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February 1, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Biologie
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E

Anton lomboi Die Gattung Steatocranus gehört in die Verwandtschaftsgruppe der tilapiinen Cichliden und besteht derzeit aus neun beschriebenen Arten und mindestens einer weiteren unbesDhriebenen Art. Mit Ausnahme einer einzi-

gen

Art aus dem Volta-Einzug in

Ghana

kommen alle Steatocranus im Kongofluß oder in dessen Einzugsgebiet vor. Typusart der Gattung ist Steatocranus gibbi-

ceps BouLENcen, 1899. Zwar handelt es sich dabei nicht um ausgesprochene Zwergcichliden - zumindest nicht bei einem Teil der Arten - aufgrund des meistens ruhigen und relativ friedlichen Verhaltens und einer

ehmen ofrf,kom0schen

kleine bis mittelgroße, rheophile (strömungsliebende) Buntbarsche mit einem schlanken, langgestreckten Körper und meistens wulstigem Maul. Auffällig ist, daß alle Arten

schlechte Schwimmer sind und sich nur mehr oder weniger unbeholfen im freien Wasser bewegen können. Dies ist auf die reduzierte Schwimmblase zurückzuführen, welche die Fische in ihrem natürlichem Habitat auch nicht wirklich benötigen. Ist es doch in den Stromschnellengebieten sehr schwierig und auch unvorteilhaft sich frei schwimmend im Wasserkörper aufzuhalten. Leider werden bisher nur wenige Arten der Gattung Steatocranus in der Aquaristik regelmäßig gepflegt. Alle sind grundsätzlich robuste und verträgliche Pfleglinge, die auch Anfängern durchaus zu empfehlen sind. Voraussetzung dafür ist eine gute Filte-

Größe ,,im Grenzbereich" erscheinen sie mir aber doch eher für den Pfleger kleiner Buntbarsche geeignet, als für die Liebhaber von

rung und ein regelmäßig durchgeführter

Großcichliden. Die Vertreter der Gattung Steatocranus sind

Als Mindestgröße sollte auch für ein

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Wasserwechsel. Paar

DcG-lnformolioneq Sonderheft 2z 44-52

der kleinen Arten ein Aquarium mit einer Grundfläche von 100 x 50 Zentimeter verwendet werden. Es sollte viele Versteckmöglichkeiten aus Höhlen und Steinspalten bieten, in die sich die Tiere bei Störung zurückziehen können. Die Fische lieben es, zwischen den Steinen umher zu ,,huschen" oder im Schutz der Aufbauten ruhig auf den Steinen oder auf dem Boden zu liegen.

Eine gute Strömung entspricht zwar den natürlichen Gegebenheiten, ist aber meiner Erfahrung nach nicht unbedingt erforderlich. Die Wasserhärte zeigte sich bei allen Arten, die bisher erfolgreich zur Nachzucht

schritten, von wenig Belang. Sowohl in weichem und leicht saurem, wie auch in hartem Wasser bei leicht alkalischem pHWert können die Fische erfolgreich nachgezogen werden.

Die Färbung ist stets unscheinbar grau bis schwarz. Nur selten zeigen die Fische zusätzliche Farben, die dann hauptsächlich in den unpaaren Flossen auftreten. Die Jungtiere aller Arten, seltener auch adulte Exemplare, zeigen den schwarzen ,,Tilapia-Fleck" im weichstrahligen Teil der Rückenflosse. Der Sexualdimorphismus ist meist gut entwickelt: Weibchen bleiben deutlich kleiner als Männchen, die auch oft eine wuchtigere Kopfpartie mit ausgeprägten Stirnbuckeln, sowie immer länger ausgezogene Weichstrahlen in Dorsalis und Analis aufweisen. Allerdings zeiger. ältere Weibchen oft eine nahezu identisch entwickelte Beflossung. Soweit die Fortpflanzung bisher bekannt wurde, handelt es sich um paarbildende Höhlenbrüter. Die Eier sind mit zwei bis drei Millimeter Durchmesser ziemlich groß, gut pigmentiert und werden sowohl an der

Höhlendecke. den Wänden wie auch auf Sleotocronus gibbiceps ist die Typusort der Gottung - Foto: A. Lomboi

DCG-lnformotionen, Sonderheft 2: 44-52

dem Boden der Höhle abgelegt.

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Manchmal wird bei einzelnen Arten von Haremsbildung - also Polygamie - berichtet.

Eine Beobachtung, die ich bisher bei noch keiner Art machen konnte. Die Paarbindung funktioniert gut; Ei- und Larvenpflege sind mit Ausnahme von .S. ubanguiensis ausschließlich Aufgabe des Weibchens.

