Vortrag von Prof. Dr. Martin Ohst \"Reformation und Toleranz\"

January 19, 2018 | Author: Anonymous | Category: Geschichte, Geschichte Europas, Reformation (1517-1648)
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Martin Ohst

Sie haben mich eingeladen, zu Ihnen über Christentum und Toleranz zu reden. Ich werde dieses Thema auf die Reformation und ihre Folgen hin zuspitzen. Ich tue das nicht nur, weil wir Evangelischen hier und heute gern mit lieben Gästen in den Geburtstag unserer Kirche hineinfeiern, sondern weil das Thema selbst genau diese Präzisierung erfordert. In der Geschichte des Problems „Christentum und Toleranz“ bedeutet nämlich die Reformation einen ganz tiefen Einschnitt, nach dem nichts mehr so war wie zuvor – ganz gleich, ob man auf die Gebiete sieht, in denen die Reformation zur Wirkung kam, oder auf diejenigen, wo die Papstkirche sich im konsequenten Selbstabschluß gegen die Reformation neu formierte. Zwei Faktoren sind hierfür ursächlich, die zwar eng miteinander verbunden sind, aber trotzdem sorgfältig auseinandergehalten werden müssen. 1.) Die Reformation hat ein qualitativ neuartiges Verständnis der christlichen Religion begründet, gemäß dem das Wesen und der Wahrheitsanspruch der christlichen Religion klar und deutlich unterschieden wird von den Autoritätsansprüchen jeglicher kirchlicher Organisation. Genau das ist nämlich der Sachkern des sogenannten reformatorischen Schriftprinzips: Es besagt, daß alles kirchliche Anordnen und Lehren, wer auch immer es vornehme, unter Berufung auf die Hl. Schrift hinterfragbar und kritisierbar sei, daß es also in der Kirche schlechterdings kein unfehlbares Lehramt von Konzilien, Bischöfen oder Päpsten geben könne. Und im selben Sachkern wurzelt auch das mit der Reformation beginnende gigantische Bildungsunternehmen, möglichst jeden Christen zum selbständigen, urteilsfähigen Subjekt seiner eigenen Gottesbeziehung zu machen: Durch die Pädagogisierung und Didaktisierung des Gottesdienstes, durch elementare Lehrbücher und natürlich durch die allgemein zugängliche Bibel in der Volkssprache. Indem die Reformation den Glauben an Gottes Selbstkundgabe in Jesus Christus auf neue Weise verstand und den neu verstandenen Glauben des einzelnen Menschen als Sinnzentrum der christlichen Religion lehrte, hat sie die für die Papstkirche grundlegende Annahme verneint, daß alles Christsein seinen Grund und seine Wurzel letztlich darin habe, daß ein Mensch sich voller Gehorsam und Vertrauen in die Kirche einfügt. Jetzt wird mancher einwenden, daß doch die Reformation dort, wo sie zur Herrschaft gelangte, mitnichten das Zeitalter der individuellen Freiheit und der religiösen Toleranz heraufgeführt habe. Vielmehr habe die Reformation, zumal in Deutschland, das konfessionell homogene Territorium geschaffen, in dem dann die evangelische Landeskirche nicht viel anders herrschte als anderswo die altgläubige Kirchenorganisation. Daran wäre im einzelnen

