmen, während sein Aufgabenbereich rein auf das Verfertigen schriftlicher Kopien beschränkt bleibt. Auf seltsame Weise scheint der Notar von Bartleby in Bann gezogen. Sogar als er herausfindet, dass sein Kopist im Büro wohnt, sich dessen sanftes »Ich möchte lieber nicht« auch aufs Erstellen von Abschriften ausweitet, er seine Kündigung ignoriert und zum festen, aber nicht für Dienstleistungen einsetzbaren Inventar der Kanzlei wird, reagiert er mit Mitleid und Nächstenliebe. Noch bei der Trennung zeigt er Verständnis: Anstatt Bartleby vor die Tür zu setzen, zieht der Notar mitsamt der Kanzlei um. 34-35

Doch so leicht lässt sich der Schreiber, der »lieber nicht möchte«, nicht los werden. Selbst in der letzten, der absoluten Verweigerung – dem Tod – klingt das Geheimnis um seine Beweggründe und sein Leben nach. Melvilles Figur des Schreibers Bartleby wurde sowohl als Selbstporträt des Autors als auch als Kritik an den Arbeitsbedingungen in der seelenlosen Finanzmetropole New York gedeutet. Heute, in Zeiten, da sich Beruf und Privatleben mehr und mehr vermischen und Schlagwörter wie ›Burnout‹ und ›Work-LifeBalance‹ zum Standardvokabular des Arbeitslebens gehören, wird Bartleby wiederentdeckt und zu einer Leitfigur sogenannter ›Karriereverweigerer‹, die ein gesellschaftliches Umdenken in Bezug auf den Stellenwert von beruflichem Erfolg und Karriere fordern.

e t h t. c o m h c h i c I er n b e i l

Herman Melville Der 1819 in New York City geborene Schriftsteller, Dichter und Essayist Herman Melville hatte zu Lebzeiten nur mit seinen naturalistischen Erlebnisromanen als Schriftsteller Erfolg. Sein Roman »Moby Dick«, der heute zum Kanon der bedeutendsten Werke der Weltliteratur zählt, und die Erzählung »Bartleby, der Schreiber« erlangten erst posthum Anerkennung. Bartleby, der Schreiber

Regie und Einrichtung Nele Weber Mit Emre Aksızoğlu

36-37

X

pas de deux

Premiere wird noch bekannt gegeben DT – X Keller

Von John Birke Er und Sie begegnen sich täglich im Fahrstuhl und spüren gleich, dass da etwas in der Luft liegt zwischen ihnen. Verstohlene Blicke zum anderen, wegschauen, sich ertappt fühlen, das volle Programm. Sie warten auf den richtigen Moment und obwohl es den eigentlich gar nicht gibt, dann doch das erste Wort, die erste Verabredung, das erste gemeinsame Abendessen. Romantische Atmosphäre, gutes Essen, ausgesuchter Wein, erotische Spannung knistert. Eine Begegnung voll flirrender Leichtigkeit, der Traum vom Verlieben erfüllt sich und auch später, im Bett, herrscht Harmonie. Eine Romanze, zu schön um wahr zu sein, und irgendwie geborgt. John Birke lässt sein Paar sich durch alle Beziehungsklischees arbeiten, die unsere Zeit bereit hält. Statt sich aufeinander einzulassen, versuchen sie, all den Bildern zu entsprechen, die ihnen von einer modernen Beziehung gezeichnet wurden. Doch die lassen sich nicht zu einer gemeinsamen Perspektive vereinen und so trennen sich die beiden wieder, ebenso leicht, wie sie sich gefunden haben. Bis sie sich erneut begegnen und verabreden. Ganz prosaisch, am Kaffeeautomaten …

38-39

Mit Genauigkeit und Ironie zeichnet John Birke das Portrait zweier Menschen, die sich selbst verloren haben und deshalb ihre Beziehung mit Ansprüchen überfrachten. Schon im Augenblick der ersten Begegnung beginnt bei beiden das ganz große Kopfkino und noch während sie versuchen, die Hauptrolle im eigenen Film auszufüllen, verrät der Dialog, das da höchstens ein B-Movie abläuft. Es bleibt die Hoffnung, dass die Banalität des Kaffeeautomaten zurück in die Wirklichkeit und zum Eigenen führt.

John Birke Der 1981 in Toronto geborene John Birke studierte Philosophie in Leipzig und Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Er lebt in Stuttgart und arbeitet als Autor und Übersetzer.

pas de deux

r , e m m e i h n c n u a vers d z it und te zu s h Ic ause dich . zu HLiebesghereiben sc

40-41

1

Die Schneekönigin

Premiere 15. November 2015

Familienstück von Hans Christian Andersen Gerda und Kay sind beste Freunde, die vieles miteinander teilen, gern und oft zusammen spielen oder einfach nur so gemeinsam Zeit verbringen. Eine unzertrennliche Freundschaft verbindet sie, die durch einen Glassplitter zerschnitten wird: Der Teufel hat einen Spiegel erschaffen, in dem alles Schöne hässlich, alles Gute böse, alles Warme kalt wird. Als er mit diesem Spiegel in die Höhe fliegt, um die Schönheit des Himmels zu zerstören, zerspringt der Spiegel und die Splitter fallen auf die Erde. Einer trifft Kay ins Herz und verwandelt ihn. Ihm erscheint nun alles hässlich, sein Wesen wird böse und sein Herz kalt. Von der beeindruckenden Schneekönigin auf ihrem imposanten Schlitten lässt er sich im Winter verführen, fortzugehen und in ihrem Eisschloss zu leben. Gerda vermisst ihren vertrauten Kay und nachdem er im Frühling immer noch nicht wieder aufgetaucht ist, macht sie sich auf die Suche nach ihm. Sie reist durch die Welt, begegnet Krähen und Königskindern, die ihr helfen, einer Räubertochter, die sie bedroht, und einer alten Lappländerin, die ihr das Geheimnis der Schneekönigin verrät und sie deren Schloss finden lässt. Und auch Kay. Für Gerda ist er 42-43

kaum wiederzuerkennen, so schwarz ist er geworden durch die Kälte, so fremd erscheint er ihr und so weit weg. Auf einmal kommt ihr der Wunsch, den besten Freund wieder zu bekommen, als eine längere Reise vor als die, die sie zurückgelegt hat. Doch manchmal ist das einfachste Mittel hilfreicher als jeder gewiefte Plan. In der »Schneekönigin« zeigt die poetische, bildreiche und phantastische Reise der kleinen Gerda, wie viel der Glaube an Freundschaft, Mitgefühl und Wärme bewegen kann.