Männchen scheinen das Revier als Gesamtes und weniger die Jungen direkt zu be-

schützen. Die Jungen sind zum Zeitpunkt des Freischwimmens schon relativ groß, unregelmäßig hell-dunkel gesprenkelt und halten sich während der ersten Lebens-

wochen unmittelbar bei oder in der Brut-

höhle auf. Sie werden von den Eltern gegenüber anderen Fischen gut verteidigt. Ein echtes Führen der Jungfische wie es bei

vielen anderen Cichliden bekannt ist, kommt allerdings selten vor. Lediglich bei .!.

iryinei konrfie ich es häufiger beobachten. Im Alter von etwa einem Monat beginnen

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Mönnchen von Steotocronus ubonguiensis. lm Gegensofz zu onderen Verlretern der Gottung beteiligen sich die Mönnchen on der Ei- undLorvenpflege - Foto: A. Lomboi

die Jungen das Aquarium ausgiebig zu durchstreifen und auch erstmalig eigene kleine Höhlen zu besetzen. Oft sind mehrere

Bruten hintereinander im gleichen Aquarium möglich, ohne daß Junge der vorherigen Brut entfernt werden müssen. Zwar sind aus der Natur Nahrungsspezialisten wie S. gibbiceps beschrieben worden, doch im Aquarium werden alle gängigen Futtersorten gerne angenommen und vertragen. Auf eine regelmäßige Gabe von ballaststoffreicher Nahrung oder solcher mit vegetarischen Anteilen, wie Spirulina-Tabs oder -Flocken, sollte nach meinen Erfahrungen geachtet werden, um das Wohlbefinden der Fische zu fördern. Auch zwei Fastentage für die Fische pro Woche schaden nicht. Welche Arten gehören nun in die Gattung? DCG-lnformotionen, Sonderheft 2z 44-52

Zunächst wäre Steatocranus bleheri MBypn, 1993 aus dem Lubumbashi (Luapula-River-

System) in der Demokratischen Republik Kongo zu nennen. Diese für die Gattung relativ hochrückige Art wird etwa neun Zenti-

nur in wenigen Exemplaren importiert worden und möglicherweise auch miteinander verwechselt worden. Uber Okologie und Fortpflanzung ist bei beiden nichts Näheres bekannt.

meter lang und hat eine kurze Schnauze mit

steilem Stirnprofil. Die Körperfärbung ist in beiden Geschlechtern ein dunkles Grau, mit

Steatocranus casuarius Por-r, 1939 wird wahrscheinlich am häufigsten in unseren

am

Aquarien gepflegt und kommt aus dem

Schwanzstiel miteinander verschmelzen. Die Geschlechter unterscheiden sich nur

Kongo-Fluß. Diese Art wird etwas größer als die vorher genannten; Männchen erreichen bis 15 Zentimeter, Weibchen bis zwölf

zwei dunklen Längsstreifen, die

geringfügig. Männchen werden

etwas

größer. Ein besonders markanter Kopfbuckel wird nicht ausgebildet. Insgesamt

Es ist dies ein sehr ausdrucksstarker Strom-

ähnelt die Art sehr stark Steatocranus mpozoensis RoseRrs & Stewart, 1976 aus dem

schnellencichlide, bei dem vor allem die teilweise riesigen Kopfbuckel und markan-

Mpozo-Fluß nahe Matadi. Diese Art wird bis zwölf Zentimeter lang. Für die Aquaristik sind beiden Arten bisher

ten Kinnpartien der Männchen auffallen. 'Die Körperschuppen sind dunkel und zeigen

Sleotocronus bleheri stommt ous dem LuopuloRlver-System (Demokrotische Volksrepublik l,tongol - Foto: H. Llnke

und S. ubanguiensis zu finden. Manchmal sind am Körper einige dunkle, senkrechte

DcG-lnformotioneo Sonderheft 2: 44,-52

Zentimeter

Ge s amtlän ge.

einen deutlichen hellen Rand. Eine gleichartige Schuppenfärbung ist auch bei S. glaber

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und unregelm?ißige Bänder oder zwei Längsstreifen sichtbar. Nach Roberts & Stewart (1976) emährl sich

S. casuarius hauptsächlich von Algen, worauf bei der Pflege im Aquarium Rücksicht genommen werden sollte. Trotz des eher grimmigen Aussehens ist ,S. casuarius aber nt den eher friedlicheren Buntbarschen zu rechnen und im Aquarium gut vergesellschaftbar. Voraussetzung ist, daß ausreichend Höhlen als Versteck- und' Brutplätze angeboten werden. In der Fortpflanzung entspricht die Art den Gattungscharakteristika. Seit wenigen Jahren zählt auch Steatocranus gibbiceps BournNcnn, 1899 - ebenfalls aus