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sehr viel zu differenzieren, aber auf’s ganze gesehen sei diesem Einwand zunächst einmal stattgegeben, denn er führt uns direkt zum eben angekündigten zweiten Faktor. 2.) Ich schließe an das eben Gesagte an: Luther, Zwingli, Calvin und die anderen klassischen Reformatoren vertraten wie ihre altgläubigen Gegner die seit der antiken Staatsphilosophie gültige Meinung, ein Gemeinwesen bedürfe um seines Zusammenhalts willen einer einheitlichen, für alle verbindlichen religiösen Grundlage. Ohne eine solche Grundlage und ohne die von ihr gewährleisteten sittlichen und rechtlichen Verbindlichkeiten könne es kein zuverlässiges Zusammenleben von Menschen geben, und das führte zu der für heutiges Verständnis paradoxen Folge, daß in den Reformationsgebieten die sog. „Wiedertäufer“ verfolgt wurden, während es in Gebieten, die bei der Papstkirche blieben, den Anhängern Luthers und Zwinglis genauso erging. Aber nun ergab sich etwas neuartiges. Vollends seit der Mitte des 16. Jahrhunderts, als der Kaiser mit dem Versuch gescheitert war, durch einen Krieg die dauerhafte Verfestigung der Kirchenspaltung abzuwenden, zeichnete sich eine Pattsituation ab: Nicht zuletzt deshalb, weil die politischen Sachwalter des alten Glaubens und der Papstkirche in Kriege und Konflikte miteinander verstrickt waren, erwies es sich als unmöglich, den reformatorischen Aufstand mit den dafür vorgesehenen rechtsförmigen Gewaltmitteln zu unterdrücken. Und auf der anderen Seite zeigte sich genauso deutlich, daß die reformatorische Bewegung sich nicht auf dem Gesamtgebiet der westlich-lateinischen Kirche würde durchsetzen können. Die Reformation war also teilweise gescheitert – ebenso wie die friedlichen und gewaltsamen Versuche ihrer Bekämpfung. Die reformatorische Bewegung hatte nicht die ganze Kirche des Abendlandes neu gestaltet, sondern sie hatte sie gespalten. Und genau so, nämlich als Kirchenspaltung, hat die Reformation etwas bewirkt, was sie vielleicht rein in ihrem ideellreligiösen Wirken so nicht vermocht hätte: Sie hat die westliche Christenheit vor die Aufgabe gestellt, Toleranz zu lernen. Die Vertreter und Anhänger differenter, ja, widersprüchlicher und in absehbarer Zeit nicht miteinander übereinzubringender religiöser Wahrheitsansprüche mußten es nun lernen, miteinander konstruktiv umzugehen und zu leben, auf allen Ebenen: In Dörfern und in Städten, in größeren Herrschaftsgebieten, in Organisationen aus mehreren Herrschaftsgebieten. Dieser Lernprozeß war vielfach schmerzlich und hart, und er hat viele Opfer gefordert. Aber ohne ihn gäbe es weder das Postulat noch auch erst recht die Praxis der Toleranz. Er verlief in den unterschiedlichen Ländern und Regionen durchaus unterschiedlich. In den habsburgischen Erblanden, in Spanien, in Portugal und im heutigen Italien hat er erst mit einer Verzögerung von etwa 200 Jahren stattgefunden, denn hier wurden die reformatorischen Impulse von Anfang an effizient unterdrückt; die Einheit der Kirche und die