Hans Christian Andersen Wie die Gebrüder Grimm in Deutschland sammelte Andersen in Dänemark im 19. Jahrhundert Volksmärchen und Sagen. Allerdings bearbeitete er sie stärker, um ihnen eine eigene dichterische Sprache zu verleihen. Bis heute zählen so Andersens Märchen wie »Die kleine Meerjungfrau«, »Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen« oder »Der standhafte Zinnsoldat« zu Klassikern der Literatur für Kinder und Erwachsene.

Regie Nele Weber Bühne und Kostüme Helke Hasse Musik Michael Frei Die Schneekönigin

44-45 116-45

2

In der Fremde

Uraufführung Premiere 20. November 2015

Von Rebekka Kricheldorf »In der Fremde«, so nannten gleich mehrere deutsche Poeten ihre Gedichte: Brentano, Eichendorff, Heine, Storm ... Meist geht es um das Gefühl der Verlorenheit in einer unbekannten Umgebung, Heimweh, Verlust des Liebchens und dennoch das Bedürfnis, weiter zu ziehen. Ganz im Gegenteil die Figuren dieses Stückes: Sie ziehen aus, weil die Fremde etwas zu versprechen scheint, das ihnen die Heimat verweigert. Selbstvergessenheit und Abenteuer, Neuanfang und Entspannung. Und nicht zuletzt, uneingestanden oder offensiv angegangen: sexuelle Erfüllung. Auch, wenn diese ihren Preis hat. Das Stück wirft einen Blick auf verschiedene Versuche, seine exotisch-erotischen Sehnsüchte im Ausland zu befriedigen. Es beleuchtet die verwischende Grenze zwischen Liebelei und Sextourismus, Gefühl und Geschäft. Inwieweit besitzt die Erzählung vom Mann als ewigem Täter und der Frau als ewigem Opfer tatsächlich Gültigkeit? Wie spiegeln sich die Projektionsfläche ›exotisches Sexualobjekt‹ und die des ›reichen Gönners‹ ineinander? Warum zahlen Frauen selten für Sex, beziehungsweise verdrängen, dass sie es manchmal doch tun? 46-47

In der Fremde bekommt man eine zweite Chance: Der sexuelle Status wird neu zugeordnet. Hier ist nebensächlich, ob das Beuteschema rassistisch ist oder der Körper, auf den man steht, leider zufällig knapp unter der Adoleszenzgrenze liegt. Hier kommt es nur darauf an, das zu bieten, was der andere am dringendsten braucht: Geld, Kleider, Sicherheit, Medikamente und Aussicht auf ein besseres Leben. Der Käufer hängt seine sexuellen Hoffnungen an den Gekauften, der mit monetären Hoffnungen antwortet. Wie souverän können beide Seiten dieser Geschäftsbeziehung bleiben?

Rebekka Kricheldorf Für das Deutsche Theater Göttingen schrieb die 1974 geborene Autorin bereits »Homo Empathicus« als Stückauftrag, das die Spielzeit 2014/15 in der Regie von Erich Sidler eröffnete und zu den Mülheimer Theatertage NRW Stücke 2015 eingeladen wurde. Rebekka Kricheldorf, die an der Berliner Universität der Künste Szenisches Schreiben studierte, ist Preisträgerin des Kasseler Preises für Komische Literatur und lebt in Berlin.

e h c u S r e nd d f u u . a n e e n b i z e i b n L a h h w c I nac SCh n e s s gro

Regie Erich Sidler Bühne und Kostüme Gregor Müller In der Fremde

48-49

1

Zwei Krawatten

Premiere 28. November 2015

Revuestück in neun Bildern Buch von Georg Kaiser Musik von Mischa Spoliansky Manchmal genügt schon ein Krawattentausch, um dem Leben eine neue Richtung zu geben. So geht es dem Kellner Jean, der einem Ganoven durch einen solchen zur Flucht verhilft, und obendrauf noch 1.000 Mark und ein Lotterielos bekommt. Dank edler Krawatte wird Jean für wohlhabend gehalten, lernt die reiche Amerikanerin Mabel kennen und gewinnt mit dem Los eine Amerikareise, die er mit Mabel antritt. Seine Freundin Trude lässt er mit dem Geld als Trostpflaster zurück. Doch Trude gibt so schnell nicht auf, schifft sich auf dem gleichen Dampfer ein und lässt Jean nicht aus den Augen. Dabei sticht sie aber dem Rechtsanwalt Bannermann ins Auge, der sie als gesuchte Erbin eines großen amerikanischen Vermögens identifiziert. Trude allerdings hat eindeutige Prioritäten: Bevor sie das Millionenerbe antritt, will sie Jean zurückerobern. Nach turbulenten Verwicklungen flieht Jean vor Trude und tauscht seinerseits mit einem amerikanischen Kellner die Krawatte …

50-51

Georg Kaiser hat eine absurd-komische Farce geschrieben, die jeden Gedanken an eine solide Lebensplanung ad absurdum führt. In »Zwei Krawatten« beschert ein Zufall einen Lotteriegewinn und alle daraus resultierenden Komplikationen werden durch immer wahnwitzigere Zufälle auf die Spitze getrieben. Mischa Spolianskys Musik, im typischen Stil der großen Revuen der 20er Jahre, lässt den lasziven Charme des Berlin der »roaring twenties« wieder auferstehen.

Georg Kaiser Georg Kaiser war in den 20er- und 30er-Jahren einer der meistgespielten Dramatiker Deutschlands. 1933 geriet er ins Visier der Nationalsozialisten und emigrierte 1938 über Amsterdam in die Schweiz, wo er 1945 starb.