Männchen können auch hier deutliche Stirn-

buckel entwickeln. Allerdings stellt die Schuppenfärbung das Negativmuster zu §. casuarius dar. Die Körperschuppen sind hell mit einem dunklen Rand. S. gibbiceps blelbt auch mit einer Maximallänge von etwa zwölf Zettimetern bei den Männchen kleiner als ,S. casuarius.In der Natur soll sich die Art hauptsächlich von Schnecken ernähren. Steatocranus glaber Ronnnrs & SrswART, 197 6 hat eine ähnliche Schuppenzeichnung, aber eine garrz andere Stimpartie mit einem kleineren Kopfbuckel und einer weniger ausgeprägter Schnauze. Diese Ar1 ist bisher nur aus dem Kongo-Fluß bei Inga bekannt und wird bis zehn Zentimeter lang.

dem Kongofluß bei Kinsasha/Brazzaville kommend

-

zu den regelmäßig importierten

Cichliden Es ist dies die Typusart der Gattung und auf den ersten Blick S. casuarius sehr ähnlich.

Der Buckelkopfbuntborsch, S. cosuorius, ernöhrt sich in der Notur houptsöchllch von Algen. lm Gegensotz zu den Weibchen enlwickeln die Mönnchen im Alter möchtige Stlmbuckel Foto: H. Linke

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Sleotocronus glober öhnelt in der Zeichnung cosuorius - Foto: H. Linke

S.

S. glaber ist relativ hochrückig, etwa vergleichbar mit S. casuarlus, allerdings mit spitzer Kopfpartie und leicht nach vorn gezogerrer Schnauze und wulstigen Lippen.

Die beiden schlanksten Steatocranus-Arten sind, S. rouxi (Per-lrcnrN, 1928) aus der Kasai-Region urrd S. tinanti (Pou, 1939) aus

dem mittleren und unteren Bereich

des

Kongo. Steatocranus rouxi ist wahrscheinlich erst einmal importiert worden; aquaristische Erfahrungen dazu wurden bisher nicht ver-

partien und sehr markante Kopfbuckel.

Weibchen erreichen nur rund zehn Zentimeter Gesamtlänge

In der F?irbung ist S. tinanti fast einheitlich

grau. Lediglich Dorsalis und Caudalis zeigen manchmal rotbraune Färbungen. Hin

und wieder sind zwei dunkle Längsbänder am Körper zu sehen, die im Schwanzwurzelbereich zusarnmen laufen. In der aquaristischen Literatur wurde bei der Zucht dieserArt einige Male von Tendenzen zur Polygamie berichtet. Eine Feststellung, die ich durch eigene Beobachtungen bisher noch nicht bestätigen kann.

Steatocranus ubanguiensis RossBrs &

öffentlicht.

Srewl.nr, 1976 aus dem Ubangui-System ist

S. tinanti hingegen ist besser bekannt.

Männchen dieser Art können bis fast 15 Zentimeter lang werden und zeigen im er-

Arten aus dem Kongo-Einzug und mit einer Maximallänge von acht Zentimeter (meistens bleiben die Fische aber kleiner) ein

wachsenen Ztstand extrem wuchtige Kiefer-

echter Zwergcichlide.

schließlich die letzte der beschriebenen

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Der Kopf ist relativ kurz mit rundlicher

Diese Art wird in den letzten Jahren regel-

Schnauze und die Stimlinie steil. Im Unter-

mäßig als Beifang bei Importen über Kin-

schied zu den anderen Arten der Gattung sind die Strahlen der Dorsalis und Analis im

shasa eingeführt. Daher könnte sich das Verbreitungsgebiet der Art in dieser Region zumindet im weiteren Sinne - befinden. Genaues ist aber nicht bekannt. Es handelt sich bei S. sp. ,,Rotauge" um eine

weichstrahligen Teil nur geringfüg ausgezogen. Die Körperfärbung ist dunkel grau-

braun. Wie bei S. casuarius und bei

,S.

glaber ist jede Schuppe dunkel mit einem hellen Rand. Die Geschlechter unterscheiden sich wenig. Die Männchen werden kaum größer und besitzen eine wenig ausgeprägtere Kopfpartie als die Weibchen. In der Fortpflanzung scheint diese Art vom üblichen Schema der Gattung abzuweichen: Stawikowski (1987) berichtete, daß bei dieser Art nach dem Ablaichen das Weib-

chen vorwiegend die Revierverteidigung übemimmt und Eier und Larven hauptsächlich vom Männchen betreut werden. Mindestens eine unbeschrieben Art aus dem Kongo ist aber noch bekannt: Steatocranus sp.,,Rotauge".