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religiöse Uniformität der Gesellschaft blieben noch lange gewahrt. Frankreich stieg aus dem Lernprozeß für gut 100 Jahre aus: Von der Ausrottung des frz. Protestantismus bis zur frz. Revolution. Diejenigen Gebiete, in denen seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Wege der Toleranz gesucht und gebahnt wurden, waren das Hl. Röm. Reich Deutscher Nation, die Niederlande und England mit Schottland, Wales und – Nordamerika. Diese Wege sahen jeweils ganz unterschiedlich aus – die Probleme und die geschichtlich gewachsenen politischen und rechtlichen Vorgaben für ihre Lösungen waren auch jeweils völlig unterschiedlich. Zwei übergreifend wichtige gemeinsame Leittendenzen lassen sich jedoch benennen: 1.) Der Versuch, die Religion einerseits und die anderen Felder gemeinschaftlicher menschlicher Lebensgestaltung voneinander zu entflechten. Diese Entflechtungsprozesse erstreckten sich vom Gebiet des Tausches und des Handels bis hin zum Staatsrecht und zur Außenpolitik. Lebensgebiete, auf denen zuvor für das gedeihliche Miteinander die gemeinsame religiöse Orientierungen für zwingend notwendig erachtet worden war, wurden zunehmend rein nach den Leitgesichtspunkten innerweltlicher Zweckmäßigkeit organisiert und reguliert. 2.) Dieses faktische konstruktive Miteinander von Anhängern gegensätzlicher religiöser Wahrheitsansprüche führte auch gedanklich zu neuen Aufbrüchen. Auch die Grundfragen menschlicher Weltorientierung wurden nun zunehmend ohne Rückbezug auf die miteinander im Streit liegenden Grundannahmen der kirchlichen Christentümer bearbeitet. Diese wurden nicht einfachhin verneint -, ganz und gar nicht. Aber sie wurden neu gedeutet – als prinzipiell fehlbare, verbesserungsfähige und –bedürftige Versuche der Annäherungen an die eine, ihnen allen miteinander vor- und übergeordnete Wahrheit. Das heißt aber auch: Die zunächst einfachhin durch die Macht der gegebenen Verhältnisse erzwungene wechselseitige Toleranz einander widersprechender religiöser Wahrheitsansprüche führte, gedanklich verarbeitet, zu deren wechselseitiger Relativierung und Selbstrelativierung. Es begann das, was Papst Benedikt XVI. gern als die Diktatur des Relativismus bezeichnet hat. Und in der Tat: Ohne Relativismus ist Toleranz nicht zu haben. Wer ohne jeden Einschlag von Relativismus, von Skepsis meint, daß seine Religiöse Welt- und Selbstdeutung die Wahrheit sei, der kann jede andere, konkurrierende Selbstdeutung nur als unwahr ansehen. Er wird allenfalls ihre Existenz zeitweilig zu ertragen vermögen – in der Hoffnung, daß sich ihren Anhängern früher oder später die Wahrheit, eben seine Wahrheit, erschließt – aber mehr auch nicht. Echte Achtung vor der anderen Glaubensweise als vor einem eigenen, eigenständigen und eigenwertigen Weg zur Wahrheit wird er nie aufzubringen vermögen.

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Ich fasse diesen ganzen Gedankengang in der folgenden These zusammen: Erst seit dem späten 16. Jahrhundert ist die Toleranz zur christlichen Möglichkeit geworden. Die beiden wichtigsten Voraussetzungen hierfür waren die durch die Reformation bewirkte Kirchenspaltung und die durch die Kirchenspaltung wesentlich beförderte Diktatur des Relativismus. Im Umkehrschluß heißt das: Wer auf dem kulturellen Boden des abendländischen Christentums Toleranz wirklich bejaht, der muß ja sagen zur Kirchenspaltung und zur Diktatur des Relativismus. Das mag nun manchem befremdlich klingen, und es wird sich manchem die Frage stellen: Gibt es nicht auch Traditionen im vorreformatorischen, einigen Christentum, die als Anknüpfungspunkte für diese Toleranz angesprochen werden können? Diese Frage ist zunächst mit einem glatten Nein zu beantworten, aber dieses glatte Nein muß dann doch noch wieder in zwei Hinsichten eingeschränkt werden. Ich beginne mit dem Nein und mit seiner Begründung. Die christliche Religion ist mit dem Anspruch in die antike Welt eingetreten, gegen Trug und Schein die eine Wahrheit zu vertreten und zu verkündigen. Die frühen Christlichen Gemeinden der ersten drei Jahrhunderte lebten in einer staatlichen Ordnung, die vielen religiösen Orientierungen Raum gewährte, die insofern durchaus tolerant war, allerdings mit einer Einschränkung: Das römische Reich der Kaiserzeit verlangte von allen seinen Bewohnern die Bereitschaft zu bestimmten religiösen, kultischen Handlungen, mit welchen sie dem Staat ihre Loyalität zu bezeugen hatten. Die frühen christlichen Gemeinden untersagten ihren Mitgliedern genau diese Handlungen als Abfall vom wahren Glauben, als Götzendienst, und so bezahlten immer wieder einzelne Christen ihre Glaubenstreue mit dem Leben; sie wurden als Märtyrer, als Glaubenszeugen verehrt. Diejenigen Schriftsteller, die in jenen Jahren die Sache der frühen Christen literarisch vertraten, baten mitnichten um eine Toleranznische, sondern vertraten scharf und offensiv den Anspruch der christlichen Gemeinden bzw. der sich seit dem späten 2. Jhdt. bildenden katholischen Kirche, die eine feste Wahrheit zu verkündigen. Sie warben nicht so sehr um Duldung, als vielmehr um Anerkennung ihres schroffen Alleingeltungsanspruchs. Dieser Mut und diese Leidensbereitschaft machten Eindruck, und sie waren nicht zuletzt ursächlich dafür, daß seit dem frühen 4. Jhdt. die eben noch verfolgte Kirche zum religiösen Rückgrat des römischen Reiches wurde. Wohlgemerkt: Nicht „das Christentum“ übernahm diese Funktion, sondern eine ganz bestimmte Art von Christentum, die Katholische Kirche, neben der es durchaus noch andere christlichen Gemeinden und Gemeindeverbände gab. Und der siegreichen Kath. Kirche stellte sich nun die Frage nach der Toleranz. Sie stellte sich ihr in ganz unterschiedlichen Varianten, und sie beantwortete sie