Mischa Spoliansky Mischa Spoliansky komponierte zahlreiche Revuen, Filmmusiken und arbeitete für das berühmte Kabarett »Schall und Rauch«. Er war als Bar-Pianist tätig, aber auch als Liedbegleiter für Richard Tauber. 1933 emigrierte er nach London, wo er 1985 starb. Zwei Krawatten

Regie Antje Thoms Musikalische Leitung Michael Frei Bühne Florian Barth 52-53

X

Die Magd Zerline

Von Hermann Broch

Premiere 20. Dezember 2015

Träge von der Sommerhitze, verdöst A. den Sonntagnachmittag in seinem Zimmer. Der mäandernde Fluss seiner Gedanken wird durch das Erscheinen von Zerline, der Magd seiner Vermieterin, unterbrochen. Getrieben von einer seltsamen Melange aus Klatschsucht und dem Wunsch, sich die eigene Frustration von der Seele zu reden, offenbart sie dem Untermieter intimste Details aus dem Familienleben der Baronin, seiner Vermieterin. Diese war verheiratet mit einem angesehenen, aber früh verstorbenen Gerichtspräsidenten. Die Tochter Hildegard aber, so eröffnet die Magd Zerline ihre Erzählung, sei ein Bastard, gezeugt während eines einmaligen Seitensprunges der Baronin, denn die Beziehung des Paares, so Zerline voller Verachtung weiter, sei völlig asexuell gewesen. Und schnell wird klar, dass Zerline nicht nur eine scharfsinnige Beobachterin, sondern auch tief in das Leben ihrer Herrschaft verstrickt ist, indem sie eine Affäre mit dem Herrn von Juna, dem Liebhaber der Baronin, beginnt. Doch spürt sie, dass er sich ihrer fordernden Erotik entzieht und eifersüchtig durchsucht sie seine Korrespondenz mit der Baronin. »Seelenlärm« nennt sie die wortreichen Liebesbeteuerungen, die sie darin findet, und die nur die Vermeidung des Liebes-

DT – X Bellevue

54-55

aktes zum Ziel haben. Als Zerline versucht, von Juna stärker an sich zu binden, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und wandelt sich in einen veritablen Kriminalfall.

Hermann Broch Der 1886 in Wien geborene Hermann Broch studierte nach einem Intermezzo in der Textilfabrik seines Vaters Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität seiner Heimatstadt. In seinem Werk reflektiert er den Verlust von Sinnhaftigkeit und Werten in der Moderne und lässt dabei seine Erfahrungen mit Freuds Psychoanalyse ebenso einfließen, wie die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften. Sein dreiteiliger Roman »Die Schlafwandler« gilt als eines der Schlüsselwerke des frühen 20. Jahrhunderts. 1938 wurde er von der Gestapo inhaftiert und konnte danach mit der Unterstützung von Thomas Mann und Albert Einstein nach Amerika fliehen. »Die Erzählung der Magd Zerline« ist ein Kapitel aus seinem letzten, 1950 erschienen, Roman »Die Schuldlosen«. Broch starb 1951 in New Haven.

Die Magd Zerline

it m a d f, s fur u a ut it wa eeren g o s al isst, m tzig l ihr s s Pa ’s we htsnu e Leut re du m nic rm di und ih llen. eineeelenla Leben l ausfu S eres ewei le Lang e leer

56-57

1

Frankie Boy

Urauffühung Premiere 9. Januar 2016

Ein Abend über Frank Sinatra mit Musik von Cole Porter Sie nannten ihn ›The Voice‹: Francis Albert ›Frank‹ Sinatra. 1915 als Sohn italienischer Einwanderer geboren, machte Sinatra eine jener Karrieren, auf denen Amerikas Mythos vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten begründet ist: Abgebrochene High School, zahlreiche Jobs für den Lebensunterhalt, aber immer das Ziel vor Augen, als Sänger zu reüssieren. Und das gelang ab 1939 rasant, Sänger bei Harry James und Tommy Dorsey, weiter konnte man es im Swing nicht bringen. Es folgten ab 1943 ein fester Plattenvertrag bei Columbia und eigene Radio-Shows, auch die erste Massenekstase der Pop-Geschichte soll während einer seiner Auftritte stattgefunden haben. Immer wieder wurde darüber spekuliert, dass Sinatra über Kontakte zur Mafia verfügte und diese auch für seine Karriere genutzt habe. Juristisch verwertbare Beweise wurden aber nie vorgelegt. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass das organisierte Verbrechen im Show-Business mitmischte, schon weil es über seinen weit gestreuten Immobilienbesitz zahlreiche Auftrittsorte kontrollierte. Sinatra wiederum hatte einen Teil seines Vermögens in Casinos im Staate Nevada angelegt, eben58-59

falls ein Geschäftsfeld der Mafia. Berührungspunkte hätte es also genügend gegeben. Eine Episode in Mario Puzos Roman »Der Pate«, in der geschildert wird, wie ein Sänger mit Hilfe der Mafia nach einem KarriereEinbruch als Schauspieler beim Film neue Perspektiven findet, hat die Gerüchte befeuert. Der Autor hat dementiert, dass Sinatra das Vorbild war. Mit oder ohne Mafia, die Film-Karriere kam in Gang und Frankie Boy erhielt einen Oscar als bester Nebendarsteller in »Verdammt in alle Ewigkeit«, was seinem Comeback nach einigen Jahren Durststrecke sehr zuträglich war. Als Sinatra 1998 starb, zählte er zu den wichtigsten Sängern des 20. Jahrhunderts. Er hat dem Jazz und Swing wesentliche Impulse verliehen, war aber zugleich einer der ersten global agierenden Protagonisten der Popmusik.

n a , c e I r If t the i t i e e makll makere. I’ ywh an Regie Erich Sidler Musikalische Leitung Michael Frei Bühne Tim Zumbuch Kostüme Bettina Latscha

Frankie Boy

60-61 116-61

2

Unter der Erde

Europäische Erstaufführung Premiere 17. Januar 2016

Von Paco Bezerra Aus dem Spanischen von Franziska Muche Unter der Oberfläche modert es. Doch die Leichen im Keller sind gut verscharrt. Kilometerlang erstrecken sich in Südspanien die Dächer der Gewächshäuser. Alles, was das Auge zu sehen bekommt, ist ein Meer aus Plastikplanen, unter denen nicht nur das ganze Jahr Gemüse wächst, sondern auch viele Gastarbeiter schwitzen. Ein Vater von drei Söhnen bewirtschaftet eine dieser Plantagen. Zusammen mit seinem Zweitgeborenen arbeitet er an der Zucht einer neuen, gewinnbringenden Tomatensorte. Denn sein Ältester ist von einer seltsamen Hautkrankheit gezeichnet und fällt als Erwerbsquelle aus. Der Jüngste interessiert sich dagegen nur fürs Schreiben und eine junge Gastarbeiterin. Unweigerlich kommt es zum Konflikt zwischen ihm und dem Vater, der die Familientradition und das Patriarchat hochhält. Doch nicht nur zwischen den Generationen knirscht es. Ein seltsames Geheimnis scheint das Gewächshaus und den Boden, auf dem die Tomaten wachsen, zu umgeben. Die rätselhafte Hauterkrankung des ältesten Sohnes, die an einer Vergiftung verschiedene Mutter, das Leiden des Vaters und das Herzstechen der 62-63

jungen Gastarbeiterin deuten auf den exzessiven Einsatz von Pestiziden hin. Das absolute Verbot des Vaters, das Gewächshaus zu betreten, lässt sogar noch schlimmeres vermuten. Wie in Traumzyklen erzählt Bezerra die Geschichte eines modernen ›Plantagenbesitzers‹ und seiner drei Söhne und thematisiert innerhalb dieser – an Shakespeares »König Lear« erinnernden – Familienkonstellation nicht nur einen klassischen Vater-Sohn-Konflikt, sondern auch die teilweise prekären Bedingungen des Gemüseanbaus in Südspanien.