weitere kleinbleibende Steatocranzs-Art. '

Die Männchen werden bis neun Zentimeter lang. Auffällig sind die blutrot gefärbten Augen sich wohlfühlender Fische. Adulte Männchen können gut ausgeprägte Kopfbuckel entwickeln. Die letzte Art der Gattung die ich hier vorstellen möchte, ist gleichzeitig der eirrzige ,,Abweichler" in der Verbreilrtng. S. irvinei

(TRowevas, 1943). Diese Art kommt im oberen und mittleren Einzug des Volta-

Adulte Mönnchen von Steotocronus tinonti zeigen slork ousgeprögte Kieferportien Foto:

A

Lomboi

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Flußes

in Ghana vor. Sie wird für

die

Die Körperfärbung ist ein mittleres Grau

Gattung ziemlich groß. Im Aquarium er-

oder - bei dominanten Tieren

reichen Männchen bis zu 17 Zentimeter Ge-

Auffallend ist die blau gefärbte Unterlippe und ein weißer Saum der Dorsalis, der bei Weibchen oft breiter ist als bei den M?inn-

samtlänge, Weibchen aber nur höchstens zwölf Zentimeter. Zvr erfolgreichen Pflege werden große Aquarien benötigt, nicht zuletzt aufgrund der hohen intra- wie auch interspezifischen Aggressivität.

Auch im Aussehen und Verhalten unterscheidet sich die schlanke Ar1 ein wenig von den anderen Arten der Gattung: Zum Einen durch ihr stark unterständiges Maul und den auffallend überstehenden Oberkiefer, zum Anderen ist S. irvinei auch weniger rheophil und bedeutend schwimmfreudiger als seine Gattungsverwandten. Als einzige Art der Gattung besitzt,S. irvinei atch (nach Roberts & Stewart 1976) Schuppen auf den Kiemen-

-

fast schwarz.

chen. Männchen haben manchmal eine leicht rötliche und grüngelbe Färbung in den unpaaren Flossen. Stimmungsabhängig sind zwei Längsstreifen sichtbar. Gelege können sehr umfangreich sein. Ich konnte schon fast 200 Junge bei einer Brut zählen. Die Jungen werden ab dem Freischwimmen sehr gut durch beide Elternteile

und auch wesentlich intensiver als bei den meisten anderen Steatocranus betreut und geführt. Ansonsten entspricht S. irvinei dem grundsätzlichem Schema der Gattung.

deckeln. Insgesamt sind die Arten der Gattung SteatoAus dem Kongo ist die noch unbeschriebene

Art Steotocronus sp.,,Rotouge" bekonnt

DCG-lnformotionen, Sonderheft 2z 44-52

cranus sicherlich Cichliden, die den Liebhaber bunter Farben kaum beeindrucken werden.

Oben: lm Gegensotz zu den onderen Vertretern der Gotlung ist Steotocronus irvinei durchous ols,,schwimmfreudig" zu bezeichnen Unten: Weibchen von Steolocronus irvinei Fotos: A. Lomboj

Für alle Aquarianer, die vor allem eine Vorliebe für interessante Gestalten und Verhaltensweisen besitzen, sind es aber sehr empfehlenswerteArten. bei denen es sicher noch vieles neu oder erstmalig zu entdecken gibt.

Literotur Boulenger, G. A (1899): Poissons nouveuax du Congo. Ann Mus. Congo, zool Ser. 1, 1 (4) : 59 69. Pellegrin, J. (l 928): Possons du Chiloango et du Congo recueillis par l-exp6ditin du Dr. H. Schouteden

(1920 22). Ann. Mus. Congo Belge, zool. Ser. 1, 3 (1):1-s0. Poll, M. (1939): Les poissons du Stanleya-Pool. Ann Mus Roy. Congo Belge, ser Quarto, zoo,4 (1) :1-60. Roberts T. R. & StewartD. J (1976): AnEcological and Systematic Survey of Fishes in the Rapids of the Lower Zaire or Congo River. Bull. Mus Comp Zool. 147 (6): 239-311. Stawikowski, R. (1987): Buckelköpfe. Neues aus der Gattung Steatocranus. D. Aqu. * Ten Z. (DNIZ'1 40: 17-21.

(1987): Buckelköpfe. Neues aus der Gattung Steatocranus. D. Aqu. u Ten. Z. (.DN|Z) 40: 67-70. Trewavas, E 1943: A new Cichlid Fish from the Gold Coast. Ann Mag. Nat Hist. (11), 10: 186-191.

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