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entsprechend differenziert. Zunächst: Das „Heidentum“ bestand fort, wurde jedoch staatlich immer weniger gefördert; es verschrumpfte und verdorrte. Kirchlicherseits gab es hier durchaus so etwas wie „Toleranz“: Es wurde zumindest theoretisch immer der Grundsatz hochgehalten, daß niemand zum christlichen Glauben, zur Taufe gezwungen werden dürfe! Allerdings gab es höchst erfolgreiche Versuche, das „Heidentum“ aus dem öfftl. Leben zu verdrängen, und es ist auch von ziemlich widerwärtigen Ausschreitungen christlichen Pöbels zu berichten. 2.) Judentum. Das Verhältnis Christen/Juden war seit dem Ausscheiden der frühen Christen aus dem Synagogenverband vergiftet. Den jüdischen Synagogen kamen im röm. Reich diskriminierende Schutzgesetze zugute, die für die Christen dann nicht mehr galten. Diese Schutzgesetze für die jüdischen Gemeinden blieben allerdings auch im christlich werdenden röm. Reich geltendes Recht, und es war dann die Kath. Kirche als Bewahrerin des römischen Rechts, die diese Schutzbestimmungen ins abendländische Mittelalter überleitete und sie vielfach auch in Erinnerung und Geltung hielt. 3.) Für die Folgezeit am wichtigsten war allerdings die dritte Variante: Das Verhältnis der Kath. Kirche zu konkurrierenden christlichen Gruppen. Und genau hier hat die Kath. Kirche eine förmliche Theorie bzw. Doktrin der Liebespflicht zur Intoleranz ausgearbeitet: Die Kath. Kirche ist die eine, wahre und einzige von Gott durch Jesus Christus gesetzte Heilsanstalt. Christliche Religion außerhalb der Einen Kirche ist ein Widerspruch in sich und muß aus der Welt geschafft werden. Die Taufe, ganz gleich wer sie spendet, fügt denjenigen, der sie empfängt, in die Eine Katholische Kirche ein – ob er das weiß und will oder nicht. Die Taufe kann im einzelnen Menschen nur dann ihre Heilswirkung entfalten, wenn der, der sie empfangen hat, sich in die Kath. Kirche einfügt. Und wenn er das nicht will, dann muß man ihm mit Zwang zur Hilfe kommen: Man überläßt ja auch einen tobsüchtigen Geisteskranken nicht einfach den Folgen seines sinnlosen Wütens, sondern tut ihm u.U. Gewalt an, um ihn selbst und andere vor sich zu schützen. Das alles hat im frühen 5. Jhdt. der Kirchenvater Augustin im Zusammenhang bestimmter Auseinandersetzungen in Nordafrika entwickelt, und er hat diese Gedanken der Kath. Kirche (des Mittelalters) dauerhaft eingestiftet. Sie bildeten dann die Grundlage des kirchlichen Ketzerrechts, das im 13. Jahrhundert den Alleinvertretungsanspruch der Papstkirche auf den Christennamen in Rechtsform brachte und denjenigen Getauften, der halsstarrig der Kirche den Gehorsam verweigerte mit der Todesstrafe bedrohte. Wohlgemerkt: Nur den Getauften, denn nur er ist, anders als der Jude oder der Muslim, der Kirche zum Gehorsam verpflichtet.