Paco Bezerra Nach »Grooming« zeigt das Deutsche Theater Göttingen mit »Unter der Erde«, das 2011 in Puerto Rico uraufgeführt wurde und in Göttingen zur Europäischen Erstaufführung kommt, die zweite Erstaufführung des 1978 im südspanischen Almería geborenen Dramatikers Paco Bezerra. Für dieses Stück wurde er 2007 – nicht zuletzt wegen seiner eindringlichen Schilderung der Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter, die den großflächigen Gemüseanbau in Andalusien bewirtschaften – mit dem spanischen Calderón de la Barca-Theaterpreis und 2009 mit dem spanischen Nationalpreis für dramatische Literatur ausgezeichnet. Unter der Erde

b a h h … c i , a uhl d i r Fa s Gef r ist s. da s hie hshau da ewac G n i ke Regie Antje Thoms Bühne und Kostüme Beni Küng

64-65

1

Romulus der Große

Premiere 23. Januar 2016

Eine ungeschichtliche historische Komödie in vier Akten von Friedrich Dürrenmatt Sieben … fünf … drei – Rom schlüpft aus dem Ei. Gut 1.200 Jahre später steht dem römischen Weltreich in Friedrich Dürrenmatts Komödie der Untergang bevor und der hat wieder etwas mit Eiern zu tun: Während die Germanen mit einer überlegenen Armee bereits kurz vor den Toren Roms stehen, ist Kaiser Romulus auf seinem Landsitz in Campanien viel lieber damit beschäftigt, seinen Hühnerstall zu pflegen, als sein Reich gegen die germanische Invasion zu verteidigen. Die finanziellen Mittel sind aufgebraucht, der Staat ist bankrott: Um die letzten Kosten zu decken, wird der goldene Lorbeerkranz, Signum seiner kaiserlichen Herrschaft, ebenso gerupft wie die Hühner, die keine Eier mehr legen. Die landen nämlich im Kochtopf. Allein die Heirat seiner Tochter mit dem germanischen Hosenfabrikanten Rupf könnte Romulus‘ Reich noch retten, denn jener bietet eine unermessliche Summe Geldes, die die Germanen zum Verlassen Italiens bewegen würde. Doch Romulus versagt dieser Eheschließung seinen Segen, füttert stoisch seine prächtigen Hühner und hat sich und das Römische Reich längst aufgegeben. Eine Ver66-67

schwörung seines Hofstaates, an deren Ende seine Ermordung stehen soll, scheitert, weil die Laffen im entscheidenden Moment kneifen. Von seiner Frau, seiner Tochter und allen Ministern verlassen, erwartet der Kaiser von Rom die Ankunft der Germanen und damit sein Ende. Als der Moment gekommen ist und sich die Häupter der gegnerischen Parteien in die Augen sehen, nimmt die Geschichte eine unverhoffte Wendung: Sein Widersacher, der eine Leidenschaft von Romulus teilt, hat einen unerwarteten Plan. Staat bankrott, Regierung untätig: Mit Sprachwitz und scharfer Zunge beschreibt Friedrich Dürrenmatt in seinem ganz eigenen Ton, der zwischen Realismus und Ironie schwebt, den Ausverkauf eines Weltreichs, an dessen Spitze ein hühnerzüchtender Kaiser steht, der sich die Frage stellt, ob die blutige römische Geschichte überhaupt das Recht gestattet, sich zu wehren und zu verteidigen.

em ft d f u pfei a o s och , r e W ten L alle h r z i c t o w e l wie ur n ehen. n erst n n ka dien v o m o K

Friedrich Dürrenmatt Friedrich Dürrenmatts Werke, die sowohl von tragischer Groteske als auch von Verfremdung geprägt sind, gehören zum Kanon deutschsprachiger Literatur. Dürrenmatt starb 1990 in dem Land, in dem er 1921 geboren wurde, der Schweiz.

Regie Matthias Kaschig Bühne Michael Böhler Kostüme Stefani Klie Musik Tobias Vethake

Romulus der Große

68-69 116-69

X

Unser Lehrer ist ein Troll

Von Dennis Kelly Deutsch von John Birke

Premiere 14. Februar 2016

Mrs Spike ist eine prima Schulleiterin. Sie beantwortet jede Frage der Schrecklichen Zwillinge Sean und Holly, bis sie unter den vielen ›Warums?‹ zusammenbricht und muhend in der Sandgrube sitzt. Es wird ein neuer Schulleiter bestellt, der ein Troll ist. Und der versteht keinen Spaß. Gar keinen. Und keine Fragen nach dem Warum. Wenn ihm ein Kind doch damit kommt, kann es schon passieren, dass er es anspuckt oder ihm den Kopf abreißt. Ganz wörtlich. Der Troll brüllt wie ein Troll, spricht »ak ak ak«, also trollisch, und führt ein hartes Regiment: Statt im Unterricht zu lernen, müssen die Kinder den Spielplatz abreißen und eine Goldmine graben, zu Essen gibt es Rosenkohl mit Erdnussbutter, die Lehrer müssen Frauenschuhe und die Lehrerinnen Männerschuhe tragen und sie dürfen keine Form von Ungehorsam zeigen. Das ist selbst den Schrecklichen Zwillingen, die viel gewohnt sind und sich selbst viel leisten, zu viel. Zwar trauen sie sich nicht, so schrecklich wie gehabt Widerstand zu leisten, aber sie versuchen, sich Hilfe bei den Erwachsenen zu holen: Sie fragen die Eltern, den Schulrat, selbst den Premierminister. Doch die stellen sich als völlig nutzlos heraus. So nehmen sie ihren ganzen Mut zusammen und ersinnen

DT – X Bellevue

70-71

einen Plan. Unter größter Gefahr stellen sie sich dem Troll. Kinder haben ihre eigene Sichtweise auf die Realität und ihre eigene Fantasie. Die Welt der Erwachsenen ist ihnen manchmal fremd, kleine Dramen können sich ins Überdimensionale vergrößern, Regeln erscheinen als drakonische Bevormundungen und ihr Einfallsreichtum im Nachspielen von Situationen oder im Erfinden von Geschichten ist enorm. Dennis Kelly nimmt in seinem Kinderstück auf sehr komische, skurrile und absurde Art die Kindersicht auf Erwachsene und Schule ein.

Dennis Kelly Dennis Kelly wurde 1968 in London geboren und studierte Theatre and Permormance am Londoner Goldsmiths College. Seit mehr als zehn Jahren schreibt er für das Theater, das Fernsehen und den Hörfunk, für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. 2009 wurde er von »Theater heute« zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt.

Regie Lisa van Buren

Unser Lehrer ist ein Troll

72-73

X

Praxis Dr. MüllerWohlfühl

Eine kassenärztliche Musik-Therapie Geht es Ihnen eigentlich noch gut? Fühlen Sie sich wirklich gesund? Dann sollten Sie mehr auf Ihren Körper hören. Dieser leichte Kopfschmerz am Morgen kommt sicher nicht nur vom gestrigen Kneipen-Abend, das Ziehen im Rücken kann keinesfalls etwas mit Bewegungsmangel zu tun haben und diese leichte Vergesslichkeit, die Sie neuerdings plagt, hängt wirklich nicht mit Ihrem Alter zusammen. Wer mal so richtig in sich rein hört, wird genügend Symptome finden, die einen Besuch beim Hausarzt nahe legen. Hat der Sie dann komplett durchgecheckt, fühlen Sie sich erst richtig krank. Es steht schlimmer um Sie, als Sie dachten.

Premiere wird noch bekannt gegeben

Und jetzt kommt der große Augenblick des Mediziners ihres Vertrauens. Mit all seinem Wissen, modernster Medizintechnik und vor allem voller Empathie wird er den Kampf gegen Ihre Leiden aufnehmen. Sie werden im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stehen, er wird Sie heilen und dank seines ganzheitlichen Ansatzes auch noch alle weiteren Probleme lösen, die Ihr Leben belasten. Und vielleicht wird er – natürlich erst nach der gelungenen Transplantation – sein Herz an

DT – X Keller

74-75

Uraufführung

Sie verlieren. So kennen Sie das schließlich aus den zahlreichen Ärzteserien, die Sie in der selbstsicheren Gewissheit ewiger Gesundheit gesehen haben. Ein Streifzug durch die Welt des Gesundheitswahns und des Gesundheitswesens, während dem Anamnese, Diagnose und Therapie in musikalischer Form verabreicht werden. Ein Lieder-Abend, an den Sie denken werden, wenn Ihr Hausarzt Ihnen nach drei Minuten lakonisch ein Rezept über den Praxistresen schiebt und Ihr Problem an die Pharmaindustrie delegiert, denn schließlich sind Sie ja Kassenpatient.

e t n e s e Pra edico e m noc l i h i n Musikalische Leitung Michael Frei

Praxis Dr. Müller-Wohlfühl

76-77

2

Weil sie nicht gestorben sind

Uraufführung Premiere 4. März 2016

Eine Grimm-Trilogie von Hannah Zufall Es war einmal eine Zeit, und es war eine sehr aufregende Zeit, als Märchen nicht zwischen Buchdeckel gepresst, sondern frei mäandernd in aller Munde waren. Eine Zeit, in der Märchen für Erwachsene erzählt wurden. Und sich nicht von der Romantik in lieblich kolorierte Welten und vom Biedermeier in pädagogisch wertvolle Rollen zwängen ließen. Was also, wenn sich die Märchenfiguren aus den Grimmschen Geschichten lösen und sich selbst wieder neu erzählen? Wenn Allerleirauh nicht nur ihrem Vater, sondern auch den Grimms trotzt. Wenn aus vogelfreien Fabelwesen mündige Gestalten aus Fleisch und Blut werden. Wenn Brüderchen und Schwesterchen ihre eigene Geschichte erfinden wollen. Und wenn die sieben Raben von einer abgeklärten Schwester befreit werden, die längst begriffen hat, nach welchen Regeln in der Märchenwelt gespielt wird. In Hannah Zufalls Neubearbeitung der Volksmärchen »Allerleihrauh«, »Brüderchen und Schwesterchen« und »Die sieben Raben« wissen die Figuren um ihre Fiktionalität und setzen sich mit der Allgegenwärtigkeit ihrer Autoren auseinander. Die drei Märchendramen 78-79

bauen aufeinander auf und loten die Möglichkeiten märchenhafter Leerstellen aus. Dabei verschwimmen Märchen- und Theaterillusionen zusehends, denn das Eigenleben der Figuren entpuppt sich gleichermaßen als theatrale Konstruktion und lustvolles Verwirrspiel mit der Macht des Erzählens.

Hannah Zufall Hannah Zufall, 1987 geboren, hat in Hildesheim Szenische Künste und in Aix-en-Provence Les arts du spectacle studiert. Anschließend hat sie u. a. bei der Performancegruppe SIGNA als Schauspielerin sowie an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin als Regieassistentin gearbeitet. 2013 wurde sie für den ersten Osnabrücker Dramatikerpreis sowie 2014 für den Leonhard-Frank-Preis in Würzburg nominiert. Zurzeit lebt Hannah Zufall in Berlin und arbeitet als Dramatikerin und Literaturwissenschaftlerin.

Regie Brit Bartkowiak

Weil sie nicht gestorben sind

80-81

1

Romeo und Julia

Premiere 5. März 2016

Von William Shakespeare Die wahre und alle Grenzen sprengende Liebe muss sterben, um im Tod ewig währen zu können. Die Familien Montague und Capulet sind seit altersher verfeindet. Gewalttätige und tödlich endende Auseinandersetzungen sind in der Stadt Verona an der Tagesordnung. Der jüngste Spross der Montagues, Romeo, begegnet bei einem Maskenball im Hause Capulet der Tochter der gegnerischen Familie, Julia. Als sie sich zum ersten Mal sehen, scheint die Welt still zu stehen, doch die beiden ahnen nicht, dass ihre Verbindung keine Zukunft haben darf. Noch am selben Abend müssen sie einander als die Kinder einer unversöhnlichen Erbfehde erkennen und ein tragisches Schicksal nimmt seinen Lauf: In Liebe zueinander entbrannt, setzen sie sich über alle Widerstände und Verbote hinweg. Sie hoffen, mittels ihrer Hochzeit den Streit zwischen ihren Häusern beilegen und damit ihre Liebe legitimieren zu können. In Bruder Lorenzo, der die beiden in einer Nacht- und Nebelaktion heimlich traut, finden sie einen Verbündeten, der sich ebenso nach Frieden sehnt. Doch der Kreislauf der Gewalt reißt nicht ab: Romeos Freund Mercutio wird von Julias Cousin Tybald im Kampf getötet. Hierauf ersticht Romeo aus Rache Tybald und wird 82-83