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Und damit sind wir wieder beim Thema. Martin Luther ist in einem ordentlichen, rechtsförmigen Verfahren nach kirchlichem und weltlichem Recht als Ketzer verurteilt worden. Daß er sich der ihm die damit vorgegebenen Alternative „Widerruf oder Feuertod“ faktisch nicht stellen mußte, hatte machtpolitische Ursachen: Die reformatorische Bewegung konnte erstarken und sich verfestigen, sie konnte die Kirche spalten und das Zeitalter der Toleranz heraufführen, weil es im Europa des frühen 16. Jhdts. bedeutende Gebiete gab, in denen das geltende Ketzerrecht faktisch nicht durchsetzbar war. Gab es also gar keine Tendenzen innerhalb der vorreformat. Geschichte des Christentums, in denen sich all das vorbereitet hat? Doch, es gab sie, und zwar sind es zwei, auf die ich abschließend hinweisen möchte. 1.) Im christlichen Römerreich und in seinen mittelalterlichen Nachfolgereichen sind Katholische Kirche und Weltliche Ordnung allmählich bis zur Ununterscheidbarkeit miteinander verschmolzen; ein Leben ohne christliche, kirchliche Normen und Formen wurde immer weniger denkbar. Ein erster tiefer Spalt fuhr in diese Symbiose von weltlicher und kirchlicher Ordnung allerdings schon im 11. Jahrhundert hinein. Die Kirche, das erstarkende Papsttum voran, kündigte damals bestehende Konsense auf und unternahm den revolutionären Versuch, in dieser Einheit von Geistlichem und Weltlichem die herrschende Stellung zu erringen – das Programm der „Freiheit der Kirche“ und der „Päpstlichen Weltherrschaft“. Dieses Unterfangen scheiterte in einem Kampf, der sich gut 200 Jahre lang hinzog. Das wichtigste Langzeitresultat dieses Kampfes bestand darin, daß theoretische und praktisch Bestrebungen entstanden, weltliches Recht und weltliche Ordnung rein innerweltlich zu denken und zu gestalten, also ohne Rücksicht auf Glaube und Kirche. Es waren genau diese Entflechtungstendenzen die im Gefolge der Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts neue Schubkraft erhielten und nun neuartige staatliche Ordnungen ermöglichten, die in sich religiösen Pluralismus zu erhalten und zu gestalten vermochten, die also eine Integrationsleistung erbrachten, die zuvor für unmöglich gehalten worden waren. Soweit der erste Faktor. Ich komme zum zweiten, wichtigeren: Das von der Kath. Kirche kanonisierte und tradierte Neue Testament. In der Verkündigung Jesu und in den Paulusbriefen gibt es eine stattliche Anzahl von Passagen, in welchen Glaube, Religion ganz und gar als Herzens- und Gewissensverhältnis des einzelnen Menschen zu Jesus Christus und zu Gott reklamiert wird – Sätze, Gedanken, die gleichsam wie Sprengladungen immer schon im scheinbar unerschütterlichen massiven Gebäude des Sakraments-, Autoritäts- und Zwangskirchentums verborgen gelegen hatten, und sie sind es letztlich, die dafür stehen, daß wir subjektive religiöse Überzeugungen für unantastbar halten, daß wir sie auch und gerade dann achten und

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ehren, wenn wir sie nicht zu teilen vermögen. Diese Impulse kamen mit Martin Luther zu neuer und Wirkung, und darum sei ihm das letzte Wort gegeben: „Der Seele soll und kann niemand gebieten, er wisse ihr denn den Weg zu weisen gen Himmel. Das kann aber kein Mensch tun, sondern Gott allein“ (WA 11, S. 264).

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