für diese Tat aus Verona verbannt. Um ihren Geliebten außerhalb der Stadtgrenze wieder treffen zu können, nimmt Julia ein Mittel, das sie in einen todesähnlichen Schlaf versetzt. Es kommt zu einem verhängnisvollen Missverständnis: Im Exil ereilt Romeo die Nachricht vom angeblichen Tod Julias. Völlig verzweifelt eilt er zurück nach Verona und begeht — vom Wunsch getrieben, mit seiner Geliebten wenigstens im Tode vereint zu sein — über der Schlafenden Selbstmord. Als Julia erwacht, kommt jede Hilfe zu spät.

William Shakespeare Neben der berühmtesten Liebesgeschichte der Weltliteratur, die durch die radikale Bedingungslosigkeit zweier Liebenden fasziniert, die sich kühn allen Konventionen entgegenstellen, verfasste William Shakespeare zahlreiche Sonette, Gedichte, Komödien und Tragödien. Auch 400 Jahre nach seinem Tod hat der unerschöpfliche Kosmos seines Werkes nichts an Aktualität und Fantasie verloren.

, t g a e w b e i e Liebrgend l i . n s wa kan Regie Dagmar Schlingmann Bühne und Kostüme Sabine Mader Musik Alexandra Holtsch

Romeo und Julia

84-85

1

Wunsch und Wunder

Premiere 2. April 2016

Von Felicia Zeller Der Mensch macht sich zum Herrn der Schöpfung. Längst sind die Eingriffe in die Natur soweit fortgeschritten, dass die Frage nach den zu ziehenden Grenzen im Raum steht. Die künstliche Zeugung ist zum Routinevorgang geworden, die Reproduktionsmedizin macht es möglich, dass Älterwerden und Elternwerden sich nicht mehr ausschließen. Der moderne Mensch will alles und auf nichts verzichten. Und so ist, was als medizinische Hilfe für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch begann, zum Instrument der Karriereplanung geworden. Dr. Bernd Flause ist ein Pionier der Insemination. In seiner »Kinderwunschpraxis Praxiswunsch« werden Elternträume wahr. Ein lukratives Geschäft für ihn und seine Teilhaberin Dr. Betty Bauer, die sich ihren ganz persönlichen Kinderwunsch lieber durch eine endlose Reihe von One-Night-Stands zu erfüllen sucht, als sich auf die Fertigkeiten der eigenen Praxis zu verlassen. Arzthelferin Nicole Neider hingegen ist bereits zum zweiten Mal ungeplant schwanger, eine lebende Provokation für all jene, die bei Dr. Flause und seinem Team Hilfe suchen. 86-87

Mit virtuoser Sprachakrobatik zeichnet Zeller in ihrer Komödie ein Milieu, in dem wissenschaftlicher Ehrgeiz und kommerzieller Erfolg Hand in Hand und die Patienten zwischen Allmachtsfantasien und Gewinnstreben verloren gehen. Doch Hightech-Medizin schützt nicht vor Gefühlen. Vor der Praxis warten bereits all die Kinder, die ihren wirklichen Vater kennenlernen wollen. Und den Mangel an Samenspendern hat Dr. Flause früher gerne durch eigenes Sperma ausgeglichen.

Felicia Zeller Die gebürtige Stuttgarterin ist Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg. Sie schreibt Theatertexte und Prosa, außerdem ist sie Autorin und Regisseurin vieler Filme und anderer Werke auf dem Gebiet der Neuen Medien. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien. In der Spielzeit 2014/15 war am Deutschen Theater Göttingen »X-Freunde« von ihr zu sehen. »Wunsch und Wunder« wurde zu den Mülheimer Theatertage NRW Stücke 2015 eingeladen.

er e d o r hatt e l i e H ech r e Fruhn man uPschers, ter. wen KurpfenstleiKonig. i ist er. D e r t e e u d e b n h r Ku Zau De r Arzt De Regie Christoph Mehler Bühne und Kostüme Jennifer Hörr

Wunsch und Wunder

88-89

X

Falsche Schlange

Von Alan Ayckbourn Deutsch von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting

Premiere wird noch bekannt gegeben

Nachdem Tod ihres Vaters kommt Annabel Chester ins Elternhaus zurück, das sie in jungen Jahren verlassen hat, um nach Australien zu gehen. Noch bevor sie in dem reichlich ramponierten Anwesen auf ihre jüngere Schwester Miriam trifft, begegnet ihr Alice, die Krankenschwester, die den Vater bis kurz vor seinem Tode gepflegt hat. Alice zeigt sich erstaunlich gut über die Familienverhältnisse informiert, vor allem darüber, dass der Verstorbene kurz vor seinem Ableben Annabel zur Alleinerbin bestimmt hat. Und dann kommt sie schnell zur Sache: 100.000 Pfund verlangt Alice für ihr Stillschweigen darüber, dass Miriam beim Sterben des Vaters ein wenig nachgeholfen hat. So hatte sich Annabel ihre Rückkehr nicht vorgestellt, zumal die Begrüßung durch die enterbte Schwester Miriam auch nicht eben herzlich ausfällt. Aber letztlich zwingt die Bedrohung durch die erpresserische Alice die beiden zum Schulterschluss und gemeinsamen Handeln. Gut, dass Miriam starke Nerven und bereits Erfahrung im Ausschalten unbequemer Personen hat, was sie mit einer starken Dosis Barbiturate in Alice‘ Weinglas eindrucksvoll demonstriert. Doch im Laufe der

DT – X Keller

90-91

Nacht geschehen unheimliche Dinge und die Geschichte nimmt einen unerwarteten Verlauf. Ein starker Krimi mit Anklängen an Horrorfilme, in dessen Fortgang sich herausstellt, dass nicht nur die Stromleitungen des Familiensitzes, sondern auch die moralischen Fundamente der Familie morbide sind.

Alan Ayckbourn Er ist sicherlich Großbritanniens populärster Dramatiker: Alan Ayckbourn, 1939 geboren, hat mehr als 80 Stücke geschrieben, außerdem zahlreiche Drehbücher für Film und Fernsehen. Dabei sprengt er gerne Grenzen, schreibt Theaterstücke, deren Dramaturgie den Gesetzen des Films folgen oder eine Serie fürs Theater. Immer ist er ein scharfer Beobachter der Mittelklasse, deren Neurosen, Lügen und Verdrängungen er in seinen Werken entlarvt.

Falsche Schlange

92-93

2

Netboy

12+

Premiere 22. April 2016

Von Petra Wüllenweber Alles normal. Maries Eltern leben getrennt, sie wohnt bei ihrer Mutter und der Vater hat eine schreckliche neue Freundin. Sie hat mit großer Mehrheit in der Schule die Wahl zur Klassensprecherin gewonnen. Ihre beste Freundin Sarah wird von der Chemielehrerin Frau Bruttschner vorgeführt und schikaniert. Olaf ist ihr Kumpel, mehr nicht, aber Olaf ist in sie verliebt, während Sarah unglücklich in Olaf verliebt ist. Und Marie chattet im Forum MeetYou. Dort heißt sie Sunrain und lernt Netboy kennen, der sie kontaktiert hat, weil er ihren Chatnamen gut findet. Wer Netboy ist? Keine Ahnung. Aber er scheint für sie der einzige zu sein, der sich für ihre Sorgen und Nöte interessiert, der Zeit hat und sich einfühlt und der sie mit Kafka-Zitaten ermuntert, Dinge anzugehen statt sie auszuhalten: So arrangiert Marie, dass die Nachbarskatze vor den Gewaltausbrüchen des Alkoholikers gerettet wird, dass Olaf endlich Sarah küssen kann und dass die Bruttschner für ihre Schikanen mal büßen muss. Marie scheißt ihr dazu vor die Haustür ohne gesehen zu werden. Denkt sie. Aber Netboy hat ein Foto von der Aktion und erpresst sie: Sie klaut Geld, tritt als Klassensprecherin zurück, aber trotzdem geht das Foto von ihrer Aktion ins Netz. Marie findet sich im Zentrum eines Shitstorms wieder. Und nichts mehr ist normal. 94-95

»Netboy«, 2013 uraufgeführt, zeigt aus Maries Perspektive, in welche ungeahnten Abhängigkeiten Jugendliche im Internet geraten können, wie aus erst ganz unverfänglichen Geschichten lebensbedrohliches Cybermobbing wird, wie wichtig und wie anfällig Freundschaften sind und wie hilfebedürftig man sein kann.

Petra Wüllenweber Die 1971 geborene Petra Wüllenweber studierte Germanistik und Regie und arbeitet seit 2000 als freischaffende Regisseurin und Autorin. Ihre Jugendtheateradaption von »Zweier ohne« von Dirk Kurbjuweit wurde für den FAUST-Preis nominiert und war in der Endauswahl des niederländisch-deutschen Theaterpreises Kaas und Kappes.

ne u a L ine

Me

Regie Johannes Rieder

Netboy

96-97

e d a r e ist g

1

Die moderne Welt …

Uraufführung Premiere 23. April 2016

Von Thomas Dannemann Noch nie hat sich die Welt so schnell verändert wie in unserer Zeit. Das Theater versucht bei dieser Entwicklung mitzuhalten, will, die eigenen Grenzen sprengen und wird doch immer wieder zurückgeworfen auf die beiden Grundkonstanten seiner Existenz: Die Schauspieler und den (Bühnen-)Raum. In einer Welt, in der das Wahrnehmungsvermögen immer stärker durch die Digitalisierung beeinflusst wird, wirkt der Moment, in dem sich Darsteller und Zuschauer begegnen, schon fast archaisch. Theater entsteht live und ist auch nur im Augenblick seines Entstehens wirklich existent. Das Theater entwickelt sich weiter, erschließt sich neben der klassischen Dramenliteratur neue Textarten vom Roman bis zum wissenschaftlichen Text, verändert dadurch Spiel- und Arbeitsweisen ebenso wie seine Ästhetik. Und bleibt im Kern doch immer der gleiche Vorgang: Spielerisch die Welt zu erklären. Es scheint, als könne das Theater der eigenen Vergangenheit nicht entkommen und das wird ihm häufig zum Vorwurf gemacht. Es könnte aber auch sein, dass genau darin seine Stärke liegt, in einer Zeit, die sich immer hemmungsloser dem Augenblick verschreibt und dabei zunehmend die Orientierung verliert. 98-99

Mit diesem Projekt setzt das Deutsche Theater Göttingen die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Thomas Dannemann fort, dessen Inszenierung »Oscar Wilde ein idealer Gatte« in der Spielzeit 2014/15 bei Publikum und Presse große Resonanz gefunden hat.

e n i e s l a , h n c i e s weis sche d r i er un w … Zeit die W hr i en r h . e c n d d r e r u n i d rwe lehr Wahrchtleotnerdijk u Peter S F s da Regie Thomas Dannemann Bühne Heike Vollmer Kostüme Regine Standfuss Musik Jan-S. Beyer

Die moderne Welt …

100-101

2

Der Untertan

Premiere Frühjahr 2016

Von Heinrich Mann Diederich Heßling ist ein perfekter Untertan: er unterwirft sich der herrschenden Macht, übt anderen gegenüber seine eigene Macht aus und spielt so das gesellschaftliche System unbedingt mit. Schon in der Familie beugt er sich ängstlich dem Willen, den Anordnungen und den Schlägen des Vaters und beherrscht und straft seine Schwestern, wie er sich auch in der Schule dem Direktor und den Lehrern furchtsam gefügig macht und die Mitschüler verpetzt. Und Diederich will aufsteigen in der Welt: Um zu studieren und Doktor zu werden, geht er nach Berlin, wo er der Studentenverbindung »Neuteutonia« beitritt und sich seine fanatische Begeisterung für den jungen Kaiser Wilhelm Bahn bricht. Ist er auf der einen Seite als Kleinstädter überreizt vom großstädtischen Leben, geben ihm als weichem, nicht gefestigtem jungen Mann das Kaisertum und die Kameradschaft der Studentenverbindung auf der anderer Seite Halt. Als Doktor der Chemie beerbt er seinen Vater, den Papierfabrikaten in der Heimatstadt Netzig als einziger Mann in der Familie und Firmenchef. Unter seiner Leitung werden die Arbeiter geknechtet und die Sozialdemokratie bekämpft. Arbeiterrechte werden zugunsten der Effizienz missachtet und Schmeicheleien der Größen 102-103

in Netzig zur Fabrikvergrößerung eingesetzt. Im privaten wie im geschäftlichen wird er mehr und mehr zu einer Imitation von Kaiser Wilhelm, dem er mit einem Denkmal huldigen möchte. Doch die Enthüllung des Denkmals, das die Krönung von Diederich Heßlings Leben sein sollte, wird zu seiner größten Schlappe. Heinrich Manns »Der Untertan« ist zwar im wilhelminischen Zeitalter verortet, aber der Weg und die Charakterisierung Diederich Heßlings hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt: Obrigkeitshörigkeit, fehlende Zivilcourage, Angst vor dem Überhandnehmen von Notleidenden, Effizienzdenken oder wirtschaftlicher Opportunismus sind Phänomene der Gegenwart.

Heinrich Mann Der 1871 in Lübeck geborene Heinrich Mann bezog sich in seinem schriftstellerischen Schaffen stets auf gesellschaftliche und politische Beobachtungen. Mit glasklarem Blick, beißendem Zynismus und pointierter Satire entlarvte er die Gesellschaft. 1933 wanderte er deshalb aus Deutschland aus, gelangte über die Tschechoslowakei nach Frankreich, dann in die USA, wo er 1950 starb.

Der Untertan

s r u K n i e M t der ! is tige h c i r Regie Theo Fransz

104-105

X

Bleib doch zum Frühstück

Premiere wird noch bekannt gegeben DT – X Keller

Komödie von Gene Stone und Ray Cooney Deutsch von Christian Wölffer Georges Appartement ist sehr penibel aufgeräumt, nach seinem Tagesablauf stellen die Nachbarn ihre Uhren und bei der Zubereitung des Abendessens garantiert der Einsatz einer Feinwaage, dass kein Gramm mehr im Topf landet, als das Kochbuch vorschreibt. Man könnte George als eine sehr gefestigte Persönlichkeit beschreiben. Bis eines Abends Louise vor seiner Tür steht. Die ist hochschwanger, total pleite und hat sich soeben mit ihrer lautstarken WG, die eine Etage über Georges Appartement residiert, überworfen. Alles, was sie gerade braucht, ist: eine Bleibe, Geld, einen starken Drink und einen Joint. Letzteren hat sie glücklicherweise dabei, denn George hat zwar eine Feinwaage in der Küche aber keine entspannenden Substanzen im Gewürzregal. Louise würde George als überaus verfestigte Persönlichkeit beschreiben. Immerhin erklärt sich der aber bereit, Louise für eine Nacht zu beherbergen, Frühstück inklusive und als im Verlauf des Abends bei Louise die Wehen einsetzen, erweist er sich als tatkräftiger als vermutet.

106-107

Ein Mann, der sich hinter täglichen Ritualen vor den Unwägbarkeiten des Lebens versteckt und eine junge Frau, die nur für den Augenblick lebt. Aus diesem Spannungsverhältnis entstand 1972 ein Klassiker des Unterhaltungstheaters, eine turbulente Farce über die unerwartete Nähe von Spießigkeit und Chaos.

Gene Stone und Ray Cooney Der amerikanische Autor Gene Stone schrieb vor allem für Radio-Shows und TV-Serien. Seine große Liebe aber gehörte dem Theater, für das zahlreiche Stücke entstanden. »Bleib doch zum Frühstück« schuf er in Zusammenarbeit mit Ray Cooney, einem der erfolgreichsten englischen Komödien-Autoren, einem Spezialisten für ins Absurde übersteigerte Farcen.

Bleib doch zum Frühstück

108-109

1

Die schöne Fremde

Premiere 4. Juni 2016

Von Klaus Pohl Ein Hauch von Andersartigkeit – ein fremder Akzent, eine etwas exaltierte Garderobe oder ein besonders selbstbewusstes Auftreten – kann bereits ausreichen, um zur Projektionsfläche für romantisch-exotische oder auch aggressiv-fremdenfeindliche Zuschreibungen zu werden. Ein solcher ›Hauch der Fremde‹ wird der amerikanischen Jüdin Miriam Tree, die für ihre Hochzeit mit einem Deutschen ins Land ihrer Vorfahren zurückkehrt, zum Verhängnis und lässt historische Wunden erneut aufklaffen. Auf dem Weg nach Berlin bleibt sie mit dem Intercity aufgrund eines heftigen Schneesturms auf der Strecke liegen. Ein junger Pole liest die ›schöne Fremde‹ auf und bringt sie in ein nahegelegenes Hotel in Weimar. Dort herrschen nach der Wende nicht nur Wiedervereinigungsfreude und Aufbruchsstimmung, sondern vor allem Stammtischweisheiten und Vorurteile: So könne die exotische Schönheit mit Akzent und seidenen Unterkleidern im Gepäck, die des Nachts im Hotel auftaucht, nur eine Prostituierte sein, die ihre Dienste anbieten wolle. Doch bevor man sich mit ihr beschäftigen kann, gilt es dem Polen, der die Einfahrt des Hotels zugeparkt hat, eine Lektion in Sachen ›Anstand‹ zu erteilen. Dabei gerät der stadtbekannte Neonazi Lutter außer Kontrolle: Der Pole stirbt noch in derselben Nacht 110-111

an seinen Verletzungen, die »schöne Fremde« wird vergewaltigt. Als diese am nächsten Morgen einen Anwalt einschaltet, treten die einheimischen Beteiligten als geschlossene Front gegen sie auf und versuchen, den Schleier des Vergessens über die Vorfälle zu breiten. Traumatisiert setzt die »Fremde« ihre Reise fort. Doch anstatt Hochzeit zu feiern, kann Miriam Tree, die vererbten Narben der Opfergeneration des zweiten Weltkriegs tragend, nicht ablassen, bevor nicht Gerechtigkeit geübt wurde. Zu guter Letzt nimmt sie die Angelegenheit selbst in die Hand und kehrt nach Weimar zurück: diesmal nicht nur mit einem seidenen Kleid, sondern auch mit Rache im Gepäck.

Klaus Pohl Klaus Pohl ist ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur, Dramatiker und Drehbuchautor. Seine Theaterkariere begann zunächst auf der Bühne, bevor er sich dem Schreiben von Stücken, häufig mit konkretem Bezug zur Zeitgeschichte, zuwendete. »Die schöne Fremde« wurde 1991 in der Regie von Johannes Klaus bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt.

t s i d n a l . h n c o s h t c u s t e r h D e c > i > und ur n ren.
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